rC3 Vorspannmusik
Herald: Willkommen zu unserem letzten
Vortrag am heutigen Abend. Die Lesung von
Qualityland 2.0. Teile dieser Community
scheinen das Buch ja schon zu kennen,
deswegen könnt Ihr ja als hommage an das
Buch auch in der 2D Welt schon eure
Zertifikate als Maschinentherapeuten erwerben.
Es ist der letzte Vortrag heute im RC1 in
anderen Streams geht es dann doch noch
weiter. Unser Sprecher, oder unser
Vorleser in diesem Fall ist Marc-
Uwe Kling, den ihr heute morgen schon kurz
im Opening gesehen habt. Er ist Buchautor,
er ist Kabarettist, er ist der Gewinner
des deutschen Kleinkunst Preises, des
Deutschen Hörbuchpreises. Er hat mit Radio
Fritz den Deutschen Radio Preis gewonnen,
in der Kategorie Comedy. Und er lebt seit
längerem mit einem kommunistischen
Schnappspralinen liebenden wohl schon
pralinen-süchtigen Känguruh
zusammen. Der aber niemand besser Peter,
Gigi und Ping zum Leben erwecken kann.
Viel Spaß mit Marc-Uwe Kling.
Marc-Uwe Kling: So herzlich willkommen zu
später Stunde. Les ich euch etwas vor aus
Qualityland 2.0. Ich springe einfach
mitten rein. Mit ihr wisst es vielleicht,
falls Ihr das Erste gelesen habt, falls
nicht ich erklär ich es euch. Es gibt Werbung
und Nachrichten im Buch und wir fangen an
mit einem Nachrichten Beitrag: Dritter
Weltkrieg. Wir haben gewonnen von News For
You. Gestern Nacht hat sich zwischen 64
Ländern der dritte Weltkrieg erforderlich
gemacht. Unsere automatisierten
Streitkräfte haben ihn als Flash War
geführt und innerhalb von 8 Stunden und 16
Minuten gewonnen. Ein Militär Referent
bezifferte die Anzahl der Toten auf 8
Millionen und ein paar Zerquetschte. Dem
widersprechen lokale Veranstalter, die von
über 33 Millionen Opfern ausgehen. Leider
gab es auch unter unseren Jungs einen
Todesfall. Der Obergefreite Jonas Matrose
tat Dienst im 16. Army Remote Control
Center in der Kleinstadt Fly Over, als er
auf dem Weg zur Toilette über seine
offenen Schnürsenkel stolperte, darum auf
einem Staubsaugroboter ausrutschte und so
ungünstig mit dem Hinterkopf gegen die
Kante seines eigenen Schreibtisches fiel,
dass er sofort tot war. Wir werden sein
Opfer nie vergessen. Hätte er die
Schuhbinde-Maschine von den DNY benutzt,
wäre ihm das natürlich nicht passiert.
DNY: Do Nothing Yourself. Der
Bürgermeister von Fly Over hat heute früh
angekündigt, dass zu Ehren von Jonas
Matrose eine Statue vor dem 16. ARCC
errichtet werden wird. Strittig ist noch,
ob er mit offenen oder gebundenen
Schnürsenkeln abgebildet werden soll. Dem
Staubsaugroboter geht es abgesehen von
einem kleinen Schock gut. Er ist in
Maschinentherapeutischer Behandlung.
Jetzt kommt ein Kapitel und in diesem Buch
ist es so, dass die Kapitel haben
sogenannte Read Bait Headlines. Und die
hier lautet: Nur Leute mit einem IQ über
150 kapieren das folgende Kapitel. Tony
Partei-Chef, der Präsident Qualitylands,
blickt aus dem Panorama Fenster seines
Büros. Der Jetlag von der Reise nach Quon1
sitzt ihm noch in den Knochen. Und jetzt
das. "War das wirklich nötig?" Fragt er.
"Was meinen Sie, Herr Präsident?" Fragt
General Dragqueen. Tony dreht sich zu ihm
um. "Dieser Dritte Weltkrieg, wie ihn die
Medien nennen. War das wirklich nötig?"
"Ich verstehe nicht, wo das Problem
liegt", sagt der General. "Wir haben doch
gewonnen." "Aber zu welchem Preis?", fragt
Tony. "Dreiunddreißig Millionen Tote",
sagt Aisha. "Wir gehen von nur acht
Millionen ...", will der General
korrigieren, aber Aisha bringt ihn durch
einen Blick zum Schweigen. "Und das alles
so kurz vor dem Parteitag!", sagt Tony.
"Als ob ich nicht eh schon unter Druck
stehen würde. Conrad Koch hält seine
Fresse in jede Kamera, fordert Neuwahlen
und verbreitet seine Vermutungen, dass ich
hinter dem Attentat auf John of Us stecke!
