WEBVTT 00:00:00.000 --> 00:00:02.000 Es ist eine einfache Vorstellung von der Natur. 00:00:02.000 --> 00:00:04.000 Ich möchte ein gutes Wort für die Natur einlegen, 00:00:04.000 --> 00:00:06.000 denn wir haben in den vergangenen Tagen nicht viel über sie gesprochen. 00:00:06.000 --> 00:00:11.000 Ich möchte ein gutes Wort für den Boden, die Bienen, Pflanzen und Tiere einlegen, 00:00:11.000 --> 00:00:16.000 und Ihnen von einem sehr einfachen Hilfsmittel berichten, das ich gefunden habe. 00:00:16.000 --> 00:00:21.000 Obwohl es eher eine Gedankenspielerei ist und keine Technologie. 00:00:21.000 --> 00:00:27.000 Es ist aber sehr hilfreich, unsere Beziehung zur natürlichen Welt zu ändern 00:00:27.000 --> 00:00:30.000 und zu den anderen Spezies, von denen wir abhängig sind. 00:00:30.000 --> 00:00:33.000 Und dieses Hilfsmittel ist ganz einfach, wie Chris vorschlug, 00:00:33.000 --> 00:00:38.000 uns und die Welt aus den Augen der Pflanzen oder Tiere anzuschauen. 00:00:38.000 --> 00:00:42.000 Es ist nicht meine Idee, andere Leute haben sie auch schon gehabt, 00:00:42.000 --> 00:00:45.000 aber ich habe versucht, sie ein bisschen spazierenzuführen. NOTE Paragraph 00:00:46.000 --> 00:00:48.000 Ich sage Ihnen, wo ich sie herhabe. 00:00:48.000 --> 00:00:51.000 Wie viele meiner Ideen und viele meiner Hilfsmittel 00:00:51.000 --> 00:00:55.000 fand ich sie im Garten. Ich bin ein begeisterter Gärtner. 00:00:55.000 --> 00:00:59.000 Es geschah an einem Tag vor etwa sieben Jahren. Ich pflanzte Kartoffeln, 00:00:59.000 --> 00:01:01.000 es war die erste Maiwoche - 00:01:01.000 --> 00:01:06.000 wir sind in Neuengland, wo die Apfelbäume in voller Blüte stehen. 00:01:06.000 --> 00:01:08.000 Sie sehen aus wie riesige weiße Wolken. 00:01:08.000 --> 00:01:11.000 Ich stehe also da und pflanze, 00:01:11.000 --> 00:01:13.000 schneide Kartoffeln und pflanze sie ein, 00:01:13.000 --> 00:01:16.000 und die Bienen bearbeiten gerade diesen Baum, 00:01:16.000 --> 00:01:18.000 Hummeln genaugenommen, so dass der Baum nur so brummte. NOTE Paragraph 00:01:18.000 --> 00:01:21.000 Und was ich am Gärtnern wirklich mag, 00:01:21.000 --> 00:01:24.000 es nimmt nicht die gesamte Konzentration in Anspruch, 00:01:24.000 --> 00:01:26.000 man kann nicht wirklich verletzt werden - wie bei der Arbeit mit Holz - 00:01:26.000 --> 00:01:30.000 und man hat den Kopf frei genug zum Nachdenken. 00:01:30.000 --> 00:01:34.000 Und an jenem Nachmittag stellte ich mir folgende Frage, 00:01:34.000 --> 00:01:37.000 während die Hummeln und ich arbeiteten: 00:01:37.000 --> 00:01:41.000 Was haben diese Hummeln und ich gemeinsam? 00:01:41.000 --> 00:01:45.000 Was unterschied und was verband unsere Rolle im Garten? 00:01:45.000 --> 00:01:47.000 Und ich erkannte, dass wir eine ganze Menge gemeinsam hatten. 