35C3 Vorspannmusik Herald: Inside the Fake Science Factories heißt unser nächster Talk und ich habe mich ich habe mir das kurz mal durchgelesen und habe mich dann sofort gefragt, gibt es eigentlich in Himmelpforten eine Universität oder eine Fachhochschule und die Antwort ist: es gibt beides oder auch keins von beiden man ist sich nicht so richtig sicher aber auf jeden fall gibt es Wissenschaftler die von der Uni und auch von der FH kommen, dass ist einmal Isabella Stein sie ist Doktorandin und hat den Mob-Algorithmus erfunden einen Algorithmus der kompakte Technologie verbessert und Bäume anhängt und sie hat sogar einen Preis für den besten Vortrag bekommen als sie den Mob- Algorithmus vorgestellt hat. Dann gibt es da Prof. Dr. R. Funden, ja? Der ist David Copperfield Fellow für angewandte Wissenschaften und Preisträger des Pinocchio Awards und Dr. Christian Schreibaumer, Uri Geller Fellow in Advanced Spoon Bending. Das ist alles ein bisschen ausgedacht. Die Menschen die wirklich für diese erfundenen Avatare verantwortlich sind heißen Svea Eckert, Till Krause und Peter Hornung und was sie gemacht haben und was das mit Wissenschaft zu tun hat und warum sie sich diesen Blödsinn ausdenken mussten das werden sie euch jetzt erzählen, ein großer applaus für inside the fake science factories. Applaus Svea: Vielen Dank, schön dass wir heute hier sein dürfen, hier seien können. Ich bin Svea Eckert, arbeite als Investigativ- Reporterin beim NDR im wirklichen Leben. Peter: ich bin Peter Hornung und arbeite auch als Investigativ-Reporter und Redakteur beim NDR. Till: Ich bin Till Krause, ich bin Redakteur beim Süddeutsche-Zeitung-Magazin und auch da investigativ tätig. Svea: Einer fehlt heute in unserer Runde, nämlich der, der alles angestoßen hat und der unter dem Pseudonym Dr. Dade Murphy in dem Programm steht, das ist Chris Sammler, IT-Security- Experte und, ja Hacker kann man so sagen. Der konnte heute leider nicht kommen wegen eines familiären Notfalls aber er ist sozusagen in Gedanken auch bei uns. Warum haben wir uns entschieden oder warum wollen wir über dieses thema sprechen warum ist uns das wichtig und zwar: Wissenschaft beeinflusst uns in so viele Art und Weise dass es uns manchmal auch gar nicht bewusst ist in unseren politischen Entscheidungen, in unserem Verhalten welche Produkte wir kaufen und auch in dem Verhalten wohin gehen Gelder, wohin werden Millionen investiert. Ganz oft ist die Grundlage für unsere Entscheidung sind wissenschaftliche Studien oder wissenschaftliche Erkenntnisse. Also Wissenschaft beeinflusst unsere Wahrnehmung von der Welt ganz entscheidend und wir, also wir lieben Wissenschaft sehr und schätzen sie auch sehr und das war auch ein grund warum wir gesagt haben, wir müssen sozusagen ja dieses Thema dieser schein-wissenschaftlichen Fabriken, dieser fake science factories, dem müssen wir uns annehmen und da das müssen wir aufdecken. Angefangen hat alles in diesem schäbigen Raum. Hier der Herr mit dem Kreis um den Kopf das ist tatsächlich Chris der eben heute nicht da ist. Und Chris ist sozusagen eigentlich IT-Security-Experte, hat aber ne Organisation die kümmert sich viel um Privacy und er macht sozusagen in seiner Freizeit Studien und versucht die Welt besser zu verstehen und präsentiert dann diese Studien auch auf Kongressen und hier dachte er sich, er hatte ne schöne Studie gemacht auch mit Kollegen zusammen und er dachte sich: Okay ich fahr nach Kopenhagen und präsent- stelle dort unsere Studie die wir gemacht haben vor, nach Dänemark, sah ja auch so ganz seriös aus genau. Das sah alles seriös aus bis er dann morgens in diesem Raum sich wieder fand. Das war die sagenhafte Konferenz. Von diesen knapp zehn Leuten die ihr hier seht, jeder hat nen anderen Fachbereich da saßen Psychologen neben Politologen neben Geologen neben Physikern. Keiner verstand was der andere sagte, also es war ne total merkwürdige Veranstaltung und überhaupt nicht das was Chris sonst von Kongressen gewohnt war, wo wissenschaftliche Erkenntnisse präsentiert werden. Er dachte also irgendwas stimmt hier nicht. Und er war auf ein Phänomen sozusagen gestoßen, dass es schon relativ lange gibt und Till wird dazu mal ein paar Worte sagen. Till: Genau. Predatory Publishing also Raub-Verleger, Raub-Verlage das ist ein Begriff den hat ein Bibliothekar namens Jeffrey Beall geprägt und der Name leitet sich daher ab dass diese Firmen quasi, die ihre Opfer, seien es Wissenschaftler, sei es Finanzierer oder sei es die Öffentlichkeit, quasi ausnehmen wie Räuber. Also die berauben die Wissenschaft um eines ihrer wichtigsten Güter nämlich der Glaubwürdigkeit. Wir haben das mal versucht auf eine Formel einzustampfen, ein bisschen inspiriert von Albert Einstein, nämlich € = m c Quadrat, also etwas das ein bisschen so aussieht wie Wissenschaft wird für finanzielle zwecke missbraucht. Und zwar funktioniert das ganze so, dass diese Firmen, dieser Konferenzveranstalter den wir gerade ja schon gesehen haben, aber auch sozusagen Firmen, die Journale veröffentlichen, ja so wissenschaftliche Publikationen veröffentlichen dabei wesentliche Qualitätskontrollen einfach außer acht lassen. Das heißt, die veröffentlichen einfach wirklich alles was man ihnen schickt. Ohne Prüfung, ohne irgendeine Art von Instanz die nochmal nachrechnet stimmt das überhaupt, was hier verbreitet wird werden diese Sachen veröffentlicht und kommen damit in die Welt. Das erkläre ich gleich nochmal an einem Beispiel aber vorher würde mich interessieren wer hier im Raum, im Saal hat denn Erfahrungen mit wissenschaftlichen Veröffentlichungen, ist er selber Wissenschaftler oder hat so was schon mal gemacht? Ja das sind doch einige Hände die hoch gehen, das ist super. Ich erkläre vielleicht trotzdem für den Rest von uns nochmal wie das dann eigentlich funktioniert, normalerweise. Wenn ich etwas in einem wissenschaftlichen Journal veröffentlichen möchte. Also man macht eine Submission, man reicht etwas ein man hat eine Studie geschrieben, ein Paper. Das geht dann an einen Editor in den meisten Fällen der das ganze sich nochmal anschaut und dann entscheidet, wird diese Studie sofort abgelehnt entweder weil sie redundant ist weil sie nichts neues enthält oder weil sie einfach schlecht gemacht ist oder fehlerhaft oder falsch. Wenn das nicht der Fall ist, geht die in einen Prozess der nennt sich Peer Review. Und dieses Peer Review ist so ein bisschen der Dreh- und Angelpunkt dieser ganzen Recherche und dieses ganzen Vorganges über den wir jetzt hier gleich reden wollen. Peer Review besagt letzten Endes eine art Kontrollmechanismus von Wissenschaftlern für andere Wissenschaftler. Also das heißt bei solchen großen Journals oder auch bei Konferenzen teilweise gibt es Leute, die sich mit diesem Fachgebiet sehr gut auskennen und sich einen eingereichten Vorschlag noch mal genau angucken. Die prüfen, die rechnen im Idealfall noch mal nach, die vergleichen: Stimmt die Literaturangabe dazu, wurde da was wesentliches weggelassen, ist das ganze plausibel, ergibt das Sinn? Nun muss man tatsächlich dazu sagen dass dieses Peer-Review-Verfahren wie wir es jetzt kennen auch weit aus nicht immer perfekt ist, da gibt es auch immer wieder Dinge die da falsch laufen. Es sei zum Beispiel auch erwähnt an dieser Stelle dass die großen Verlage, die seriösen Wissenschaftsverlage die es da so gibt häufig auch wirklich ein sehr seltsames Geschäftsmodell betreiben, sehr viel Geld verdienen um dann die Wissenschaft hinter Paywalls zu verstecken, also sozusagen der Öffentlichkeit da oft keinen guten Dienst erweisen. Das alles vorweg also Peer Review und das normale Wissenschaftssystem wie wir es bisher kennen ist weit aus nicht perfekt, da gibt es viel zu verbessern. Aber es ist trotzdem in vieler Hinsicht