Gibt es ein echtes Selbst? | Julian Baggini | TEDxYouth@Manchester
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0:12 - 0:14Vielen Dank.
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0:14 - 0:17Ich werde sein Saxophon sicher nicht
überbieten, bitte um Nachsicht. -
0:17 - 0:22Das hier könnte -- nein, es wird nicht
annähernd so interessant, gut oder lustig. -
0:22 - 0:24Gibt es ein echtes Selbst?
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0:24 - 0:26Ihr haltet das vielleicht
für eine sehr seltsame Frage. -
0:26 - 0:29Denn, so könntet ihr fragen,
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0:29 - 0:31wie findet man das echte Selbst,
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0:31 - 0:33wie weiß man, was das echte Selbst ist?
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0:33 - 0:34Und so weiter.
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0:34 - 0:37Aber die Vorstellung, dass es
ein echtes Selbst geben muss, -
0:37 - 0:39ist sicher offensichtlich.
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0:39 - 0:42Wenn irgendetwas auf der Welt echt ist,
dann bist das du. -
0:42 - 0:44Na ja, ich bin mir da nicht so sicher.
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0:44 - 0:47Zumindest müssen wir etwas
besser verstehen, was das heißt. -
0:47 - 0:50In unserer Kultur gibt es
um uns herum sicher vieles, -
0:50 - 0:52das die Annahme verstärkt,
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0:52 - 0:56dass jeder von uns eine Art Kern,
eine Essenz besitzt. -
0:56 - 0:59Es gibt etwas an uns, das uns ausmacht
und uns definiert, -
0:59 - 1:02und es ist irgendwie
dauerhaft und konstant. -
1:02 - 1:04Das zeigt sich auf oberflächlichste Weise
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1:04 - 1:06in Dingen wie Horoskopen.
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1:06 - 1:08Menschen hängen wirklich sehr an ihnen.
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1:08 - 1:11Sie stellen sie auf ihr Facebook-Profil,
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1:11 - 1:12als ob sie etwas bedeuten,
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1:12 - 1:14man kennt sogar
sein chinesisches Horoskop. -
1:14 - 1:17Es gibt auch wissenschaftlichere
Versionen davon -
1:17 - 1:20und unzählige Arten,
einen Persönlichkeitstyp zu bestimmen, -
1:20 - 1:23wie zum Beispiel die Myers-Briggs-Tests.
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1:23 - 1:24Vielleicht kennt ihr die schon.
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1:24 - 1:26Viele Firmen nutzen sie
bei der Personalsuche. -
1:26 - 1:29Man beantwortet einen Haufen Fragen
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1:29 - 1:33und das soll etwas über den Kern
der Persönlichkeit verraten. -
1:33 - 1:36Und natürlich ist die allgemeine
Faszination dafür riesig. -
1:36 - 1:38In Zeitschriften wie der links unten
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1:38 - 1:42wird in praktisch jeder Ausgabe
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1:42 - 1:44irgendwelches Persönlichkeitszeug
beworben. -
1:44 - 1:46Wenn man so eine Zeitschrift liest,
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1:46 - 1:47kann man kaum widerstehen,
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1:47 - 1:50den Test zu machen,
um den eigenen Lerntyp, -
1:50 - 1:53den eigenen Liebestyp oder
Arbeitsstil herauszufinden. -
1:53 - 1:55Bist du diese oder jene Art von Mensch?
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1:55 - 1:58Ich glaube also, dass es eine
allgemeine Annahme gibt, -
1:58 - 2:02dass eine Art Kern, oder Essenz,
von uns selbst existiert, -
2:02 - 2:03den wir entdecken können.
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2:03 - 2:06Und dass dies eine Art
unveränderliche Wahrheit über uns ist, -
2:06 - 2:09die unser Leben lang gleich bleibt.
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2:09 - 2:12Genau das ist die Annahme,
die ich hinterfragen will. -
2:12 - 2:15Ich muss dazu jetzt
und etwas später anmerken, -
2:15 - 2:18dass ich das nicht hinterfrage,
weil ich seltsam bin. -
2:18 - 2:21Dieses Infragestellen hat sogar eine
sehr lange und angesehene Geschichte. -
2:21 - 2:23Die allgemeine Vorstellung sieht so aus.
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2:23 - 2:24Es gibt euch.