00:01:47.000 --> 00:01:53.000 Wir beide verbreiteten die Gene einer bestimmten Spezies, 00:01:53.000 --> 00:01:58.000 und wir beide - zumindest ist das anzunehmen - 00:01:58.000 --> 00:02:00.000 dachten, wir geben hier den Ton an. 00:02:00.000 --> 00:02:04.000 Ich hatte entschieden, welche Kartoffeln ich pflanzen wollte, 00:02:04.000 --> 00:02:08.000 ich hatte meine Yukon Gold oder Yellow Finn oder so ausgewählt, 00:02:08.000 --> 00:02:13.000 und ich hatte diese Gene aus einem Samenkatalog geordert, 00:02:13.000 --> 00:02:15.000 hergeschafft und ich pflanzte sie an. 00:02:15.000 --> 00:02:19.000 Und diese Hummel hatte sicherlich angenommen, 00:02:19.000 --> 00:02:22.000 "Ich schnapp mir jetzt diesen Apfelbaum, diese Blüte, 00:02:22.000 --> 00:02:25.000 ich hol mir den Nektar und dann hau ich ab." NOTE Paragraph 00:02:25.000 --> 00:02:30.000 Wir haben eine Grammatik, die uns zeigt, was wir sind, 00:02:30.000 --> 00:02:35.000 dass wir eigenständige Individuen in der Natur sind, die Hummel wie auch ich. 00:02:35.000 --> 00:02:41.000 Ich pflanze die Kartoffeln, jäte Unkraut, domestiziere die Spezies. 00:02:41.000 --> 00:02:43.000 Aber an diesem Tag ging mir eins auf: 00:02:43.000 --> 00:02:46.000 Was wäre, wenn Grammatik nichts mehr ist als selbstgefälliges Gedankenspiel? 00:02:46.000 --> 00:02:50.000 Denn natürlich denkt die Hummel, sie hat die totale Kontrolle, 00:02:50.000 --> 00:02:52.000 aber wir wissen es besser. 00:02:52.000 --> 00:02:56.000 Wir wissen, was zwischen der Biene und der Blume läuft. 00:02:56.000 --> 00:03:00.000 Die Biene ist nämlich clever von der Blume manipuliert worden. 00:03:00.000 --> 00:03:03.000 Und wenn ich "manipuliert" sage, meine ich das im darwinschen Sinne. 00:03:03.000 --> 00:03:06.000 Sie hat sich ein paar sehr charakteristische Eigenschaften zugelegt - 00:03:06.000 --> 00:03:11.000 Farbe, Geruch, Geschmack, Muster - die die Biene angelockt haben. 00:03:11.000 --> 00:03:15.000 Und die Biene wurde clever zum Nektarholen verleitet, 00:03:15.000 --> 00:03:18.000 und dabei hat sie gleich noch ein bisschen Pulver am Bein mitgenommen, 00:03:18.000 --> 00:03:20.000 und fliegt zur nächsten Blüte weiter. 00:03:20.000 --> 00:03:23.000 Die Hummel hat hier überhaupt nicht das Sagen. 00:03:23.000 --> 00:03:25.000 Und dann erkannte ich, dass ich es auch nicht hatte. NOTE Paragraph 00:03:25.000 --> 00:03:28.000 Ich war von der Kartoffel verführt worden, und von keiner anderen, 00:03:28.000 --> 00:03:33.000 sie anzupflanzen - ihre Gene zu verbreiten und ihren Lebensraum zu erweitern. 00:03:33.000 --> 00:03:37.000 Und damals hatte ich die Idee - "Was würde passieren, wenn wir uns 00:03:37.000 --> 00:03:40.000 aus dem Blickwinkel der anderen Spezies betrachten, die uns bearbeiten?" 00:03:40.000 --> 00:03:45.000 Und Landwirtschaft schien mir plötzlich nicht als Erfindung oder menschliche Technologie, 00:03:45.000 --> 00:03:47.000 sondern als ko-evolutionäre Entwicklung, in der eine Gruppe cleverer Spezies, 00:03:47.000 --> 00:03:53.000 hauptsächlich essbare Gräser, uns ausgenutzt hatten, 00:03:53.000 --> 00:03:58.000 und herausgefunden hatten, wie sie uns zur Entwaldung der Welt bringen. 00:03:58.000 --> 00:04:01.000 Der Wettbewerb der Gräser, oder? 00:04:01.000 --> 00:04:03.000 Und plötzlich sah ich alles in einem anderen Licht. 