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Routerzwang und Funkabschottung (33c3)

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    33C3 Vorspannmusik
  • 0:15 - 0:19
    Herald: So, der nächste Talk heißt
    "Routerzwang und Funkabschottung
  • 0:19 - 0:27
    – Was Aktivisten davon lernen können"
    und der Vortragende ist der Max Mehl. Mir
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    ist es vor ein paar Jahren noch passiert
    da wollte ich einen neuen Router
  • 0:29 - 0:33
    anschließen zuhause und habe dann bei
    meinem Provider angerufen und habe gesagt,
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    Hier, ich habe einen neuen Router, den
    würde ich gern anschließen. — Ja, da muss
  • 0:36 - 0:40
    ich Sie mal weiterverbinden. — Das hat dann
    auch eine ganze Weile gedauert, es waren
  • 0:40 - 0:43
    mehrere Anrufe notwendig, um dann
    irgendwann mal entsprechend konfigurieren
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    zu können, dass ich einen anderen Router
    anschließen möchte. Ist schon ein paar
  • 0:47 - 0:53
    Jahre her und das hat sich jetzt geändert.
    Und zwar im Sommer dieses Jahres. Das ist
  • 0:53 - 1:00
    einigen sehr engagierten Aktivisten zu
    verdanken, die sich da sehr ins Zeug
  • 1:00 - 1:07
    gelegt haben, um das zu ändern und es ist
    toll, dass das so ist und wir müssten bei
  • 1:07 - 1:12
    vielen anderen Sachen auch noch
    entsprechende Erfolge erzielen und da
  • 1:12 - 1:16
    läuft das nicht so gut. Und der Max ist
    heute hier, um uns zu erklären, wie man
  • 1:16 - 1:21
    das vielleicht besser hinkriegen könnte.
    Der Max ist Politik- und
  • 1:21 - 1:26
    Verwaltungswissenschaftler, macht jetzt
    gerade seinen Master, arbeitet nebenbei
  • 1:26 - 1:30
    für die Free Software Foundation Europe
    und lebt aktuell in Münster.
  • 1:30 - 1:39
    Einen kleinen Applaus.
    Applaus
  • 1:39 - 1:43
    Max: Ja. Jeder hört mich? Sehr gut. Vielen
    Dank für die Anwesenheit. Wie gesagt
  • 1:43 - 1:48
    wurde, ich halte heute was über den
    Routerzwang und die Funkabschottung und
  • 1:48 - 1:51
    darüber hinaus eben auch, wie man
    politisch aktiv werden kann aus dieser
  • 1:51 - 1:57
    Erfahrung. Wir sind hier eigentlich in
    einem Paradies des Netzaktivismus, kann
  • 1:57 - 2:01
    man so sagen. Die Geschichte vom CCC ist
    eigentlich die Geschichte unter anderem
  • 2:01 - 2:08
    von Leuten, die technische Nerds waren,
    Hacker, aber auch in die politische Sphäre
  • 2:08 - 2:12
    gegangen sind. Versucht haben, Politik zu
    ändern mit ihrem technischen Wissen im
  • 2:12 - 2:17
    Hintergrund. Nichts anderes macht
    eigentlich die Free Software Foundation
  • 2:17 - 2:22
    Europe, für die ich arbeite nebenbei.
    Wir sind dafür da, dass Menschen ihre
  • 2:22 - 2:27
    Technik kontrollieren können. Weil viel zu
    oft, noch heute, kontrolliert Technik uns.
  • 2:27 - 2:30
    Und unter anderem freie Software ermöglicht
    erst, dass wir Technik kontrollieren
  • 2:30 - 2:37
    können. Da haben wir viel mit Politik zu
    tun natürlich auch. Und ich werde heute
  • 2:37 - 2:42
    zwei politische Missstände ansprechen, den
    Routerzwang und die Funkabschottung, die
  • 2:42 - 2:47
    mich über viele Jahre begleitet haben
    beziehungsweise heute noch begleiten. Und
  • 2:47 - 2:51
    darüber hinaus möchte ich euch dann im
    Endeffekt erklären, dass es gar nicht so
  • 2:51 - 2:56
    schwer ist, politisch aktiv zu sein. Also
    klar, das sind relativ große Themen, eins
  • 2:56 - 3:01
    sogar ein EU-Thema, aber es gibt so viele
    politische Missstände! Man muss nur mal in
  • 3:01 - 3:05
    die nächste Kommune schauen, und man sieht
    dort Gemeinden, wo immer noch unglaublich
  • 3:05 - 3:10
    viel unfreie Software verwendet wird.
    Proprietäre Software. Wir sehen
  • 3:10 - 3:16
    Missstände, die uns technisch Versierten
    —oder auch nur Halbversierten— so oft
  • 3:16 - 3:21
    negativ aufstoßen. Und ich möchte euch
    dazu ermutigen, selbst auch politisch aktiv
  • 3:21 - 3:28
    zu werden und in der zweiten Hälfte, nachdem
    ich zuerst ein bisschen Routerzwang und
  • 3:28 - 3:32
    Funkabschottung angesprochen habe, um was
    es da geht, dass wir alle auf derselben
  • 3:32 - 3:39
    Ebene sind, möchte ich darüber reden, was
    ich davon mitgenommen habe. Ich bin selbst
  • 3:39 - 3:44
    kein absoluter Politikprofi ich habe keine
    50 Jahre politische Erfahrung, aber schon
  • 3:44 - 3:48
    einiges mitgenommen, wo ich sage, damit
    kann man jede politische Kampagne, jeden
  • 3:48 - 3:54
    Aktivismus, also jedes Aktivwerden, ein
    bisschen befeuern. Da geht’s dann darum:
  • 3:54 - 3:58
    Wie bereitet man sich am besten vor, wenn
    man dann ein Thema identifiziert hat?
  • 3:58 - 4:02
    Wie schmiede ich vielleicht ein paar
    Allianzen, suche ich ein paar Verbündete?
  • 4:02 - 4:06
    Und wie kommuniziere ich mein Anliegen
    nach außen? Was kann man dabei beachten?
  • 4:06 - 4:11
    Wir haben nur 30 Minuten Zeit, deswegen
    wird es ein bisschen weniger umfangreich,
  • 4:11 - 4:14
    aber ich hoffe, ihr nehmt trotzdem einiges
    mit. Im letzten Teil gehe ich dann noch
  • 4:14 - 4:20
    ganz kurz auf ein paar Stolpersteine ein.
    Sachen, die man immer wieder antrifft, die
  • 4:20 - 4:24
    das Ganze ein bisschen zum Erliegen
    bringen könnten, aber mit ein paar
  • 4:24 - 4:30
    einfachen Tricks oder der geistigen
    Einstellung kommt man da auch drumherum.
