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Edith Widder: Leuchtendes Leben in einer Welt unter Wasser

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    Im Geiste von Jacques Cousteau, der sagte,
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    "Menschen schützen, was sie lieben",
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    möchte ich heute das teilen, was ich am meisten am Ozean liebe
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    und das ist die unbeschreibliche Menge und Vielfalt
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    an Tieren, die Licht produzieren.
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    Meine Sucht begann mit diesem komischen Taucheranzug namens Wespe.
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    Das ist keine Abkürzung - jemand dachte einfach es sieht aus wie eine Wespe.
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    Es wurde eigentlich von der Öl-Industrie hergestellt
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    um an Ölbohrinseln bis zu 600m tief zu tauchen.
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    Gleich nachdem ich meinen Dr. gemacht hatte,
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    hatte ich das Glück, Mitglied einer Forschergruppe zu sein,
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    die ihn zum ersten Mal nutzte,
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    um das Meer zu erforschen.
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    Wir übten in einem Becken in Port Hueneme.
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    Und mein erster Tauchgang im offenen Ozean
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    war im Santa Barbara Kanal.
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    Es war ein abendlicher Tauchgang.
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    Ich ging bis zu einer Tiefe von 270m runter
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    und schaltete die Lichter aus.
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    Ich habe sie ausgemacht, weil ich das Phänomen
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    der lichtproduzierenden Tiere
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    namens Biolumineszenz sehen wollte.
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    Aber ich war völlig überrascht davon,
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    wieviel es davon gab
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    und wie spektakulär es war.
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    Ich sah Reihen von Quallen namens Staatsqualle,
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    die länger waren als dieser Raum hier
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    und so viel Licht produzierten,
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    dass ich die Skalen und Anzeigen im Anzug
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    ohne Lampe lesen konnte.
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    Und ich sah Blasen und Wellen von etwas,
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    das aussah wie leuchtender blauer Rauch
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    und Explosionen von Funken
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    die nach oben wirbelten,
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    wie wenn Sie ein Stück Holz ins Lagerfeuer werfen und die Glut nach oben wirbelt,
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    aber das war eisige, blaue Glut.
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    Es war atemberaubend.
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    Wenn Menschen überhaupt mit Biolumineszenz vertraut sind,
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    dann mit diesen Jungs hier, Glühwürmchen.
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    Und es gibt noch ein paar andere Landbewohner, die Licht machen können,
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    ein paar Insekten, Erdwürmer, Pilze.
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    Aber insgesamt ist es auf dem Land ziemlich selten.
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    Im Ozean ist es eher die Regel,
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    denn die Ausnahme.
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    Wenn ich irgendwo auf der Welt
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    in den offenen Ozean rausfahre,
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    und ein Netz aus 900m Tiefe hochziehe,
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    produzieren die meisten Tiere –
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    tatsächlich an vielen Orten 80 bis 90 Prozent
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    der Tiere, die man hochholt –
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    produzieren Licht.
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    Das sorgt für einige sehr spektakuläre Lichtshows.
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    Jetzt möchte ich Ihnen ein kurzes Video zeigen,
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    das ich aus einem U-Boot heraus gefilmt habe.
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    Ich habe diese Technik in einem kleinen
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    Ein-Personen U-Boot namens Deep Rover entwickelt
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    und an den Gebrauch in der Jonsohn Sea-Link angepasst,
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    die Sie hier sehen.
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    Vor die Beobachtungskanzel ist ein Ring mit
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    1m Durchmesser montiert, in den
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    ein Schirm gespannt ist.
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    In der Kanzel ist eine sensible Kamera,
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    deren Sensibilität der des an die Dunkelheit angepassten menschlichen Auges entspricht,
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    wenn auch etwas verschwommen.
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    Man schaltet also die Kamera an und die Lichter aus.
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    Diese Funken sind noch keine Biolumineszenz,
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    das ist nur elektronisches Rauschen
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    in der sensiblen Kamera.
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    Sie sehen erst Lumineszenz, wenn das Boot
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    nach vorne fährt.
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    Die Biolumineszenz der Tiere, die dabei gegen den
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    Schirm stoßen, wird stimuliert.
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    Als ich das zum ersten mal machte,
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    versuchte ich nur die Zahl der Quellen zu zählen.
