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Sie sind Ihren Gefühlen nicht ausgeliefert -- Ihr Gehirn erschafft sie

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    Mein Forschungslabor ist
    ca. 1 Meile von der Stelle entfernt,
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    an der 2013 beim Boston Marathon
    mehrere Bomben explodierten.
  • 0:09 - 0:13
    Der überlebende Attentäter,
    Dschochar Zarnajew aus Tschetschenien,
  • 0:13 - 0:16
    wurde für schuldig erklärt
    und zum Tode verurteilt.
  • 0:17 - 0:21
    Wenn die Geschworenen
    zwischen lebenslanger Haftstrafe
  • 0:21 - 0:23
    und der Todesstrafe entscheiden müssen,
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    beruht ihre Entscheidung vor allem darauf,
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    ob der Angeklagte seine Tat bereut.
  • 0:30 - 0:33
    Zarnajew äußerte bedauernde Worte,
  • 0:33 - 0:35
    aber wenn Geschworene
    sein Gesicht betrachteten,
  • 0:35 - 0:40
    sahen sie nur einen versteinerten Blick.
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    Zarnajew ist schuldig,
    da besteht kein Zweifel.
  • 0:44 - 0:47
    Er tötete und verstümmelte Unschuldige.
  • 0:47 - 0:50
    Ich bin nicht hier,
    um darüber zu debattieren.
  • 0:50 - 0:53
    Mein Beileid gilt all denen,
    die gelitten haben.
  • 0:53 - 0:55
    Aber als Wissenschaftlerin
    muss ich Ihnen sagen,
  • 0:55 - 1:01
    dass Juroren weder Reue noch
    irgendeine andere Emotion
  • 1:01 - 1:05
    jemals in jemandem lesen können.
  • 1:05 - 1:08
    Sie und ich können das auch nicht.
  • 1:08 - 1:11
    Das liegt daran, dass Emotionen
    nicht das sind, was wir denken.
  • 1:11 - 1:14
    Sie werden nicht allgemeingültig
    ausgedrückt und erkannt.
  • 1:14 - 1:18
    Sie sind keine fest verdrahtete
    Gehirnreaktionen,
  • 1:18 - 1:21
    die unkontrollierbar sind.
  • 1:21 - 1:26
    Wir haben Emotionen
    lange Zeit falsch verstanden
  • 1:26 - 1:32
    und das richtige Verständnis hat
    wichtige Konsequenzen für uns alle.
  • 1:32 - 1:36
    Ich erforsche seit 25 Jahren
    wissenschaftlich Emotionen.
  • 1:36 - 1:39
    In meinem Labor haben wir
    Gesichter untersucht,
  • 1:39 - 1:41
    indem wir die elektrischen
    Signale vermessen,
  • 1:41 - 1:44
    die die Gesichtsmuskeln
    kontrahieren lassen,
  • 1:44 - 1:46
    sodass Gesichtsausdrücke entstehen.
  • 1:46 - 1:50
    Wir haben den Körper in Bezug
    auf Emotionen untersucht.
  • 1:50 - 1:53
    Wir haben hunderte physiologische Studien
  • 1:54 - 1:56
    mit Tausenden von Probanden analysiert.
  • 1:56 - 1:58
    Wir haben Hunderte von Gehirnen gescannt
  • 1:58 - 2:01
    und jede bildgebende Gehirn-Studie
    über Emotionen analysiert,
  • 2:01 - 2:04
    die in den letzten 20 Jahren
    veröffentlicht wurde.
  • 2:04 - 2:09
    Die Ergebnisse dieser Forschungen
    sind überwältigend einheitlich.
  • 2:10 - 2:16
    Es mag sich für Sie so anfühlen,
    als seien Gefühle fest verdrahtet
  • 2:16 - 2:19
    und dass sie einfach ausgelöst
    werden und Ihnen zustoßen,
  • 2:19 - 2:21
    aber das tun sie nicht.