Wissen Sie, was das Wort Vermutung heute
bedeutet? Es ist eine Lüge, für die man
nicht verklagt werden möchte!" "Auch in
unserer Partei rumort es gewaltig", sagt
Aisha zum General. "Es wäre also schön,
wenn Sie uns mit ein paar Informationen
versorgen könnten." "Darum frage ich Sie
noch mal", sagt Tony. "War dieser Dritte
Weltkrieg wirklich nötig?" "Nun ja, unsere
Analysten sitzen noch an den Daten und
versuchen zu extrahieren, was die
Entscheidung der Verteidigungsalgorithmen
ausgelöst hat", erwidert General
Dragqueen. "Wir gehen momentan von einer
Ereigniskaskade verschiedenster autonomer
Trigger aus, also Trigger auf unserer
Seite und Trigger auf Seiten der Gegner,
die sich gegenseitig durch ihre
getriggerten Reaktionen auf das Triggern
der Trigger, äh, getriggert haben." "Sie
sollten irgendetwas mit Sprache machen",
sagt Aisha. "Ich glaube, da liegt Ihr
Talent. Als Verteidigungsminister scheinen
Sie mir hingegen fehl am Platz." Auch Tony
schüttelt den Kopf. "Ja, Sie triggern
gleich bei mir was mit diesem Geschwafel.
Sie wissen also nicht, was genau den
Dritten Weltkrieg ausgelöst hat?" "Das ist
nicht ganz korrekt", sagt der General.
"Wir haben das Wissen. Es ist nur noch
nicht aufbereitet." "Sie wollen mir also
ernsthaft verkünden", sagt Tony, "dass an
der Entscheidung, die zum Dritten
Weltkrieg geführt hat, kein einziger
Mensch beteiligt war?" "So kann man das
nicht sagen. Es waren schon Menschen, die
die Vorgaben der einzelnen ..." Der
General räuspert sich. "... Trigger ..."
"Wenn Sie noch einmal Trigger sagen ...",
unterbricht ihn Aisha, "ich schwöre es
Ihnen bei der unpenetrierten Muschi der
Heiligen Jungfrau, dann reiße ich Ihnen
Ihren Trigger ab, stecke ihn in ein
Hotdog-Brötchen und werfe ihn im Zoo den
Säbelzahntigern zum Fraß vor." "Es ist
verboten, die Tiere im Zoo zu fütt...",
beginnt der General. "Obwohl es verboten
ist!", ruft Aisha. "Verstehe ich Ihr
Ablenkungsmanöver richtig?", fragt Tony.
"An der direkten Entscheidung, die den
Krieg ausgelöst hat, in dem Moment, in dem
er ausgelöst wurde, war kein Mensch
beteiligt?" "Ja schon, aber wie stellen
Sie sich das denn auch vor?", fragt der
General. "Haben Sie schon mal bei einer
Partie Blitzschach zugesehen? Es ist
extrem schwer, dem Geschehen zu folgen,
ganz zu schweigen davon, in dieser
Geschwindigkeit Entscheidungen zu treffen.
Und jetzt stellen Sie sich noch vor, nicht
zwei Menschen, sondern zwei Computer
würden gegeneinander Blitzschach spielen.
Schwarz wäre schon schachmatt, bevor Sie
auch nur verarbeitet hätten, dass Weiß
seinen Eröffnungszug gemacht hat." "Aber
warum muss es denn überhaupt Blitzschach
sein?", fragt Toni "Warum muss denn immer
alles so schnell gehen? Vielleicht wäre es
die beste Entscheidung gewesen, relativ
bald nach dem Eröffnungszug ein Remis
anzubieten", sagt Aisha. "Leider gilt
immer noch, was Sunzi vor über 2000 Jahren
in die Kunst des Krieges geschrieben
hat.", sagt der General "Geschwindigkeit
ist die Essenz des Krieges." "Wollen Sie
mir mit Ihrem Trivial Pursuit Wissen
imponieren?", fragt Aisha, "Reden Sie
Klartext." "Es muss so schnell gehen wegen
des OODA Loops", sagt der General.
"Genauso gut hätten Sie sagen können wegen
des Hula Hoops," sagt Tony. "Beides wäre
gleich rätselhaft für mich." "Oder steht
für Observe, Orient, Deside, Act. Also
beobachten, orientieren, entscheiden,
handeln. Diesen Kreis durchläuft jeder
Kriegsteilnehmer immer und immer wieder.
