[Mobbing und Organisations- psychopathen auf der Arbeit] Hallo zusammen. Ich bin hier, um Ihnen ein wenig zu erzählen, warum mich der Zusammenhang zwischen Organisationspsychopathen und Mobbing interessierte. Vor langer Zeit, in einem fernen Land, betrieb ich ein Geschäft in Fernost und dabei zog mein Büro um. Als mein Büro verlegt wurde, erfuhr ich, dass ich einen neuen Chef bekäme. Mehrere Leute meinten zu mir: "Sei vorsichtig mit dem Neuen, deinem neuen Chef. Er ist sehr manipulativ, sehr rücksichtslos, sehr gerissen und fast geradezu bösartig." Ich dachte, es klingt so, als hätte dieser Kerl etwas von einem Monster oder einem Teufel. Wenn Leute so was zu einem sagen, erwartet man das auch. Man erwartet ein Monster. Tatsächlich trifft man einen äußerst charmanten Mann in einem gut geschnittenen Anzug, der sehr attraktiv aussieht. Er ist sehr gesellig, sehr extrovertiert und sieht gar nicht wie ein Monster aus. Er sieht wie dein neuer bester Freund aus. Also bist du verwirrt. Dann denkst du: Diese Leute liegen falsch. "Er ist kein Monster, er ist ein netter Kerl. Ich werde mit dieser Person sehr gern zusammenarbeiten." Als ich Jahre später zurückblickte, meinten die Leute zu mir: "Wie sind Sie in die Umstände geraten, in denen Sie sich befanden?" Ich konnte das nie beantworten, bis ich über Psychopathen in Organisationen las. Plötzlich passte alles zusammen. Das ist mein persönlicher Grund, warum ich mich mit Psychopathie und Psychopathen in Organisationen beschäftige. Auch Mobbing gehört zu meinem wissenschaftlichen Feld. Als ich mich darin einlas, erkannte ich, dass es vermutlich eine große Schnittmenge zwischen Mobbern und Psychopathen am Arbeitsplatz gibt. Ich begann, Mobbing an sich zu untersuchen. Es wird gewöhnlich als das regelmäßige und wiederholte Herabwürdigen, Erniedrigen oder Einschüchtern einer Person beschrieben. Gewöhnlich ist es eine einzelne Person am Arbeitsplatz und es geschieht wie gesagt regelmäßig. Dazu gehören Aspekte wie ständige Konflikte, Streitereien, Anschreien, Unhöflichkeit am Arbeitsplatz, die gegen eine einzelne Person gerichtet sind. Mobbing scheint es grundsätzlich überall zu geben. Sieht man sich Veröffentlichungen zum Thema Mobbing an, gibt es das in jeder Organisation und eine hohe Zahl von Leuten hat es selbst erlebt. Gewöhnlich sind es 30 bis 40 %. Sogar die Abteilung für Verbraucher- und Arbeitsschutz in West-Australien, wo ich zu jener Zeit war, deren Aufgabe das Verhindern von Mobbing war, wurde vom eigenen Personal beschuldigt, eine Kultur des Mobbing zu pflegen. Das Personal bestand darauf, Privatdetektive einzuschalten, um das Mobbing in der Organisation zu untersuchen, die Mobbing verhindern sollte. Es ist also überall anzutreffen. Da fragte ich mich: "Warum ist es überall anzutreffen?" Beim Durchlesen fiel mir noch etwas anderes auf: Unternehmen, Konzerne und Organisationen scheinen nicht zu wissen, was sie dagegen tun sollen. Sie neigen dazu, es unter den Teppich zu kehren und zu leugnen, dass es existiert. Ganz häufig werden Leute abgefunden, die gemobbt wurden. Klauseln werden in die vertragliche Abfindungsvereinbarung eingefügt, die ihnen verbieten, darüber zu sprechen. So wird alles unter den Teppich gekehrt. Der Mobber wird derweil befördert und ist der einzige, der in der Organisation verbleibt. Aber es gibt viele ethische und finanzielle Gründe, warum Mobbing nicht unter den Teppich gekehrt werden sollte. Manche sind individuelle Gründe. Die negativen Folgen, die psychologischen Folgen für die betroffenen Personen sind ziemlich verheerend. Sie fühlen sich erniedrigt, herabgewürdigt, ihre berufliche Entwicklung ist oft ruiniert oder unterbrochen. Sie versuchen, sich vom Arbeitsplatz zurückziehen. Sie suchen sich andere Jobs und landen in niedrigeren Positionen, in der Arbeitslosigkeit oder in Stellen, die sie nicht wirklich wollen. Ihr persönliches Selbstvertrauen und ihre Motivation sind zerstört. Aber es hat auch einen Effekt auf die