Hallo. Ich möchte Ihnen ein Wort vorstellen, das Sie vielleicht noch nie gehört haben, aber das Sie kennen sollten: [Absenkung]. Absenkung ist eine neue Handlungs- und Denkweise gegenüber globaler Erderwärmung. Es ist ein Ziel für eine wünschenswerte Zukunft, eine Zukunft, in der die Umkehr der Erderwärmung möglich ist. Absenkung ist der Zeitpunkt, an dem atmosphärische Konzentrationen von Treibhausgasen abzunehmen beginnen, von Jahr zu Jahr. Einfacher gesagt, es ist der Zeitpunkt, an dem wir mehr Treibhausgase ausführen als wir in die Erdatmosphäre bringen. Mir ist klar, dass der Klimawandel uns alle beunruhigt, aber der Klimawandel ist nicht das Problem. Klimawandel ist der Ausdruck des Problems. Es ist die Reaktion des Erdsystems, die uns sagt, was vor sich geht. Das Problem ist globale Erderwärmung, ausgelöst durch die zunehmenden Konzentrationen an Treibhausgasen verursacht durch den Menschen. Wie lösen wir nun das Problem? Wie starten wir den Prozess der Umkehr der Erderwärmung? Wir kennen nur den Weg der Absenkung, der Vermeidung von Treibhausgasen und der Reduktion der existierenden. Ich weiß. In Anbetracht der aktuellen Lage klingt das unmöglich, aber die Menschheit weiß schon, was zu tun ist. Wir haben echte, funktionierende Technologien und Verfahren, die eine Absenkung erzielen können. Und es passiert schon. Wir brauchen eine schnellere Umsetzung und einen Wandel des Diskurses, von einem angstgesteuerten und konfusen, der nur zu Gleichgültigkeit führt, zu einem verständnisvollen und zuversichtlichen und dadurch einem mit Chancen. Ich arbeite für "Project Drawdown". In den letzten 4 Jahre haben wir, mit einem Team aus Forschern und Autoren aus der ganzen Welt, 100 Lösungen zur Umkehr der globalen Erderwärmung aufgezeichnet, untersucht und ausgearbeitet. 80 davon exisiteren schon heute, und zusammen genommen können diese 80 eine Absenkung erreichen. Und 20 sind kommende Attraktionen, Lösungen in der Planung, und wenn sie online gehen, beschleunigen wir unseren Fortschritt. Diese Lösungen sind umsetzbar, skalierbar und finanziell machbar. Sie bewirken eines oder mehr von drei Dingen: ersetzen fossile Energiegewinnung durch saubere erneuerbare Quellen; reduzieren den Verbrauch durch technische Effizienz und Verhaltensänderung; und die CO2-Speicherung in Pflanzen und Erde durch einen Prozess, den wir alle in der Grundschule lernen, das Wunder der Photosynthese. Durch eine Kombination dieser drei Mechanismen wird die Absenkung ermöglicht. Wie gelangen wir dahin? Hier ist die Kurzantwort. Das ist eine Liste der 20 besten Lösungen, um den Klimawandel umzukehren. Ich gehe jetzt ins Detail, aber nehmen Sie sich ein paar Sekunden für die Liste. Es ist eine beliebige Auswahl, von Onshore-Windrädern bis zur Ausbildung von Mädchen, von pflanzenreichen Diäten bis zu Solardächern. Fassen wir es etwas zusammen. Rechts auf der Folie sehen Sie Angaben in Gigatonnen, oder Milliarden Tonnen. Das stellt das CO2-Gesamtäquivalent dar, das der Atmosphäre entzogen wird, wenn weltweit die Lösung innerhalb von 30 Jahren umgesetzt wird. Wenn wir an Klimalösungen denken, denken wir oft an Stromerzeugung. Wir denken an erneuerbare Energien als wichtigsten Teil der Lösung, und sie sind unglaublich wichtig. Aber als erstes muss man an der Liste erkennen, nur 5 der 20 wichtigsten Lösungen sind energiebezogen. Was uns ehrlich überrascht hat, dass 8 der 20 wichtigsten