Es ist vorteilhaft, den OODA Loop
schneller zu durchlaufen als der Gegner,
da das eigene Handeln die Situation
verändert. Zwingt man im Idealfall den
Gegner dazu, seinen OODA Loop von vorne zu
beginnen, bevor er überhaupt zum Handeln
gekommen ist. Er muss also die veränderte
Situation erst wieder beobachten und sich
orientieren." "Guter Mann", ruft Tony,
"Wie kann man denn aus - Kann man denn aus
Ihnen keine vernünftige Antwort
herausbekommen? Ich habe doch eine ganz
einfache Frage gestellt Warum entscheiden
Algorithmen über Krieg und Frieden und
nicht ich? Ich bin der gewählte Präsident
von Qualityland, verdammt nochmal" "Der
gewählte Vizepräsident." "Sie begeben sich
auf ganz gefährliches Terrain, Herr
General", sagt Tony, "Haben Sie etwa keine
Lust mehr auf Ihren Job?" "Meine Lust hält
sich tatsächlich in Grenzen." "Nach Ihren
Ausführungen ist mir sowieso nicht ganz
klar, wofür wir überhaupt noch Generäle
brauchen", sagt Aisha, " Was tun Sie denn,
wenn Sie keine kriegswichtigen
Entscheidungen treffen?" "Mein Job ist es,
Leuten wie Ihnen zu erklären, was passiert
ist." "Das machen Sie aber nicht besonders
gut", ruft Tony "Was soll denn das ganze
Gelaber über Hula Hoop?" "Hätten sie
gedient, könnte ich mir die Einführung in
die moderne Militärstrategie sparen."
"Worauf wollen Sie hinaus?, fragt Aishia.
"Unsere Streitkräfte agieren vollständig
autonom." "Ja", ruft Tony, "aber warum?
Warum?" "Wir haben gar keine andere Wahl.
Wenn wir vom Gegner nicht abgehängt werden
wollen. Sehen Sie. Grundsätzlich gibt es
halb autonome Systeme, überwachte autonome
Systeme und vollständig autonome Systeme.
Sie unterscheiden sich dadurch, wie sie
den OODA Loop handhaben. Bei einem halb
autonomen System beobachtet die Maschine.
Sie orientiert sich und entscheidet sich
für eine Handlungsmöglichkeit. Aber bevor
sie tatsächlich handelt, wird die
Entscheidung einem Menschen vorgelegt, der
dann entscheidet, ob die Maschine handeln
sollen. Der Mensch ist in the Loop. Das
Problem dabei ist natürlich, was ich
vorher schon angesprochen habe." "Es hat
Vorteile, den Loop schneller zu
durchlaufen als der Gegner", sagt Aisha.
"Ja, korrekt. Und ein Mensch im Loop
verzögert das Handeln ungemein. Darum sind
unsere Streitkräfte schon sehr früh zu
überwachten autonomen Systemen
übergegangen. Bei diesen ist der Mensch on
the loop. Das heißt, die Maschine
beobachtet, orientiert sich, entscheidet
und handelt selbstständig, wird dabei aber
von einem Menschen überwacht, der
jederzeit eingreifen kann. "Das Problem
dabei ist nur..." "Das Computer
Blitzschach", sagt Tony. "Korrekt", sagt
der General, "offiziell sind unsere
Systeme immer noch alle überwacht, aber in
der Realität treffen sie so schnell
Entscheidungen - müssen sie so schnell
Entscheidungen treffen - um nicht langsamer
zu sein als die Gegner, dass man
eigentlich von vollständig autonomen
Systemen sprechen sollte. Der Mensch ist
out of the loop und deswegen kann ich
Ihnen augenblicklich keinen Menschen
nennen, der weiß, welcher Tri.., welcher
Entscheidungsauslöser die Entscheidung
ausgelöst hat. Für den dritten Weltkrieg,
meine ich." "Stell dir vor, es ist Krieg
und keiner weiß warum", brummt Tony.
"Können Sie mir denn wenigstens sagen,
fragt Aisha, "gegen welche Länder wir
Krieg geführt haben?" "Nun, nicht aus dem
Stehgreif", sagt der General, "aber das
herauszufinden, sollte kein größeres
Problem sein." Aisha blickt ihn
fassungslos an. "Nun, sicherlich, Quan7",
sagt der General, "Alles andere würde mich
verwundern." "Sonnige Strände, faszinierende
Ruinen", murmelt Aisha. "Sehr
wahrscheinlich auch Quan 3, 5 und
8", fährt der General fort, "Schweden."