00:04:03.000 --> 00:04:07.000 Und plötzlich war auch das Rasenmähen an dem Tag ein ganz neues Erlebnis. NOTE Paragraph 00:04:07.000 --> 00:04:10.000 Ich hatte immer gedacht - und sogar in meinem ersten Buch, 00:04:10.000 --> 00:04:11.000 einem Buch über Gärtnern, geschrieben - 00:04:11.000 --> 00:04:16.000 dass Rasen die Natur unterm Stiefel der Kultur sind, 00:04:16.000 --> 00:04:18.000 totalitäre Landschaften, 00:04:18.000 --> 00:04:22.000 und wenn wir sie mähten, unterdrückten wir die Spezies auf grausame Art, 00:04:22.000 --> 00:04:26.000 und ließen es nie Samen bilden oder sterben oder Sex haben. 00:04:26.000 --> 00:04:28.000 Und das war Rasen für mich. 00:04:28.000 --> 00:04:32.000 Aber dann erkannte ich, "Nein, genau das sollen wir für die Gräser tun. 00:04:32.000 --> 00:04:39.000 Ich wurde in die Irre geführt von Rasen, deren Lebensziel es ist, die Bäume 00:04:39.000 --> 00:04:42.000 zu übertrumpfen, mit denen sie ums Sonnenlicht streiten." 00:04:42.000 --> 00:04:46.000 Und indem wir den Rasen mähen, kommen die Bäume nicht zurück, 00:04:46.000 --> 00:04:49.000 was in Neuengland sehr, sehr schnell passiert. NOTE Paragraph 00:04:49.000 --> 00:04:52.000 Also schaute ich mir die Dinge so an 00:04:52.000 --> 00:04:54.000 und schrieb ein Buch darüber namens "Botanik der Begierde". 00:04:54.000 --> 00:04:58.000 Und ich erkannte, dass man, genauso, wie man eine Pflanze betrachten 00:04:58.000 --> 00:05:03.000 und alle möglichen interessanten Details über Geschmack und Bienenvorlieben ableiten kann - 00:05:03.000 --> 00:05:09.000 dass sie Süße mögen, und Symmetrie, und diese Farbe, aber jene nicht - 00:05:09.000 --> 00:05:12.000 was konnten wir über uns herausfinden, wenn wir das mit uns täten? 00:05:12.000 --> 00:05:15.000 Dass eine bestimmte Kartoffelart, eine bestimmte Drogenart, 00:05:15.000 --> 00:05:21.000 eine sativa-indica Cannabis-Kreuzung, etwas über uns zu sagen hat. 00:05:21.000 --> 00:05:26.000 Und wäre das nicht eine interessante Art, die Welt zu betrachten? NOTE Paragraph 00:05:26.000 --> 00:05:30.000 Jetzt kommen wir zum Test einer jeden Idee - oder Gedankenspiel - 00:05:30.000 --> 00:05:33.000 was bringt uns dies? 00:05:33.000 --> 00:05:37.000 Und wenn man über Natur redet, die als Autor mein Lieblingsthema ist, 00:05:37.000 --> 00:05:40.000 wie besteht die Idee den Aldo-Leopold-Test? 00:05:40.000 --> 00:05:44.000 Der da wäre, macht es uns zu besseren Bürgern der biotischen Gemeinschaft? 00:05:44.000 --> 00:05:51.000 Unternehmen wir durch sie etwas zur Unterstützung und Weiterverbreitung 00:05:51.000 --> 00:05:52.000 von Flora und Fauna, und nicht deren Zerstörung? 00:05:52.000 --> 00:05:54.000 Ich meine schon, dass dieser Ansatz dies tut. 00:05:54.000 --> 00:05:57.000 Lassen Sie mich aufzählen, was Sie durch diese neue Weltsicht gewinnen, 00:05:57.000 --> 00:06:02.000 abgesehen von einigen unterhaltsamen Erkenntnissen über menschliche Begehren. NOTE Paragraph 00:06:02.000 --> 00:06:09.000 Auf einer intellektuellen Ebene hilft uns diese Sicht aus den Augen anderer Spezies, 00:06:09.000 --> 00:06:12.000 mit dieser seltsamen Anomalie umzugehen, 00:06:12.000 --> 00:06:16.000 - und das liegt im Reich der intellektuellen Geschichte - 00:06:16.000 --> 00:06:21.000 und zwar, dass wir diese darwinsche Revolution vor 150 Jahren hatten. 