34C3 Vorspannmusik
Herald-Engel: Ja, genau darum wird es in
diesem Talk gehen, um Bits und Bytes auf
dem Acker, um 0en &1en in der
Landwirtschaft. Fritz - Dietrich Burghardt
hat sich das mal genau angeschaut und wird
uns in diesem Talk jetzt erklären, was
State of the Art im Bereich IT und
Landwirtschaft ist. Einen ganz herzlichen
Applaus bitte für Fritz -
Dietrich Burghardt.
Applaus
Burghardt: Ja, danke, Kata, für die
schöne Anmoderation. Spannend zu sehen,
dass es hier auch Softwareentwickler aus
der Landwirtschaft gibt. Zum Glück waren
das nur so drei, vier. Dann kann ich dem
Rest ja sogar noch was erzählen. Genau.
Kurz noch ein bisschen was zu meiner
Person: Ich hab im Bachelor ökologische
Agrarwissenschaften an der Uni Kassel
studiert, hab mich dort mit
umweltökologischen und landtechnischen
Fragestellungen beschäftigt, außerdem auch
die zukünftige Entwicklung der
Landwirtschaft, in die ich.. auf die ich
in diesem Talk eigentlich auch gern noch
eingehen möchte, um dann am Ende auch noch
mit euch darüber ins Gespräch zu kommen.
Aktuell studiere ich einen Master an der
Hochschule Osnabrück, nennt sich Precision
Plant Management, beschäftigt sich viel
mit Sensortechnik, Landtechnik, Ertrags-
Modellen und, ja, ist ganz spannend, ist
ziemlich nerdig. Ich habe so ein bisschen
aufgeteilt: Was können wir bereits? Wollte
ich mal euch so einen kleinen Input geben.
Wir können bereits mechanische
Bodenschonung machen. Das ist ganz ohne
Software. Das geht rein mechanisch. Die
Maschinen können sich verschieben, dass
sie sozusagen den Boden mehr schonen, oben
links sieht man mal einen.. das ist dann
wieder mit Software entstanden, das ist
ein GIS Mitschnitt, wo sozusagen ein Bauer
einmal im Jahr über sein Feld gefahren
ist. Die weißen Stellen sind die, die
nicht befahren sind. Jetzt ist natürlich
so eine Landmaschine, wie ihr sie dann
unten rechts seht, ziemlich schwer. Das
findet der Boden also
eigentlich ziemlich blöd.
lacht
Dazu macht man sich halt in der
Landtechnik dann quasi Gedanken, werde ich
später auch noch drauf kommen. Eine
Technik ist z.B., dass man Fahrraum und
Wuchsraum voneinander trennt. Das seht
ihr unten links an dem Bild. Man legt
sozusagen feste Fahrspuren im Acker an.
Unter anderem habe ich dazu meine
Bachelorarbeit geschrieben. Auch für ein
großes Landtechnik-Unternehmen. Deswegen
kann ich den Vortrag auch erst dieses Jahr
halten, die wollten nämlich letztes Jahr
nicht, dass ich hier spreche. Genau. Was
können wir noch? Wir können das sogenannte
Platooning anwenden, das ist dann schon
ein bisschen nerdig, weil wir haben dabei
sozusagen zwei Maschinen. Ganz reguläre
Maschinen, die von einem Fahrer gesteuert
werden. Die werden sozusagen mit einer
elektronischen Deichsel verbunden. Hat die
Firma AGCO bzw. Fendt entwickelt. Lässt
sich allerdings leider nur schwierig
umsetzen. Vor allen Dingen in Europa und
Deutschland, einfach aus juristischen
Gründen. Die Frage ist dabei: wie bekommen
wir die zweite Maschine ohne Fahrer aufs
Feld? Das ist zu aufwendig, und ja,
landwirtschaftliche Mitarbeiter sind nicht
so teuer, deswegen ist das sozusagen jetzt
erstmal in der Schublade verschwunden.