eben der Gold-Standard den wir im Moment haben. Und dieses Peer Review eben, um das es hier geht ist ein Prozess, den viele Freunde von mir, die im akademischen Bereich tätig sind als einen gigantischen Pain in the Ass bezeichnen, man schickt was hin man kriegt x-mal zurück: Hier was, da was, alles passt nicht, man muss ständig daran rumdoktern. Aber das Ziel ist eben, dass damit dann am Ende wirklich gute, seriöse Forschung raus kommt. Also im Peer Review kann eben das Ergebnis sein, dass die Studie wieder abgelehnt wird oder dass man sie in einer Revision noch mal überarbeiten muss. Dann geht das ganze hin und her und hin und her und ganz am Ende hat man dann, wenn es gut läuft die Acceptance. Also man ist dann angenommen und darf diese Studie veröffentlichen. Bei den Raub-Verlegern sieht das ganze ein bisschen einfacher aus, da geht es nämlich so: Man reicht etwas ein. Man bekommt mit wirklich oberflächlichsten Kommentaren zurück, und da können wir euch gleich ein paar Beispiele geben wie oberflächlich das ist. Dann bezahlt man dafür, und am Ende wird das ganze dann angenommen. Nun ist dieser Vorgang quasi etwas, dass man als Wissenschaftlerin und Wissenschaftler selbst dafür bezahlen muss etwas was auch im seriösen Wissenschaftsbetrieb nicht ganz unüblich ist. Es gibt das sogenannte Open Access Movement was eigentlich eine sehr gute Sache ist. Aber diese Raub-Verleger nutzen das eben aus, ziehen den Leuten das Geld aus der Tasche dafür, etwas in der Wissenschaftswelt sozusagen verbreiten zu dürfen, ohne dass es irgendeine Prüfung durchlaufen hat und ist damit letzten Endes eine riesengroße Abzocke. Svea: Das wollten wir überprüfen. Also ist es wirklich so sozusagen, dass man da im Prinzip jeden Quatsch einreichen kann. Und dafür brauchten wir Hilfe, und zwar von den zwei freundlichen. Peter: Ja, und das waren unsere beiden Identitäten, Isabella Stein und Christian Schreibaumer. Wir haben diese Uni erfunden, die University of Applied Sciences of Lower Saxony at Himmelpforten. Himmelpforten ist wirklich ein kleines Kaff, ein ganz nettes Kaff, zwischen Hamburg und Bremen. Es hat eine Bahnstation und es hat ein Christkind- Postamt - und dafür ist es eigentlich bekannt. Svea: Und mit den beiden haben wir unsere erste, sozusagen, Aktion, sting operation, oder verdeckte Recherche gestartet, und haben uns überlegt: wir brauchen ein Paper und das war das hier. Peter: Und man muss dazu sagen, es ist ganz leicht herauszufinden natürlich, dass es diese Uni Himmelpforten nicht gibt und Schreibaumer findet sich auch sonst nirgends im Internet. Und wir haben dieses, diese Namen genommen um dieses Paper zu veröffentlichen. Bitte fragt uns nicht was da drin steht, das ist kompletter Blödsinn. Da passt kein Satz zum anderen. Die investigation of red-black trees - ich habe keine Ahnung was es ist. Ich habe es mehrmals durchgelesen, habe nichts verstanden. Das ganze ist aus dem sci-gen, das ist eigentlich ein Studentenscherz von von Studenten des MIT, wo man wirklich nur Namen eingeben muss und dann etwas bekommt, was aussieht wie ein wissenschaftliches Papier. Svea: Und das haben wir eingereicht, genau dort wo auch eben Chris war, bei der Welt- Akademie für Wissenschaft und Technik, und sind tatsächlich angenommen worden, und durften dann nach London ... zack zack! Peter: Das ging relativ schnell. Also es kamen ganz oberflächliche Kommentare: Also hier bitte ein Komma nochmal, und hier eine andere Formatierung, und bitte den Abstract etwas länger. Aber das hat niemand wissenschaftlich gegengelesen. 400€ und dann waren wir auf der Konferenz mit dieser Präsentation. Hier leuchtet jedem sofort ein um was es da geht, da waren auch ein paar Wissenschaftler da. Und wir wollen euch mal zeigen, weil wir haben es nämlich gefilmt, wie das dann da so war in London. Das ist jetzt so ein ganz kurzer, so ein bisschen zusammengeschnittener Ausschnitt von unserem Vortrag, den ich jetzt mal eben starte. Video: Applaus Publikum: Applaus Svea: Dankeschön! Till: Man sieht auch hier bisschen das Setting, in dem das ganze statt fand. Ja, also ein abgedunkeltes Hotelzimmer am Stadtrand von London, mit wirklichen einer Handvoll versprengten Leuten aus verschiedensten Fachdisziplinen, die überhaupt nicht richtig verstanden haben... Peter: Wenn euch Trip-Advisor einmal HolidayInn Wembley vorschlägt, vergesst es. Svea: Und wir dachten tatsächlich, okay auch wenn da nun Chemiker im Raum saßen und Mathematiker und ... also nun wirklich keine Computerwissenschaftler, dachten wir: Okay, jetzt fliegen wir auf. Jetzt ist es vorbei. Ja, die, die ertappen uns, und wenn, dann ertappt uns der Konferenzveranstalter. Direkt nach dem Vortrag war aber nix. Wir sind dann rausgegangen und bekam dann eine E-Mail. Da dachten wir schon, so jetzt, jetzt haben sie uns, aber dann kam das: Peter: Genau, aber es kam der best presentation award. Gelächter und Applaus Peter: Also wir haben uns wirklich nen Ast gefreut als wir den bekommen haben, und haben uns auch einige Tage, da wirklich, dass immer wieder angeschaut, bis ich dann irgendwann mit einem Anderen gesprochen habe der auf der Konferenz war, und der sagte, ja die Mail habe ich auch gekriegt und ich konnte mir das auch Abends runterladen. Also wahrscheinlich kriegt jeder diesen best presentation award der dort war. Der wird nicht öffentlich verliehen, das heißt es kriegt keiner mit dass die anderen das auch alles haben. Svea: Und damit kann man zum Beispiel zu seiner Uni gehen, oder zu seiner Firma, und kann sagen: hey guck mal, ich habe hier super gut performt. Man kann es übrigens auch googlen. Till: Wenn ihr bei dem, bei dem Ding mal eine Rückwärtssuche mit Bild macht, bei Google Bildersuche, findet ihr ungefähr 50 andere Seiten wo Leute ganz stolz so etwas präsentieren. Svea: Okay, wer steckt dahinter? Das ganze ist im Prinzip eine große Gelddruckmaschine, kann man sagen. Und einer sozusagen, der in diesem Team mit kollaboriert hat, und der sich mit Maltego sehr gut auskannte, der hat für uns da mal ein paar, sozusagen investigation, gemacht, um das nachzuvollziehen. Maltego kennen hier vielleicht einige, ist ein Tool mit dem man sehr gut zur Open Source Intelligence Recherchen machen kann. Und da sieht man, das also sozusagen hinter WASET noch mehrere Webseiten stecken, und das eben ganz am Ende zwei Herrschaften interessant sind. Das sind einmal Bora Ardil und Cemal Ardil, die tauchen immer ganz am Schluss auf, beziehungsweise auch deren E-Mail-Adressen. Cemal Ardil findet man auch hier auf Linkedin. Um's schon ein bisschen vorwegzunehmen, wir waren auf vielen dieser Konferenzen, oder Kollegen waren auch auf diesen Konferenzen, in Asien. Cemal Ardil macht sozusagen Asien, da ist er angetroffen worden. Und Bora Ardil, den haben wir zweimal getroffen; einmal in London und einmal in ... ne, einmal in Berlin und einmal in London - da sind wir! Und interessant ist, was man dort auch sehen kann, dass die ganz viele, sozusagen Konferenznamen schon registriert haben. Das heißt wenn mal eine Webseite down, geht wenn sie gesperrt, wird wenn sie angegriffen wird, dann könne die ziemlich gut ausweichen und ihr ganzes Business auf eine neue Adresse konferieren. Wenn man jetzt mal diese, nur diese Welt-Akademie nimmt, und die mal sozusagen zusammenrechnet, dann kommt man da drauf. Peter: Ja, also 13 Events in 13 Städten jeden Monat. Wir sehen ein bisschen - es ist ein bisschen schlecht zu sehen - die Verteilung über den Globus. Es sind 13.000 Konferenzen pro Monat, und zwar deshalb: Jede einzelne Veranstaltung an zwei Tagen ist in 50 wissenschaftlichen Disziplinen mit 20 Konferenznamen pro Disziplin. Man kann sich unter 1000 Konferenznamen einen aussuchen. Deshalb, wenn sich da 30 Leute oder 50 Leute treffen, dann ist die