Gibt es ein wahres Ich?
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0:01 - 0:02Gibt es ein wahres Ich?
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0:02 - 0:04Diese Frage werdet ihr seltsam finden.
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0:04 - 0:07Denn ihr werdet euch fragen,
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0:07 - 0:09wie wir es denn überhaupt finden.
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0:09 - 0:11Wie erkenne ich das wahre Ich?
-
0:11 - 0:12Und so weiter.
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0:12 - 0:16Aber die Vorstellung, dass es
ein wahres Ich geben muss, -
0:16 - 0:17ist offensichtlich.
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0:17 - 0:20Wenn es etwas Wahres auf der
Welt gibt, dann bist das du. -
0:20 - 0:22Ich bin mir da nicht so sicher.
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0:22 - 0:25Wir müssen zumindest besser
verstehen, was das heißt. -
0:25 - 0:28In unserer Kultur gibt es
in der Tat viele Dinge, -
0:28 - 0:30die diese Vorstellung bestärken,
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0:30 - 0:34dass jeder von uns einen
Kern hat, eine Art Essenz. -
0:34 - 0:38Da gibt es etwas, was euch
ausmacht, euch definiert -
0:38 - 0:40und das ist beständig und unveränderlich.
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0:40 - 0:44Am oberflächlichsten sieht man das
in Dingen wie Horoskopen. -
0:44 - 0:46Viele Menschen folgen ihnen interessiert.
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0:46 - 0:48Sie posten sie auf ihrem Facebook-Profil,
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0:48 - 0:50als ob sie aussagekräftig wären.
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0:50 - 0:52Genauso gut kennen sie
ihr chinesisches Horoskop. -
0:52 - 0:55Es gibt davon auch
wissenschaftlichere Varianten; -
0:55 - 0:58alle möglichen Einteilungen
in Persönlichkeitstypen -
0:58 - 1:00wie z. B. die Tests von Myers-Briggs.
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1:00 - 1:02Habt ihr diese mal gemacht?
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1:02 - 1:05Unternehmen nutzen sie bei der
Einstellung neuer Mitarbeiter. -
1:05 - 1:07Ihr beantwortet viele Fragen,
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1:07 - 1:11die etwas über den Kern eurer
Persönlichkeit aussagen sollen. -
1:11 - 1:14Die allgemeine Faszination
hierüber ist natürlich enorm. -
1:14 - 1:17In Zeitschriften wie dieser
hier unten links -
1:17 - 1:19preisen sie in fast jeder Ausgabe
-
1:19 - 1:21irgendwelche Persönlichkeitstests an.
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1:21 - 1:24Man kann diesen Tests
in den Zeitschriften -
1:24 - 1:25kaum widerstehen, oder?
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1:25 - 1:27Sie testen euren Lernstil,
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1:27 - 1:30euren Liebesstil oder euren Arbeitsstil.
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1:30 - 1:33Seid ihr diese oder jene Art von Mensch?
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1:33 - 1:37Wir vermuten also ganz selbstverständlich,
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1:37 - 1:40dass es einen Kern oder
eine Essenz von uns gibt, -
1:40 - 1:41die erschlossen werden muss.
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1:41 - 1:44Dieser Kern ist eine
unveränderliche Wahrheit, -
1:44 - 1:47so sind wir das ganze Leben.
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1:47 - 1:51Diese Vorstellung möchte ich
in Frage stellen. -
1:51 - 1:52Dazu muss ich anmerken,
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1:52 - 1:55dass ich dies nicht in Frage stelle,
weil ich sonderbar bin. -
1:55 - 1:59Diese Frage hat eine lange,
bedeutende Tradition. -
1:59 - 2:01So denken wir im Allgemeinen:
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2:01 - 2:02Es gibt ein Ich.
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2:02 - 2:06Ihr seid Individuen
und ihr habt einen Kern. -
2:06 - 2:10In eurem Leben
sammelt ihr natürlich -
2:10 - 2:13eine Reihe Erfahrungen
und dergleichen mehr. -
2:13 - 2:15Deshalb habt ihr Erinnerungen
-
2:15 - 2:17und diese erschaffen euer Ich.
-
2:17 - 2:20Ihr habt Gelüste,
vielleicht nach Keksen -
2:20 - 2:22oder etwas, worüber wir
um 11 Uhr in einer Schule -
2:22 - 2:24nicht sprechen wollen.
