Wie Gefängnisse die Armen erpressen
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0:01 - 0:03An einem Nachmittag im Sommer 2013
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0:03 - 0:05wurde ein verdächtig aussehender Mann,
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0:05 - 0:06der womöglich gefährlich sein könnte,
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0:06 - 0:10von der Polizei in Washington D.C.
festgenommen, befragt und durchsucht. -
0:10 - 0:13Das ist zwar nicht die Kleidung,
die ich am Tag meiner Verhaftung trug, -
0:13 - 0:16aber davon habe ich auch ein Foto.
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0:16 - 0:19Ich weiß es ist beängstigend --
versuchen Sie ruhig zu bleiben. -
0:19 - 0:19(Gelächter)
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0:19 - 0:22Damals war ich Praktikant
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0:22 - 0:25beim Pflichtverteidigerdienst
in Washington D.C. -
0:25 - 0:27Ich besuchte für die Arbeit
eine Polizeistation. -
0:27 - 0:30Als ich hinausging und noch
bevor ich mein Auto erreichte, -
0:30 - 0:33versperrten mir zwei Polizeiwagen den Weg.
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0:33 - 0:35Ein Beamter kam von hinten auf mich zu.
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0:35 - 0:38Er sagte, ich solle stehen bleiben,
meinen Rucksack abnehmen -
0:38 - 0:41und meine Hände auf den Polizeiwagen
legen, der neben uns parkte. -
0:41 - 0:44Etwa ein Dutzend Beamter
versammelten sich rund um uns. -
0:44 - 0:46Alle hatten Pistolen,
manche sogar Sturmgewehre. -
0:46 - 0:48Sie durchwühlten meinen Rucksack.
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0:48 - 0:50Sie tasteten mich ab.
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0:50 - 0:53Sie machten Fotos von mir auf
dem Polizeiwagen und lachten dabei. -
0:53 - 0:55Und während all dies geschah --
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0:55 - 0:58während ich versuchte, meine
zitternden Beine zu ignorieren -
0:58 - 1:00und überlegte, was ich tun sollte --
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1:00 - 1:02kam mir etwas eigenartig vor.
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1:02 - 1:06Wenn ich mich auf diesem Bild ansehe
und mich selbst beschreiben müsste, -
1:06 - 1:08würde ich wahrscheinlich sagen:
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1:08 - 1:14"19-jähriger indischer Mann,
trägt ein helles T-Shirt und eine Brille". -
1:14 - 1:16Aber sie erwähnten keines dieser Details.
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1:16 - 1:19Als sie mich über den Polizeifunk
beschrieben, sagten sie immer wieder: -
1:19 - 1:23"Orientalischer Mann mit Rucksack".
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1:23 - 1:26Diese Beschreibung
kam auch in die Polizeiakte. -
1:26 - 1:31Ich hätte nie gedacht, dass meine eigene
Regierung mich so beschreiben würde: -
1:31 - 1:32"herumschleichend",
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1:33 - 1:35"verachtenswert",
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1:36 - 1:37"Terrorist".
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1:37 - 1:39Die Haft ging genauso weiter.
