WEBVTT

00:00:01.119 --> 00:00:06.501
Es ist beeindruckend, wie stark eine Idee
eine Gesellschaft und ihre Politik formen kann.

00:00:06.640 --> 00:00:08.687
Zum Beispiel diese:

00:00:08.718 --> 00:00:14.617
Wenn Reiche stärker besteuert werden,
werden weniger Jobs geschaffen.

00:00:14.880 --> 00:00:19.046
Ein Glaubensgrundsatz für Republikaner,
der selten von Demokraten angefochten wird,

00:00:19.432 --> 00:00:22.617
hat die politische Landschaft stark geformt.

00:00:23.032 --> 00:00:27.506
Doch manchmal sind die Ideen, 
derer wir uns so sicher sind, grundfalsch.

00:00:27.600 --> 00:00:29.945
Denken Sie nur: Tausende von Jahre

00:00:30.173 --> 00:00:32.851
glaubte man, dass die Erde 
das Zentrum des Universums ist.

00:00:33.034 --> 00:00:34.880
Ist sie nicht.

00:00:35.035 --> 00:00:39.235
Und ein Astronom, der heute noch davon überzeugt ist, 
würde ziemlich miese Astronomie vorlegen.

00:00:39.466 --> 00:00:44.279
Ebenso macht ein Politiker, 
der an Reiche als Job-Schaffende glaubt,

00:00:44.463 --> 00:00:49.658
die daher nicht besteuert werden dürfen,
ziemlich schlechte Politik.

00:00:50.074 --> 00:00:53.261
Ich habe Dutzende Firmen gestartet
oder aus der Taufe gehoben

00:00:53.538 --> 00:00:56.376
und zunächst viele Leute eingestellt,

00:00:56.483 --> 00:01:01.105
doch wenn sich niemand 
unser Produkt hätte leisten können,

00:01:01.243 --> 00:01:05.661
dann wären all diese Firmen 
und all diese Jobs wieder verpufft.

00:01:05.892 --> 00:01:09.956
Daher kann ich mit Sicherheit sagen, 
dass reiche Leute keine Jobs schaffen.

00:01:09.956 --> 00:01:12.346
Noch tun es Unternehmen, egal wie groß.

00:01:12.530 --> 00:01:16.903
Jobs sind die Konsequenz 
eines lebensähnlichen Feedbackkreislaufs

00:01:17.010 --> 00:01:19.582
zwischen Kunden und Unternehmen.

00:01:19.828 --> 00:01:27.790
Und nur Konsumenten können diesen virtuellen Kreis
zunehmender Nachfrage und Einstellungen lostreten.

00:01:28.221 --> 00:01:34.605
So gesehen erschafft ein durchschnittlicher Konsument 
eher Jobs als ein Kapitalist wie ich.

00:01:34.928 --> 00:01:38.133
Wenn Geschäftsleute sich die Lorbeeren 
fürs Erschaffen von Jobs einstreichen,

00:01:38.348 --> 00:01:42.149
ist das also ein bisschen so, als würde sich
ein Eichhörnchen als Urheber der Evolution rühmen.

00:01:42.256 --> 00:01:44.810
Eigentlich ist es andersherum.

00:01:45.040 --> 00:01:49.427
Wer je ein Unternehmen betrieben hat,
weiß, dass mehr Leute einstellen

00:01:49.688 --> 00:01:52.885
eher der letzte Ausweg für Kapitalisten ist.

00:01:53.131 --> 00:01:58.440
Das tun wir, wenn, und nur wenn, 
steigende Nachfrage es verlangt.

00:01:58.733 --> 00:02:04.739
"Wir erschaffen Jobs" ist in diesem Kontext
also nicht nur falsch, sondern unehrlich.

00:02:04.986 --> 00:02:07.904
Daher ist unsere aktuelle Politik so verdreht.

00:02:08.289 --> 00:02:12.827
Wenn die größten Freibeträge und 
die niedrigsten Steuersätze den Reichen nützen,

00:02:13.012 --> 00:02:15.103
alles im Namen der Erschaffung von Jobs,

00:02:15.210 --> 00:02:17.865
dann passiert nur eins:
Reiche werden Reicher.

00:02:18.343 --> 00:02:23.402
Seit 1980 hat sich die Einkommensverteilung
für die oberen 1 % der Amerikaner mehr als verdreifacht,

00:02:23.402 --> 00:02:27.276
während unsere effektive Steuerrate 
um 50 % gesunken ist.

00:02:27.276 --> 00:02:33.566
Wäre es wahr, dass niedrige Steuern und mehr Reichtum
für Wohlhabende zur Arbeitsplatzschaffung führte,

00:02:33.566 --> 00:02:42.397
dann würden uns heute die Jobs bis zum Hals stehen.
(Lachen) (Beifall) Danke.

00:02:42.397 --> 00:02:47.234
Und doch sind Arbeitslosigkeit und
Unterbeschäftigung so hoch wie nie.

00:02:47.234 --> 00:02:50.966
Ein weiterer Grund, 
wieso diese Idee so irrig ist, ist der,

00:02:50.966 --> 00:02:54.876
dass es nie genügend Superreiche geben kann,
um eine große Wirtschaft aufrechtzuerhalten.

00:02:55.060 --> 00:02:59.526
Jemand wie ich verdient das Hundert- oder
Tausendfache des durchschnittlichen Amerikaners.

