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Wie "Die letzten Jedi"
seinen Erwartungen trotzt
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"Die letzten Jedi" ist ein Film,
der dafür angelegt ist,
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die Erwartungen der Zuschauer zu untergraben.
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Am offensichtlichsten wird dies daran,
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wie der Film mit seinen drei männlichen Helden umgeht.
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X-Wing Pilot Poe Dameron,
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dem abtrünnigen Sturmtruppler Finn,
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und dem legendären Jedi-Ritter Luke Skywalker.
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Alle drei Charaktere scheinen perfekt
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in traditionelle Archetypen in
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Abenteuerfilmen zu passen.
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Bei Poe erwarten wir den heißblütigen
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Kampfpiloten, der die Bösen in die Luft jagt.
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Bei Finn, den noblen Überläufer,
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der entschlossen ein Unrechtsregime stürzen möchte.
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In Luke schließlich den weisen Krieger,
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welcher gewaltige Kräfte besitzt,
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um das Böse zu bekämpfen.
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In jedem dieser Fälle liefert uns
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"Die letzten Jedi" jedoch etwas anderes
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als unsere Erwartungen.
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Zumindest nicht sofort.
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Stattdessen überrascht uns der
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Regisseur Rian Johnson:
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Im ersten Akt enthüllt Finn
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seine selbstzentrische und
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schnell aufgebende Haltung.
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Poe zeigt, dass er rücksichtslos
und arrogant ist,
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und Luke ist so von seiner eigenen Schuld
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verzehrt, dass er sich den Jedi abwendet,
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und zum Einsiedler wird.
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Diese unerwarteten Charakterentwicklungen
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sind ein Grund dafür, weshalb
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manche Star Wars- Fans
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das Kino in einem Zustand
des Schocks verlassen haben.
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der sich schnell in Wut im Netz
umgewandelt hat.
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Um es klarzustellen:
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Es geht nicht nur um Leute, die einfach
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nur den Film "Die letzten Jedi" nicht mochten;
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Es ist schließlich nicht der beste Kinofilm.
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Nein, es geht um den Teil der,
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hauptsächlich männlichen, Superfans,
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die sich durch den Film verraten,
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und persönlich geringschätzt fühlten.
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"Sonst noch was?"
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Die Einwände dieser Gruppe sind weitgreifend.
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"Die beiden wurden
von einem Mädchen begleitet"
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Aber sie werden sehr präzise, wenn es
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um weibliche Figuren geht.
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"Was für ein Mädchen?"
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Am extremen Ende des Spektrums
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neigen die Beschwerden dazu
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in abstruse Verschwörungstheorien
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abzudriften:
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dass der Disney-Konzern eine
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Agenda von erzwungener Vielfältigkeit
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oder feministischer Propaganda führt.
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Es gibt aber einen roten Faden,
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der sich durch die meisten Gegenreaktionen
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zieht; der eine unterschwellige
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Angst anspricht.
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Eine Angst, die in tiefer Unsicherheit
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über Männlichkeit fußt.
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Lass mich kurz erklären,
was ich damit meine.
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Von männlichen Anführern in Actionfilmen
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wird erwartet, dass sie
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bestimmt handeln, respektiert werden,
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und in den meisten Momenten
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zeigen, wo es lang geht.
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Es wird von Männern erwartet, dass sie
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erfolgreicher werden, indem sie
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im Laufe der Handlung
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immer mächtiger werden.
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Diese Erwartung ist schon lange eine
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Tradition in Hollywood;
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das Konzept schon so sehr
in den Massenmedien verankert,
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dass viele Fans aggressiv einen
Anspruch dadurch ableiten,
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diese Darstellung von Männlichkeit
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auf der Leinwand gezeigt zu bekommen.
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Jedoch schon zu Beginn
von "Die letzten Jedi" wird klar,
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dieser Film nicht die erwarteten
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stellvertretenden Gewalt-Fantasien
liefern wird.
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Alle drei männlichen Hauptfiguren
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werden mit ihrer verwundbaren Fehlbarkeit
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gezeigt.
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Jeder hat seine eigenen
signifikanten Charakterschwächen
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und Mängel.
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Helden mit Charakterschwächen an sich
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sind nichts neues in spekulativer Fiktion.
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Es ist sogar so, dass Versagen,
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sowie das Überwinden dieses Versagens
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ein Standartrezept für die
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Charakterentwicklung ist.
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Ich würde argumentieren,
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dass ein Großteil des Hass auf den Film,
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den viele Fans haben,
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vielmehr daher kommt,
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die männlichen Helden in diesem Film
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direkt von Frauen in ihren Fehlern
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in Frage gestellt werden.
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"Leia…"
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Das ist etwas, was Weltraum-Cowboys
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oder Weltraum-Zauberern
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normalerweise nicht in Hollywood-Filmen
passieren sollte.
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"Ok.Hör zu…"
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Frauen sollten nicht in die heroische
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Reise der Männer eingreifen.
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Lasst uns also etwas genauer auf
die Verschiedenen Wege schauen,
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wie Männer in jedem der drei Handlungsstränge
für ihr Verhalten
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zur Rechenschaft gezogen werden.
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Wie viele Kritiker schon geschrieben haben,
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als "Die letzten Jedi" im Kino anlief,
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wird das Konzept von Frauen, die das
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männliche Draufgängertum infrage stellen,
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am deutlichsten in der Charakterentwicklung von Poe Dameron.
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Poe ist ein heißblütiger Kampfpilot.
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Er ist impulsiv,
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er ist arrogant, …
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"Sofort abdrehen, Kommandant!…
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… Das ist ein Befehl!"
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und ihn interessiert es mehr ein
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Held zu sein, als effektive Strategie
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zu befolgen, oder die Leben
seiner Mitkämpfenden.
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Der waffentragende Rebellenpilot
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ist ein in Star Wars Medien weit verbreiteter
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Stereotyp, weshalb man zu wissen meint,
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wie es weitergeht.
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Die Zuschauenden erwarten, dass die Guten
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die gegnerische Todes-Maschinerie
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in einem riesigen Feuerball vernichten.
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Und wir erwarten, dass wir feiernd dem
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Spektakel, unmöglicher Explosionen
im Weltraum zuschauen können.
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"Die Dreadnought ist zerstört!"
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Statt Poes gewagtem Angriff auf die Dreadnought
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als Grund zu feiern darzustellen,
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zieht uns der Film auf einmal den Teppich
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unter den Füßen weg.
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"Du bist degradiert."
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"Wir haben die Dreadnought besiegt!"
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"Zu welchem Preis?"
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"Es gibt Dinge, die man nicht einfach
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lösen kann, indem man in einen X-Wing steigt,
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und irgendwas in die Luft jagt!"
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"Du musst das lernen!"
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Poe wird trotz seines Erfolgs zurückgewiesen.
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Hierdurch wird auch das Publikum selbst
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für seine Freude am vorherigen Feuerwerk
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bloßgestellt.
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Diese Explosionen, die uns kurz vorher
noch so viel Freude machten,
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werden als Grund für
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Selbstreflexion und Trauer dargestellt,
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und wir finden uns wieder in einem
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Narrativ über Konsequenzen.
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Für manche Star Wars muss es sich
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angefühlt haben, als ob Prinzessin Lea
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aus der Leinwand gegriffen,
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und sie persönlich geohrfeigt hätte.
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Not Synced
...
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Not Synced
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