Allerdings wird das sicherlich wieder
rausgeholt werden, wenn wir da noch zu ein
paar anderen Techniken kommen. Finde ich
aber ziemlich spannend. Dass sich das..
das wurde schon vor ein paar Jahren
entwickelt. Was es auch schon relativ
lange gibt, jetzt so ungefähr so seit '99,
2000, ist also eigentlich fast schon ein
alter Hut: automatische Spurführung
mittels GPS und RTK. Ihr seht oben rechts,
wie genau das sein kann. D.h. wir können
sozusagen die Landmaschinen bis auf 2,5 cm
genau auf dem Feld steuern. Das kostet
allerdings ein bisschen Geld. Das
sogenannte SF1 Signal, was ihr dort seht,
das ist dann wiederum kostenlos, bietet
auch schon so mit 26 cm eine ganz gute
Genauigkeit, reicht aber z.B. dann halt
für hochpräzise Landwirtschaft eigentlich
nicht mehr aus. Unten links seht ihr mal
so.. hab ich mal so eingestellt, einfach
damit ihr mal seht, wie eine, ja,
Traktorkabine, bzw. der sogenannte
Kommando-Arm mittlerweile in einer
Traktorkabine aussieht. Das können auch
noch mehr Bildschirme werden. Genau. Wir
können auch Echtzeit-Ertragskartierung
machen, ziemlich spannendes Thema. Der
Mähdrescher fährt und zeichnet direkt eine
Karte auf: wo habe ich was geerntet zu
welcher Qualität. Diese Dateien werden
teilweise auch in Echtzeit an mobile
Anwendungen, an Webportale geschickt und
können direkt von anderen Fahrern oder
auch dem Farmer selber abgerufen werden.
Mit dieser.. mit diesen Karten, die kann
man dann in einem Farm Management System
oder in einem GIS-System bearbeiten, kann
Informationen ableiten, z.B. wenn über
viele Jahre immer dauerhaft rote Bereiche
auftreten. Wenn man das dann in der Arbeit
mit Applikationskarten verknüpft. Ihr seht
dort links die verschiedenen Techniken,
die da zum Einsatz kommen. Luftbilder,
die.. es gibt mehrjährige Biomasse-Karten,
die werden erstellt, teilweise per Drohne
oder auch per Satellit.
Leitfähigkeitsmessung wird durchgeführt,
da fährt dann meistens so ein ganz
witziger.. so ein witziger Wagen, gezogen
von einem Geländewagen ziemlich schnell
übers Feld und misst die elektrische
Leitfähigkeit. Dadurch kann man dann auch,
mit Hilfe von alten Informationen, also
z.B. der Bodenschätzung, sehr gut - und
natürlich der Erfahrung des
Bewirtschafters - sehr gut Informationen
ableiten. Zusätzlich kann man halt, wie
ihr unten rechts seht, auch noch
landtechnische Lösungen mit einbinden.
Dieser Vorbau an dem Traktor ist ganz
spannend. Der misst nämlich das Blattgrün
der Blätter und kann über die.. über die
Stärke des Blattgrüns Aussagen zur
Pflanzengesundheit treffen. Ziemlich
spannend. Diese gesammelten Daten können
direkt im Trekker verarbeitet werden und
hinten dann, am Düngerstreuer kann
sozusagen die ausgebrachte Düngermenge in
Echtzeit reguliert werden. Wenn man sich
jetzt überlegt, dass der Traktor ungefähr
mit 14 bis 18 km/h übers Feld fährt, finde
ich das schon ziemlich cool. Was wir auch
können: Transformer-Mähdrescher bauen. Das
ist jetzt ein aktuelles Modell, ein
aktuelles Modell der Marke Fendt, sieht
ziemlich transformermäßig aus, will ich
aber eigentlich gar nicht so hin, viel
interessanter sind eigentlich die beiden
Bilder daneben. Das sind jetzt sozusagen
einfach mal so Schaubild-mäßig 3D Modelle
der Innen.. des Innenlebens, unten eines
Mähdreschers, oben eines Feldhäckslers.
Diese Maschinen können sich mittlerweile
komplett selber einstellen. Der Motor, das
Motorsteuergerät gibt Informationen, wie
viel Leistung er bereitstellen kann und
die Maschine kann sich dabei komplett
selber kalibrieren. Ich hatte gestern mit
Frank noch meinen Vortrag durchgesprochen
und er hatte mir erzählt, dass die Firma
Claas vor ein paar Jahren, und damit haben
die gar nicht so viel Werbung gemacht,
sind die zu einer Mähdrescher-
Weltmeisterschaft - also das gibt es
wirklich - gefahren und haben sozusagen
ihre autonome.. ihren autonomen
Mähdrescher gegen den weltbesten Fahrer
antreten lassen und sie haben ihn zum
ersten Mal geschlagen.
Lachen
Das ist schon ziemlich spannend.
