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Was die Untersuchung neuraler Bahnen über psychische Gesundheit verrät

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    Ich beginne mit einer Aussage,
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    die Sie als Wahrheit zu kennen glauben.
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    Ihr Gehirn erzeugt sämtliche
    Facetten Ihrer Psyche.
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    Warum also behandeln wir
  • 0:13 - 0:16
    psychische und physische
    Erkrankungen so unterschiedlich,
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    wenn wir glauben zu wissen, dass
    die Psyche im Gehirn entsteht?
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    Also Neurowissenschaftlerin höre ich oft,
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    dass es mir nicht zusteht, zu
    untersuchen, wie innere Zustände,
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    also Angst, Verlangen oder Einsamkeit,
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    im Gehirn repräsentiert sind
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    und so entschied ich, genau das zu tun.
  • 0:35 - 0:39
    Mein Forschungsprogramm ist darauf
    ausgerichtet, die Psyche zu verstehen,
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    indem wir Schaltkreise
    im Gehirn untersuchen.
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    Besonders, wie das Gehirn
    Emotionen hervorruft.
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    Es ist sehr schwierig, Gefühle
    und Emotionen zu erforschen,
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    weil man sie nicht messen kann.
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    Verhalten ist weiterhin das
    beste und einzige Sichtfenster
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    in die Gefühlswelt anderer.
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    Für Tiere wie Menschen.
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    Auch Selbsteinschätzung
    ist eine Verhaltensleistung.
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    Motiviertes Verhalten unterteilt
    sich in zwei Kategorien:
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    Genussbestreben und Schmerzvermeidung.
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    Die Fähigkeit, positive Konsequenzen
    anzustreben und negative zu vermeiden
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    ist ein grundlegender
    Überlebensmechanismus.
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    In unserer modernen Gesellschaft
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    können Schwierigkeiten zu unterscheiden
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    als psychische Erkrankung
    eingeordnet werden.
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    Wenn ich eine Autopanne habe
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    und mein Auto in die Werkstatt bringe,
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    wird zuerst ein Blick unter
    die Motorhaube geworfen.
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    Aber beim Thema psychische Gesundheit,
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    kann man nicht einfach per Knopfdruck
    die Motorhaube aufmachen.
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    Deshalb forschen wir an Tieren.
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    In meinem Labor speziell an Mäusen.
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    Um das Gehirn zu verstehen,
    müssen wir Gehirne untersuchen.
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    Und erstmals ist uns dies möglich.
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    Wir können die Motorhaube aufmachen.
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    Wir können hineinsehen,
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    Versuche durchführen und
    die Ergebnisse betrachten.
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    Technologie schafft neue Möglichkeiten,
    um in die tiefen unserer Psyche zu sehen.
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    Die Entwicklung optogenetischer Werkzeuge
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    gibt uns, wie nie zuvor, Kontrolle
    über spezielle Neuronen im Gehirn
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    und wie diese durch elektrische Signale
    miteinander kommunizieren.
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    Wir können Neuronen durch genetische
    Manipulation lichtempfindlich machen
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    und dann Lichtsignale nutzen,
    um das Feuern der Neuronen zu regulieren.
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    Dies kann das Verhalten von Tieren ändern
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    und gibt uns Aufschluss über
    die Funktion des Gehirnschaltkreises.
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    Wie die Wissenschaft das
    herausgefunden hat?
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    Wissenschaftler entwickelten
    optogenetische Werkzeuge
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    durch Erkenntnisse aus anderen
    wissenschaftlichen Bereichen.
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    Algen sind einzellige Organismen,
    die dem Licht entgegenschwimmen.
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    Scheint blaues Licht
    auf den Augenfleck der Algenzelle,
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    werden elektrische Signale gesendet,
  • 2:54 - 2:55
    die die Geißeln anregen
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    und die Alge Richtung Sonnenlicht bewegen.
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    Wenn wir den lichtempfindlichen
    Teil der Alge nachbilden
  • 3:02 - 3:05
    und durch genetische Veränderung
    in Neuronen einbauen,
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    können wir Neuronen
    ebenfalls lichtempfindlich machen.
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    Aber bei Neuronen verändern wir,
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    wenn wir Licht mittels optischem
    Leiter tief ins Gehirn senden,
  • 3:14 - 3:18
    wie sie elektrische Signale
    an andere Neuronen senden
  • 3:18 - 3:21
    und damit auch das tierische Verhalten.
