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Quyen Nguyen: Farbkodierte Chirurgie

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    Ich möchte heute
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    über eine der größten Mythen der Medizin reden,
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    und das ist die Idee,
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    dass mehr bahnbrechende neue Technologien in der Medizin alles sind, was wir brauchen,
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    um alle unsere Probleme zu lösen.
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    Unsere Gesellschaft liebt die Verklärung
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    des einsamen Erfinders
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    der eines Abends, spät arbeitend im Labor,
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    eine revolutionäre Entdeckung macht,
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    und voila, über Nacht ist alles anders.
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    Das ist eine sehr anziehende Vorstellung,
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    aber sie entspricht nicht der Realität.
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    In Wirklichkeit ist Medizin heute ein Team Sport.
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    Und, in vieler Hinsicht,
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    war Medizin das schon immer.
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    Ich möchte Ihnen davon erzählen,
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    wie ich das sehr eindrücklich erlebt habe
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    bei meiner eigenen Arbeit.
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    Ich bin eine Chirurgin,
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    und wir Chirurgen hatten immer schon
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    eine besondere Beziehung zu Licht.
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    Wenn ich einen Einschnitt im Innern eines Patienten mache, ist es dunkel.
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    Wir brauchen Licht, um zu sehen, was wir tun.
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    Und das ist der Grund, dass, traditionell,
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    Operationen immer früh morgens begonnen haben --
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    um das Tageslicht zu nutzen.
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    Und wenn man sich historische Gemälde
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    von frühen Operationsräumen anschaut,
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    sieht man, dass sie im Obergeschoss von Gebäuden waren.
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    Als Beispiel, das ist der älteste Operationsraum in der westlichen Welt,
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    in London.
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    Der Operationsraum
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    ist im Obergeschoss einer Kirche,
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    wodurch das Tageslicht hereingelassen wird.
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    Und dies hier ist das Bild
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    eines der berühmtesten Krankenhäuser in Amerika.
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    Das hier ist Mass General in Boston.
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    Und was denken Sie wo der Operationsraum ist?
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    Hier ist er,
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    im obersten Teil des Gebäudes
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    mit vielen Licht einlassenden Fenstern.
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    In den heutigen Operationsräumen
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    brauchen wir kein Tageslicht mehr.
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    Und weil wir das Tageslicht nicht mehr brauchen,
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    haben wir sehr spezialisiertes Licht,
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    das für Operationsräume zugeschnitten ist.
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    Wir haben die Möglichkeit,
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    andere Lichtarten zu benutzen --
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    Licht, das uns Dinge zeigt,
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    die wir heute nicht sehen.
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    Und das, denke ich,
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    ist die Magie der Fluoreszenz.
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    Lassen Sie mich das erklären.
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    In der medizinischen Fakultät
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    lernen wir unsere Anatomie von Illustrationen wie dieser,
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    wobei alles farblich gekennzeichnet ist.
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    Nerven sind gelb, Arterien rot,
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    Venen blau.
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    Das ist so einfach, dass jeder ein Chirurg werden könnte, richtig?
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    Wenn wir jedoch einen Patienten auf dem Tisch haben,
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    das ist dieselbe Halssezierung --
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    lässt sich der Unterschied zwischen
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    verschiedenen Geweben nicht so leicht sehen.
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    Wir haben in den letzten Tagen gehört,
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    welch dringendes Problem
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    Krebs in unserer Gesellschaft noch immer ist,
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    welch dringende Notwendigkeit es ist,
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    dass nicht
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    jede Minute eine Person stirbt.
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    Wenn Krebs früh genug erkannt wird,
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    früh genug, damit der Krebs herausgenommen werden kann,
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    operativ entfernt werden kann,
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    dann ist es mir egal, ob es dies oder jenes Gen ist,
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    oder ob es dies oder jenes Protein hat,
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    er ist entfernt.
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    Es ist geschafft, du bist vom Krebs geheilt.
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    So entfernen wir Krebs operativ .
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    Wir tun unser Bestes, basierend auf unserer Ausbildung
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    und der Art, wie der Krebs ausschaut und wie es sich anfühlt,
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    und seinen Zusammenhang mit anderen Geweben und all unserer Erfahrung,
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    wir sagen dann, der Krebs ist beseitigt.
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    Wir haben einen guten Job gemacht. Wir haben den Krebs entfernt.
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    Das sagt der Chirurg im Operationssaal,
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    wenn der Patient auf dem Tisch liegt.