"Schweden, fragt Tony, "Warum denn
Schweden?" "Nur so ein Gefühl", sagt der
General, Quan 1 hat sich sehr
wahrscheinlich rausgehalten, sonst hätte
das Ganze länger gedauert. Und ehrlich
gesagt hätten wir vielleicht sogar
verloren. Nach allem, was man hört, hat
uns Quan 1 auf dem Gebiet der
künstlichen Intelligenz schon vor Jahren
rechts überholt. Deshalb werde ich nicht
müde zu erklären, dass unser Militär
dringend mehr Geld..." "Sie sind ja in
gleichem Maße forsch wie inkompetent",
sagt Aisha. "Es soll in Quan 1 eine
Autobahn geben, deren Oberfläche aus
Solarpanelen besteht", sagt der General,
"und nicht nur das. Die Autos werden sogar
beim Fahren aufgeladen." "Ja, ja," sagt
Tony "erzählen Sie mir etwas Neues." "Zum
Beispiel darüber, wie es zum bekannten
Dritten Weltkrieg kam", sagt Aisha.
"Unsere Analysten arbeiten unter
Hochdruck." "Sagen Sie Ihren Analysten,
dass Sie um Ihrer selbst Willen einen
verdammt guten Grund für den Dritten
Weltkrieg aus den Daten extrahieren
sollten", schimpft Aisha. "Sagen Sie
Ihnen, dass Sie ohne diesen Grund hier
nicht angestunken kommen sollen. Und wenn
Sie ihn aus dem Arsch extrahieren müssen.
Haben wir uns verstanden?" "Laut und
überdeutlich." General Dragqueen verlässt
das Büro des Präsidenten. "Daten aus dem
Arsch ziehen, lacht Tony, "Anal-ysten
verstehen Sie?" Aisha zieht ganz kurz ihre
Mundwinkel nach oben und lässt sie wieder
fallen. "General Dragqueen", sagt Tony
immer noch lachend. "Bei dessen
Familientreffen würde ich ja gerne mal
Mäuschen spielen. Er steht stramm wie ein
Soldat und ruft: 'Ganze Kompanie
Hüftwackeln.'" Aisha lächelt nicht einmal
mehr aus Höflichkeit. "Na, wie dem auch
sei", sagt Tony, schreiben Sie mir für den
Parteitag eine Rede, warum dieser Krieg
notwendig gewesen ist. Irgendetwas vages
über die Grausamkeit unserer Gegner und
die Notwendigkeit, die Demokratie, die
Freiheit und die Menschenrechte zu
verteidigen. Das Übliche. Sie wissen
schon. Und dass wir das Leben Unschuldiger
retten mussten." "Notfalls durch ihren
Tod." "Ja, irgendsowas". Kriege sind doch
immer gut für amtierenden Präsidenten,
oder nicht?" "Nur wenn sie gewonnen
werden." "Aber gewonnen haben wir ja,
oder?" "Fragen Sie nicht mich" "Und
erwähnen Sie in Ihrer Rede auch lobend den
Trottel, der über seine Schnürsenkel
gestolpert ist." "Unser aller Held" "Wie
hieß er nochmal?" "Jonas Matrose." "Ja ja."
"Haben Sie eigentlich die Pressemitteilung
des Militärs gelesen?", fragt Aisha,
"Gestern Nacht hat sich zwischen 64
Ländern der Dritte Weltkrieg erforderlich
gemacht. Das ist eine Satzkonstruktion,
die den Dingen selbst die Schuld an sich
gibt. Widerlich. Aber brillant." "Schreiben
Sie mir bitte was Besseres" Aisha nickt.
"Es geht vielleicht um mein politisches
Überleben", sagt Tony, "und auch das
Ihre." Er verlässt den Raum und Aisha ist
allein im Büro. "John?", flüstert sie,
"falls Du hier doch noch irgendwie
rumspukst, warum hast du das nicht
verhindert? Warum hast du das zugelassen?"
Tony, kommt zurück. "Ha, ist ja mein
Büro", sagt er kopfschüttelnd, "Sie müssen
gehen. Ich muss bleiben. Verzeihen Sie,
ich bin etwas durch den Wind." "Hmm, sagt
Aisha, "Vielleicht ist es doch gut, dass
Menschen nicht mehr in
Kriegsentscheidungen involviert sind." Eh,
ja ich komme gleich wieder.
Hintergrundgeräusche Einerseits habe ich
mir ein Wasser geholt, aber andererseits
muss ich zugeben, war ich mir nicht ganz
sicher, ob ich auf Record gedrückt habe,
und ich wollte jetzt nicht eine halbe
Stunde in meinem Zimmer sitzen und
niemandem etwas vorlesen. Es gibt hier
nicht nur Werbung und Nachrichten, es gibt
auch so ein paar Influencer, die hier
natürlich ein paar Seiten gekriegt haben.