  • 3:22 - 3:24
    Mit Hilfe meiner Kollegen
  • 3:24 - 3:27
    ebnete ich den Weg zur Benutzung
    optogenetischer Geräte,
  • 3:27 - 3:30
    um bestimmte Neuronen an
    einem Punkt A anzuvisieren,
  • 3:30 - 3:34
    die über Verbindungen Signale
    an einen Punkt B senden,
  • 3:36 - 3:39
    ohne dabei benachbarte
    Neuronen zu beeinflussen.
  • 3:40 - 3:44
    Dieser Ansatz erlaubt, die Funktionen
    der einzelnen Verbindungen
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    im Kabelsalat unseres
    Gehirns zu untersuchen.
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    Im Gehirn gilt die Amygdala schon lange
  • 3:50 - 3:52
    als bedeutsame Region für Emotionen.
  • 3:52 - 3:54
    Mein Labor hat herausgefunden,
  • 3:54 - 3:56
    dass sie einer Weggabelung gleicht,
  • 3:56 - 4:00
    wo die Aktivierung einer Nervenbahn
    positive Emotionen und Annäherung anstößt,
  • 4:00 - 4:05
    während die Aktivierung einer anderen
    negative Emotionen und Vermeidung steuert.
  • 4:07 - 4:09
    Ich zeige Ihnen ein paar Beispiele
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    – eine Kostprobe Rohdaten –
  • 4:11 - 4:15
    wie wir Optogenetik nutzen, um bestimmte
    Neuronen im Gehirn zu aktivieren
  • 4:15 - 4:18
    und so konkrete
    Verhaltensänderungen herbeiführen.
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    Angstpatienten haben eine
    gestörte Kommunikation
  • 4:21 - 4:24
    zwischen zwei Teilen der Amygdala,
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    aber bei Menschen ist es
    schwierig zu beurteilen,
  • 4:26 - 4:30
    ob dies Ursache oder Effekt
    der Erkrankungen ist.
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    Wir nutzen Optogenetik, um die selben
    Nervenbahnen der Maus zu aktivieren
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    und zu sehen, was geschieht.
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    Dies ist ein erhöhtes Labyrinth.
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    Es ist ein weitverbreiter Angst-Test,
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    der misst, wie viel Zeit die Maus
  • 4:43 - 4:46
    in den sicheren, geschlossenen Röhren
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    im Vergleich zur Erkundung
    der offenen Röhren verbringt.
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    Mäuse haben eine Vorliebe für
    geschlossene Räume entwickelt,
  • 4:52 - 4:54
    wie die Geborgenheit ihrer Erdhöhlen,
  • 4:54 - 4:56
    aber um Futter, Wasser
    und Partner zu finden,
  • 4:56 - 4:59
    müssen sie nach draußen,
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    wo sie gefährdeter gegenüber Feinden sind.
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    Ich sitze im Hintergrund und bin dabei,
  • 5:04 - 5:06
    den Schalter zu drücken.
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    Und jetzt, nachdem ich
    das Licht eingeschaltet habe,
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    fängt die Maus an, die offenen
    Röhren stärker zu erkunden.
  • 5:14 - 5:18
    Im Gegensatz zur medikamentösen
    Behandlung von Angststörungen
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    gibt es keine Sedierung, keine
    motorischen Beeinträchtigungen,
  • 5:21 - 5:25
    sondern nur eine koordinierte,
    natürlich wirkende Erkundung.
  • 5:25 - 5:29
    Der Effekt ist also nicht nur unmittelbar,
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    es gibt auch keine
    erkennbaren Nebenwirkungen.
  • 5:32 - 5:34
    Wenn ich das Licht ausschalte,
  • 5:34 - 5:37
    kehrt die Maus zu ihrer
    natürlichen Gehirnfunktion
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    und in ihre Ecke zurück.
  • 5:40 - 5:45
    Als ich im Labor diese Daten
    sammelte, war ich alleine.
  • 5:45 - 5:47
    Und ich war so aufgeregt.
  • 5:47 - 5:50
    So aufgeregt, dass ich
    einen lautlosen Schrei ausstieß.
  • 5:50 - 5:52
    (Flüsternd) Aah!
  • 5:52 - 5:53
    (Gelächter)
  • 5:54 - 5:55
    Warum war ich so aufgeregt?
