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Rogier van der Heide: Warum Licht Dunkelheit erfordert

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    Auf dem Bildschirm steht ein faszinierendes Zitat:
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    "Licht schafft Ambiente und
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    Atmosphäre und
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    ist Ausdruck von Struktur."
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    Dieser Ausspruch ist jedoch nicht von mir.
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    Er stammt natürlich von Le Corbusier,
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    dem bekannten Architekten.
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    Und hier sehen sie, in einem dieser schönen Gebäude,
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    was er damit gemeint hat --
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    der Kapelle Notre Dame du Haut von Ronchamp --
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    in der er auf eine Weise Licht schafft,
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    die nur dank der Dunkelheit möglich ist.
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    Und dies ist der Schwerpunkt
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    des 18-minütigen Vortrags --
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    es gibt keine Beleuchtung im positiven Sinne,
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    die gesund ist und unser Wohlbefinden fördert;
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    ohne angemessene Dunkelheit.
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    So würden wir normalerweise unsere Büros beleuchten.
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    Dafür gibt es Richtlinien und Standards,
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    die angeben, dass das Licht einen bestimmten Lux-Wert aufweisen soll
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    und sehr gleichmäßig strahlen soll.
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    So wird anhand einer regelmäßigen Anordnung von Lampen
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    von einer Wand zur anderen
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    eine gleichmäßige Beleuchtung erzielt.
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    Das unterscheidet sich sehr
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    von dem Beispiel von Le Corbusier,
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    das ich ihnen gerade gezeigt habe.
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    Wenn wir diese Richtlinien und Standards
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    auf das Pantheon in Rom anwenden würden,
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    würde es nie so wie heute ausgesehen haben,
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    da dieser wunderschöne, natürliche
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    Lichteinfall
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    nur zu sehen ist,
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    weil in diesem Gebäude auch Dunkelheit herrscht.
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    So ähnlich sagte das auch Santiago Calatrava
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    mit dem Spruch: "Licht lasse ich in meine Gebäude
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    aus Gründen der Behaglichkeit einfließen."
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    Damit meinte er nicht den Komfort eines Fünf-Gänge-Menüs
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    gegenüber einem Ein-Gang-Menü,
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    sondern er meinte wirklich den Komfort
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    der Gebäudequalität für die Menschen.
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    Er meinte damit, dass man den Himmel sehen
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    und auch die Sonne genießen kann.
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    Er hat diese phantastischen Gebäude entworfen,
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    in denen sie den Himmel sehen können
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    und in denen sie auch die Sonne genießen können.
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    Dies trägt in der bebauten Umgebung allein durch die
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    Bedeutung des Lichts
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    mit seiner Helligkeit und den Schatten, die es wirft, zu einer besseren Lebensqualität bei.
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    Es läuft alles auf die Sonne hinaus.
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    Und dieses Bild von der Sonne könnte suggerieren,
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    dass die Sonne etwas schlechtes und schädliches ist.
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    Jedoch sollten wir nicht vergessen, dass die gesamte Energie auf diesem Planeten
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    von der Sonne erzeugt wird.
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    Das Licht ist nur ein Ergebnis
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    dieser Energie.
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    Die Sonne steht für Dynamik, Farbveränderung und
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    für Schönheit in unserer Umwelt,
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    wie in diesem Gebäude --
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    dem High Museum of Art in Atlanta (USA),
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    das von dem Italiener Renzo Piano
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    zusammen mit Arup Lighting,
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    einem ausgezeichneten Team von Lichtdesignern entwickelt wurde,
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    die
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    angesichts der Sonnenstrahlen draußen
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    eine äußerst feine Lichtmodulation im Raum schaffen,
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    bedingt durch die
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    kreativ gestalteten, offenen Bereiche im Dach.
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    Indirekt können sie so
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    die Sonne wahrnehmen.
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    Es wurde ein
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    wesentliches Bauelement geschaffen,
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    mit dem die Qualität des Raumes verbessert wird,
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    in dem sich die Besucher des Museums aufhalten.
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    Sie haben diesen Schatten,
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    den sie hier sehen können
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    und der eigentlich die Sonne bedeckt,
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    jedoch das Himmelslicht hindurchlässt, geschaffen.
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    Hier sehen sie, wie ein
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    ein schöner Designprozess
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    mit physikalischen Modellen
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    und quantitativen sowie qualitativen Methoden
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    wirklich gestaltet wurde, um am Ende eine Lösung zu erzielen,
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    die wirklich in die Architektur integriert ist
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    und alle Aspekte umfasst.
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    Auf dem Weg zur richtigen Lösung passierten einige Fehler.