Zusätzlich können wir z.B. jetzt auch bei
einem Feldhäcksler, das wurde z.B. auch in
Witzenhausen an meiner Bachelor Hochschule
erforscht, können wir z.B. die
Messerschärfe hören im Häckselprozess. Das
ist ziemlich spannend, wenn man überlegt,
dass z.B. diese.. von dem oberen rechten
Schaubild diese rote - rötliche -
Messertrommel, das ist die Messertrommel..
wenn man überlegt, dass die mit 18[000]
bis 22.000 Touren die Minute dreht, können
wir dort an der Gegenschneide mit
Mikrofonen z.B. die Schärfe hören.
Zusätzlich können wir z.B. auch, jetzt
unten in dem Schaubild, den Besatz, also
die.. den Dreckigkeits-Grad des Getreides
erkennen. Das ist wiederum wichtig, um
dann z.B. Entscheidungen zu treffen: wo
oder wie lagern wir das Getreide, ein
müssen wir das reinigen, ist es überhaupt
lagerfähig, können wir überhaupt
dreschen? Genau. Hatte ich vorhin schon
kurz angesprochen, dass sozusagen die
Karten, die wir in Echtzeit erstellen,
dann natürlich online dokumentiert werden
können. Dabei findet ein reger Austausch
statt unter den verschiedenen Devices.
Interessant daran ist, das kostet
natürlich alles Geld, Erzeugerpreise sind
niedrig, Landwirtschaft..
Lebensmittelpreise sind auch im Keller,
dann halt eine.. ist es natürlich spannend
zu sehen, dass jetzt für Deutschland.. wie
dokumentieren die Bauern ihre
durchgeführten Feldarbeiten? Nur 34 %
benutzen bisher Software. Weil die guten,
die wirklich guten Softwarelösungen kosten
Geld, da sind die Bauern teilweise noch
nicht bereit, das zu bezahlen. Wenn man
sich jetzt allerdings überlegt, dass mir
mehrere Bauern gesagt haben, dass die
Büroarbeit in dem eigentlichen Bauern-
Dasein fast 70 % ausmacht, dann ist das
eigentlich krass. Mit diesen.. also, es
muss jeder Vorgang.. muss dokumentiert
werden, um sozusagen auch in die Lage
versetzt zu werden, EU-Agrarsubventionen
zu bekommen. Muss einfach alles
dokumentiert werden, auf zehn Jahre
gespeichert werden, ganz ähnlich wie beim
Finanzamt. Ich bin der Meinung, dort gibts
auf jeden Fall auch recht leicht noch
Automatisierungs-Potenzial, dass man am
Ende einfach die Maschine vielleicht mit
dem Web-Portal verknüpft, usw. Vielleicht
können wir da später gleich mal noch ein
wenig ins Gespräch kommen. Auch sehr
interessant: wir können Inhaltsstoffe
messen. Wir können Inhaltsstoffe messen,
dieser graue Kasten oben links ist ein
NIR-Sensor, entwickelt von der Firma
Zeiss. Und dieser kann im Gutstrom eines
Feldhäckslers, der Mais häckselt oder eine
Wiese mäht, den Trockensubstanz-Gehalt
bestimmen und darüber auch Aussagen zu den
geernteten Qualitäten treffen.
Gleichzeitig können wir, wenn man diesen
Sensor, ihr seht, der ist mobil, den kann
man also auch - oben rechts - dann an ein
Güllefass hängen, kann man sozusagen die
ausgebrachte Güllemenge regeln. Das geht
dann entweder, indem man den Traktor
schneller oder langsamer fahren lässt,
oder indem die Pumpe schneller oder
langsamer arbeitet. Also ihr seht, es ist
relativ leicht möglich, mit eigentlich
abgefahrener Technik gute Ergebnisse zu
erzielen. Wo wir auch zum nächsten kommen:
die automatische Beladung von Anhängern.
Auch ziemlich spannend. Wir haben dann
sozusagen oben an dem Auswurfkrümmer, wo
das Gras rauskommt, sitzt eine.. sitzen
mehrere Kameras, meistens sind es 2 bis 4.
Die erkennen einen Anhänger. Und die legen
dann fest: OK, ihr seht diesen grünen
Rahmen, das ist sozusagen ein Display
Screenshot. Das sieht dann der Fahrer, ist
vor allen Dingen in der Nacht ziemlich
cool, wenn es ziemlich viel staubt und es
ist ziemlich dunkel, erkennt die Maschine
selber den Anhänger und belädt ihn auch.