Wahrscheinlichkeit relativ gering, dass jeder bei der gleichen Konferenz ist. Er ist zwar bei der gleichen Veranstaltung aber er kriegt Dokumente mit einem anderen Konferenzennamen. Im Jahr 157 Events, 48 Städte, 35 Länder, und 156.000 Konferenzen jedes Jahr. Svea: Das ist ein lukratives Familiengeschäft. Also wir haben mal so geschätzt dass sie eben um die vier Millionen Euro Jahresumsatz damit machen, mit wirklich minimalen Kosten. Jetzt ist das alles irgendwie noch lustig, kurios, man könnte sagen es entsteht, okay, es entsteht Einzelnen nen Schaden, aber ja, was ist eigentlich der größere Schaden dahinter? Till: Und da haben wird uns jetzt wirklich so ein bisschen die Frage gestellt: Wie lässt sich dieses System, das es ja nun mal gibt, mit diesen falschen Konferenzen, unter diesen vielen falschen Journals, wo niemand prüft was da veröffentlicht wird, wie ließe sich das maximal böse ausnutzen? Ja, da haben wir jetzt wirklich versucht uns vorzustellen, wenn wir jetzt total windige fiese Geschäftemacher wären, was würden wir tun? Wir sind relativ schnell bei dem Beispiel gelandet, dass man über diese Journals natürlich auch Krebstherapien beispielsweise bewerben kann, die völlig wirkungslos sind, den man aber den Anschein einer wissenschaftlichen Prüfung verleihen kann, mit dem Ziel sie dann übers Internet teuer zu verkaufen an Leute die verzweifelt sind weil sie einer schweren Krankheit leiden und wirklich so jeden letzten Strohhalm Hoffnung bereit sind zu greifen. Das heißt, wir haben uns gefragt, gut, wir erfinden ein Wundermittel gegen Krebs. Wie machen wir das? Haben uns ein bisschen hin und her überlegt, sind zum Ergebnis gekommen dass wir Bienen irgendwie gerne mögen. Ja, Bienen sie nett, die fliegen schön herum, die sind super. Ob Bienen wirklich Krebs heilen können - wahrscheinlich nicht. Aber wer weiß das schon so genau? Das ist ja in dieser ganzen Welt der Scheinwissenschaft eben das Problem, dass man da überhaupt nicht weiß; was stimmt und was stimmt nicht. Das heißt, was haben wir gemacht? Wir haben ein Institut gegründet, das IFABIR Research Institute - Institute for applied basic industrial research, die grottenschlechte Website gemacht, einen relativ inaktiven Twitter-Account der einfach nur wahllos irgendwas retweetet hat um damit ein paar follower zu sammeln, haben dieses Institut gegründet - hätte man sofort auch natürlich nachprüfen können das ist all diese Menschen gar nicht gibt: Ja, Prof. Dr. R. Funden - Richard Funden, der Chef dieses Instituts. Also das ist alles sehr sehr sehr dubios, und wir haben dann eine Studie geschrieben die wir in einem Journal bei einer Firma eingereicht haben die OMICS heißt. Die ist so nach unseren Recherchen gemeinsam mit WASET, die wir vorhin schon gesehen haben, so der zweite große Player in diesem Feld. Das Journal of Integrative Oncology, also Onkologie - ein Krebsjournal, haben wir gefunden, das macht auf den ersten Eindruck, wirkt das relativ seriös, wenn man sichs nicht genau anguckt. Und dort haben wir eben eine Studie eingereicht, die wirklich von einer grotesken Beklopptheit ist, dass man's eigentlich wirklich bei jedem Durchlesen hätte sehen müssen. Es fängt damit an, dass auch wir mit der Universität Himmelpforten zusammenarbeiten - die es nicht gibt, dass es lauter Namen sind die sonst nirgendwo auftauchen, und dass wir sozusagen in dieser Studie Bienenwachs, also Propolis, das Bienen produzieren, eine größere Wirkung gegen Krebs attestieren als eine konventionelle Chemotherapie. Dafür haben wir einen Versuchsaufbau beschrieben, der wirklich im wesentlichen nur darin besteht, dass wir offen zugeben; wir haben einfach irgendwelche Leute so oft gefragt bis sie uns gesagt haben: Ja, ja, wir fühlen uns jetzt besser als vorher. Das haben wir in der Methologie sozusagen so beschrieben. Wir haben ... ein Kernsatz unserer Studie war, dass Bienen ja wahrscheinlich ein sehr vielversprechender Therapieansatz gegen Krebs sind, denn Bienen bekommen ja gar keinen Darmkrebs. Ja, plausibel! Und dann haben wir eben, weil wir's jetzt ja sozusagen wissenschaftlich sehr ernst gemeint haben, haben wir auch geschrieben, dass das generelle Wesen von Bienen - wie lustig sie herumfliegen und das das ja eigentlich recht fröhliche Tiere sind - da könnte ja eigentlich auch schon ein Indiz darin liegen, dass sie gegen Krebs vielleicht helfen könnten. Wir haben das nicht uns ausgedacht, wir haben sogar ein Buch zitiert, ja in dem wir gesagt haben, Mensch, Bienen sind auch lustige fröhliche Tiere , das haben wir unsere ... in unserer Literaturverzeichnis auch angegeben. Gibbs 2012 hat das auch schon beschrieben dass Bienen eben sehr schöne Tiere sind. Das ist auch alles richtig, das Problem ist nur, das Buch von Gibbs ist ein Kinderbuch für Kleinkinder. Lachen und Applaus Till: Sehr gute Reviews bei Amazon, aber wissenschaftlich eher nicht so super. Applaus Till: Auch hier haben wir gedacht, ähnlich wie bei dieser WASET Präsentation, wir haben es vielleicht ein bisschen überspannt, ja, das ganze Ding war auch voll erfundener Fachbegriffe. Wir haben sinnlose Diagramme; einfach drei mal gleich große Kreise, also wir haben uns wirklich maximal ins Zeug gelegt, dass das wirklich auffällig ist, dass man kein super Experte sein muss um diesen, diesen bekloppten Irrsinn dahinter zu erkennen. Doch weit gefehlt: Wir reichen es ein, bekommen nach kurzer Zeit Rückmeldung, dass das eben, diese Studie "important experimental evidence" zeigt, also dass, dass das eine eine wichtige ernstzunehmende Studie ist, die eben dieses Bio99TM, so haben wir unsere selbst erfundenen Wirkstoff genannt, ja dass der sozusagen dieser Studie gut nachgewiesen wird. Die einzigen Fragen und Anmerkungen, die tatsächlich zurückkamen, waren wirklich solche Petitessen, wie erklärt doch mal was die Abkürzung SiTF bedeutet. Ja, da hatten wir selber ein bisschen Probleme das zu erklären, weil wir hatten uns diese Abkürzung schlicht und einfach ausgedacht. Haben dann zurück geschrieben; das bedeutet so viel wie Signal infusions transfer Funktion, oder so. Und damit haben sie sich zufrieden gegeben und das Paper wurde akzeptiert und auch veröffentlicht. Wir haben damit auch eine Rechnung bekommen für 2.000 Euro, die wir hätten zahlen müssen. Die haben uns ständig geschrieben, auf Twitter, auf allen möglichen Mails die sie von uns hatten, dass wir doch jetzt bitte diese Rechnung überweisen müssen. Wir haben's ignoriert und es ging trotzdem online. Also das heißt Professor Dr. Funden und sein Team hatten jetzt sozusagen eine ernsthafte wissenschaftliche Publikation vorzuweisen. Doch damit nicht genug: Man hat das Gefühl, sobald man einmal in diese Mühle der Scheinwissenschaft geraten ist, geht's eigentlich erst richtig los. Wir haben dann fast täglich E-Mails bekommen von anderen Anbietern von diesen scheinwissenschaftlichen Verlagen, die uns eingeladen haben, ob wir nicht eine Keynote auf einer breast cancer conference, also einer Brustkrebs Konferenz, in Paris halten wollen, ob wir nicht wollen, irgendwie, Herausgeber eines weiteren Krebsjournals werden wollen. Also das heißt, unser ausgedachtes Quatschinstitut mit diesem völlig sinnlosen Bienenunsinn hat es innerhalb weniger Wochen geschafft eine wissenschaftliche Veröffentlichung vorzuweisen, sich als Editor von so nem Krebsjournal ausgeben zu können, und eine große Rede hätten wir halten können, in Paris, im Februar, auch über Brustkrebs. Das heißt, wäre jetzt tatsächlich unser Ziel gewesen Leuten im Internet unser völlig wirkungslosen Quatsch für viel Geld zu verkaufen, hätten wir dem jetzt relativ plausibel den Stempel aufdrücken können: das ist wissenschaftlich geprüft. So einfach kann man sich da eine Reputation erkaufen. Viele andere ernsthafte Wissenschaftler