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    Wie sie hier sehen können, fällt Licht direkt auf den Boden,
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    jedoch konnte ohne Probleme herausgefunden werden, wo es herkommt.
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    In diesem Gebäude dürfen die Besucher
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    die Sonne wirklich genießen,
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    den positiven Aspekt der Sonne.
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    Die Sonne genießen,
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    das kann natürlich auf unterschiedliche Art und Weise erfolgen.
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    Entweder so
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    oder auch so, was etwas seltsam anmutet.
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    Es ist ein Bild aus dem Jahr 1963 --
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    der Blick auf die Sonnenfinsternis
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    in den USA.
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    Da es dort oben etwas hell ist,
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    haben diese Leute eine sehr interessante Lösung gefunden.
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    Dies ist meiner Meinung nach ein sehr anschauliches Bild für das, was ich sagen möchte --
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    dass die großartige Dynamik der Sonne,
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    die in das Gebäude fließt,
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    eine Qualität unserer bebauten Umgebung schafft,
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    die sich positiv auf unser Leben auswirkt.
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    Es geht im Wesentlichen um Dunkelheit
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    genauso wie es natürlich um Helligkeit geht,
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    da die Dynamik sonst nicht erfahrbar wäre.
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    Im Gegensatz zum ersten Büro, dass ich ihnen
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    zu Beginn des Vortrags gezeigt habe,
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    ist dies hier ein äußerst bekanntes Bürogebäude, nämlich dass der White-Gruppe.
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    Ihr Geschäftsfeld ist die umweltfreundliche Energieberatung oder so ähnlich.
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    Dieses Unternehmen setzt das, wofür es steht, in die Praxis um,
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    da dieses Büro über gar keine elektrische Beleuchtung verfügt.
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    Lediglich auf einer Seite
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    gibt es dieses sehr große Glasfenster,
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    dass das Sonnenlicht weiter
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    in den Raum eindringen lässt
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    und dort für einen wunderbaren Lichteinfall sorgt und sehr viel Dynamik schafft.
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    So kann es draußen sehr trüb sein und sie können dennoch arbeiten
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    oder es kann draußen sehr hell sein und sie können arbeiten.
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    Das menschliche Auge
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    ist jedoch außergewöhnlich anpassungsfähig
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    an all diese unterschiedlichen Lichtbedingungen,
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    die zusammen eine Umgebung schaffen,
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    die niemals langweilig und trist erscheint
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    und uns so zu mehr Lebensqualität verhilft.
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    Diesen Mann muss ich ihnen kurz vorstellen.
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    Das ist Richard Kelly,
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    der vor 100 Jahren geboren wurde.
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    Aus diesem Grund erwähne ich ihn,
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    da es sich um ein Jubiläumsjahr handelt.
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    In den 30ern war Richard Kelly der Erste,
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    der eine Abhandlung über
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    modernes Lichtdesign geschrieben hat.
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    Er prägte die drei Termini:
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    "focal glow (Licht zum Hinsehen)",
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    "ambient luminescence (Licht zum Sehen)"
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    und "play of brilliants (Licht zum Ansehen)"
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    anhand sehr unterschiedlicher
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    Gedanken über Licht in der Architektur,
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    die zusammen
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    in diese tolle Erfahrung einfließen.
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    Beginnen wir mit dem Licht zum Hinsehen.
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    Er meinte damit so etwas,
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    wo Licht den Raum beeinflusst
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    und ihnen die Richtung weist.
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    Oder so etwas, hier handelt es sich um das Lichtdesign,
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    das er für den Autosalon von General Motors entwickelt hat.
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    Sie betreten diesen Raum
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    und denken: "Großartig! Es ist so beeindruckend",
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    allein wegen dieses Blickpunkts,
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    dieser riesigen Lichtquelle in der Mitte.
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    Für mich steht das in Verbindung mit Theater,
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    darauf komme ich etwas später noch zurück.
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    Es ist der Scheinwerfer, der auf den Künstler gerichtet ist,
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    der sie dabei unterstützt, sich auf diesen zu konzentrieren.
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    Es könnte auch das Sonnenlicht sein, das durch die Wolken strahlt
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    und auf ein Stück Land scheint,
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    es im Gegensatz zur dunklen Umgebung
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    besonders hervorhebt.
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    Oder im Einzelhandel --
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    die Ware wird beleuchtet
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    und es werden Akzente geschaffen, die ihnen Orientierung bieten.
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    Bei dem Licht zum Sehen handelt es sich um etwas anderes.
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    Richard Kelly betrachtete dies als etwas unendliches,
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    etwas ohne Fokus,
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    etwas, wo sich alle Details
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    in der Unendlichkeit auflösen.