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    Aber in Wirklichkeit wissen wir nicht, ob er komplett entfernt ist.
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    Wir nehmen Stichproben vom Patientenbett,
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    was sich noch im Patienten befindet,
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    und senden diese Stichproben ins Labor.
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    Währenddessen warten alle, die Patienten im Operationssaal,
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    die Krankenschwestern, Anästhesisten, der Chirurg
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    und alle Assistenten.
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    Und warten.
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    Der Pathologe nimmt die Stichprobe,
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    friert es ein, zerschneidet es, untersucht es unter dem Mikroskop
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    und informiert dann den Operationssaal.
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    Das dauert circa 20 Minuten pro Stichprobe.
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    Hat man drei Stichproben,
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    dauert dies also eine ganze Stunde.
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    Und oft sagt dann der Pathologe:
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    "Punkt A und B sind ok,
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    aber Punkt C, dort sind noch Restspuren von Krebs.
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    Bitte schneiden Sie dieses Stück aus."
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    Also gehen wir zurück und tun das, immer wieder.
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    Und das ist der ganze Prozess:
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    "Ok wir sind fertig.
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    Wir denken der Tumor ist draußen."
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    Aber es geschieht oft, dass wir Tage später,
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    der Patient ist mittlerweile zuhause,
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    einen Anruf bekommt:
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    "Es tut mir leid,
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    als wir die endgültige Pathologie untersucht haben,
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    als wir die letzte Probe untersucht haben,
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    haben wir einige andere Stellen gefunden,
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    an denen der Test positiv ausgefallen ist.
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    Es gibt immer noch Krebs in Ihrem Patienten."
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    Also muss man dem Patienten sagen,
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    dass er möglicherweise eine weitere Operation,
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    oder weitere Therapie benötigt,
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    wie z.B. Bestrahlung oder Chemotherapie.
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    Wäre es nicht besser,
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    wenn wir sagen könnten,
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    wenn der Chirurg wirklich sagen könnte,
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    ob noch Krebs im operierten Bereich vorhanden ist?
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    In vielerlei Hinsicht arbeiten wir, wie wir es heute tun,
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    immer noch im Dunkeln.
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    2004, während meiner chirurgischen Fachausbildung,
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    hatte ich das große Glück
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    Dr. Roger Chen zu treffen,
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    der den Nobelpreis für Chemie
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    2008 gewonnen hat.
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    Roger und sein Team
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    arbeiteten an einer Methode Krebs zu erkennen,
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    und dafür hatten sie ein besonderes Molekül,
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    das sie entwickelt hatten.
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    Das von ihnen entwickelte Molekül
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    bestand aus drei Teilen.
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    Der Hauptbestandteil ist der blaue Teil, Polykation,
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    das im Prinzip leicht anhaftet,
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    und zwar an jede Gewebeart in unserem Körper.
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    Stellen Sie sich also eine Lösung vor,
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    angereichert mit diesem anhaftenden Material,
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    injiziert in die Venen eines Krebs-Patienten,
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    alles würde aufleuchten.
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    Nichts ist spezifisch.
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    Nichts ist unterscheidbar.
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    Also wurden zwei zusätzliche Komponenten hinzugefügt.
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    Die erste Komponente ist ein poly-anionisches Segment,
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    das als nicht-haftende Seite dient,
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    wie die eine Seite eines Aufklebers.
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    Wenn diese zwei Komponenten zusammen sind, ist das Molekül neutral
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    und es haftet an nichts an.
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    Diese zwei Komponenten sind miteinander verbunden
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    mit etwas, das nur getrennt werden kann,
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    wenn man die richtige molekulare Schere hat --
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    zum Beispiel, die Art von Protease Enzymen,
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    die Tumore herstellen.
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    In dieser Zusammenstellung also,
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    eine Lösung angereichert mit diesen dreiteiligen Molekülen,
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    zusammen mit einem Farbstoff, hier grün dargestellt,
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    injiziert in die Vene
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    eines Krebs-Patienten,
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    kann normales Gewebe diese Moleküle nicht trennen.
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    Das Molekül dringt hindurch und wird ausgeschieden.
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    In der Anwesenheit eines Tumors aber
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    gibt es diese molekularen Scheren,
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    die dieses Molekül trennen können,
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    genau hier an der spaltbaren Seite.
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    Und nun, voila,
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    markiert sich der Tumor selbst
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    und fluoresziert.
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    Hier ist das Beispiel eines Nervs,
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    der von Tumorgewebe umgeben ist.