  • 5:55 - 5:59
    Ich meine, ja, theoretisch wusste ich,
    dass das Gehirn die Psyche steuert,
  • 5:59 - 6:01
    Aber als ich den Schalter
    betätigte und sah,
  • 6:01 - 6:03
    wie die Maus ihr Verhaltensmuster ändert,
  • 6:03 - 6:06
    so schnell und umkehrbar,
  • 6:06 - 6:09
    konnte ich es zum ersten
    Mal wirklich glauben.
  • 6:10 - 6:12
    Seit diesem ersten Durchbruch
  • 6:12 - 6:15
    machten wir eine Reihe
    weiterer Entdeckungen.
  • 6:15 - 6:17
    Wir fanden spezielle neurale Schaltkreise,
  • 6:17 - 6:20
    die drastische Veränderungen
    im tierischen Verhalten hervorrufen.
  • 6:21 - 6:24
    Hier ist ein weiteres Beispiel:
    Zwanghaftes, übermäßiges Essen.
  • 6:25 - 6:27
    Wir essen aus zweierlei Gründen.
  • 6:27 - 6:29
    Zur Genussbefriedigung,
    also leckeres Essen,
  • 6:29 - 6:32
    oder zur Vermeidung von
    Schmerzen, also Hunger.
  • 6:33 - 6:36
    Wie können wir eine Behandlung
    für zwanghafte Esssucht finden,
  • 6:36 - 6:39
    ohne das hungergesteuerte
    Essverhalten zu beschädigen,
  • 6:39 - 6:40
    das wir zum Überleben brauchen?
  • 6:40 - 6:42
    Der erste Schritt ist zu verstehen,
  • 6:43 - 6:46
    wie im Gehirn Essverhalten entsteht.
  • 6:46 - 6:50
    Dies ist eine satte Maus,
    die ihre Umgebung erkundet.
  • 6:50 - 6:53
    Sie ist frei von jeglicher Nahrung.
  • 6:54 - 6:57
    Wir nutzen Optogenetik hier, um
    Zellen im Hypothalamus anzusteuern,
  • 6:57 - 7:01
    die Signale ins Mittelhirn senden.
  • 7:02 - 7:05
    Wenn ich das Licht einschalte, hier,
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    sehen Sie, dass die Maus sofort
    anfängt, den Boden abzulecken.
  • 7:09 - 7:11
    (Gelächter)
  • 7:13 - 7:15
    Dieses scheinbar verrückte Verhalten
  • 7:15 - 7:19
    baut sich zu etwas Unglaublichem auf.
  • 7:19 - 7:21
    Es ist wirklich etwas schräg.
  • 7:22 - 7:23
    Bereit?
  • 7:23 - 7:25
    Hier ist es.
  • 7:26 - 7:30
    Sehen Sie, er hebt die Hände hoch,
    als ob er ein Stück Nahrung zu sich nimmt,
  • 7:30 - 7:32
    aber da ist nichts, er hält
    nichts in seinen Händen.
  • 7:32 - 7:36
    Dieser Schaltkreis genügt also,
    um das Essverhalten anzuregen,
  • 7:36 - 7:38
    obwohl kein Hunger
  • 7:38 - 7:40
    und nicht einmal Nahrung vorhanden ist.
  • 7:42 - 7:44
    Ich kann nicht genau wissen,
    wie diese Maus sich fühlt,
  • 7:44 - 7:47
    aber ich vermute,
    diese Neuronen steuern Verlangen,
  • 7:47 - 7:51
    wenn die Aktivierung dieser Nervenbahn,
    ein solches Verhalten hervorruft.
  • 7:53 - 7:54
    Schalten wir das Licht wieder aus,
  • 7:54 - 7:56
    normalisiert sich das Tier.
  • 7:57 - 8:00
    Wenn wir die Nervenbahn ausschalten,
  • 8:00 - 8:03
    können wir zwanghaftes Überessen
    unterdrücken und reduzieren,
  • 8:03 - 8:06
    ohne das hungergesteuerte
    Essverhalten zu verändern.
  • 8:09 - 8:11
    Was entnehmen Sie den beiden Videos,
  • 8:11 - 8:12
    die ich Ihnen gezeigt habe?
  • 8:12 - 8:16
    Dass konkrete Änderungen in
    neuralen Schaltkreisen des Gehirns,
  • 8:16 - 8:19
    konkrete Änderungen im Verhalten erzeugen.
  • 8:19 - 8:22
    Dass jede bewusste
    Erfahrung, die wir machen,
  • 8:22 - 8:25
    von Hirnzellen beherrscht wird.