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    Ich kannte meine Geschwindigkeit und die Umgebung
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    und konnte damit abschätzen wie viele hundert Quellen
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    in einem Kubikmeter Wasser waren.
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    Aber ich bemerkte, dass ich die Tiere anhand des Lichts,
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    identifizieren konnte, das sie produzierten.
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    Und so kann ich hier im Golf von Maine,
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    in 225m Tiefe,
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    quasi alles bis zur Art benennen, was Sie hier sehen,
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    z.B. sind diese großen Explosionen von Funken
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    von einer kleinen Rippenqualle.
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    Und dort sind Krill und andere Krustentiere
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    und Quallen.
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    Da war eine dieser Rippenquallen.
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    Ich habe mit Ingenieuren für die Analyse von digitalen Bildern gearbeitet
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    um automatische Erkennungssysteme zu entwickeln,
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    die diese Tiere identifizieren können
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    und sie mit den Koordinaten des Zusammenstoßes verknüpfen.
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    Und wir können das gleiche tun wie Ökologen an Land
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    und die Distanz zum nächsten Nachbarn messen.
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    Aber Sie müssen nicht immer so tief in den Ozean gehen
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    um eine solche Lichtshow zu sehen.
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    Man kann sie auch an der Oberfläche sehen.
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    Das ist ein Video, gefilmt von Dr. Mike Latz von der Scripps Institution,
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    von einem Delfin der durch biolumineszierendes Plankton schwimmt.
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    Und das ist nicht an einem exotischen Ort
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    wie in einer der Biolumineszenz-Buchten in Puerto Rico,
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    sondern im Hafen von San Diego.
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    Und manchmal kann man sie noch näher beobachten,
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    weil die Toiletten
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    auf Schiffen mit ungefiltertem
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    Meerwasser gespült werden,
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    in dem sich oft biolumineszierendes Plankton befindet.
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    Wenn Sie also spät in der Nacht in die Toilette torkeln,
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    und es Ihnen so schlecht geht, dass Sie
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    vergessen das Licht anzuschalten,
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    könnten Sie glauben, sie sehen eine religiöse Erscheinung.
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    Wie produziert also ein Lebewesen Licht?
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    Das war die Frage, die der französische Physiologe
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    Raphael Duboi im 19. Jhd. über diese
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    biolumineszierende Muschel stellte.
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    Es gelang ihm zwei Chemikalien aus ihr zu gewinnen,
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    das Enzym, das er Luciferase nannte,
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    und das Substrat, dass er Luciferin nannte,
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    nach Luzifer dem Lichtträger.
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    Diese Terminologie blieb erhalten, aber sie bezieht sich nicht auf spezielle Chemikalien,
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    weil sie in einer Vielzahl von Formen und Arten existieren.
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    Heutzutage konzentrieren sich die meisten
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    Biolumineszenzforscher auf
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    die Chemie, weil diese Chemikalien
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    sich als sehr wertvoll erwiesen,
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    um antibakterielle Agenzien,
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    Krebsmedikamente und
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    Tests für Leben auf dem Mars zu entwickeln
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    und um Schadstoffe in den Meeren zu finden,
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    wofür wir sie bei ORCA benutzen.
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    Im Jahr 2008 zeichnete
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    der Chemie Nobelpreis
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    eine Arbeit aus, die ein
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    Molekül namens grün fluoreszierendes Protein untersuchte,
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    das von den biolumineszierenden Chemikalien
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    einer Qualle isoliert wurde.
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    Das wurde gleichgesetzt mit der Erfindung des Mikroskops,
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    bezogen auf die Auswirkung, die es auf
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    die Zellbiologie und die Gentechnik hatte.
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    Was uns all diese Moleküle auch noch zeigen:
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    Offensichtlich hat sich Biolumineszenz
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    40 mal, vielleicht sogar bis zu 50 mal unabhängig
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    in der Evolution entwickelt,
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    was deutlich zeigt,
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    wie extrem wichtig diese Eigenschaft
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    für das Überleben ist.
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    Was ist also an der Biolumineszenz
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    so wichtig für so viele Tiere?
