31C3-Vorspann, ohne Ton
David Kriesel: So, herzlich willkommen,
auch nochmal von mir. Schön, hier zu sein!
Zu so später Stunde so viele da! Ich habe
mir sagen lassen, das ist die Prime-Time.
Das ist sehr cool, um 11. Ich bin David,
ich bin Informatiker aus Bonn.
Und wir können ja einfach so mit dem
Vergangenen, was hier im Kongress war,
schon mal ein bisschen anfangen.
Wenn man hier auf dem Kongress war,
oder sich die Vorträge im Stream angesehen
hat – herzlich willkommen auch nochmal
an die Kollegen im Internet – dann gibt es
eigentlich immer Geräte, die man danach
nicht mehr so gern benutzt.
Lachen
Wer gestern in den Vorträgen von Tobias
Engel und Karsten Nohl war, der nutzt
jetzt z.B. sein Handy weniger gern.
Und wer danach bei starbug war, der nutzt
nicht mehr so gerne Iris-Scanner oder
Fingerabdruckscanner, und läuft jetzt
mit Handschuhen durch die Gegend.
So, darum hier so ein kleiner Disclaimer:
wenn jemand von euch ein besonders
inniges Verhältnis hat zu seinem Kopierer,
das er gerne beibehalten möchte,
für den ist dieser Vortrag eher nichts.
Wir werden in dem Vortrag drei Sachen
machen. Erstens, wir werden einen
der verbreitetsten und gefährlichsten
Bugs der letzten Jahre kennenlernen.
Zweitens, wir werden den Bug
nachvollziehen. Und zwar so, dass es
für Techies und Nicht-Techies eingängig
ist. Und drittens, für die Aktivisten
unter euch – ich habe gehört es gibt so
ein paar hier – werden wir daraus
ein paar Regeln ableiten, wie man sich als
Einzelperson mit einem übergroßen Gegner
auseinandersetzen kann, wie z.B. einem
weltbekannten Unternehmen. Aber in eurem Fall
kann das natürlich was ganz anderes sein.
Darum werde ich sehr genau beschreiben,
wie sich die Auseinandersetzung über die
Zeit entwickelt hat und insbesondere auch,
was für Fehler ich gemacht habe.
Der Vortrag ist ein bisschen aufgebaut
wie ein Roman. Zuerst gibt’s so einen
Prolog, für die Verschwörungstheoretiker
unter euch. Wir schreiben das Jahr 2008.
Im Frühsommer 2008 waren in den USA
Vorwahlen zur U.S.-Präsidentschaftswahl.
Barack Obama war gegen Hillary Clinton
im Rennen. In den USA gibt es genau
wie hier in der Politik jede Menge Intrigen.
Also gab es ein paar anonyme Mails,
die Frau Clinton nützen sollten. In diesen
Mails wurde unter anderem behauptet,
Obama sei in Kenia als Kenianer geboren,
und damit formell ungeeignet
für das Präsidentenamt. Um Präsident der
Vereinigten Staaten zu werden, muss man
‚natural born citizen‘ der USA sein. Was
jetzt ein ‚natural born citizen‘ genau ist,
darüber haben die Amerikaner selbst keine
100%-Definition geschaffen. Aber es gibt
einen ganzen Wiki-Artikel über dieser
Kontroverse, müsst ihr euch mal geben.
Allgemein anerkannt ist aber zweierlei.
Erstens, man muss Amerikaner sein.
Und zweitens, man muss es auch bei seiner
Geburt gewesen sein. Also wenn ich jetzt
hinkomme, frisch eingebürgert, das gilt
nicht. Dass Barack Obama mit
dem zweiten Vornamen Hussein heißt, war
im Zusammenhang übrigens auch wohl eher
suboptimal. lacht
Obama hatte natürlich ein Interesse daran,
die Auseinandersetzung flott vom Tisch zu
kriegen. Also hat er seine Geburtsurkunde
veröffentlicht. Ich sage deswegen
‚die kurze Geburtsurkunde‘, weil,
als er geboren wurde, eine kurze und eine
lange ausgestellt wurde. Die kurze ist hier
links abgebildet, die seht ihr
hinter mir. Und ich vor mir.
Wer ein guter Verschwörungstheoretiker ist,
der lässt sich aber von Fakten nicht ablenken.
Gelächter und Beifall
Sofort kamen Anschuldigungen, die
Geburtsurkunde wäre gefälscht.
Angeblich hat ein Stempel gefehlt, und…
und… und. Was man sich da alles
ausdenken kann.
Könnt ihr euch alles ausdenken.
Rechts seht ihr so ein paar Auto-Aufkleber
von so ein paar Obama-Gegnern.
Der unterste Aufkleber verlangt explizit
die Geburtsurkunde. Die Theorie,
Obama dürfte gar nicht Präsident sein,
ist in den USA relativ verbreitet.
Obama gewann zwar die Vorwahlen, und die
anschließende Wahl, aber die Auseinandersetzung
köchelte weiter vor sich hin. Es gibt eine
ganze Szene von sogenannten birthers,
die nachweisen wollen, dass Obama
eigentlich gar kein Amerikaner ist.
Nachdem das Ganze zweieinhalb Jahre nicht
verstummt war – der Kollege war schon längst
Präsident – also 2011 hatte Obama dann die
Nase gestrichen voll. Er veröffentlichte den
Scan der langen Version der Geburtsurkunde,
rechts im Bild. Ihr seht schon, da ist
viel mehr Info drin, und man könnte
denken, jetzt hat er endlich Ruhe.
Weit gefehlt! Sofort nach der
Veröffentlichung wurden Anschuldigungen laut,
die Geburtsurkunde wäre eine plumpe
Fälschung. Wir schauen mal genauer hin.
Das linke Bild ist eine starke Vergrößerung
des roten Kästchens im rechten Bild.
Man sieht die Sechs und die Vier. Diese
Zahlen sind pixelgenau scharf abgegrenzt.
Ja, man sieht es sogar auf dem Beamer.
Und uniform durchgefärbt.
Rechts daneben die Eins ist leicht
unscharf und verrauscht gefärbt.
Die Eins ist so, wie man einen Scan in der
Realität erwartet. Warum ist da so ein
Unterschied zwischen zwei Ziffern
in ein und derselben Textzeile?
Noch ein paar weitere Beispiele. Man sieht
wieder Ziffern mit abgegrenzten Pixeln
oder hier Ankreuzkästchen, gegen normale,
leicht unscharfe und verrauschte Ziffern
und Ankreuzkästchen. Ich habe euch auch
hier die zwei Ankreuzkästchen rot umrandet,
und das „and“ auch. Da sieht man so
einen Übergang. Und das sieht echt aus
wie mit Paint hingemalt. Also dieses
uralte, ich bin sicher ihr kennt das
aus euren Kindertagen. MS Paint von
Windows 3.11. Habe ich bei meinem Vater
auf der Arbeit immer dran gesessen,
und dem Arbeitszeit geklaut. Oder hier,
besonders schön. Dieser Bildausschnitt
ist unten aus dem Stempel. Man sieht
einen Druckfehler, im Stempel! Ja nee,
ist klar! Haben wir ja schon häufig gehört,
einen Druckfehler im Stempel! Ich meine,
klar glaubt man an eine Fälschung,
so wie das aussieht! Und gleichzeitig
glaubt man noch, der Praktikant
im Weißen Haus wäre zu doof
für Photoshop gewesen.
Lachen
PR-technisch war das natürlich ein
absoluter fail. Nach einer Gallup-Umfrage
haben dann auch im Jahr 2011 immerhin
5% der Amerikaner geglaubt, Obama wurde
definitiv nicht in den USA geboren. Und
weitere 8%, dass er „wahrscheinlich nicht“
in den USA geboren wurde. Das war
wohl nix. Das Weiße Haus musste sich
übel rechtfertigen. Noch heute haben die
Nachfragen deswegen. Das war der Prolog.
Wir gehen nun über zur Haupthandlung, und
machen einen Zeitsprung ins Jahr 2013.
Am 24.Juli 2013 rief mich
eine befreundete Firma an,
die zwei große Xerox Workcentres betreibt.
Xerox Workcentres, das sind solche
riesigen Businesskopierer, wie die heute
überall stehen. Die haben Netzanbindung,
die können scannen, drucken, kopieren,
mailen, und kosten so viel wie ein Kleinwagen.
Solche Großgeräte, die stehen nicht
irgendwie als Drucker bei Omi, sondern
die haben hunderte Nutzer pro Gerät,
vielleicht auch mehr. Auf der Abbildung
seht ihr einen Bauplan. Die schwarzen
Flächen sind nicht original, die habe ich
im Nachhinein knallhart rauszensiert,
weil ich den Bauplan sonst einfach nicht
hätte nehmen dürfen. Ich habe den Bauplan
an drei Stellen gelb markiert.
Die Stellen sind so standardisierte Blöcke,
in denen die Quadratmeterzahlen
für einen Raum stehen. Um diese drei
Stellen wird es gleich gehen. Die Firma
hat mir gesagt: „Hey David,
wenn wir den Bauplan scannen,
dann stehen danach andere Zahlen drin.
Kannst du da mal kucken?“
Lachen
Links, das bin ich, he?