hätten das möglicherweise nicht so ... hätten uns diesen, diesen, diesen Schneit offenbar nicht abgekauft, wahrscheinlich, aber darum geht's ja oft auch gar nicht. Es geht ja bei diesen Sachen oft darum die Öffentlichkeit zu täuschen, und verzweifelten Patienten das Geld aus der Tasche zu ziehen, und das hätte damit vermutlich wirklich funktioniert. Svea: Ja, das Experiment wäre lustig, wenn es nicht so traurig wäre. Peter: Genau, und das interessante daran ist ja, eigentlich würde man ja sagen diese Zeitschriften, das weiß ja jeder, dass die schlecht sind. Aber das ist nicht klar abgegrenzt, da rennen ganz viele hin und publizieren da, und deshalb ist es nicht so klar, dass es da schlechte Wissenschaft ist. Wie das hier zum Beispiel: GCMAF. Wir haben jetzt viel gelacht auch, das hier ist nicht lustig. Das ist ein Präparat, das ist entstanden aus der Forschung eines Japaners die sich eigentlich schon vor einem Jahrzehnt als ... als Sackgasse herausgestellt hat. Trotzdem wird dieses Mittel produziert, als Wundermittel gegen Krebs. es wird verkauft, wurde verkauft in Großbritannien, wird unterm Ladentisch auch noch verkauft in Deutschland - da ist es ein Nahrungsergänzungsmittel. Das ist der Mann der es in Großbritannien groß beworben, David Noakes heißt der, und der hatte, hatte eine Firma die First Immune hieß. Und da gibt's auch Videos im Netz wo er das bewirbt, tatsächlich. Peter: Das heißt da wird ganz klar geworben von First Immune mit diesen Studien, die da publiziert wurden, und die angeblich beweisen dass das gut ist, dieses Mittel. Peter: Das ist genau der Punkt: die sagen "it's scientific backed", die sagen das ist Wissenschaft hier. Es sind verschiedene Publikationen, links oben haben wir OMICS, was wir gerade, wo wir auch die Bienengeschichte hatten, das ist SciPub, das ist nochmal SciPub, das ist alles Mist! Wir haben das anschauen lassen, von einer renommierten deutschen Onkologin, Jutta Hübner am Klinikum in Jena, die sagt diese Studien sind total schlecht. Das ist allerdings, und das ist das schlimme, nicht klar für einen Laien. Das sieht wissenschaftlich aus und selbst ein Hausarzt, der keine onkologischen Fachkenntnisse hat, wird da möglicherweise darauf hereinfallen. Und mit diesen Studien wird eben tatsächlich geworden, die sind verlinkt auf der Seite von First Immune, und sagen: wir haben hier die Studien, das beweist dass das ein gutes Mittel ist. Kleiner Nachsatz dazu: David Noakes ist von paar Wochen verurteilt worden, von nem Gericht in London zu 15 Monaten Gefängnis, weil er dieses Mittel als Medikament verkauft hat. Also es standen nicht die Studien vor Gericht, und auch nicht das Mittel, wie der Richter sagte, aber es ist tatsächlich dieser Hersteller verurteilt worden. Er hat es illegal verkauft. Wir haben ihn gefragt: Warum haben sie mit den Studien geworben? Was hat es auf sich, wie gut sind die Studien? Anfragen an die Firma blieben unbeantwortet. Svea: Und das alles war Grund für uns zu sagen, wir müssen uns mal das große Ganze angucken, es reicht nicht diese kleinen, sozusagen sting operations zu machen, sondern wir müssen richtig mal, wir müssen den Markt irgendwie aufreißen. Und da haben wir uns fünf Raub-Verleger rausgesucht, das ist WASET, OMICS, noch drei Andere, die wir so als groß und relevant für uns, auch für Europa, identifiziert haben. Und da haben wir zunächst erstmal einfach ganz viele Paper eingereicht - alle diese computergenerierten nonsens Paper - das haben wir gemacht, das haben auch Kollegen gemacht aus anderen Ländern, und wir kamen bei diesen fünf überall durch. Haben die damit auch konfrontiert, die haben natürlich gesagt entweder "no comment" oder die haben sowas gesagt wie; Nee, wir sind ja gar nicht böse, oder, das fand ich irgendwie das Beste, nämlich; Naja, das sind hier die Autoren die verantwortlich für den Inhalt sind, wir sind nur eine Plattform. Also ich ... ja es kommt einem irgendwie bekannt vor. Und um herauszufinden, sozusagen, wer dort veröffentlicht bei diesen Raubverlagen, war es hat nötig zu sagen, okay das ist ja alles öffentliche Daten, wir scrapen die Webseiten - ja, wir ziehen alle Daten von den Webseiten runter, um zu sehen wer da sozusagen seine Studien rauspustet. Sind es jetzt nur Wunderheiler, oder ja, wer ist das eigentlich? Ich würde es an einem Beispiel kurz mal durchgehen: Scrapen, wie funktioniert das? Also hier sehen wir die WASET Webseite. Das ist sowieso sozusagen Schritt eins für so nen Scraping-Prozess. Man guckt sich die Webseite an, schaut wie ist die aufgebaut in ihren Verlinkungen, und bei WASET findet man dann relativ schnell auch die Abstracts, und die werden jetzt hier praktischerweise auch in ganz verschiedenen Dateiformaten angeboten, also als JSON, als PDF, oder auch als XML- File. Und das ist halt sehr schön, weil man kann viele Informationen, Metadaten sozusagen, relativ leicht auslesen. Also hier ist so eine ID-Nummer zum Beispiel. Und das ist sozusagen dann der nächste Schritt gewesen, nämlich diese ganzen Abstracts sozusagen herunterzuladen und die genau einmal durchzuzählen. Und das war sozusagen das allererste, um mal zu gucken wie groß sind die überhaupt? WASET hatten wir damals im Juni gesehen, sind so 62.000 Abstracts auf der Webseite und Publikationen.Und dann der nächste Schritt ist zu gucken in den Metadaten nach Titeln, Autoren, Datum. Wir haben noch ganz viele andere Marker, Country zum Beispiel haben wir noch untersucht. Und diese sozusagen Daten haben wir dann wiederum sortiert und in eine Datei reingepackt. Also hier ist das jetzt ein CSV. Man kann das Ganze auch noch ein bisschen eleganter machen, wenn man jetzt sozusagen nicht nur also alles von Hand machen möchte, gibt es Scrapy oder auch diese Scrapinghub Platform. Das ist ein sehr schönes Framework, was helfen kann oder was es ist relativ leicht macht, solche Webseiten zu scrapen. Und das Schöne eben auch ans Scrapy ist, dass es sozusagen diesen Prozess des Herunterladens, des Sortierens im Prinzip ich sag mal alles in einem macht. Und heraus fällt halt eine sehr schöne JSON- Datei und die wiederum kann man dann in eine Datenbank packen und mit unterschiedlichen Programmen analysieren. Also wir haben klar Excel haben wir auch irgendwann mal benutzt, wobei Excel bei so großen Dateien relativ schnell versagt. Tableau war dann eine große Hilfe und auch mit LINKURIOUS, wenn es darum ging um so Verzweigungen oder Netze zu sehen. Das sind so die Tools, mit denen wir dann diese Daten von diesen Raubverlegern verarbeitet haben, um dann eben herauszufinden, wer veröffentlicht denn da eigentlich und da haben wir für euch mal ein paar Statistiken vorbereitet. Und da sieht man hier OMICS und WASET sind die großen. Peter: Wir haben hier insgesamt fast 180.000 Abstracts, 400.000 Autoren. Klar, die Paper haben häufig nicht nur einen Autor, sondern mehrere. OMICS, WASET mit um die 60.000, die anderen bisschen kleiner. Wir haben das auch mal nach Ländern... Svea: Warte, warte. Peter: Ja genau. Svea: Das ist das erste was für mich kam. Peter: Und dann haben wir natürlich gedacht, oh das sind ja kräftige Zahlen, 400.000 Autoren, und haben uns gefragt, ist die Wissenschaft tatsächlich in Gefahr? Und ja und nein. Ich meine wenn wir es mal vergleichen mit den regulären Journals, mit Veröffentlichungen in regulären Journals - ist ein bisschen Äpfel und Birnen verglichen, wenn wir mal die Gesamtzahl der Wissenschaftler nehmen, die die UNESCO 2013 mal genannt hat, 8 Millionen, und die 400.000 Autoren da nennen. Ziehen wir mal die ganzen Dopplungen ab etc., aber dann haben wir trotzdem ungefähr ein Verhältnis und sehen die Veröffentlichungen in Predatory Journals sind doch relativ wenige. Trotzdem haben wir dieses... Svea: Davon abgesehen dass auch der Wissenschaftsbegriff