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    Nun, selbst für Tiere, die gerne im Dunkeln sind
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    um Jäger fernzuhalten
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    kann Licht immer noch sehr nützlich sein
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    für die drei grundlegenden Dinge, die Tiere machen müssen um zu überleben,
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    Und das ist Futter finden,
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    Partner anlocken und sich vor Fressfeinden schützen.
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    Dieser Fisch hat zum Beispiel einen
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    eingebauten Scheinwerfer hinter seinem Auge,
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    mit dem er sein Futter findet
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    und Partner anlockt.
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    Und wenn er ihn nicht braucht, kann er ihn in den Kopf reindrehen,
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    wie die Scheinwerfer eines Lamborghinis.
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    Dieser Fisch hat sogar ein Fernlicht.
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    Und dieser Fisch ist einer meiner Favoriten,
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    er hat drei Lichter am Kopf, eins auf jeder Seite.
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    Dieser hier ist blau,
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    und das ist die Farbe der meisten Biolumineszenz im Meer,
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    weil die Evolution die Farbe gewählt hat,
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    die am weitesten durch Meerwasser sichtbar ist,
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    um die Kommunikation zu optimieren.
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    Die meisten Tiere machen also blaues Licht
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    und die meisten Tiere können auch nur blaues Licht sehen,
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    aber dieser Fisch ist eine faszinierende Ausnahme,
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    weil er zwei rote Leuchtorgane besitzt.
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    Ich habe keine Ahnung warum er zwei hat,
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    das ist eins der Dinge, die ich eines Tages herausfinden will.
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    Er kann also nicht nur blaues, sondern auch
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    rotes Licht sehen.
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    Er nutzt rote Biolumineszenz wie ein Scharfschütze ein Infrarot-Fernrohr
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    um sich an Tiere anzuschleichen
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    die für rotes Licht blind sind
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    und kann sie sehen ohne gesehen zu werden.
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    Er hat außerdem eine kleine Kinnbartel
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    mit einem blau leuchtenden Köder dran
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    mit dem er Beute von weit weg anlocken kann.
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    Viele Tiere nutzen ihre Biolumineszenz als Köder.
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    Das ist auch einer meiner Lieblingsfische.
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    Das ist ein Viperfisch, er hat einen Köder
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    am Ende einer langen Angelrute,
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    die er vor seinem Kiefer hängen lässt,
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    welcher dem Viperfisch seinen Namen gibt.
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    Die Zähne dieses Fischs sind so lang,
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    dass sie, wenn sie innen wären beim Schließen des Mauls
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    in das Hirn des Fisches stoßen würden.
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    Stattdessen gleiten sie in Kerben
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    auf dem Äußeren des Kopfes.
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    Dieser Fisch ist wie ein Christbaum,
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    alles an ihm leuchtet.
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    Nicht nur der Köder,
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    er hat eingebaute Blitze,
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    er hat diese juwelenartigen Leuchtorgane am Bauch,
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    die er als eine Art Tarnung nutzt,
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    die seinen Schatten verschwinden lässt.
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    Wenn er also herumschwimmt und ein Jäger schaut von oben auf ihn,
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    verschwindet er einfach.
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    Er hat Leuchtorgane im Mund,
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    in den Flossen,
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    in einer Schleimschicht auf dem Rücken und dem Bauch,
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    alle mit anderen Funktionen.
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    Einige davon kennen wir, andere nicht.
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    Und wir haben einiges über Biolumineszenz durch Pixar gelernt,
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    und ich danke Pixar sehr, dass sie mein Lieblingsthema
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    mit so vielen Menschen geteilt haben.
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    Ich wünschte mir, dass sie von ihrem Budget
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    nur ein kleines bisschen mehr Geld dafür verwendet hätten
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    einen armen, verhungernden Studenten zu bezahlen,
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    der ihnen hätte sagen können, dass so Augen
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    eines Fisches aussehen, die in Formalin konserviert wurden.
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    Und so sehen Augen eines lebenden Seeteufels aus.
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    Er hat einen Köder, den er
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    vor diese lebende Mausefalle
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    voller messerscharfer Zähne hält
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    um ahnungslose Beute anzulocken.
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    Und dieser hier hat einen Köder,
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    an dem alle möglichen interessanten Fäden hängen.