Lösungen auf das Nahrungssystem bezogen sind. Die Klimafolgen von Nahrung mag viele Menschen überraschen, aber diese Ergebnisse zeigen, dass unsere täglichen Entscheidungen, bezüglich der Nahrung, die wir produzieren, kaufen und konsumieren, wohl die wichtigsten Beiträge sind, die jeder einzelne zur Umkehr des Klimawandels leisten kann. Flächennutzung ist auch sehr wichtig. Der Schutz von Wäldern und Feuchtgebieten sichert, vergrößert und schafft neue Kohlenstoffsenken, die CO2 direkt verringern. So kann die Absenkung gelingen. Nehmen wir Nahrung und Flächennutzung zusammen, beziehen sich 12 der 20 wichtigsten Lösungen darauf, wie wir Land nutzen. Das verschiebt traditionelles Denken über Klimalösungen grundlegend. Aber kommen wir zur Spitze der Liste, denn das wird Sie wohl auch überraschen. Die wirkungsvollste Lösung, gemäß dieser Analyse, wäre die Kälteerzeugung, oder Umgang mit und Entsorgung von FCKW, Fluorcholenwasserstoffen, die von Kühlschränken oder Klimaanlagen genutzt werden. Mit dem Montreal-Protokoll haben wir tolle Arbeit geleistet, um die FCKW-Produktion zu begrenzen, wegen deren Auswirkung auf die Ozonschicht. Aber sie wurden durch Hydrofluorkarbonat ersetzt, die hundert- bis tausendmal wirksamere Treibhausgase sind als Kohlendioxid. Der Rückgang um 90 Gigatonnen ist eine vorsichtige Schätzung. Stünden wir für den Einfluss des Kigali-Abkommens von 2016 ein, das die Abkündigung von Hydrofluorkarbonaten fordert, und würden sie durch existierende natürliche Kältemittel ersetzen, könnten diese Zahlen um 120 bis ca. 200 Gigatonnen an vermiedenen Treibhausgasen zunehmen. Vielleicht wundern Sie sich, so wie wir damals. Bevor wir in die Detail bestimmter Lösungen gehen, vielleicht fragen Sie sich, wie wir zu diesen Berechnungen kamen. Zuerst haben wir viele Daten erhoben, und mittels statistischer Analysen Variationsbreiten erstellt, die uns erlauben, angemessene Entscheidungen zu treffen, für jeden Eintrag innerhalb der Modelle. Wir wählten einen vorsichtigen Ansatz, der dem gesamten Projekt zugrunde liegt. All die Daten werden in das Modell eingegeben, ambitioniert, aber plausibel in die Zukunft projiziert und mit dem verglichen, was wir sowieso machen müssten. Die 84 Gigatonnen, die wir beispielsweise durch Onshore-Windräder sparen, stammt aus Elektrizität aus Windfarmen, die ansonsten durch Kohle- oder Gaskraftwerke produziert worden wäre. Wir berechnen alle Kosten, um Anlagen zu bauen und zu betreiben, und alle enstehenden Emissionen. Der gleiche Prozess erfolgt beim Vergleich von Recycling gegenüber Deponierung, regenerativer gegenüber industrieller Landwirtschaft, beim Schutz gegenüber der Abholzung unserer Wälder. Die Ergebnisse werden dann in und über die Systeme hinweg integriert, um Doppelzählung zu vermeiden, und aufsummiert, um zu sehen, ob die Absenkung wirklich erreicht wird. Okay, jetzt betrachten wir mal konkrete Lösungen. Auf dem 10. Platz stehen Solardächer. Wenn wir uns Solardächer vorstellen, malen wir uns häufig ein Lagerhaus aus, das ganz mit Solarpanelen bedeckt ist. Aber diese Lösugen sind relevant für den städtischen und ländlichen Raum, Länder mit hohen und niedrigen Einkommen, und sie bringen Vorteile mit sich. Das ist eine Familie auf einer Strohinsel auf dem Titicacasee wie sie ihr erstes Solarpaneel erhalten. Früher wurde Kerosin zum Kochen und zur Beleuchtung genutzt, Kerosin auf einer Strohinsel. Durch