So nutzen wir neurowissenschaftliche Erkenntnisse zur Verbesserung von Lehre und Bildung | Veerle Ponnet | TEDxPatosdeMinas
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0:17 - 0:19Als ich mein Studium abschloss,
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0:20 - 0:23verließ ich mein Heimatland,
um im Tourismus zu arbeiten. -
0:24 - 0:26Sieben Jahre lang bereiste ich die Welt,
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0:26 - 0:29und irgendwo auf dem Weg
erlernte ich Sprachen. -
0:30 - 0:33Ich verliebte mich,
darum lernte ich Spanisch. -
0:34 - 0:36Ich lernte Französisch und Deutsch,
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0:36 - 0:39weil ich diese Sprachen
für meinen Beruf brauchte. -
0:40 - 0:42Ich verbesserte mein Englisch,
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0:42 - 0:47weil ich es für die internationale
Kommunikation brauchte. -
0:49 - 0:52Als ich den Job im Tourismus kündigte,
fragten Leute mich, -
0:52 - 0:57ob ich ihnen helfen könnte, Französisch,
Deutsch oder Spanisch zu lernen. -
0:57 - 1:02Da erkannte ich, dass Sprachkenntnis
nicht automatisch heißt, -
1:02 - 1:05die Sprache unterrichten zu können.
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1:06 - 1:08Daher studierte ich nochmal.
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1:09 - 1:13Ich begann einen Master
in angewandter Linguistik, -
1:13 - 1:15um Englisch als Fremdsprache
zu unterrichten. -
1:17 - 1:20Aber das lieferte mir nicht
das gewünschte Wissen. -
1:21 - 1:23Ich wollte unbedingt herausfinden,
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1:23 - 1:27warum etwas für mich so Leichtes,
wie das Erlernen einer Sprache, -
1:27 - 1:29für andere kompliziert ist.
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1:30 - 1:34Ich wollte besser verstehen,
wie das Gehirn funktioniert, -
1:34 - 1:36ich wollte helfen können.
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1:36 - 1:38Daher studierte ich weiter.
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1:38 - 1:41Ich wurde zertifizierter
Neurolanguage-Coach -
1:41 - 1:44und später Life-Coach.
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1:44 - 1:49Vor Kurzem habe ich meinen Master
in Neurodidaktik abgelegt. -
1:50 - 1:54Neurodidaktik klingt nach einer
sehr komplizierten Fachrichtung. -
1:54 - 1:57Natürlich muss man sehr viel lernen,
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1:57 - 2:02aber ich beschreibe es gerne
als wissenschaftlich erklärter, -
2:02 - 2:05gesunder Menschenverstand in der Bildung.
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2:07 - 2:10In der Neurodidaktik kommen Psychologie,
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2:10 - 2:14Neurowissenschaft und Didaktik zusammen.
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2:14 - 2:20Und mit dem Wissen werden
Lehre und Lernen verbessert. -
2:22 - 2:26Wie genau bleibt Erlerntes hängen?
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2:27 - 2:30Und wie können wir helfen,
dass Erlerntes hängen bleibt? -
2:32 - 2:33Eines wissen wir:
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2:33 - 2:36Lernen ohne Emotionen gibt es nicht.
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2:37 - 2:40Wir brauchen Emotionen,
um neues Wissen zu erwerben. -
2:41 - 2:44Wir brauchen Emotionen,
um dieses neue Wissen zu speichern. -
2:45 - 2:49Wir brauchen sie zum Denken,
zur Problemlösung -
2:49 - 2:53und für konzentrierte Aufmerksamkeit.
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2:55 - 2:57Versuchen wir Folgendes:
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2:58 - 3:01Schließen Sie bitte Ihre Augen.
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3:02 - 3:03Schließen Sie Ihre Augen
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3:04 - 3:07und stellen Sie sich
einen glücklichen Moment vor. -
3:09 - 3:13Vielleicht waren Sie letzte Woche
mit Freunden am Strand. -
3:14 - 3:16Oder Sie gehen weiter zurück.
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3:16 - 3:19Vielleicht denken Sie an Ihren
ersten Freund, Ihre erste Freundin. -
3:19 - 3:21Vielleicht auch Ihren ersten Kuss.
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3:22 - 3:26Wählen Sie irgendeinen
glücklichen Moment aus, -
3:26 - 3:28der Ihnen in den Sinn kommt.
