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So nutzen wir neurowissenschaftliche Erkenntnisse zur Verbesserung von Lehre und Bildung | Veerle Ponnet | TEDxPatosdeMinas

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    Als ich mein Studium abschloss,
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    verließ ich mein Heimatland,
    um im Tourismus zu arbeiten.
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    Sieben Jahre lang bereiste ich die Welt,
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    und irgendwo auf dem Weg
    erlernte ich Sprachen.
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    Ich verliebte mich,
    darum lernte ich Spanisch.
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    Ich lernte Französisch und Deutsch,
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    weil ich diese Sprachen
    für meinen Beruf brauchte.
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    Ich verbesserte mein Englisch,
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    weil ich es für die internationale
    Kommunikation brauchte.
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    Als ich den Job im Tourismus kündigte,
    fragten Leute mich,
  • 0:52 - 0:57
    ob ich ihnen helfen könnte, Französisch,
    Deutsch oder Spanisch zu lernen.
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    Da erkannte ich, dass Sprachkenntnis
    nicht automatisch heißt,
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    die Sprache unterrichten zu können.
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    Daher studierte ich nochmal.
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    Ich begann einen Master
    in angewandter Linguistik,
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    um Englisch als Fremdsprache
    zu unterrichten.
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    Aber das lieferte mir nicht
    das gewünschte Wissen.
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    Ich wollte unbedingt herausfinden,
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    warum etwas für mich so Leichtes,
    wie das Erlernen einer Sprache,
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    für andere kompliziert ist.
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    Ich wollte besser verstehen,
    wie das Gehirn funktioniert,
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    ich wollte helfen können.
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    Daher studierte ich weiter.
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    Ich wurde zertifizierter
    Neurolanguage-Coach
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    und später Life-Coach.
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    Vor Kurzem habe ich meinen Master
    in Neurodidaktik abgelegt.
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    Neurodidaktik klingt nach einer
    sehr komplizierten Fachrichtung.
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    Natürlich muss man sehr viel lernen,
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    aber ich beschreibe es gerne
    als wissenschaftlich erklärter,
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    gesunder Menschenverstand in der Bildung.
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    In der Neurodidaktik kommen Psychologie,
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    Neurowissenschaft und Didaktik zusammen.
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    Und mit dem Wissen werden
    Lehre und Lernen verbessert.
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    Wie genau bleibt Erlerntes hängen?
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    Und wie können wir helfen,
    dass Erlerntes hängen bleibt?
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    Eines wissen wir:
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    Lernen ohne Emotionen gibt es nicht.
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    Wir brauchen Emotionen,
    um neues Wissen zu erwerben.
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    Wir brauchen Emotionen,
    um dieses neue Wissen zu speichern.
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    Wir brauchen sie zum Denken,
    zur Problemlösung
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    und für konzentrierte Aufmerksamkeit.
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    Versuchen wir Folgendes:
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    Schließen Sie bitte Ihre Augen.
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    Schließen Sie Ihre Augen
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    und stellen Sie sich
