[leichte Klaviermusik] Wahrscheinlich habt ihr das alte Sprichwort schon gehört: "Jungs weinen nicht." Diese Meinung treibt sich seit sehr langer Zeit in unserer Kultur herum. Es ist jedoch ein merkwürdiges Sprichwort, nicht wahr? Wenn wir jemanden sagen hören: "Jungs weinen nicht.", wissen wir, dass es nicht buchstäblich gemeint ist. Das heißt, wir wissen dass Jungs, und im weiteren Sinne Männer, in der Tat weinen. Wir sehen es immerzu. Sowohl im realen Leben, als auch in Filmen. Sogar "Taffer-Typ"-Charaktere weinen, gelegentlich. Was bedeutet dieses Sprichwort also wirklich? Nun, "Jungs weinen nicht" ist eine Behauptung eines kulturellen Ideals für Männlichkeit. Spencer: "Nicht weinen! Nicht weinen, nicht weinen, nicht weinen!" Was die meisten Menschen meinen ist eher: "Jungs sollten nicht weinen". Daniel Plainview: "Hör auf zu heulen, du wehleidiger Arsch! Hör auf mit dem Unsinn!" Aber selbst das ist nicht ganz richtig. Denn es gibt einige wenige Situationen, in denen Weinen erlaubt ist. Ron Swanson: "Weinen, akzeptabel auf Beerdigungen und am Grand Canyon." Die korrektere Aussage wäre also: "Jungs sollten nicht weinen, außer unter wenigen, bestimmten Umständen." Das klingt aber nicht so schön. Romeo: (weint)"Ich trotze euch Sternen!" Aber es sind diese wenigen Umstände, auf die wir uns in diesem Video konzentrieren werden. Denn diese Momente von Verletzlichkeit, wie kurz sie auch sein mögen, können uns eine Menge erzählen über die Konstruktion von Männlichkeit. Ich möchte klarstellen, dass das Einbeziehen eines Films oder TV-Serie in diesem Video, nicht unbedingt mit einer Kritik daran gleichzustellen ist. In vielen Beispielen die wir uns ansehen werden, sind die Tränen durchaus angebracht. Einige dieser Szenen sind unglaublich stark und die Leistung der Schauspieler*innen wahrlich inspirierend. Roy: "Wie... Tränen... im Regen." Wie in den meisten meiner Video Essays, geht es mir vorrängig darum übergreifende Medienmuster zu untersuchen und zu schauen, wie diese Muster helfen, soziale Normen in unserer Kultur zu formen. Darcy: "Woah." Lloyd: "Mir ist zum Heulen." Natürlich sind nicht alle Männer mit demselben filmischen Pinsel gezeichnet. Chiron: "Scheiße, ich heule manchmal so viel, dass ich das Gefühl habe, ich würde mich einfach in Tropfen verwandeln." Da sie noch nicht die Männlichkeit erreicht haben, bekommen Jungs und Teenager auf dem Bildschirm mehr emotionalen Spielraum. Earl: "Das reicht um einen erwachsenen Mann zum Weinen zu bringen- aber nicht diesen Mann! Zurück mit dir, Träne!" [plopp] Und wegen der hyper- maskulinen Stereotype für Schwarze und PoC Männer, kann die erlaubte Verletzlichkeit sogar noch kleiner sein, als für weiße Helden. Eric: "Ich hab einfach die Schnauze voll davon, dass alle mich wie Scheiße behandlen." Homosexuelle Männer werden in den Medien tendenziell als emotional ausdrucksstärker dargestellt als ihre heterosexuellen Gegenstücke. Obwohl wir alle verstehen, dass Männer und Jungs weinen, gibt es immer noch die ungeschriebene Regel, dass Männer nur in einer handvoll sozialer Situationen offen und aufrichtig weinen dürfen. Stellt euch das wie ein emotionales Fenster vor, in dem Männer ein gewisses Maß an Verletzlichkeit zeigen können, ohne ihren Männlichkeitsstatus zu gefährden. Je extremer die Situation, desto hemmungsloser darf das Weinen sein. Wenn also zum Beispiel ein männlicher Charakter in einer dramatischen Rolle zu schluchzen beginnt, hat das Publikum