  • 4:30 - 4:35
    Ich fange an mit dem Routerzwang. Kurze
    Frage: Wer von euch hat schon mal was vom
  • 4:35 - 4:41
    Routerzwang gehört? Gut, wir können die
    Folie auch überspringen. Ganz kurz
  • 4:41 - 4:44
    vielleicht für die 1-2 Hansel, die es
    noch nicht gehört haben: Es geht um
  • 4:44 - 4:51
    Zwangsrouter. Router, Modems, das sind
    quasi die Türsteher von unserem Internet.
  • 4:51 - 4:55
    Da läuft jeglicher Surfverkehr durch,
    jeglicher Telefonieverkehr in vielen
  • 4:55 - 5:02
    Fällen alles, das übers Internet läuft
    – teilweise auch Fernsehstreams usw. und
  • 5:02 - 5:08
    bis eigentlich vor dem August dieses
    Jahres, August 2016, haben diese Geräte
  • 5:08 - 5:15
    nicht uns gehört in vielen Fällen.
    Gerade bei Kabelinternetanbietern haben
  • 5:15 - 5:26
    die Anbieter gesagt: Zu unserem Netz
    gehört auch der Router. Das hier ist der
  • 5:26 - 5:32
    Netzabschlusspunkt. Erst wenn ich mein
    Netzwerkkabel oder mit dem Laptop mich ins
  • 5:32 - 5:36
    WLAN einlogge, erst da beginnt mein
    eigenes Netz. Das heißt, alles davor,
  • 5:36 - 5:42
    inklusive Router oder dem ersten Gerät an
    der Wand, das gehörte angeblich zum Netz
  • 5:42 - 5:48
    des Internetanbieters. Was natürlich
    fatal ist, weil wir dann nicht
  • 5:48 - 5:53
    kontrollieren können, wenn wir dieses
    Gerät nicht austauschen können, nicht
  • 5:53 - 5:58
    die Hoheit darüber haben, dann ist das
    schlecht für die Sicherheit und das
  • 5:58 - 6:03
    Vertrauen in diese Hardware. Wir wissen
    nicht, was auf diesen Geräten, die oft
  • 6:03 - 6:08
    Blackboxen sind, was darauf läuft. Es ist
    schlecht für Innovation, weil viele
  • 6:08 - 6:12
    Internetanbieter meistens das billigste
    Modem, den billigsten Router auf dem Markt
  • 6:12 - 6:17
    nehmen und dabei überhaupt gar kein
    Wettbewerb entsteht, keine Innovation um
  • 6:17 - 6:23
    bessere Geräte. Das sehen wir heute mit
    Kabelroutern. Dieser Markt läuft erst
  • 6:23 - 6:28
    langsam an in Deutschland. Da gibt es
    wenige Anbieter, die da einsteigen, wenig
  • 6:28 - 6:33
    Innovationen. Das ist schlecht für
    Kompatibilität, wir haben oft gesehen,
  • 6:33 - 6:37
    dass bestimmte Telefone oder
    Internettechnologien nicht kompatible sind
  • 6:37 - 6:42
    mit diesen Standardgeräten der
    Hersteller, die sich eben, ja, in einigen
  • 6:42 - 6:46
    Fällen haben austauschen lassen, aber
    längst nicht in allen. Und natürlich
  • 6:46 - 6:51
    schlecht für freie Software. Wenn ich
    einen Router betreiben möchte, der auf
  • 6:51 - 6:56
    freier Software läuft, etwa OpenWRT, dann
    war das oft nicht möglich. Beschäftigt
  • 6:56 - 7:00
    hat uns das von Januar 2013, da ist das
    Thema so langsam aufgekommen, bis heute.
  • 7:00 - 7:06
    Es wurde gesagt, ab dem 1. August ist es
    gesetzlich möglich, sich einen eigenen
  • 7:06 - 7:12
    Router anzuschließen zuhause, egal, ob
    für DSL oder für Kabel, aber dieser
  • 7:12 - 7:20
    Prozess quasi, ob die Anbieter auch mit
    diesem neuen Gesetz konform sind, das
  • 7:20 - 7:24
    begleitet uns noch heute. Also Politik
    hört nicht da auf, bis ein gutes Gesetz
  • 7:24 - 7:28
    beschlossen wurde, was in dem Fall
    glücklicherweise der Fall war, sondern
  • 7:28 - 7:33
    auch danach, dass man schaut, ob die
    Implementation gut läuft. Gut, kommen wir
  • 7:33 - 7:37
    zum nächsten Thema. Auch da gerne die
    Standardfrage, für die Statistik: Wer hat
  • 7:37 - 7:41
    schon mal was von der Funkabschottung
    gehört oder dem Radio Lockdown? Ah,
  • 7:41 - 7:48
    deutlich weniger. Ist eigentlich, meiner
    Meinung nach, fast noch schlimmer. Es ist
  • 7:48 - 7:58
    eine EU-Richtlinie, mit dem eleganten
    Namen 2014/53/EU, die quasi "unkonforme
  • 7:58 - 8:02
    Software", "unkonforme Firmware" auf
    Funkgeräten verbieten soll. Unkonform
  • 8:02 - 8:09
    meint damit, dass diese Software
    möglicherweise nicht mit den gängigen
  • 8:09 - 8:14
    Funkregularien übereinstimmt. Also so was
    wie Funkstärke, -frequenzen und gewisse
  • 8:14 - 8:20
    Technologien, die solche Funkgeräte
    beinhalten müssen. Das heißt, die
  • 8:20 - 8:26
    Hersteller müssen, sobald diese
    Richtlinie in Kraft tritt, also, dass die
  • 8:26 - 8:30
    Hersteller sie auch tatsächlich anwenden
    müssen, was laut dem aktuellen Stand im
  • 8:30 - 8:34
    Sommer nächsten Jahres der Fall sein
    wird, im Juni 2017, müssen diese
  • 8:34 - 8:39
    eigentlich jede Firmware überprüfen, ob
    sie denn konform ist. Ansonsten müssen
  • 8:39 - 8:43
    sie dafür sorgen, dass jede Firmware –
    oder wo man nicht weiß, ob sie konform
  • 8:43 - 8:48
    ist – dass die nicht auf ein Gerät
    geladen wird. Wir reden hier tatsächlich
  • 8:48 - 8:53
    von allen Funkgeräten. Das heißt, allen
    Geräten, die Funk empfangen und senden
  • 8:53 - 8:59
    können. Das heißt, nicht nur den Router,
    sondern auch Smartphones, WLAN-Chips in
  • 8:59 - 9:05
    Laptops, GPS-Empfänger, theoretisch alles
    muss da abgeschottet werden, dass keine
  • 9:05 - 9:11
    Software geladen werden kann, die diese
    Regularien brechen könnte. Das ist
  • 9:11 - 9:17
    natürlich im Endeffekt wie eine Art DRM.