Das ist jetzt noch ein altes Bild, in
neueren Bildern zeichnet er sogar grün auf
dem grauen Anhänger nach, wie voll der
Anhänger schon ist. Dazu müssen natürlich
die Maschinen miteinander kommunizieren.
Das geht auch noch weiter. Z.B. seht ihr
bei diesem Bild ganz schön: der Fahrer..
also so sitzt man heute eigentlich in
einem großen Traktor. Man sitzt ganz
entspannt da und überwacht eigentlich nur
noch. Das Lenkrad ist hochgeklappt, dann
hat man nämlich ein bisschen.. die meisten
Trekkerfahrer sind ein bisschen korpulent,
vor allen Dingen, wenn sie es schon länger
machen. Man sitzt halt viel.
Zuschauer und B. lachen
Man kann das Lenkrad hochklappen und dann
hat man auch einen bequemen.. hat man nen
bequemen Arbeitsplatz. Und interessant
daran ist vor allen Dingen die Machine 2
Machine Communication. Ihr seht das da
unten auf diesem mittleren Display. Die
türkise Linie ist die Maschine vorne. Das
heißt, die Maschinen bilden Netzwerke und
tauschen Daten miteinander aus. Zumindest
stellen sich das die Entwickler so vor.
Kleine Anekdote: als wir bei meinem
Praktikum letztes Jahr bei der Firma John
Deere eine Professoren-Vorführung hatten,
haben wir eine Dreiviertelstunde
gebraucht, um dieses Maschinen-Netzwerk
einzurichten. Es wollte sich einfach nicht
miteinander verbinden. Da gibt es auf
jeden Fall noch Entwicklungspotenzial.
Entwicklungspotenzial gibt es auch bei dem
Drohneneinsatz, ziemlich spannendes Thema
im übrigen, weil Drohnen sind günstig,
lassen sich sehr vielseitig einsetzen. Wir
können, z.B. unten rechts sieht man eine
Drohne, die sozusagen einem Traktor voraus
fliegt. Diese Drohne kann das Feld
untersuchen: z.B. Sind dort Schäden im
Feld? Liegt dort Stein oder Metall, oder,
noch viel wichtiger, liegen z.B. Rehkitze?
Rehkitze werden von ihren Müttern im
Frühjahr in der Wiese abgelegt und dann
bleiben die dort liegen, weil die Rehkitz
Mama gesagt hat: "Rehkitz, du bleibst da
bitte liegen". Wenn dann der große Traktor
ankommt, stehen die nicht auf. Das
zusätzliche Problem daran ist, man darf
die nicht anfassen. Weil dann werden die
von ihrer Mutter verstoßen. Also ist die
Landtechnik da gezwungen, einfach
Techniken zu entwickeln. Es wurde jetzt
auch von der Firma Pöttinger auf der
Agritechnica, die dieses Jahr in Hannover
stattgefunden hat, auch ein Ultraschall-
System vorgestellt, was sozusagen komplett
in die Maschine eingreift und innerhalb
von einer Sekunde die komplette Maschine
stoppt. Und das benutzte Gerät aushebt, um
einfach dann die.. um das Tier zu
schützen. Zusätzlich können wir z.B. auch
Herden-Kontrolle machen über Drohnen. Also
das geht eigentlich relativ leicht, die
Drohne ist mit einer Kamera ausgestattet
und das Computerprogramm weiß dann.. oder
die Software-Lösung weiß dann einfach: OK,
schwarzer Punkt ist Kuh, Grün ist Wiese,
und man kann eigentlich dauerhaft die
Rinder zählen. Das ist z.B. sehr
interessant, wenn die Rinder jetzt in sehr
bergigem Gebiet stehen, was.. wo man
schlecht hinkommt, oder auch in Amerika
z.B. wo.. oder Australien, wo einige
Rinderherden einfach ohne Zäune gehalten
werden und einfach, weil sie Hunger und
Durst haben zurück zur Farm kommen, weil
sie gelernt haben, da gibt's immer was zu
essen. Genau. Zusätzlich können wir auch
Nützlinge ausbringen mit Drohnen. Auch
ziemlich spannend, das ist das obere
linkere Bild. Dieser Trichter da unten
dran, mit diesen Kugeln, das sind so
Schlupfwespen, die man ausbringen kann,
wenn man einen bestimmten.. wenn man einen
bestimmten Schädling , dessen Namen ich
gerade vergessen habe, im Feld hat. Die
Schlupfwespe schlüpft dann aus dieser
Kugel, findet sofort perfekte
Nahrungsvoraussetzungen und freut sich da
drüber natürlich, macht den Schädling
kaputt. Danach fliegt die Wespen weg und
macht ihr Ding.