Lachen
Applaus
Also man muss dazu sagen, die Stimmung mit
denen ist immer wirklich gut. Ich habe mir
so mein Studium mit IT zusammenverdient.
Natürlich haben mir auch meine Eltern
geholfen, will ich nicht nehmen. Aber ich
hatte bei denen IT-Service gemacht, und
die waren immer nett, und ich habe
natürlich gedacht die veralbern mich.
Klar. Kopierer verändert Zahlen?? Ja nee,
is klar! Hört man ja oft, sowas, ne?
Die meinten dann: „Doch, doch! Komme
mal bitte vorbei! Schaue es dir an,
wir brauchen die Kiste,
die muss funktionieren!“
Ich also vorbeigefahren, habe es mir
angekuckt. Immer noch so ein bisschen…
immer wachsam vor’m Scherz. Die
haben da ein Xerox Workcentre 7535.
Hier sind die drei markierten Stellen
im Original, also vor dem Scannen.
Ich weiß nicht, wie gut ihr das lesen
könnt, also lese ich es euch vor.
Oben stehen 14,13 qm,
in der Mitte stehen 21,11 qm,
und unten 17,42 qm. Also
den Bauplan in das Workcentre gesteckt
und gescannt. Und hier dieselben
Stellen nach dem Scannen.
Gelächter und Applaus
Ja, interessant! Plötzlich sind
alle Räume 14,13 qm groß.
Ich dachte, das kann nicht wahr sein. Völlig
unmöglich. Das passiert hier gerade nicht.
Ich hatte immer noch geglaubt,
die veräppeln mich. lacht
Beim Scannen war übrigens, um das direkt
wegzunehmen – ich habe diese Frage
drölfmal aus dem Internet bekommen –
beim Scannen war keine Texterkennung
angeschaltet. Die Zahlenersetzung findet
richtig hart in den Pixeldaten statt.
Die Firma hatte auch noch
ein zweites Workcentre, das 7556.
Das ist größer und schneller.
Neben diesen beiden Arten Workcentres,
die ich jetzt hier eingangs erwähne,
gibt es auch noch viele weitere. Das ist
eine Riesengerätefamilie. Anders als
beim kleineren Workcentre, bei dem
immer die gleichen Zahlen rauskamen, …
lacht
kamen beim größeren jedesmal andere raus.
Gelächter
Es ist ja auch größer, da ist
halt mehr CPU-Power drin.
Gelächter
Geht mal die Zeilen durch, wie da die
Werte wechseln. Bei „Stelle 2“ z.B.,
das ist die Zeile in der Mitte, haben wir
vorne und hinten 14,13 qm.
Und in der Mitte einmal 21,11. Das wäre
der richtige Wert gewesen, übrigens.
Es gibt eine Trefferquote!
Lachen
Bei den anderen Zeilen
sieht es ähnlich aus.
Wenn also einer von euch mal so einen
NSA-Zufallsgenerator braucht…
lacht
Gelächter
Beifall
Beachtet außerdem, das ist nämlich
eigentlich gar nicht zum…
ich lache zwar auch, aber es ist
überhaupt nicht zum Lachen.
Beachtet außerdem, dass die Zahlen perfekt
einlayoutet sind. Der Fehler ist nur
deswegen aufgefallen, weil ein
offensichtlich größerer Raum
eine kleinere Quadratmeterzahl
hatte als der kleine daneben.
Man hat also dann so eine Abstellkammer
mit 100 qm und daneben den Ballsaal
mit 4 qm.
etwas Gelächter
Also fieser geht es einfach kaum
noch. Das ist perfekt einlayoutet.
Mir ist übrigens klar, dass die Schrift
sehr klein ist. Also nicht, dass ihr jetzt
denkt, das wäre irgendwie so ein fieser
Corner Case, und ich hätte da drei Monate
gesessen, bis ich endlich mal Xerox
so richtig ans Bein pinkeln kann.
Wir machen jetzt noch andere Beispiele.
Das ist das Originalbeispiel,
an dem die Sache original aufgefallen ist,
und ich wollte euch das nicht vorenthalten.
Hier kommt das nächste.
Das ist ein Kostenregister.
Lachen
Zwei Sechsen sind zu Achten geworden.
Der Witz war, ich habe das auf
meiner Webseite veröffentlicht,
das Bild, ne? Und ich habe gesagt: „Hier
ist eine Sechs zu einer Acht geworden“.
Kriege ich eine Mail:
„Nee nee, da oben ist noch eine!“
lautes Lachen und Applaus
Auch wieder sauberst einlayoutet.
Diesmal ist der Fehler warum aufgefallen?
Deswegen, weil die Zahlen normal
aufsteigend sortiert sein sollen.
etwas Lachen
Also ich will damit sagen,
man kann das nicht erkennen. Ich gebe
euch eine Kolonne Zahlen, die jetzt
keinen Sinn haben, den ihr von außen
erkennen könnt. Dann könnt ihr natürlich
nicht sehen, dass da Zahlen falsch sind.
Es geht immer darum, dass es so
semantische Kriterien gibt, an denen man
das auch erkennen kann. Durch die sowas
offensichtlich unplausibel wird. Sonst
habt ihr keine Chance das zu erkennen.
So. So langsam war ich schon
echt ein bisschen beunruhigt.
Die Halslänge steigt. Damit das keine
Zufallsfunde bleiben, habe ich mich
mal daran gemacht, den Fehler gezielt
zu reproduzieren. Mal so informatikermäßig
eine Nacht investiert, und aufsteigende
Zahlenkolonnen generiert, in verschiedenen
Schriftgrößen und Schriftarten. Und die
habe ich abgescannt, und ein paar Stunden
experimentiert. Und, siehe da,
der Fehler tritt tatsächlich wieder auf.
Das sind so meine Zufallszahlenkolonnen.
Mit denen werden wir uns noch
ein bisschen auseinandersetzen können.
Die gelb markierten Achten sollen
eigentlich Sechsen sein und gehören
da nicht hin. So, wir halten kurz inne.
Ich habe in meiner Vortragsankündigung
versprochen, dass ich euch
die ganze Auseinandersetzung mit Xerox,
die jetzt folgt, zeitlich auseinanderwalze,
euch sage, wie ich mich jeweils gefühlt
habe, und euch immer diejenigen Sachen
speziell herausstelle, die nach meiner
Erfahrung allgemein unheimlich wichtig
für eine Auseinandersetzung mit einem
Riesengegner sind. Das werde ich auch tun.
Und das werde ich euch auch direkt
immer mit belegen. Aber ich nehme jetzt
eine Sache vorweg. Die werde ich aber
verschiedentlich, über den ganzen Vortrag
belegen. Was in meinen Augen nichts hilft,
ist unfreundliches Twittern und Haten.
Verlegenheitsapplaus
Also es ist schön, dass hier jetzt
applaudiert wird, ich war mir nicht sicher.
gemurmeltes Lachen
Ich habe überhaupt nichts gegen
Twitter als solches. Gar nicht.
Aber wenn ihr was durchkriegen wollt,
macht ihr euch mit so einem Verhalten
einfach angreifbar. Und vor allem
werdet ihr nicht ernst genommen.
Man kann euch immer vorwerfen,
gar keine Diskussion zu wollen.
Denn die passt nicht auf 140 Zeichen,
da könnt ihr mir alles erzählen.
Beifall
Und zweitens kann man euch immer
vorwerfen, nur Aufmerksamkeit
für euch selbst zu wollen. In Twitter
ist nämlich fast alles öffentlich.
Twitter eignet sich höchstens zur ersten
Kontaktaufnahme, wenn ihr irgendwie
eine E-Mail-Adresse oder eine Telefonnummer
erfragt oder so. Wenn ich euch das
nicht empfehle, was empfehle ich euch
also? Viel seriöser und zielführender
ist alles, was erstmal nicht-öffentlich
ist. Damit bekundet man, sachorientiert
zu arbeiten und nicht nur kreischen zu
wollen. Das sind Mails, oder auch
gleich Anrufe. Wir haben also den
Xerox-Support angerufen. Mehrfach…
Oft… Wir habe uns über alle
Supportlevel bis zum Top-Level
nach Dublin hochtelefoniert
– keiner wusste was.
Wir haben auch persönlich Kontakt gesucht.
Leute vom Xerox-Lieferanten vor Ort
waren da. Das ist nicht Xerox selbst,
sondern so eine Vertriebs- und Support-Firma.
Die Firma war geschockt – natürlich, ne?
Und hat sich dann angestrengt, das bei sich
zu reproduzieren.
Zack! Sie haben es reproduziert…
Gelächter und Beifall
Also das war… wir lachen hier
jetzt. Aber die standen wirklich
mit gesenkten Häuptern da. Ich meine
da steht ihr und verkauft diese Dinger,
und stellt plötzlich irgendwie
eure eigene Existenz in Frage.
Das ist überhaupt nicht cool. Bei Xerox
selbst – also nicht der Support-Firma,
sondern das große ganze Xerox
selbst, 140.000 Mitarbeiter,
war man zwar erstaunt,
aber man hat keinerlei Anstalten gemacht,
uns oder der Vertriebsfirma zu helfen.