gelernt, dass das, was auch immer passiert ist, wirklich, wirklich unvorstellbar schlimm sein muss. So wie "Er wird seine Familie nie wieder sehen"-schlimm, oder "hat gerade einen ganzen Haufen Leute getötet"-schlimm, Anakin": "Ich habe sie getötet." oder "hat Kannibalismus betrieben"-schlimm. Patrick: "Ich habe ein paar von ihren Gehirnen gegessen." Curtis: "Ich weiß, wie Menschen schmecken." Frank: "Soylent Green ist aus Menschen gemacht." Nun, zugegeben, Soylent Green ("… Jahr 2022 … die überleben wollen") ist am entferntesten Ende des Spektrums. Die häufigsten Umstände, in denen sich das Fenster zum Weinen öffnet, drehen sich um den Tod. Für gewöhnlich der Tod eines geliebten Menschen. Forrest: "Und ich vermisse dich, Jenny." Vor allem, wenn sie in irgendeiner Weise Opfer von etwas wurden. [schluchzen] Dies kann auch Tränen in Bezug auf einen bevorstehenden Tod oder einen Zusammenbruch unmittelbar nach einer Nahtoderfahrung beinhalten. Insbesondere der Krieg wird oft als ein Hintergrund verwendet, der Zugang zu solchen Extremsituationen bietet, in denen es gesellschaftlich erlaubt ist, anderen gegenüber offen verletzlich zu sein- allerdings zu einem tragischen Preis. Manchmal ist es Männern auch erlaubt Tränen über persönliches Scheitern zu vergießen. Alfred: "Sie haben mir vertraut... und ich habe sie enttäuscht." Allerdings muss es ein großes Versagen sein, wie daran zu scheitern, zu versorgen oder zu beschützen. Gelegentlich kann das das Scheitern einer Ehe sein - aber häufiger ist es das Versagen, eine Katastrophe zu verhindern. Das Fenster zum Weinen öffnet sich auch kurz in einem anderen sozialen Bereich. Jimmy: "Es gibt kein Weinen - es gibt kein Weinen im Baseball!" (Frau schluchzt) Tom Hanks ist ein lustiger Mann, aber er liegt in dieser Szene falsch - es GIBT Weinen im Baseball. Und in anderen Männersportarten. Rocky: "Das ist die großartigste Nacht, die [unhörbar] mein Leben hat!" Aber beachtet, dass dies nur in besonders intensiven Momenten des Wettkampfs vorkommt- wie dem letzten Spiel der Saison oder der Qualifikation für die Playoffs. Diese intensiven Situationen sind vielleicht die einzige Zeit im ganzen Jahr, in der ein erwachsener Mann in der Öffentlichkeit weinen kann, ohne dafür verspottet zu werden. Data: "Ich freue mich, Spot zu sehen - und ich weine." In den Medien sind Freudentränen für Männer wohl die seltenste akzeptable Art zu weinen. Sie beschränken sich auf posttraumatische Wiedervereinigungen, Anerkennung für ein Lebenswerk, die Geburt eines Kindes oder einen Vater bei der Hochzeit seiner Tochter. Bezeichnenderweise aber sehr selten bei seiner eigenen Hochzeit- oder der eines Sohnes. [Mann schluchzt] Es gibt noch ein paar andere Randfälle, in denen sich das Fenster zum Weinen öffnet. Aber beachtet, dass all diese Situationen selten sind. Simon: "Hey, hör auf zu weinen." Vater: "Ich versuch's ja, ich versuch's ja." So selten, dass sie vielleicht nur ein paar Mal im ganzen Leben eines Mannes vorkommen. Im Durchschnitt sehen wir Männer etwas häufiger in Dramen oder Liebesgeschichten weinen. Aber damit Männer in actionorientierten Medien weinen, ist normalerweise ein fast übernatürliches Maß an Trauma erforderlich. Selbst wenn es sich um ein tragisches oder wundersames Ereignis handelt, kann der Tränenfluss bei männlichen Charakteren merklich eingeschränkt sein. Wir alle kennen das Klischee der Single Tear - einzelnen Träne. Ein einziger Tropfen Emotion darf über die Wange