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    Wir dachten zunächst, dass unterschiedliche Formen des Köders
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    unterschiedliche Beute anlocken sollen,
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    aber die Analyse des Mageninhalts solcher Fische,
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    von Wissenschaftlern, oder wahrscheinlicher von ihren Doktoranden,
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    zeigte, dass sie alle
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    ziemlich das Gleiche essen.
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    Daher glauben wir jetzt, dass die männlichen Seeteufel
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    die weiblichen an der Form
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    des Köders erkennen,
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    weil viele dieser Männchen das sind,
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    was wir als zwergenhaft kennen.
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    Dieser kleine Kerl hier
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    hat keine sichtbaren Hilfen zur Selbstversorgung.
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    Er hat keinen Köder um Beute anzulocken
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    und keine Zähne um sie zu fressen.
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    Seine einzige Hoffnung zu überleben
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    ist eine Liebhaberin.
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    Er muss eine Freundin finden und dann
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    sein ganzes Leben an ihr festhalten.
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    Dieser kleine Kerl hier
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    hat eine Freundin gefunden
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    und Sie sehen, dass er schlau war und
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    sich so an ihr festhält, dass er sie nicht anschauen muss.
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    (Lachen)
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    Aber er weiß, was gut für ihn ist
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    und besiegelt die Beziehung mit einem ewigen Kuss.
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    Sein Körper vereint sich mit ihrem,
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    ihr Blutkreislauf wächst in seinen Körper
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    und er wird zu nichts anderem als einem Samensack.
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    (Lachen)
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    Das ist die Tiefseeversion der Emanzipation.
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    Sie weiß immer wo er gerade ist
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    und sie muss nicht monogam sein,
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    weil einige der Weibchen haben
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    mehrere Männchen an sich hängen.
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    Sie nutzen es also um Fressen und Partner zu finden.
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    Viele nutzen es zur Verteidigung in vielen verschiedenen Arten.
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    Viele von ihnen können ihr Luciferin, ihre Luciferase, ausstoßen,
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    wie ein Krake oder ein Oktopus eine Tintenwolke.
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    Dieser Schrimp schießt tatsächlich
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    Licht aus seinem Mund,
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    wie ein feuerspuckender Drachen,
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    um Viperfische zu blenden oder abzulenken,
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    damit er in die Dunkelheit davon schwimmen kann.
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    Und es gibt viele verschiedene Tiere, die das können.
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    Zum Beispiel Quallen, Kraken,
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    und viele verschiedene Krustentiere.
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    Es gibt sogar Fische, die das können.
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    Dieser Fisch hier heißt Schlauchschulterfisch
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    weil er einen Schlauch auf seiner Schulter hat
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    aus dem er Licht herausspritzen kann.
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    Und ich hatte Glück und konnte so einen Fisch
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    fangen, als wir für den Tiefseeteil von "Unser blauer Planet"
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    auf einer Fischerei-Expedition
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    an der Nordwestküste von Afrika waren.
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    Wir hatten ein spezielles Schleppnetz,
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    mit dem wir die Tiere lebend an Bord brachten.
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    Wir haben also so einen gefangen und ins Labor gebracht.
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    Ich halte ihn fest, und als ich
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    den Schlauch auf seiner Schulter berühren will,
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    sehen Sie Biolumineszenz.
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    Was mich aber erstaunt hat
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    war nicht nur die Menge des erzeugten Lichts,
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    sondern, dass es nicht nur Luciferin und Luciferase waren.
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    Bei diesem Fisch waren es sogar ganze Zellen
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    mit Kernen und Hüllen.
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    Das kostet den Fisch sehr viel Energie
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    und wir wissen nicht, warum er das macht.
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    Ein weiteres großes Rätsel, das wir lösen wollen.
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    Eine andere Form der Verteidigung ist das,
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    was wir Alarmanlage nennen.
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    Genau wie bei der Alarmanlage in Ihrem Auto,
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    sollen die Hupe und die blinkenden Lichter
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    Aufmerksamkeit erzeugen und im besten Fall
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    kommt die Polizei und nimmt den Dieb fest.