Also die hatten Respekt vor dem Problem.
lacht
Gelächter
Also es gab überhaupt aber gar keine
Anzeichen für größeres Interesse,
und auch keine Ratschläge, wie wir das
Problem jetzt wegkriegen. Dann kam
noch einer von Xerox Central, hat die
Software upgedated, wir hatten eine uralte,
von dem Kopierer, hat er neue Software
draufgespielt, Problem war immer noch da.
Dachte ich: „Super, jetzt wissen wir, dass
das Problem also mit der Firmware
von vor drei Jahren existiert und
jetzt immer noch.“ Hmm. So.
Als von Seiten Xerox wirklich mehr
als eine Woche nichts passiert war,
was Hoffnung versprach, dachte ich mir so:
„So jetzt bist du zuvorkommend genug
gewesen!“ Ich habe also auf Deutsch und
Englisch einen Blog-Artikel geschrieben
über das, was ich euch gerade erzählt
habe. Und darin habe ich Test-Dokumente
zum Download angeboten. Die können die
Leser drucken, scannen und einfach sofort
selber kucken, ob sie betroffen sind. Damit
beginnt die Verbreitung der Geschichte.
Man muss dazu sagen, mein Blog ist nicht
wirklich riesig, wirklich nicht. Es hat so
500-1000 Leser am Tag. Das ist nicht
so viel, aber auch nicht nichts, und
die meisten Leser sind in irgendwelcher
Form IT-ler, das weiß ich aus den Mails,
die ich so kriege. Unten auf meinen
Vortragsfolien seht ihr ab jetzt
eine Linie. Diese Linie wird immer
weiter nach rechts wandern. Das ist
ein Seitenaufruf-Plot. Der ist nicht, um
irgendwie mit Hits zu strunzen, aber
es ist im Zusammenhang lehrreich zu sehen,
wann man wie Aufmerksamkeit kriegt,
und auch wie schnell sie wieder abnimmt.
Wir führen das direkt mal vor.
Diese kleinen Huckel – ja, sieht man. Sehr
gut ausgerichtet. Zack! – ist die Linie
nach rechts gewandert, und da sieht man
so einen Peak von 3000 hits/Stunde.
Die Zahlen kommen von Google analytics,
ich habe mir sagen lassen, die muss man
dann immer x2 nehmen, aber für
die Größenordnung reicht’s ja.
Am 2. und 3. August ist die Geschichte auf
verschiedenen Tech-Blogs eingeschlagen.
Ich deklariere hier mal den
altbekannten fefe als Tech-Blog.
Gelächter
Ich weiß, ich weiß, da kommt schon der
erste Protest. Aber wir werden uns
einig sein darüber, dass fefe von vielen
IT-lern gelesen wird. Okay, ich höre
keine Proteste mehr. Der Peak, den ihr
hier seht, ist jedenfalls von blog.fefe.de.
Die Nachricht verbreitet sich, und ich
kriege immer mehr Mails von Lesern
die betroffen sind. Das Unheimlichste ist
aber, ich kriege Mails mit Bestätigung
für ganz viele Xerox-Workcentres,
die ich gar nicht kenne.
Gelächter
Ich meinte ja schon das wäre eigentlich
eine riesige Produktfamilie. Ganz langsam
wird mir klar, dass das schon so was
Größeres werden könnte, eventuell.
Lesson learned: Es war gut, die
Test-Dokumente direkt mit online
zu stellen. Hätten die Benutzer das nicht
direkt an meinen Test-Dokumenten
sofort nachvollziehen können, das wäre
niemals so eingeschlagen, wie gleich kommt.
Ab 4. August landet die Geschichte nach
und nach weltweit in Tech-Portalen.
Im Bild ist Hacker News von
Y-combinator (?), das ist eins der größten
dieser Art, das kennt ihr wahrscheinlich.
Ab jetzt kriege ich hunderte technisch
versierte Mails am Tag. Ich sage „hunderte
technisch versierte“, weil es auch noch
andere gab, die weniger versiert waren.
Und über die ganze Geschichte hinweg
habe ich Tage damit verbracht, die
Neuigkeiten, die ich so erhalte, zu
kanalisieren, und zu ordnen. Das hat mir
erst ermöglicht, die Berichterstattung
sauber fortzuführen, und dem Bug mit
professioneller Hilfe auf den Grund zu gehen.
Das Ganze wird zum Selbstläufer,
und ich darf nicht mehr schlafen.
Weil die US-Presse bei mir im Handy steht.
Ihr braucht nämlich nicht denken,
dass US-Reportern bewusst ist, dass es
jemals sowas wie Zeitzonen…
Gelächter und Applaus
Das ist auch noch so ein Anekdötchen. Man
müsste denken, so, die stehen in Konkurrenz
zueinander, US-Reporter. Also wenn der
eine so eine special info hat, die gibt er
dem anderen nicht weiter, ey. Sobald der
Kollege von ABC meine Handynummer hatte,
hatten die ALLE. Ich sag’s euch,
unglaublich! lacht
Lesson learned: Schreibt sowas
mehrsprachig! Wichtig ist Englisch,
für den internationalen Raum. Sowie die
Heimatmarktsprache des Konzerns
den ihr da angeht. In meinem Fall ist es
die USA, also Englisch, wiederum
zwei Fliegen mit einer Klappe.
In den USA ist Xerox eben im Übrigen
so stark vertreten, dass „kopieren“ dort
„to xerox“ heißt. Die sagen das wirklich
im Alltag. Das ist so wie wenn man hier
sagt: „Gib’ mir mal ein Tempo!“,
nur, dass wir so mal einen Eindruck haben
wieviel diese Firma und diese Marke
da an Stellenwert besitzt. Und wenn in der
Technikwelt etwas so die Runde macht,
was kommt als Nächstes? Die Massenmedien.
einige Lacher
Ab da hat man das volle Programm.
Wir klicken uns jetzt mal durch, um das
anschaulich zu machen. Diese Liste ist
keineswegs erschöpfend, es gab Tausende
Artikel weltweit plötzlich. Und
wenn ich Artikel zur Deko bringe
– einfach als Disclaimer – das ist keine
Aussage über das Erscheinungsdatum,
ich mache das so wie es hier
für die Dramaturgie gut ist.
einige Lacher
Durchklicken, so, hier ist Heise, das
freut mich als Informatiker natürlich
besonders. Die haben die ganze Geschichte
mit fünf Artikeln oderso begleitet.
ZDF Hyperland, ne? Ich bringe so die
deutsche Presse mehr zur Ansicht.
Die deutsche Presse war nämlich eher
zurückhaltend. Die meisten Einschläge
kamen in der Tat aus dem Ausland.
Deswegen die Bemerkung mit dem
Heimatmarkt. An dieser Stelle aber ein
Anekdötchen zur deutschen Presse.
Ein Journalist hat mir erzählt, dass er
die Story in die Tagesschau bringen wollte.
Die haben ihm dann gesagt „Ja, mmh, ist ja
ganz cool. Aber dafür wollen wir, dass das
beim richtigen Kopieren passiert, und
nicht nur beim Scannen!“
Gelächter, Johlen und Beifall
Also falls jetzt jemand von der Tagesschau
zusieht, der Applaus, der war für euch!
Gelächter
So, ich dachte mir nur, ihr Helden!
Profi-Tipp: wenn man so einen Scan
ausdruckt, dann hat man eine Kopie!
Gelächter
Mit dem Unterschied, dass so ein
gespeicherter Scan einfach auch
Jahre später noch Schaden anrichten
kann. Aber, bitte! Dachte ich,
keine Tagesschau-Story, das geht gerade
ohnehin weltweit durch den Kanal,
das ist ja nicht mein Problem, wenn genau
ihr das jetzt als Einzige nicht bringt.
Lesson learned: Professionell und souverän
bleiben. Nicht einfach Sachen
aus Aufmerksamkeitsgier aufbauschen.
Jedem von euch fällt wahrscheinlich
gerade irgendeine Affäre ein, die
eigentlich ganz gut angelaufen ist
für den der sie an die Öffentlichkeit
gebracht hat, und dann hat er sich
im entscheidenden Moment irgendwie
Blut geleckt und was ausgedacht.
Sowas ist natürlich schlecht. Naja gut.
The Economist, das ist wirklich
altehrwürdig, der Titel den finde ich
schön: „Lies, damned lies and scans“.
Das kommt von Tom Sawyer:
„Lies, damned lies and statistics“.
So, ab da wird’s so langsam
PR-technisch, übrigens, teuer.
The Economist hat Einfluss.
ABC News – noch teuer.
Das sind die Kollegen mit dem Handy.
BBC, CNBC.
Also plötzlich war das einfach überall.
So, jetzt laggt mein Powerpoint, da
isses wieder. Hier ist Business Week,
das ist ein populäres Wirtschaftsmagazin.
Und ich rufe euch noch mal in Erinnerung,
bis jetzt keine Reaktion von Xerox, ja,
wir sind jetzt da drei Tage im Business,
weltweit. Keine Reaktion! Und wenn man
so langsam reagiert, wird der Ton
echt ungemütlich. Ich zitiere: „Auf der
Skala der Dinge, die zu schrecklich sind,
um sie sich vorzustellen, sind
dokumentenverändernde Scanner
irgendwo oben bei
fleischfressenden Bakterien.“
Gelächter
Das schreiben die O-Ton in
der Business Week! lacht
Da bin ich von einem Kumpel angerufen
worden, hör mal du musst dir das
durchlesen. Also super! Stellt euch vor,
das ist Peter Coy, der ist da Editor,
den werden wir im Verlauf des Vortrags
noch ein paar mal genießen dürfen.