  • 2:21 - 2:22
    Sie glauben vielleicht,
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    dass Ihr Gehirn fest verdrahtete
    emotionale Schaltkreise hat,
  • 2:26 - 2:29
    und dass diese angeboren sind,
    aber das ist er nicht.
  • 2:30 - 2:34
    Tatsache ist, dass keiner von uns hier
    emotionale Schaltkreise im Gehirn hat.
  • 2:34 - 2:39
    Tatsächlich besitzt kein Gehirn
    dieser Welt emotionale Schaltkreise.
  • 2:39 - 2:43
    Was sind Emotionen dann wirklich?
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    Legen Sie Ihren
    Sicherheitsgurt an, denn ...
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    Emotionen sind Vermutungen.
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    Sie sind Vermutungen,
    die Ihr Gehirn in dem Moment aufstellt,
  • 2:56 - 3:00
    wo Milliarden von
    Nervenzellen zusammenarbeiten
  • 3:00 - 3:04
    und Sie haben mehr Kontrolle
    über diese Vermutungen,
  • 3:04 - 3:07
    als Sie wahrscheinlich denken.
  • 3:07 - 3:11
    Falls sich das nun absurd für Sie anhört,
    oder irgendwie verrückt,
  • 3:11 - 3:16
    stimme ich Ihnen zu, wenn ich
    die Beweise nicht selbst gesehen hätte --
  • 3:16 - 3:18
    jahrzehntelange Beweise --
  • 3:18 - 3:21
    dann bin ich sicher,
    dass ich es auch nicht geglaubt hätte.
  • 3:21 - 3:28
    Entscheidend ist, dass Emotionen nicht von
    Geburt an ins Gehirn eingepflanzt sind.
  • 3:28 - 3:31
    Sie werden aufgebaut.
  • 3:31 - 3:35
    Um zu sehen, was ich meine,
    schauen Sie sich dies an.
  • 3:35 - 3:39
    Gerade arbeitet Ihr Gehirn wie verrückt.
  • 3:39 - 3:43
    Ihre Neuronen feuern wie verrückt,
    um in diesem Bild Bedeutung zu erkennen,
  • 3:43 - 3:47
    um mehr als nur
    schwarz-weiße Kleckse zu sehen.
  • 3:47 - 3:51
    Ihr Gehirn siebt aus einer Zahl
    lebenslanger Erfahrungen,
  • 3:51 - 3:54
    stellt tausende Vermutungen
    gleichzeitig auf
  • 3:54 - 3:56
    und wägt die Wahrscheinlichkeiten ab,
  • 3:56 - 3:58
    um die Frage zu beantworten:
  • 3:58 - 4:00
    "Was ist das am ehesten?"
  • 4:00 - 4:01
    nicht "Was ist das?",
  • 4:01 - 4:05
    sondern "Nach was sieht das nach
    meinen Erfahrungen am ehesten aus?"
  • 4:05 - 4:08
    All dies geschieht
    in einem ganz kurzen Augenblick.
  • 4:08 - 4:12
    Wenn Ihr Gehirn jetzt immer noch versucht,
    ein passendes Gegenstück zu finden
  • 4:12 - 4:15
    und Sie immer noch
    schwarz-weiße Kleckse sehen,
  • 4:15 - 4:19
    dann befinden Sie sich in einem Zustand
    der "erfahrungsmäßige Blindheit".
  • 4:19 - 4:23
    Ich werde Ihre Blindheit heilen.
  • 4:23 - 4:26
    Das ist mein Lieblingsteil:
    Wollen Sie geheilt werden?
  • 4:26 - 4:28
    (Jubel)
  • 4:28 - 4:32
    Also gut, los geht's.
  • 4:32 - 4:37
    (Staunen)
  • 4:37 - 4:38
    Also gut.
  • 4:38 - 4:42
    Viele von Ihnen sehen nun eine Schlange.