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1:39 - 1:43Spürhunde durchsuchten den Bereich,
in dem ich war, auf Sprengstoff. -
1:43 - 1:46Sie fragten bei der Bundesbehörde,
ob ich auf irgendeiner Suchliste stand. -
1:46 - 1:49Kriminalbeamte befragten
mich und wollten wissen, -
1:49 - 1:53warum ich sie mein Auto nicht durchsuchen
ließ, wenn ich nichts zu verbergen hätte. -
1:53 - 1:55Ich sah, dass sie nicht zufrieden waren,
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1:56 - 1:59aber ich hatte das Gefühl, nie zu wissen,
was sie als nächstes tun würden. -
1:59 - 2:04Der Beamte, der mich durchsuchte,
sah sich die Polizeistation genau an. -
2:04 - 2:08Er wollte sehen, wo die Kameras waren
und wie viel aufgezeichnet wurde. -
2:08 - 2:13Dabei wurde mir bewusst,
wie sehr ich ihnen ausgeliefert war. -
2:13 - 2:15Wir sind wohl alle von
klein auf daran gewöhnt, -
2:15 - 2:19Polizeibeamte, Verhaftungen
und Handschellen zu sehen. -
2:19 - 2:23Wir vergessen leicht, wie erniedrigend
und erzwungen es eigentlich ist, -
2:23 - 2:26sich Kontrolle über den Körper
eines anderen Menschen zu verschaffen. -
2:26 - 2:28Ich weiß, es klingt,
als wollte ich zeigen, -
2:28 - 2:30wie schlecht ich wegen meiner
Hautfarbe behandelt wurde -
2:30 - 2:34und ja, ich denke, sie hätten mich
nicht verhaftet, wenn ich weiß wäre. -
2:34 - 2:36Aber eigentlich will ich
über etwas anderes sprechen. -
2:36 - 2:39Nämlich wie viel schlimmer
es sein hätte können, -
2:39 - 2:40wenn ich nicht wohlhabend wäre.
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2:40 - 2:43Sie dachten, ich würde Sprengstoff legen.
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2:43 - 2:46Sie ermittelten diese Möglichkeit
eineinhalb Stunden lang, -
2:46 - 2:48aber mir wurden nie Handschellen angelegt.
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2:48 - 2:50Ich wurde nie in eine Zelle gesperrt.
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2:50 - 2:54Käme ich aus einer der armen
Gegenden von Washington D.C. -
2:54 - 2:57und sie glaubten, ich könnte
einen Beamten gefährden, -
2:57 - 2:58hätte es anders enden können.
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2:58 - 3:01In unserem System ist es besser,
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3:01 - 3:04reich zu sein und als Bombenleger
verdächtigt zu werden, -
3:04 - 3:08als arm zu sein und einer viel
geringeren Tat verdächtig zu werden. -
3:08 - 3:11Ich gebe Ihnen ein Beispiel
aus meiner jetzigen Arbeit. -
3:11 - 3:15Im Moment arbeite ich für eine
Menschenrechtsorganisation in D.C. -
3:15 - 3:17namens Equal Justice Under Law.
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3:17 - 3:19Ich möchte mit einer Frage beginnen.
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3:19 - 3:23Wie viele von Ihnen hatten schon mal
einen Strafzettel für Falschparken? -
3:23 - 3:24Heben Sie ihre Hand.
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3:24 - 3:26Ja, ich auch.
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3:26 - 3:28Ihn zu bezahlen,
war lästig und unangenehm, -
3:28 - 3:31aber ich zahlte ihn und vergaß das Ganze.
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3:31 - 3:34Ich nehme an, die meisten
von Ihnen taten dasselbe. -
3:35 - 3:39Aber was passiert, wenn Sie sich
den Strafzettel nicht leisten können -
3:39 - 3:41und Ihre Familie das Geld auch nicht hat.
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3:41 - 3:42Was passiert dann?
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3:42 - 3:47Was gesetzlich nicht passieren darf,
ist Sie zu verhaften und einzusperren, -
3:47 - 3:49nur weil Sie es sich nicht leisten können.
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3:49 - 3:51Das ist laut Bundesgesetz illegal.
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3:51 - 3:55Aber genau das machen örtliche Behörden
landesweit mit armen Menschen. -
3:55 - 3:58Daher befassen sich viele Verfahren
bei Equal Justice Under Law -
3:58 - 4:01mit den heutigen Schuldner-Gefängnissen.
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4:02 - 4:04Einer unserer Fälle läuft
gegen Ferguson in Missouri. -
4:05 - 4:08Ich weiß, wenn ich Ferguson sage,
denken viele von Ihnen an Polizeigewalt. -
4:08 - 4:11Aber heute möchte ich einen
anderen Aspekt ansprechen, -
4:11 - 4:14der die Beziehung zwischen der
Polizei und ihren Bürgern betrifft. -
4:14 - 4:20Ferguson erließ durchschnittlich
zwei Haftbefehle pro Person und Jahr, -
4:20 - 4:22großteils für unbezahlte
Schulden an das Gericht. -
4:22 - 4:26Mir wird schlecht, wenn ich daran
denke, wie sich das anfühlen muss: -
4:26 - 4:30Immer wenn ich das Haus verlasse, könnte
ein Polizist mein Nummernschild scannen, -
4:30 - 4:33einen Haftbefehl für
unbezahlte Schulden sehen, -
4:33 - 4:36mich wie an jenem Tag in D.C. verhaften
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4:36 - 4:39und mich dann ins Gefängnis stecken.