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3:31 - 3:35Erinnern Sie sich
an möglichst viele Details. -
3:36 - 3:38Wo waren Sie?
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3:39 - 3:41Mit wem waren Sie dort?
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3:42 - 3:43Was hatten Sie an?
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3:44 - 3:45Wie war das Wetter an dem Tag?
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3:45 - 3:49War es heiß oder kalt?
War es ein windiger Tag? -
3:50 - 3:52Was können Sie riechen?
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3:53 - 3:55Und wie fühlen Sie sich dabei?
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3:58 - 4:00Sicher können Sie sich
an viele Details erinnern. -
4:00 - 4:02Sie können jetzt Ihre Augen öffnen.
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4:02 - 4:04Sie können sich sicher
an viele Details erinnern. -
4:04 - 4:06Warum ist das so?
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4:07 - 4:11Unser Gehirn merkt sich
gefühlsgeladene Ereignisse -
4:11 - 4:14besser als langweilige.
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4:15 - 4:19Obwohl die Wissenschaft die Details
noch nicht genau kennt, wissen wir: -
4:19 - 4:24Positive Emotionen sind
mit dem assoziativen Gedächtnis verbunden. -
4:25 - 4:29Wenn wir dieses Wissen
im Unterricht anwenden, wissen wir: -
4:29 - 4:32Um lernen zu können,
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4:32 - 4:37ist eine kreative, hirngerechte
und positive Unterrichtsatmosphäre nötig. -
4:40 - 4:45Wie können wir diese dringend benötigte
positive Einstellung zum Lernen erzeugen? -
4:46 - 4:50Motivierte Studierende haben
eine positive Einstellung zum Lernen. -
4:50 - 4:52Es gibt zwei Formen der Motivation.
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4:53 - 4:58Studierende können extrinsisch
oder intrinsisch motiviert sein. -
4:59 - 5:03Die extrinsische Motivation verliert sich,
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5:03 - 5:06sobald die Studierenden
die versprochene Prämie erhalten, -
5:06 - 5:09etwa nach dem Bestehen der Prüfung.
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5:10 - 5:13Wir suchen nach der Art von Motivation,
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5:13 - 5:15die intrinsisch motiviert ist.
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5:16 - 5:23Wir müssen die Motivation fördern,
die von innen heraus kommt. -
5:24 - 5:28Studierende müssen Verantwortung
für ihr Lernen übernehmen. -
5:29 - 5:33Als Pädagogen können wir
Kenntnisse vermitteln, -
5:33 - 5:36aber wir können nicht die Köpfe
der Studierenden öffen, -
5:36 - 5:39das Wissen hineinlegen
und den Deckel wieder schließen. -
5:39 - 5:41Wäre das nicht einfach?
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5:42 - 5:45Studierende sind selbst
dafür verantwortlich. -
5:48 - 5:53Warum sträuben sich viele Studierende,
diese Verantwortung zu übernehmen? -
5:55 - 5:58Liegt es an Versagensängsten?
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5:59 - 6:01Der Angst vor Fehlern?
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6:02 - 6:04Wir machen nicht gerne Fehler.
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6:05 - 6:08Wir stehen nicht gerne dumm da.
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6:08 - 6:11Wir haben alle das Bedürfnis,
unsere Egos zu schützen. -
6:12 - 6:17Daher ist es so wichtig,
dass Klassenzimmer sichere Orte sind, -
6:17 - 6:21wo man Fehler machen
und Fragen stellen darf. -
6:22 - 6:25Denken Sie daran:
Niemand wird allwissend geboren. -
6:25 - 6:28Niemand kann von Geburt an Rad fahren.
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6:28 - 6:29Man steigt aufs Rad, fällt runter,
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6:29 - 6:31schrammt sich das Knie,
stößt sich am Kopf, -
6:31 - 6:34steigt wieder aufs Rad
und versucht es erneut. -
6:34 - 6:37Darum geht es beim Lernerlebnis.
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6:38 - 6:43Nur durch Ausprobieren
und durch Fehler beim ersten Mal -
6:43 - 6:45versucht man es erneut
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6:45 - 6:49und kriegt es vielleicht
beim zweiten oder dritten Mal hin. -
6:52 - 6:55Genauso wichtig ist es,
unser eigenes Verhalten zu betrachten. -
6:57 - 6:58Sind wir motiviert?