lacht
Sucht weitere Schädlinge.
lacht
Oder wir können auch einfach quasi mit
einer tiefliegenden Drohne und einer NDVI
Kamera die Gesundheit von Pflanzen
bestimmen. Das ist halt ziemlich
interessant, wenn man halt überlegt, dass
man eigentlich bis vor 20, 30 Jahren den
Acker komplett homogen bewirtschaftet hat.
Und man hat eigentlich so diesen Acker
gehabt und dann war das der Acker. Und da
habe ich immer das Gleiche gemacht. Und
mittlerweile kommt das halt immer mehr
dazu, dass wir in viel kleineren, ja, dass
wir eigentlich in Pixeln denken, ne? Wie
bei so einer Ertragskarte, wir haben
eigentlich Pixel und jedes Pixel hat eine
andere Farbe, hat eine andere Eigenschaft
und damit kann man arbeiten, da kann man
Informationen gewinnen. Da kann man auch,
wenn man einfach.. also, falls man keine
ökologische Landwirtschaft macht und halt
Glyphosat ausbringt, dann muss man auch
nicht mehr überall Glyphosat ausbringen,
weil das tritt einfach nicht überall auf.
Schädlingsmonitoring, auch ziemlich
interessant, geht auch über Drohnen. Wir
können mit Drohnen quasi über ein Feld
fliegen und können von relativ weit oben
sehen, ob ein.. ob Schädlinge irgendwo
auftreten. Die sind ja auf einem Feld
nicht immer - Zack! Sind die da, und dann
ist das komplette Feld voll mit
Schädlingen - das ist es ja nicht. Genau.
Das noch ganz kurz, wohin geht die Reise?
Die Reise geht dahin: R2-D2 auf dem Acker.
Dieses Gerät gibt es bereits,
funktioniert, wird von einer französischen
Firma entwickelt. Habe ich bei den Öko-
Feldtagen, die dieses Jahr zum ersten Mal
stattgefunden haben, live im Einsatz
gesehen, ist schon ziemlich witzig. Ist
auch ein, zwei Mal umgefallen, hat halt
einen relativ hohen Schwerpunkt. Aber es
ist trotzdem süß zu sehen, wie der so
übers Feld fährt zwischen den Reihen und
sozusagen das Unkraut wegmacht. Damit der
nicht umfällt, kann man den dann noch ein
bisschen größer bauen. Dann ist sozusagen
das Feld zwischen dem Roboter und nicht
mehr der Roboter zwischen dem.. zwischen
den Feldreihen, genau. Die
Einsatzmöglichkeiten sind richtig.. sind
sehr, sehr vielfältig und das ist ziemlich
spannend, vor allen Dingen, wenn man jetzt
auch überlegt, wenn man Roboter mit
Fahrspurmanagement kombiniert, kann
eigentlich so ein Roboter, ja, komplette
Felder bearbeiten. Er kann hochgenau
arbeiten, weil er fährt ja über die
Pflanzen und man braucht dann eigentlich
keine Drohnen mehr, man braucht keinen
Trekker mehr, usw. Der untere Roboter wird
auch an unserer Hochschule mitentwickelt.
Sie machen damit Pflanzenuntersuchungen,
Bodenproben nehmen, auch ziemlich
interessant, wenn bisher Bodenproben
genommen werden, die ziemlich wichtig
sind, werden meistens Studenten mit nem
Grab Stock losgeschickt. Und die müssen
dann halt eine so lange Metallstangen in
den Boden prügeln und dann Bodenproben
ziehen. Zusätzlich: im Labor kommen dann
tonnenweise Bodenproben an und die Erde
kann eigentlich auf dem Acker bleiben. Man
kann also eigentlich mit so nem Roboter
dann halt auch gut Bodenproben ziehen. Die
Bodenprobe wird direkt im Roboter
analysiert, da geht es auf jeden Fall hin.
