Warum lässt guter Sex so oft nach,
selbst bei Paaren, die einander
immer noch innig lieben?
Und warum bedeutet gute Intimität
nicht automatisch guten Sex,
obwohl wir das alle glauben?
Oder eine weitere Frage:
Können wir begehren,
was wir schon haben?
Das ist die Preisfrage, richtig?
Und warum ist Verbotenes so erotisch?
Warum lösen Grenzverstöße
so großes Begehren aus?
Und warum führt Sex zu Babys,
und warum bedeuten Babys in
Beziehungen eine erotische Katastrophe?
Der ultimative Erotikkiller, nicht wahr?
Wie fühlt sich das an, wenn man liebt?
Und wenn man begehrt,
was ist der Unterschied?
Dies sind einige der Fragen,
die den Kern meiner Forschung bilden:
Das Wesen des erotischen Verlangens
und die Probleme, die es in
modernen Beziehungen mit sich bringt.
Also reise ich um die Welt
und stelle fest, dass
überall, wo Romantik ins Spiel kommt,
das Verlangen anscheinend
in eine Krise rutscht.
Eine Krise des Verlangens bzw.
der Steuerung von Verlangen –
Verlangen als Ausdruck unserer Individualität,
unserer freien Wahl, unserer
Vorlieben, unserer Identität.
Verlangen nimmt auch
einen zentralen Platz
in moderner Liebe und in einer
individualistischen Gesellschaft ein.
Zum ersten Mal in der
Geschichte der Menschheit
versuchen wir, Sexualität
langfristig zu erfahren,
nicht weil wir 14 Kinder haben wollen –
da müssten wir ja noch viel mehr haben,
denn viele überleben ja nicht –
und nicht, weil es in der Ehe
ausschließlich Pflicht der Frau ist.
Zum ersten Mal wollen wir
Sex über lange Zeit
mit Lust- und Verbundenheitsgefühlen,
die im Verlangen wurzeln.
Was hält Verlangen also aufrecht,
und warum ist es so schwierig?
In einer festen Partnerschaft
Verlangen aufrecht zu erhalten,
erfordert den Ausgleich zweier
grundlegender menschlicher Bedürfnisse:
Einerseits unser Bedürfnis nach
Sicherheit und Vorhersehbarkeit,
nach Geborgenheit, Verbindlichkeit,
Verlässlichkeit, nach Dauerhaftigkeit –
all diese verankernden und erdenden
Erfahrungen in unserem Leben,
die wir "unser Zuhause" nennen.
Aber andererseits haben Männer und
Frauen auch ein ebenso großes Bedürfnis
nach Abenteuer, Neuem,
Geheimnisvollem, Risiko, Gefahr,
nach Unbekanntem, Unerwartetem,
Überraschungen –
Sie wissen, was ich meine –
nach Reisen, Unterwegssein.
Unser Bedürfnis nach Sicherheit
und unser Bedürfnis nach
Abenteuer in einer einzigen
Beziehung miteinander zu vereinen,
oder in einer – modern ausgedrückt –
leidenschaftlichen Ehe,
wurde immer als absoluter
Widerspruch betrachtet.
Ehe war eine wirtschaftliche Institution,
durch die man eine
lebenslange Partnerschaft
im Hinblick auf Kinder,
sozialen Status,
Erbfolge und
Kameradschaft einging.
Heutzutage soll unser Partner
uns dies nach wie vor bieten,
aber zusätzlich soll er
auch bester Freund,
Vertrauensperson und leidenschaftlicher
Liebhaber sein, der uns anturnt.
Und wir werden doppelt
so alt wie früher.
(Lachen)
Wir treffen also auf eine einzige Person
und wollen, dass sie uns all das gibt,
was früher ein ganzes Dorf leistete:
Gib mir ein Zugehörigkeitsgefühl,
gib mir Identität, gib mir Kontinuität,
aber gleichzeitig auch Transzendenz,
Rätsel, beeindrucke mich.
Gib mir Komfort, gib mir Aufregung.
Gib mir Neues, gib mir Vertrautheit.
Gib mir Vorhersehbarkeit,
gib mir Überraschungen.
Und das finden wir selbstverständlich; und
Spielzeug und Reizwäsche sollen das bewerkstelligen.
(Applaus)
Wir kommen jetzt also zur Essenz
dieser Geschichte, ok?
Denn ich glaube, irgendwie –
und darauf komme ich noch zurück –
ist die Krise des Verlangens oft
eine Krise der Fantasie.