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2:24 - 2:28Ihr seid die Individuen, die ihr seid,
und ihr habt so eine Art Kern. -
2:28 - 2:35In eurem Leben häuft ihr natürlich
verschiedene Erfahrungen an. -
2:35 - 2:37Deswegen habt ihr Erinnerungen,
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2:37 - 2:39und diese Erinnerungen
machen euch zu dem, was ihr seid. -
2:39 - 2:42Ihr habt Wünsche,
sei es nach einem Keks, -
2:42 - 2:44oder nach etwas,
über das wir um elf Uhr morgens -
2:44 - 2:46an einer Schule nicht sprechen wollen.
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2:46 - 2:48Ihr habt Vorstellungen.
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2:48 - 2:50Dies ist die Nummerntafel
eines Amerikaners. -
2:50 - 2:53Ich weiß nicht, ob das Kennzeichen,
auf dem "Mesiah 1" steht, -
2:53 - 2:56andeutet, dass der Fahrer
an einen Messias glaubt, -
2:56 - 2:58oder daran, selbst der Messias zu sein.
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2:58 - 3:01Wie dem auch sei, er hat
eine Vorstellung von einem Messias. -
3:01 - 3:02Wir verfügen über Wissen.
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3:02 - 3:04Wir machen Erfahrungen
und haben Empfindungen. -
3:04 - 3:07Es sind nicht nur intellektuelle Dinge.
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3:07 - 3:09Das ist so ungefähr
die allgemeine Beschreibung, -
3:09 - 3:11was eine Person ist.
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3:11 - 3:16Es gibt eine Person, die all das hat,
was unsere Lebenserfahrung ausmacht. -
3:16 - 3:19Ich möchte euch heute aber
darauf hinweisen, -
3:19 - 3:22dass an diesem Modell
etwas grunsätzlich nicht stimmt. -
3:22 - 3:25Und ich kann euch mit einem Klick
zeigen, was das ist. -
3:25 - 3:31Nämlich, dass es eigentlich kein "Selbst"
im Kern all dieser Erfahrungen gibt. -
3:32 - 3:34Ein seltsamer Gedanke?
Vielleicht nicht. -
3:34 - 3:35Was gibt es denn dann?
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3:35 - 3:38Natürlich gibt es Erinnerungen,
Wünsche, Absichten, Gefühle -
3:38 - 3:40und so weiter.
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3:40 - 3:42Diese Dinge gibt es tatsächlich,
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3:42 - 3:45sie sind alle irgendwie eingegliedert,
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3:45 - 3:48sie überlappen sich und sind
auf unterschiedliche Weise verbunden. -
3:48 - 3:51Sie verbinden sich zum Teil,
vielleicht sogar hauptsächlich, -
3:51 - 3:54weil sie alle zum selben Körper
und zum selben Gehirn gehören. -
3:54 - 3:57Es gibt aber auch eine Geschichte,
die wir über uns erzählen, -
3:57 - 4:00unsere Erfahrungen, wenn wir uns
an Vergangenes erinnern. -
4:00 - 4:03Wir tun Dinge wegen anderen Dingen.
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4:03 - 4:06Was wir uns wünschen ist also
teilweise das Ergebnis unseres Glaubens, -
4:06 - 4:10und unsere Erinnerung
sagt uns auch, was wir wissen. -
4:10 - 4:12Also gibt es alle diese Dinge,
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4:12 - 4:15wie Überzeugungen, Wünsche,
Empfindungen, Erfahrungen, -
4:15 - 4:18die alle miteinander verbunden sind,
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4:18 - 4:20und das ist dann das Selbst.
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4:22 - 4:26Das ist vielleicht nur ein kleiner
Unterschied zum allgemeinen Verständnis. -
4:26 - 4:28Es kann aber auch ein gewaltiger sein.
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4:28 - 4:31Es ist ein Unterschied,
ob man sich selbst als etwas sieht, -
4:31 - 4:34das Lebenserfahrungen besitzt,
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4:34 - 4:37oder sich selbst als etwas sieht,
das nur eine Ansammlung -
4:37 - 4:39aller Lebenserfahrung ist.
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4:39 - 4:41Ihr seid die Summe eurer Teile.
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4:41 - 4:44Diese Teile sind natürlich auch materiell,
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4:44 - 4:46Gehirn, Körper, Beine und so,
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4:46 - 4:48aber die sind gar nicht so wichtig.