-
2:24 - 2:26Ihr habt Überzeugungen.
-
2:26 - 2:29Das ist ein Nummernschild
von irgendeinem Amerikaner. -
2:29 - 2:31Vielleicht besagt dieses
Nummernschild "Messias 1", -
2:31 - 2:34dass der Fahrer an den Messias glaubt
-
2:34 - 2:35oder dass er es ist.
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2:35 - 2:38In jedem Fall glaubt er
an den Messias. -
2:38 - 2:40Wir verfügen über Wissen.
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2:40 - 2:42Wir haben Empfindungen
und auch Erfahrungen. -
2:42 - 2:44Da gibt es nicht nur den Intellekt.
-
2:44 - 2:48Das, denken wir allgemein,
macht einen Menschen aus. -
2:48 - 2:51Da ist ein Mensch, der all das hat,
-
2:51 - 2:54was unsere Lebenserfahrung ausmacht.
-
2:54 - 2:57Aber ich will euch heute vorschlagen,
-
2:57 - 3:00dass dieses Modell
von Grund auf falsch ist. -
3:00 - 3:03Mit einem Klick werde ich euch zeigen,
was daran falsch ist. -
3:03 - 3:10Es gibt da kein "Ich" als Essenz
all eurer Erfahrungen. -
3:10 - 3:11Seltsamer Gedanke?
Vielleicht nicht. -
3:11 - 3:13Was gibt es denn dann?
-
3:13 - 3:18Natürlich haben wir Erinnerungen,
Gelüste, Absichten, Gefühle usw. -
3:18 - 3:20Aber diese Dinge existieren
-
3:20 - 3:23und sind alle miteinander verwoben.
-
3:23 - 3:26Sie überlappen sich, sind auf viele Arten
miteinander verbunden, -
3:26 - 3:29teilweise oder vielleicht auch ganz,
-
3:29 - 3:32denn sie alle gehören zu
einem Körper und einem Gehirn. -
3:32 - 3:35Aber es gibt auch eine
Geschichte über uns selber -
3:35 - 3:38und unsere Erfahrungen,
wenn wir uns an etwas erinnern. -
3:38 - 3:41Wir machen gewisse Dinge,
weil andere Dinge passiert sind. -
3:41 - 3:44Was wir uns wünschen, ist also
das Ergebnis unserer Überzeugungen -
3:44 - 3:48und unsere Erinnerungen
machen unser Wissen aus. -
3:48 - 3:50In der Tat gibt es all die Dinge
-
3:50 - 3:54wie Überzeugungen, Begehren,
Empfindungen, Erfahrungen, -
3:54 - 3:56die miteinander verbunden sind
-
3:56 - 3:59und nur das seid ihr.
-
3:59 - 4:04Der Unterschied zur allgemeinen
Vorstellung scheint recht klein. -
4:04 - 4:06Aber in Wirklichkeit ist er gewaltig.
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4:06 - 4:09Es geht um den Perspektivenwechsel,
-
4:09 - 4:12sich selbst als eine Sache zu sehen,
die viele Lebenserfahrungen hat -
4:12 - 4:17oder sich lediglich als eine Sammlung
all dieser Erfahrungen zu verstehen. -
4:17 - 4:20Ihr seid die Summe eurer Teile.
-
4:20 - 4:22Diese Teile sind natürlich
auch physisch: -
4:22 - 4:24Gehirne, Körper, Beine und so,
-
4:24 - 4:26aber sie sind tatsächlich
nicht so wichtig. -
4:26 - 4:29Nach einer Herztransplantation
seid ihr derselbe Mensch. -
4:29 - 4:32Seid ihr es auch noch nach der
Transplantation eures Gedächtnisses -
4:32 - 4:35oder, wenn eure Überzeugungen
transplantiert werden? -
4:35 - 4:40Diese Vorstellung, dass wir etwas sind,
-
4:40 - 4:44das nicht beständig ist,
das Erfahrungen sammelt, -
4:44 - 4:46aber praktisch bloß ein
Erfahrungsbehälter ist, -
4:46 - 4:49klingt vielleicht ein bisschen schräg.
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4:49 - 4:51Aber das braucht es nicht zu sein.
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4:51 - 4:53Es ist der gesunde Menschenverstand.