  • 4:42 - 4:44
    Warum ist das so?
  • 4:44 - 4:48
    Während Ihr Gehirn
    Ihre Erinnerungen durchsiebt,
  • 4:48 - 4:50
    kommt neues Wissen hinzu,
  • 4:50 - 4:52
    das Wissen aus dem Foto.
  • 4:52 - 4:55
    Und faszinierend hierbei ist,
  • 4:55 - 4:58
    dass sich durch das kürzlich
    aufgenommene Wissen
  • 4:58 - 5:03
    Ihre aktuelle Sicht auf
    die Kleckse verändert.
  • 5:03 - 5:06
    Ihr Gehirn konstruiert ein Schlangenbild,
  • 5:06 - 5:09
    wo es keine Schlange gibt.
  • 5:09 - 5:11
    Diese Art einer Halluzination
  • 5:11 - 5:15
    wird von uns Neurowissenschaftlern
    eine "Vorhersage" genannt.
  • 5:15 - 5:19
    Das Gehirn funktioniert, im Grunde
    genommen, mit Vorhersagen.
  • 5:19 - 5:21
    Das ist Alltag für das Gehirn.
  • 5:21 - 5:25
    Vorhersagen sind die Grundlage
    jeder Ihrer Erinnerungen.
  • 5:25 - 5:27
    Sie sind die Grundlage
    jeder Ihrer Entscheidungen.
  • 5:27 - 5:33
    Vorhersagen lassen
    Sie meine Worte verstehen
  • 5:33 - 5:35
    sowie sie aus meinem --
  • 5:35 - 5:38
    Publikum: Mund.
    Lisa F. Barrett: Mund kommen. Richtig.
  • 5:38 - 5:41
    Vorhersagen sind primär.
  • 5:41 - 5:44
    Sie geben der Welt schnell
    und effizient ihre Bedeutung.
  • 5:44 - 5:50
    Also reagiert Ihr
    Gehirn nicht auf die Welt.
  • 5:51 - 5:53
    Mithilfe vergangener Erlebnisse
  • 5:53 - 5:58
    macht Ihr Gehirn Prognosen und erschafft
    Ihre Wahrnehmung der Welt.
  • 6:00 - 6:06
    Wie wir Emotionen bei anderen deuten,
    hängt stark von Vorhersagen ab.
  • 6:06 - 6:09
    Wir denken, wir sehen ein fremdes Gesicht
  • 6:09 - 6:13
    und lesen einfach die Emotionen
    aus dem Gesichtsausdruck,
  • 6:13 - 6:15
    als ob wir ein Buch lesen würden.
  • 6:15 - 6:19
    Doch unter der Haube trifft
    Ihr Gehirn eigentlich Vorhersagen.
  • 6:19 - 6:23
    Es greift zurück auf Erfahrungen
    aus ähnlichen Erinnerungen,
  • 6:23 - 6:25
    um die Bedeutung zu erfassen.
  • 6:25 - 6:28
    Dieses Mal muss man keine Kleckse deuten,
  • 6:28 - 6:30
    sondern Gesichtsausdrücke
  • 6:30 - 6:34
    wie z. B. ein gekräuselter Mund
    oder eine hochgezogene Augenbraue.
  • 6:34 - 6:36
    Und dieser versteinerte Blick?
  • 6:36 - 6:41
    Das könnte ein reueloser Mörder sein,
  • 6:41 - 6:43
    doch ein starrer Blick kann auch bedeuten,
  • 6:43 - 6:47
    dass jemand stoisch
    seine Niederlage eingesteht;
  • 6:47 - 6:50
    exakt was die tschetschenische Kultur
  • 6:50 - 6:54
    für so eine Situation vorschreibt.
  • 6:54 - 6:56
    Die Lehre aus diesem Beispiel ist,
  • 6:56 - 7:01
    dass die wahrgenommenen Emotionen anderer
  • 7:01 - 7:05
    eigentlich teilweise aus
    Ihrem eigenen Kopf stammen.