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4:48 - 4:50Nach einer Herztransplantation
bist du derselbe Mensch. -
4:50 - 4:53Wie sieht es nach einer
Transplantation von Erinnerungen aus? -
4:53 - 4:56Wie sieht es nach einer
Transplantation von Überzeugungen aus? -
4:56 - 5:01Dieser Gedanke, dass das,
was wir sind, wie wir uns sehen, -
5:01 - 5:05nicht eine Art dauerhaftes Wesen ist,
das Erfahrungen sammelt, -
5:05 - 5:08sondern eine Ansammlung von Erfahrungen,
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5:08 - 5:11mag euch irgendwie komisch vorkommen.
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5:11 - 5:13Aber ich glaube nicht,
dass er komisch ist. -
5:13 - 5:15Er ist irgendwie vernünftig.
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5:15 - 5:19Denkt doch im Vergleich dazu einmal
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5:19 - 5:22über so ziemlich alles andere
im Universum nach, -
5:22 - 5:25ausgenommen vielleicht die
grundlegendsten Kräfte und Mächte. -
5:25 - 5:28Nehmen wir so etwas wie Wasser.
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5:28 - 5:30Ich bin nicht gut in Naturwissenschaft.
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5:30 - 5:33Man kann sagen, dass Wasser
aus zwei Teilen Wasserstoff -
5:33 - 5:35und einem Sauerstoff besteht, stimmt's?
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5:35 - 5:37Wir alle wissen das.
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5:37 - 5:40Ich hoffe, niemand hier im Raum
denkt, dass das bedeutet, -
5:40 - 5:45es gibt etwas, das Wasser heißt,
und dass daran Wasserstoff- und -
5:45 - 5:47Sauerstoffatome befestigt sind,
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5:47 - 5:48und das dann Wasser ist.
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5:48 - 5:50Natürlich nicht.
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5:50 - 5:53Wir verstehen ganz einfach
und problemlos, -
5:53 - 5:54dass Wasser nichts weiter ist,
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5:54 - 5:59als passend angeordnete
Wasserstoff- und Sauerstoffmoleküle. -
5:59 - 6:01Alles andere im Universum
funktioniert genauso. -
6:01 - 6:04Es gibt zum Beispiel
kein Geheimnis um meine Uhr. -
6:05 - 6:08Wir sagen, dass die Uhr ein
Ziffernblatt, Zeiger, -
6:08 - 6:10Mechanik und eine Batterie hat.
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6:10 - 6:11Aber eigentlich meinen wir,
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6:11 - 6:14dass wir nicht an ein
Ding namens Uhr glauben, -
6:14 - 6:15an dem all diese Teile befestigt sind.
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6:15 - 6:19Wir verstehen sehr genau,
dass es Teile der Uhr gibt, -
6:19 - 6:21und wenn sie zusammengebaut werden,
hat man eine Uhr. -
6:21 - 6:24Wenn also alles im Universum
so funktioniert, -
6:24 - 6:26warum sollten wir anders sein?
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6:26 - 6:27Warum sehen wir uns selbst
-
6:27 - 6:31irgendwie nicht nur als Ansammlung
all unserer Teile, -
6:31 - 6:36sondern als eigenständiges, dauerhaftes
Wesen, das diese Teile besitzt? -
6:36 - 6:39Diese Ansicht ist eigentlich
nicht besonders neu. -
6:39 - 6:41Sie hat eine lange Tradition.
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6:41 - 6:42Man findet sie im Buddhismus
-
6:42 - 6:45und in der Philosophie
des 17. und 18. Jahrhunderts, -
6:45 - 6:49bis zum heutigen Tag,
z. B. bei Locke und Hume. -
6:49 - 6:51Aber interessanterweise wird sie
-
6:51 - 6:55auch immer mehr von der Neurowissenschaft
aufgenommen und unterstützt. -
6:55 - 6:58Das hier ist Paul Broks,
ein klinischer Neuropsychologe, -
6:58 - 7:00und er sagt Folgendes:
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7:00 - 7:02"Wir haben eine tiefempfundene Intuition,
-
7:02 - 7:04dass es einen Kern, eine Essenz gibt,
-
7:04 - 7:08die vermutlich schwer oder
unmöglich abgelegt werden kann. -
7:08 - 7:10Aber tatsächlich zeigt
die Neurowissenschaft, -
7:10 - 7:14dass das Gehirn kein Zentrum besitzt,
in dem alles zusammenkommt." -
7:14 - 7:16Wenn man also das Gehirn betrachtet
-
7:16 - 7:20und wie das Gehirn das Empfinden
eines Selbst ermöglicht, -
7:20 - 7:24merkt man, dass es im Gehirn
keine zentrale Leitstelle gibt. -
7:24 - 7:27Es gibt keine Art Zentrum,
in dem alles passiert. -
7:27 - 7:30Im Gehirn gibt es viele
verschiedene Prozesse, -
7:30 - 7:33die auf ihre Art alle
ziemlich unabhängig funktionieren. -
7:33 - 7:36Aber durch die Art, wie sie
miteinander in Beziehung treten, -
7:36 - 7:38bekommen wir ein Selbstempfinden.