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4:53 - 4:57Stellen wir Vergleiche an.
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4:57 - 5:00Denkt an alles andere im Universum,
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5:00 - 5:03außer den grundlegenden
Kräften und Mächten. -
5:03 - 5:06Nehmen wir z. B. Wasser.
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5:06 - 5:08Ich bin nicht der große Wissenschaftler.
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5:08 - 5:11Aber etwas wie Wasser hat
2 Elemente Wasserstoff -
5:11 - 5:13und ein Element Sauerstoff.
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5:13 - 5:15Das wissen wir alle.
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5:15 - 5:18Ich hoffe, keiner in diesem Saal denkt,
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5:18 - 5:22es gibt da so etwas wie Wasser
und es hat außerdem noch -
5:22 - 5:25Wasserstoff- und Sauerstoffatome
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5:25 - 5:26und das ist dann Wasser.
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5:26 - 5:27So ist das nicht.
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5:27 - 5:30Wir verstehen schnell und einfach,
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5:30 - 5:32dass Wasser nichts mehr
-
5:32 - 5:37als zweckmäßig angeordnete
Wasserstoff- und Sauerstoffmoleküle sind. -
5:37 - 5:39Alles im Universum verhält sich so.
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5:39 - 5:43Nehmen wir zum Beispiel meine Uhr,
da gibt es kein Geheimnis. -
5:43 - 5:47Die Uhr hat ein Ziffernblatt, Uhrzeiger
-
5:47 - 5:48einen Mechanismus und eine Batterie.
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5:48 - 5:50Aber in Wirklichkeit meinen wir nicht,
-
5:50 - 5:52dass es eine Sache gibt,
die eine Uhr ist, -
5:52 - 5:54der wir dann all diese Teile anhängen.
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5:54 - 5:57Wir verstehen ganz klar,
dass wir aus Uhrenteilen, -
5:57 - 5:59die wir zusammenbauen,
eine Uhr erhalten. -
5:59 - 6:02Wenn alles im Universum
sich so verhält, -
6:02 - 6:04warum sollen wir dann anders sein?
-
6:04 - 6:06Warum denken wir von uns,
-
6:06 - 6:09dass wir nicht einfach
die Summe aller Teile sind -
6:09 - 6:14sondern ein eigenes Wesen,
das all diese Teile enthält? -
6:14 - 6:17Diese Ansicht ist gar nicht mal so neu.
-
6:17 - 6:19Sie hat eine lange Tradition.
-
6:19 - 6:21Man findet sie im Buddhismus wieder,
-
6:21 - 6:24in der Philosophie des 17.
und 18. Jahrhunderts -
6:24 - 6:27bis in die heutige Zeit
mit Locke und Hume. -
6:27 - 6:29Interessanterweise wird diese These
-
6:29 - 6:33immer mehr von den
Neurowissenschaften bestätigt. -
6:33 - 6:36Das ist Paul Broks, ein Neuropsychologe.
-
6:36 - 6:38Er sagt:
-
6:38 - 6:40"Wir glauben ganz fest an ein Herzstück,
-
6:40 - 6:43eine Essenz, und es ist
schwer, das abzuschütteln, -
6:43 - 6:46vielleicht sogar unmöglich.
-
6:46 - 6:49Aber die Neurowissenschaften beweisen,
dass es im Gehirn kein Zentrum gibt, -
6:49 - 6:52wo alles zusammenkommt."
-
6:52 - 6:54Wenn man sich das Gehirn anguckt,
-
6:54 - 6:58und wie es ein Gefühl des Selbst erlangt,
-
6:58 - 7:02stellt man fest, dass
es keine Zentrale gibt. -
7:02 - 7:05Keine Zentrale, die alles steuert.
-
7:05 - 7:08Es gibt ganz viele verschiedene
Vorgänge im Gehirn, -
7:08 - 7:11die alle ziemlich unabhängig
voneinander ablaufen. -
7:11 - 7:14Aber die Art, wie sie zueinander stehen,
-
7:14 - 7:17lässt das Gefühl
von einem Selbst entstehen. -
7:17 - 7:20Im Buch bezeichne ich das als Ego-Trick.
-
7:20 - 7:25Es ist wie ein mechanischer Trick.