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    Können Sie sagen wo der Tumor ist?
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    Ich könnte es nicht einmal während ich daran operieren würde.
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    Aber hier ist er. Er fluoresziert.
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    Er ist grün.
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    Sehen Sie, jetzt kann jeder hier im Publikum
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    sagen, wo der Krebs ist.
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    Wir können nun im Operationssaal, vor Ort,
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    auf einem molekularen Level sagen,
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    wo der Krebs ist, was der Chirurg tun muss
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    und wieviel Operation noch nötig ist,
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    um ihn komplett zu entfernen.
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    Und die herausragende Eigenschaft von Fluoreszenz ist,
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    sie ist nicht nur hell,
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    sie scheint auch durch Gewebe durch.
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    Das durch Fluoreszenz emittierte Licht
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    kann Gewebe durchdringen.
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    Auch wenn der Tumor also nicht direkt an der Oberfläche ist,
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    man sieht ihn trotzdem.
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    In diesem Film sehen sie
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    den Tumor grün leuchten.
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    Tatsächlich ist normaler Muskel über diesem Tumor. Sehen Sie das?
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    Und ich bewege diesen Muskel zur Seite.
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    Aber bereits bevor ich den Muskel beiseite schob,
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    war der Tumor darunter sichtbar.
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    Und das ist das Wundervolle an einem Tumor,
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    der mit fluoreszierenden Molekülen gekennzeichnet ist.
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    Nicht nur das Ausmaß
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    ist auf einem molekularen Level sichtbar,
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    der Tumor ist auch sichtbar, wenn er nicht direkt an der Oberfläche ist --
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    auch wenn er außerhalb ihres Sichtfelds liegt.
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    Dies funktioniert auch für metastasen-bildende Lymphknoten.
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    Farbmarkierte Lymphknotenentfernung
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    hat die Art wie Brustkrebs und Melanome behandelt werden, dramatisch verändert.
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    Frauen mussten sich
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    schweren, sie schwächenden Operationen unterziehen,
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    bei denen alle angrenzenden Lymphknoten entfernt wurden.
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    Mit farbmarkierten Lymphknoten
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    als Teil unserer heutigen Behandlungsoptionen
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    sucht der Chirurg nach dem einzelnen Knoten,
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    der Lymphknoten, wo der Krebs beginnt.
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    Wenn dieser Lymphknoten Krebs hat,
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    würde diese Frau
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    die angrenzenden Lymphknoten entfernt bekommen.
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    Das bedeutet,
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    falls der Lymphknoten keinen Krebs hat,
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    wäre die Frau
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    vor einer unnötigen Operation bewahrt geblieben.
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    Markierte Lymphknoten, wie wir sie heute haben,
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    sind so ähnlich wie eine Landkarte,
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    die einem den Weg zeigt.
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    Wenn man also auf der Autobahn ist,
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    und man sucht die nächste Tankstelle,
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    sagt einem die Landkarte, wo diese ist.
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    Sie sagt einem aber nicht,
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    ob die Tankstelle noch Benzin hat.
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    Man muss es mitnehmen nach Hause,
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    aufschneiden, hineinschauen,
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    um sagen zu können: "Ja, hier ist noch Benzin."
  • 9:24 - 9:26
    Dieser Prozess dauert.
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    Die Patienten liegen auf dem Operationstisch.
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    Anästhesisten, Chirurgen warten.
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    Es dauert.
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    Mit unserer Technologie kann man sofort eine Aussage treffen.
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    Hier sehen Sie viele rundliche Erhebungen.
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    Einige sind geschwollenen Lymphknoten
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    und sind größer als die anderen.
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    Wer von uns hatte nicht geschwollenen Lymphknoten während einer Erkältung?
  • 9:46 - 9:48
    Das bedeutet nicht, dass hier Krebs ist.
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    Mit unserer Technologie
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    kann der Chirurg sofort sagen,
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    welche Knoten Krebs haben.
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    Ich werde hier nicht in Details gehen,
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    aber unsere Technologie ist in der Lage,
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    neben der Markierung von Tumorern und metastasen-bildenden Lymphknoten mit Fluoreszenz,
  • 10:03 - 10:07
    mit der Benutzung der selben smarten dreiteiligen Moleküle,
  • 10:07 - 10:10
    Gadolinium im System zu markieren,
  • 10:10 - 10:12
    somit kann das also nicht-invasiv geschehen.
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    Wenn der Patient Krebs hat,
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    will man die von Krebs befallenen Lymphknoten kennen,
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    bevor man operiert.