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    Wenn ein Tier in den Fängen eines Jägers ist,
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    ist es vielleicht seine einzige Hoffnung auf Flucht,
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    ein größeres Tier anzulocken,
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    das den Angreifer angreift
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    und somit die Chance zur Flucht schafft.
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    Diese Qualle zum Beispiel hat eine
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    spektakuläre Biolumineszenz-Anzeige.
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    Hier verfolgen wir sie in unserem U-Boot.
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    Das ist noch keine Lumineszenz, das ist Licht von den Keimdrüsen.
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    Wir haben sie mit Spezialausrüstung vorne am U-Boot gefangen,
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    so dass wir sie in ihrem ursprünglichen Zustand nach oben
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    ins Schiffslabor bringen können.
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    Um dann die Reaktion herbeizurufen, die sie gleich sehen.
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    Ich habe sie einmal pro Sekunde
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    mit einer scharfen Spitze an ihrem Nervenring berührt,
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    wie die scharfen Zähne eines Fisches.
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    Und wenn das Leuchten einmal begonnen hat, habe ich sie nicht mehr berührt.
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    Das ist eine unglaubliche Lichtshow,
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    dieses leuchtende Rad.
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    Ich habe berechnet, dass Jäger das
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    in bis zu 100m Entfernung sehen können.
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    Und ich dachte mir,
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    das könnte ein ziemlich guter Köder sein
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    Weil eins der Dinge, die mich
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    als Tiefseeforscher frustrierten,
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    sind die vielen Tiere im Ozean, über die wir quasi nichts wissen
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    aufgrund der Art und Weise, wie wir den Ozean erforschen.
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    Das meiste erfahren wir über den Ozean,
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    indem wir rausfahren und Netze hinter Schiffen herschleppen.
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    Ich fordere Sie auf mir eine andere Wissenschaft zu nennen,
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    die immer noch hunderte Jahre alte Technologie verwendet.
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    Die zweite oft verwendete Technik
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    ist das Tauchen mit U-Booten und ferngesteuerten Fahrzeugen.
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    Ich bin schon hunderte Male in einem U-Boot getaucht.
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    Wenn ich aber in so einem U-Boot sitze weiß ich,
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    dass ich nicht gerade unauffällig bin,
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    mit den hellen Lichtern und lauten Motoren.
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    Tiere die das wahrnehmen werden längst verschwunden sein.
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    Daher will ich schon lange eine andere Möglichkeit finden
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    die Tiefen zu erforschen.
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    Und vor einiger Zeit hatte ich die Idee für ein Kamerasystem.
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    Es ist eigentlich nichts weltbewegendes, wir nennen es das "Auge im Meer"
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    und Wissenschaftler an Land machen das schon lange,
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    wir nutzen einfach nur eine Farbe, die die Tiere nicht sehen können
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    und dann eine Kamera, die diese Farbe sehen kann.
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    Man kann im Meer kein Infrarot verwenden.
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    Wir haben rotes Licht verwendet, aber auch das ist
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    problematisch, weil es schnell absorbiert wird.
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    Wir hatten eine sensible Kamera
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    und wollten eine elektronische Qualle bauen.
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    Das Problem in der Wissenschaft ist:
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    Man muss den Geldgebern sagen, was man entdecken wird,
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    bevor sie einem Geld geben.
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    Und ich wusste nicht was ich entdecken werde,
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    daher bekam ich kein Geld dafür.
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    Also kümmerte ich mich selbst darum, die Harvey Mudd Engineering Clinic
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    machte daraus ein Studentenprojekt
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    und ich sammelte Gelder von vielen verschiedenen Quellen.
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    Das Monterey Bay Aquarium and Research Institute
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    stellte seinen Unterwasserroboter zur Verfügung,
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    damit wir es testen konnten um zum Beispiel
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    herauszufinden, welches Spektrum des roten Lichts wir verwenden müssen,
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    damit wir die Tiere sehen, sie uns aber nicht,
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    damit die elektronische Qualle funktioniert.
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    Und Sie können sehen, wie knapp unser Budget war,
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    wir haben die 16 LED in Epoxid gegossen
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    und in der Gussform können Sie noch
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    das Wort Ziploc erkennen.
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    Selbstverständlich gibt es, wenn es so zusammengeschustert ist,
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    viele Probeläufe und Hindernisse um es zum Laufen zu bringen.