ja relativ weit war. Bei den Raubverlangen veröffentlicht halt auch ein Wunderheiler. Also das ist wirklich nur, um euch so eine grobe Einordnung zu geben, ne? Wo stehen wir mit diesen 400.000 Namen. Was uns aber eigentlich sozusagen vielmehr dann auch angetrieben hat in der Recherche, ist diese Grafik, wo wir sehen können, wie hat sich das entwickelt bei den Raubverlagen. Weil wir konnten das Jahr, also den Monat, das Jahr, wir konnten das Datum eben mit scrapen und haben dann gesehen, dass wir ein Anstieg haben. Ja, dass wir ab 2013/14 sozusagen, dass die immer mehr veröffentlichen und das war für uns auch so ein Zeichen, da ist ein Markt, da gibt's eine Nachfrage, ja? Die Leute veröffentlichen da, also macht es Sinn, da auch aufzuklären. So, jetzt sind wir dran. Peter: Dann haben wir nach den Ländern mal geschaut. Wir sehen hier Großbritannien ganz weit vorne. Italien, Frankreich, Deutschland 1.800 Abstracts knapp, das schaut jetzt auch nicht nach so viel aus, aber trotzdem es sind gut 5.000 Autoren, die wir da sehen und wir müssen immer beachten, das sind nur diese Raubverleger, die wir betrachtet haben. Es werden - sind relativ sicher noch viel mehr Deutsche betroffen, viel mehr deutsche Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, weil es eben noch mehr Raubverleger gibt. Und wir haben es auch nach Institutionen bisschen aufgegliedert. Wir sehen hier gerade an dem Punkt bei WASET 229 bei der RWTH Aachen, auch Hannover ziemlich weit vorne. Dann kommt LMU in München, die Fraunhofer-Gesellschaft, Humboldt-Uni. Ganz oben das haben Aachen und Hannover, weil da viele technische Fächer sind und es durchaus Schwerpunkte gibt, wer bei Raubverlegern publiziert. Das sind technische Fakultäten, die da vor allen Dingen auftauchen. OMICS sind sehr viele Mediziner, die sind bei diesen beiden Unis nicht so vertreten. Also wenn wir jetzt mal die Mediziner betrachten, das hätte eine andere Rangfolge, da kämen auch andere Unis vor. Svea: Ja, da sind sozugagen und hier die deutschen Unis befinden sich in bester Gesellschaft, sozusagen. Wir haben auch nach Eliteuniversitäten geschaut. Da ist jetzt OMICS so groß vertreten, weil sie halt im medizinischen Bereich so stark sind. Gerade bei den Medizinern ist der Publikationsdruck einfach sehr hoch. So, das ist einfach um mal so eine Vorstellung zu geben über die Gesamtzahl. Jetzt können wir mal noch ein bisschen so zu Einzelfällen. Ja, also wer steckt denn hinter so einer Zahl? Zum Beispiel der hier. Peter: Ja da haben wir ein paar Figuren betrachtet. Der sieht schon aus wie ein wichtiger Wissenschaftler und er ist es tatsächlich. Es ist Bernd Scholz-Reiter, Rektor der Uni Bremen, früher Vizepräsident der DFG, der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Der hat publiziert bei WASET, genau dem Laden, wo wir aufgetreten sind mit unseren rot-schwarzen Bäumen und dem ganzen Blödsinn. Da hat er mehrere Publikationen. Drin steht er auch immer ganz vorne als Hauptautor. Dazu hat gesagt: Ja wusste ich nicht, hab ich nicht erkannt und so. Ja war ein Fehler, mache ich nie wieder so. Aber besser konnte er es nicht erklären. Wir haben auch da jemanden gefunden - nicht die Physikerin, die rechts steht - sondern den Wissenschaftler der links ist. Das ist Achim Krampker - kennt ihr vielleicht, die eckigen gelben Postautos, Streetscooter oder der e.Go jetzt. Er ist von der RWTH Aachen. Der hat auch zahlreiche Veröffentlichungen -auch zu dem Streetscooter übrigens- bei WASET, unserem Lieblingsverleger. Und dann haben wir auch noch den hier zum Beispiel bei SciPub, der heißt Mahmud Ahmadinejad. Ich weiß nicht, ob ihr den noch kennt, aber hier ist er, nicht rechts oben sondern links unten, der gefährlichste Mann der Welt, der ehemalige Präsident des Iran. Auch der hat sich dahin mal verirrt. Svea: Warum? Was sind mögliche Gründe? Ja, der erste ist sozusagen einfach und offensichtlich. Das ist ja auch Chris passiert, der eigentlich mit uns heute hier sein wollte. Scam. Also die fallen irgendwie drauf rein. Aber es gibt natürlich noch andere Gründe. Peter: Ja, es gibt den großen Publikationsdruck. Es gibt da dieses Motto publish or perish. Klar ist der Druck sehr groß auf Wissenschaftler, das was sie forschen, das was sie herausfinden auch zu veröffentlichen und bei den normalen Journals, was Till vorhin geschildert hat, da braucht man viele Monate, manchmal 2, 3 Jahre und selbst gute Publikationen kriegt man da manchmal nicht unter. Deshalb sucht man sich was anderes und geht dann unter Umständen dahin. Svea: Das haben wir auch gefunden. Peter: Genau, das Karrieredoping. Das unterscheidet das vom zweiten Punkt so ein bisschen. Das ist so das Freiwillige, ja? Das eine ist der Druck, ich muss veröffentlichen, das andere ist, mhh, ich habe hier zum Beispiel ein Projekt und dann hätte ich gerne noch so ein paar Veröffentlichungen drin, die müssen nicht drin sein aber schöner sieht's aus. Wir haben Projektberichte, offizielle Projektberichte auch an die Bundesregierung gefunden, wo solche Veröffentlichungen in predatory Journals drin waren. Es findet sich übrigens auch in Habilitationsschriften und tatsächlich auch in, also Doktorarbeiten, Habilitationsschriften auch da, wenn die kumulativ sind, finden sich solche Veröffentlichungen. Was sagen die Wissenschaftler dazu? Ja, wir haben ganz viele gefragt, wir haben viel gesprochen. Die Uni Hannover hat gesagt, "Eine Sensibilisierung für das Thema findet erst nach und nach statt". "Erst durch Ihre Berichterstattung wurde für uns die Tragweite des Problems sichtbar", war die Uni Bremen, wo Bernd Scholz-Reiter ist, "Das Phänomen untergräbt das Vertrauen der Öffentlichkeit in den Wissenschaftsbetrieb", sagt die Uni Frankfurt, die haben auch gesagt, wir machen jetzt eine große Untersuchung, schauen uns an, was da tatsächlich rein ging, das läuft noch die Untersuchung, und wir haben einen Pädiater, einen Kinderarzt von der Uni Saarland, den haben wir gefragt, was sagen Sie dazu, dass Ihre Arbeiten in einem solchen Journal veröffentlicht wurden? "Kacke!" Lachen Svea: Ja, das war eigentlich die häufigste Reaktion, dass die Leute einfach völlig überrascht waren. Warum ist das wichtig? Weil, also wir haben jetzt gehört, Wissenschaftler tummeln sich da, Wunderheiler tummeln sich da, es gibt irgendwie so eine Mischung aber da tummeln sich noch ganz andere. Till: Uns ist bei unseren Recherchen dieser Datenbank immer wieder aufgefallen, dass dort auch sehr viele E-Mail-Adressen angegeben waren von großen Firmen, denn das war ein Aspekt, den wir zunächst auch gar nicht so sehr auf dem Zettel hatten, wir dachten das ist so ein bisschen so inner-universitärer Scam ja so eine Mischung aus irgendwelchen Spam-E-Mails und Karriere-Doping, doch das ist tatsächlich auch so dass viele Firmen, auch wirklich große Firmen, Weltkonzerne diese Möglichkeit nutzen sich und ihre Produkte als besonders wissenschaftlich fundiert darzustellen, von den 30 DAX-Konzernen in Deutschland, also den größten Firmen, haben wir zwölf Firmen gefunden, die entweder dort veröffentlicht haben oder deren Konferenzen besucht haben und haben jetzt mal so ein bisschen ein "Best of" oder besser einen "Worst of" dieser Firmen mitgebracht. Wir haben zum einen Bayer, ja großer Pharmakonzern, kennt sicher jeder hier, mit Aspirin viel, viel Geld verdient, sich auch sehr verdient gemacht, allerdings ist es tatsächlich so, dass diese Pharmafirmen und Bayer ist jetzt da nur ein Beispiel, diese Abkürzungen zur wissenschaftlichen Veröffentlichung sehr gern nutzen, so haben wie beispielsweise zu ihrem Produkt Aspirin eine Studie veröffentlicht auch wieder OMICS, wir erinnern uns an die tolle Geschichte mit den Bienen, das heißt sie haben dort einen einen Artikel veröffentlicht, in dem sie