Organisation, weil es eine typische Flucht- oder Kampfreaktion in einer Konflikt- oder Mobbingsituation gibt. In Bezug auf Flucht nehmen sich Leute zeitlich und leistungsmäßig zurück. Sie hören auf Überstunden zu machen, beenden ihr außerplanmäßiges Engagement im Hinblick darauf, das Unternehmen bei der Entwicklung zu unterstützen. Sie wehren sich in Form einer kontraproduktiven Arbeitsweise. Ist der Mobber der Chef, der direkte oder auf eine andere Art Vorgesetzte, nimmt man ihn oder sie als Repräsentanten des Unternehmens wahr. Deshalb richtet sich die Rache nicht speziell gegen sie als Person. Sie richtet sich gegen das Unternehmen. Man arbeitet nicht mehr genau, sabotiert alltägliche Arbeitsabläufe, man reduziert die Leistung und den Arbeitseinsatz. Das Ergebnis sind weitere Konflikte innerhalb der Organisation. Das ethische und moralische Klima der Organisation verschlechtert sich. Das hat einen Dominoeffekt auf den Umgang mit Lieferanten, die Bearbeitung der Steuererklärung und auf alles andere, das mit dem Unternehmen zu tun hat. Liest man Teile der Literatur über Mobber und Mobbing, scheint es eine Art unausgesprochenes Gefühl der Fassungslosigkeit zu geben: "Wer sind diese Menschen? Wer sind diese Menschen, die beim Verletzen anderer Menschen Genuss empfinden?" Weil es nicht als etwas Normales erscheint, so zu handeln oder solche Handlungen zu genießen. Sie genießen es eindeutig. Die Begriffe, die man zur Beschreibung von Mobbern liest, stehen dort auf der Leinwand. Sie genießen es, andere Menschen zu verletzen, sind grausam, egoistisch, parasitär, machiavellistisch. Man findet viele Wörter in der Literatur, die mit einer dissozialen Persönlichkeit in Verbindung stehen. Antisoziale Persönlichkeitsstörung, Soziopathie, Psychopathie und viele dieser Ausdrücke ähneln den Begriffen, die man zur Beschreibung von Organisationspsychopathen benutzt. Organisationspsychopathen sind jene Psychopathen, die ungefähr 1 % der Bevölkerung umfassen und eher Positionen in Organisationen und Unternehmen anstreben, statt kriminell zu werden. Psychologen haben langsam erkannt, dass Menschen mit einem besseren sozio-ökonomischen Hintergrund, vielleicht einer guten Bildung, einem guten familiären Hintergrund ziemlich früh herausfinden, dass es weit einfacher ist, die Macht, das Prestige und das angestrebte Einkommen über einen Aufstieg in Unternehmen als durch Kriminalität zu erreichen. Also steigen sie in die Unternehmenswelt ein. Dieselben Begriffe, die zur Beschreibung von Psychopathen benutzt werden, verwendete ich früher, um Mobber zu beschreiben, mit der Ausnahme, dass Psychopathen auffallenderweise überhaupt kein Gewissen haben. Es gibt nichts, was sie in ihrem Verhalten hemmt. Sie können vollkommen rücksichtslos sein und in der Nacht trotzdem gut schlafen, weil nichts, was sie tun, sie quält, weil sie kein Gewissen haben und es keine Gefühle, keine Regung in ihrem Leben gibt. Als ich erkannte, dass es vermutlich einen starken Zusammenhang zwischen Psychopathie oder Psychopathen und Mobbing gibt, dachte ich, es wäre interessant zu erforschen, wie stark dieser Zusammenhang tatsächlich ist. Ich entnahm aus etwas über 200 psychologischen Artikeln über Psychopathen eine Messskala für Pschopathie und bettete sie in eine Umfrage über Management-Verhalten ein, die zuerst in Australien durchgeführt wurde. Dabei stieß ich auf etwas Herausragendes: Ich entdeckte, dass Psychopathen für ungefähr 26 % des gesamten Mobbings innerhalb dieser Stichprobe von australischen Managern verantwortlich sind. Es waren 346 Manager. Die Forschung wurde im Jahr 2008 durchgeführt, glaube ich. Es gab auch ein paar andere interessante statistische Daten. Ich meine, unter normalen Managern tritt Mobbing gegenüber Mitarbeitern seltener als einmal im Monat auf. Wenn es Psychopathen in der Organisation gab, nahm das Mobbing auf mehr als einmal pro Woche zu. 1,3-mal pro Woche war es, glaube ich. Ich unterzog viele andere Aspekte, neben