eines Mannes laufen, um dem Publikum zu zeigen, dass er tiefe, innere Gefühle hegt- Gefühle, die wahrscheinlich unausgesprochen bleiben werden. Aber oft bekommen wir nicht einmal die einzelne Träne zu sehen- wir sehen nur feuchte, nasse Augen und die Tränen dürfen nicht entweichen. Während ich dieses Video schnitt, musste ich oft pausieren und an ein Standbild heranzoomen, um herauszufinden, ob der Mann wirklich Tränen vergießt oder nicht. Ronny: "Weinst du etwa? Zip: "Nein." Der Grund, warum wir so viel Zeit damit verbringen, über die Verletzlichkeit von Männern zu sprechen, ist, dass Tränen gesund sind - sowohl physiologisch als emotional. Auf biologischer Ebene baut Weinen Stress ab und hilft, Ängste zu reduzieren. Auf sozialer Ebene ist die Fähigkeit, zu weinen und vor anderen offen verletzlich zu sein, entscheidend für die menschliche Verbindung und den Aufbau von Beziehungen. Jerry: "Du ... vervollständigst mich." Es ist schwierig ohne sie, emotional unterstützende Freundschaften aufzubauen und zu erhalten. Rebbeca: "Da haben wir's ... da haben wir's." Ted: "Ich verspreche euch, dass es da draußen etwas Schlimmeres gibt, als traurig zu sein. Und das ist, allein zu sein und traurig zu sein." Mit diesem Gedanken im Hinterkopf ist es lehrreich, die breite Palette an sozialen Situationen zu betrachten, die außerhalb des erlaubten Weinfensters liegen. Leonard: "Also ist es okay, wenn ich ein bisschen weine?" [Publikum lacht] Penny: "Ja, das würde ich wahrscheinlich nicht." Männer könnten befürchten, Männlichkeitsaspekte zu verlieren, John: "Du wirst doch nicht weinen, oder?" wenn sie beim Weinen aufgrund von Dingen wie Schmerzen, Jack: "Nein, mir geht es gut"- Angst, Liebeskummer, Druck bei der Arbeit, Depressionen oder Angstzuständen, Verlegenheit oder verletzten Gefühlen gesehen werden. George: "Als Mann weinst du gerade." Ira: "Ich weine nicht." George: "Die Leute werden denken, wir hätten uns gerade getrennt oder sowas, Ira, hör auf zu machen, was du machst!" Weinen ist auch dann bei Männern verpönt wenn sie Dinge tun, wie zum Beispiel einen rührseligen Film schauen oder einen schönen Sonnenuntergang erleben oder sogar auf intimer Ebene eine Verbindung eingehen. Rachel: "Weinst du etwa?" Peter: "Tut mir so leid, dass ich jetzt so komisch bin." Beachtet, dass all diese Lebensereignisse relativ alltäglich sind. Sie sind die Art von Dingen, die Männern in ihrem täglichen Leben wahrscheinlich passieren. Wenn wir Männer aus einem dieser alltäglichen Gründe in dramatischen Medien weinen sehen, fühlt sich das so bemerkenswert an, dass wir aufhorchen und aufmerksam werden. Stan: "Überprüfen Sie bitte die, äh, überprüfen Sie die Verbindungen." Wie in allen sozialen Konstrukten können die Regeln für das Weinen von Zeit zu Zeit gebogen werden. Aber wenn die Regeln gebrochen werden, läuft der Kerl Gefahr, zum Objekt des Spottes unter Gleichaltrigen zu werden oder schlimmer noch, zu einem Meme im Internet. Wie aus einigen der Clips gerade angesehen ersichtlich sein sollte, werden Männer außerhalb des zulässigen Fensters als emotional dargestellt, werden ihre Tränen routinemäßig für Comedy genutzt. Ron: "Ich befinde mich in einem Glaskasten der Emotionen" Das ist der Raum, in dem Will Ferrell, Adam Sandler und andere komödiantische Schauspieler ihre armseligen, männlichen Figuren aufbauen. Henry: "Warum tust du mir das an, du kranker Bastard?" [heult] Es ist eine Welt, in der Männer, die zu lange, zu intensiv oder