Das sind Dan & Dan. "Doppel.de, der Mivi-
Kanal von Dan & Dan! Yo Peoples! HIer ist
wieder Dan und der hübsche junge Typ
neben mir ist mein Geclonter Bruder, der
auch Dan heißt!" "Unsere Eltern waren
einfach so krass kreativ." Naja, was heißt
Eltern, also die Wissenschaftler aus Quan
4, die uns illegalerweise gezüchtet
haben." "Aber das ist eine andere
Geschichte." "Genau heute wollen wir euch
nämlich was über Smarms erzählen." "Hast
du eigentlich schon ein Smarm?" "Klar
Mann!" "Erkläre nochmal für Dorfis was ein
Smarm ist." "Na, es ist halt, inzwischen,
ich sag mal Tradition bei Quality Corp,
dass die sich immer, wenn genug Leute ihr
aktuelles Gerät haben, also dass die sich
ein neues Device einfallen lassen, dass
jeder braucht. Nach den Phones, den
Watches, den Pads, den Glasses und den
Ohrwürmern sind es nun eben diese Smarms."
"Smarm ist übrigens ein Kofferwort aus
Smart und Arm." "Wobei die mit Arm das
Körperteil meinen und nicht den
Kontostand, wa?" "Nee, auf jeden nicht
billig die Kacke." "Ein Smarm ist im
Prinzip ein übergroßes
Handgelenksschweißband mit zwei
elastischen Displays. Aber weil
Schweißband mit zwei Displays irgendwie
unsexy klingt, haben die Werbenasen
die Dinge halt Smams genannt." "Fanden sie
wahrscheinlich witzig." "Und wie die
Dinger aussehen könnt ihr hier gucken. Ich
hab mal, halt die mal in die Kamera. Ich
hab nämlich mal 1 links und 1 rechts dran,
voll geil." "Yo Dorfis also in Qualitycity
sind die Dinger der letzte Schrei." "In
der City sieht man darum jetzt voll viele
Leute, die so wirken, als würden sie
konstant auf die Uhr schauen. So wie spät
ist es eigentlich? Und dann voll
Schwierigkeiten, die Uhr zu lesen, weisst
Du, so wirken die." "Voll dumm!" "Ja, voll
dumm." "Du ja also, und wenn man halt
irgendwie so eine ganze Gruppe hat, die
alle auf ihres Smarms glotzen, dann nennt
man die Smarm-Schwarm" "LOL, haste dir das
selber ausgedacht." "Nee, hab ich aus dem
internet." "Internet wasn das? Erklär
doch mal für Dorfis" "Yo das internet. Ich
sag immer: Gute Idee, schlecht umgesetzt."
Noch ein Kapitel aus Qualityland. Dann
lese ich euch noch ein kleines Kapitel aus
dem Känguru vor, dann war's das auch
schon. Irre, wie die Zeit vergeht. Das
Kapitel heißt: Kennst du den witzigsten
Witz der Welt? Er versteckt sich im
folgenden Kapitel. Peter betritt den Raum
mit der Panzerglasscheibe. Dort ist der
Alte gerade damit beschäftigt, Geräte zu
verkabeln. Eine ganz und gar aus der Zeit
gefallene Tätigkeit. So sehr, dass manche
Historiker inzwischen, wenn sie über die
Epoche vor der Gründung von Qualityland
referieren, in Anlehnung an Stein, Bronze
und Eisenzeit von der Kabel-Zeit sprechen.
"Ich hab keine Ahnung wo sie ist", sagt
der Alte zur Begrüßung. Überall um ihn
herum liegen merkwürdige Geräte, seltsame
Teile und Rechner ohne Gehäuse. "Was sind
das für seltsame Teile?", fragt Peter.
"Die sind übrig."sagt der Alte. "Huh?"
"Das sind die Teile, die übrig bleiben,
wenn man etwas auseinander nimmt,
repariert und wieder zusammensetzt."
"Verstehe." "Diese Teile erfüllen keinen
anderen Zweck als Leute wie mich, die sich
erdreisten, Dinge zu reparieren, zu
verwirren." "Die da oben schrecken
wirklich vor gar nichts zurück." "Spar dir
deinen Sarkasmus", sagt der Alte, "Ich
weiß nicht, wo sie ist. Beendet das nicht
unser Gespräch?" "Nun ja, es ist halt so,
dass ich jetzt schon seit Wochen nichts
mehr von Kiki gehört habe-" "Junge,
ich weiß wirklich nicht, wo sie ist. Und
wenn ich es wüsste, würde ich es Dir nicht
sagen." Der Alte krabbelt unter seinem
Schreibtisch hervor. "Was soll das mit dem
Hut?" "Hilft gegen die Überwachung", sagt
Peter. Der Alte blickte ihn skeptisch an.
"Hab ich gelesen", sagt Peter. "Soso. Hast
du gelesen?" "Sie glauben nicht, dass es
etwas bringt." "Es könnte schon
funktionieren, wenn die Welt ein Magrittes
Gemälde wäre und alle denselben Hut
trügen. Aber solange du der Einzige mit
Hut bist, machst du dich damit eher noch
auffälliger. Du weißt schon, wie in einem
alten Krimi. Folgen Sie dem Mann mit dem
Hut." Der Alte lacht. Peter nimmt seinen
Hut ab und legt ihn auf einen Klappstuhl.
