"Ich bin 14 und ich will nach Hause."
"Mein Name ist Beth, ich bin für dich da,
erzähl mir mehr. "
"Ich bin schon öfter abgehauen,
aber mit so etwas hatte
ich es noch nie zu tun.
Ich glaube, die haben mir
Drogen ins Getränk getan."
"Das klingt, als fühlst
du dich nicht sicher.
Ich kann dir am schnellsten helfen,
wenn du die 911 wählst."
"Haha, Beth.
Wenn sie mich hören, töten sie mich.
Sie schicken gleich noch einen Mann,
um mit mir Sex zu haben,
bitte beeil dich."
"Okay, es klingt als bist du in Gefahr.
Ich rufe die 911 an
und sie schicken Hilfe.
Du bist sehr tapfer."
"Danke, Beth.
Sag der Polizei, sie soll aufpassen,
diese Männer haben Waffen."
Ich kann Ihnen diese Geschichte erzählen,
denn sie wurde über die
nationalen Medien verbreitet.
Wir haben die 911 angerufen.
Die Polizei hat dieses sowie zwei
andere Mädchen gerettet
und drei Männer festgenommen,
alle im Motel 6 in San Jose.
Mein Name ist Nancy "Beth" Lublin.
Ich bin Mitgründerin und
Geschäftsführerin der Crisis Text Line,
ein kostenloser, rund um
die Uhr verfügbarer Service,
der Menschen per SMS und Messenger
bei psychischen Problemen
und Verhaltensstörungen hilft.
Und als Krisenberaterin auf der Platform
nutze ich den Namen "Beth".
Ich war zufällig die Krisenberaterin,
die dieses Gespräch entgegennahm.
Aber so funktoniert eine Krisenhotline.
Fremde helfen Fremden
in ihren dunkelsten Momenten,
dass sie am Leben bleiben,
sich weniger alleine fühlen
und um sie zu erinnern,
wie stark sie sind.
Die Krisenhotline begann im August 2013,
still und leise in Chicago und El Paso.
Innerhalb von 4 Monaten
waren wir überall in den USA,
denn die Leute nutzten den Service,
machten gute Erfahrungen und
teilten sie mit ihren Freunden --
das ist natürlicher Wachstum.
Und in sechseinhalb Jahren,
haben wir etwa 150 Millionen
Nachrichten bearbeitet.
Die Menschen, die unseren Service nutzen
sind eher jung,
denn es sind Textnachrichten,
daher sind sie eher jung.
45 Prozent sind unter 17.
Sie sind auch arm, ethnisch heterogen,
17 Prozent sehen sich als
Hispano-Amerikaner
und 44 Prozent als LGBTQ
Die Top 5 an besprochenen Problemen
sind Beziehungen, Depression,
Angst, Selbstverletzung
und in etwa einer von 4 Gesprächen
Suizidgedanken.
Alle, die uns schreiben, sind unglücklich,
trotzdem haben wir normalerweise
etwa 86% zufriedene Bewertungen
von unseren Nutzern.
Was macht uns so gut?
Technologie, Daten und Menschen.
Zur Technologie.
Es ist keine App.
Man muss nichts herunterladen.
Es ist kostenlos,
man muss keinen schwierigen
Fragebogen durchgehen,
also ist es benutzerfreundlich.
Man schreibt uns einfach.
Wir nutzen Maschinenlernen,
um die Nachrichten
basierend auf Schweregrad zu sortieren.
Wie in der Notaufnahme eine Schusswunde
schneller behandelt wird
als ein verstauchter Fuß.
Wir arbeiten genauso.
Wir kümmern uns zuerst
um die gefährlichen Fälle.
Also die Person, die eine Dose
Pillen geschluckt hat,
kommt zuerst dran.
So kann Data Science Leben retten.
Aber Menschen machen die Beratung.
Wir trainierten über 28.000
Freiwillige zu Krisenberatern.
Sie bewerben sich online,
machen eine Hintergrundsprüfung
und dann ein 30-stündiges Training.
Und wenn sie bestehen --
nicht jeder besteht,
nur etwa 33 Prozent --
können sie auf ihrer Couch Leben retten.
Es ist Auftragsarbeit für Freiwillige
wie Uber oder Lyft für Freiwilligenarbeit.