zu ungünstigen Zeiten weinen, verspottet werden- gnadenlos. Dylan: "Ich dachte, große Menschen dürfen nicht weinen?" Megan: "Ich finde es süß, dass er wie eine kleine Schlampe weint." Sara: "Megan!" Komödien, die sich über Männer lustig machen, weil sie weinen stellen Gefühlsausbrüche oder Verletzlichkeit durchweg als erbärmlich, schwach - Raj: "Oh mein Gott, ich weine schon." und ausdrücklich unmännlich. Frau: "Warum ziehst du nicht einfach ein Kleid an und weinst wie ein kleines Mädchen?" Die Assoziation von Tränen mit Weiblichkeit wird explizit in den unzähligen Witzen illustriert, die Männer verhöhnen, weil sie wie ein kleines Mädchen weinen. Monica: "Weint er immer noch?" Rachel: "Wie ein kleines Mädchen." Skinner: "Jetzt gerade ist Oberschulrat Chalmers zu Hause und weint wie ein kleines Mädchen." [lachen] Jeremy: "Hör auf, wie ein kleines Mädchen zu weinen!" John: "Ich habe nicht wie ein kleines Mädchen geweint. Die Beleidigung wird benutzt, um Ausdruck von Emotionen bei Männern zu kontrollieren, während sie gleichzeitig die sexistische Vorstellung verstärkt, dass Frauen irgendwie übermäßig emotional sind oder es ihnen an Selbstbeherrschung fehlt. David: "Du kennst Frauen. Sie werden sehr emotional." Ian: "Ja, David, du scheinst emotional zu sein." David: "Ja, ich habe irgendwie eine schwere Zeit." Obwohl Weinen eine grundlegende, menschliche Reaktion für alle ist, unabhängig von ihrem Geschlecht, wird es als geschlechtsspezifisches Phänomen betrachtet. Paul: "Ich habe 45 Minuten lang geweint. Wenn du mir ein paar Titten anklatschst, bin ich eine Frau." Vito: "Du kannst dich wie ein Mann benehmen! Was ist los mit dir?" Charlotte: "Oh, du kannst weinen, es ist ok." Emerson: "Es ist nicht okay für einen erwachsenen Mann, in der Öffentlichkeit zu weinen, wenn ein Haufen glücklicher Familien Kuchen genießt." Deswegen ist der soziale Druck für Männer, ein tapferes Gesicht aufzusetzen und in Gegenwart anderer nicht zu weinen, enorm. Emerson: "Wenn du es nicht halten kannst, bewegst du deinen Arsch auf die Herrentoilette und weinst unter vier Augen auf der Toilette, wie ein Mann!" Wie der Therapeut Terrance Real festgestellt hat: Wir leben in einer beziehungsfeindlichen, Verletzlichkeits-verachtenden Kultur, einer Kultur, die die Fähigkeiten der Verbindung nicht nur nicht fördert, sondern sie aktiv fürchtet. Wenn Männer in den Medien emotional werden, achtet darauf, wo und wann sie es tun. Meistens finden verletzliche Momente nur im Privaten statt. Das ist ein klassischer, filmischer Taschenspielertrick, denn wir als Zuschauer sehen Protagonisten, die Momente echter Verletzlichkeit erleben. Aber sie teilen diese Gefühle selten mit anderen Figuren. Da der Ausdruck von Verletzlichkeit in unserer Kultur, so stark weiblich kodiert ist haben Geschichten oft Frauen, die als Vermittlerinnen für die Gefühle der Männer fungieren. Die emotionale Arbeit, sich um den Schmerz der Männer zu kümmern, fällt typischerweise auf die Frauen in deren Leben. Und meistens geht diese Unterstützung nur in eine Richtung. Eine der Folgen des Lebens in einer Kultur, in der Männern beigebracht wird, die Verletzlichkeit zu minimieren, ist, dass sie nicht in der Nähe anderer Menschen sein wollen, die weinen. Jerry: "Was machst du da, weinst du?" George: "Nein!" Jerry: "Reiß dich einfach zusammen. Ich weiß nicht, ob ich nach dieser Vorführung noch mit dir befreundet sein kann." George: "Ach, halt die Klappe!" Männer sind vielleicht