die Solar-Installation reduziert diese Familie nicht nur Emissionen, sie sorgt auch für die Sicherheit ihres Haushalts. Tropische Regenwälder erzählen ihre eigene Geschichte. Degradiertes Land in den Tropen zu schützen und die natürliche Regeneration zu erlauben, ist die Lösung Nummer 5 zur Umkehr der Erderwärmung. Wir sehen Bäume als riesige Kohlestücke. Das ist die jährliche Absenkung in Aktion, indem Kohlendioxid durch Photosynthese der Atmosphäre entzogen wird, verwandelt es sich in pflanzliche Biomasse und organisch gebundenes CO2 im Boden. Wir müssen überdenken, wie wir Nahrung produzieren, um es nachhaltiger zu machen. Man kann es auf viele Arten tun und wir haben über 13 davon untersucht, aber das ist keine neue Art der Nahrungsproduktion. Sie werden seid Jahrhunderten, seit Generationen ausgeübt. Aber sie werden immer mehr von moderner Landwirtschaft verdrängt, was Ackerbau, Monokultur und den Einsatz von synthetischen Düngern und Pestiziden fördert, die Boden zerstören und ihn zum Nettoemittenten von Treibhausgasen machen. Nachhaltige Landwirtschaft dagegen stellt die Bodengesundheit und -produktivität wieder her, erhöhen den Ertrag, verbessert die Wasseraufnahme, nützt Kleinbauern genauso wie Großbetrieben und führt den CO2 wieder dem Boden zu. Das ist ein Win-Win-Win-Win-Win. (Gelächter) Es geht nicht nur um Nahrungsproduktion, sondern darum, was wir konsumieren, das einen massiven Einfluss auf die Klimaerwärmung hat. Eine pflanzenreiche Diät ist keine vegane oder vegetarische Diät, obwohl ich jedem Respekt zolle für diese Entscheidung. Es ist eine gesunde Diät, in Bezug darauf, wie viel wir essen, insbesondere wie viel Fleisch wir essen. In den reicheren Teilen der Welt konsumieren wir zu viel. Einkommensschwache Länder dagegen zeigen eine unzureichende Kalorien- und Proteinzufuhr. Das erfordert eine Neujustierung, und bei dieser Neujustierung wird eine pflanzenreiche Diät zur Lösung Nummer 4, um den globalen Klimawandel umzukehren. Zudem wird etwa ein Drittel der produzierten Nahrung nicht gegessen, und verschwendet Nahrungsmittel macht 8 % des globalen Treibhausgases aus. Wir müssen sehen, wo in der Versorgungskette die Verluste und Abfälle entstehen. Verlässt die Nahrung in Niedriglohnländern die Farm, wird die meiste Nahrung frühzeitig in der Lieferkette aufgrund der Infrastruktur- und Lagerprobleme. In Niedriglohnländern wird Nahrung nicht durch Verbraucher verschwendet, dort kämpfen sie darum, ihre Bevölkerung zu ernähren. In Industrieländern wird Nahrung nach dem Verlassen der Farm dagegen meist am Ende der Versorgungskette vergeudet, durch Märkte und Verbraucher, und vergeudete Nahrungsmittel landen in der Deponie, wo sie bei der Zersetzung Methan ausstoßen. Die Konsumenten haben das Wahlproblem. Es ist keine Technologiefrage. Lebensmittelverschwendung von Beginn an zu vermeiden, ist Lösung Nummer 3. Aber hier kommt das Interessante. Wenn wir das Nahrungssystem ganzheitlich sehen, alle Produktionslösungen umsetzen, wie regenerative Landwirtschaft, eine pflanzenreiche Diät befolgen und Nahrungsverschwendung reduzieren, zeigt unsere Forschung, auf heutigen Agrarflächen produzieren wir genug Nahrung für eine gesunden, nahrungsreichen Diät für die wachsende Weltbevölkerung, von jetzt bis 2050 und darüber hinaus. Wir müssen also keine Wälder abholzen zur Nahrungsmittelerzeugung. Die Lösungen zur Umkehr des Klimawandels lösen