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    Dies kann man durch einen Magnetresonanztomographie erkennen.
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    Während der Operation
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    ist es wichtig zu wissen, was zu entfernen ist.
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    Aber ebenso wichtig ist es,
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    Gewebe zu erhalten,
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    das wichtige Funktionen erfüllt.
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    Es ist also sehr wichtig, unbeabsichtigte Verletzungen des gesunden Gewebes zu vermeiden.
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    Und hier rede ich vor allem
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    von Nerven.
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    Wenn Nerven beschädigt werden,
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    können sie Lähmungen verursachen,
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    und Schmerzen.
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    Bei Prostata-Krebs
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    leiden bis zu 60 % der Männer
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    nach der Operation
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    an Inkontinenz
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    und Erektionsproblemen.
  • 10:58 - 11:01
    Das sind viele Menschen mit großen Problemen --
  • 11:01 - 11:03
    und das bei einer
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    so genannten nerv-sensitiven Operation,
  • 11:05 - 11:09
    d.h. der Chirurg kennt das Problem,
  • 11:09 - 11:11
    und versucht die Beschädigung von Nerven zu vermeiden.
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    Aber diese Nerven sind so klein,
  • 11:14 - 11:17
    dass sie während einer Prostata-Operation
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    nie gesehen werden.
  • 11:19 - 11:21
    Sie sind nur nachvollziehbar
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    durch deren bekannten anatomischen Verlauf
  • 11:23 - 11:25
    neben den Blutgefäßen
  • 11:25 - 11:29
    Und dies ist nur bekannt, weil jemand sich entschieden hat sie zu studieren,
  • 11:29 - 11:31
    und das bedeutet, wir lernen immer noch,
  • 11:31 - 11:33
    wo genau die Nerven verlaufen.
  • 11:33 - 11:36
    Es ist verrückt. Wir operieren,
  • 11:36 - 11:39
    versuchen den Krebs zu entfernen, ohne zu wissen wo er ist.
  • 11:39 - 11:42
    Wir versuchen Nerven nicht zu beschädigen; und wir wissen nicht wo sie sind.
  • 11:42 - 11:44
    Wäre es also nicht großartig,
  • 11:44 - 11:46
    einen Weg zu finden,
  • 11:46 - 11:49
    Nerven mit Fluoreszenz sichtbar zu machen?
  • 11:49 - 11:53
    Zuerst bekam diese Idee nicht viel Unterstützung.
  • 11:53 - 11:55
    Viele sagten: "Wir haben das immer schon so gemacht.
  • 11:55 - 11:57
    Wo ist das Problem?
  • 11:57 - 12:00
    Wir hatten nicht so viele Komplikationen."
  • 12:00 - 12:02
    Trotzdem forschte ich weiter.
  • 12:02 - 12:04
    Und Roger half mir.
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    Er hat sein gesamtes Team mitgebracht.
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    Teamwork war ein wichtiger Faktor.
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    Und schlussendlich entdeckten wir Moleküle,
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    die spezifisch Nerven markierten.
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    Und nachdem wir eine Lösung entwickelt hatten,
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    die mit Fluoreszenz arbeitet,
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    und sie in Mäuse injizierten,
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    glühten deren Nerven förmlich.
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    Man kann sehen, wo sie sind.
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    Hier sehen Sie den Ischiasnerv einer Maus,
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    und Sie sehen diesen großen Nerv sehr einfach.
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    Aber an der Spitze dieses Nervs, die ich hier gerade freilege,
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    sind sehr feine Abzweigungen,
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    die nicht sichtbar sind.
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    Man sieht kleine Punkte, die wie Medusaköpfe herausschauen.
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    Wir konnten Nerven sichtbar machen,
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    Nerven für Gesichtsausdrücke, für Gesichtsbewegungen, fürs Atmen --
  • 12:51 - 12:53
    jeden einzelnen Nerv --
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    Nerven verantwortlich für die Harnfunktion rund um die Prostata.
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    Wir konnten jeden einzelnen Nerv sehen.
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    Wenn wir diese zwei Proben zusammennehmen...
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    Hier ist also der Tumor.
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    Wissen Sie, wo die Begrenzung dieses Tumors ist?
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    Nun wissen Sie es.
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    Wo aber ist der Nerv, der in den Tumor hineinreicht?
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    Dieser weiße Bereich ist einfach zu sehen.
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    Aber was ist mit dem Teil, der in den Tumor hineingeht?