Gibt es auch ein sehr interessantes..
interessantes Forschungsprojekt zu und die
Probenahme, also das Probenmaterial,
verbleibt auf dem Acker. Das kann dann
auch groß werden. Also Roboter von klein
bis groß. Entwicklung der Firma Case,
fährt mittlerweile, vor.. viele Jahre
nicht, waren wohl nur ein Modell. Aber da
geht die Entwicklung auf jeden Fall hin.
Große, kleine Landmaschine, autonom auf
dem Acker unterwegs. Der Job des
Traktoristen ist heutzutage.. ja, man
findet schwierig Traktoristen. Die
Traktoristen sind auch nicht immer die
Schlauesten. Die haben auch nicht den
geilsten Job. Ja. Wenn die in Zukunft
vielleicht ein bisschen absteigen können,
wäre das ja ganz spannend. Und das noch
ganz kurz, ne, es gibt dann auch Roboter
im Schwarmkonzept, werden an der TU
Dresden entwickelt. Das obere Bild ist
nicht real, also der Lkw ist real, aber
das, was der transportiert, noch nicht.
Aber so stellt man sich das ungefähr vor.
Lkw fährt ans Feld und bringt drei
autonome Landmaschinen aus. Zusätzlich
gibts dann halt irgendwo ein Operations
Centre, entweder zu Hause beim Bauern oder
am Feldrand. Gibt dann auch noch das
kleine Schwarmkonzept, ne, da hat man so
einen kleinen Pferdeanhänger, wo dann
kleine Mini-Roboter rumfahren, die werden
über Satelliten gesteuert, laden ihre
Daten in die Cloud hoch und der Farmer
kann alles auf dem Tablet angucken.
Ziemlich interessant, gibts auch schon.
Jetzt aber noch ein bisschen weniger
Technik-Besoffenheit, ist mir persönlich
ganz wichtig, ich hab ökologische
Landwirtschaft studiert. Es ist nicht
alles so ganz gut in unserer
Landwirtschaft. Ihr kennt solche Zahlen
vielleicht. Die linke.. die linke Grafik
zeigt, die rote Linie, zeigt die Menge
an.. also, der globale Index an Insekten.
Die orange Linie zeigt die Menge an
Schmetterlingen, die rechte Grafik zeigt,
wie viele gefährdete Pflanzenarten wir
haben. Könnt ihr ja einfach mal so auf
euch wirken lassen. Zusätzlich, ich hab ja
erzählt, die ganzen Techniken dienen ja
unter anderem auch der Dokumentation für
EU-Agrarsubventionen. Jetzt bekommt man
aktuell EU-Agrarsubventionen überwiegend
für Besitz. Ich habe Land, also bekomme
ich Geld für die EU. Der Bürger wünscht
sich aber eigentlich, dass der Bauer auch
was für die Umwelt tut, für die
Gesellschaft. Bisher noch so ein bisschen
schwierig. Ihr kennt die Diskussionen. Ich
würde gern so ein kleines Zitat von einem
CEO einer ziemlich großen Landmaschinen-
Firma bringen. Er hat gesagt: "Wir haben
in Deutschland 80 Millionen Bauern, die
kein Land haben, aber wissen wollen und
auch eine Vorstellung davon haben, wie
Landwirtschaft laufen soll, wie Produkte
produziert werden und wir haben 280.000
Bauern, die Land haben, die es machen. Und
das Problem ist, die reden nicht
miteinander." Das ist gerade der aktuelle
Zustand: die reden nicht miteinander. Es
gibt Vorstellungen, wie Landwirtschaft
laufen soll , ihr habt wahrscheinlich eure
eigenen Vorstellungen, wie Landwirtschaft
laufen soll. Glücklicherweise..
Veränderungen passieren langsam. Diese
Zitate könnt ihr mal auf euch wirken
lassen. Gerade auch so, ja ,
Bauernverbände wie die DLG haben jahrelang
'wachse oder weiche' gepredigt, haben
gepredigt: "Die moderne Landwirtschaft
bringt Pflanzenschutzmittel aus, die baut
nur Weizen an, die macht nur Monokultur,
wir machen uns die Erde untertan!" Und
jetzt hat man halt gemerkt, funktioniert
nicht so ganz. Funktioniert nicht so gut,
wie man sich das so erhofft hat, die Natur
bekämpft mit Resistenzen, es gibt
mittlerweile ziemlich viele Resistenzen.