Wir haben auch Vollbeschäftigte
mit Masterabschlüssen
in den jeweiligen Bereichen.
Sie sind die Supervisoren,
sehen bei allen Gesprächen zu
und greifen, wenn nötig, ein.
Dank unser Technologie und unserer Daten
und dem Model der Freiwilligenarbeit,
können wir sehr viele Menschen
in ihrem Leid erreichen.
Menschen, die keine
anderen Anlaufstellen haben,
wie der homosexuelle Teenager,
der nicht mit seinen Eltern sprechen kann,
denn sie sagen, er solle
seine Homosexualität wegbeten.
Oder das Mädchen, das um
2 Uhr früh nicht schlafen kann,
weil sie sich um ihre
Abschlussprüfungen sorgt
und die Menschen, die sie lieben,
nicht enttäuschen möchte.
Also schreiben sie uns.
Und wir geben ihnen Liebe.
Wir unterstützen sie
und wir erinnern sie, wie stark sie sind.
Und wir arbeiten gemeinsam an
einem Plan, sicher zu bleiben.
Und wir sagen ihnen,
wenn es sich gut anfühlt,
mit uns zu reden --
und 68 Prozent sagen,
sie erzählten uns etwas,
was sie noch niemandem sonst erzählten,
also, wenn es sich gut anfühlt,
mit uns zu reden,
können sie morgen vielleicht eine
weitere Person zum Reden finden.
Und nach unserem Gespräch,
setzen Sie diesen Sicherheitsplan um.
Vielleicht gehen Sie schlafen.
Oder sie schreiben Tagebuch.
Oder sie hören BTS oder Lizzo
oder sie schreiben einen Brief
an ihre Schwester, ihren Boss
oder ihr zukünftiges Selbst.
Sie bleiben in Sicherheit.
Manchmal haben Menschen den Gedanken,
den Plan, die Mittel und den Zeitpunkt,
sich selbst oder andere zu verletzten
und wir können nicht deeskalieren.
Wie bei dem Mann in Texas,
vor 5 Jahren an Heiligabend,
der uns erzählte, dass er nur Freude
empfindet, wenn er andere verletzt
und, dass er Frauen töten möchte
und es heute Nacht tun wird.
In solchen akuten Risikosituationen
rufen wir die 911.
Und das ist manchmal bitter nötig,
denn in diesem Fall in Texas,
schickten sie, wie in den
Nachrichten berichtet,
die Polizei zu ihm nach Hause
und fanden zahlreiche geladene Waffen.
Er war außerdem im Besitz
eines menschlichen Fußes.
Aktive Rettung macht unter 1 Prozent
unserer Gespräche aus.
Das sind aber trotzdem etwa 26 pro Tag.
Und sechs davon pro Woche wegen Mordes.
Häufig Amokläufe an Schulen.
Wir hatten über 32000
aktive Rettungseinsätze.
Unsere eigenen Daten und externe Studien
zeigen, dass wir gute Lebensretter sind
und Leben verändern.
Wir nutzen die Daten,
um Systeme zu ändern.
Zum Beispiel,
lernten wir, dass man,
um Suizidrisiken einzuschätzen
nicht fragen sollte,
"Planen Sie, sich das Leben zu nehmen?"
Anstelle sollte man fragen,
"Denken Sie über Tod oder Sterben nach?"
Oder "Denken Sie darüber nach,
sich umzubringen?"
Und wir teilten diese Sprachwahl
mit Journalisten, dass sie sie anwenden.
Wir teilten sie mit Aktivisten.
Wir beraten den nationalen Notrufverband,
den 911 Verband,
zur Ersthilfe bei Selbstmord.
Wir arbeiten mit der Veteranenbehörde,
um bei Veteranen Suizedgedanken
und -pläne zu identifizieren.
(Seufzt)
Schmerz ist keine amerikanische Erfahrung.
Es ist eine menschliche Erfahrung.
Deshalb wachsen wir.
Bisher wuchsen wir Land für Land:
Irland, Großbritannien, Kanada --
sowohl auf französisch als auch englisch.
Und wir könnten weiter
Land für Land wachsen.
Dann würde es Jahrzehnte dauern,
um auch nur ein Drittel
der Weltbevölkerung zu erreichen.
Und das ist einfach nicht akzeptabel.