-
7:38 - 7:42Der Begriff, den ich im Buch verwende,
heißt "Ego-Trick". -
7:43 - 7:47Er ist so etwas wie
ein mechanischer Trick. -
7:47 - 7:49Es ist nicht so,
dass wir nicht existieren, -
7:49 - 7:52sondern der Trick ist, uns das
Gefühl zu geben, dass es in uns -
7:52 - 7:56etwas Einheitlicheres gibt,
als dort wirklich ist. -
7:56 - 7:59Ihr empfindet das jetzt vielleicht
als einen beunruhigenden Gedanken. -
7:59 - 8:01Ihr denkt vielleicht, falls das stimmt
-
8:01 - 8:05und keiner von uns einen
beständigen Persönlichkeitskern besitzt, -
8:05 - 8:07eine permanente Essenz,
-
8:07 - 8:11heißt das dann, das Selbst ist
in Wirklichkeit eine Illusion? -
8:11 - 8:14Heißt das, dass es uns
eigentlich gar nicht gibt? -
8:14 - 8:15Dass es kein echtes Selbst gibt.
-
8:15 - 8:19Viele Menschen benutzen tatsächlich
Worte wie Illusion oder Ähnliches. -
8:19 - 8:21Es gibt da drei Psychologen,
-
8:21 - 8:25Thomas Metzinger, Bruce Hood,
Susan Blackmore, -
8:25 - 8:28viele von ihnen sprechen von Illusion,
-
8:28 - 8:30das Selbst ist eine Illusion,
es ist erfunden. -
8:30 - 8:33Aber ich glaube nicht, dass
diese Ansicht hilfreich ist. -
8:33 - 8:34Erinnern wir uns an die Uhr.
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8:34 - 8:38Die Uhr ist keine Illusion,
denn sie ist nichts anderes -
8:38 - 8:40als eine Ansammlung ihrer Teile.
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8:40 - 8:43Auf dieselbe Art
sind auch wir keine Illusion. -
8:43 - 8:47Die Tatsache, dass wir in gewisser Weise
nur eine überaus komplexe, -
8:47 - 8:49geordnete Ansammlung von Dingen sind,
-
8:49 - 8:51bedeutet nicht, dass wir nicht echt sind.
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8:51 - 8:54Ich kann euch dafür ein
sehr grobes Beispiel geben. -
8:54 - 8:57Denken wir an so etwas
wie einen Wasserfall. -
8:57 - 8:59Das hier sind die
Iguazu-Wasserfälle in Argentinien. -
9:01 - 9:03Wenn man so etwas betrachtet,
-
9:03 - 9:05dann erkennt man,
dass es in vielerlei Hinsicht -
9:05 - 9:08nichts Beständiges daran gibt.
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9:08 - 9:09Zum einen verändert es sich ständig.
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9:09 - 9:12Das Wasser bahnt sich
immer neue Wege, -
9:12 - 9:14je nach Gezeiten und Wetter,
-
9:14 - 9:18manche Dinge vertrocknen,
neue Dinge werden erschaffen. -
9:19 - 9:22Natürlich ist das Wasser,
das durch den Wasserfall fließt, -
9:22 - 9:25in jedem einzelnen Moment anders.
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9:25 - 9:28Aber das heißt nicht, dass
die Iguazu-Wasserfälle eine Illusion sind. -
9:28 - 9:30Es heißt nicht, dass sie nicht echt sind.
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9:30 - 9:33Das heißt, wir müssen es
-
9:33 - 9:35als etwas verstehen,
das eine Geschichte hat, -
9:35 - 9:37bestimmte Dinge besitzt,
die es zusammenhalten, -
9:37 - 9:41aber es ist ein Prozess, fließend,
es ändert sich ständig. -
9:41 - 9:44Mit diesem Modell können wir
uns selbst vielleicht verstehen, -
9:44 - 9:46und ich finde, es ist
ein befreiendes Modell. -
9:46 - 9:49Wenn man nämlich an eine feste,
beständige Essenz glaubt, -
9:49 - 9:52die das ganze Leben,
in allen Situationen, dieselbe ist, -
9:52 - 9:54ist man in gewisser Weise gefangen.