Der Blick des Alten fällt auf eines der
vielen Displays auf seinem Schreibtisch
und beginnt zu kichern. "Was ist denn so
witzig?", fragt Peter. "Es ist für einen
Menschen kaum erträglich, einen anderen
lachen zu sehen, ohne den Grund dafür zu
kennen, nicht wahr? Weißt du warum?"
"Nein." "Denn wenn man als einziger nicht
lacht, liegt es vielleicht daran, dass man
der Witz ist." "Und?", fragt Peter, "bin
ich der Witz?" "Diesmal nicht", sagt der
Alte. "Hast du schon von Ray Kurzweil
gehört?" "Ein Kumpel von ihnen?" "Nein,
nein, er ist schon länger tot. Eine kleine
Pointe in sich. Wenn du mich fragst."
Peter guckt nur. "Er hat viel über
Unsterblichkeit durch Technologie
geschrieben und hätte diese auch selbst
gerne erlangt", sagt der Alte. "Hat nicht
geklappt." "War das nicht auch ihr Plan?"
Ja, und noch bin ich nicht tot, oder?
Jedenfalls war Kurzweil ein Autor und
Futurist. Er hat einige clevere Sachen
gesagt, einige dumme und viele wirklich
sehr seltsame. Es war also kein Wunder,
dass Google ihn eingestellt hat. Sein
bekanntestes Buch hieß Die Singularität
ist nahe." "Die was?" "Als Singularität
bezeichnete er den Punkt in der Zukunft,
an dem sie die technologische Entwicklung
durch künstliche Superintelligenz - Ich hab
dir schon mal davon erzählt, du erinnerst
dich?" "Dunkel" "- dermaßen beschleunigt
hat, dass man keine sinnvollen Vorhersagen
über die Zukunft danach machen kann, weil
alles so unfassbar anders sein wird,
verstehst du? Das Eintreffen dieser
Singularität wurde von ihren Propheten,
darunter Kurzweil, übrigens ähnlich oft
weiter in die Zukunft verschoben wie die
Rückkehr des Messias." "Und was ist der
Witz?" "Der Witz geht so: Um nicht ständig
ihre Prognosen korrigieren zu müssen, hat
die Internationale Gesellschaft für
Informationstechnologie, abgekürzt
übrigens IGIT, vorgeschlagen, eine neue,
flexible Zeiteinheit einzuführen. Das
Kurzweil. Und die Pointe ist, dass die
Singularität immer genau ein Kurzweil in
der Zukunft liegt." "Ich finde das nicht
sonderlich witzig", sagt Peter. "Das liegt
nur daran, dass ich dir den Witz erklären
musste", sagt der Alte. "Ich finde ihn
sehr amüsant." "Haben sie sich diesen Witz
selbst ausgedacht?" "Leider nein. Die
Witzmaschine hat ihn gerade ausgespuckt."
"Die Witzmaschine?" "Wo fange ich an?
Weißt du, wie maschinelles Lernen
funktioniert?", fragt der Alte, "Deep
Learning im Besonderen." "So ungefähr."
"Wenn man früher einem Rechner etwas
beibringen wollte, sagen wir mal
Französisch, dann hat man alle Vokabeln
und Grammatikregeln einprogrammiert. Und
natürlich alle unregelmäßigen Verben. Ein
sehr mühsamer Prozess. Das kann Dir jeder
Oberstufenschüler bezeugen. Und trotzdem
waren die Ergebnisse recht bescheiden."
"Wie die in der Oberstufe auch", sagt
Peter "Ja. Aber wenn man heute einem
Rechner Französisch beibringen will, dann
lässt man ihn einfach eine ganze
Bibliothek französischer Texte inklusive
ihrer Übersetzungen fressen und sagt: Den
Rest kriegst du alleine raus." "Korrekt."