00:06:21.000 --> 00:06:24.000 Uff... Mini-Me. (Lachen) 00:06:26.000 --> 00:06:32.000 Wir haben diese intellektuelle, diese darwinsche Revolution, in der wir, 00:06:32.000 --> 00:06:34.000 dank Darwin, herausfanden, dass wir nur eine Spezies von vielen sind, 00:06:34.000 --> 00:06:38.000 Evolution wirkt auf uns genauso wie auf alle anderen. 00:06:38.000 --> 00:06:40.000 Mit uns wird umgegangen, genauso wie wir selbst mit anderem umgehen, 00:06:40.000 --> 00:06:44.000 wir sind ein Teil des Stoffes, aus dem Leben gemacht ist. 00:06:44.000 --> 00:06:48.000 Aber komisch ist, dass wir das 150 Jahre später immer noch nicht 00:06:48.000 --> 00:06:50.000 verdaut haben, niemand glaubt das so richtig. 00:06:50.000 --> 00:06:55.000 Wir sind in diesem Sinne noch kartesisch - die Kinder Descartes' - 00:06:55.000 --> 00:07:00.000 und glauben, dass Subjektivität und Bewusstsein uns besonders machen, 00:07:00.000 --> 00:07:03.000 Dass die Welt in Objekte und Subjekte geteilt ist, 00:07:03.000 --> 00:07:06.000 dass der Natur auf einer Seite die Kultur auf der anderen gegenübersteht. 00:07:06.000 --> 00:07:11.000 Sobald Sie sich die Dinge aus der Sicht der Pflanzen oder Tiere anschauen, 00:07:11.000 --> 00:07:15.000 erkennen Sie das wahre Gedankenspiel - 00:07:15.000 --> 00:07:19.000 nämlich die Auffassung, dass Natur der Kultur gegenübersteht, 00:07:19.000 --> 00:07:23.000 dass das Bewusstsein über allem steht - 00:07:23.000 --> 00:07:26.000 und das ist ein weiterer wichtiger Aspekt dieser Sichtweise. NOTE Paragraph 00:07:26.000 --> 00:07:29.000 Der Blick auf die Welt aus der Sicht anderer Arten 00:07:29.000 --> 00:07:33.000 heilt die Krankheit menschlicher Selbstüberschätzung. 00:07:33.000 --> 00:07:38.000 Man erkennt auf einmal, dass Bewusstsein - 00:07:38.000 --> 00:07:42.000 das wir sehr hoch bewerten und als 00:07:42.000 --> 00:07:44.000 die Krone der Schöpfung betrachten, 00:07:44.000 --> 00:07:49.000 dass menschliches Bewusstsein auch nur eine der Arten ist, auf der Welt zurechtzukommen. 00:07:49.000 --> 00:07:53.000 Und es ist ganz natürlich, dass wir es für unser bestes Werkzeug halten. 00:07:53.000 --> 00:07:55.000 Aber wissen Sie, es gibt einen Komiker, er sagte: 00:07:55.000 --> 00:07:59.000 "Aber wer sagt mir denn jetzt, dass Bewusstsein so gut und wichtig ist? 00:07:59.000 --> 00:08:01.000 Na das Bewusstsein." 00:08:01.000 --> 00:08:05.000 Beim Blick auf die Pflanzen also erkennt man andere Werkzeuge, 00:08:05.000 --> 00:08:07.000 die genau so interessant sind. NOTE Paragraph 00:08:07.000 --> 00:08:11.000 Ich gebe Ihnen zwei Beispiele, auch aus meinem Garten: 00:08:11.000 --> 00:08:16.000 Limabohnen. Was tun Limabohnen wohl, wenn Spinnmilben sie angreifen? 00:08:16.000 --> 00:08:19.000 Sie stoßen eine flüchtige Chemikalie aus, die in die Welt hinaus geht 00:08:19.000 --> 00:08:22.000 und eine andere Milbenart herbeiruft, 00:08:22.000 --> 00:08:26.000 die die Spinnenmilbe angreift und so die Limabohnen verteidigt. 00:08:26.000 --> 00:08:32.000 Was Pflanzen also haben - wo wir Bewusstsein, Sprache und die Möglichkeit, 00:08:32.000 --> 00:08:34.000 Werkzeuge herzustellen, haben - ist Biochemie. 00:08:34.000 --> 00:08:39.000 Und die haben sie weit jenseits unserer Vorstellung perfektioniert. 