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    Ich sehe es als eine sehr angenehme Art des Lichts,
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    die uns richtig entspannen lässt
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    und bei der man gut nachdenken kann.
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    Es könnte auch so etwas sein:
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    das National Museum of Science in London,
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    in dem das blaue Licht
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    großvolumig sämtliche Ausstellungen und Galerien
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    umhüllt.
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    Zu guter letzt geht es um Kelly's Auffassung vom Licht zum Ansehen.
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    Das ist die Skyline von Hong Kong
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    oder der Kronleuchter in der Oper
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    oder in dem Theater hier,
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    der zur Dekoration dient und
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    das Besondere darstellt, etwas Verspieltes,
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    etwas das lediglich eine Ergänzung
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    der architektonischen Umgebung darstellt, würde ich sagen.
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    Diese drei klaren Elemente
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    bilden zusammen eine Belichtungsumgebung,
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    die sich positiv auf uns auswirkt.
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    Diese können wir nur durch Dunkelheit entstehen lassen.
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    Ich werde dies näher erläutern.
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    Und ich vermute, dass dies etwas ist, was Richard Kelly, hier links,
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    Ludwig Mies Van der Rohe erklärte.
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    Hinter ihnen sehen sie das Seagram Building,
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    das später zu
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    einer Ikone des modernen Lichtdesigns wurde.
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    In dieser Zeit gab es bereits einige frühe Versuche
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    auch im Bereich der Lichttherapie.
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    Sie können hier ein Foto der United States Library of Medicine sehen,
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    wo Menschen dem Sonnenlicht ausgesetzt werden, um gesund zu werden.
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    Das ist eine etwas andere Geschichte,
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    dieser Gesundheitsaspekt des Lichts,
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    als das was ich ihnen heute erzähle.
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    In der heutigen modernen Medizin
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    herrscht ein wirkliches Verständnis des Lichts vor
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    auf nahezu biochemische Art und Weise.
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    Es gibt die Idee,
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    dass uns beim Ansehen von Dingen
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    das gelbe Licht am meisten hilft,
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    darauf regieren wir am empfindlichsten.
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    Unser Biorythmus jedoch,
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    der Rythmus, der uns beim Aufwachen und Schlafen,
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    aufmerksam und entspannt sein usw. unterstützt,
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    reagiert jedoch besser auf blaues Licht.
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    Durch die Anpassung der Menge des blauen Lichts
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    in unserer Umgebung
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    können wir Menschen dabei helfen, zu entspannen oder aufmerksam zu sein,
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    einzuschlafen oder wach zu bleiben.
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    Auf diese Weise
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    kann Licht in naher Zukunft
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    in Krankenhäusern eingesetzt werden,
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    damit Menschen schneller gesund werden,
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    sich rascher erholen.
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    Vielleicht kann so in Flugzeugen
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    der Jetlag bewältigt werden.
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    Eventuell kann man in Schulen so Kinder unterstützen, besser zu lernen,
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    da sie sich mehr auf ihre Arbeit konzentrieren.
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    Viele weitere Anwendungen sind so vorstellbar.
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    Jedoch würde ich gern noch mehr
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    über die Kombination von
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    Licht und Dunkelheit
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    als Qualität in unserem Leben erzählen.
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    Licht ist somit natürlich auch wichtig für soziale Interaktion --
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    für die Entwicklung von Freundschaften
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    mit allen dazugehörigen, uns umgebenden Aspekten.
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    Es ist der Ort, um den wir uns versammeln,
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    wenn wir einander etwas zu erzählen haben.
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    Es geht vor allem um diesen Planeten.
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    Wenn sie sich jedoch diesen Planeten nachts anschauen, sieht er so aus.
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    Meiner Meinung nach ist dies das erschreckendste Bild,
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    das ich heute während meines Vortrags zeige.
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    Das gesamte Licht hier
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    strahlt in den Himmel.
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    Nie erreicht es den Erdboden,
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    wofür es bestimmt war.
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    Niemals können die Menschen davon profitieren.
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    Es beeinträchtigt nur die Dunkelheit.
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    Die gesamte Erde betrachtet, sieht es so aus.
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    Ich finde das was sie hier sehen recht verblüffend --
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    wieviel Licht in den Himmel strahlt
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    und nie den Boden erreicht.
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    Denn wenn wir uns die Erde ansehen, wie sie aussehen sollte,
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    würde das ein so inspirierendes Bild, wie dieses ergeben,
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    wo die Dunkelheit für unsere Vorstellungskraft dient
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    und zum Nachdenken anregt
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    und uns dabei hilft, alles in Beziehung zu einander zu bringen.