Es gibt Pflanzen, die gehen durch
Glyphosat nicht kaputt, die nehmen das
Glyphosat auf und speichern das. Wie in so
nem Eiterpickel oder so. Ist ziemlich
spannend. Und was machen die Landwirte?
Ihr seht in diesem lilanen Kreis habe ich
mal die Menge an Stickstoff, die wir
ausbringen eingekreist, die bleibt nah..
die ist nahezu gleich geblieben über die
letzten 25 Jahre. Man muss sich überlegen,
dieser Stickstoff wird in Minen abgebaut,
das heißt also, der kommt aus der Erde.
Wir bringen ihn zwar wieder auf die Erde
auf, aber natürlich, ja, das sorgt
natürlich dafür, dass Nitrat ins
Grundwasser ausgewaschen wird. Zusätzlich
auch, der Einsatz von
Pflanzenschutzmitteln bleibt nahezu
gleich. Wir müssen uns also vielleicht
einfach die Frage stellen, was wir für
eine Landwirtschaft wollen. Gleichzeitig
haben wir natürlich das Problem: zu
niedrige Preise. Pflanzenschutzmittel sind
günstig. Diesel ist teuer. Saatgut ist
teuer. Pflanzenschutzmittel werden immer
günstiger. Die Erzeugerpreise sind
niedrig. Alles ist immer verfügbar, gut
und günstig, ne? Und ihr habt's vielleicht
auch mitbekommen, Milchkrise. Wurde
jahrelang, wurde gepredigt: "Wachsen,
wachsen, wachsen, Stückkosten reduzieren".
Fällt dann.. dann ist auf einmal zu viel
Milch am Markt, und dann bekommt keiner
mehr Geld. Und auf einmal stehen sie alle
da und keiner will es gewesen sein. Kann
man mal drüber nachdenken. Wir sollten uns
also vielleicht fragen, und da komme ich
jetzt eigentlich schon fast zum Schluß,
weil ich würde ja eigentlich gerne noch
zwei, drei Fragen zulassen. Ja, wir
sollten uns fragen, wie wir unsere moderne
Landwirtschaft definieren wollen. Und da
würde ich gerne mit euch ins Gespräch
kommen, gerne jetzt hier gleich bei der
Q&A, oder auch danach bei der Bühne, gerne
auch per E-Mail, Skype, whatever. Die
Plattformen sind vorhanden, die
Möglichkeiten sind vielfältig. Wir sollten
uns überlegen: macht die moderne
Landwirtschaft sich die Erde untertan?
Sehen wir also den Boden nicht als etwas
Belebtes, ein System, was über Millionen
Jahre gewachsen ist. Ja, und dürfen wir
uns dann vielleicht einfach bald fragen,
was diese Natur eigentlich ist? Vielleicht
nennen wir die Natur dann nicht mehr
Natur, sondern nennen die nur noch
Substrat. Oder wollen wir vielleicht eine
Landwirtschaft haben, die die natürlich
vorhandenen Synergieeffekte nutzt, die ich
auch schon angesprochen
habe: Schlupfwespen, lange Fruchtfolgen,
ökologische Landwirtschaft, wo man einfach
mit der Natur arbeitet und sozusagen die
Werkzeuge der Natur nutzt. Ich bin der
Meinung, auch bezugnehmend auf das Zitat,
was ich gebracht habe, dass wir 80
Millionen Bauern haben. Dass wir so eine
Art Gesellschaftsvertrag brauchen, wie die
Landwirtschaft in Zukunft auszusehen hat
und da sind natürlich auch alle, die jetzt
hier zuschauen, die jetzt hier sitzen vom
CCC, Ihr seid unglaublich fähige Leute,
ich hab hier total viele tolle Vorträge
gesehen und bin mega geflasht, was hier
einfach auch für.. ja, für Nerds, also
nicht nur Nerds - Nerds im absolut
positiven Sinne - rumhängen. Und
vielleicht macht man sich mal so Gedanken,
was man so, was man so selber auch
vielleicht machen kann, ne? Vielleicht mal
etwas hacken. Ich habe gestern noch
erfahren, in der Raumfahrtagentur in
Berlin, Freunde von mir, die machen Techno
Gardening. Finde ich ganz interessant, die
haben sich ein Garten gebaut, der komplett
autonom bewirtschaftet wird. Wir könnten
aber auch die Bauern unterstützen, wir
könnten.. indem wir direkt bei ihnen
einkaufen. Wir können die Biodiversität
fördern. Wir können die ökologische
Landwirtschaft fördern, wir können mehr
forschen, wir können Agro Forst-Systeme..