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4:39 - 4:42Ich lernte viele Menschen in Ferguson
kennen, denen genau das passiert ist. -
4:42 - 4:44Ich hörte einige ihrer Geschichten.
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4:44 - 4:48Im Gefängnis von Ferguson hat jede kleine
Zelle ein Stockbett und eine Toilette. -
4:48 - 4:51aber sie stecken vier
Personen in jede Zelle. -
4:51 - 4:54Also liegen zwei Personen in den
Betten und zwei auf dem Boden. -
4:54 - 4:58Eine muss direkt neben der schmutzigen
Toilette liegen, die nie gereinigt wird. -
4:58 - 5:00Die ganze Zelle wurde nie gereinigt.
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5:00 - 5:04Der Boden und die Wände
waren voll Blut und Schleim. -
5:04 - 5:08Das einzige Trinkwasser kommt aus einem
Hahn, der mit der Toilette verbunden ist. -
5:08 - 5:10Es sah schmutzig aus
und schmeckte auch so. -
5:10 - 5:13Es gab nie genug zu essen und
nie die Möglichkeit zu duschen, -
5:13 - 5:16Frauen erhielten keine Hygieneprodukte
während der Menstruation -
5:16 - 5:17und keine medizinische Versorgung.
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5:17 - 5:20Als ich eine Frau nach der
medizinischen Versorgung fragte, -
5:20 - 5:22lachte sie und sagte:
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5:22 - 5:26"Die einzige Versorgung, die man von
den Wachen bekommt, ist sexueller Art". -
5:26 - 5:29Sie bringen die Schuldner also
an diesen Ort und sagen: -
5:29 - 5:32"Wir lassen Sie nicht raus bis Sie
einen Teil Ihrer Schulden zahlen". -
5:32 - 5:36Wenn ein Familienmitglied
irgendwie Geld auftreiben könnte, -
5:36 - 5:38dann kämen Sie vielleicht frei.
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5:38 - 5:41Wenn es genug Geld wäre, könnten Sie raus.
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5:41 - 5:44Aber wenn nicht, bleiben Sie
tage- oder wochenlang eingesperrt. -
5:44 - 5:46Jeden Tag kommen die Wachen zu den Zellen
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5:46 - 5:50und feilschen mit den Schuldnern
über den Freilassungspreis des Tages. -
5:51 - 5:55Sie bleiben so lange eingesperrt,
bis das Gefängnis voll ist -
5:55 - 5:57und sie jemand Neuen einsperren wollen.
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5:57 - 5:58Sie denken dann wohl:
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5:58 - 6:01"Diese Person kann das Geld
wahrscheinlich nicht auftreiben. -
6:01 - 6:03Die neue Person womöglich schon".
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6:03 - 6:06Sie sind raus, die kommen rein
und so läuft die Maschinerie weiter. -
6:06 - 6:09Ich traf einen Mann, der vor
9 Jahren verhaftet wurde, -
6:09 - 6:12weil er in einem Supermarkt bettelte.
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6:12 - 6:16Er konnte seine Strafe und
die Gerichtskosten nicht bezahlen. -
6:16 - 6:19Als er jünger war, entkam er nur
knapp aus einem brennenden Haus, -
6:19 - 6:22indem er aus dem Fenster
im dritten Stock sprang. -
6:22 - 6:27Der Aufprall verursachte bleibende Schäden
im Gehirn und an anderen Körperteilen. -
6:27 - 6:31Er kann nicht arbeiten und ist
zum Überleben auf Sozialhilfe angewiesen. -
6:31 - 6:34Als ich ihn in seiner Wohnung traf,
hatte er nichts von Wert -- -
6:34 - 6:35nicht mal Essen im Kühlschrank.