Warum lässt guter Sex
also so oft nach?
Welche Beziehung besteht
zwischen Liebe und Verlangen?
Und warum geraten sie in Konflikt?
Denn darin liegt das
Geheimnis der Erotik.
Für mich gibt es ein Verb für
Liebe, und das ist "haben".
Und ein anderes Verb für Erotik,
und das ist "begehren".
In der Liebe wollen wir haben,
da wollen wir den Geliebten kennen,
die Distanz verringern,
die Lücke schließen.
Wir wollen Spannungen
neutralisieren. Wir wollen Nähe.
Aber beim Begehren möchten wir
nicht die gewohnten Pfade einschlagen,
Vorhersehbarkeit interessiert
uns nicht auf Dauer.
Beim Verlangen wollen wir jemand Fremden auf der
anderen Straßenseite, den wir besuchen können,
mit dem wir ein bisschen
Zeit verbringen können
und herausfinden können, was so
in seinem "Rotlichtmilieu" passiert.
Beim Verlangen möchten wir
eine Brücke überqueren können.
Manchmal sage ich auch:
Feuer braucht Luft.
Verlangen braucht Raum.
So gesagt, hört sich das abstrakt an.
Aber ich habe eine
Frage mitgenommen.
Ich war in den letzten Jahren
in über 20 Ländern,
wo es "Paarung in Gefangenschaft" gibt,
und ich fragte die Menschen:
Wann fühlen Sie sich zu Ihrem
Partner am meisten hingezogen?
Nicht nur sexuell angezogen,
sondern zu ihm hingezogen.
Und die Antworten, unabhängig von
Kultur, Religion und Geschlecht,
waren – bis auf eine einzige
Ausnahme –, immer dieselben.
Die 1. Gruppe sagte: "Ich fühle mich zu
meinem Partner am meisten hingezogen,
wenn sie weg ist, wenn wir getrennt
sind, wenn wir uns wiedersehen.
Im Grunde also dann,
wenn ich wieder in der Lage bin,
mich mit meinem
Partner vorzustellen,
wenn wieder Fantasie ins Spiel kommt,
wenn diese in Abwesenheit
oder Sehnsucht wurzelt,
was ein Hauptbestandteil
des Verlangens ist.
Aber die 2. Gruppe ist
noch interessanter:
Ich fühle mich zu meinem Partner
am meisten hingezogen,
wenn ich ihn in seinem Studio sehe,
wenn sie auf der Bühne steht,
wenn er in seinem Element ist,
wenn sie etwas mit Leidenschaft angeht.
Wenn ich ihn auf einer Party sehe
und andere sich zu ihm hingezogen fühlen,
wenn andere sie hofieren.
Im Grunde dann, wenn ich meinen Partner
strahlend und selbstsicher erlebe,
das turnt uns alle
wahrscheinlich am meisten an.
Strahlend im Sinne von souverän.
Ich sehe diesen Menschen
an – übrigens, im Verlangen
reden Menschen selten darüber,
wenn sie in einem Abstand von 5 cm
miteinander verschmelzen.
Ich weiß nicht, wie viel das in Zoll ist. –
Aber die Entfernung darf
auch nicht so groß sein,
dass man den anderen nicht mehr sieht.
Bei einer angenehmen Entfernung
erscheint mein Partner – dieser Mensch,
der mir schon so
vertraut und bekannt ist –
auf einmal wieder geheimnisvoll
und nicht ganz greifbar.
Und in diesem Raum zwischen mir und
dem anderen entsteht die erotische Anziehung,
die Bewegung zum anderen hin.
Denn manchmal – wie Proust sagt –
liegt das Geheimnisvolle
nicht an fremden Orten,
sondern in einem neuen Blickwinkel.
Wenn ich also meinen Partner
eigenständig erlebe und
und er etwas tut, das ihn vereinnahmt,
verschiebt sich einen Moment lang
meine Wahrnehmung,
und ich bin offen für die
Geheimnisse um mich herum.
Ganz besonders wichtig an dieser
Beschreibung des anderen
oder meiner selbst – das ist dasselbe –
besonders interessant ist,
dass es keine Bedürftigkeit
im Begehren gibt.
Keiner braucht den anderen.
Es gibt keine Fürsorglichkeit
beim Verlangen.
Fürsorglichkeit ist mächtige Liebe und
ein starkes Anti-Aphrodisiakum.