    Eine Abschottung. Der Hersteller muss eine
  • 9:17 - 9:20
    Art Signaturliste wahrscheinlich führen.
    Da ist noch vieles im Unklaren. Das
  • 9:20 - 9:24
    beschäftigt uns aber, weil es natürlich
    enorm schlecht ist für freie
  • 9:24 - 9:28
    Softwareprojekte, für Freifunker, die
    werden damit zu tun haben – haben damit
  • 9:28 - 9:33
    zu tun! OpenWRT, eigentlich jegliche
    Projekte, die irgendwie Software auf
  • 9:33 - 9:38
    Geräte aufspielen wollen, alternative
    Software entwickeln, Firmware entwickeln,
  • 9:38 - 9:42
    die auf Funkgeräte aufgespielt wird. Und
    davon gibt’s ne Menge. Das ist wiederum
  • 9:42 - 9:46
    schlecht für Wettbewerb und Innovation,
    es ist ein ganz normales Geschäftsmodell
  • 9:46 - 9:52
    für viele Firmen, dass sie sich fertige
    Produkte im Laden kaufen, fertige Geräte,
  • 9:52 - 9:59
    und dort eine eigene Firmware aufspielen,
    WLAN-Betreiber in vielen Fällen. Deren
  • 9:59 - 10:02
    Geschäftsgrundlage ist da ganz stark in
    Gefahr und das ist auf jeden Fall nicht
  • 10:02 - 10:07
    gut für einen fairen Wettbewerb. Das ist
    schlecht für Sicherheit wiederum, weil
  • 10:07 - 10:10
    wir keine Firmware, keine Software auf die
    Geräte aufspielen können, der wir
  • 10:10 - 10:14
    vertrauen, und oftmals, muss ich euch
    nicht erzählen, wie viele
  • 10:14 - 10:21
    Sicherheitslücken es gibt in der
    Default-Firmware von Funkgeräten und
  • 10:21 - 10:24
    natürlich auch schlecht für die
    Nachhaltigkeit – bisher war es immerhin
  • 10:24 - 10:30
    möglich, z. B. auf Routern, die keine
    offiziellen Updates mehr bekommen haben,
  • 10:30 - 10:34
    dort OpenWRT beispielsweise aufzuspielen
    um dann das Gerät einfach noch weiter zu
  • 10:34 - 10:40
    verwenden. Gerade, wenn man ein bisschen
    die Sicherheit im Hinterkopf hat, muss man
  • 10:40 - 10:45
    sonst eigentlich Geräte wegschmeißen,
    die keine Updates mehr bekommen und die
  • 10:45 - 10:51
    man nicht selbst flashen könnte. Das hat
    uns erst ab dem Herbst 2015 beschäftigt,
  • 10:51 - 10:56
    obwohl diese Richtlinie schon im Juni 2014
    verabschiedet wurde, war leider relativ
  • 10:56 - 11:01
    lange unerkannt, aber es beschäftigt uns
    bis heute und es wird auch noch ein paar
  • 11:01 - 11:07
    Jahre uns beschäftigen. Aktuell sind wir
    an einem Stand, wo wir hoffen, dass die
  • 11:07 - 11:11
    EU-Kommission dort ein paar Geräteklassen
    definieren kann, die nicht von dieser
  • 11:11 - 11:15
    Richtlinie betroffen sind. Dass wir
    einfach diese negativen Auswirkungen ein
  • 11:15 - 11:22
    bisschen abfedern können. Jetzt gehe ich,
    wie ich vorher schon angekündigt habe,
  • 11:22 - 11:27
    durch ein paar kleine Tricks, die ich mir
    selbst angeeignet habe, wenn ich politisch
  • 11:27 - 11:33
    aktiv werden möchte. Das lässt sich eben
    nicht nur für solche großen Projekte wie
  • 11:33 - 11:35
    den Routerzwang und die Funkabschottung
    verwenden, sondern auch für kleinere
  • 11:35 - 11:42
    politische Aktivitäten. Das kann z. B.
    sein, wenn ihr in eurer Kommune freie
  • 11:42 - 11:47
    Software voranbringen wollt, weil ihr
    z. B. seht, da werden unglaublich viele
  • 11:47 - 11:52
    Gelder für unfreie Software ausgegeben,
    für Knebelverträge, und ihr würdet da
  • 11:52 - 11:57
    gern politisch aktiv werden. So was in der
    Richtung. Euch werden noch Tausende andere
  • 11:57 - 12:00
    Beispiele einfallen, wo ihr genau wisst,
    dass da politisch noch was getan werden
  • 12:00 - 12:08
    muss. Denn, ich sage es gerne noch mal:
    Technische Lösungen sind nur eine Lösung
  • 12:08 - 12:13
    für kurzfristige oder mittelfristige
    Zeit. Wenn wir nachhaltig was ändern
  • 12:13 - 12:18
    möchten, dann müssen wir politisch aktiv
    werden und das ist gar nicht so schwer,
  • 12:18 - 12:23
    denn wenn man sich schon mal gut
    vorbereitet, hat man schon mal einen
  • 12:23 - 12:27
    Großteil erledigt. Bevor ihr aktiv werdet
    mit irgendwas, bevor ihr euch ein Thema
  • 12:27 - 12:32
    rausschaut – oder wenn ihr schon eins
    grob im Kopf habt – dann empfehle ich
  • 12:32 - 12:36
    immer, eine realistische und präzise
    Zielsetzung zu machen. Euch zu überlegen,
  • 12:36 - 12:40
    was möchte ich denn erreichen mit der
    Arbeit? Mit der oft ehrenamtlichen Arbeit,
  • 12:40 - 12:44
    die ich da reinstecke. Das war z. B. bei
    der Funkabschottung so ein bisschen das
  • 12:44 - 12:52
    Problem, wir hatten dann diese Richtlinie
    auf dem Tisch und wussten nicht genau, wie
  • 12:52 - 12:56
    können wir das ganze Thema angehen, wie
    können wir das entschärfen? Weil die
  • 12:56 - 13:00
    Richtlinie war schon durch das Parlament
    durch, es gibt eigentlich wenig
  • 13:00 - 13:03
    Möglichkeiten, realistische
    Möglichkeiten, diese komplette Richtlinie
  • 13:03 - 13:08
    rückgängig zu machen, aber dann versucht
    man da, Möglichkeiten zu finden, präzise
  • 13:08 - 13:14
    Möglichkeiten zu finden, da irgendwie
    noch was dran zu drehen. Aber nicht, und
  • 13:14 - 13:17
    das finde ich wichtig, nicht unrealistisch
    sein und denken, man kann die ganze Welt
  • 13:17 - 13:22
    morgen schon ändern, sondern sich da eben
    ein kleines Ziel setzen. Und dieses Ziel
  • 13:22 - 13:26
    kann sich auch jederzeit wieder
    verändern. Ganz wichtig ist es
  • 13:26 - 13:32
    natürlich, klingt trivial, ist aber sehr
    wichtig, Informationen zu sammeln und
  • 13:32 - 13:38
    diese Informationen gut aufzubereiten. Wir
    haben das z. B. beim Routerzwang gemacht,
  • 13:38 - 13:42
    so wie jetzt auch bei der Funkabschottung,
    und da erstmal unsere Erkenntnisse, die
  • 13:42 - 13:46
    wir uns über Stunden angeeignet haben
    über relativ komplexe technische Themen,
  • 13:46 - 13:49
    die aufzuschreiben, und selbst
    klarzumachen, aber dann auch öffentlich
  • 13:49 - 13:53
    zu präsentieren. Also wir haben
    natürlich die FSFE-Webseite, die sich da
  • 13:53 - 13:58
    angeboten hat. Aber generell, wenn ihr
    aktiv werden wolltet, macht ein Blog,
  • 13:58 - 14:02
    versucht da, auf ein Wiki aufzusetzen von
    einer Organisation, die auch an dem Thema
  • 14:02 - 14:07
    interessiert sein könnte. Irgendwie
    anderen helfen, noch schneller als ihr
  • 14:07 - 14:10
    selbst in dieses Thema reinzukommen.