"Und so machen sie das mit allem. Wenn Sie
einer Maschine beibringen, wie eine Katze
aussieht. Dann sagen Sie nicht 'Das ist
so ein Tier, das hat spitze Öhrchen, einen
Schwanz und guckt immer arrogant'. Nein,
Sie nehmen einfach ein paar Millionen
Katzenfotos." "Dank den sozialen
Netzwerken gibt's daran ja zum Glück
keinen Mangel." "Und sagen: Das sind
Katzen, kriegt selbst raus, was eine Katze
ausmacht." "Ja und?" "In einem früheren
Leben", sagt der Alte, "da war ich, wie soll
ich sagen, Komiker." "Das erklärt
Einiges." "Das war, bevor so viele meiner
damaligen Kollegen in die Politik gegangen
sind, dass die Profession einen schlechten
Ruf bekam. Jedenfalls hatte ich irgendwann
eine kleine Schaffenskrise, weil die
Zustände so absurd geworden waren, dass
man sie nur noch schwer überspitzen
konnte. In dieser Situation hatte ich die,
wie es mir damals schien, brillante Idee,
eine Witzmaschine zu bauen. Ich zeugte mir
ein neuronales Netzwerk und fütterte es
mit allen Pointen, die ich im Netz finden
konnte. Bald hatte ich eine Maschine, die
erkannte, wenn etwas witzig war. Ich aber
wollte eine Maschine, die sich einen Witz
ausdachte. Und dann nicht irgendeinen Witz,
sondern den perfekten Witz. Und jetzt wird
es interessant." "Ich hatte die Hoffnung
schon aufgegeben." "Zurück zur Katze",
sagt der Alte, "als man den Computern
durch Deep Learning beigebracht hatte,
eine Katze zu erkennen, kamen ein paar
findige Forscher auf die lustige Idee, den
Computer zum Künstler zu machen und ihn
auf Basis seines neu erworbenen Wissens
Katzen malen zu lassen. Das Ergebnis war,
nun ja, überraschend." Der Alte deutet auf
ein Bild an seiner Wand. Schwarze und
weiße Pixel, scheinbar sinnlos verteilt.
Unter das Bild hat der Alte per Hand,
C'est n'est pas un chat geschrieben. "Das
ist auch keine Katze", sagt Peter. "Ja,
das dachten die enttäuschten Forscher
auch", sagt der Alte. "Aber jetzt kommt
die Pointe. Als sie dieses Pixel Chaos
ihrer Bilderkennung Software vorsetzen,
der benannte diese, was sie sah, mit 99
prozentiger Wahrscheinlichkeit als Katze.
Und mehr noch sie legten das Pixel Chaos
auch anderer Bilderkennung Software vor.
Software, mit deren Entwicklung sie nichts
zu tun hatten. Und was soll ich sagen? Die
Maschinen waren sich einig, dass auf
diesem Bild eine Katze zu sehen ist."
"Irre." "Das Problem dabei ist nicht, dass
die Software mal Fehler macht, da sie
vielleicht einen Fuchs mit einer Katze
verwechselt. Das könnte auch einem
Menschen passieren." "Das Problem ist,
dass der Fehler, ein Pixel Chaos mit einer
Katze zu verwechseln für uns nicht einmal
mehr nachvollziehbar ist.", sagt Peter
"Korrekt." "Und sie haben der Maschine
gesagt, sie soll selber Witze erfinden."
Der Alte nickt. "Natürlich waren viele der
Witze rassistisch und noch mehr waren
sexistisch. Das ließ sich aufgrund der
vorhandenen Datenlage kaum vermeiden. Aber
die allermeisten Witze waren einfach nur
sehr, sehr merkwürdig." Der Alte kratzt
sich an der Nase. "Also habe ich ein paar
Änderungen vorgenommen. Ich sagte, der
Witzmaschine sie soll mir nicht immer neue
Witze ausspucken. Ich habe ihr gesagt, sie
soll mir den besten Witz aller Zeiten
erzählen." Der Alte machte eine Pause.
"Und?", frag Peter. "Der Mann, zwei
Pandas, Plitsch Platsch, 13, Sand, Augen
zu. Bumm", sagt der Alte. Peter blinzelt
ihn leer an. "Das ist nicht witzig", sagt
er. "Ist er das wirklich nicht? Oder sind
wir nur zu doof, es zu verstehen?" "Es ist
wirklich nicht witzig." "Das glaub ich
nicht", sagt der Alte und schlägt mit der
Faust auf den Tisch. "Irgendwo zwischen
diesen scheinbar sinnlosen Wörtern hat
sich der beste Witz der Welt versteckt und
ich werde ihn finden. Ich will Ihnen
zumindest erklärt kriegen." "Ich dachte
immer, sie arbeiten an irgendeinem
geheimen, wahnsinnigen Großprojekt."
"Nun ja, ein bisschen wahnsinnig ist es
schon." "Wenn ich ehrlich bin, habe ich
immer gehofft, Ihr Plan wäre es, das ganze
Internet zu löschen. Tabula rasa, ein
Neustart." "Das ganze Internet löschen?",
fragt der Alte erstaunt. "Und du denkst,
ich sei wahnsinnig? Ich gebe zu, ich bin
kein Fan mehr. Aber wenn jemand zum
jetzigen Zeitpunkt das Internet löschen
würde, dann bräche hier alles zusammen,
Junge, katastrophale Zustände wären die
Folge. Du musst dir das Internet wie eine
schwere rostige Eisenklinge vorstellen,
die dir jemand in den Leib gerammt hat.