Ich habe noch nie jemanden
gesehen, der sich von jemandem
angeturnt fühlt, der ihn braucht.
Jemanden zu begehren ist eine Sache,
jemanden zu brauchen ein Lustkiller.
Frauen haben das schon immer gewusst.
Denn alles, was mit Elternschaft zu tun hat,
verringert gewöhnlich
die erotische Spannung.
Und das hat gute Gründe, nicht wahr?
Und die 3. Gruppe antwortet
gewöhnlich wie folgt:
"Wenn ich überrascht bin,
wenn wir zusammen lachen."
Heute sagte jemand
zu mir im Büro:
Wenn er seinen Smoking trägt
– entweder den Smoking
oder die Cowboystiefel.
Im Grunde, wenn etwas Neues passiert.
Dabei geht es nicht um neue Stellungen,
nicht um ein Repertoire an Techniken.
Bei Neuerungen geht es darum,
welche Seiten man hervorkehrt.
Welche Seiten an einem
werden gerade gesehen?
Denn eigentlich kann man sagen:
"Sex ist nicht, was man tut.
Sex ist ein Ort, den man besucht.
Einen Raum, den man
in sich selbst und mit einem
oder mehreren anderen betritt.
Wohin gehen Sie also,
wenn Sie Sex haben?
Welche Teile von sich
verbinden Sie damit?
Was möchten Sie dort ausdrücken?
Ist es ein Ort der Transzendenz
und spiritueller Vereinigung?
Ist es ein Ort für Ungezogenheit, und ein Ort,
an dem man gefahrlos aggressiv sein kann?
Ist es ein Ort, wo Sie sich
endlich hingeben können
und nicht ständig Verantwortung
für alles übernehmen müssen?
Ist es ein Ort, wo Sie infantile
Wünsche ausdrücken können?
Was kommt da heraus?
Es ist eine Sprache.
Es ist nicht bloß ein Verhalten.
Es ist das Poetische an dieser
Sprache, das mich interessiert.
Deshalb begann ich, den Begriff
der "erotischen Intelligenz" zu erforschen.
Tiere haben Sex.
Das ist ihr Dreh- und Angelpunkt,
das ist Biologie, der natürliche Instinkt.
Wir sind die einzigen,
die ein erotisches Leben führen,
d.h., die menschliche Fantasie
verwandelt unsere Sexualität.
Wir sind die einzigen,
die stundenlang lieben können,
im Himmel schweben,
multiple Orgasmen haben,
ohne dabei jemanden zu berühren,
nur weil wir uns das vorstellen können.
Wir können es andeuten und
müssen es noch nicht einmal tun.
Wir können starke Vorfreude empfinden,
eine Voraussetzung für Verlangen,
die Fähigkeit sich etwas vorzustellen,
als ob es gerade geschieht,
es zu erleben, als ob es passiert,
obwohl gar nichts passiert,
und alles gleichzeitig passiert.
Als ich also anfing,
über Erotik nachzudenken,
begann ich, über die Poesie
im Sex nachzudenken,
und wenn ich sie als Intelligenz sehe,
dann ist es etwas,
das man kultiviert.
Was sind die Zutaten?
Fantasie, Verspieltheit,
Neues, Neugierde, Geheimnisvolles.
Aber der Protagonist ist die Fantasie.
Aber noch wichtiger war für mich
Folgendes: Um zu verstehen,
welche Paare den "erotischen Funken" hatten,
was Begehren fördert, musste ich
zur ursprünglichen Definition
von Erotik zurückkehren,
zur mystischen Definition.
Dazu befasste ich mich
näher mit Trauma –
das ist die andere Seite –
in der Gemeinde,
in der ich aufwuchs.
Das war eine Gemeinde in Belgien,
alles Überlebende des Holocaust.
Da gab es zwei Gruppen:
Die, die nicht gestorben waren, und die,
die wieder zum Leben zurückfanden.
Diejenigen, die nicht gestorben waren,
lebten wie in einem Korsett,
sie konnten nicht mehr
genießen, nicht mehr vertrauen.
Wenn man auf der Hut ist,
besorgt, verängstigt und
unsicher, kann man
den Kopf nicht heben,
abheben, verspielt, geborgen
und fantasievoll sein.
Diejenigen, die zum Leben zurückfanden,
verstanden Erotik als
Gegenmittel zum Tod.
Sie wussten, wie sie sich
am Leben erhalten konnten.