    Dadurch kann man eben auch weitere
  • 14:10 - 14:16
    Unterstützer motivieren, sich mit dem
    Thema zu beschäftigen, gerade wenn es
  • 14:16 - 14:21
    eben um technische Themen geht. Wenn so
    ein ganzes Projekt schon über 2-3 Jahre
  • 14:21 - 14:25
    läuft, wie bei uns jetzt auch der
    Routerzwang schon seit Ewigkeiten läuft,
  • 14:25 - 14:29
    hilft es auf jeden Fall, eine Timeline
    aufzusetzen. Also gerade für den
  • 14:29 - 14:31
    Routerzwang haben wir das gemacht, auch
    für Journalisten, wenn wir mit denen
  • 14:31 - 14:39
    drüber reden, denen quasi zu zeigen, wann
    hat das ganze Thema angefangen, was ist
  • 14:39 - 14:45
    dann passiert, gab es Stellungnahmen?
    Welche Akteure gab es da? Beim Routerzwang
  • 14:45 - 14:48
    war es die Bundesnetzagentur, später kam
    dann das Bundesministerium für
  • 14:48 - 14:52
    Wirtschaft. Das ist so eine Geschichte:
    Das im Nachhinein nachzuvollziehen ist
  • 14:52 - 14:56
    relativ schwer, deswegen am besten
    kontinuierlich eine Art Zeitleiste
  • 14:56 - 15:01
    führen, damit man auch selbst weiß, was
    passiert ist und auch als Motivation,
  • 15:01 - 15:05
    damit man sieht, wie man doch
    vorangekommen ist. Eine sehr wichtige
  • 15:05 - 15:10
    Sache finde ich: Die Findung von
    einheitlichen Begriffen. Von guten
  • 15:10 - 15:15
    Schlagwörtern, die man verwenden kann.
    Beim Routerzwang bin ich z. B. sehr froh,
  • 15:15 - 15:18
    dass das sehr früh gelungen ist. Das ist
    leider nicht auf unserem Gras allein
  • 15:18 - 15:22
    gewachsen, aber Routerzwang ist ein sehr
    prägnantes Wort. Ihr alle habt die Hände
  • 15:22 - 15:28
    gestreckt, als ich danach gefragt habe.
    Das ist ein Zeichen, dass so ein Begriff
  • 15:28 - 15:31
    eingängig ist, dass das ein Schlagwort
    ist, was auch von jedem verwendet wird.
  • 15:31 - 15:35
    Nicht nur von euch, die ihr aktiv seid.
    sondern z. B. auch von Medien, die
  • 15:35 - 15:39
    darüber schreiben. Bei der
    Funkabschottung war’s ein bisschen
  • 15:39 - 15:44
    schwerer, weil wir natürlich schlecht den
    Originalnamen dieser Richtlinie nehmen
  • 15:44 - 15:48
    wollten. Der war einfach zu sperrig, zu
    unprägnant; und sind dann darauf
  • 15:48 - 15:53
    gekommen, dass wir das im Englischen Radio
    Lockdown nennen – Lockdown ist ein
  • 15:53 - 16:00
    relativ eingängiges Wort –, im
    Deutschen Funkabschottung. Das ist ein
  • 16:00 - 16:03
    bisschen schwer, gerade, wenn man
    versucht, multilingual zu sein, also das
  • 16:03 - 16:07
    auf mehreren Sprachen rüberzubringen, da
    Begriffe zu finden, die auch in mehreren
  • 16:07 - 16:12
    Sprachen funktionieren. Wie gesagt, wenn
    ihr irgendwo aktiv werden wollt, versucht,
  • 16:12 - 16:15
    einen Slogan zu finden. Ein Schlagwort,
    irgendwas, das ihr damit verknüpfen
  • 16:15 - 16:22
    wollt. Das ist tatsächlich eingängiger
    und hilft auch tatsächlich, falls ihr da
  • 16:22 - 16:26
    Unterstützer habt, dass das Gefühl
    entsteht, ihr ziehet an einem Strang und
  • 16:26 - 16:32
    arbeitet nicht an fünf verschiedenen
    Themen. Apropos Unterstützer: Es ist
  • 16:32 - 16:37
    immer wichtig, Allianzen zu bilden. Das
    muss nicht mal ein großes Thema sein, es
  • 16:37 - 16:40
    kann auch wirklich ein kommunales
    politisches Thema sein, woran ihr arbeiten
  • 16:40 - 16:47
    wollt. Und – ich kann es nicht oft genug
    betonen –, aber schaut auch über den
  • 16:47 - 16:54
    Tellerrand und schaut euch ungewöhnliche
    Akteure an. Mit ungewöhnlich meine ich,
  • 16:54 - 16:58
    wir hier auf dem Kongress werden
    wahrscheinlich weniger mit Unternehmen zu
  • 16:58 - 17:02
    tun haben, die aber vielleicht auch
    gewisse Politiken, die wir auch störend
  • 17:02 - 17:06
    finden, ebenso schlecht finden für ihr
    Geschäftsmodell, das ja vielleicht auch
  • 17:06 - 17:10
    legitim sein könnte. Man kann mit
    Politikern zusammenarbeiten, die sich
  • 17:10 - 17:15
    dafür einsetzen. Mit Verbänden, daran
    denkt man oft gar nicht. Mit Journalisten,
  • 17:15 - 17:20
    die vielleicht auch da Herzblut
    reinstecken. Also ein bisschen über den
  • 17:20 - 17:23
    Tellerrand hinüberschauen. Beim
    Routerzwang haben wir zusammengearbeitet
  • 17:23 - 17:26
    eben mit Verbänden, auch mit den
    Verbraucherzentralen, das war eine sehr
  • 17:26 - 17:31
    gute Partnerschaft, bei der
    Funkabschottung auch mit einzelnen
  • 17:31 - 17:38
    Unternehmen, deren komplette Existenz
    dadurch bedroht ist. Da hilft es eben,
  • 17:38 - 17:43
    sich neue Netzwerke zu knüpfen. Apropos
    Netzwerk: Ein Kommunikationsnetzwerk ist
  • 17:43 - 17:48
    sehr sinnvoll. Wir nutzen da viele
    Mailinglisten, es gibt aber auch viele
  • 17:48 - 17:52
    Aktivisten, die so was wie Slack
    bevorzugen oder ganz klassisch IRC-Channel
  • 17:52 - 17:55
    oder wie auch immer. Versuchen, wenn man
    ein paar Leute hat, mit denen man
  • 17:55 - 18:00
    zusammenarbeitet, irgendeine Möglichkeit
    zu finden, in Windeseile viele Leute zu
  • 18:00 - 18:04
    kontaktieren. Passiert also irgendwas bei
    dem, was ihr vorhabt, dass es einen
  • 18:04 - 18:09
    einheitlichen Kommunikationschannel gibt,
    wo ihr mit denen kommunizieren könnt.