  • 8:27 - 8:31
    Ich bin die Tochter eines
    Physikers und einer Biologin,
  • 8:31 - 8:34
    die sich auf einem Schiff Richtung
    Amerika kennengelernt haben,
  • 8:34 - 8:36
    im Bestreben nach mehr Ausbildung.
  • 8:37 - 8:38
    Logischerweise,
  • 8:38 - 8:41
    da es "keinen Druck" gab,
    Wissenschaftlerin zu werden ...
  • 8:41 - 8:44
    (Gelächter)
  • 8:44 - 8:46
    musste ich als Studentin entscheiden,
  • 8:46 - 8:50
    ob mein Fokus Psychologie,
    also die Erforschung der Psyche,
  • 8:50 - 8:53
    oder Neurowissenschaften,
    also Hirnforschung, sein wird.
  • 8:53 - 8:55
    Ich wählte Neurowissenschaften,
  • 8:55 - 8:57
    weil ich verstehen wollte, wie die Psyche
  • 8:57 - 8:59
    durch biologisches Gewebe entsteht.
  • 8:59 - 9:02
    Aber der Kreis hat sich geschlossen.
  • 9:02 - 9:04
    Mein Forschungsprogramm überbrückt
  • 9:04 - 9:06
    die Lücke zwischen Psyche und Gehirn.
  • 9:07 - 9:09
    Meine Laboruntersuchungen
    deuten darauf hin,
  • 9:09 - 9:12
    dass wir bestimmte neurale Schaltkreise
  • 9:12 - 9:14
    mit Emotionen in
    Verbindung bringen können.
  • 9:14 - 9:17
    Und wir haben eine Reihe
    von Schaltkreisen entdeckt,
  • 9:17 - 9:19
    die angstbezogenes Verhalten,
  • 9:19 - 9:20
    zwanghaftes Überessen,
  • 9:20 - 9:23
    soziale Interaktion, Vermeidung
  • 9:23 - 9:25
    und weitere Arten
    des Verhaltens kontrollieren.
  • 9:25 - 9:28
    die vermutlich Gemütslagen widerspiegeln.
  • 9:30 - 9:34
    Man dachte stets, Funktionen des Geistes
    werden durch Hirnregionen erzeugt.
  • 9:35 - 9:38
    Aber meine Arbeit zeigt, dass in
    einer bestimmten Hirnregion
  • 9:38 - 9:40
    viele verschiedene Neuronen
    verschiedene Dinge tun.
  • 9:40 - 9:45
    Und die Funktionen werden teilweise durch
    die Bahnen bestimmt, die sie nehmen.
  • 9:46 - 9:48
    Dazu eine Metapher, die illustriert,
  • 9:48 - 9:52
    wie diese Entdeckungen unsere
    Ansichten über das Gehirn verändern.
  • 9:53 - 9:57
    Angenommen, das Gehirn entspricht der Erde
  • 9:57 - 9:59
    und die Neuronen sind die Menschen.
  • 9:59 - 10:04
    Und wir wollen verstehen, wie
    Informationen global vermittelt werden.
  • 10:05 - 10:07
    Sicher, es ist nützlich zu wissen,
  • 10:07 - 10:10
    wo sich eine bestimmte Person
    bei der Mitteilung aufhält.
  • 10:11 - 10:13
    Aber ich denke, es ist
    genauso wichtig zu wissen,
  • 10:13 - 10:16
    mit wem diese Person spricht,
  • 10:16 - 10:17
    wer zuhört
  • 10:17 - 10:21
    und wie die Zuhörer auf die
    erhaltene Information reagieren.
  • 10:22 - 10:24
    Der momentane Zustand
    psychologischer Behandlungen
  • 10:24 - 10:27
    ist im Grunde eine Strategie
    des Ausprobierens.
  • 10:28 - 10:30
    Und sie funktioniert nicht.
  • 10:31 - 10:35
    Die Entwicklung neuer Arzneimittel
    für psychische Erkrankungen
  • 10:35 - 10:36
    steckt in einer Sackgasse,
  • 10:36 - 10:40
    ohne echte Fortschritte
    seit den 50er Jahren.
  • 10:41 - 10:43
    Wie sieht die Zukunft aus?
  • 10:43 - 10:45
    In absehbarer Zeit
  • 10:45 - 10:48
    erwarte ich eine Revolution beim
    Behandeln psychischer Krankheiten,
  • 10:48 - 10:51
    bei der wir uns auf bestimmte,
    neurale Schaltkreise konzentrieren.