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6:35 - 6:37Er ist ständig hungrig.
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6:37 - 6:40Er hatte nichts Wertvolles
außer ein kleines Stück Karton, -
6:40 - 6:42auf dem die Namen seiner Kinder standen.
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6:42 - 6:45Er schätzte es sehr
und zeigte es mir voll Stolz. -
6:45 - 6:48Aber er hatte nichts, womit er
seine Schulden hätte zahlen können. -
6:48 - 6:52In den letzten 9 Jahren
wurde er 13 Mal verhaftet -
6:52 - 6:56und insgesamt 130 Tage lang
wegen Betteln eingesperrt. -
6:57 - 7:00Einmal sogar 45 Tage am Stück.
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7:00 - 7:04Stellen Sie sich vor, sie verbringen
die Zeit von jetzt bis Juni -
7:04 - 7:07an dem Ort, den ich
vorhin beschrieben habe. -
7:07 - 7:13Er erzählte mir von all den
Selbstmordversuchen im Ferguson-Gefängnis; -
7:13 - 7:17Von einem Mann, der sich außerhalb
der Reichweite anderer Insassen erhängte. -
7:17 - 7:22Sie konnten nur rufen und rufen, um die
Aufmerksamkeit der Wachen zu erregen, -
7:22 - 7:24damit sie ihn losschneiden würden.
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7:24 - 7:27Er erzählte mir, dass die Wachen
5 Minuten brauchten, um zu reagieren. -
7:27 - 7:29Als sie kamen, war der Mann bewusstlos.
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7:29 - 7:33Sie riefen die Rettung und
die Sanitäter gingen zur Zelle. -
7:33 - 7:36Sie sagten: "Er wird wieder", also
ließen sie ihn einfach am Boden liegen. -
7:36 - 7:40Ich hörte viele solcher Geschichten
und sie sollten mich nicht überraschen, -
7:40 - 7:43denn Selbstmord ist die häufigste
Todesursache in unseren Gefängnissen. -
7:43 - 7:47Das hat mit der mangelnden
psychologischen Versorgung dort zu tun. -
7:47 - 7:49Ich traf eine alleinerziehende
Mutter von drei Kindern, -
7:49 - 7:51die 7 Dollar die Stunde verdiente.
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7:51 - 7:54Nur durch Essensmarken konnte
sie sich und ihre Kinder ernähren. -
7:54 - 7:57Vor etwa zehn Jahren
bekam sie einige Strafzettel -
7:57 - 7:59und eine unbedeutende
Anzeige wegen Diebstahls -
7:59 - 8:02Sie konnte sich die Kosten nicht leisten.
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8:03 - 8:06Seither war sie zehnmal wegen
dieser Fälle im Gefängnis. -
8:06 - 8:11Sie ist schizophren und bipolar
und braucht täglich Medikamente. -
8:11 - 8:14Sie erhielt diese Medikamente
im Ferguson-Gefängnis nicht, -
8:14 - 8:16weil dort niemand Zugang
zu Medikamenten hat. -
8:16 - 8:20Sie erzählte mir, wie es war zwei
Wochen in einem Käfig zu verbringen. -
8:20 - 8:23Sie halluzinierte und hörte Stimmen.
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8:23 - 8:27Sie flehte um ihre Medikamente, damit es
aufhören würde, aber sie wurde ignoriert. -
8:28 - 8:30Das ist nicht ungewöhnlich:
-
8:30 - 8:3530 % der Frauen in unseren Gefängnissen
haben wie sie ernste psychische Probleme, -
8:35 - 8:39aber nur ein Sechstel erhält im
Gefängnis psychologische Versorgung. -
8:40 - 8:43Ich hörte diverse Geschichten
über diese grotesken Kerker, -
8:43 - 8:46die Ferguson für Schuldner betrieb.