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    Aber es kam der Moment, an dem alles passte
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    und alles funktionierte
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    und dieser Moment wurde vom Fotografen Mark Richards
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    bildlich festgehalten,
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    der zufällig gerade in dem Moment dabei war,
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    als wir merkten, dass alles funktionierte.
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    Das ganz links bin ich,
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    rechts meine damalige Doktorandin Erica Raymond
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    und Lee Fry, der Ingenieur des Projekts.
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    Wir haben dieses Bild in unserem Labor an einen Ehrenplatz
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    gehängt, mit dem Text: "Ingenieur macht zwei Frauen auf einmal glücklich."
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    Und wir waren sehr, sehr glücklich.
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    Damit hatten wir jetzt ein System,
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    das wir an einen Ort brachten,
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    der eine Art Oase am Meeresgrund ist
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    und möglicherweise von großen Jägern besucht wird.
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    Wir haben es also zu einem
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    Becken mit höherem Salzgehalt am Meeresgrund gebracht,
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    im Norden des Golfs von Mexiko.
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    Das ist ein magischer Ort.
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    Ich weiß, dass diese Bilder für Sie nichts Besonderes sind -
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    wir hatten damals eine schlechte Kamera -
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    aber ich war begeistert.
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    Wir sind am Rande des Salzwasserbeckens
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    und sehen einen Fisch, der auf die Kamera zuschwimmt.
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    Er wird von uns offensichtlich nicht gestört.
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    Und somit hatte ich ein Fenster in die Tiefsee
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    und konnte zum ersten mal beobachten, wie sich die Tiere verhalten,
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    wenn sie nicht von uns gestört werden.
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    Wir haben die elektronische Qualle so programmiert, dass sie
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    vier Stunden nach dem Aufstellen
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    das erste mal aktiviert wird.
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    86 Sekunden, nachdem ihre
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    LEDs leuchteten
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    haben wir das hier aufgezeichnet.
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    Das ist ein über zwei Meter langer Krake,
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    der der Wissenschaft nicht bekannt ist
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    und daher keiner Familie zugeordnet werden kann.
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    Ich hätte mir keinen besseren Beweis denken können.
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    Und damit ging ich zurück zur National Science Foundation
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    und sagte: "Das ist es, was wir entdecken werden."
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    Und dann gaben sie mir genug Geld um es richtig gut zu machen,
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    wofür die Entwicklung der ersten Tiefseewebcam nötig war.
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    Sie ist seit einem Jahr
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    im Monterey Canyon installiert.
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    Und seit kurzem gibt es eine
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    modulare Version des Systems,
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    die sehr mobil ist
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    und einfacher eingesetzt und wieder abgebaut werden kann.
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    Ich hoffe sie kann genutzt werden um Sylvia's
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    "hope spots" zu erkunden
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    und diese Gebiete zu schützen
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    und damit ich mehr über Biolumineszenz
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    an diesen Orten lernen kann.
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    Eine wichtige Botschaft hier ist also,
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    dass es in den Meeren immer noch viel zu entdecken gibt.
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    Und Sylvia hat gesagt,
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    dass wir die Meere zerstören, bevor wir sie überhaupt kennengelernt haben,
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    und sie hat Recht.
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    Wenn Sie also jemals die Möglichkeit haben
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    in einem U-Boot zu tauchen,
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    nehmen Sie sie unbedingt wahr
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    und schalten Sie bitte die Lichter aus.
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    Ich verspreche Ihnen, Sie werden es lieben.
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    Vielen Dank.
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    (Applaus)
Title:
Edith Widder: Leuchtendes Leben in einer Welt unter Wasser
Speaker:
Edith Widder
Description:

Etwa 80 bis 90 Prozent der Lebewesen im Meer produzieren Licht - und wir wissen sehr wenig darüber warum und wie. Die Biolumineszenz-Expertin Edith Widder erforscht diese glühende, funkelnde, leuchtende Welt und zeigt prächtige Bilder und Einsichten von noch nie gesehenen Tiefen (und leuchtenden Orten) im Ozean.

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Video Language:
English
Team:
closed TED
Project:
TEDTalks
Duration:
16:59
Felix Patotschka added a translation

German subtitles

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