So, mein Blog-Artikel ist jetzt so
auf 100.000 Lesern am Tag.
Und es gibt immer noch keine Rückmeldung
von Xerox. In der Zwischenzeit
ist es mir aber mit Hilfe der vielen,
vielen Leser-Mails ziemlich gut gelungen,
zu erklären, was überhaupt passiert ist.
Und das erzähle ich euch jetzt,
wir machen also einen kleinen
Einschub über Bildkompression.
Hier haben wir ein Testbild, das
ich gemacht habe. Das ist so ein
Sonnentau, mit einer Fliege dran, das ist
eine Pflanze. Sowohl die Fliege als auch
der Text gehören zum Testbild. Damit wir
schön unterschiedliche Arten Testbild
haben. Datenübertragung kostet Zeit,
Geld und Speicher. Bilder bestehen,
verglichen mit Text, aus ziemlich,
ziemlich großen Datenmengen. Und Bilder
unkomprimiert zu übertragen und zu
speichern, wäre also wirklich aufwändig.
Außerdem werden Bilder einfach überall
übertragen, ja? Der use case ist für jeden
von uns da. Ich sage es euch, das zieht
sich bis in die allerhöchsten Kreise.
Gerade neulich gab es z.B. riesigen
Medienrummel, und sogar einen
Bundestags-Untersuchungsausschuss,
nur deswegen, weil ein ehemaliger
Bundestagsabgeordneter Bilder übertragen
hat. Gelächter
lacht
So, jetzt will der Bundestagsabgeordnete
nicht ewig auf seine Bilder warten. Also
müssen wir die Bilddaten komprimieren.
lacht wieder
Also hömma!
lacht dümmlich
Applaus
Jetzt haben wir zwei Ausschnitte meines
Testbildes. Einen vom Foto-Teil
und einen vom Text-Teil. Und die habe ich
so dick vergrößert, dass man da einzelne
Pixel erkennen kann. So können wir sehen,
was bei verschiedenen Kompressionsverfahren
so schiefgeht. Es gibt verlustfreie
Kompressionsverfahren. Da bleiben
die Bilddaten genau wie sie sind,
die werden nur irgendwie effizienter
gespeichert. Oder wir nehmen Verluste
in Kauf, also Veränderungen
in den Bilddaten, um die Dateien
noch kleiner zu quetschen.
Hier sind die allseits
beliebten GIF-Bilder.
Kann ich mal kurz ein Handzeichen haben,
wer ist dafür, dass GIF verlustbehaftet ist?
Wow, das sind viele! Das sind fast alle.
GIF ist eine verlustfreie
Komprimierungsmethode.
Der Nachteil ist, es
unterstützt nur 256 Farben.
Der hier sichtbare Qualitätsverlust kommt
also nicht davon, dass das Bild als GIF
gespeichert wurde,
sondern von der Farbreduktion.
Damit man das schön sieht, habe ich
hier sogar nur auf 16 Farben reduziert.
Man sieht’s sehr schön, uiuiui. So.
Das fertige Bild wird anschließend Pixel
für Pixel gespeichert und LZW-komprimiert.
LZW ist so ein alter Kompressions-
Algorithmus, ähnlich wie ZIP.
GIF eignet sich sehr gut für Grafiken mit
wenigen Farben. Und da die Pixel einfach
immer noch komplett einzeln gespeichert
werden, werden scharfe Kanten gut
wiedergegeben. Das sieht man auch, die
Schrift sieht ja ganz gut aus. Weniger gut
ist es für Fotos, wie man sieht. Mit am
verbreitetsten sind JPEG Bilder. Und JPEG
sind verlustbehaftet. Das Originalbild
wird nicht mehr Pixel für Pixel gespeichert,
sondern es wird in 8x8-Pixel-Blöcke
zerlecht. Und jeder Block wird dann
mit Kosinus-Wellen angenähert. Wie das
jetzt genau mathematisch funktioniert,
können wir uns an dieser Stelle sparen.
Aber es ist wichtig zu wissen, dass
diese Arte der Komprimierung, die ist gut
für Fotos, aber schlecht für scharfe Kanten,
wie man auch an den Buchstaben sieht,
ja, man sieht die Artefakte, ihr seht
so ein paar Flecken drumrum. Aber das
wäre normal wirklich Artefakt-verseucht,
das Bild. Ich kann ja mein Notebook
hochhalten, oder so.
Lange Rede – kurzer Sinn. Je nach
Art des Bildes sind verschiedene
Kompressionsverfahren gut
und andere nicht.
Genau darum gibt es das JBig2-Format.
Das ist eins der special words, die ich
wirklich in drei Varianten für die
Übersetzer hingeschrieben habe.
Hier darf man ein Bild in viele
Unterbilder zerlegen. Die hier rot
umrandeten zum Beispiel. Das sind dann so
Unterbilder. Diese Unterbilder nennen wir
‚patches‘, das ist Englisch für ‚Flicken‘.
Wie wir sehen, gibt’s Bildbereiche,
die gehören zu überhaupt gar keinem
Patch. Das ist ziemlich cool,
denn die Daten hierfür, die müssen
schonmal gar nicht gespeichert werden.
Sagt man einfach, Hintergrund weiß. Der
Witz ist, die einzelnen Patches kann man
mit verschiedenen Kompressionsverfahren
komprimieren.
Die Schrift-Patches z.B. mit GIF, also ich
gebe das jetzt nur mal so roh an.
Wahrscheinlich kann man nicht genau GIF
in JBig2 nutzen. Aber, das Prinzip bleibt.
Und den Foto-Patch z.B. mit JPEG. Jedem
Patch sein optimales Kompressionsverfahren.
Das ist schon echt ein Fortschritt. Ich muss
wahrscheinlich niemandem hier begründen,
dass man damit, wenn man weiß, welcher
Patch was enthält, einen sauberen
Qualitätseindruck erhält, und
wahrscheinlich eine kleinere Dateigröße. So,
aber wenn man ein Bild ohnehin schonmal in
Patches zerlegt, dann kann man auch einen
völlig neuen High-Tech-Kompressionsansatz
wählen. Man kann das Ursprungsbild
noch viel feiner zerlegen, und jeden
einzelnen Buchstaben als Patch ansehen.
Das sind dann richtig viele Patches.
Also es werden wirklich viele Patches.
Und man kann das mit ganzen Textseiten und
Büchern so machen. Und das wird auch getan,
das habe ich mir jetzt nicht ausgedacht.
Als nächstes schaut man, welche
Patches einander sehr ähnlich sind.
Dieser Schritt heißt ‚pattern matching‘.
Ich habe hier vier Patches mit Pfeilen
markiert. Diese Patches sind sehr ähnlich.
Kein Wunder, werdet ihr jetzt sagen.
Das sind alles kleine ‚E‘s. Die
unterscheiden sich nur durch wenige Pixel.
Durch das Pattern-Matching erhält man
sozusagen Gruppen aller gleichen Zeichen.
Für diese Gruppen speichert man nur ein
einziges Zeichen wirklich ab, und das
verwendet man im komprimierten
Bild einfach immer wieder.
Anstatt seiner Brüder. Von den hier vier
markierten ‚E‘s würde also nur eins
wirklich abgespeichert, und das für alle
anderen eingesetzt. So kann man wirklich
viele Daten einsparen und hat
wirklich kaum Qualitätsverlust.
Hier ist das Endergebnis. Sieht eigentlich
immer noch gut aus, oder? Keine Artefakte
sichtbar. Verbraucht viel weniger Daten
als ohne Pattern Matching.
Habt ihr das gesehen? Das Pattern Matching
findet das I ist eben ähnlich zum kleinen L,
kann man also dafür einsetzen.
Das passiert, wenn Pattern Matching
ungenau arbeitet.
Habt ihr die auch gesehen?
Sowas sind saugefährliche Fehler.
Normale Kompressionsfehler wären ja
nicht schlimm. Da ist ein Buchstabe dann
unleserlich. Das sieht man, und weiß, ist
doof gelaufen, „scanne bitte noch einmal“.
Hier aber hat man falsche Daten, die
perfekt aussehen. Und die aufgrund
dieser Ähnlichkeitssache perfekt
einlayoutet werden. Die muss man wirklich
lesen, um den Fehler zu sehen. Und selbst
dann kann man den Fehler nur dann sehen,
wenn das Dokument dadurch offensichtlich
unplausibel wird, wie bei dem Bauplan.
Ich weiß ja nicht, was ihr so macht. Aber
ich lese mir nicht immer alle Scans durch,
die ich mache, um mal zu kucken
ob da auch Fehler drin sind.
Also, liebe Leute, ein Politiker, der
diese Sache schönreden muss,
der würde sagen: „Scannt mit so einem
Xerox-Gerät eine Medikamentendosierung
in einem Pflegeheim, und es gibt eine
Wahrscheinlichkeit, dass ihr Ruck-Zuck
die Rentenkasse entlastet“.