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    Wissen Sie wo er verläuft?
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    Nun wissen Sie es.
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    Im Grunde genommen haben wir eine Methode gefunden,
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    Gewebe zu färben
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    und bei Operationen farblich zu markieren.
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    Das war ein Durchbruch.
  • 13:31 - 13:35
    Ich denke es wird die Art ändern wie wir operieren.
  • 13:35 - 13:37
    Wir haben unsere Ergebnisse
  • 13:37 - 13:39
    in den Berichten der National Academy of Sciences
  • 13:39 - 13:41
    und in der Nature Biotechnology veröffentlicht.
  • 13:41 - 13:44
    Wir wurden im Discover Magazin
  • 13:44 - 13:46
    und im Economist erwähnt.
  • 13:46 - 13:49
    Und wir zeigten unsere Ergebnisse vielen meiner Chirurgie- Kollegen.
  • 13:49 - 13:51
    Sie sagten: "Wow!
  • 13:51 - 13:53
    Ich habe Patienten,
  • 13:53 - 13:55
    denen dies helfen würde.
  • 13:55 - 13:57
    Ich denke dies wird sich in meinen Operationen auswirken:
  • 13:57 - 13:59
    durch bessere Ergebnisse
  • 13:59 - 14:02
    und weniger Komplikationen."
  • 14:02 - 14:04
    Was jetzt folgen muss,
  • 14:04 - 14:07
    ist die Weiterentwicklung unserer Technologie
  • 14:07 - 14:09
    gemeinsam mit der Entwicklung
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    von Instrumenten,
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    die uns erlauben,
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    diese Arte Fluoreszenz im Operationssaal sichtbar zu machen.
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    Das Ziel ist es,
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    dies bei Patienten anzuwenden.
  • 14:21 - 14:24
    Allerdings haben wir erkannt,
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    dass es keinen einfachen Mechanismus gibt,
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    solch ein Molekül
  • 14:28 - 14:30
    für einmalige Benutzung zu entwickeln.
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    Verständlicherweise ist der Großteil der Pharmaindustrie
  • 14:33 - 14:37
    auf mehrmals benutzbare Medikamente fokussiert,
  • 14:37 - 14:40
    z.B. langzeitige tägliche Verabreichung von Medikamenten.
  • 14:40 - 14:43
    Wir konzentrieren uns darauf, diese Technologie zu verbessern.
  • 14:43 - 14:46
    Wir fokussieren uns auf neue Medikamente,
  • 14:46 - 14:48
    neue Wachstumsfaktoren,
  • 14:48 - 14:50
    Nerven abtöten, die Probleme bereiten
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    und nicht das umgebende Gewebe.
  • 14:53 - 14:57
    Wir wissen, dass dies machbar ist und wir sind fest entschlossen dies zu realisieren
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    Ich möchte Ihnen diesen letzten Gedanken mitgeben.
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    Erfolgreiche Innovation
  • 15:03 - 15:06
    geschieht nicht durch einen einzelnen Durchbruch.
  • 15:06 - 15:09
    Es ist kein Sprint.
  • 15:09 - 15:13
    Es ist keine Veranstaltung für den Einzelläufer.
  • 15:13 - 15:15
    Erfolgreiche Innovation
  • 15:15 - 15:18
    ist ein Teamsport, ein Staffellauf.
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    Es braucht ein Team für den Durchbruch
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    und ein weiteres Team,
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    damit dieser Durchbruch akzeptiert und angewendet wird.
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    Das benötigt langfristige ständige Courage
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    für den täglichen Kampf,
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    Menschen zu erziehen, zu überzeugen
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    und Akzeptanz zu gewinnen.
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    Und das ist das Licht, in das ich
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    die heutige Gesundheit und Medizin stellen möchte.
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    Vielen Dank.
  • 15:43 - 15:47
    (Applaus)
Title:
Quyen Nguyen: Farbkodierte Chirurgie
Speaker:
Quyen Nguyen
Description:

Chirurgen lernen aus Fachbüchern, die verschiedene Arten von Gewebe farblich kennzeichnen, aber so sehen Gewebe nicht in Wirklichkeit aus -- bis jetzt. Bei TEDMED zeigt Quyen Nguyen wie molekulare Marker Tumore in Neon Grün aufleuchten lassen, und damit den Chirurgen genau zeigen, wo sie schneiden müssen.

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Video Language:
English
Team:
closed TED
Project:
TEDTalks
Duration:
15:48
Jason Joy added a translation

German subtitles

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