00:08:39.000 --> 00:08:44.000 Ihre Komplexität, ihre hohe Entwicklung ist wirklich bewundernswert, 00:08:44.000 --> 00:08:46.000 und das halte ich für den wirklichen Skandal am Humangenomprojekt. 00:08:46.000 --> 00:08:51.000 Anfänglich erwarteten wir um die 40.000 oder 50.000 menschliche Gene, 00:08:51.000 --> 00:08:55.000 aber am Ende hatten wir nur 23.000. 00:08:55.000 --> 00:09:03.000 Um das mal in Relation zu setzen: Reis hat 35.000 Gene. 00:09:03.000 --> 00:09:06.000 Wer ist hier also die weiter entwickelte Art? 00:09:06.000 --> 00:09:07.000 Na gut, wir sind alle gleichermaßen hochentwickelt. 00:09:07.000 --> 00:09:10.000 Wir haben uns über dieselbe Zeitspanne entwickelt, 00:09:10.000 --> 00:09:12.000 nur auf unterschiedlichen Pfaden. 00:09:13.000 --> 00:09:21.000 Ein gesunder Nasenstüber, da spürt man Darwins Idee am eigenen Leib. 00:09:21.000 --> 00:09:24.000 Und das ist auch meine Aufgabe als Autor, als Geschichtenerzähler, 00:09:24.000 --> 00:09:31.000 ich versuche Menschen das empfinden zu lassen, was wir wissen, 00:09:31.000 --> 00:09:32.000 und möchte Geschichten erzählen, die uns helfen, ökologisch zu denken. NOTE Paragraph 00:09:32.000 --> 00:09:34.000 Die andere Anwendung hat praktischen Wert. 00:09:34.000 --> 00:09:36.000 Ich nehme Sie jetzt mit auf eine Farm, denn ich habe diesen Ansatz 00:09:36.000 --> 00:09:40.000 bei der Entwicklung meines Verständnisses vom Ernährungssystem entwickelt. 00:09:40.000 --> 00:09:45.000 Und dort lernte ich, dass wir alle, genau jetzt, von Mais manipuliert werden. 00:09:45.000 --> 00:09:50.000 Und der Vortrag über Ethanol, den wir heute gehört haben, ist für mich 00:09:50.000 --> 00:09:55.000 der endgültige Triumph von Mais über den Menschenverstand (Lachen, Applaus). 00:09:55.000 --> 00:10:03.000 Es ist Teil des Plans von Mais zur Ergreifung der Weltherrschaft. 00:10:03.000 --> 00:10:04.000 (Lachen) 00:10:04.000 --> 00:10:08.000 Sie werden sehen, dass die Menge des in diesem Jahr angebauten Mais 00:10:08.000 --> 00:10:10.000 drastisch zugenommen hat und es so viel mehr Lebensraum für ihn gibt, 00:10:10.000 --> 00:10:12.000 weil wir beschlossen haben, dass Ethanol uns weiterhilft. NOTE Paragraph 00:10:12.000 --> 00:10:16.000 Es hat mir also geholfen, die industrielle Landwirtschaft zu verstehen, 00:10:16.000 --> 00:10:18.000 die natürlich ein kartesisches System ist. 00:10:18.000 --> 00:10:21.000 Es basiert auf der Idee, dass wir andere Arten unserem Willen unterwerfen, 00:10:21.000 --> 00:10:24.000 und dass wir die Kontrolle haben und diese Fabriken und die ganzen 00:10:24.000 --> 00:10:27.000 technischen Eingabemöglichkeiten haben und dann Essen oder Brennstoff 00:10:27.000 --> 00:10:29.000 oder was wir eben wollen dabei herausbekommen. 00:10:30.000 --> 00:10:32.000 Lassen Sie mich Ihnen eine sehr andere Art Farm zeigen. NOTE Paragraph 00:10:32.000 --> 00:10:35.000 Dies ist eine Farm im Shenandoah Valley in Virginia. 00:10:35.000 --> 00:10:38.000 Ich begab mich auf die Suche nach einer Farm, wo diese Ideen, 00:10:38.000 --> 00:10:42.000 sich Dinge aus der Sicht der Arten anzuschauen, umgesetzt wurden. 00:10:42.000 --> 00:10:44.000 Und ich fand sie in einem Mann. Dieser Mann ist Joel Salatin. 