  • 18:09 - 18:16
    Wichtig ist es, sich gegenseitig Feedback
    zu geben und auch Feedback einzufordern.
  • 18:16 - 18:23
    Wenn ihr z. B. einen Blogeintrag schreibt
    über das Thema, was euch beschäftigt,
  • 18:23 - 18:26
    dort auch eure Unterstützer oder
    vielleicht ganz neue Leute zu fragen, was
  • 18:26 - 18:37
    sie davon halten. Wenn ihr selbst Sachen
    noch nicht so genau wisst, irgendwo nicht
  • 18:37 - 18:42
    so genau wisst, wie ihr mit bestimmten
    Informationen umgehen sollt oder selbst
  • 18:42 - 18:46
    ein bisschen überfordert seid, auch
    offensiv mit dem Nichtwissen umgehen. Das
  • 18:46 - 18:50
    haben wir auch bei der Funkabschottung
    gemacht, ich mein: Wer mal so ein
  • 18:50 - 18:55
    Vertragswerk, eine Richtlinie gelesen hat
    vom Europäischen Parlament oder sonstigen
  • 18:55 - 19:01
    Institutionen, das ist jetzt nicht gerade
    die spannendste Nachtlektüre und beileibe
  • 19:01 - 19:05
    auch nicht die kürzeste, die man kurz
    überfliegt. Und natürlich auch in
  • 19:05 - 19:10
    Juristensprech, das heißt: Ich bin da
    auch kein absoluter Rechtsexperte, hab
  • 19:10 - 19:14
    auch Leute fragen müssen: Was bedeutet
    das? Und noch heute sind uns Sachen
  • 19:14 - 19:22
    unklar, wie so eine Richtlinie zu
    interpretieren ist und da einfach offensiv
  • 19:22 - 19:27
    mit umgehen und sagen, das ist bereits
    klar, das ist uns noch nicht klar, wer
  • 19:27 - 19:32
    kann uns helfen? Oder dadurch auch eine
    gewisse Kritik einzubringen an dem, was
  • 19:32 - 19:40
    ihr da bekämpfen oder fördern wollt.
    Ideal ist es, wenn ihr Mitmachaktionen
  • 19:40 - 19:45
    definieren könnt. Das war beim
    Routerzwang eine lange Zeit schwer, bei so
  • 19:45 - 19:52
    einem relativ trockenen Thema irgendwas zu
    finden, wo wir Leuten sagen können, hier
  • 19:52 - 19:57
    könnt ihr direkt etwas tun. Weil de facto
    war es da, dass wir mit der
  • 19:57 - 20:02
    Bundesnetzagentur versucht haben, die dazu
    zu bewegen, den Routerzwang abzuschaffen
  • 20:02 - 20:07
    und Routerfreiheit, Endgerätefreiheit zu
    etablieren; das war wirklich sehr schwer,
  • 20:07 - 20:14
    da etwas zu definieren. Jetzt, wo es seit
    dem 1. August tatsächlich final ist, dass
  • 20:14 - 20:19
    Leute ihre Router frei auswählen können,
    da haben wir eine Mitmachaktion gefunden,
  • 20:19 - 20:24
    indem wir nämlich Testgeräte versenden
    an Leute, die gerne ausprobieren wollen,
  • 20:24 - 20:28
    ob ein alternatives Endgerät an ihrem
    Anschluss funktioniert. Das ist wieder
  • 20:28 - 20:32
    eine Aktion, da kann man wieder Echo
    erzeugen, da kann man Leute darüber
  • 20:32 - 20:36
    informieren über die Möglichkeit und
    für uns ist es natürlich gut,
  • 20:36 - 20:39
    Rückmeldung zu bekommen von den Leuten,
    die dort mitmachen – funktioniert das
  • 20:39 - 20:43
    denn Geräte anzuschließen an die
    Anschlüsse? Ja, in vielen Fällen
  • 20:43 - 20:46
    funktioniert’s, haben wir jetzt
    rausgefunden; das wäre sonst nicht
  • 20:46 - 20:52
    möglich gewesen. Bei der Funkabschottung
    haben wir ein öffentliches Statement
  • 20:52 - 20:57
    gemacht, also wir haben das ganze Thema
    kurz zusammengeschrieben in ein paar
  • 20:57 - 21:03
    Absätzen, unsere Forderungen
    aufgeschrieben und dank einer grandiosen
  • 21:03 - 21:07
    Idee unserer Freunde von Freifunk ist das
    dann zu einem öffentlichen Brief
  • 21:07 - 21:10
    geworden, den Organisationen und
    Unternehmen unterschreiben können.
  • 21:10 - 21:14
    Dadurch haben wir mittlerweile 40
    Unternehmen und Organisationen, die quasi
  • 21:14 - 21:18
    diese Forderung erfüllen. Das ist
    gleichzeitig natürlich eine ganz große
  • 21:18 - 21:24
    Basis, um Unterstützer zu gewinnen, um
    eine Allianz zu schmieden. Und wenn ihr so
  • 21:24 - 21:30
    was findet irgendwo, bei dem, wo ihr aktiv
    seid, dann ist das eine ganz große Sache.