Mobbing, einer Messung, aber für den heutigen Zweck war das der interessante Aspekt. Weil diese Ergebnisse so dramatisch waren, wiederholte ich die Umfrage im Vereinigten Königreich. Ich brauche die richtige Folie. Diese hier. Ich stellte sogar noch mehr Mobbing im Vereinigten Königreich als in Australien fest. Ich entdeckte, dass Psychopathen und Organisationspsychopathen für mehr Mobbing als in Australien verantwortlich waren. Bis zu 36 % des gesamten Mobbings ist in dieser Stichprobe auf Organisationspsychopathen zurückzuführen, als auch die Domino-Effekte: mehr Anschreien, mehr Streitereien, mehr Störungen, mehr Konflikte, wenn Psychopathen vorhanden sind im Vergleich zu ihrer Abwesenheit. Bei normalen Managern ist in Bezug auf Konflikte alles gedämpfter, viel gelassener, viel reibungsloser, viel weniger chaotisch und weniger durcheinander. Wo sind wir? Abschließend lässt sich sagen, dass der hergestellte Zusammenhang zwischen Organisationspsychopathen und Mobbing langsam ermöglicht, eine der größten Fragen im Kontext mit Mobbing zu beantworten. Warum ist es in allen Unternehmen weltweit und in allen Ländern so weit verbreitet? Die Antwort darauf könnte vielleicht sein, dass 1 % der Bevölkerung Psychopathen sind. Wenn man eine Normalverteilung für die gesamte Bevölkerung annimmt, dann dürfte es Psychopathen in jedem größeren Unternehmen geben, Wo Psychopathen sind, gibt es Mobbing. Das erklärt, warum Mobbing so verbreitet ist. Es erklärt auch, warum Mobbing überhaupt existiert. Psychopathen mobben hauptsächlich aus zwei Gründen: Einer ist ein innerer Antrieb. Sie tun es, weil sie es gerne tun. Sie tun es, weil sie es genießen. Sie tun es, weil sie gerne sehen, wie Menschen sich winden. Sie verletzen einfach gerne Menschen, sie zerstören gerne deren Karrieren und das ist für den Rest von uns schwer zu verstehen. Es ist unterhaltsam. Das ist einer ihrer Gründe. Den anderen Grund bezeichne ich als instrumentelles Mobbing. Sie tun es ganz oft, um Verwirrung und Chaos um sich herum zu erzeugen, damit sie ihre eigenen politischen und sozialen Absichten und ihre Karriereziele verfolgen können, während jeder andere emotional abgelenkt ist. Es ist für sie ein Ablenkungsmanöver, um das voranzutreiben, was sie wirklich wollen: Macht, Einfluss, Prestige und Geld im Unternehmen zu erringen. Jeder, beispielsweise ein Chef, der die ganze Mobbingsituation und die emotionalen Reaktionen betrachtet, wird erkennen, dass die einzige Person, die cool geblieben zu sein scheint, der Psychopath ist, weil er es von vornherein angezettelt hat. Deshalb ist die einzige Person, die eine Beförderung zu verdienen scheint, der Psychopath. Das beantwortet auch die Frage, warum Psychopathen in der Hierarchie scheinbar öfter befördert werden, als das für gewöhnliche Leute gilt. Weil sie Durcheinander um sich herum erzeugen und ihnen das ermöglicht, ihre eigene Agenda zu verfolgen: ihre Beförderung. Verbindet man das mit einer organisatorischen Ebene, wurde über Unternehmen wie Enron berichtet, dem damals größten Betrugsfall in der Geschichte vor der globalen Finanzkrise und dergleichen, dass es eine Kultur des Mobbings pflegt. Sie schikanierten ihre Agenturen, sie mobbten ihre Berater, sie drangsalierten ihre Lieferanten, um sie in Schach zu halten und Fragen abzuwehren, damit sie den gewaltigen Betrug über Jahre hinweg fortsetzen konnten. Also ist es ein Mittel zum Zweck wie auch ein Selbstzweck. Beispielsweise war Mobbing in Geschäftsbanken im Kontext der globalen Finanzkrise auch sehr offensichtlich. Es gibt eine Kultur, die lautet: "Stelle keine Fragen oder du bekommst Schwierigkeiten." In diesen Institutionen sind ethische Fragen nicht gestattet und das ermöglicht ihnen, mit ihrem Betrug weiterzumachen. Es hindert Leute daran, ihn aufzudecken. Wenn jemand daran interessiert ist, mehr über diese Dinge herauszufinden, dann sind das Aspekte für eine Suchmaschinen-Abfrage. Danke für Ihre Aufmerksamkeit. Auf Wiedersehen. (Applaus)