00:10:44.000 --> 00:10:47.000 Und ich verbrachte eine Woche als Lehrling auf seinem Hof, 00:10:47.000 --> 00:10:53.000 und nahm aus dieser Woche so viel Hoffnung über unser Verhältnis zur Natur mit, 00:10:53.000 --> 00:10:56.000 wie ich es in den 25 Jahren des Schreibens über Natur selten getan hab. 00:10:56.000 --> 00:10:57.000 Und zwar dies: 00:10:57.000 --> 00:11:00.000 Dieser Hof heißt Polyface, und das bedeutet ... 00:11:00.000 --> 00:11:04.000 Es gibt dort sechs unterschiedliche Tierarten und ein paar Pflanzen, 00:11:04.000 --> 00:11:07.000 die in einer sehr genauen Anordnung wachsen. NOTE Paragraph 00:11:07.000 --> 00:11:09.000 Es ist eine Permakultur, für die unter Ihnen, die mehr darüber wissen, 00:11:09.000 --> 00:11:17.000 also die Kühe und Schweine und Schafe und Truthähne und die ... 00:11:17.000 --> 00:11:19.000 Was hat er noch gleich? 00:11:19.000 --> 00:11:21.000 Alle sechs Tierarten - ach, Kaninchen auch noch - 00:11:21.000 --> 00:11:24.000 erfüllen alle einen ökologischen Dienst für eine andere Art, 00:11:24.000 --> 00:11:27.000 zum Beispiel ist der Dung der einen das Mittagessen für eine andere, 00:11:27.000 --> 00:11:29.000 und sie kümmern sich auch um die Schädlinge der anderen. 00:11:29.000 --> 00:11:32.000 Es ist ein sehr präziser und schöner Tanz, 00:11:32.000 --> 00:11:35.000 aber ich werde Ihnen eine Nahaufnahme eines Details geben, 00:11:35.000 --> 00:11:41.000 und zwar die Beziehung zwischen seinen Rindern und seinen Legehennen. 00:11:41.000 --> 00:11:46.000 Und ich werde Ihnen zeigen, was man mit diesem Ansatz herausbekommt, okay? 00:11:46.000 --> 00:11:48.000 Und das ist viel mehr als nur Nahrung anbauen, wie Sie sehen werden: 00:11:48.000 --> 00:11:50.000 es ist eine andere Art, mit der Natur umzugehen 00:11:50.000 --> 00:11:54.000 und eine Möglichkeit, von den Nullsummenrechnungen wegzukommen, 00:11:54.000 --> 00:11:57.000 dieser kartesischen Idee, dass entweder die Natur oder wir gewinnen, 00:11:57.000 --> 00:12:00.000 und dass die Natur kleingehalten werden muss damit wir bekommen was wir wollen. NOTE Paragraph 00:12:01.000 --> 00:12:03.000 Also, eines Tages, Rind in einem Gatter. 00:12:03.000 --> 00:12:06.000 Die einzige Technologie hier ist der billige Elektrozaun: 00:12:06.000 --> 00:12:08.000 ziemlich neu, an eine Autobatterie angeschlossen, 00:12:08.000 --> 00:12:12.000 sogar ich könnte damit eine Koppel von 10 Ar in 15 Minuten absperren. 00:12:12.000 --> 00:12:16.000 Kühe grasen einen Tag lang. Sie bewegen sich weiter. Okay? 00:12:16.000 --> 00:12:18.000 Sie grasen alles ab, ganz intensiv. 00:12:18.000 --> 00:12:20.000 Er wartet drei Tage, 00:12:20.000 --> 00:12:23.000 und dann holten wir sein sogenanntes "Eimobil" raus. 00:12:23.000 --> 00:12:26.000 Das Eimobil ist eine ziemlich wackelige Angelegenheit - 00:12:26.000 --> 00:12:29.000 es sieht aus wie ein Prärieschoner aus Latten gemacht - 00:12:29.000 --> 00:12:31.000 und beherbergt 350 Hühner. 00:12:31.000 --> 00:12:37.000 Er zieht das Eimobil also drei Tage später auf die Koppel 00:12:37.000 --> 00:12:41.000 und klappt die Laufplanke runter. 