00:02:59.526 --> 00:03:02.899
Doch ich kaufe nicht 
100- oder 1000-mal so viel.

00:03:03.437 --> 00:03:06.949
Meine Familie hat drei Autos, nicht 3000.

00:03:07.195 --> 00:03:10.719
Ich kaufe im Jahr ein paar 
neue Hosen und Shirts, wie die meisten.

00:03:10.826 --> 00:03:12.925
Manchmal gehen wir mit Freunden essen.

00:03:13.371 --> 00:03:17.244
Ich kann von nichts genug kaufen, 
um auszugleichen,

00:03:17.336 --> 00:03:19.985
dass Millionen unter- oder 
nichtbeschäftigter Amerikaner

00:03:19.985 --> 00:03:23.793
weder neue Autos, noch neue Kleidung kaufen können,
geschweige denn essen gehen.

00:03:23.978 --> 00:03:29.309
Noch kann ich den abnehmenden Konsum
der Mehrheit von Mittelklassefamilien ausgleichen,

00:03:29.540 --> 00:03:32.701
die gerade mal durchkommen, 
in die Enge getrieben von steigenden Kosten

00:03:33.116 --> 00:03:36.099
und stagnierenden oder sinkenden Löhnen.

00:03:36.376 --> 00:03:38.465
Hier ist ein verblüffender Fakt:

00:03:38.635 --> 00:03:44.777
Wenn die amerikanische Durchschnittsfamilie 
heute denselben Einkommensanteil wie 1970 hätte,

00:03:44.931 --> 00:03:47.457
würden sie 45.000 US-Dollar mehr pro Jahr verdienen.

00:03:47.657 --> 00:03:50.996
Wie stünde unsere Wirtschaft wohl da,
wenn es so wäre!

00:03:50.996 --> 00:03:54.309
Bedeutende Privilegien sind Menschen 
wie mir zuteil geworden, Kapitalisten,

00:03:54.432 --> 00:03:58.744
weil sie im Zentrum des wirtschaftlichen Universums
als Jobschaffende wahrgenommen werden.

00:03:58.913 --> 00:04:01.276
Unsere Sprache und Metaphern verraten viel

00:04:01.569 --> 00:04:05.525
über die aktuellen sozialen und
wirtschaftlichen Gefüge.

00:04:05.972 --> 00:04:09.933
Von "Jobs schaffen" ist es nicht weit zum "Erschaffen".
(Deutlicher noch im Englischen: "Schöpfer")

00:04:10.164 --> 00:04:14.868
So eine Sprache wurde 
nicht aus Versehen gewählt,

00:04:14.991 --> 00:04:19.445
und ehrlich: wenn jemand wie ich
sich selbst "Job-Schöpfer" nennt,

00:04:19.445 --> 00:04:21.628
dann beschreiben wir nicht
die Wege der Wirtschaft,

00:04:21.766 --> 00:04:27.905
sondern wir legen hauptsächlich fest, was für
einen Status und Privilegien wir für uns erwarten.

00:04:28.444 --> 00:04:29.999
Apropros Sonderprivilegien:

00:04:30.230 --> 00:04:33.585
Die himmelschreiende Differenz 
zwischen dem 15-prozentigen Steuersatz,

00:04:33.662 --> 00:04:38.990
den Kapitalisten auf übertragenen Zins,
Dividenden und Kapitalerträgen zahlen,

00:04:39.313 --> 00:04:44.314
und Höchstzinssatz von 35 %, den normale
Amerikaner auf ihre Arbeit zahlen müssen,

00:04:44.699 --> 00:04:48.562
ist ohne ein bisschen Vergöttlichung
schwer zu erklären.

00:04:48.793 --> 00:04:51.480
Seit 30 Jahren haben wir's verdreht.

00:04:51.865 --> 00:04:54.659
Reiche Leute wie ich schaffen keine Jobs.

00:04:54.967 --> 00:05:01.727
Jobs sind die Folge einer ökosystemischen Feedbackschleife
zwischen Kunden und Unternehmen.

00:05:02.004 --> 00:05:09.779
Und wenn es der Mittelklasse gut geht, wachsen Unternehmen
und stellen ein, und Besitzer profitieren.

00:05:09.779 --> 00:05:14.488
Daher ist das Besteuern der Reichen 
für Investitionen, die allen nutzen,

00:05:14.488 --> 00:05:18.695
ein fantastischer Deal 
für die Mittelklasse und die Reichen.

00:05:18.695 --> 00:05:22.279
Meine Damen und Herren, 
hier also eine Idee mit Verbreitungswert:

00:05:22.279 --> 00:05:28.113
In einer kapitalistischen Wirtschaft sind die wahren Arbeitsplatzschaffenden Konsumenten der Mittelklasse.

00:05:28.113 --> 00:05:34.696
Und das Besteuern der Reichen, um mit Investitionen
die Mittelklasse wachsen und gedeihen zu lassen,

00:05:34.696 --> 00:05:37.254
ist das geschickteste, was wir tun können,

00:05:37.254 --> 00:05:40.905
für die Mittelklasse, 
für die Armen und für die Reichen.

00:05:40.905 --> 00:05:42.777
Danke.

00:05:42.777 --> 00:05:46.777
(Beifall)