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9:54 - 9:57Ihr werdet mit einer Essenz geboren,
-
9:57 - 10:00sie bestimmt bis zu
eurem Tod, wer ihr seid, -
10:00 - 10:03wenn ihr an ein Leben nach
dem Tod glaubt, vielleicht bis danach. -
10:03 - 10:05Aber wenn man sich selbst gewisserweise
-
10:05 - 10:09nicht als ein Ding sieht,
sondern eine Art Prozess, -
10:09 - 10:11etwas, das sich verändert,
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10:11 - 10:13dann finde ich das ziemlich befreiend.
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10:13 - 10:15Denn im Gegensatz zu einem Wasserfall
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10:15 - 10:18können wir tatsächlich die Richtung,
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10:18 - 10:22in die wir uns entwickeln, bis zu einem
bestimmten Grad selbst bestimmen. -
10:22 - 10:24Wir müssen damit aber vorsichtig sein.
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10:24 - 10:27Wenn man zu oft X-Factor ansieht,
könnte man glauben, -
10:27 - 10:30dass wir alle sein können,
was immer wir sein wollen. -
10:30 - 10:31Das stimmt nicht.
-
10:31 - 10:34Ich habe heute morgen
fantastische Musiker gehört -
10:34 - 10:37und ich bin mir sehr sicher, dass ich
niemals so gut sein könnte wie sie. -
10:37 - 10:39Ich könnte hart trainieren,
vielleicht gut werden, -
10:39 - 10:42aber ich bin kein Naturtalent.
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10:42 - 10:45Das, was ich erreichen kann, ist begrenzt.
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10:45 - 10:47Das, was wir aus uns
machen können, ist begrenzt. -
10:47 - 10:50Trotzdem haben wir die Fähigkeit,
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10:50 - 10:54uns in gewisser Weise zu formen.
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10:54 - 10:57Das echte Selbst ist
in diesem Fall nichts, -
10:57 - 11:00das ihr einfach entdecken könnt,
-
11:00 - 11:04man schaut nicht in seine Seele
und findet dort das echte Selbst. -
11:04 - 11:06Ihr erschafft eigentlich teilweise
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11:06 - 11:08euer echtes Selbst.
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11:08 - 11:10Und das finde ich sehr wichtig,
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11:10 - 11:13besonders in eurer Lebensphase.
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11:13 - 11:14Ihr werdet bemerken,
-
11:14 - 11:16wie ihr euch in den letzten
Jahren verändert habt. -
11:16 - 11:19Wenn ihr Videos von euch selbst
vor drei oder vier Jahren habt, -
11:19 - 11:23ist es euch wahrscheinlich peinlich,
weil ihr euch nicht wiedererkennt. -
11:23 - 11:25Deswegen will ich euch klar machen,
-
11:25 - 11:28dass wir uns selbst
als etwas sehen sollen, -
11:28 - 11:30das wir formen, lenken
und verändern können. -
11:30 - 11:31Dazu noch einmal Buddha:
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11:31 - 11:33"Brunnenbauer führen das Wasser,
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11:33 - 11:35Pfeilmacher formen den Pfeil,
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11:35 - 11:37Schreiner formen einen Holzscheit,
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11:37 - 11:40weise Menschen gestalten sich selbst."
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11:41 - 11:43Und diesen Gedanken
will ich euch mitgeben, -
11:43 - 11:49dass euer echtes Selbst nichts ist,
nach dem ihr suchen müsst, -
11:49 - 11:52wie nach einem Geheimnis,
und vielleicht nie findet. -
11:52 - 11:54In dem Ausmaß,
wie ihr ein echtes Selbst habt, -
11:54 - 11:57ist es eines, das ihr zum Teil entdeckt,
-
11:57 - 11:59aber zum Teil auch erschafft.
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11:59 - 12:03Und das ist, finde ich, eine befreiende
und aufregende Vorstellung. -
12:04 - 12:06Vielen Dank.
-
12:06 - 12:08(Applaus)
- Title:
- Gibt es ein echtes Selbst? | Julian Baggini | TEDxYouth@Manchester
- Description:
-
Was macht das Selbst aus? Ist es die Art, wie man über sich selbst denkt, wie andere über einen denken, oder etwas ganz anderes? In diesem Vortrag schöpft Julian Baggini aus der Philosophie und der Neurowisschenschaft und kommt dabei zu einer überraschenden Antwort.