  • 21:30 - 21:34
    Generell, ganz kurz, weil das immer wieder
    aufkommt: Mit Petitionen haben wir bisher
  • 21:34 - 21:40
    leider nicht allzu viele Erfahrungen
    gemacht. Da ist es auch wichtig, dass die
  • 21:40 - 21:44
    Petition nicht im Sande verläuft. Also
    wenn ihr gerade noch überhaupt keine
  • 21:44 - 21:51
    Unterstützerbasis habt, und dann
    versucht, aus dem Nichts eine Petition auf
  • 21:51 - 21:54
    die Beine zu stellen, dann kann das
    vielleicht auch nach hinten losgehen oder
  • 21:54 - 21:57
    einfach auch leider verschwendete Zeit
    [sein]. Das ist aber auch nur meine
  • 21:57 - 22:02
    Erfahrung, da haben vielleicht andere
    Leute was anderes mitgenommen. Kurz den
  • 22:02 - 22:10
    letzten Punkt, wenn nicht vielleicht auch
    der Wichtigste: Kommunikation. Man muss
  • 22:10 - 22:14
    das ganze, um was man sich sorgt,
    natürlich auch nach außen bringen. Und
  • 22:14 - 22:17
    dabei hilft es immer, sich vor Augen zu
    halten, wen sollte das ganze Thema denn
  • 22:17 - 22:22
    eigentlich kümmern? Warum mache ich das
    alles? Mache ich das nur für mich? Oder
  • 22:22 - 22:27
    mache ich das vielleicht für meine
    Freunde in meinem Hackerspace? Aber sich
  • 22:27 - 22:29
    dann vielleicht auch ein bisschen
    weiterzudenken und zu überlegen,
  • 22:29 - 22:32
    vielleicht gibt es noch ganz viele Akteure
    und Leute, die es auch interessieren
  • 22:32 - 22:37
    könnte? Und darüber dann auch zu
    versuchen, Argumente zu finden, warum das
  • 22:37 - 22:42
    Thema andere Leute interessieren sollte.
    Wenn man so etwas gefunden hat, sich das
  • 22:42 - 22:48
    ganze so ein bisschen runtergebrochen hat,
    dann hilft es, das ganze Thema so
  • 22:48 - 22:52
    prägnant wie möglich zusammen zu
    schreiben. Und da hat sich, meiner Meinung
  • 22:52 - 22:57
    nach, eine Art Dreisatzregel bewährt. Und
    zwar dass man versucht, in drei simplen
  • 22:57 - 23:06
    Sätzen sein Thema zusammenzufassen und
    darin unterzubringen: Um was geht es?
  • 23:06 - 23:10
    Warum ist dieses Thema, für das ich mich
    einsetze, wichtig? Und, was ich sehr
  • 23:10 - 23:15
    hilfreich finde: Auch rüberzubringen, wie
    können wir’s denn lösen? Was ist denn
  • 23:15 - 23:20
    ’ne Option, wie wir dieses Problem
    irgendwie lösen können? Wenn man es
  • 23:20 - 23:25
    schafft, das in 3, maximal 4 einfachen
    Sätzen zusammenzubringen, dann kann man
  • 23:25 - 23:30
    diesen Satz für alles wiederverwenden.
    Für Gespräche mit Journalisten, um den
  • 23:30 - 23:35
    Arbeitsbereich schnell zusammenzufassen,
    aber auch in Blogbeiträgen als kurze
  • 23:35 - 23:40
    Einleitung. Und es hilft einem, einfach
    selbst dieses Thema, das möglicherweise
  • 23:40 - 23:45
    sehr komplex werden kann, auch immer
    runtergebrochen zu sehen und sich im
  • 23:45 - 23:51
    Idealfall nie irgendwo zu verzetteln.
    Gerade, wenn man da mit Journalisten reden
  • 23:51 - 23:57
    möchte, wie gesagt, das kann auch der
    Schreiberling vom nächsten Dorfblatt
  • 23:57 - 24:01
    sein, hilft es immer, eine spannende Story
    erzählen zu können. Beim Routerzwang war
  • 24:01 - 24:06
    das irgendwann relativ einfach, weil wir
    gemerkt haben, als es da öffentliche
  • 24:06 - 24:09
    Statements gab, beziehungsweise eine
    öffentliche Anhörung und Organisationen
  • 24:09 - 24:15
    und Individuen Statements geben können,
    dass dort von den 330 Leuten, die auf die
  • 24:15 - 24:21
    erste Anhörung geantwortet haben, gerade
    mal ’ne Handvoll der Antwortenden für
  • 24:21 - 24:27
    den Routerzwang war. Und der Rest, über
    300 Leute, war gegen den Routerzwang, und
  • 24:27 - 24:34
    Unternehmen natürlich auch. Das heißt,
    da war die Story relativ einfach. Alle
  • 24:34 - 24:37
    Bürger sind eigentlich gegen den
    Routerzwang; alle und die meisten
  • 24:37 - 24:43
    Unternehmen, aber nur eine ganz kleine
    Anzahl, nämlich die der Netzbetreiber und
  • 24:43 - 24:47
    der Internetanbieter, die sind für den
    Routerzwang. Und da ist es natürlich so
  • 24:47 - 24:50
    eine David-gegen-Goliath-Geschichte oder
    so was in der Richtung, die man da
  • 24:50 - 24:54
    verpacken kann. Wenn man so eine Story hat
    irgendwo, dann ist das auch eine gute
  • 24:54 - 24:59
    Einleitung für Journalisten und das ist
    einfach auch ein guter Aufhänger und das
  • 24:59 - 25:03
    motiviert viel mehr. Und da eben auch
    darüber auch ständig Updates bringen und
  • 25:03 - 25:08
    die Geschichte versuchen am Laufen zu
    halten. Lob und Kritik ist ’ne ganz
  • 25:08 - 25:14
    wichtige Sache Gerade Lob wird oft
    unterschätzt. Beim Routerzwang hat
  • 25:14 - 25:19
    irgendwann das Bundesministerium für
    Wirtschaft quasi die Federführung von der
  • 25:19 - 25:21
    Bundesnetzagentur weggenommen,
    wahrscheinlich weil sie relativ
  • 25:21 - 25:26
    unzufrieden war mit dem, was die
    Bundesnetzagentur oft produziert hat, und
  • 25:26 - 25:30
    selbst einen eigenen Entwurf gemacht, der
    erstaunlich gut war. Wir haben uns selbst
  • 25:30 - 25:34
    gewundert, wie so eine 180°-Wendung
    stattfinden kann, weil die
  • 25:34 - 25:37
    Bundesnetzagentur meistens relativ
    enttäuschend war. Da haben wir diesen
  • 25:37 - 25:41
    Entwurf gelobt. Natürlich nicht
    überschwänglich, aber gelobt; hier ist
  • 25:41 - 25:46
    was gutes passiert und das vergisst man
    viel zu oft, auch Behörden, Politiker,
  • 25:46 - 25:51
    Ministerien da lobend zu erwähnen. Und
    natürlich auch kritisieren, aber das
  • 25:51 - 25:55
    fehlt den meisten Leuten immer leichter,
    wenn es um so was geht. Und als letzten
  • 25:55 - 25:59
    Punkt finde ich ganz wichtig: Raus aus der
    Blase. Raus aus der Filterblase, die wir
  • 25:59 - 26:03
    uns selbst oft bauen. Hier, das ist ’ne
    ganz große Filterblase, ich kann euch was
  • 26:03 - 26:07
    erzählen, 90% der Leute, 100% der Leute
    werden gegen Routerzwang und gegen die
  • 26:07 - 26:12
    Funkabschottung sein. Aber wie sieht es
    mit den anderen 99,99% der Bevölkerung
  • 26:12 - 26:17
    aus? Also da auch immer wieder über diese
    Blase hinausdenken, versuchen, neue
  • 26:17 - 26:22
    Akteure zu finden, neue Ansprechpartner.