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8:46 - 8:48Ich weiß nicht, was ich erwartet hatte,
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8:48 - 8:52als ich das Gefängnis von
Ferguson schließlich besuchte, -
8:52 - 8:54aber bestimmt nicht das.
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8:54 - 8:56Ein gewöhnliches, öffentliches Gebäude,
-
8:56 - 8:59das auch ein Postamt
oder eine Schule sein könnte. -
8:59 - 9:00Es erinnerte mich daran,
-
9:00 - 9:04dass diese illegalen Erpressungsmaßnahmen
nicht irgendwo im Dunkeln ablaufen, -
9:04 - 9:07sondern in aller Öffentlichkeit
durch unsere Regierungsbeamten. -
9:07 - 9:09Sie sind Teil der öffentlichen Politik.
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9:09 - 9:11Das erinnerte mich daran,
-
9:11 - 9:14welch offensichtliche und wichtige Rolle
es in unserem Justizsystem spielt, -
9:14 - 9:18Arme ins Gefängnis zu stecken
und das nicht nur im Schuldnerkontext. -
9:18 - 9:20Ich denke dabei an unser Kautionssystem.
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9:20 - 9:23Ob man seine Verhandlung
in einer Zelle abwartet, -
9:23 - 9:26hängt in unserem System nicht
davon ab, wie gefährlich man ist -
9:26 - 9:28oder ob man ein Fluchtrisiko darstellt.
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9:28 - 9:31Es hängt davon ab, ob man
sich die Kaution leisten kann. -
9:31 - 9:34Bill Cosby, dessen Kaution
bei einer Million Dollar lag, -
9:34 - 9:37stellte sofort einen Scheck aus und
verbrachte keine Sekunde in einer Zelle. -
9:37 - 9:39Aber Sandra Bland, die im Gefängnis starb,
-
9:39 - 9:43war nur dort, weil ihre Familie
die 500 Dollar nicht aufbringen konnte. -
9:43 - 9:47Tatsächlich gibt es eine halbe Million
Leute wie Sandra Bland in den USA -- -
9:47 - 9:49500.000 Menschen sitzen
gerade im Gefängnis, -
9:49 - 9:52nur weil sie sich ihre Kaution
nicht leisten können. -
9:52 - 9:54Uns wird gesagt, Gefängnisse
seien für Kriminelle. -
9:54 - 9:57Statistisch gesehen
stimmt das jedoch nicht: -
9:57 - 10:01Drei von fünf Insassen warten
dort auf ihre Verhandlung. -
10:01 - 10:03Sie wurden nicht verurteilt.
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10:03 - 10:06Sie haben sich zu keinem
Verbrechen schuldig bekannt. -
10:06 - 10:13Hier in San Francisco sind 85 % der
Gefängnisinsassen in Untersuchungshaft. -
10:13 - 10:17San Francisco gibt also pro Jahr
etwa 80 Millionen Dollar aus, -
10:18 - 10:19um die U-Haft zu finanzieren.
-
10:21 - 10:26Viele dieser Insassen, die sich
die Kaution nicht leisten können, -
10:26 - 10:28erwarten so geringe Anschludigungen,
-
10:28 - 10:31dass die Zeit, die sie im Gefängnis
auf ihr Verfahren warten, länger ist -
10:31 - 10:34als die Strafe, die sie im Falle
einer Verurteilung bekämen. -
10:34 - 10:37Sie kommen also garantiert schneller frei,
-
10:37 - 10:38wenn sie sich schuldig bekennen.