  • 7:05 - 7:08
    Das trifft sowohl auf den Gerichtssaal
  • 7:08 - 7:11
    als auch auf den Klassenraum zu,
  • 7:11 - 7:13
    auf das Schlafzimmer
  • 7:13 - 7:16
    und den Sitzungssaal.
  • 7:16 - 7:18
    Hier ist also mein Anliegen:
  • 7:18 - 7:21
    Technologieriesen, die hier
    ungenannt bleiben --
  • 7:22 - 7:23
    vielleicht auch nicht.
  • 7:23 - 7:25
    Google, Facebook und Co. --
  • 7:25 - 7:28
    (Lachen)
  • 7:28 - 7:34
    geben Millionen an Forschungsgeldern aus,
    um Gefühlserkennungssysteme zu entwickeln
  • 7:34 - 7:37
    und sie fragen die
    grundlegend falsche Frage,
  • 7:37 - 7:42
    weil sie im Gesicht und Körper
    nach Emotionen suchen.
  • 7:42 - 7:45
    Doch Emotionen sind nicht
    im Gesicht oder Körper.
  • 7:45 - 7:52
    Körperbewegungen haben keine
    wirkliche emotionale Bedeutung.
  • 7:52 - 7:54
    Wir müssen ihnen Bedeutung verleihen.
  • 7:54 - 7:57
    Ein Mensch oder Subjekt
    muss sie im Kontext erschließen
  • 7:57 - 7:59
    und dadurch erlangen sie Bedeutung.
  • 7:59 - 8:05
    Dadurch können wir einem Lächeln
    auch Traurigkeit zuordnen
  • 8:05 - 8:08
    oder einem Schrei Freude
  • 8:08 - 8:12
    und ein ruhiges stoisches Gesicht
    kann auch bedeuten,
  • 8:12 - 8:17
    dass jemand wütend Pläne
    zur Vernichtung eines Feindes schmiedet.
  • 8:18 - 8:21
    Wenn ich mich noch nicht zu weit
    aus dem Fenster gelehnt habe,
  • 8:21 - 8:25
    werde ich das noch ein
    wenig mehr tun und Ihnen sagen,
  • 8:25 - 8:31
    dass Sie Ihre Emotionen auf
    die gleiche Weise wahrnehmen.
  • 8:31 - 8:36
    Ihr Gehirn macht hauptsächlich
    Vorhersagen, Vermutungen,
  • 8:36 - 8:38
    die es für den Moment
  • 8:38 - 8:42
    durch das Zusammenspiel
    von Milliarden Neuronen erschafft.
  • 8:43 - 8:47
    Ihr Gehirn ist schon
    vorverkabelt für einige Gefühle,
  • 8:47 - 8:52
    einfache Gefühle aus der
    Physiologie Ihres Körpers.
  • 8:52 - 8:55
    Bei Ihrer Geburt können Sie schon
  • 8:55 - 8:58
    Gefühle wie Gelassenheit
    oder Aufregung ausdrücken,
  • 8:58 - 9:01
    Anspannung, Behaglichkeit
    oder Unbehaglichkeit.
  • 9:01 - 9:04
    Doch diese einfachen Gefühle
    sind keine Emotionen.
  • 9:04 - 9:09
    Sie sind in jedem wachen Moment
    Ihres Lebens vorhanden.
  • 9:09 - 9:13
    Das sind einfache Zusammenfassungen
    Ihres Körperzustandes,
  • 9:13 - 9:16
    ungefähr so, wie ein Barometer.
  • 9:16 - 9:18
    Aber sie haben wenig Details
  • 9:18 - 9:21
    und diese Feinheiten
    brauchen Sie, um zu reagieren.
  • 9:21 - 9:23
    Was mit den Gefühlen machen?