- Video Language:
- English
- Team:
- closed TED
- Project:
- TEDxTalks
- Duration:
- 12:14
Nadine Hennig approved German subtitles for Is there a real you? | Julian Baggini | TEDxYouth@Manchester | ||
Nadine Hennig edited German subtitles for Is there a real you? | Julian Baggini | TEDxYouth@Manchester | ||
Nadine Hennig edited German subtitles for Is there a real you? | Julian Baggini | TEDxYouth@Manchester | ||
Nadine Hennig edited German subtitles for Is there a real you? | Julian Baggini | TEDxYouth@Manchester | ||
Lorina Königer commented on German subtitles for Is there a real you? | Julian Baggini | TEDxYouth@Manchester | ||
Retired user accepted German subtitles for Is there a real you? | Julian Baggini | TEDxYouth@Manchester | ||
Retired user edited German subtitles for Is there a real you? | Julian Baggini | TEDxYouth@Manchester | ||
Retired user edited German subtitles for Is there a real you? | Julian Baggini | TEDxYouth@Manchester |
Retired user
Hallo Lena,
zuerst einmal ein herzliches Willkommen! Deine Untertitelung klingt fürs erste Mal ganz gut, aber es gibt noch ein paar Kleinigkeiten, auf die du achten solltest:
- Gedankenstriche bitte als doppelte Bindestriche darstellen
- unbestimmte Zahladjektive wie "viele, wenige, andere" etc. immer klein schreiben
- "Und" am Satzanfang weglassen, auch wenn es auf Englisch so dasteht
- Komma vor (und nach) Relativsätzen (eingeleitet mit der/die/das) machen
Versuche, stellenweise mehr von der englischen Satzstruktur wegzugehen. Beispiel Minute 02:28 "Was nun in eurem Leben passiert, ist, dass ihr natürlich ..." -> "In eurem Leben macht ihr natürlich ..."
Manche englische Ausdrücke sind nur Floskeln zur Satzeinleitung ohne inhaltliche Bedeutung und klingen auf Deutsch nicht gut.
Lies am Ende rein deine deutsche Übersetzung durch, ohne englisches Original daneben. Formuliere holprige Stellen in flüssige, typisch deutsche (= idiomatische) um. Oft hast du es ganz gut gelöst, an anderen Stellen muss noch überarbeitet werden. Am Ende soll es so klingen, als wäre der Redner deutscher Muttersprachler gewesen.
Falls du Fragen hast, schick mir bitte eine Nachricht, ich helfe gern weiter.
Lg, Johanna
Retired user
Ups, sorry, ich wollte natürlich "Lorina" schreiben :/
Retired user
Hallo Lorina,
bitte schau dir die Korrekturen im Revisionsvergleich an (im Tab daneben auf deine letzte und meine neueste Version klicken) und sag mir, ob du damit einverstanden bist oder nimm noch einige Änderungen vor.
Noch ein paar Anmerkungen:
03:16 suggestion ist meist "Vorschlag/Anregung", nicht die Andeutung.
11:31 Hast du das Zitat von Buddha gefunden oder frei übersetzt?
Bitte keine Sätze anfangen mit z. B. "Was das heißt, ist, ..." -> Satzstruktur vereinfachen zu: "Das heißt, dass"
An der Satzstruktur musst du noch etwas arbeiten und vor allem freier übersetzen. Genau zu übersetzen heißt nicht, die englische Satzstruktur mit zu übernehmen, denn die passt nicht im Deutschen.
Auch bei den Umbrüchen zwischen den Untertiteln musst du noch ein wenig mehr vom Englischen abrücken. Wenn du dir den Revisionsvergleich ansiehst, weißt du, was ich meine.
Das Timing schaue ich mir an, wenn du den Talk wieder an mich zurückgeschickt hast.
Insgesamt war die Übersetzung aber nicht schlecht. Einfach weiter üben, dann wirst du bald besser werden!
Du weißt ja, falls etwas unklar ist, bitte melden!
Liebe Grüße, Johanna
Lorina Königer
Ah, und noch zum Buddha-Zitat: Davon habe ich leider keine fertige Übersetzung gefunden, obwohl ich es gegoogelt habe :/ Ist also meine eigene.
Lorina Königer
Und wow, dass du den ersten Satz noch rausgehört hast! Ich saß echt lange davor, aber das Verb klang für mich immer nur wie undeutliches Gemurmel :D