ihrem Produkt "Aspirin plus C", kennen vielleicht auch viele, das ist eigentlich nur normales Aspirin mit einem Zusatz von Vitamin C, eine bessere Wirkung zuschreiben als einem Placebo. Jetzt haben wir dieses Studie uns mal angeschaut und bemerkt, naja, das ist eigentlich ein bisschen seltsamer Vergleich, weil natürlich hilft Aspirin Plus C besser bei Erkältung als einfach nur ein Placebo, also einfach nur Brausewasser ohne Wirkstoff, weil natürlich Aspirin ja der nachgewiesene Wirkstoff ist.Viel interessanter wäre zu schauen, "Hilft Aspirin Plus C besser als Aspirin", das wär die eigentliche Frage, die haben sie aber nicht gestellt, ja also die haben diesen Artikel dort veröffentlicht. Wir haben den von anderen Forschern anschauen lassen, die gesagt haben "Also einem seriösen Journal hätte man damit wenig Chancen gehabt, weil einfach der Erkenntnisgehalt viel zu gering ist". Die Stiftung Warentest beispielsweise hat sich dazu klar geäußert, hat gesagt "Der Zusatz von Vitamin C ist in diesem Fall wirklich überflüssig". Bayer selbst sagen, dass sie nur in Publikationen veröffentlichen die bei Fachleuten anerkannt sind, was ich eine ziemlich dreiste Behauptung find', weil diese OMICS Journals wirklich alles andere als wissenschaftlich anerkannt sind. Man kann sich jetzt fragen: "Warum macht Bayer sowas?" und auch hier kommt es wieder drum: "Es geht da nicht drum seriöse Forscher zu täuschen", die sehen das sofort, es geht um die Öffentlichkeit. Und wenn man einfach mal "Aspirin plus C" bei Google eingibt, kommt man sehr sehr schnell - auf Platz zwei ist eine Studie, die darauf verweist - dann auch noch abgeschnitten, also "Aspirin plus Vitamin C Provides Better Relief", wenn ich jetzt irgendwo stehe und mir überlegt "Kaufe ich mir jetzt Aspirin Plus C, was doppelt so teuer ist wie normales Aspirin?", finde ich vielleicht diese Studie als Verbraucherinnen oder Verbraucher, denken mir "Okay, gebe ich das Geld dafür aus" und schon klingelt die Kasse. Andere Firmen die wir gefunden haben, natürlich die Tabakindustrie - die ist ja sowieso, weil sie hat eine lange Tradition die Öffentlichkeit zu belügen und zu täuschen, gerade mit eben wissenschaftlichen Studien oder Studien, die wirken als wären sie Wissenschaft. Man erinnert sich an diese ganze Diskussion, dass Rauchen ja vielleicht auch gesund sein könnte oder dass Krebs ja viele Ursachen hat, oder das Passivrauchen gar nicht schädlich ist oder Light-Zigaretten ja auch ganz toll sind. Also die Tabakindustrie hatte lange Tradition und für die ist natürlich dieser Scheinverlag ein tolles Gefäß für ihre Forschung die veröffentlichen da ganz viel, vor allem zur Zeit um ihre sogenannten "weniger schädlichen Produkte", die eZigaretten und andere Sachen, mit denen sie bewusst Werbung machen und sagen "Das ist weniger gesundheitsschädlich als Zigaretten" und viele dieser Studien landen dann eben dort. Und das ist nicht nur eine sondern gerade Philip Morris sind da Stammgäste scheinbar bei diesen Konferenzen, treten dort immer wieder auf, veröffentlichen da ganz viel, uns gegenüber wollten sie sich aber nicht dazu äußern. Es gibt andere, es gibt Lobbyverbände ILSI ist ein Thinktank, der von Hershey's, McDonald's und Coca-Cola bezahlt wird, die schicken ihre Experten dahin, um über "Childhood Obesity & Nutrition" zu reden, naja. Also ein klassisches Motiv sozusagen, da werden Zweifel gesät, da werden Vorträge gehalten, die sozusagen ungeprüft da letzten Endes die Thesen von großen Wirtschaftskonzernen einfach verbreiten können. Auch sehr interessant für uns war die ganze welt der Klimawandelleugner, die CO2 Coalition, die man oben sieht, arbeitet eng mit der Trump Administration zusammen in den USA, die findet man dort immer mal wieder, in Deutschland das EIKE- Institut die der AfD nahe stehen, die verbreiten dort ihre Thesen darüber, dass der Klimawandel ja eben gar nicht menschgemacht sei und dass das eben alles gar nicht so ist, wie der, wie die Mainstream-Wissenschaft eben so erzählt, die säen da Zweifel und ... Svea: Die gehe damit auch in die Landtage, zum Beispiel. Also die können dann in die Landtage gehen, wo beraten wird über Windkraft-Ausbau und die können dann sagen: "Hier, ihr habt Studien - Wir haben Studien - wer weiß?" Peter: Und das interessante ist und dass seht ihr ja auch hier: Wir haben in der gleichen in dem gleichen Journal, wie diese Wissenschaftler von EIKE publiziert haben, haben wir auch unseren eigenen Mist - das ist das Rechte - publiziert, und es wurde da auch angenommen. Till: Zwei Mal. (unverständliches Durcheinander) Till: Das heißt kritische Infrastruktur - Ja also Firmen, die dafür zuständig sind, die Sicherheit für Atomkraftwerke zu gewährleisten, veröffentlichen auch dort und auch hier: Das Problem ist, möglicherweise ist diese Studie dort total seriös. Ja es heißt ja nicht, dass jeder Artikel, der dort landet auch automatisch so'n Blödsinn ist, wie unsere Red-Black- Trees oder unsere Bienen. Das Problem ist eben nur, es prüft keiner und dann steht eben dort seriöse Wissenschaft neben kompletten Quatsch im selben Journal und keiner kann es richtig auseinander halten. Und um das jetzt noch einmal ein bisschen zusammenzufassen, dass wir auch noch ein bisschen Zeit vielleicht haben für Fragen zeigt vielleicht am Anfang die Folie, die wir gleich zu Beginn unserer Präsentation gezeigt haben nochmal, also Wissenschaft ist eben deutlich mehr als nur inner- akademische Veranstaltung, es beeinflusst die Entscheidungen, wenn Klimawandelleugner die ihre eigenen Studien in ungeprüften Quatsch-Journals veröffentlichen mit genau diesen Studien hausieren gehen, um sozusagen Parlamentarierinnen und Parlamentarier zu beeinflussen, ist das schon bedenklich. Wenn wir produkte kaufen die vielleicht nachgewiesenermaßen gar nichts bringen, wir finden aber eine Studie dazu, kann dass unser Kaufverhalten beeinflussen, das heißt der Schaden für die Gesellschaft ist ziemlich groß, weil es sickern diese Studien, diese Lüge und diese Wahrheit, die sich alles vermischt, ja da steht das eine neben dem anderen, es ist ungeprüft es gibt keinen Filter. Wir haben ein bisschen damit verglichen, wie es wäre quasi so, als würde der TÜV einfach auf jedes Auto eine Plakette draufkleben. Viele dieser Autos würden bestimmt problemlos fahren und es gäb kein Problem, viele hätten vielleicht extrem hohe Abgaswerte die gegen irgendwelche Normen verstoßen und andere Autos hätten vielleicht einfach keine Bremsen, aber der Siegel ist sozusagen drauf. Svea: Das ist eigentlich das Bild was es am besten zusammenfasst, nämlich sozusagen erodieren das Vertrauen in eine Säule unserer Gesellschaft und deswegen haben das relativ groß aufgedeckt. Mitte des Jahres mit 23 Medien weltweit also über Südkorea, Frankreich, Österreich. Unheimlich viele Länder haben mitgemacht, um aufmerksam zu machen, um sozusagen auch die seriöse Wissenschaft aufmerksam zu machen und sozusagen das System komplett auseinander zu nehmen. Und jetzt kommen die drei Folien auf die freuen wir uns eigentlich schon in den gesamten Vortrag, wir haben nämlich gestern noch mal geguckt, wie es so so läuft bei OMICS, ja mit'm Business. Lacher und Applaus Till: Man muss dazu sagen, im Juli war unsere Veröffentlichung, genau im Sommer sind unsere Artikel dazu erschienen. Im Süddeutsche Zeitung Magazin, bei Medien weltweit, im NDR und ARD lief ein Dokufilm dazu. Svea: Also man konnte eigentlich nicht anders. Peter: Wir gucken uns WASET zum Beispiel auch fast jede Woche nochmal an und schauen in die Konferenzprogramme. Deutsche verirren sich da sehr sehr selten jetzt inzwischen dorthin, auch Leute aus, Wissenschaftler aus Ländern wo Partnermedien berichtet haben. Also, die da hingehen, die pa noch hingehen die kommen aus Ländern wo noch