  • 9:23 - 9:25
    Wie gibt Ihnen das Gehirn diese Details?
  • 9:25 - 9:27
    Das sind Vorhersagen.
  • 9:27 - 9:31
    Vorhersagen verbinden
    die Gefühle aus Ihrem Körper
  • 9:31 - 9:32
    diese einfachen Gefühle,
  • 9:32 - 9:36
    mit Ihrer Umgebung und
    lassen dadurch Schlüsse zu.
  • 9:36 - 9:42
    Und manchmal sind diese
    Konstruktionen Emotionen.
  • 9:42 - 9:47
    Wenn Sie z. B. in eine Bäckerei gehen,
  • 9:47 - 9:55
    sagt Ihr Gehirn vielleicht das genüssliche
    Aroma von frisch gebackenen Keksen voraus.
  • 9:56 - 10:00
    Zumindest mein Gehirn sagt mir
    den Duft von Schokoladenkeksen voraus.
  • 10:00 - 10:03
    Unsere Gehirne könnten unsere
    Mägen etwas in Bewegung bringen,
  • 10:03 - 10:06
    um sich auf das Essen
    der Kekse vorzubereiten.
  • 10:06 - 10:08
    Wenn wir recht haben
  • 10:08 - 10:11
    und wenigstens ein paar Kekse
    frisch aus dem Ofen kommen,
  • 10:11 - 10:14
    dann werden unsere Gehirne Hunger erzeugen
  • 10:14 - 10:18
    und wir sind für den
    Verzehr der Kekse vorbereitet.
  • 10:18 - 10:20
    Wir können dann effizient verdauen
  • 10:20 - 10:22
    und daher viele Kekse essen,
  • 10:22 - 10:24
    was eine sehr gute Sache wäre.
  • 10:24 - 10:27
    Sie lachen mir nicht genug,
    ich meine das ernst.
  • 10:27 - 10:31
    (Lachen)
  • 10:31 - 10:34
    Doch dieser knurrende Magen
  • 10:34 - 10:36
    tritt auch in anderen Situationen auf,
  • 10:36 - 10:38
    mit einer ganz anderen Bedeutung.
  • 10:38 - 10:42
    Wenn Ihr Gehirn den knurrenden Magen
  • 10:42 - 10:47
    beispielsweise in einem Krankenhaus
    nach einer Untersuchung vorhersagt,
  • 10:47 - 10:50
    dann erschafft das Gehirn Furcht
  • 10:50 - 10:52
    oder Kummer oder Beklemmung
  • 10:52 - 10:56
    und das veranlasst Sie dazu,
  • 10:56 - 10:58
    sich nervös die Hände zu kneten
  • 10:58 - 11:01
    oder tief durchzuatmen
    oder sogar zu weinen.
  • 11:02 - 11:06
    Der gleiche physische Reiz,
    der gleiche knurrende Magen,
  • 11:06 - 11:09
    aber eine andere Erfahrung.
  • 11:09 - 11:10
    Die Erkenntnis hier ist,
  • 11:10 - 11:17
    dass scheinbar unkontrollierte Emotionen
    tatsächlich von Ihnen gemacht werden.
  • 11:20 - 11:25
    Sie sind keinen mystischen
    Gefühlsmechanismen ausgeliefert,
  • 11:25 - 11:29
    die tief in den uralten Teilen
    Ihres Gehirns begraben sind.
  • 11:30 - 11:35
    Sie kontrollieren Ihre Emotionen
    mehr als Sie denken.
  • 11:35 - 11:39
    Ich sage nicht, dass Sie Ihre Gefühle
    einfach auf Kommando ändern können,
  • 11:39 - 11:42
    wie sie Ihre Kleider wechseln,
  • 11:42 - 11:44
    doch Ihr Gehirn ist so konzipiert,
  • 11:44 - 11:50
    dass Sie durch Veränderung der Zutaten,
    aus denen Ihr Gehirn Emotionen macht,
  • 11:50 - 11:54
    Ihr gesamtes zukünftiges
    Gefühlsleben beeinflussen können.