-
10:38 - 10:40Also haben sie folgende Wahl:
-
10:40 - 10:42Soll ich hier an diesem
schrecklichen Ort bleiben, -
10:42 - 10:45weit weg von meiner Familie
und Menschen, die mich brauchen, -
10:45 - 10:49fast unausweichlich meinen Job verlieren
und gegen die Anschuldigungen kämpfen? -
10:49 - 10:52Oder soll ich mich einfach schuldig
bekennen und freikommen? -
10:52 - 10:55Zu diesem Zeitpunkt sind
sie noch keine Kriminellen. -
10:55 - 10:57Aber sobald sie sich schuldig
bekennen, sind sie kriminell, -
10:57 - 11:00obwohl eine wohlhabende Person
nie in diese Situation geraten wäre, -
11:00 - 11:03weil eine wohlhabende Person
auf Kaution frei gekommen wäre. -
11:04 - 11:06Jetzt fragen sie sich wahrscheinlich:
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11:06 - 11:09"Der Typ ist in der Kategorie Inspiration,
was macht der bloß -- -
11:09 - 11:11(Gelächter)
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11:11 - 11:13Das ist wahnsinnig deprimierend,
ich will mein Geld zurück". -
11:14 - 11:15(Gelächter)
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11:15 - 11:21Ich finde über Inhaftierung zu sprechen
weniger deprimierend als die Alternative. -
11:21 - 11:24Wenn wir nämlich nicht
über diese Probleme sprechen -
11:24 - 11:26und gemeinsam verändern,
wie wir darüber denken, -
11:26 - 11:28haben wir am Ende unseres Lebens
-
11:28 - 11:31immer noch Gefängnisse voll armer
Leute, die dort nicht hingehören. -
11:31 - 11:33Das finde ich richtig deprimierend.
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11:33 - 11:36Mich reizt der Gedanke, dass diese
Geschichten uns dazu bewegen können, -
11:36 - 11:38anders über Inhaftierung zu denken.
-
11:38 - 11:40Nicht in sterilen politischen Begriffen,
-
11:40 - 11:43wie "Masseninhaftierung," oder
"Verurteilung gewaltfreier Straftäter", -
11:43 - 11:45sondern in menschlichen Begriffen.
-
11:45 - 11:51Wenn wir Menschen tage-, wochen- oder
sogar jahrelang in einen Käfig stecken, -
11:51 - 11:53was tun wir dann dem Verstand
und dem Körper damit an? -
11:53 - 11:56Unter welchen Bedingungen
sind wir gewillt, das zu tun? -
11:57 - 11:59Wenn die paar Hundert Menschen
in diesem Raum beginnen, -
11:59 - 12:02Inhaftierung in einem
anderen Licht zu betrachten, -
12:02 - 12:06dann können wir die Norm, die ich
vorhin angesprochen habe, aufheben. -
12:06 - 12:09Ich hoffe, Sie gehen heute mit
folgendem Gedanken hinaus: -
12:09 - 12:11Wenn wir eine grundlegende
Veränderung wollen -- -
12:11 - 12:15nicht nur eine Reform unserer
Kautions- und Strafpolitik -- -
12:15 - 12:18müssen wir sicherstellen,
dass ein neues System, -
12:18 - 12:21nicht wieder die Armen und
Ausgegrenzten bestraft. -
12:21 - 12:25Wenn wir diese Art von Veränderung wollen,
ist ein Umdenken bei uns allen nötig. -
12:25 - 12:26Danke.
-
12:26 - 12:30(Applaus)
- Title:
- Wie Gefängnisse die Armen erpressen
- Speaker:
- Salil Dudani
- Description:
-
Warum stecken wir Menschen ins Gefängnis, nur weil sie arm sind? Heutzutage sind eine halbe Million Amerikaner im Gefängnis, weil sie sich die Kaution nicht leisten können und noch weitere sind eingesperrt, weil sie ihre Schulden an das Gericht nicht bezahlen können, manchmal geht es dabei nur um Kleinigkeiten wie einen Strafzettel für Falschparken. Salil Dudani erzählt die Geschichten von Menschen in sogenannten Schuldner-Gefängnissen in Ferguson, Missouri und fordert uns auf, die Art, wie wir arme und ausgegrenzte Menschen bestrafen, zu überdenken.
- Video Language:
- English
- Team:
- closed TED
- Project:
- TEDTalks
- Duration:
- 12:43
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Angelika Lueckert Leon accepted German subtitles for How jails extort the poor | ||
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Andrea Kapplmüller edited German subtitles for How jails extort the poor | ||
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Angelika Lueckert Leon declined German subtitles for How jails extort the poor | ||
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