-
7:25 - 7:28Es ist nicht so,
dass wir nicht existieren, -
7:28 - 7:30da gibt es nur einen Trick,
der uns denken lässt, -
7:30 - 7:35dass es in uns etwas gibt,
das uns zusammenhält. -
7:35 - 7:37Das könnte besorgniserregend klingen.
-
7:37 - 7:40Vielleicht fragt ihr euch, wäre es wahr,
-
7:40 - 7:44gäbe es tatsächlich keinen Kern,
der unser Selbst ist, -
7:44 - 7:47keine beständige Essenz,
-
7:47 - 7:49ist unser Selbst
vielleicht eine Illusion? -
7:49 - 7:52Existieren wir also gar nicht?
-
7:52 - 7:54Es gibt kein wahres Ich.
-
7:54 - 7:57Viele Menschen sprechen
tatsächlich von einer Illusion. -
7:57 - 8:01Es gibt drei Psychologen namens
Thomas Metzinger, Bruce Hood, -
8:01 - 8:03Susan Blackmore.
-
8:03 - 8:06Viele dieser Leute reden
von einer Illusion. -
8:06 - 8:08Das Selbst ist eine Fantasie,
eine Erfindung. -
8:08 - 8:11Aber das hilft uns nicht weiter.
-
8:11 - 8:13Nehmen wir wieder die Uhr als Beispiel.
-
8:13 - 8:17Die Uhr ist keine Illusion.
Denn außerhalb der Summe der Teile -
8:17 - 8:18gibt es nichts.
-
8:18 - 8:21Wir sind demnach auch keine Illusion.
-
8:21 - 8:23Die Tatsache, dass auch wir
-
8:23 - 8:27eine sehr komplexe, geordnete
Sammlung von Teilen sind, -
8:27 - 8:30heißt nicht, das wir nicht real sind.
-
8:30 - 8:32Ich kann euch das bildlich erklären.
-
8:32 - 8:35Zum Beispiel anhand eines Wasserfalls.
-
8:35 - 8:39Hier seht ihr die Iguazu-Wasserfälle
in Argentinien. -
8:39 - 8:42Wenn ihr sie euch anseht,
-
8:42 - 8:44bemerkt ihr die Tatsache,
-
8:44 - 8:46dass daran nichts Beständiges ist.
-
8:46 - 8:47Denn es wandelt sich ständig.
-
8:47 - 8:50Das Wasser gräbt sich ständig neue Kanäle.
-
8:50 - 8:53Mit den Veränderungen,
den Gezeiten und dem Wetter -
8:53 - 8:57trocknen manche Stellen aus,
neue werden erschaffen. -
8:57 - 9:01Das Wasser, das durch
den Wasserfall fließt, -
9:01 - 9:03ist in jedem Moment ein anderes.
-
9:03 - 9:06Das heißt aber nicht,
die Iguazu-Fälle sind eine Illusion. -
9:06 - 9:08Das bedeutet nicht,
sie wären nicht real. -
9:08 - 9:11Wir müssen verstehen,
-
9:11 - 9:13dass die Wasserfälle
eine Geschichte haben, -
9:13 - 9:16dass gewisse Dinge sie zusammenhalten,
-
9:16 - 9:19sie aber ständig im Fluss sind und
sich immerfort verändern. -
9:19 - 9:23Das ist ein gutes Modell,
um uns selber zu verstehen, -
9:23 - 9:24und auch ein befreiendes Modell.
-
9:24 - 9:28Denn wenn ihr denkt , euer Ich
ist beständig in seiner Essenz -
9:28 - 9:31und bleibt in eurem Leben
immer gleich, egal was passiert, -
9:31 - 9:33dann befindet ihr euch in einer Falle.
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9:33 - 9:36Ihr werdet mit einem Wesenskern geboren
-
9:36 - 9:38und das seid ihr bis zum Tod,
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9:38 - 9:41oder darüber hinaus, falls ihr an
ein Leben nach dem Tod glaubt. -
9:41 - 9:45Aber wenn ihr glaubt, dass
ihr irgendwie nicht so seid, -
9:45 - 9:48sondern ein Entwicklungsprozess,
-
9:48 - 9:49etwas, das sich ständig verändert,
-
9:49 - 9:52dann kann das als Befreiung
empfunden werden. -
9:52 - 9:55Denn im Gegensatz zu den Wasserfällen
-
9:55 - 9:57besitzen wir bis zu einem
bestimmten Grad die Fähigkeit, -
9:57 - 10:00die Richtung unserer
Entwicklung vorzugeben. -
10:00 - 10:02Hier müssen wir vorsichtig sein,
nicht wahr? -
10:02 - 10:05Wenn ihr zu oft X-Faktor guckt,
glaubt ihr vielleicht, -
10:05 - 10:08dass man alles werden kann,
was man will. -
10:08 - 10:09Das stimmt nicht.