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    Dennoch verändert sich die Welt
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    und die Urbanisierung ist der Motor für alles.
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    Dieses Foto habe ich vor vierzehn Tagen in Guangzhou aufgenommen
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    und erkannte, dass es vor 10 Jahren
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    keines dieser Gebäude gab.
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    Es war einfach eine viel kleinere Stadt
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    und das Tempo der Urbanisierung
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    ist unglaublich und gewaltig.
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    Wir müssen diese grundlegenden Fragen verstehen:
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    Wie bewegen sich die Leute durch diese neuen städtischen Räume?
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    Wie tauschen sie sich über ihre Kultur aus?
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    Wie gehen wir mit Dingen wie Mobilität um?
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    Wie kann Licht in diesem Fall helfen?
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    Denn die neuen Technologien
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    scheinen hinsichtlich der Problemlösungen in puncto
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    Urbanisierung und Gestaltung einer
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    besseren Umgebung, eine sehr interessante Position einzunehmen.
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    Es ist noch nicht so lange her,
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    dass wir für die Beleuchtung
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    diese Art von Lampen nutzten.
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    Und selbstverständlich hatten wir die Metallhalogenidlampen und Leuchtstofflampen
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    usw.
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    Jetzt haben wir LED-Lampen,
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    hier sehen sie die neueste,
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    und sie sehen wie unglaublich klein diese ist.
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    Und dies ist genau das, was uns eine einmalige Möglichkeit eröffnet,
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    da uns diese kleinen Lampen
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    erlauben, das Licht überall dort einzusetzen, wo wir es wirklich brauchen.
  • 11:30 - 11:32
    Und dort, wo wir es gar nicht brauchen und es dunkel bleiben soll,
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    können wir es vermeiden.
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    Dies ist ein wirklich interessanter Plan, meine ich,
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    und stellt eine neue Möglichkeit der Beleuchtung der architektonischen Umgebung
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    mit Rücksichtnahme auf unsere Gesundheit dar.
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    Das Problem ist allerdings, dass ich ihnen erklären möchte, wie es funktioniert --
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    jedoch könnte ich vier Stück auf meinen Finger setzen,
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    sodass sie diese nicht wirklich sehen könnten.
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    Deshalb habe ich unser Labor gebeten, dieses Problem zu lösen
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    und sie sagten: "Ja, da können wir was machen."
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    Sie haben für mich die weltweit größte LED entwickelt,
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    insbesondere für TEDx in Amsterdam.
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    Hier ist sie.
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    Es ist dieselbe, die sie hier sehen können -- bloß 200 mal größer.
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    Und ich erkläre ihnen kkurz, wie sie funktioniert.
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    Nur zur Erläuterung.
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    Jede LED, die heute hergestellt wird,
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    strahlt blaues Licht aus.
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    Das ist nicht sehr angenehm und behaglich.
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    Aus diesem Grund
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    bedecken wir die LED
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    mit einem Phosphordeckel.
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    Phosphor wird durch das blaue Licht angeregt
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    und das Licht wird weiß, warm und angenehm.
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    Und wenn sie die Linse draufsetzen,
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    können sie das Licht bündeln und es dorthin senden, wo immer sie es brauchen,
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    ohne dass Licht unnötig in den
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    Himmel oder woandershin strahlt.
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    So wird die Dunkelheit bewahrt und Licht erzeugt.
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    Das wollte ich ihnen nur zeigen,
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    damit sie verstehen, wie es funktioniert.
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    Vielen Dank.
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    Dann können wir darauf aufbauen.
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    Somit müssen wir die Möglichkeiten für die Beleuchtung unserer Städte neu durchdenken.
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    Wir müssen wieder
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    über Licht als Standardlösung nachdenken.
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    Warum sind sämtliche Autobahnen ständig beleuchtet?
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    Ist das wirklich notwendig?
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    Können wir eventuell etwas wählerischer sein
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    und bessere Umgebungen schaffen, die ebenso von der Dunkelheit profitieren?
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    Können wir Licht dezenter verwenden?
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    Wie hier -- dies ist tatsächlich ein sehr niedriger Lichtpegel.
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    Können wir die Menschen mehr
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    in die Lichtprojekte einbeziehen, die wir entwerfen,
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    sodass sie wirklich damit in Berührung kommen, wie hier zum Beispiel?
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    Oder können wir einfach Skulpturen schaffen,
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    die sowohl von innen und außen sehr inspirierend erscheinen?
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    Können wir die Dunkelheit schützen?