    einen glücklichen Moment vor.
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    Vielleicht waren Sie letzte Woche
    mit Freunden am Strand.
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    Oder Sie gehen weiter zurück.
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    Vielleicht denken Sie an Ihren
    ersten Freund, Ihre erste Freundin.
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    Vielleicht auch Ihren ersten Kuss.
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    Wählen Sie irgendeinen
    glücklichen Moment aus,
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    der Ihnen in den Sinn kommt.
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    Erinnern Sie sich
    an möglichst viele Details.
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    Wo waren Sie?
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    Mit wem waren Sie dort?
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    Was hatten Sie an?
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    Wie war das Wetter an dem Tag?
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    War es heiß oder kalt?
    War es ein windiger Tag?
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    Was können Sie riechen?
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    Und wie fühlen Sie sich dabei?
  • 3:58 - 4:00
    Sicher können Sie sich
    an viele Details erinnern.
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    Sie können jetzt Ihre Augen öffnen.
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    Sie können sich sicher
    an viele Details erinnern.
  • 4:04 - 4:06
    Warum ist das so?
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    Unser Gehirn merkt sich
    gefühlsgeladene Ereignisse
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    besser als langweilige.
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    Obwohl die Wissenschaft die Details
    noch nicht genau kennt, wissen wir:
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    Positive Emotionen sind
    mit dem assoziativen Gedächtnis verbunden.
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    Wenn wir dieses Wissen
    im Unterricht anwenden, wissen wir:
  • 4:29 - 4:32
    Um lernen zu können,
  • 4:32 - 4:37
    ist eine kreative, hirngerechte
    und positive Unterrichtsatmosphäre nötig.
  • 4:40 - 4:45
    Wie können wir diese dringend benötigte
    positive Einstellung zum Lernen erzeugen?
  • 4:46 - 4:50
    Motivierte Studierende haben
    eine positive Einstellung zum Lernen.
  • 4:50 - 4:52
    Es gibt zwei Formen der Motivation.
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    Studierende können extrinsisch
    oder intrinsisch motiviert sein.
  • 4:59 - 5:03
    Die extrinsische Motivation verliert sich,
  • 5:03 - 5:06
    sobald die Studierenden
    die versprochene Prämie erhalten,
  • 5:06 - 5:09
    etwa nach dem Bestehen der Prüfung.
  • 5:10 - 5:13
    Wir suchen nach der Art von Motivation,
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    die intrinsisch motiviert ist.
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    Wir müssen die Motivation fördern,
    die von innen heraus kommt.
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    Studierende müssen Verantwortung
    für ihr Lernen übernehmen.
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    Als Pädagogen können wir
    Kenntnisse vermitteln,
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    aber wir können nicht die Köpfe
    der Studierenden öffen,
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    das Wissen hineinlegen
    und den Deckel wieder schließen.
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    Wäre das nicht einfach?
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    Studierende sind selbst
    dafür verantwortlich.
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    Warum sträuben sich viele Studierende,
    diese Verantwortung zu übernehmen?
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    Liegt es an Versagensängsten?
  • 5:59 - 6:01
    Der Angst vor Fehlern?
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    Wir machen nicht gerne Fehler.
  • 6:05 - 6:08
    Wir stehen nicht gerne dumm da.
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    Wir haben alle das Bedürfnis,
    unsere Egos zu schützen.
  • 6:12 - 6:17
    Daher ist es so wichtig,
    dass Klassenzimmer sichere Orte sind,
  • 6:17 - 6:21
    wo man Fehler machen
    und Fragen stellen darf.
  • 6:22 - 6:25
    Denken Sie daran:
    Niemand wird allwissend geboren.
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    Niemand kann von Geburt an Rad fahren.