auch die Ernährungsunsicherheit. Eine Lösung, über die nicht genug geredet wird: Familienplanung. Indem Männer und Frauen wählen können, wann, wie und ob sie eine Familie gründen, durch Reproduktionskliniken und Aufklärung, Zugang zu Verhütung und Freiheit ohne Strafverfolgung, kann die geschätzte Weltbevölkerung bis 2050 verringert werden. Eine geringere Bevölkerung heißt verminderte Nachfrage nach Elektrizität, Nahrung, Reisen, Gebäuden und allen anderen Ressourcen. All die Energie und Emissionen, die für die höhere Nachfrage gebraucht werden, wird reduziert indem man das menschliche Grundrecht garantiert, zu wählen, wann, wie und ob man eine Familie gründet. Aber Familienplanung geht nicht ohne gleichen Zugang zu Bildung, für Mädchen, denen der Zugang zurzeit verweigert wird. Wir haben uns hier diese Freiheit genommen, denn der Einfluss universaler Bildung und Ressourcen für die Familienplanung sind so untrennbar miteinander verbunden, dass wir es meist mittig aufteilen. Aber zusammen genommen, Mädchenaufklärung und Familienplanung, ist die Lösung Nummer 1, um den Klimawandel umzukehren, wodurch ca. 120 Milliarden Tonnen an Treibhausgasen reduziert werden. Ist die Absenkung also machbar? Die Antwort ist, ja, es ist möglich, aber wir brauchen alle 80 Lösungen. Es gibt keine Teillösungen oder Wunderwaffen, die uns dorthin bringen werden. Die besten Lösungen bringen uns weit, aber es gibt keine kleine Lösung. Wir brauchen alle 80. Aber das Tolle daran ist: Wir würden diese Lösungen umsetzen wollen, ob Klimawandel ein Problem wäre oder nicht, da sie Vorteile für das menschliche und planetarische Wohlergehen haben. Erneuerbarer Strom führt zu umfassendem Zugang zu sauberer Energie für alle. Eine pflanzenreiche Diät und weniger Nahrungsverschwendung führt zu einer gesunden Weltbevölkerung mit genug Nahrung. Familienplanung und Ausbildung von Mädchen? Hier geht es um Menschenrechte, um Gleichstellung. Es geht um ökonomische Verbesserung und Wahlfreiheit. Es geht um Gerechtigkeit. Regenerative Landwirtschaft, Heidebewirtschaftung, Waldfeldbau, stellt die Bodengesundheit wieder her, nützt Landwirten und bringen Kohlenstoff in den Boden zurück. Der Schutz unseres Ökosystems schützt auch die Artenvielfalt und sichert die planere Gesundheit und den Sauerstoff, den wir atmen. Die konkreten Vorteile für alle Spezies sind unschätzbar. Noch ein letzter Punkt, denn das beschäftigt sicher alle; wie viel wird das kosten? Wir schätzen die Umsetzung aller 80 Lösungen wird etwa 29 Billionen Dollar innerhalb von 30 Jahren kosten. Das sind nur ca. 1 Billon jährlich. Das klingt sicher nach sehr viel, aber wir dürfen nicht vergessen, jährlich beträgt das globale BIP über 80 Billionen, und die geschätzten Einsparungen durch die Umsetzung der Lösungen sind 74 Billionen Dollar, mehr als doppelt so viel. Das sind Nettoersparnisse von 44 Billionen Dollar. Die Absenkung ist also möglich. Wir können es, wenn wir es wollen. Es wird nicht so viel kosten und die Investitionsrendite ist enorm. Hier die erfreuliche Überraschung: Wenn wir diese Lösungen umsetzen, ändern wir die Art, wie wir Geschäfte machen, von einem inhärent ausbeuterischen System zu einer neuen Normalität, die von Natur aus regenerativ ist. Wir müssen unsere globalen Ziele überdenken, um über Nachhaltigkeit hinaus zu Regeneration zu gelangen, und unterwegs die globale Erwärmung umzukehren. Danke. (Applaus)