hier gab es auch einen Vortrag zur Agro
Forst-Systemen. Ich habe ihn leider
verpasst. Aber wichtig ist vor allen
Dingen, und das ist halt ganz interessant:
wir haben nur 7,5 % ökologische
Landwirtschaft. Das heißt also, die Frage
ist noch gar nicht beantwortet, was jetzt
die moderne Landwirtschaft ist. Zusätzlich
finde ich es nicht sonderlich modern, wenn
die große Torte eigentlich von der EU
dafür bezahlt wird, dass man etwas
besitzt. Also man hat ja schon was. Der
kleinere Teil, die.. der kleine.. die
kleine Torte für die ländliche
Entwicklung, da wird Öko-Landbau
gefördert. Da werden Agrarumweltmaßnahmen
gefördert, da wird Biodiversität
gefördert. Für mich müsste das eigentlich
getauscht sein. Könnt ihr ja
mal darüber nachdenken.
Applaus
Dankeschön.
lacht
Ja, es geht eigentlich darum, unsere
Landwirtschaft enkelfähig zu machen.
Nichts anderes. Wie modern das jetzt ist,
wie viel Pflanzenschutzmittel wir
benutzen, oder ob wir die komplett
verbieten oder nicht, das wird sich
zeigen. Aber das sind z.B. einfach mal so
ein paar Anregungen. Man kann sich mal
Kühe anschauen, ob man sie jetzt ißt oder
ihre Milch trinkt ist ja egal, aber man
kann sich ja einfach mal ne Kuh anschauen.
Man kann beim Bauern einkaufen, man kann
zum Bauern gehen und sagen: "Hey komm,
hier, ich hab hier Software-Expertise, wir
bauen dir mal was Schönes, was dir
ausrechnet, wie viel Pflanzenschutzmittel
du sparst, wenn du ökologische
Landwirtschaft machst. Oder, oder, oder.
Es gibt extrem viel zu tun und deswegen
würde ich jetzt ganz gerne noch ein paar
Fragen von euch hören. Was sind eure
Gedanken? Ja, let's change the
Landwirtschaft!
Applaus, vereinzeltes Jubeln
Herald: Vielen, vielen, vielen herzlichen
Dank, von Trekkerfahrer zu Trekkerfahrer:
superspannender Vortrag. Wir haben Zeit
für eine einzige Frage.
Lachen
Burghardt: Oh nein!
lacht
Herald: Aber danach git's die Möglichkeit,
dem Referenten aufzulauern und noch weiter
zu diskutieren. Er möchte das auch.
Burghardt: Ja, sehr gern, auf jeden Fall.
Herald: Eine Frage.
Frage: Ja. Wieviel Stickstoff
und Phosphor gibt es dann noch? Für
wieviel Jahre? Und wie gehts mit die
Privacy von die.. von was, das alles
passiert ist, der Eigentum des John Deere
oder der Bauern?
Burghardt: Mhm, die Stickstoff-Frage kann
ich nicht direkt beantworten. Müßte ich
jetzt auch recherchieren. Ich bin aber der
Meinung, man.. es ist ähnlich wie beim
Erdöl, ne? Also, da finden die noch
dauerhaft viel. Bezüglich Daten-Privacy,
ziemlich interessantes Thema. Ist auch
noch nicht beantwortet, läßt die Bauern
auch noch ein bißchen vorsichtig agieren
mit den neuen Techniken. Da muss was
gemacht werden. Die Bauern wollen, dass
ihre Daten bei ihnen sind und dass die
ihnen gehören, und dass die wissen, wenn
Mr. John Deere oder Mr. AGCO da rein
guckt. Und das ist ultimativ wichtig, die
Daten gehören den Bauern. Und auch nur der
Bauer hat über die Daten zu verfügen.
Außer, er sagt: "Ich möchte die gerne
verkaufen", dann kann natürlich John Deere
die kaufen. Aber dann muss der Bauer dafür
Geld bekommen. Oder nen neuen Trekker.
lacht
Applaus
Herald: Vielen, vielen, vielen herzlichen
Dank noch einmal für diesen Vortrag. Einen
ganz herzlichen Applaus bitte nochmal!
Applaus
Abspannmusik
Untertitel erstellt von c3subtitles.de
im Jahr 2018. Mach mit und hilf uns!