Lachen
Applaus
Jetzt ist auch klar, was das Ganze mit
Security zu tun hat. Bis jetzt konnte man
sich fragen, warum hält der David auf dem
Kongress einen Vortrag über Kopierer?
Aber hier geht’s um einen technischen
Fail einer Firma, der ein gravierendes
Sicherheitsproblem ist.
Haben wir Zuschauer aus Berlin?
Handzeichen, vielleicht mal?
Womit wurden eigentlich die Pläne
für euren Flughafen vervielfältigt?
Johlen und Beifall
Aber, wisst ihr was? Flughafen,
Medikamente, Raketen, Flugzeuge…
So dick das ist, das ist alles Kleinkram.
Richtig interessant wird’s bei der Frage,
wo solche Scans in Gerichtsverfahren als
Beweismittel genutzt worden sind,
die man jetzt womöglich mal neu
aufrollen kann. Oder umgekehrt,
wenn mich einer von euch mit Hilfe von so
einem Xerox-Scan verklagt, dem sage ich
ab jetzt einfach „Ach wisst ihr was,
das ist falsch!“ lacht
Da könnt ihr mir erstmal das Original
raussuchen, um mir das Gegenteil
zu beweisen. Ich kann ja überhaupt nicht
mehr nachweisen, dass ein Teil eines Scans
auch von der Stelle des Papiers kommt,
von der man ihn erwartet.
Der rechtliche Wert ist Null! Es gibt
Hunderttausende solcher Großkopierer
weltweit. Das sind Business-Geräte, jedes
Gerät hat viele Nutzer, und noch mehr
erzeugte Dokumente, die sonstwohin
rausgegeben werden. Und damit ihr euch mal
eine Vorstellung machen könnt, mich
hat ein Großkonzern angerufen, da läuft
die Postbearbeitung so, dass eingehende
Briefe einfach sofort in solchen Maschinen
gescannt werden, und ab da geht’s nur noch
elektronisch weiter. Viel Spaß, wenn da
Fehler drin sind. So, wir kommen später
nochmal auf die Implikationen zurück.
Erstmal zurück zur Story. Es ist der
5.August. Wir befinden uns drei Tage
nach dem Ersteinschlag, und am dritten Tag
schuf Gott, endlich, ja, ein Lebenszeichen
von Xerox. Jetzt, einmal, die hier
gucken doch zu, Mann! lacht
Beifall
Danke schön. lacht
Die PR von Xerox Deutschland ruft bei mir
an. Das Gespräch war eher unergiebig.
Die dürfen fast nichts ohne die Amerikaner
machen. Die haben das erst
für einen Scherz gehalten. Ich habe
gesagt, das ist keiner. Und dann
haben wir gesagt, wir bleiben in Kontakt.
lacht
Gelächter und Beifall
So, und der Tag danach, der 6.August,
hatte es das erste Mal so richtig in sich.
Vormittags erhalte ich von einem Leser
diesen Screenshot, irgendwo aus
einer Detail-Einstellung im Admin-Panel
seines Xerox-Kopierers. Da ist die Rede
von Buchstaben-Ersetzung. Aha! For the
record, jetzt mal. Das können wir jetzt
alle lernen: es gibt drei
PDF-Kompressionsstufen.
Die hören auf die Namen ‚Normal‘, ‚Higher‘
und ‚High‘. Sehr sehr marketinggerecht.
So. ‚Normal‘ ist der Modus, der am
stärksten komprimiert. Der Leser sagt:
auf ‚Normal‘ tritt der Fehler auf und in
den beiden höheren anscheinend nicht.
Meine Tests scheinen das zu bestätigen.
Ich sage das extra so vage, dazu später mehr.
Trinkpause
Ich habe ja versprochen, euch die Stimmungen
über die Sache hinweg offenzulegen,
falls ihr selbst in so eine Situation
geratet. Ganz ehrlich: Im ersten Moment
ist mir da das Herz in die Hose gerutscht.
Ich hatte Schiss, als der Vollidiot dazustehen,
der das Manual nicht gelesen hat, ja?
Gelächter
Bis jetzt gibt es nämlich immer noch kein
offizielles Xerox-Statement, und ich habe
einen Tip aus der Presse erhalten, dass
Xerox genau sowas ins Statement schreiben
will. Lesson learned: Was ist der Unterschied
zwischen Innensicht und Außensicht?
Genau sowas. Ne? Ihr denkt euch gerade
bestimmt: „Hallo? Was regt sich der David
so auf, das ist doch total klar, dass
solche Dokumentenfehler
nie passieren dürfen, auch nicht
wissentlich“. Aber von innen sieht das…
eben sowas kurz anders aus. Trotz Schiss
ist wichtig: Ruhe bewahren, überlegt vorgehen.
Genau wegen solcher Angstmomente
ist wichtig, dass man im Vorhinein
niemals kreischt, und immer de-eskaliert.
Niemals im Vorhinein rumpöbeln.
Wenn man vorher immer souverän war, dann
kann man nämlich einfach viel sicherer
auftreten, und im Zweifel mal ganz ruhig
öffentlich fragen: „Na Jungs, warum hat mir
der Support das denn nicht
vor zwei Wochen gesagt, he?“
Lesson learned: Von vornherein professionell
vorgehen, niemals haten. Ich wiederhole das
einfach nochmal. So, also,
Vorwärtsverteidigung. Ich habe
den Screenshot als möglichen Workaround
präsentiert und geraten: Kompression
auf ‚Higher‘ stellen. Zusätzlich habe ich
geschrieben, dass ich mich ein bisschen
wundere, dass der Support mir das über
eine Woche [lang] nicht sagen konnte.
Ich habe auch kritisiert, dass die
Einstellung ‚Normal‘ heißt. lacht
Und die möglichen Folgen, die ich euch
skizziert habe, die bleiben natürlich alle,
weil man dem Scan im Anschluss nicht
ansehen kann, dass er vielleicht Fehler
enthält. Ziel war, der Sachen einen Spin
zu geben, bevor Xerox sich wehrt.
Es folgt eine Telefonkonferenz
mit Rick Dastin. Raunen
Ich sehe, der ist im Publikum bekannt,
der ist Vize-Präsident weltweit von Xerox.
Und Francis Tse, das ist einer
der Chef-Ingenieure, der da
mit der Bildkomprimierung zu tun hat.
Leute, hier supported der Boss noch selbst!
Lachen und Applaus
Rick Dastin ist in der Tat die erste
Person, die bei Xerox arbeitet,
von der ich offiziell mitgeteilt bekommen
habe, dass solche Buchstaben-Ersetzungen
bei Xerox in der Tat bekannt sind. Also,
wenn ihr mal was wissen wollt, was euch
der Support auch nach einer Woche nicht
sagen kann, dann sagt ihr: „Ich möchte
gern mit Rick Dastin sprechen!“
Lachen
Und im Gespräch kommt auch heraus, dass
die Mutmaßung, dass das Pattern-Matching
schuld ist, stimmt. Dastin bestätigt auch,
dass das Pattern-Matching nur
im ‚Normal‘-Mode eingeschaltet würde.
So, nach ein bisschen Diskussion war dann
auch klar, der Support hat Scheiße gebaut,
und vielleicht eventuell war der Name
‚Normal‘ doof gewählt. Ich habe dann
‚Experimental‘ vorgeschlagen.
Gelächter und Beifall
Vielleicht an der Stelle: ich bin ja gerade
ganz guter Dinge, und das macht ja
auch Spaß, und wir lachen alle, aber in
dem Moment hatte ich einfach mehr
Muffensausen. Nicht, dass ihr denkt, das
geht euch anders, wenn ihr sowas habt.
Da bin ich ganz ehrlich. Und dann kommt
von Xerox ein glasklares RTFM.
Erstens: der Normal-Modus, David, der
ist überhaupt nicht Fabrik-Einstellung!
Liebe Kunden, ihr seid alle selber doof.
Was stellt ihr den Mist so ein!
Zweitens: dass Buchstaben ausgetauscht
werden können, das wäre ja im Manual
auch an zwei Stellen vermerkt.
Liebe Kunden: doppelt-doof!
Zur Fabrik-Einstellung: Das ist natürlich
nur die halbe Wahrheit. Für den Kunden
ist Fabrik-Einstellung, womit die Maschine
geliefert wird. Xerox liefert nicht selbst,
zumindest nicht [an] riesige Kunden.
Der Vertrieb geht über Drittfirmen.
Wenn ihr so einen Xerox-Kopierer bestellt,
macht ihr das also bei einer Firma,
die nicht Xerox ist, und die beraten euch,
und können da sonstwas reinkonfigurieren,
bevor sie ausliefern. So, und zum Manual:
der Hinweis ist in manchen Manuals
in der Tat. Ich habe dann gekuckt: auf
Seite 107 von 328 im Fließtext, ja?
Nun sind wir alle alt genug, um zu wissen,
wieviele Leute immer 300 Seiten Manual
durchlesen, bevor sie einen Kopierer bedienen.
Gelächter
Ich fand außerdem, dass Kopierer generell
nicht so designt werden dürfen, dass
solche Fehler überhaupt vorkommen können.
Das geht nicht, niemand erwartet sowas.