  • 11:54 - 11:57
    Wenn Sie heute diese Zutaten verändern,
  • 11:57 - 12:02
    bringen Sie Ihrem Gehirn bei,
    morgen anders vorherzusagen.
  • 12:02 - 12:07
    Das nenne ich ein Architekt
    der eigenen Erfahrung zu sein.
  • 12:09 - 12:10
    Hier ist ein Beispiel:
  • 12:12 - 12:16
    Wir waren alle vor Prüfungen nervös, oder?
  • 12:16 - 12:20
    Aber manche Menschen empfinden
    eine lähmende Angst vor Prüfungen.
  • 12:20 - 12:22
    Sie haben Prüfungsangst.
  • 12:23 - 12:28
    Ausgehend von vergangenen
    Prüfungserfahrungen,
  • 12:28 - 12:31
    sagen Ihre Gehirne einen
    trommelnden Herzschlag
  • 12:31 - 12:33
    und schwitzige Hände voraus,
  • 12:33 - 12:38
    sodass sie den Test dann
    wirklich nicht machen können.
  • 12:38 - 12:40
    Sie schneiden schlecht ab
  • 12:40 - 12:45
    und manchmal scheitern nicht nur einzelne
    Fächer, sondern das ganze Studium.
  • 12:45 - 12:47
    Doch hier eine Überlegung:
  • 12:47 - 12:51
    Ein trommelnder Herzschlag
    bedeutet nicht unbedingt Angst.
  • 12:51 - 12:56
    Er könnte eine Vorbereitung des
    Körpers auf Herausforderungen sein
  • 12:56 - 12:58
    und Sie den Test meistern ...
  • 12:58 - 13:03
    oder vor hunderten Zuhörern
    auf einer Bühne einen Vortrag halten,
  • 13:03 - 13:04
    der gefilmt wird.
  • 13:04 - 13:06
    (Lachen)
  • 13:06 - 13:07
    Ich meine das ernst.
  • 13:07 - 13:09
    (Lachen)
  • 13:10 - 13:12
    Studien ergaben, dass Schüler, die lernen
  • 13:12 - 13:18
    diesen Energieschub zu nutzen,
    statt ihn in Angst umzuwandeln,
  • 13:18 - 13:20
    bei Prüfungen besser abschneiden.
  • 13:21 - 13:26
    Diese Entschlossenheit lässt Ihre
    Gehirne in Zukunft anders vorhersagen
  • 13:26 - 13:29
    und ihre Schmetterlinge fliegen
    dann im Formationsflug.
  • 13:30 - 13:32
    Wenn sie das oft genug machen,
  • 13:32 - 13:34
    werden sie nicht nur den Test bestehen,
  • 13:34 - 13:37
    sondern auch das Fach bestehen
  • 13:37 - 13:40
    und vielleicht sogar
    das Studium abschließen,
  • 13:40 - 13:45
    was Ihre zukünftigen Gehälter
    enorm beeinflusst.
  • 13:45 - 13:50
    Ich nenne das:
    Angewandte emotionale Intelligenz.
  • 13:50 - 13:54
    Sie können sich diese
    emotionale Intelligenz selbst aneignen
  • 13:54 - 13:56
    und tagtäglich nutzen.
  • 13:56 - 13:59
    Stellen Sie sich das
    Aufwachen am Morgen vor.
  • 13:59 - 14:02
    Wir alle kennen diese Erfahrung,
    ich selbst auch.
  • 14:02 - 14:05
    Sie wachen auf und während sich
    das Bewusstsein aufbaut
  • 14:05 - 14:08
    fühlen Sie diese schreckliche Furcht.
  • 14:08 - 14:10
    Sie fühlen sich elend
  • 14:10 - 14:12
    und sofort beginnt das Gedankenrasen.