Und wenn ich den Paaren zuhöre,
die keinen Sex haben,
höre ich sie manchmal sagen:
"Ich möchte mehr Sex,"
aber im Allgemeinen
wollen sie "besseren Sex",
und das bedeutet, sich der
Lebendigkeit wieder zuzuwenden,
zu vibrieren, sich zu erneuern;
Vitalität, Eros und Energie,
all das, was Sex ihnen früher gab,
oder was sie sich
davon erhofft haben.
Und dann begann ich, eine
andere Frage zu stellen.
"Ich mache zu, wenn..."
begann jetzt die Frage.
"Ich blockiere mein Verlangen, wenn ..."
was nicht dasselbe ist wie:
"Was mich abturnt ist..." und
"Du turnst mich ab, wenn..."
Und die Leute sagten:
"Ich schalte mich ab, wenn
ich mich innerlich tot fühle,
wenn ich meinen Körper nicht mag,
wenn ich mich alt fühle,
wenn ich keine Zeit für mich habe,
wenn ich nicht einmal Zeit
für einen Termin bei Ihnen hatte,
wenn ich schlecht arbeite,
wenn ich wenig Selbstwertgefühl habe,
wenn ich mich wertlos fühle,
wenn ich glaube, kein Recht
auf Begehren und Nehmen
von Genuss zu haben."
Und dann fragte ich
nach dem Gegenteil:
"Ich komme in die Gänge, wenn..."
Denn meistens
fragen Leute nach:
"Du turnst mich an,
Was mich anturnt ist ...", und ich kann
nichts mehr tun. Verstehen Sie?
Wenn man innerlich tot ist, kann sich der andere
am Valentinstag die größte Mühe geben,
das wird nichts bewirken.
Das steht keiner am Empfang.
(Lachen)
Also: "Ich springe an,
ich wecke mein Verlangen,
ich wache auf wenn ..."
In diesem Paradoxon zwischen
Liebe und Verlangen
ist es verblüffend, dass
genau die Zutaten,
die Liebe nähren –
Gegenseitigkeit, Wechselseitigkeit,
Schutz, Sorge, Verantwortung
für den Partner –
manchmal genau die Zutaten sind,
die das Verlangen ersticken.
Denn Verlangen geht
oft mit Gefühlen einher,
die der Liebe nicht
immer förderlich sind:
Eifersucht, Besitzergreifen,
Aggression, Macht, Dominanz,
Unanständigkeit, Unfug.
Die meisten von uns werden nachts
von genau den Sachen angeturnt,
die sie tagsüber ausdrücklich verpönen.
Der erotische Geist ist
politisch nicht sehr korrekt.
Wenn jeder von uns auf einem
Rosenbett träumen würde,
hätten wir darüber keine so
interessanten Gespräche.
Nein, in unserem Gehirn
geschehen so viele Sachen,
von denen wir nicht immer wissen,
wie wir sie dem geliebten Menschen
näherbringen sollen,
denn wir denken,
dass Liebe Selbstlosigkeit ist,
und Verlangen hat tatsächlich
etwas mit Egoismus
im besten Sinne zu tun:
Die Fähigkeit, bei sich selbst zu sein,
in der Gegenwart eines anderen.
Ich möchte für Sie ein
kleines Bild zeichnen,
denn diesen beiden Bedürfnissen
muss man gerecht werden,
wir werden mit ihnen geboren.
Unser Bedürfnis nach Verbundenheit,
unser Bedürfnis nach Trennung,
oder unser Bedürfnis nach
Sicherheit und Abenteuer,
oder unser Bedürfnis nach
Zusammensein und nach Autonomie.
Wenn Sie an dieses Kind
auf Ihrem Schoß denken,
das sich anschmiegt und
sich wohl und sicher fühlt,
und irgendwann muss jeder von
uns einmal in die Welt hinaus,
um sie zu entdecken und zu erforschen.
Da beginnt dann das Verlangen.
Dieses Erforschen benötigt
Neugierde, Entdeckerdrang.
Und irgendwann dreht es
sich um und schaut dich an.
Wenn du ihm sagst:
"Hey, Kleiner, die Welt ist
ein toller Ort. Hol sie dir.
Es macht so viel Spaß da draußen",
dann können sie sich entfernen und
Verbundenheit und Trennung
gleichzeitig erleben.