Beifall
Die Antwort war: „Doch, das geht!“
Gelächter
„Der Markt will das so,
und die Fehler wären ja nur…“
Gelächter
Das war in der Tat eine Äußerung, die
auch so gefallen ist. Ich zitiere hier,
aber das war natürlich bezogen auf die
kleinen Dokumentengrößen. Und die Fehler
wären ja nur sehr selten. Aber ich hätte
recht, man kann nicht beweisen, dass
ein Dokument fehlerfrei ist. So. Insgesamt
hatte das Gespräch eine sehr nette
Atmosphäre. Die haben echt nicht versucht,
mich juristisch plattzumachen oder so.
Die haben echt nett zugehört, das Gespräch
war auch total lange, [eine] Dreiviertelstunde
oder so. Und dann habe ich mich
einfangen lassen wie ein Frischling.
Ihr müsst bedenken, ich hatte was in der
Größenordnung bis dahin noch nie gemacht.
Und bei einem Konzern wie Xerox, da sitzen
Profis. Ich habe mich schon gewundert,
warum wir da so lange in aller Seelenruhe
reden. Dastin ist immerhin Vize-Boss
von einem weltweit operierenden Riesen-
Unternehmen. Und der hat wahrscheinlich
auch anderes zu tun. So. Und jetzt stellt
sich raus, während des Telefonats mit mir
hat Xerox eine Pressemeldung rausgehauen.
Gar nicht doof. In der Zeit kann ich nämlich
nicht reagieren. Und die Meldung hat
den schönen Titel „Always listening
to our customers“… right at the moment!
lacht
Ja, die schreiben in ihrer Meldung, wer
unverfälschte Daten haben will, benutzt
bitte eine Kompressionseinstellung von
mindestens ‚Higher‘, und der Fehler wäre
im Manual beschrieben. RTFM.
Lesson learned: Jemanden
bei sowas die Seite des Gegners bobachten
lassen. Ich habe dann auch einen Artikel
geschrieben, und den Inhalt der
Telefonkonferenz berichtet, mit dem,
was ich euch grad gesacht hab. Tja, und
ich habe auch noch reingeschrieben,
dass ich nicht denke, dass die jetzt
vom Haken sind. Und nun?
Hier hätte das Ganze vorbei sein können.
Wenn ein einzelner Blogger so einen
Großkonzern angeht, geht das häufig auf
eine von drei Arten aus, wenn der Konzern
zurückschießt: Entweder der Blogger knickt
ein, nachdem der Konzern zurückgeschossen
hat, oder die Öffentlichkeit zieht mit dem
Unternehmen mit, oder die Öffentlichkeit
verliert das Interesse, wenn das
Unternehmen zurückgeschossen hat.
Jedem von euch fallen gerade drei
Geschichten ein, wo das so war.
Ist alles nicht passiert. Ihr seht den
dicken Ausschlag unten. Die Story
ist auf der Titelseite von Slashdot
gelandet. Und die Presse, glücklicherweise,
ist auch auf meine Linie eingeschwenkt.
Hier schreibt z.B. Heise, dass ich den
Workaround noch vor Xerox angeboten hätte.
lacht
Gelächter und Beifall
Ich werde ein bisschen überziehen.
Oder auch, knochentrocken, Spiegel. Die
schreiben: „Soso, Xerox war das Problem
also seit Jahren bekannt.“ Lacht dümmlich
Sowas ist… wenn ihr
in einer PR von einer Firma sitzt, und
sowas passiert, ich garantiere euch,
ihr braucht euch für den Rest des Jahres
keinen Urlaub mehr nehmen.
Richtig amüsant wird es aber immer, wenn
die Geschichte im Internethumor ankommt.
Das will ich euch nicht vorenthalten. Ich
weiß nicht, wer von euch mal in den USA
gelebt hat. Im Deutschen gibt’s die
vulgäre Redewendung „Jetzt ist die Kacke
am Dampfen“. Und die Amerikaner
sagen dafür: „Shit hits the fan“.
Am Folgetag ist die Sache auf der
Titelseite von Reddit. Der umrandete
Reddit-Kommentar bringt die eloquenteste
Version von „Shit hits the fan“, die ich
je gesehen habe.
Gelächter
Ja, aber was der sagt, ist wahr. Ich
meinte das ja vorhin auch schon mal.
Wenn eine Firma auf Dokumentendigitalisierung
angewiesen ist, und wenn ihr mal nachdenkt,
wer ist das heutzutage nicht, dann haben
die ein Problem. Die können den Laden
dichtmachen, wenn sie Pech haben. Mich hat
z.B. die Leitung vom Staatlichen Archiv
angerufen. Und die haben mit Xerox-Geräten
ihr Archiv erzeugt, und dann haben sie was
gemacht? Sie haben die Originale
weggeschmissen. Ne?
schadenfrohes Gelächter
Die stehen da jetzt mit leerem Blick vor
ihrer Scanner-Flotte, und dann können die
erstmal ihre Dokumente auf Plausibilität
überprüfen. Auch sonst ist der Internethumor
herrlich.
Gelächter
Beifall
Manchmal sorgen die Beteiligten für
den Humor auch selbst. Wenn man
als Xerox-Vizechef den ganzen Tag
Interviews zur selben Sache gibt,
passiert einem mal ein Fehler. Der
hier ist ganz gut. Das braucht ihr
nicht durchlesen, ich lese es kurz vor.
Ausgerechnet vor der BBC hat Dastin
die Sache relativieren wollen. Er hat
gesagt: „Wisst ihr was, das ist alles
halbsoschlimm, dieser ‚Normal‘-
Kompressions-Modus, der kann
Fehler produzieren, aber den nimmt fast
keiner, nur das Militär oder irgendwelche
Ölbohrinseln.“
Gelächter und Beifall
Ja, was kann da schon passieren?
lacht bübchenhaft
So jetzt haben wir…
Gelächter
lacht
Jetzt haben wir alle mitbekommen,
dass Fehler auf Ölbohrinseln in den USA
in letzter Zeit ein bisschen enger gesehen
werden. Jetzt haben wir alle gelacht. Und
ich habe ja gesagt – und ich will da auch
zu meinem Wort stehen – Lachen ist in
Ordnung, aber Häme ist fehl am Platze,
auch Häme ist haten. Und, versetzt euch in
Dastins Lage. Wenn man 14 Stunden am Stück
über die gleiche Sache interviewt wurde,
da rutscht einem irgendwann so was raus.
Und das wird dann natürlich breitgetreten.
Dastin meinte außerdem danach zu mir,
sie hätten ihn miss-zitiert, und ich habe
keinen Grund, ihm das nicht zu glauben.
Also nur, um den mal ein bisschen zu
beschützen: der hatte wahrscheinlich
keinen coolen Tag.
So, wir machen weiter.
Dieses Tech-Portal ist froh, dass
Katzenbilder nicht betroffen zu sein
scheinen.
Gelächter
Man beachte die Formulierung, wie die
sich schon absichern, ja, so als ob
sie nicht wissen, ob vielleicht doch
Katzenbilder betroffen sind.
Raunen
Und das hier ist eine neue Pressemeldung
von Xerox. Der öffentliche Druck wurde
jetzt doch so groß, dass Xerox gesagt hat:
„Ach, wisst ihr, wir machen doch lieber
einen Patch für das alles, wo wir das
Pattern-Matching abschaffen“. Juristisch
einen Fehler eingestanden haben die
wohlgemerkt nicht. Gibt’s bis jetzt
auch noch nicht. Stand ja im Manual.
Das ist übrigens so. Wenn’s im Manual
steht, ist es in Ordnung. Auf den Mikrowellen
steht auch, ihr dürft nicht
eure Katze drin trocknen.
Ja, hier ist wieder ein Zeitungsbericht.
Und wenn man so lange gewartet hat,
dann rettet auch die Patch-Ankündigung
nicht vor Spott. Jetzt bauen die Zeitungen
sogar schon absichtlich
Druckfehler in ihre Titel.
Gelächter
Wir gehen mal zurück zu Xerox’
Pressemitteilung, da steht nämlich
eine wichtige, klare Ansage drin. Sie
werden keine Zeichenersetzung sehen,
wenn Sie die Kompression mindestens auf
‚Higher‘ stellen, bei mindestens 200 dpi.
Xerox hat extra Dokumente rausgebracht,
in denen ganz klar steht, dass Pattern-Matching
nur im ‚Normal‘-Kompressionsmodus eingesetzt
wird und nicht in den beiden höheren.
Jetzt dachte ich mir aber die ganze Zeit,
dass ich eigentlich sicher bin, dass ich das
eigentlich auch schon bei höheren Modi
gesehen hatte. Verschiedene Leser
haben mir das auch gesagt. Ich kriege es
aber auf meinen beiden Geräten irgendwie
vor Ort nicht hin, das selbst zu
reproduzieren. Aber eins ist klar:
wenn auch in den anderen Kompressionsmodi
Zeichen ersetzt werden, dann wären wirklich
alle betroffen. Und Xerox hätte falsch
kommuniziert. Dann hätten wir wirklich
ein weltweit noch viel riesigeres Problem.