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    Man steigt aufs Rad, fällt runter,
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    schrammt sich das Knie,
    stößt sich am Kopf,
  • 6:31 - 6:34
    steigt wieder aufs Rad
    und versucht es erneut.
  • 6:34 - 6:37
    Darum geht es beim Lernerlebnis.
  • 6:38 - 6:43
    Nur durch Ausprobieren
    und durch Fehler beim ersten Mal
  • 6:43 - 6:45
    versucht man es erneut
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    und kriegt es vielleicht
    beim zweiten oder dritten Mal hin.
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    Genauso wichtig ist es,
    unser eigenes Verhalten zu betrachten.
  • 6:57 - 6:58
    Sind wir motiviert?
  • 6:59 - 7:02
    Erlauben wir uns selbst,
    Fehler zu machen?
  • 7:04 - 7:07
    Stellen wir Fragen?
    Akzeptieren wir Feedback?
  • 7:09 - 7:14
    Die aktuelle Neurowissenschaft zeigt:
    Unsere Gefühle sind ansteckend.
  • 7:14 - 7:17
    Unsere Gehirne sind soziale Organe.
  • 7:17 - 7:19
    Wenn wir intensive Gefühle wahrnehmen,
  • 7:19 - 7:24
    nehmen wir diese Gefühle
    wie unsere eigenen wahr.
  • 7:26 - 7:28
    Dadurch tragen wir Verantwortung.
  • 7:29 - 7:33
    Wenn uns Pädagogen
    ein Fach am Herzen liegt,
  • 7:33 - 7:36
    sollten wir diese Leidenschaft
    teilen und zeigen,
  • 7:36 - 7:38
    denn niemand hört gern einer Person zu,
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    die vom eigenen Fach gelangweilt ist.
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    Unsere Spiegelneuronen sind für Gefühle
    von Empathie und Glück verantwortlich,
  • 7:48 - 7:54
    wenn wir eine andere Person sehen,
    die die gleichen Gefühle durchlebt.
  • 7:55 - 7:58
    Man kann es auch viel einfacher sagen:
  • 7:59 - 8:02
    Man bekommt, was man gibt.
  • 8:03 - 8:05
    Versuchen Sie es und lächeln Sie.
  • 8:05 - 8:10
    Sie werden sehen, Ihr lächelndes Gesicht
    wird meist mit einem Lächeln erwidert.
  • 8:13 - 8:17
    Meiner Meinung nach sollte
    das Grundwissen der Neurodidaktik
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    jedem bekannt sein.
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    Wir müssen nicht alle
    Neurowissenschaftler werden,
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    aber das Grundverständnis,
    wie das Gehirn funktioniert,
  • 8:27 - 8:32
    sollte Teil der Ausbildung in Grundschule,
    Gymnasium und Universtiät sein.
  • 8:32 - 8:36
    Auf jeden Fall sollte man es
    in die Lehrerausbildung aufnehmen.
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    Neurodidaktik ist zwar keine Wunderpille,
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    die alle Probleme beim Unterrichten löst.
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    Aber sie wird uns helfen,
    einige Lösungen zu finden,
  • 8:49 - 8:53
    denn nur durch Wissensaustausch
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    regen wir die Entwicklung von Bildung an.
  • 8:57 - 9:00
    Wir teilen dieses Wissen
    mit Studierenden, Eltern,
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    Lehrern und Bildungsspezialisten.
  • 9:03 - 9:09
    So sind wir alle Teil dieser
    natürlichen Entwicklung in der Lehre.
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    Wenn Sie der gleichen Meinung sind,
  • 9:13 - 9:18
    möchte ich Sie dazu einladen,
    zu lesen und nachzuforschen,
  • 9:18 - 9:22
    was diesen faszinierenden,
    neuen Bildungsansatz ausmacht.
  • 9:22 - 9:25
    Greifen Sie die Idee auf.
    Geben Sie das Wissen weiter.
  • 9:25 - 9:26
    Verbreiten Sie die Botschaft.
  • 9:26 - 9:29
    Mit unser aller Hilfe
    können wir es schaffen.
  • 9:29 - 9:31
    Die Zukunft der Bildung
    ist vielversprechend.
  • 9:31 - 9:33
    Danke.
  • 9:33 - 9:35
    (Applaus)
Title:
So nutzen wir neurowissenschaftliche Erkenntnisse zur Verbesserung von Lehre und Bildung | Veerle Ponnet | TEDxPatosdeMinas
Description:

Niemand wird allwissend geboren, aber Veerle Ponnet wollte unbedingt verstehen, warum das Erlernen von Sprachen für manche Menschen schwieriger ist als für andere. Ihre Reise führte sie in die Neurowissenschaft, wo sie als Neurodidaktikerin der Bildung zu einem positiven Wandel verhilft.

Dieser Vortrag wurde bei einem TEDx-Event gehalten, der dem Format für TED-Konferenzen entspricht, aber eigenständig von einem lokalen Veranstalter organisiert wurde. Erfahren Sie mehr unter http://ted.com/tedx

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English
Team:
closed TED
Project:
TEDxTalks
Duration:
09:44

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