Seit Beginn der
Coronakrise, Anfang März,
stieg die Gesprächsmenge um 40 Prozent.
78 Prozent unserer Gespräche
beinhalten Worte wie
"ausflippen", "Angst", "Panik"
Menschen sorgen sich um den Coronavirus
und daher um seine Symptome
und sie haben Angst um
ihre Familie an vorderster Front.
Wir sehen auch Einflüsse der Quarantäne.
Menschen sind ohne ihre Alltagsroutine,
vielleicht sind sie mit gewaltätigen
Personen in Quarantäne.
Sexueller Missbrauch stieg um 48 Prozent.
Häusliche Gewalt um 74 Prozent.
Den größten Einfluss haben
Virus und Quarantäne
auf finanziellen Stress.
Mehr Leute kommen mit Ängsten
vor der Insolvenz zu uns,
Angst vor Obdachlosigkeit,
Angst vor finanziellem Ruin.
Zur Zeit haben 32 Prozent der Nutzer
ein Haushaltseinkommen von
unter 20,000 Dollar pro Jahr.
Vorher waren das etwa 19 Prozent.
Wir müssen also wachsen.
Schnell.
Monatelang planten wir zu verkünden,
dass wir Sprache für Sprache wachsen:
5 Sprachen in den nächsten 5 Jahren,
um 32 Prozent der
Weltbevölkerung zu erreichen.
Und dann kam Corona.
Die Lage hat sich geändert.
Und jetzt scheinen 5 Jahre wie Luxus.
Daher planen wir heute
es in der Hälfte der Zeit zu schaffen.
Fünf Sprachen in 2,5 Jahren.
Wir werden überall
auf spanisch, englisch, portugiesisch
und französisch erreichbar sein.
Und die fünfte Sprache?
Arabisch.
Also bringen wir unseren Service
in Länder und Bevölkerungsgruppen
mit wenig Zugang zu Hilfe
für psychisch Kranke
und kaum Daten zur Situation.
Dazu gehören auch Einwanderer --
die Handys haben.
Und junge Menschen, die in Studien
oft nicht gezählt werden,
aber sie haben Handys.
Also zusätzlich zur Sprache
machen wir die Technologie einfacher,
denn neben SMS
werden wir auch WhatsApp
und Messenger nutzen.
Und die globale Erweiterung hilft uns
Tag und Nacht erreichbar zu sein,
durch die Verteilung über Zeitzonen.
Stellen Sie sich das vor,
Fremde werden Fremden
auf der ganzen Welt helfen.
Wie eine rießige globale
Maschinerie der Menschlichkeit.
Und die Tatsache, dass TED
unseren kühnen Traum unterstützt,
bedeutet mir und
dem ganzen Team sehr sehr viel.
Wir zeigen unsere Dankbarkeit am Besten,
indem wir Ihnen mitteilen, dass wir
bereit und voller Motivation sind.
Wir werden diese Unterstützung nutzen,
um Millionen von Leben
auf der Welt zu beeinflussen.
Die Zeiten sind hart.
Sie sind verwirrend und deprimierend
und manchmal fühlen wir uns alle allein,
gerade in Isolation.
Aber egal wie alt Sie sind,
was Ihre Situation ist oder wo Sie leben
werden wir nur eine
Textnachricht entfernt sein.
Ich dachte in den letzten Wochen
viel über dieses Mädchen nach,
das Opfer von Menschenhandel,
mit dem ich geschrieben hatte.
Ich hoffe, sie ist in Sicherheit.
Ich weiß nicht ...
Ich weiß nicht, wo sie in Quarantäne ist
oder mit wem,
aber ich hoffe, sie ist in Sicherheit.
Ich weiß nicht, woher sie letztes Jahr
unsere Nummer hatte
oder woher sie ein Handy hatte,
um uns zu erreichen.
Ich habe sie nie gefragt.
Es spielte keine Rolle.
Es war nur wichtig,
dass sie uns erreichen konnte,
dass sie ein Handy hatte und,
dass wir schnell Hilfe schicken konnten.
Das ist das Ziel,
es leichter zu machen, Hilfe zu bekommen
als sich keine Hilfe zu holen.
Sodass in schweren Momenten,
Momenten der Gefahr, der Isolation,
niemand je allein ist.
Dass dank der Crisis Text Line
niemand jemals alleine ist.
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