Sie können in ihrer Fantasie
loslegen, in ihrem Körper,
frei sein in ihrer Verspieltheit
und gleichzeitig wissen,
dass jemand da ist,
wenn sie zurückkehren.
Aber wenn ihnen jemand sagt:
"Ich mache mir Sorgen. Ich habe Angst.
Ich habe Depressionen.
Mein Partner hat sich lange
nicht um mich gekümmert.
Was ist da draußen so toll?
Haben wir nicht alles, was wir brauchen,
du und ich gemeinsam?"
Dann kommen einige Reaktionen,
die alle von uns sehr gut kennen.
Einige von uns werden zurückkehren,
haben es vor vielen Jahren schon getan,
und dieses kleine Kind, das zurückkehrt,
ist das Kind, das einen
Teil von sich aufgibt,
um den anderen nicht zu verlieren.
Ich verzichte auf die Freiheit,
um die Verbindung nicht zu verlieren.
Und werde lernen, auf
eine gewisse Art zu lieben,
belaste Liebe mit
übermäßiger Sorge,
übermäßiger Verantwortung,
übermäßigem Schutz.
Und ich weiß nicht,
wie ich dich verlassen kann,
um zu spielen oder
Genuss zu empfinden,
um Dinge zu entdecken,
um in mich selbst zu gehen.
Übersetzen wir dies in
die Erwachsenensprache.
Es fängt sehr früh an und geht
in unserem Sexualleben weiter
bis zum Ende.
Kind Nummer 2 kehrt zurück,
guckt aber immer über seine Schulter.
"Wirst du da sein?
Wirst du mich verfluchen?
Wirst du schimpfen?
Wirst du mir böse sein?"
Und sie sind vielleicht gegangen,
jedoch niemals fort.
Und dies sind oft die
Menschen, die dir sagen:
Am Anfang war es ganz heiß.
Denn am Anfang war die
wachsende Intimität
noch nicht groß genug,
um das Verlangen abzuschwächen.
Je enger die Beziehung wurde,
je verantwortlicher ich mich fühlte,
umso weniger konnte ich
in deiner Nähe loslassen.
Das dritte Kind kommt
eigentlich gar nicht zurück.
Wenn man also Verlangen erhalten will,
ist da ein echter Widerspruch.
Auf der einen Seite will man
Sicherheit, damit man gehen kann.
Auf der anderen Seite kann man kein
Vergnügen finden, wenn man bleiben muss.
Dann kommt man nicht zum
Höhepunkt, hat keinen Orgasmus,
wird nicht erregt, weil man die Zeit
im Körper und im Kopf des anderen verbringt
und nicht in seinem eigenen.
In diesem Dilemma der Aussöhnung
dieser zwei grundlegenden Bedürfnisse
habe ich ein paar Sachen begriffen,
die erotische Paare machen.
Erstens haben sie viel
sexuelle Privatsphäre.
Sie wissen, dass es einen
erotischen Raum gibt,
der jedem alleine gehört.
Sie wissen ebenfalls,
dass man das Vorspiel
nicht 5 Minuten vor dem Akt macht.
Das Vorspiel beginnt vielmehr direkt
nach dem vorangegangenen Orgasmus.
Sie wissen auch, dass der erotische Raum
nicht bedeutet, den anderen zu streicheln.
Es geht darum, einen Ort zu schaffen,
wo man die Firma hinter sich lässt,
vielleicht auch sein Fitnessprogramm vergisst.
(Lachen)
Dann betritt man wirklich den Raum,
wo man damit aufhört,
ein braver Bürger zu sein,
der sich um andere kümmert
und verantwortungsbewusst ist.
Verantwortungsbewusstsein und
Verlangen mögen sich nicht.
Sie können nicht gut miteinander.
Erotische Liebespaare wissen, dass
Leidenschaft kommt und geht.
Wie der Mond mit gelegentlichen Finsternissen.
Aber sie wissen auch, wie sie
sie wiederbeleben können.
Sie können sie sich zurückholen.
Und sie können das,
weil sie einen großen Mythos
demystifiziert haben,
nämlich den Mythos der Spontaneität,
dass das Verlangen schon vom Himmel fallen wird,
während man die Wäsche zusammenlegt,
wie ein Deus ex machina.
Sie haben verstanden, dass
alles, was in einer langen
Beziehung passieren wird,
schon passiert ist.
Verbindlicher Sex ist geplant,
beabsichtigt, gewollt.
Es geht um Fokus und Präsenz.
Frohen Valentinstag.
(Applaus)