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6:59 - 7:02Erlauben wir uns selbst,
Fehler zu machen? -
7:04 - 7:07Stellen wir Fragen?
Akzeptieren wir Feedback? -
7:09 - 7:14Die aktuelle Neurowissenschaft zeigt:
Unsere Gefühle sind ansteckend. -
7:14 - 7:17Unsere Gehirne sind soziale Organe.
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7:17 - 7:19Wenn wir intensive Gefühle wahrnehmen,
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7:19 - 7:24nehmen wir diese Gefühle
wie unsere eigenen wahr. -
7:26 - 7:28Dadurch tragen wir Verantwortung.
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7:29 - 7:33Wenn uns Pädagogen
ein Fach am Herzen liegt, -
7:33 - 7:36sollten wir diese Leidenschaft
teilen und zeigen, -
7:36 - 7:38denn niemand hört gern einer Person zu,
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7:38 - 7:41die vom eigenen Fach gelangweilt ist.
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7:42 - 7:48Unsere Spiegelneuronen sind für Gefühle
von Empathie und Glück verantwortlich, -
7:48 - 7:54wenn wir eine andere Person sehen,
die die gleichen Gefühle durchlebt. -
7:55 - 7:58Man kann es auch viel einfacher sagen:
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7:59 - 8:02Man bekommt, was man gibt.
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8:03 - 8:05Versuchen Sie es und lächeln Sie.
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8:05 - 8:10Sie werden sehen, Ihr lächelndes Gesicht
wird meist mit einem Lächeln erwidert. -
8:13 - 8:17Meiner Meinung nach sollte
das Grundwissen der Neurodidaktik -
8:17 - 8:19jedem bekannt sein.
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8:19 - 8:22Wir müssen nicht alle
Neurowissenschaftler werden, -
8:22 - 8:27aber das Grundverständnis,
wie das Gehirn funktioniert, -
8:27 - 8:32sollte Teil der Ausbildung in Grundschule,
Gymnasium und Universtiät sein. -
8:32 - 8:36Auf jeden Fall sollte man es
in die Lehrerausbildung aufnehmen. -
8:38 - 8:41Neurodidaktik ist zwar keine Wunderpille,
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8:41 - 8:44die alle Probleme beim Unterrichten löst.
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8:45 - 8:47Aber sie wird uns helfen,
einige Lösungen zu finden, -
8:49 - 8:53denn nur durch Wissensaustausch
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8:53 - 8:56regen wir die Entwicklung von Bildung an.
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8:57 - 9:00Wir teilen dieses Wissen
mit Studierenden, Eltern, -
9:00 - 9:02Lehrern und Bildungsspezialisten.
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9:03 - 9:09So sind wir alle Teil dieser
natürlichen Entwicklung in der Lehre. -
9:11 - 9:13Wenn Sie der gleichen Meinung sind,
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9:13 - 9:18möchte ich Sie dazu einladen,
zu lesen und nachzuforschen, -
9:18 - 9:22was diesen faszinierenden,
neuen Bildungsansatz ausmacht. -
9:22 - 9:25Greifen Sie die Idee auf.
Geben Sie das Wissen weiter. -
9:25 - 9:26Verbreiten Sie die Botschaft.
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9:26 - 9:29Mit unser aller Hilfe
können wir es schaffen. -
9:29 - 9:31Die Zukunft der Bildung
ist vielversprechend. -
9:31 - 9:33Danke.
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9:33 - 9:35(Applaus)
- Title:
- So nutzen wir neurowissenschaftliche Erkenntnisse zur Verbesserung von Lehre und Bildung | Veerle Ponnet | TEDxPatosdeMinas
- Description:
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Niemand wird allwissend geboren, aber Veerle Ponnet wollte unbedingt verstehen, warum das Erlernen von Sprachen für manche Menschen schwieriger ist als für andere. Ihre Reise führte sie in die Neurowissenschaft, wo sie als Neurodidaktikerin der Bildung zu einem positiven Wandel verhilft.
Dieser Vortrag wurde bei einem TEDx-Event gehalten, der dem Format für TED-Konferenzen entspricht, aber eigenständig von einem lokalen Veranstalter organisiert wurde. Erfahren Sie mehr unter http://ted.com/tedx
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- English
- Team:
- closed TED
- Project:
- TEDxTalks
- Duration:
- 09:44