nicht bereit sich um diejenigen zu kümmern, oder sie emotional zu unterstützen, die Tränen vergießen - Oscar: "Na, na" -, weil diese Nähe zur Verletzlichkeit ihr eigenes Gefühl von Männlichkeit untergräbt. Ist ein Mann in der Nähe eines anderen Mannes, der weint - Vic: "Ach komm schon, brauchst du ein Taschentuch? Einen Teddybär? Hast du eine Kuscheldecke im Kofferraum, die ich holen soll?" klopft er seinem Freund vielleicht auf den Rücken - Tony: "Hey, lass uns aufhören, uns zu umarmen." oder umarmt ihn kurz, bevor die Distanz wieder hergestellt wird. Cliff: "Woah, woah, hey" Rick: "Tut mir leid, tut mir leid." Cliff: "Hier, zieh das an. Nicht vor Mexikanern weinen." Werden sie dabei erwischt, wie sie Tränen vergießen, leugnen männliche Charaktere dies tatsächlich häufig Schmidt: "Weinst du?" Nick: "Ich weine nicht." und tun so, als sei alles in Ordnung. Ken: "Weinst du etwa?" David: "Was ist das?" Ken: "Weinst du?" David: "Ob ich weine? Nein, ich weine nicht. Du weinst!" Raj: "Weinst du?" Howard: "Nein, ich habe eine Allergie." Rusty: "Bist du okay?" Daniel: "Ja, nein, ich hab nur in eine Peperoni gebissen." Jules: "Heulst du etwa?" Seth: "Nein, ich hab nur was in beiden Augen." Variationen des klassischen Spruchs "Ich hab nur was im Auge." werden geschrieben, um den Zuschauern zu vermitteln, dass die Figur in der Tat Gefühle hat Davis: "Nein, nein! Nein, nein, nein, das ist nicht lustig und ich habe nicht geweint. Ich habe nicht geweint, okay? Da schwirrt ne Menge Schutt herum!" Michaelangelo: "Weinst du?" und gibt ihm gleichzeitig ein gewisses Maß an plausibler Bestreitbarkeit gibt. Raphael: "Nein Ding-Dong, ist nur ein bisschen staubig hier draußen." Populäre Medien verstärken häufig den Glauben, Patton:"Halt die Klappe!" dass Männer ihre Gefühle verstecken müssen. Patton: "Ich will nicht, dass ein feiger Bastard hier sitzt und vor diesen tapferen, im Kampf verwundeten Männern heult!" In den phantastischen Geschichten, die Hollywood erzählt, werden Gefühl und Handlung oft als Gegensätze dargestellt, Private Hudson: "Das kann doch nicht wahr sein, Mann, das kann doch nicht wahr sein." als ob das eine das andere ausschließt. Rocket: "Weinst du etwa?" Thor: "Nein. Ja. Ich habe das Gefühl, ich verliere den Verstand." Rocket: "Reiß dich zusammen!" Filme erzählen uns immer wieder, dass wenn Männer sich erlauben, sich verletzlich zu fühlen, sie nutzlos werden. Nicht nur, dass ihre Emotionen grundlegende motorische Funktionen lähmen würden, [Troy stöhnt] sondern die ganze Welt könnte um sie herum auseinanderfallen. Kirk: "Schluss jetzt. Fangt an, euch wie Männer zu verhalten" Das ist natürlich nicht wahr. Weinen schließt das Handeln nicht aus. Aber der Mythos, dass Verletzlichkeit gleichbedeutend ist mit einem völligen Kontrollverlust, und daher unvereinbar mit Macht ist, ist so zersetzend und so stark, [Ohrfeige] dass viele Männer zu der Überzeugung gelangt sind, dass sie ihre emotionale Seite töten müssen, um nützliche Mitglieder der Gesellschaft zu sein. Montrose: "Ich habe alle weichen Teile von mir herausgeschnitten. Nur um ein Mann zu sein." Emotionale Abkopplung hat andere, noch schädlichere Konsequenzen. Jimmy: "Und es fängt wirklich an, mich zu nerven, Dave, weil ich nicht einmal um sie weinen kann. Meine eigene kleine Tochter, und ich kann nicht mal um sie weinen." Der Prozess der Verarbeitung von Verletzungen oder Verlusten kann langsam und schmerzhaft sein, aber er ist auch notwendig für die