Also jage ich meine Ahnung nicht einfach so
als Gerücht raus. Das gebietet irgendwie
auch der Anstand. So, jetzt hat sich aber
ein Freund von mir in einer Firma in Bonn,
in meinem damaligen Wohnort, sein Xerox
Workcentre 7545 angekuckt. Ich frage die
Zahlen nachher ab! lacht dümmlich
Und da das auch noch in meinem ehemaligen
Wohnort war, sind wir dann mal ein bisschen
hingegangen, und dann haben wir meine
Testzahlen genommen, und im Modus ‚Higher‘
gescannt, das ist die Fabrikeinstellung,
und wir wählen sogar 300 dpi als Auflösung,
für Text, ihr werdet mir zustimmen,
das ist wirklich großzügig.
Zack – die gelben Zahlen sind falsch.
Gelächter
Das sind übrigens nicht alle. Ich habe da
nur mal aufs Geratewohl ein paar markiert.
Ich gehe ja hier nicht 500.000 Zahlen
durch und markiere jetzt alle falschen.
Aber jetzt seht ihr mal, wie häufig
die Fehler sind. Ich wiederhole:
im Kompressionsmodus ‚Higher‘ mit 300 dpi.
Wir nehmen jetzt das blau markierte Rechteck
und vergrößern das. Hier sind Gruppen von
Ziffern rot markiert – oh, das sieht man jetzt
nur so ganz bisschen rosa, aber man
sieht’s – die pixelgenau gleich sind.
Sowas ist normal sehr unwahrscheinlich.
Wenn ihr dieselbe Ziffer häufiger scannt,
wird die fast immer leicht anders
aussehen. So, exakt pixelgleiche Ziffern
in hoher Zahl heißt, dass Ziffern
wiederverwendet werden, das ist
ein klares Zeichen für Pattern-Matching.
Anders als in dem Xerox-Statement behauptet,
findet da also sehr wohl Pattern-Matching
statt. Ein Leser von mir hat sogar mal
eine interaktive Visualisierung geschrieben,
die gleiche Ziffern sichtbar macht.
Wir kucken mal, ob sie…
– ja! – da ist sie.
Und jetzt kann ich hier so drübergehen,
mit dem Mauszeiger, und dann werden mal
alle rot gemacht, wo die Ziffer
wiederverwendet wurde.
Wir ziehen das jetzt nicht in die Länge,
wir sind schon ein bisschen im Verzuch.
Das ist, weil ihr immer so cool applaudiert.
Was mich freut. lacht
Beifall
Aber da sieht man mal, wie viele Ziffern
da wirklich falsch sein könnten.
Und ab hier ist klar: Hunderttausende
Geräte sind direkt in den Fabrikeinstellungen
betroffen, und jetzt ist der Spaß wirklich
vorbei. Mit sowas kann man einen Konzern
echt anfahren. Und ich wollte das nicht
veröffentlichen, ohne wenigstens mal
das Gespräch zu suchen. Und ich wollte
mich gerne auch vergewissern, dass ich
da nicht einen Fehler gemacht habe.
Und keinen Bock, da auf Abermilliarden
an Börsenwert verklagbar zu sein.
Also habe ich den ganzen Prozess
des Falsche-Zahlen-Erzeugens auf Video
aufgenommen, und nicht-öffentlich
in Youtube gestellt. Den Link habe ich an
Francis Tse geschickt, das ist einer
der Chef-Ingenieure, den ich vorhin
erwähnt hatte. Und die waren natürlich
wie vom Donner gerührt. Ab hier ist die
Sache echt all-umfassend. Francis hat mir
telefonisch bestätigt, dass ich in der Tat
alles richtig gemacht hätte. Und Xerox
war kooperativ, aber sie wollten, dass ich
warte, bis sie den Fehler selbst reprozieren.
Ich hatte aber noch im Gedächtnis, dass
ich mir bei der letzten Telefonkonferenz
ein bisschen verarscht vorgekommen bin.
Also habe ich gesagt, liebe Leute,
das läuft jetzt nicht so wie letztes Mal.
„Ich habe dazu den Blog-Artikel bereits
fertig, und das Video ist ja auch schon
hochgeladen.“ Gelächter
lacht
Und wenn ihr…
Beifall
„Nehmt’s mir nicht übel, aber ich bitte
darum, ab jetzt mit eingebunden zu werden,
denn auch ich behandle euch fair.“
So haben wir uns dann auch geeinigt,
da seht ihr was es bringt, im Vorhinein
nicht zu haten. Wenn ihr die vorher
voll auf Twitter angefurzt hättet, ist
klar, dann sagen die: „Komm, leck’ mich!“
Danach kamen so sechs Stunden Hin-und-
her-Telefoniererei. Wir telefonieren immer
und immer wieder. Sie versuchen, mit meiner
Hilfe fieberhaft, das zu reproduzieren.
Bei mir war’s Nacht, die Nacht habe ich
dann am Telefon im Büro verbracht, und
nichts gegessen außer so Keksen, die da
rumlagen. Und irgendwann ruft Francis
wieder an, und sagt völlig verdattert:
„Yep, wir haben’s reproduziert.“
Nummern-Vertauschung auf Fabrik-Einstellung,
da war erstmal auf beiden Seiten Stille.
Wir waren einfach alle geschockt.
Und wisst ihr, was nebenher rauskam?
Der Code für den Kompressions-Scan
ist acht Jahre alt. So lange ist der Bug
in freier Wildbahn unterwegs.
Acht Jahre.
Ja, da waren sie dann bisschen verdattert.
Und ich habe dann gesagt: „Hier ist
mein Blog-Artikel, lest mir den mal bitte
gegen, und bestätigt mir den, damit ich
juristische Sicherheit habe,
und den rausbringen kann.
Gelächter und Applaus
Japst vor Lachen
Nein, also, …
dieser Fehler ist saugefährlich,
ich habe keinen Bock, damit länger zu
warten. Hier ist der Artikel, das haben sie
auch gemacht. Und ich durfte den Artikel
sogar vor ihnen veröffentlichen. Das ist
relativ einmalig. Und ihr werdet mir
zustimmen, nicht haten: Wenn man das
damit erreicht, ist das wohl ganz gut.
Eine erwachsene Auseinandersetzung.
Lesson learned: Verhandle im richtigen
Moment. Das hier ist das nächste
Xerox-Presse-Statement.
Ich ziehe ein bisschen im Tempo an.
Xerox hat sich direkt im Anschluss
natürlich auch noch geäußert.
Die ziehen die vorherige Kommunikation
zurück und bedanken sich bei mir
und sagen, dass sie jetzt erstmal kucken,
wie groß die Sache eigentlich ist.
Und ab da waren sie auch durchgehend nett
in den Presse-Mitteilungen, und das Klima
war insgesamt sehr konstruktiv.
Das hier ist der nächste Slashdot-Artikel.
Das wird immer surrealer,
schaut euch die Überschrift an!
Nach dem ganzen Hin und Her (?)(?) für
mich bei Slashdot nicht mehr drauf an,
was Xerox sagt, sondern was sie mir
bestätigen. Gelächter
Und hier ist wieder unser bissiger
Peter Coy von der Business Week.
Aber jetzt… einen hab’ ich noch,
einen hab’ ich noch.
Also, einen Kompressionsmodus!
Gelächter
Ist jetzt ja eigentlich egal. Aber am
11. August gelingt noch der Nachweis,
dass der Fehler halt auch im
‚Highest‘-Mode auftritt.
Selbst ein qualitätsbewusster Anwender in
den letzten acht Jahren, der wunderschöne
PDFs produzieren wollte, konnte dem
nicht ausweichen. Und ehrlicherweise,
nach meinen Informationen tritt der
Fehler bei TIFFs nicht auf.
Ich will hier keinen Flurschaden machen,
wo keiner ist. Nimmt natürlich keiner, TIFFs,
sind ja riesig. Am 12. August gesteht
Xerox dann öffentlich ein, dass es sich
um einen acht Jahre alten Software-Fehler
handelt. Und kündigt nochmal den Patch an.
Ab da hängen sie ja natürlich juristisch
voll drin. Und wenn in den USA
nachmittags ist, ist es hier nachts.
Und so mitten in der Nacht, also zu Zeiten,
wo Besucher dieses Kongresses typischerweise
wach sind, haben Dastin und Tse bei mir
auf dem Handy angerufen, und wollten mir
unbedingt zuerst sagen, was ich unglaublich
nett fand, dass sie den Bug gefunden haben
und jetzt für alle Geräte neue Software
ausrollen. Und da kann man auch sehen,
dass die Stimmung wirklich besser geworden
ist. Das hier ist die Patch-Download-Seite
von Xerox. Hier kann man mal sehen,
wieviele Geräte da betroffen sind.
Und beachtet auch die ‚X‘-e, das sind
Gerätefamilien!
Gelächter
So, die Presse berichtet wieder.
Die Computerzeitschrift c’t schreibt
einen Artikel, und nennt das Ganze
‚Scannergate‘. Und hier gibt es noch
einen letzten Nachtreter von
unserem geliebten Peter Coy.
Das hört sich so sarkastisch an,
aber der hat leider völlig recht.
Acht Jahres-Produktionen an gescannten,
archivierten Dokumenten können
solche Fehler enthalten und noch ewig
Schaden anrichten. Über Hunderttausende
Geräte und Unternehmen weltweit. Wir leben
in einer Gesellschaft, die jetzt gerade,
während wir hier sprechen, den Übergang
von der Papierwelt in eine Mischung
aus Papierwelt und Digitalwelt vollzieht.