Sicher, es ist unangenehm damit
herumzulaufen. Aber wenn du sie heraus
ziehst, wirst du sofort verbluten." "Wo
nehmen Sie nur immer diese positiven,
lebensbejahenden Metaphern her?", fragt
Peter. "Haben Sie da auch eine Maschine,
die die kreiert?" "Nein, die sprudeln
einfach so aus mir heraus." A propos
Sprudel. Ja, ich sag schon mal vielen
Dank fürs Zuhören. Ich wünsche Euch ein
besseres 2021 als 2020 war. Noch eine
kleine Kängurugeschichte zum Schluss. Sie
heißt: Balkon Beobachtungen. Ich reibe mir
die Augen und nehme einen großen Schluck
Kaffee. In unserer Küche läuft das Radio.
Vermutlich habe ich es angemacht, damit
ich gleich morgens schlechte Laune kriege.
"Laut Insiderberichten", sagt der
Nachrichtensprecher, "forderte
Bundeskanzlerin Angela Merkel heute auf
der CDU Klausurtagung einen nachhaltigeren
Umgang mit dem Internet. Wenn man die
ganze Zeit immer nur Sachen runterlade,
sei irgendwann halt nichts mehr da, so
Merkel wörtlich." Das Känguru stürmt in
die Küche und ruft: "Los, komm, komm mal
schnell auf den Balkon." Gleich darauf
stehen wir auf dem Balkon und schauen zwei
Leuten im Haus auf der anderen
Straßenseite zu, die bei offenem Fenster
Sex haben. Das ist zwar nicht sonderlich
spannend, aber es ist wie bei YouTube.
Wenn es erst mal läuft, zwingt einen eine
Mischung aus Neugier und Entsetzen
hinzugucken. "Was ist das?", frage ich und
deute auf das linke Ende des Hautfarbenen
Knäuels. Ein Arm oder ein Bein?" Das
Känguru holt ein Fernglas aus seinem
Beutel. "Ein Bein", sagt es. Ich nehme mir
das Fernglas und blicke hindurch. Kurz
sehe ich ein Gesicht. "Ha!", rufe ich.
"Die kenn ich. Den habe ich mal bei Herta
getroffen. Der ist Datenschutzbeauftragter
bei Google Deutschland." "Ernsthaft?,
fragt das Känguru. "Klingt wie
Abrüstungsexperte bei Heckler und Koch."
Es zieht eine Kamera und ein Stativ aus
seinem Beutel und beginnt zu filmen. "Ich
habe im Internet gelesen", sagt es, "dass
es in den USA, Seminare gibt, in denen man
lernt, wie man anderen unauffällig beim
Sex zugucken kann." "Schon der erste Teil
deiner Geschichte lässt mich gehörig an
ihrem Wahrheitsgehalt zweifeln", sage ich.
"Du hast irgendwo im Internet gelesen,
dass es irgendwas in den USA geben soll.
Anfang der 90er hättest du mich mit so
einem Einstieg vielleicht beeindruckt."
"Aber das hier stimmt!", sagt das Känguru,
"Man bekommt am Ende von den
Spannerseminaren sogar seine
Leistung bescheinigt.
Und wenn man
bestanden hat ein Zertifikat.""Das heißt,
da sitzt da einer im Baum und spannt, und
wenn er plötzlich entdeckt wird, zeigt er
seine Bescheinigung und sagt. Keine Angst,
ich bin Profi." "Ja, und daraufhin sind
bestimmt alle Anderen erleichtert, sagen
'Ach so, na dann.'" Das Knäuel im Haus
gegenüber löst sich schon wieder
voneinander. Als der Mann zu
uns hinüber blickt, zieht das Känguru
Wärtungsblöcke aus seinem Beutel. Ich
vergebe eine freundliche 4,2. Das Känguru
gibt nur eine 2,9. Der Mann sieht sehr
verblüfft aus. "Zu kurz", ruft das Känguru
erklärend, "zu wenig originell." "Ich weiß
nicht, ob wir den Part mit dem unauffällig
sein bestanden hätten", sag ich. "Was soll
das?", ruft der Typ verärgert, "Wie wäre
es mit ein bisschen Privatsphäre?" "Wer
nichts zu verbergen hat, braucht auch
nichts verheimlichen", ruft das Känguru.
Danach hält es ein Schild in die Höhe, auf
dem Groß Fitness-Center steht und ruft:
"Wir sammeln deine Daten nur, um dir für
dich passendere Werbung vorschlagen zu
können." Danke! Bis bald.
rC3 Abspannmusik
Untertitel erstellt von c3subtitles.de
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