Warum du "Der Gott der kleinen Dinge" von Arundhati Roy lesen solltest – Laura Wright

Vollständige Lerneinheit unter: https://ed.ted.com/lessons/why-should-you-read-the-god-of-small-things-by-arundhati-roy-laura-wright

Die Geschichte von "Der Gott der kleinen Dinge" spielt einer Kleinstadt in Indien und dreht sich um die Zwillinge Rahel and Estha, die für 23 Jahre getrennt werden, nach der Schicksalsstunde, in der ihre Cousine ertrinkt, die Affäre ihrer Mutter herauskommt und deren Liebhaber ermordet wird. Das Buch setzt bei der Wiedervereinigung der Zwillinge ein und attackiert dabei den Sittenkodex Indiens. Laura Wright taucht tief in Arundhati Roys meisterhafte Erzählkunst ein.

Lerneinheit von Laura Wright, Regie von Martina Meštrović.

"Schon wenige Stunden können
das Schicksal ganzer Leben bestimmen.

Und wenn sie dies tun,
die wenigen Stunden,

müssen sie, gleich den Überresten
einer verbrannten Uhr ...

aus den Trümmern erhoben
und untersucht werden."

Diese Idee prägt Arundhati Roys Roman
"Der Gott der kleinen Dinge" von 1997.

Die Geschichte spielt in Kerala, Indien,
in einer Stadt namens Ayemenem

und dreht sich um Zwillinge
namens Rahel und Estha,

die für 23 Jahre getrennt werden,
nach den Schicksalsstunden,

in denen ihre Cousine ertrinkt,
die Affäre ihrer Mutter herauskommt,

und deren Liebhaber ermordet wird.

Obwohl das Buch beim Wiedersehen
von Rahel und Estha einsetzt,

spielt sich die Erzählung großteils
in der Vergangenheit ab,

in den Details der tragischen Ereignisse,
die zu ihrer Trennung führten.

Roys üppige Sprache und
ihre meisterhafte Erzählkunst

haben ihr für "Der Gott der kleinen Dinge"
den angesehenen Booker-Preis eingebracht.

Im Roman hinerfragt sie die Kultur
ihres Geburtslands Indien,

inklusive dessen Sittenkodex
und Kolonialgeschichte.

Einer ihrer Schwerpunkte
ist das Kastensystem:

Eine Möglichkeit, Menschen in
erbliche soziale Schichten einzuteilen,

die schon Tausende Jahre alt ist.

Bis Mitte des 20. Jahrhunderts

wurden die vier ehemals
Berufsbezogenen Hauptkasten

in über 3000 Subkasten unterteilt.

Obwohl das Kastensystem in der Verfassung
im Jahr 1950 abgeschafft wurde,

bestimmte es weiterhin
das soziale Leben Indiens

und drängte die Angehörigen
niedriger Kasten immer wieder an den Rand.

Im Roman haben Rahel und Estha
eine starke Bindung zu Velutha,

einem Arbeiter in der
Gurkenfabrik ihres Vaters,

Mitglied der Kaste der
sogenannten "Unantastbaren".

Als Velutha und die Mutter der Zwillinge,
Ammu, ein Verhältnis anfangen,

verletzen sie, was Roy
als "Liebesgesetze" beschreibt,

welche Intimität zwischen
den Kasten verbieten.

Roy warnt, dass die tragischen
Konsequenzen dieser Beziehung

"für immer im Kleinen lauern würden",

wie "in Kleiderbügeln",
"dem Asphalt der Straßen"

und "im Mangel an Worten".

Roys Schreibstil bezieht sich
immer wieder auf diese kleinen Dinge

und offenbart dabei kleinste Details
in den tragischsten Momenten.

Am Anfang steht die Beerdigung von Sophie,
der halb-britischen Cousine der Zwillinge,

nachdem sie ertrinkt.

Während die Familie trauert,
verdörren die Lilien in der heißen Kirche.

Eine junge Fledermaus krabbelt
einen Trauer-Sari hoch.

Tränen tropfen von einem Kinn
wie Regentropfen vom Dach.

Der Roman blickt in die Vergangenheit
und erforscht die Mühe der Figuren,

in einer Welt funktionieren zu müssen,
in die sie nicht ganz passen,

neben der politischen Krise ihrer Nation.

Ammu kämpft damit, sich nicht
an ihren geliebten Kindern auszulassen,

wenn sie die Enge der heimatlichen
Kleinstadt am meisten fühlt,

wo die Nachbarn sie wegen ihrer Scheidung
verurteilen und meiden.

Derweil jongliert Velutha seine Affäre mit
Ammu, der Freundschaft mit den Zwillingen,

und gleichzeitig seine Anstellung
bei deren Familie,

sowie seine Mitgliedschaft in der
wachsenden kommunistischen Gegenbewegung

zu Indira Ghandis "Grüner Revolution".

In den 60ern war es die
irreführende benannte "Grüne Revolution",

die chemische Dünger und Pestizide

sowie die Stauung von Flüssen
in Indien einführte.

Obwohl diese Maßnahmen zu reichen Ernten
und weniger Hungersnot führten,

vertrieben sie gleichzeitig die
niedrigen Kasten von ihrem Land

und verursachten
großflächige Umweltschäden.

Als die Zwillinge erwachsen
nach Ayemenem zurückkehren,

zeigen sich die Folgen
der Grünen Revolution überall.

Der Fluss, der in ihrer Kindheit
so vor Leben sprühte,

begrüßt sie "mit dem grausigen Lächeln
eines Schädels, mit Löchern anstatt Zähnen

und einer lahmen Hand
vom Krankenbett erhoben."

In ihrer Untersuchung
der Tiefen des Menschseins,

verliert Roy nie aus den Augen,
wie ihre Charaktere

von den äußeren Umständen geformt werden.

In der Welt von
"Der Gott der kleinen Dinge" gilt:

"Viele Arten der Verzweiflung rangen
um die Vorherrschaft ...

persönliche Verzweiflung war nie
aussichtlos genug ...

persönliche Aufruhr war nur zu Gast an der
Wegkapelle der enormen, brutalen, ewigen,

getriebenen, sinnlosen, irren, unmöglichen
öffentlichen Aufruhr einer Nation."