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10:09 - 10:12Heute morgen habe ich
fantastischen Musikern zugehört. -
10:12 - 10:15Ich bin davon überzeugt, dass ich
niemals so gut werden kann wie sie. -
10:15 - 10:17Ich könnte viel üben
und vielleicht gut werden, -
10:17 - 10:20aber mir fehlt die natürliche Begabung.
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10:20 - 10:23Was wir erreichen können,
hat seine Grenzen. -
10:23 - 10:26Was wir aus uns selbst herausholen
können, hat seine Grenzen. -
10:26 - 10:30Dennoch besitzen wir die Fähigkeit,
-
10:30 - 10:32uns irgendwie selbst zu formen.
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10:32 - 10:35Das wahre Ich, wie man früher sagte,
-
10:35 - 10:38muss nicht bloß entdeckt werden.
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10:38 - 10:42Ihr seht nicht in eure Seele
und entdeckt es. -
10:42 - 10:44Ihr könnt aber zumindest teilweise
-
10:44 - 10:46euer wahres Ich selbst erschaffen.
-
10:46 - 10:48Das bedeutet sehr viel, denke ich,
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10:48 - 10:50für euch in eurer jetzigen Lebensphase.
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10:50 - 10:52Ihr seid euch gewiss dessen bewusst,
-
10:52 - 10:54wie sehr ihr euch verändert habt.
-
10:54 - 10:58Wenn ihr Videos von euch anschaut,
die drei oder vier Jahre her sind, -
10:58 - 11:01werdet ihr verlegen, denn ihr
erkennt euch gar nicht wieder. -
11:01 - 11:03Ich möchte euch vermitteln,
-
11:03 - 11:05dass wir uns selbst als etwas
Formbares sehen müssen, -
11:05 - 11:08das wir lenken und verändern können.
-
11:08 - 11:09Hier nochmal Buddha:
-
11:09 - 11:11"Brunnenbauer leiten das Wasser,
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11:11 - 11:13Pfeilmacher spannen den Pfeil,
-
11:13 - 11:15Tischler biegen das Stück Holz,
-
11:15 - 11:19weise Menschen formen sich selbst."
-
11:19 - 11:21Diesen Gedanken möchte ich euch mitgeben.
-
11:21 - 11:28Ihr müsst euer wahres Ich nicht suchen,
-
11:28 - 11:31als wäre es ein Geheimnis,
das ihr vielleicht niemals finden werdet. -
11:31 - 11:33Euer wahres Ich ist somit etwas,
-
11:33 - 11:35das ihr teils entdeckt,
-
11:35 - 11:38teils selbst erschafft.
-
11:38 - 11:42Das finde ich eine befreiende
und aufregende Sichtweise. -
11:42 - 11:46Vielen Dank.
- Title:
- Gibt es ein wahres Ich?
- Speaker:
- Julian Baggini
- Description:
-
Was macht Ihr wahres Selbst aus? Ist es, wie Sie über sich selbst denken, wie andere über Sie denken, oder ist es etwas ganz anderes? In diesem Vortrag beruft sich Julian Baggini auf die Philosophie und die Neurowissenschaften und gibt eine überraschende Antwort auf diese Fragen.
- Video Language:
- English
- Team:
- closed TED
- Project:
- TEDTalks
- Duration:
- 11:59
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Patricia Calderón Koch accepted German subtitles for Is there a real you? | ||
Patricia Calderón Koch edited German subtitles for Is there a real you? |
Nadine Hennig
Hallo Patricia!
Erst einmal finde ich es toll, dass es keine roten Ausrufezeichen mehr gibt. Aber ich muss es dir trotzdem noch einmal zurückschicken, weil du ja bestimmt gesehen hast, dass dieser Vortrag von einem TEDxYouth-Event kommt, also ist es dann nicht "Sie", sondern "ihr". Es wäre schön, wenn du das noch ändern könntest. Lg, Nadine