    Ich habe leider ein bisschen überzogen,
  • 26:22 - 26:25
    deswegen gehe ich ganz kurz noch über die
    Stoplersteingeschichte, wie ich das
  • 26:25 - 26:29
    genannt hab: Was kann passieren? Es kann
    sein – oder es wird höchst
  • 26:29 - 26:33
    wahrscheinlich sein –, dass ihr oft über
    einem Informationsüberschuss leidet oder
  • 26:33 - 26:37
    einer Überlastung. Da hilft es natürlich,
    sich so früh wie möglich Partner zu
  • 26:37 - 26:42
    suchen, mit denen man zusammenarbeiten
    kann oder wenn nötig auch einfach das
  • 26:42 - 26:47
    Thema ein bisschen zu schrumpfen. Man kann
    oft nicht nicht alles abdecken, Man kann
  • 26:47 - 26:50
    oft nicht alles erreichen. Dann lieber
    sich nur einen Teilaspekt von dem Thema
  • 26:50 - 26:54
    aussuchen und daran abarbeiten und
    vielleicht hat man später ein paar mehr
  • 26:54 - 27:00
    Ressourcen übrig, um das ein bisschen
    mehr auszubreiten. Vorkommen kann es, dass
  • 27:00 - 27:04
    es ein öffentliches Desinteresse gibt.
    Gerade beim Routerzwang, das war am Anfang
  • 27:04 - 27:08
    ein sehr dröges Thema irgendwo, niemand
    hat sich dafür so wirklich interessiert,
  • 27:08 - 27:14
    weil, ich mein, es war’n Router! Wer
    weiß schon, was Router sind, so von dem
  • 27:14 - 27:19
    Großteil der Bevölkerung? Da hilft es,
    das entweder auf ein anderes Thema
  • 27:19 - 27:24
    aufzusetzen, also sehr gut war die ganze
    Snowden-Affäre, die da aufgekommen ist,
  • 27:24 - 27:28
    wo man dann einfach diesen
    Sicherheitsaspekt mit einflechten konnte.
  • 27:28 - 27:32
    Wenn ihr freie Software in der lokalen, in
    der öffentlichen Verwaltung fördern
  • 27:32 - 27:35
    wollt, hilft es vielleicht, da ein
    bisschen auf die Steuerverschwendungskarte
  • 27:35 - 27:42
    zu setzen, wenn’s da Möglichkeiten und
    Beispiele gibt Und meistens ist es so,
  • 27:42 - 27:45
    dass wenn es doch einen Fortschritt gibt,
    gerade einen positiven Fortschritt, dass
  • 27:45 - 27:49
    dann das Interesse sehr schnell anziehen
    kann. Gerade beim Routerzwang war lange
  • 27:49 - 27:54
    Zeit nichts. Wir waren so in der
    Fachpresse – Heise, golem –, zum
  • 27:54 - 27:59
    1. August allerdings kamen dann die
    Süddeutsche, die Zeit, Computerbild …
  • 27:59 - 28:01
    Gelächter
  • 28:01 - 28:07
    … eigentlich fast alle bedeutenden
    Zeitungen. Genau, und da glaubt man gar
  • 28:07 - 28:12
    nicht, was sich da tun kann. Und was
    natürlich auch passieren kann ist, dass es
  • 28:12 - 28:16
    langweilige Phasen gibt. Das lässt sich
    nicht vermeiden, die kann man oft
  • 28:16 - 28:20
    überbrücken, indem man vielleicht an
    einem anderen Thema arbeitet oder indem
  • 28:20 - 28:26
    man etwas Vorarbeit leistet. Also gerade
    bei der Funkabschottung war eine lange
  • 28:26 - 28:32
    Zeit relativ wenig möglich, wir waren so
    in der Schwebe und das zieht aber meist
  • 28:32 - 28:35
    schneller an als man denkt. Also gerade
    jetzt bei der Funkabschottung, ich
  • 28:35 - 28:38
    kann’s kurz sagen, es haben sich ein
    paar Möglichkeiten aufgetan, dass man
  • 28:38 - 28:42
    eventuell da in die Arbeitsgruppe von der
    Europäischen Kommission kommt oder in die
  • 28:42 - 28:47
    Expertengruppe und jetzt plötzlich ist
    der gesamte Zug wieder am Laufen und ich
  • 28:47 - 28:51
    hoffe, hier beim Kongress können wir den
    noch weiter antreiben. Eben sich davon
  • 28:51 - 28:57
    nicht demotivieren lassen, sondern einfach
    wissen: Das kann passieren. Genau. Wir
  • 28:57 - 28:59
    haben leider nicht allzu viel Zeit zum
    Diskutieren, daher kommt gerne später
  • 28:59 - 29:04
    noch bei der FSFE-Assembly vorbei, die
    glaube ich im 1. Stockwerk ist. Gleich
  • 29:04 - 29:10
    nachher um 19.30 Uhr gibt es eine Session
    zum Radio Lockdown, zur Funkabschottung,
  • 29:10 - 29:14
    wo wir versuchen, so viel wie möglich
    Organisation reinzubringen, die da
  • 29:14 - 29:20
    politisch an was arbeiten möchten. Das
    wird eher so ein Arbeitsmeeting. Morgen
  • 29:20 - 29:26
    wird es dann so eine Art Follow-Up Meeting
    dazu geben: "Community WiFis unite" um
  • 29:26 - 29:31
    19.00 Uhr und morgen, auch sehr schön,
    ein Lightning-Vortrag von einer
  • 29:31 - 29:35
    wissenschaftlichen Arbeitsgruppe der TU
    Darmstadt, von denen ich davor nie gehört
  • 29:35 - 29:40
    habe. Die halten einen Lightning-Vortrag,
    auch über dasselbe Thema, sagen, warum
  • 29:40 - 29:45
    das aus wissenschaftlicher Sicht eine
    schlimme Sache ist. Da lade ich euch
  • 29:45 - 29:47
    herzlich auch dazu ein, ich werde auf
    jeden Fall auch dabei sein!