350 Hennen quellen aus dem Eimobil, 00:12:41.000 --> 00:12:43.000 gackernd und mit dem üblichen Hühnerlärm - 00:12:43.000 --> 00:12:47.000 und sie halten schnurstracks auf die Kuhfladen zu. NOTE Paragraph 00:12:48.000 --> 00:12:50.000 Und was sie tun ist sehr interessant - 00:12:50.000 --> 00:12:52.000 sie wühlen sich durch die Kuhfladen, 00:12:52.000 --> 00:12:56.000 auf der Suche nach den Maden, Insekteneiern und Fliegenlarven. 00:12:56.000 --> 00:12:58.000 Und er hat drei Tage gewartet, weil er genau weiß, 00:12:58.000 --> 00:13:03.000 dass die Larven am vierten oder fünften Tag schlüpfen 00:13:03.000 --> 00:13:05.000 und er dann ein riesiges Fliegenproblem am Hals hätte. 00:13:05.000 --> 00:13:11.000 Aber er wartet drei Tage, damit sie so groß und saftig werden, wie es geht, 00:13:11.000 --> 00:13:14.000 weil sie das liebste Protein der Hühner sind. NOTE Paragraph 00:13:14.000 --> 00:13:16.000 Also vollziehen die Hühner ihren kleinen Breakdance, 00:13:16.000 --> 00:13:20.000 und sie wühlen den Dung umher um die Larven zu erwischen, 00:13:20.000 --> 00:13:23.000 und während sie das tun, verteilen sie den Dung. 00:13:23.000 --> 00:13:27.000 Eine ziemlich sinnvolle Zweitdienstleistung am Ökosystem. 00:13:27.000 --> 00:13:30.000 Und drittens, während sie auf der Koppel sind, 00:13:30.000 --> 00:13:33.000 entleeren sie natürlich ihre Därme wie verrückt, 00:13:33.000 --> 00:13:39.000 und ihr sehr stickstoffhaltiger Kot düngt das Feld. 00:13:39.000 --> 00:13:41.000 Sie bewegen sich dann zum nächsten weiter, 00:13:41.000 --> 00:13:49.000 und innerhalb von nur weniger Wochen kriegt das Gras einen riesigen Wachstumsschub. 00:13:49.000 --> 00:13:51.000 Und innerhalb von vier Wochen kann er das wiederholen. 00:13:51.000 --> 00:13:54.000 Er kann wieder die Kühe grasen lassen, oder das Gras schneiden, 00:13:54.000 --> 00:13:59.000 eine andere Art, z.B. Lämmer, einführen, oder Heu für den Winter machen. NOTE Paragraph 00:13:59.000 --> 00:14:03.000 Ich hätte gern, dass Sie sich genau ansehen, was dort passiert ist. 00:14:03.000 --> 00:14:04.000 Es ist ein sehr produktives System. 00:14:04.000 --> 00:14:06.000 Und was ich Ihnen sagen muss: Auf 0,4 km² erzielt er 00:14:06.000 --> 00:14:11.000 40.000 Pfund Rindfleisch, 30.000 Pfund Schwein, 25.000 Dutzend Eier, 00:14:11.000 --> 00:14:14.000 20.000 Hühnchen, 1.000 Truthähne, 1.000 Kaninchen - 00:14:14.000 --> 00:14:16.000 eine riesige Menge an Nahrung. NOTE Paragraph 00:14:16.000 --> 00:14:18.000 Und dann hört man, "Kann Bio-Essen die Welt ernähren?" 00:14:18.000 --> 00:14:23.000 Ja, Sie sehen doch, wie viel Nahrung man auf 0,4 km² erzielen kann 00:14:23.000 --> 00:14:26.000 mit dieser Art von – ich sag's nochmal – er gibt jeder Art, was sie will, 00:14:26.000 --> 00:14:30.000 lässt sie erkennen, was sie brauchen, was sie besonders macht. 00:14:30.000 --> 00:14:32.000 Er zieht das in Betracht. NOTE Paragraph 00:14:32.000 --> 00:14:35.000 Doch nun schauen Sie sich die Sache aus dem Blickpunkt des Grases an. 00:14:35.000 --> 00:14:37.000 Was passiert bei diesem Vorgang mit dem Gras? 00:14:37.000 --> 00:14:43.000 Wenn ein Wiederkäuer grast, wird das Gras von dieser Höhe auf diese gekürzt, 00:14:43.000 --> 00:14:45.000 und es passiert sofort etwas interessantes. 