nicht berichtet wurde, aber wo wir auch inzwischen Partnermedien teilweise haben und wo noch berichtet werden wird. Svea: Also, das ist sozusagen auch unser Ansinnen, deswegen sind wir auch da, wir wollen gerne aufklären, wir wollen, dass Verbraucher, dass Wissenschaftler genau hinschauen, wo veröffentlichen sie ihre Studien, wo les' ich Studien. Wir wünschen uns sozusagen "Spread the Word" über WASET, OMICS & co. Till: Weil nur so kann man quasi diesen nicht endenden Quell an Geld für diese Firmen auch einfach abstellen, wenn sozusagen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler dort nicht mehr veröffentlichen, entweder weil sie merken, da bin ich ein sehr schlechter Gesellschaft oder ich brauche das gar nicht in meine Publikationsliste reinzuschreiben, weil ich mich lächerlich mach', nur dann schafft man es quasi dieses System irgendwie auszutrocknen. Svea: Chris hat dazu ne schöne Website gemacht und auch ein Twitter-Account dazu "WASET Watch", da twittert er regelmäßig Neuigkeiten dazu und jeder kann natürlich auch selber mal schauen wir twittern nachher mal diese customized Suche, die du entwickelt hast, da setzt ihr im Prinzip die Uni ein oder euren eigenen Namen oder so. Peter: oder die Domain der Uni am Besten, um nach E-Mail-Adressen zu suchen. Es ist spannend Till: Und damit kommt man schon ziemlich weit. Wir haben natürlich systematisch gesucht nach großen Firmen, nach Forschungsinstituten, nach großen Unis etc. Wir sind uns sicher in diesem gigantischen Datenschatz lagert noch die eine oder andere unentdeckte Perle, an Veröffentlichungen, die da nicht landen sollten und wenn man einfach diese Google- Suche macht, kommt man schon ziemlich weit. Man muss nicht alles scrapen um zumindest mal erste Verdachtsmomente zu finden. Svea: Bleibt uns zu sagen "Herzlichen Dank", zunächst an ein riesiges Team, wie man hier sieht, die mitgearbeitet haben, wir waren da überhaupt nicht nur zu dritt beteiligt, sondern es waren ganz ganz viele die unterstützt haben und vielen Dank an euch, dass ihr uns heute zugehört habt. Vielen Dank! Applaus Herald: Wir haben noch Zeit für Fragen. Hier im Saal Adams sind acht Mikrofone verteilt und Signal Angel - kannst du vielleicht einmal kurz, ok, ja da sehe ich dich - da würde ich vorschlagen, ich will einmal kurz alle sehen, ich würde gerne hier vorne mit der ersten Frage von Mikrofon 2 beginnen. Mikro 2: Hallo, erstmal danke für den Talk. Am Ende habt ihr ja so ein bisschen eine positive Entwicklung aufgezeigt. Es bringt einem jetzt aber erstmal auf lange Sicht nicht viel, zum einem habt ihr vorhin gezeigt, dass sie durchaus noch das andere, die ein oder andere Domain in der Tasche haben, mit dem sie Waset oder so einfach austauschen können. Und sowas wie der Twitter-Account ist auch erstmal nett, da kann man mal gucken gehen. Da hat man aber auch eine zentrale Stelle, so nen Pranger, wo es dann ja auch die Frage ist, wie klommt man da drauf, und wie kommt man da auch wieder runter. Habt ihr da eine Idee, wie man das einigermaßen sinnvoll und missbrauchsarm gestalten kann, den Wissenschaftlern da eine Möglichkeit zu geben, nicht darauf reinzufallen. Peter: Es ist nicht so einfach. Es gibt keine zentrale Blacklist oder Whitelist, die man nehmen kann, um das abzugleichen. Erstmals gibt es grundsätzliche Problem, was ist ein Predatory Publisher. Da gibt es durchaus unterschiedliche Definitionen. Zweitens: Es gibt gerade in Deutschland falsch verstandene Liberalität des Publizierens, die natürlich nicht beinhaltet, dass man in nicht- wissenschaftlichen Publikationen publizieren kann und sollte. Da gibt es so einen Unwillen sich abzugrenzen und deshalb und damit verbunden gibt es auch noch so eine juristische Komponente, dass es schwierig ist einzelne Firmen zu benennen, weil man Angst hat von den verklagt zu werden, wenn ich als Wissenschaftler wissen will wo ich publizieren kann, mache ich zwei Sachen: Erstens mal es gibt tatsächlich eine kommerzielle Liste, die ganz gut ist: Cabells List ist heißt die, eine Firma in Texas, die ist aber hinter einer Paywall, da sind Kriterien genannt und da steht drin, warum eine Firma predatory publisher ist und warum nicht. Zweitens die UBs sind da jetzt schon inzwischen schon ziemlich weit, also auch durch die Berichterstattung, die bieten auch Publikations-Seminare an. Und drittens kann man auch schauen, man muss gucken, wo publiziere ich da, schaue ich mir die Webseite an, wer ist denn da im Editorial Board, wo sind die denn, also ich schau mal nach einer Adresse, also macht man auch mal solche sachen gebt mal die Adresse irgendwie bei Google Maps ein oder Google Street View, schaut euch mal, und wenn es irgendein Farmhaus irgendwo in der Prärie in den USA ist und ihr dann eine Rückwärtssuche bei der Telefonnummer macht, und seht, dass die in eigentlich über Skype läuft und der eigentliche Laden in Pakistan sitzt, dann wisst ihr, das ist kein seriöser Laden, aber es ist teilweise ein bisschen Handarbeit, man muss hingucken, man muss richtig hingucken, um da nicht reinzufallen. Till: Es ist aber so, dass die Unis dieses Problem tatsächlich auch erkannt haben nach dieser großen Welle an Veröffentlichungen, gabs jetzt an vielen vielen Unis jetzt gerade zum neuen Semester Lehrveranstaltungen dazu, wo Doktorandinnen und Doktoranden eben genau darauf hingewiesen wurden, also es ist ein mühsamer Weg, aber wahrscheinlich funktioniert es nur durch Aufklärung. Svea: Ja, und am großen Rad dreht hat, da läuft gerade ein Gerichtsverfahren in den USA gegen OMICS als am groß, da die amerikaner drehen am großen Rad das heißt kann sein dass es OMICS vielleicht so schnell gar nicht mehr gibt. Herald: Okay, dann würde ich gerne weitermachen mit Mikrofon 5, dort hinten, du hasts gesehen, super. Mikro 5: Vielen Dank für die investigative Arbeit, ihr wurdet ja eingeladen eine Keynote zu halten. Habt ihr einfach nur "Nein, danke." gesagt oder habt ihr überlegt hin zu gehen und die Keynote zu halten und vielleicht ein Aufklärertalk zu halten. Till: Wir haben tatächlich sozusagen ein Begrüßungs-Statement dorthin geschickt, was auch schon gesagt hat "Ja wissenschaft ist im Wandel und wir alle müssen eben genau schauen, wo wir hier eigentlich gelandet sind" daraufhin kam dann aber von diesem Veranstaltern keine weitere Mail mehr, wahrscheinlich hätten wir dann auch noch mehr hinterher sein müssen oder vielleicht ist diese Konferenz dann doch zufälligerweise ausgefallen, also hingefahren sind wir nicht und wir haben ja dann ab einem gewissen Punkt uns ja auch als Journalistinnen und Journalisten zu erkennen gegeben. Es kann auch sehr gut sein dass die dann jetzt gemerkt haben: "Oh, dieser Professor Doktor R. Funden ist doch nicht die seriöse Koryphäe, für die wir sie gehalten haben" Herald: Ok, dann würde ich gerne weitermachen mit dem Signal Angel. Signal Angel: Das Internet würde gerne wissen, wie verständlich waren die anderen Vorträge auf der Fake Konferenz? Hattet dir den Eindruck, dass die anderen Vortragenden versucht haben, schlechte Wissenschaft zu vertuschen oder waren diese ahnungslos? Peter: Also das waren größtenteils Leute die tatsächlich Wissenschaft vortragen wollten, aber von ganz unterschiedlichster Güte. Also bei unserer ersten Konferenz in London erinnere ich mich noch - da waren wir alle drei - da waren junge Wissenschaftlerinnen aus Südkorea es waren auch irgendwie glaube ich fünf, sechs oder so. Das waren Vorträge, die waren auf Proseminar-Niveau. Das kann ich beurteilen weil es um Politikwissenschaft auch ging, bei Computerwissenschaft hätte ich mir das nicht angemaßt. Das ist ganz unterschiedlich. Den Vorsatz, dass da jemand schlechte Wissenschaft tatsächlich verbreiten will, den festzustellen, dass ist sehr schwierig. Wir hatten