emotionale Heilung. Und doch, wenn wir Männer auf dem Bildschirm zusammenbrechen sehen, geht der Moment schnell vorbei. Das liegt daran, dass das erlaubte Fenster zum Weinen nur für kurze Zeit geöffnet bleibt. Selbst wenn er die Leichen seiner Familie findet, kommen und gehen die Tränen innerhalb von ein oder zwei Minuten. Das bedeutet, dass wir sehr selten männliche Charaktere sehen, denen die Zeit gegeben wird, richtig zu trauern. Jed: "Nicht weinen! Haltet es zurück! Lasst es zu etwas anderem werden! Lasst es einfach zu etwas anderem werden, okay?" Tatsächlich fungieren Tränen von Männern in unzähligen Medien als Brücke zur Gewalt. [Schuss] Manchmal geschieht die Transformation von tiefer Trauer zu extremer Aggression sogar innerhalb derselben Szene. Viel zu oft sehen wir in den Medien nicht, wie Männer traurig werden. Wir sehen wie sie wütend werden und sich dann rächen. (Schüsse) Erzähler: "Er tobt - ist im Blutrausch." [Schüsse] Auf diese Weise wird gewalttätige Vergeltung als Ersatz für den normalen Trauerprozess dargestellt. Dieses Muster ermutigt Männer dann dazu, all ihre Gefühle in Aggression zu kanalisieren [schreit] und diese Aggression zu nutzen, um sich in fast allen Situationen auszudrücken. [schreit] Nun ist Wut nicht unbedingt eine destruktive Emotion. Wenn sie in konstruktive Bahnen gelenkt wird, kann sie eine angemessene Reaktion auf Ungerechtigkeit sein. Das Problem ist, da aggressive Ausbrüche in vielerlei Hinsicht das Gegenteil von Verletzlichkeit sind, werden Wut und Zorn bei Männern fast durchgängig als Zeichen von Stärke angesehen. Wohingegen anhaltende Trauer oder Kummer als Schwäche angesehen wird. Oder schlimmer noch, als Zeichen von Instabilität. Dies hilft zu erklären, warum Filmemacher so oft die Tränen von Männern als audiovisuelles Kürzel für einen Abstieg in den Wahnsinn verwenden, oder einen Abstieg ins Böse oder beides. In seinem Buch "Die Rüstung knacken - Macht, Schmerz und das Leben der Männer" bemerkt Micheal Kaufmann: "Wenn Emotionen und Wege der emotionalen Freisetzung blockiert sind, können die Ergebnisse sehr zerstörerisch für einen Mann und die Menschen um ihn herum sein. Denn obwohl wir sie vielleicht nicht fühlen gehen diese Emotionen nicht weg; sie werden in uns aufgestaut und schließlich auf eine von zwei Arten umgewandelt: Sie verwandeln sich in Wut und Aggression oder sie werden gegen uns selbst gerichtet und werden zu Selbsthass, Selbstverachtung, körperlicher Krankheit, Unsicherheit oder Süchten. Es ist erhellend, darüber nachzudenken, wie oft der emotionale Schmerz von Männern in Hollywood-Erzählungen als Selbstzerstörung übersetzt wird. Howard: "Ich bin so traurig. Ich bin so kaputt." [schreit] Genau wie nach außen gerichtete Gewalt wird auch nach innen gerichtete Gewalt oft als eine inhärente, fast unvermeidliche Manifestation des emotionalen Schmerzes von Männern dargestellt. Riggan: "Peng." Anstatt eine Kritik an unbeteiligter oder gewalttätiger Männlichkeit zu sein, enden diese Darstellungen damit, männliche Charaktere zu verherrlichen oder zumindest zu mythologisieren und zu poetisieren, die fast nie herausfinden wie sie mit ihren Gefühlen auf gesunde Weise umgehen. Stattdessen werden wir mit Bildern von sich selbst zerstörenden Männern in liebevoll umgesetzten, filmischen Spektakeln verwöhnt. In ihrem tollen Buch "Der Wille sich zu ändern" stellt bell hooks fest, dass die Populärkultur uns sehr selten alternative emotionale Wege für männliche