  • 10:51 - 10:55
    Diagnosen werden sowohl
    auf Verhaltenssymptomen,
  • 10:55 - 10:58
    als auch auf messbaren
    Gehirnaktivitäten basieren.
  • 10:58 - 11:00
    Ferner in der Zukunft,
  • 11:00 - 11:04
    indem wir die Möglichkeit,
    feine Veränderungen im Gehirn
  • 11:04 - 11:06
    und im Verhalten vorzunehmen,
  • 11:06 - 11:08
    mit Kenntnissen zu synaptischer
    Plastizität verbinden
  • 11:08 - 11:10
    und so permanente
    Veränderungen schaffen,
  • 11:10 - 11:14
    könnten wir das Gehirn in einen
    Selbstheilungsmodus versetzen,
  • 11:14 - 11:16
    durch das Umprogrammieren
    von neuralen Schaltkreisen.
  • 11:17 - 11:20
    Konfrontationstherapie
    auf der Verschaltungsebene.
  • 11:21 - 11:24
    Wenn wir das Gehirn in einen
    Selbstheilungsmodus bringen,
  • 11:24 - 11:27
    könnte dies eventuell
    nachhaltige Effekte haben,
  • 11:27 - 11:29
    ohne Nebenwirkungen.
  • 11:30 - 11:34
    Ich glaube an eine Zukunft, in der durch
    Umprogrammieren neuraler Schaltkreise
  • 11:34 - 11:37
    nicht nur Behandlung,
    sondern Heilung möglich ist.
  • 11:40 - 11:43
    Aber was ist mit der Gegenwart?
  • 11:44 - 11:46
    Wenn Sie in diesem Moment
    den Vortrag verließen
  • 11:46 - 11:48
    und jeder von Ihnen von nun an
  • 11:49 - 11:54
    fest davon überzeugt wäre, dass die Psyche
    restlos auf Hirnzellen beruht,
  • 11:54 - 11:58
    könnten wir sofort negative
    Eindrücke und Stigmata loswerden,
  • 11:58 - 11:59
    die viele Menschen davon abhalten,
  • 11:59 - 12:02
    die benötigte psychologische
    Betreuung zu erhalten.
  • 12:02 - 12:03
    Wir Gesundheitsfachkräfte,
  • 12:03 - 12:06
    denken ständig über neue
    Behandlungsmethoden nach.
  • 12:06 - 12:09
    Aber bevor wir neue
    Verfahren anwenden können,
  • 12:09 - 12:12
    müssen die Menschen sich
    trauen sie aufzusuchen.
  • 12:13 - 12:17
    Stellen Sie sich vor, wie drastisch wir
    Suizidraten senken könnten,
  • 12:17 - 12:19
    oder Amokläufen,
  • 12:19 - 12:23
    wenn jeder, der psychologische Betreuung
    braucht, sie auch erhalten würde.
  • 12:24 - 12:30
    Wenn wir wirklich verstehen, wie genau
    das Gehirn die Psyche bedingt,
  • 12:30 - 12:32
    verbessern wir das Leben eines jeden,
  • 12:32 - 12:35
    der in seinem Leben eine
    psychische Erkrankung erleiden wird
  • 12:35 - 12:36
    – also der Hälfte der Bevölkerung –
  • 12:36 - 12:40
    und auch derjenigen,
    die mit ihnen die Welt teilen.
  • 12:41 - 12:42
    Vielen Dank!
  • 12:42 - 12:47
    (Applaus)
Title:
Was die Untersuchung neuraler Bahnen über psychische Gesundheit verrät
Speaker:
Kay Tye
Description:

Neurowissenschaftlerin Kay M. Tye untersucht, wie unser Gehirn komplexe Gemütszustände wie Depression, Angst oder Einsamkeit hervorruft. Vom aktuellen Stand der Wissenschaft stellt sie ihre neuesten Erkenntnisse vor, auch die Entwicklung eines Geräts, das Licht verwendet, um spezielle Neuronen zu aktivieren und so drastische Verhaltensänderungen bei Mäusen erzeugt. Erfahren Sie, wie diese Entdeckungen Ihr Verständnis von der Psyche verändern könnten – und möglicherweise effektive Behandlungsmethoden für psychische Erkrankungen aufzeigen.

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Video Language:
English
Team:
closed TED
Project:
TEDTalks
Duration:
12:59

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