  • 14:12 - 14:15
    Sie denken an die Probleme am Arbeitsplatz
  • 14:15 - 14:17
    und die Berge an E-Mails,
  • 14:17 - 14:20
    durch die Sie sich niemals
    durchkämpfen werden.
  • 14:20 - 14:22
    Und die entgangenen Anrufe
  • 14:22 - 14:24
    und das wichtige Treffen
    am anderen Ende der Stadt
  • 14:24 - 14:26
    und Sie werden im Stau stehen
  • 14:26 - 14:27
    und Ihre Kinder zu spät abholen.
  • 14:27 - 14:30
    Und Ihr Hund ist krank
    und was ist mit Abendessen?
  • 14:30 - 14:32
    Um Himmels willen.
  • 14:32 - 14:33
    Was ist falsch mit Ihrem Leben?
  • 14:33 - 14:35
    Was ist falsch mit meinem Leben?
  • 14:35 - 14:39
    (Lachen)
  • 14:40 - 14:44
    Dieses Gedankenrasen ist Vorhersage.
  • 14:44 - 14:48
    Ihr Gehirn sucht nach einer Erklärung
  • 14:48 - 14:54
    für dieses Gefühl in Ihrem Körper,
    das Sie als Trostlosigkeit empfinden,
  • 14:54 - 14:59
    genau wie bei dem Bild voller Kleckse.
  • 14:59 - 15:04
    Ihr Gehirn versucht die Ursache
    der Gefühle zu erklären,
  • 15:04 - 15:07
    um an ihnen zu arbeiten.
  • 15:07 - 15:09
    Doch diese Gefühle
  • 15:09 - 15:12
    müssen nicht unbedingt ein Zeichen
    dafür sein, dass etwas nicht stimmt.
  • 15:12 - 15:15
    Sie können auch ausschließlich
    physischer Natur sein.
  • 15:15 - 15:18
    Vielleicht sind Sie müde
    und haben zu wenig geschlafen.
  • 15:18 - 15:19
    Vielleicht sind Sie hungrig.
  • 15:19 - 15:21
    Vielleicht dehydriert.
  • 15:22 - 15:27
    Wenn Sie das nächste Mal
    starken Kummer fühlen,
  • 15:27 - 15:29
    fragen Sie sich:
  • 15:29 - 15:33
    Könnte es dafür vielleicht bloß
    physische Gründe geben?
  • 15:33 - 15:38
    Könnten Sie Ihr emotionales Leiden
  • 15:38 - 15:42
    in bloßes körperliches
    Unwohlsein umwandeln?
  • 15:42 - 15:45
    Ich will Ihnen nicht weismachen,
  • 15:45 - 15:48
    Sie könnten einfach einige
    Jedi-Gedankentricks anwenden
  • 15:48 - 15:51
    und sich aus der Depression reden
  • 15:51 - 15:55
    oder aus der Angst
    oder sonstigem Unwohlsein.
  • 15:55 - 15:57
    Aber ich sage Ihnen,
  • 15:57 - 16:01
    dass Sie mehr Kontrolle über
    Ihre Emotionen haben als Sie denken.
  • 16:01 - 16:03
    Und Sie haben die Fähigkeit,
  • 16:03 - 16:06
    den Grad an emotionalem
    Stress zu reduzieren
  • 16:06 - 16:08
    und seine Auswirkungen auf Ihr Leben,
  • 16:08 - 16:11
    indem Sie lernen, Ihre
    Erfahrungen anders aufzubauen.
  • 16:12 - 16:14
    Jeder von uns kann das machen
  • 16:14 - 16:17
    und mit etwas Übung
    werden wir richtig gut darin,
  • 16:17 - 16:18
    wie beim Autofahren.
  • 16:18 - 16:20
    Zu Anfang ist es anstrengend,
  • 16:20 - 16:23
    aber mit der Zeit passiert es automatisch.