00:14:45.000 --> 00:14:49.000 Gärtner unter Ihnen werden das Wurzel-Spross-Verhältnis kennen. 00:14:49.000 --> 00:14:53.000 Pflanzen müssen die Wurzelmasse und die Blättermasse 00:14:53.000 --> 00:14:56.000 mehr oder weniger ausgeglichen halten, um glücklich zu sein. 00:14:56.000 --> 00:15:00.000 Wenn sie also eine Menge Blättermasse verlieren, bauen sie Wurzeln ab, 00:15:00.000 --> 00:15:03.000 die werden quasi abgeätzt und sterben ab. 00:15:03.000 --> 00:15:06.000 Und die Arten im Boden machen sich ans Werk, 00:15:06.000 --> 00:15:10.000 kauen diese Wurzeln gut durch, zersetzen sie - 00:15:10.000 --> 00:15:16.000 die Regenwürmer, Pilze, Bakterien - und das Resultat ist neuer Boden. 00:15:16.000 --> 00:15:19.000 So wird Boden geschaffen. 00:15:19.000 --> 00:15:20.000 Er kommt von ganz unten. 00:15:20.000 --> 00:15:22.000 So wurden die Prärien erschaffen, 00:15:22.000 --> 00:15:24.000 die Beziehung zwischen Bison und Gräsern. NOTE Paragraph 00:15:25.000 --> 00:15:28.000 Und als ich das verstand, erkannte ich eins - 00:15:28.000 --> 00:15:32.000 und wenn man Joel Salatin fragt, was er ist, sagt er, er ist kein Hühnerhalter, 00:15:32.000 --> 00:15:37.000 kein Schäfer, kein Rinderhalter, er ist ein Grasfarmer. 00:15:37.000 --> 00:15:41.000 Denn Gras ist die Schüsselspezies in solch einem System - 00:15:41.000 --> 00:15:50.000 Ich erkannte also, dass dies unserer armseligen Vorstellung von Natur komplett widerspricht, 00:15:50.000 --> 00:15:56.000 nämlich: damit wir bekommen was wir wollen, müssen wir die Natur schwächen. 00:15:56.000 --> 00:15:58.000 Mehr für uns, weniger für die Natur. 00:15:58.000 --> 00:16:03.000 Hier kommt all dieses Essen von einem Hof und am Ende der Saison 00:16:03.000 --> 00:16:09.000 gibt es sogar mehr Boden, mehr Fruchtbarkeit und mehr biologische Vielfalt. NOTE Paragraph 00:16:10.000 --> 00:16:13.000 Es ist eine unglaublich hoffnungsvolle Herangehensweise. 00:16:13.000 --> 00:16:15.000 Es gibt heute viele Farmer mit diesem Ansatz. 00:16:15.000 --> 00:16:18.000 Dies ist weit jenseits biologischer Landwirtschaft, 00:16:18.000 --> 00:16:21.000 die nämlich mehr oder weniger noch kartesisch ist. 00:16:21.000 --> 00:16:27.000 Und dies bedeutet: Wenn wir andere Arten und den Boden mit einkalkulieren 00:16:27.000 --> 00:16:34.000 dann wird allein mit dieser perspektivischen Herangehensweise 00:16:34.000 --> 00:16:38.000 - denn mehr Technologie als die Elektrozäune gibt es nicht, 00:16:38.000 --> 00:16:43.000 und die sind so billig, dass man sie in kürzester Zeit in ganz Afrika errichten könnte - 00:16:43.000 --> 00:16:47.000 dass wir die Nahrung, die wir brauchen, von der Erde nehmen, 00:16:47.000 --> 00:16:51.000 und die Erde dabei noch heilen. NOTE Paragraph 00:16:52.000 --> 00:16:54.000 Das ist ein Weg, die Welt wiederzubeleben, 00:16:54.000 --> 00:16:56.000 und das ist so aufregend an dieser Herangehensweise. 00:16:56.000 --> 00:17:00.000 Wenn wir beginnen, Darwins Erkenntnisse tief in unseren Knochen zu spüren, 00:17:00.000 --> 00:17:05.000 dann sind die Dinge, die wir mit nurmehr diesen Ansätzen tun können, 00:17:05.000 --> 00:17:07.000 etwas, worauf uns hoffen lässt. NOTE Paragraph 00:17:07.000 --> 00:17:08.000 Vielen Dank.