  • 29:47 - 29:49
    Danke für die Aufmerksamkeit!
  • 29:49 - 29:57
    Applaus
  • 29:58 - 30:02
    Herald: Ja, vielen Dank. Das war jetzt ein
    bisschen länger als gedacht.
  • 30:02 - 30:04
    Max: Sorry!
  • 30:04 - 30:07
    Engel: Ein Minütchen haben wir aber noch.
    Hat noch jemand ’ne Frage? Dann bitte zum
  • 30:07 - 30:11
    Mikro gehen oder sich irgendwie bemerkbar
    machen. Oh, da springt der Signal-Engel!
  • 30:11 - 30:13
    Der liest ’ne Frage aus dem Internet vor!
  • 30:13 - 30:16
    Signal-Engel: Test, test, ahh, genau.
    Wir haben mehrere Fragen aus dem Internet,
  • 30:16 - 30:21
    ich fange mal mit der ersten an: Und zwar
    fragt da jemand, der sich als Funkamateur
  • 30:21 - 30:25
    bezeichnet, wie das denn aussieht, weil so
    Gesetze zur Funkabschottung ja auch
  • 30:25 - 30:29
    gedacht sind, um Störungen vom von allen
    Menschen genutzten Frequenzspektrum zu
  • 30:29 - 30:32
    verhindern, was ja in der Nähe von
    Flughäfen oder so auch durchaus sinnvoll
  • 30:32 - 30:34
    sein kann. Was ist da eure Position zu?
  • 30:34 - 30:43
    Max: Man muss generell dazu sagen, dass in
    der Richtlinie für die Funkabschottung
  • 30:43 - 30:47
    Funkamateure explizit ausgenommen sind,
    also die sind von dieser Richtlinie nicht
  • 30:47 - 30:51
    betroffen, indirekt ist man da natürlich
    doch betroffen, weil die Geräte, mit
  • 30:51 - 30:55
    denen viele Funkamateure experimentieren
    wollen, arbeiten wollen, wiederum diese
  • 30:55 - 31:01
    starke Abschottung, diese Software- und
    Hardwareabschottung erleiden müssen. Und
  • 31:01 - 31:05
    deswegen ist es natürlich für
    Funkamateure auch schwerer, an gute
  • 31:05 - 31:09
    Hardware zu kommen. Unsere Position dazu
    ist natürlich, dass es eine sehr negative
  • 31:09 - 31:12
    Sache ist und dass wir so viele
    Ausnahmen von dieser Funkrichtlinie
  • 31:12 - 31:14
    haben wollen wie möglich.
  • 31:17 - 31:21
    Engel: Jut, da drüben ist noch
    ’ne Frage. Sprich schön rein, deine Frage.
  • 31:21 - 31:27
    Frage: Ich bin der, der morgen den
    Lightning-Talk hält zu der Initiative und
  • 31:27 - 31:30
    ich wollte nur noch hinzufügen, es geht
    nicht nur darum, dass wir darüber reden
  • 31:30 - 31:33
    wollen, warum das blöd ist für
    WissenschaftlerInnen, sondern auch, was
  • 31:33 - 31:38
    wir machen können und wir haben ein
    gemeinsames Statement vorbereitet und wir
  • 31:38 - 31:41
    suchen nach wissenschaftlichen
    Arbeitsgruppen, die mit Funkgeräten
  • 31:41 - 31:46
    jeglicher Art arbeiten und Lust haben,
    weiter damit arbeiten zu dürfen und
  • 31:46 - 31:48
    deswegen, wenn ihr irgendwie im
    wissenschaftlichen Umfeld arbeitet und
  • 31:48 - 31:53
    solche Sachen, dann kommt gern zu uns oder
    redet mit mir und dann reden wir da mehr
  • 31:53 - 31:56
    drüber. Oder kommt zur Chaoswelle
    Assembly, da liegen unsere Texte aus.
  • 31:56 - 32:02
    Engel: OK! Also wenn jemand eine
    wissenschaftliche Arbeit macht oder sich
  • 32:02 - 32:06
    in dem Thema bewegt, dann zu dem jungen
    Mann morgen. Jetzt meldet sich noch mal
  • 32:06 - 32:08
    der Signalengel und das ist dann die
    letzte Frage, danke!
  • 32:08 - 32:12
    Signalengel: Genau, jemand fragt, wie das
    rechtlich ist, wie die Verdongleung von
  • 32:12 - 32:16
    Geräten, insbesondere WLAN-Hardware, mit
    dem Eigentumsrecht zusammenhängt.
  • 32:16 - 32:18
    Ob du das kurz erklären kannst.
  • 32:18 - 32:23
    Max: Puh. Gute Frage! Mit dem
    Eigentumsrecht … weil …
  • 32:23 - 32:28
    Ich bin, wie gesagt, kein Rechtsexperte,
    aber ich glaube, das ist jetzt kein
  • 32:28 - 32:32
    großes Hindernis, weil, ich mein, die
    Geräte werden nicht im Nachhinein
  • 32:32 - 32:36
    verdonglet, sondern es geht um die
    Geräte, die neu in den Handel kommen.
  • 32:36 - 32:40
    Deshalb würde ich jetzt sagen, wenn ich
    mir jetzt so ein Geräte kaufe, von dem
  • 32:40 - 32:46
    ich weiß, dass es so eine Restriktion
    on-board hat, dann ist das rechtlich kein
  • 32:46 - 32:50
    Problem, weil ich hab’s ja bewusst
    gekauft. Diese Sperren kommen nicht im
  • 32:50 - 32:53
    Nachhinein. Was natürlich die ganze Sache
    nicht allzu viel besser macht. Aber ich
  • 32:53 - 32:56
    glaube eben, wie gesagt, da gibt’s kein
    Problem damit. Leider.
  • 32:57 - 33:01
    Engel: OK, vielen Dank. Noch mal ein
    Applaus für Max Mehl!
  • 33:01 - 33:04
    Max: Danke!
    Applaus
  • 33:04 - 33:09
    Abspannmusik
  • 33:09 - 33:28
    Untertitel erstellt von c3subtitles.de
    im Jahr 2017. Mach mit und hilf uns!
Title:
Routerzwang und Funkabschottung (33c3)
Description:

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Video Language:
German
Duration:
33:28

German subtitles

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