Charaktere präsentiert. Die überwältigende Mehrheit der zeitgenössischen Filme vermittelt die Botschaft, dass Männer der Bestie im Inneren nicht entkommen können. Sie können vortäuschen, sie können sich verstellen, aber sie können niemals den Einfluss des Patriarchats auf ihr Bewusstsein brechen. In der Tat sind Geschichten, in denen Männer das Muster durchbrechen und erfolgreich emotionalen Schmerz auf transformative Weise verarbeiten, äußerst dünn gesät. [weint] Sean: "Es ist nicht deine Schuld." "Good Will Hunting" ist ein seltener Film, in dem sich der Protagonist entscheidet, traditionelle patriarchalische Männlichkeit abzulehnen [schluchzt] und stattdessen den verletzbareren Weg der emotionalen Verbindung eingeht. Eine ähnliche Entscheidung trifft Joel in "Vergiss mein nicht", als er sich entschließt, sich seinen schmerzhaften Gefühlen zu stellen, anstatt sie auszulöschen. In Berry Jenkins "Moonlight" entscheidet sich auch Chiron dafür, ein durch Isolation verhärtetes Leben hinter sich zu lassen, und die Verletzlichkeit emotionaler Intimität anzunehmen. Darstellungen wie diese werden zu Recht gefeiert, aber solche Darstellungen sind immer noch bemerkenswert selten, und bleiben eher die Ausnahme als die Regel. Wie ich bereits sagte, kann es wirklich herzzerreißend sein, wenn die Medien uns Risse in der Fassade der männlichen Kontrolle sehen lassen. Zu sehen, wie einem Mann schließlich, und letztendlich eine Träne entgleitet, eine Lippe zittert oder, in den extremsten Fällen, erlaubt wird sich auszuweinen, kann sehr bewegend sein. Selbst in Szenen, die humorvoll gemeint sind. Kayla: "Oh, Dad, komm schon. Komm schon, reiß dich zusammen." Dennoch denke ich, dass es wichtig ist, zu erkennen, dass diese seltenen Momente als so kraftvoll angesehen werden, gerade weil die Trennung (von Emotionen) für Männer in unserer Gesellschaft immer noch so hoch bewertet wird. Vielleicht wären wir nicht so gerührt von den kleinen Rissen im Damm, wenn wir den freien Fluss der Tränen öfter zu sehen bekämen. Filme und Serien sind viel mehr als einfache Unterhaltung. Sie präsentieren uns auch, was bell hooks "Die Kunst des Möglichen" nennt. Zuko: "Wie kannst du mir so leicht verzeihen? Ich dachte, du wärst wütend auf mich." Iroh: "Ich war nie wütend auf dich. Ich war traurig, weil ich Angst hatte, du hättest dich verloren." Und deshalb ist es wichtig, dass die Medien uns mehr zeigen als nur den seltenen, flüchtigen Blick auf die Verletzlichkeit von Männern. Wir müssen sehen, wie Männer unentschuldigt weinen. Männer, die eine emotionale Verbindung zu Frauen und zueinander aufbauen. Und letztendlich müssen wir sehen, wie Männer heilen, wenn sie die ganze Bandbreite ihrer Menschlichkeit annehmen. Wir müssen das Fenster zum Weinen immer offen haben. [emotionale Musik] Ich hoffe, dieses Video hat Ihnen gefallen. Wie Sie sich vielleicht vorstellen können, benötigen diese langen Video-Essays eine enorme Menge an Zeit, um sie zu schreiben, zu bearbeiten und zu produzieren. Dieses Video enthält etwa 200 Medienclips aus verschiedenen Filmen und Serien. Wenn Sie also mehr Videos wie dieses sehen möchten, dann erwägen Sie bitte zu Patreon zu gehen, und unterstützen Sie dieses Projekt dort. Ich habe auch den Link zu PayPal in der Beschreibung unten hinterlassen, falls Sie das bevorzugen. Ich habe einen ganzen Haufen anderer Medienprojekte in Arbeit, also bleiben Sie für diese bitte dran, und ich sehe Sie nächstes Mal hier wieder.