allerdings in New York ein Fall von einem Deutschen, wo der was runter geleiert hat, wo wir dann tatsächlich auch sagen konnten, na ja also wir haben es mal überprüfen lassen an anderer Stelle, das war schon ziemlich dünn. Svea: Das wäre wo anders nicht genommen worden. Peter: Genau. Till: Und bei einer der Konferenzen war tatsächlich auch jemand, der quasi so nebenher promoviert hatte, der war eigentlich in einer Firma angestellt oder selbstständig in seiner eigenen Firma, das weiß ich nicht mehr genau, und er hat tatsächlich dann auch über das Thema des Produktes, das er mit seiner Firma herstellt oder vertreibt da gesprochen und hatte auch so ein Polohemd mit seinem kleinen Firmen-Logo drauf und der hat eben quasi da sein das Produkt seiner Firma sehr sehr gelobt und eben auch wissenschaftlich dargestellt, dass das eben ganz ganz toll ist, also da war auf jeden Fall ein kommerzielles Interesse da. Herald: Gut, dann würde ich gerne weitermachen hier vorne mit Mikrofon 1. Bitte. Mikro 1: Moin, Lambert ist mein Name. Danke, toller Vortrag was mich wirklich gestört hat: Ihr habt an zwei Stellen erwähnt: "Wow das ist ja so eine kleine Konferenz" nach dem Motto - Wenn es klein ist, kann es... oder die Leute aus verschiedenen Fachbereichen, wenn wir nach dem Kriterium gehen, würde auch das Entstehen von neuen Feldern und interdisziplinären Dingen, müsste man dann auch skeptisch sehen. Das ist wirklich kein Argument, dass eine Versammlung zu einem wissenschaftlichen Thema klein ist und noch eine letzte kleine Bemerkung, da... Herald: An der Stelle muss ich jetzt leider einschreiten. Es geht darum, dass Menschen ihre Fragen stellen können, wenn du Anmerkungen hast, komme nachher damit hin, das ist... Deswegen möchte ich weiter machen mit Mikrofon vier, dahinten bitte. Mikro 4: Also ich wollte noch fragen, ob die Daten, die ihr über die Fake Journals gesammelt öffentlich zugänglich sind weil das wäre auch zum Beispiel interessant zu vergleichen, ob es mit den ganzen Gesundheits-Trends die letztes Jahr so aufgekommen sind wie Detox oder das Lentizellenwasser lacht oder Aktivkohle in Lebensmitteln, wie das halt auch mit den Fake Science zusammenhängt. Svea: Also wir wollten ursprünglich natürlich gerne alle Daten einfach ins Netz stellen, da hat uns unsere Rechtsabteilung bisschen Strich durch die Rechnung gemacht, weil die gesagt haben, sie wollen dann nicht die Gerichtsverfahren ausfechten, die möglicherweise auf uns damit zukommen, deswegen konnten wir das nicht machen und unser Weg ist im Moment zu sagen, wenn man sozusagen einzelne Fälle sich genauer anschauen will, dann muss man wirklich, am leichtesten geht es tatsächlich über diese Google-Suche. Da kann man auch Gesundheitstrends da bei "N.N." zum Beispiel eintippen, die Fachbegriffe dafür, und dann spuckt er ein auch viel - sozusagen konzentrierter dann - diese Sachen aus, weil in diesen Rohdaten zu suchen, das ist nicht so leicht, wie man sich das vorstellt, weil man einfach so viel Ergebnisse dann bekommt. Herald: Ok, dann würde ich hier vorne mit Mikrofon 2 weitermachen. Mikro 2: Hallo und ich hätte eine Frage: Ich wollte fragen, wie sieht das denn aus juristisch, also kann ich zum Beispiel, wenn ich jetzt meine eigenen Feldstudien auf diesen Seiten veröffentliche, und dann selbst benutze, um irgendwelche Sachen zu deklarieren, klarzustellen, kann ich dafür in Deutschland zum Beispiel juristisch belangt werden? Peter: Na ja, wir sind keine Juristen, aber ich würde mal sagen aus meinem juristischen Verständnis heraus, wenn ich tatsächlich damit jemanden betrüge und ihm sage "Das ist wissenschaftlich hier. Das ist Wissenschaft. Da ist das belegt" und mit diesem falschen Argument etwas verkaufe, dann komme ich tatsächlich in eine Haftung rein, ja. Herald: Okay dann mache ich mal weit- ich seh'... Genau da hinten, da hinten winkt das. Das ist glaube ich Mikrofon acht. Ja genau, der der winkt, bitte, ihr seid dran. Mikro 8: Super großartige Arbeit, die ihr da macht. Eine Frage: Das ist ja alles recht aufwendig, wenn ihr das macht. Kann man abschätzen, wie teuer eure Recherche war und wer bezahlt das? Svea: Wir, Peter und ich, wir sind sozusagen beim NDR, Norddeutscher Rundfunk, das heißt, es sind Gebührengelder, die uns finanzieren und wir haben jetzt für die Recherche zu zweit... ja. Vielen Dank an der Stelle. Applaus Till: Ich bin fester Angestellte Redakteur beim Magazin der Süddeutschen Zeitung und wir haben das gemeinsam mit unserem Investigativ-Ressort gemacht vor allem mit Katrin Langhans, die auch festangestellte Redakteurin bei der süddeutschen Zeitung ist. Das heißt, das ging letzten Endes aus dem Geld, was unsere Abonnentinnen und Abonnenten für die Süddeutsche Zeitung zahlen, sowohl online als auch print oder eben durch das Geld, was wir mit Anzeigen verdienen. Svea: Also wir haben so (Till: Journalism!) halbes Jahr - nicht ganz - also haben wir uns damit beschäftigt. Peter: Also wir haben noch was anderes gemacht in der Zeit... Svea: Kleinere Sachen. Peter: ... aber das zu quantifizieren ist jetzt ein bisschen schwierig, weil wir da auch nicht den Überblick haben. Wir haben nicht irgendwie einen Topf und sagen: "Jetzt dürfen wir so viel ausgeben, sondern wir arbeiten halt einfach und wenn wir Reisen dann wird das halt gezahlt, also wir fliegen nicht Erste Klasse oder so. Svea: Also wir waren für diese Recherche nicht in Sri Lanka, also da gabs auch Vorträge, also dass ging dann nicht. London war dann schon thumbs-up zeigend. Herald: Gut, dann da ganz hinten bei Mikrofon 7 sehe auch jemand. Ist da ein Fragewilliger, ja okay, dann das ist also eine Frage, dann bitte. Mikro 7: Hallo, habt ihr eigentlich auch versucht eure Fake-Studien bei anerkannten Journals zu veröffentlichen, so als Gegenprobe? Pfeifen und Applaus Till: Das ist eine gute Frage. Ja das hatten wir uns tatsächlich auch überlegt, aber wir hatten dann irgendwie das Gefühl, dass wär ehrlich gesagt unlauter, weil wir das gefühl hatten, dann hätten wir quasi ernsthafte Wissenschaftler wertvolle Arbeitszeit damit geklaut, sich unseren Quatsch sozusagen, ohne es zu wissen anschauen zu lassen. Was wir dann gemacht haben aber ist, wir haben die Studien, die wir dort eingereicht haben, natürlich seriösen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern vorgelegt, die dann gesagt haben, ja das ist natürlich wirklicher Unsinn. Svea: So haben wir das dann gemacht. So ne Art nachgelagerten Peer Review kann man sagen. Peter: Es ist tatsächlich so dass auch auf große Journals, renommierte Journals Probleme haben im Peer Review, das ist bekannt und es, da wird auch mal Mist veröffentlicht und so, aber dieses hohle Zeug, was wir da eingereicht haben, da bin ich mir relativ sicher dass würde bei einem seriösen Journal, wenn ein seriöser Wissenschaftler, eine Wissenschaftlerin drauf schaut, nicht durchgehen. Svea: lacht Einruf: Nein, das stimmt nicht, da gibt es ganz viele Beispiele, 'tschuldigung. Herald: Wir sind jetzt Leider, es tut mir sehr leid, dass du a kein Mikro hast und wir haben jetzt auch leider keine Zeit mehr. Das heißt es tut mir Leid, alle die an den Mikrofonen angestanden haben, die Zeit für Frage und Antwort ist vorbei, aber man wird euch hier auf jeden Fall noch finden, hoffe ich, gibt es irgendwie einen Ort wo man euch aufsuchen könnte? Svea: Wir sind den ganzen Tag heute und morgen wahrscheinlich auch auf dem Kongress. Also ihr seht uns, ansonsten schreibt er uns zum Beispiel über Twitter, da sind wir recht gut erreichbar. Herald: Die Twitter-Handle standen da, ich würde um einen großen Applaus für Inside the Fake Science Factories und die drei Sprecher bitten. Applaus Till: Vielen Dank. 35C3 Abspannmusik Untertitel erstellt von c3subtitles.de im Jahr 2020. Mach mit und hilf uns!