  • 16:23 - 16:25
    Was denken Sie?
  • 16:25 - 16:30
    Ich empfinde diese Nachricht
    bestärkend und inspirierend
  • 16:30 - 16:33
    und dass es durch jahrzehntelange
    Studien belegt ist,
  • 16:33 - 16:36
    macht mich als Forscherin glücklich.
  • 16:36 - 16:39
    Doch ich muss Sie vor der
    Kehrseite der Sache warnen.
  • 16:39 - 16:45
    Mehr Kontrolle bedeutet
    auch mehr Verantwortung.
  • 16:45 - 16:49
    Wenn Sie nicht von mystischen
    emotionalen Schaltkreisen
  • 16:49 - 16:54
    tief in Ihrem Inneren gesteuert werden,
  • 16:54 - 16:57
    wer ist dann verantwortlich --
  • 16:57 - 17:00
    verantwortlich, wenn Sie Schlechtes tun?
  • 17:00 - 17:02
    Sie sind es.
  • 17:02 - 17:05
    Nicht weil Ihre Emotionen schuldhaft sind,
  • 17:05 - 17:10
    sondern weil Ihre Taten
    und Erfahrungen von heute
  • 17:10 - 17:14
    die Vorhersagen des Gehirns
    von morgen werden.
  • 17:14 - 17:17
    Manchmal sind wir verantwortlich,
  • 17:17 - 17:19
    nicht, dass uns Schuld träfe,
  • 17:19 - 17:24
    sondern weil wir die Einzigen sind,
    die es ändern können.
  • 17:24 - 17:26
    Verantwortlichkeit ist ein großer Begriff.
  • 17:26 - 17:28
    Er ist so groß,
  • 17:28 - 17:33
    dass Menschen den wissenschaftlichen
    Beweisen widerstehen wollen,
  • 17:34 - 17:39
    dass Emotionsmechanismen
    aufgebaut und nicht eingebaut sind.
  • 17:39 - 17:43
    Das Wissen um unsere eigene
    Verantwortung für unsere Emotionen
  • 17:43 - 17:47
    scheint schwer zu akzeptieren zu sein.
  • 17:47 - 17:51
    Doch bleiben Sie nicht
    bei diesem Gedanken stecken.
  • 17:51 - 17:52
    Atmen Sie tief durch,
  • 17:52 - 17:55
    trinken Sie ein Glas Wasser, wenn nötig,
  • 17:55 - 17:56
    und ergreifen Sie sie.
  • 17:56 - 17:58
    Ergreifen Sie die Verantwortung,
  • 17:58 - 18:03
    denn dies führt zu
    einem gesünderen Körper,
  • 18:03 - 18:06
    einem gerechteren Rechtssystem
  • 18:06 - 18:10
    und einem flexibleren und
    emotionaleren Leben.
  • 18:10 - 18:11
    Vielen Dank.
  • 18:11 - 18:16
    (Applaus)
Title:
Sie sind Ihren Gefühlen nicht ausgeliefert -- Ihr Gehirn erschafft sie
Speaker:
Lisa Feldman Barrett
Description:

Können Sie die Gefühle anderer aus dem Gesicht ablesen? Empfindet jeder Fröhlichkeit, Traurigkeit und Angst auf die gleiche Weise? Was sind Emotionen überhaupt? Während der letzten 25 Jahre hat die Professorin für Psychologie Lisa Feldman Barrett Gesichtsausdrücke aufgezeichnet und hunderte Physiologiestudien analysiert, um herauszufinden was Emotionen wirklich sind. Sie berichtet über die Ergebnisse ihrer ausgiebigen Forschung und erklärt, dass wir mehr Kontrolle über unsere Emotionen haben können, als wir denken.

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Video Language:
English
Team:
closed TED
Project:
TEDTalks
Duration:
18:15
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