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    Denn es ist heutzutage äußerst schwer, auf der Erde
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    einen Platz wie diesen zu finden.
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    Und einen Sternenhimmel wie diesen zu entdecken, ist noch schwieriger.
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    Sogar in den Meeren erzeugen wir jede Menge Licht,
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    die wir tatsächlich eindämmen könnten auch zum Schutz
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    der Gesundheit der Tiere.
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    Und es ist bekannt, dass Zugvögel zum Beispiel
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    die Orientierung verlieren,
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    wegen dieser Offshore-Anlagen.
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    Zudem haben wir herausgefunden, dass wenn wir hier grünes Licht verwenden,
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    die Vögel tatsächlich in die richtige Richtung fliegen.
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    Sie werden nicht mehr gestört.
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    Es stellt sich wieder heraus,
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    dass die spektrale Empfindlichkeit
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    hier eine sehr große Bedeutung trägt.
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    Bei all diesen Beispielen denke ich,
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    sollten wir damit beginnen, Licht aus Dunkelheit zu erzeugen
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    und die Dunkelheit als Projektionsfläche zu nutzen --
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    wie das bildende Künstler,
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    wie zum Beispiel Edwar Hopper bei diesem Gemälde, machen.
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    Meiner Meinung nach enthält dieses Bild sehr viel Spannung.
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    Wenn ich es mir anschaue,
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    beginne ich, darüber nachzudenken, wer diese Leute sind?
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    Woher sind sie gekommen? Wohin gehen sie?
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    Was ist gerade passiert? Was wird in den nächsten fünf Minuten passieren?
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    Und es bringt aufgrund der Dunkelheit und des Lichts
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    alle diese Geschichten sowie die ganze Spannung zum Ausdruck.
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    Edward Hopper war ein wahrer Meister,
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    der die Erzählung durch das
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    Arbeiten mit Hell und Dunkel aufbaute.
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    Daraus können wir lernen
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    und interessantere sowie inspirierendere architektonische Umgebungen schaffen.
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    Wir können dies in Einkaufszentren wie diesem umsetzen.
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    Und sie können weiterhin nach draußen gehen
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    und sich an der größten Show des Universums erfreuen,
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    die natürlich das Universum selbst zu bieten hat.
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    Ich zeige ihnen dieses wunderbare, aussagekräftige
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    Bild des Himmels,
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    es beginnt beim Stadtzentrum,
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    in dem sie ein oder zwei Sterne sehen können und sonst nichts,
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    und geht bis hin zu den ländlichen Umgebungen,
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    wo sie
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    diese großartigen und wunderschönen
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    Konstellationen sowie Sterne sehen können.
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    In der Architektur funktioniert es genauso.
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    Indem sie die Dunkelheit schätzen, wenn sie Lichtdesign entwerfen,
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    schaffen sie viel interessantere Umgebungen,
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    die unser Leben in der Tat angenehmer machen.
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    Dies ist das bekannteste Beispiel dafür:
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    die Church of Light von Tadao Ando.
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    Ich denke jedoch auch an
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    die Therme von Peter Zumthor in Vals,
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    in der sich Licht und Dunkel, in einer sanften Verbindung,
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    gegenseitig beeinflussen, um den Raum zu bestimmen.
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    Oder die U-Bahnstation in Londons Süden von Richard McCormack,
  • 15:52 - 15:54
    aus der sie wirklich den Himmel sehen können,
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    obwohl sie sich unter der Erde befinden.
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    Zuletzt möchte ich darauf hinweisen,
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    dass zahlreiche der Inspirationen aus dem Theatermetier stammen.
  • 16:01 - 16:05
    Und ich finde es großartig, dass die TEDx-Veranstaltung heute
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    zum ersten Mal in einem Theater stattfindet,
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    weil ich denke, dass wir dem Theater viel verdanken.
  • 16:12 - 16:14
    Die Szenografie wäre ohne das Theater
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    nicht so anregend.
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    Und meiner Meinung nach ist das Theater ein Ort,
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    an dem wir mit Licht das Leben wirklich verbessern.
  • 16:22 - 16:24
    Vielen Dank.
  • 16:24 - 16:30
    (Applaus)
Title:
Rogier van der Heide: Warum Licht Dunkelheit erfordert
Speaker:
Rogier van der Heide
Description:

Der Lichtarchitekt Rogier van der Heide eröffnet faszinierende neue Betrachtungsweisen -- indem er sich auf Licht (und Dunkelheit) konzentriert.

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Video Language:
English
Team:
closed TED
Project:
TEDTalks
Duration:
16:31
Antje Stys added a translation

German subtitles

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