Und der Übersetzer
zwischen beiden Welten, das sind Geräte
wie Xerox-Workcentres.
Wir werden davon noch lange etwas haben.
Und jetzt kommt das Wichtigste:
Ich habe schon gesagt, dass Xerox einen
dezentralen Vertrieb über Drittunternehmen hat.
Ich persönlich habe keinen Grund zu der
Annahme, dass der Patch übermäßig viele
Geräte erreicht hat. Also: spread the word!
Am Ende des Vortrags kommen URLs,
wo ihr genauere Infos findet und
weiterkucken könnt. So, es neigt sich
dem Ende… Neben den ganzen ‚Lessons
learned‘ gibt es eine ‚Lesson‘, die ich
bis jetzt noch nicht gesagt habe.
Ich habe immer ungläubige Blicke gekriegt,
dass ich dafür keine Kohle genommen habe.
Ein Manager hat sogar gesagt, ich wäre
„schön blöd“. Dazu zwei Sachen.
Erstens ist es generell schwer, mit sowas
Geld zu verdienen. Selbst wenn man will.
Ohne Nachweis wird man nicht ernst genommen.
Und mit Nachweis liefert man einfach
meistens direkt den Bugfix, und dann
gibt es auch keine Kohle mehr.
Und zweitens: Konzerne kennen keine
Freunde. Wenn ich Geld genommen hätte,
wäre das irgendwie doof rausgekommen,
und gegen mich verwendet worden.
Und es hätte einfach mich in eine
schwächere Verhandlungsposition gebracht.
Ich hatte aber Lust, dass dieser Fehler
behoben wird. Und, last but not least,
die Community hat mir geholfen, und die
haben auch dafür kein Geld bekommen.
Ich würde es wieder
so machen, aber…
Beifall
…aber am Ende muss das jeder für sich
selbst entscheiden. Wenn ihr das jetzt
anders macht, ist das völlig in Ordnung.
Ich möchte euch nur im Vorhinein sagen,
ihr bringt euch in eine schwächere
Verhandlungsposition. Das sind
nochmal die ganzen ‚Lessons learned‘. Die
werde ich jetzt nicht nochmal durchkauen.
Weil, die sind, damit ihr die Folien
runterladen könnt und die trotzdem habt.
Und wir schließen jetzt kurz den Kreis
zum Anfang, und dann sind wir fertig.
Am Anfang war der Prolog mit Barack Obamas
Geburtsurkunde. Hier ist es wieder,
das ‚long form birth certificate‘. Kurz nach
der Xerox-Saga haben mich Journalisten
von ‚Reality Check‘ aus den USA
angeschrieben, ob der Xerox-Bug
nicht die Ursache sein könnte für die
‚Fälschungen‘. Und die haben auch schon
Detektivarbeit geleistet. Beispielsweise
haben die Obamas kurz vor der Geburtsurkunde
ihre Steuerunterlagen öffentlich gemacht.
Die wurden mit einem Xerox Workcentre 7655
gescannt. Tja, und auch technische,
weitere Eigenschaften sprechen
für einen Xerox-Scanner. Und die ‚Reality
Check‘-Leute haben mich gefragt, ob ich
bei Xerox mal anfragen könnte, ich hätte
ja jetzt so gute Kontakte dahin. Und Xerox…
Gelächter
Und Xerox hat dann lieb um Verständnis gebeten,
dass man sich darum jetzt überhaupt nicht
kümmern möchte,… lacht
…und ich habe das ruhen lassen. Und
jetzt bereite ich mich auf meinen
Kongressvortrag vor, für diesen Vortrag
heute, ja, und schaue nochmal in das PDF,
und da sind exakt die kopierten, genau
gleichen Buchstaben drin, die bei Xerox
damals Zeichen für Pattern Matching waren.
Und ich kuckte nur auf die Internetseiten,
da steht auch was von Zeichendopplungen.
Hier sind noch zwei genau gleiche
Ankreuzkästchen. Beachtet die Zähnchen da
irgendwie drumrum. So, macht euch selbst
ein Bild. Aber ich denke, es könnte sein,
dass diese Verschwörungstheorie
hiermit abgefackelt ist. Und damit bleibt’s
nur, herzlich Danke zu sagen. Dafür, dass
ihr die Stunde mit fein (?) verbracht habt!
Beifall
Wenn immer alle applaudieren,
dauert’s länger!
So… lacht
Oben findet ihr noch einen Link zur
Xerox-Saga. Bitte erzählt das weiter!
Und unten gibt es einen Link zu meiner
Seite. Da stelle ich schnellstmöglich
die Folien online. Wahrscheinlich morgen.
Ich gehe hier nicht ins WLAN! lacht
Gelächter
Und nehmt euch vor den
fiesen Kopierern in Acht!
Herald: Okay, also erstmal vielen Dank
für diesen grandiosen Vortrag!
Ich glaube, der war
für alle höchst spannend.
Alle, die auf dem Weg nach draußen sind,
bitte beeilt euch, und schließt danach
die Türen. Und seid leise.
Mit den Fragen würde ich zunächst mit
denen aus dem Internet anfangen.
Von unserem Signal Angel.
Signal Angel: Vielen Dank!
Auch einen Riesenapplaus aus dem Internet,
das konntest du jetzt nicht hören. Aber,
es war sehr viel positives Feedback da.
Auch die Bitte, die Folien zu
veröffentlichen. Insbesondere
die Symbolbilder kamen sehr gut an.
Daniel: Das wird passieren, auf meiner
Seite, spätestens morgen. Definitiv.
Signal Angel: Sehr schön, vielen Dank.
Zwei Fragen habe ich.
Die erste Frage ist, gibt es bei Xerox
technisch einen Unterschied zwischen
Scannen und Drucken und Kopieren?
Oder ist das intern immer das Gleiche?
Daniel: Also scannen, da geht das Papier
rein und beim Drucken kommt’s raus, ne?
Gelächter
Nein, also beim Drucken werden einfach
Druckdaten entgegengenommen.
Da ist mir nicht bekannt, dass überhaupt
noch mal irgendwas nachkomprimiert wird.
Scannen – da gibt’s verschiedene Modi.
Die PDF-Modi, das sind die drei, wovon ich
gesprochen habe. Und Kopieren – meiner
Ansicht nach ist es nicht so, dass es
beim Kopieren auch passiert, weil da nicht
komprimiert wird. So wie ich das sehe, ja?
Also ich bin mir sicher, ich hätte
Berichte bekommen, wäre dem so.
Also deswegen denke ich nicht, dass der
Kopiervorgang an sich betroffen ist. Aber
das ist auch nicht so krass schlimm, denn
da werden auch keine Dokumente archiviert.
Signal Angel: Okay, und die zweite Frage:
gibt es irgendwelche handfesten
Schädigungen, die aufgrund
dieses Bugs passiert sind?
Hast du da irgendwelche
Rückmeldungen bekommen?
Daniel: Ich habe Rückmeldungen, die,
die ich gerade gesagt habe.
Und natürlich noch ein paar andere. Und
bin natürlich angehalten, hier keine Namen
zu nennen. Aber… also
ich will nur soviel sagen:
ihr müsst euch in die Lage von einem
Konzern versetzen, der da betroffen ist.
Eure Daten sind also vielleicht im Arsch.
Werdet ihr das öffentlich machen?
Nein, ihr werdet in aller Stille
von Xerox Schadenersatz verlangen, und
möglichst nichts davon auf eure eigene
Webseite schreiben, weil das nämlich
auf euch zurückfällt, dass eure Daten
kaputt sind. Da fragt doch keiner danach,
ob das jetzt ein Xerox-Kopierer war.
Also ich erwarte auch nicht, dass das da
größere Enthüllungen gibt, sofern sie
nicht vermeidbar sind. Wenn da jetzt
irgendwie eine Autobahnbrücke
zusammenbricht, ist es
natürlich was anderes.
Signal Angel: Okay, vielen Dank nochmal.
Daniel: Gern!
Herald: Gut, dann würde ich vorschlagen,
wir machen bei Mikrofon 2,
bei der ersten Person, weiter.
Frage: Nur eine kurze Frage. Das ist ja
eine Technik, die wahrscheinlich
von vielen eingesetzt wird.
Habt ihr das mit Großgeräten
anderer Hersteller schon mal ausprobiert?
Daniel: Ich hatte eine Latte von Meldungen
über andere Hersteller. Aber wenn man
eine Sache dieser Größenordnung macht,
wird man sofort Opfer von spin doctoring.
Und das hat sich alles als nicht wahr
herausgestellt. Auch hier wieder:
souverän bleiben, nicht einfach Gerüchte
raushauen. Das war alles nicht wahr,
und im konkreten Fall liegt es ja auch
nicht am Kompressionsverfahren selbst,
sondern daran, dass da
in der Tat ein Bug war.
Herald: Gut, dann von der 3 bitte!
Frage: Hallo? Danke für den Vortrag,
war ziemlich cool.
Mich wundert es nur, das Ding, der Bug
war irgendwie acht Jahre insgesamt da.
Hast du geschaut, auf Suchmaschinen,
haben das andere… ich meine, ich kann
mir nicht vorstellen, dass das acht Jahre
lang wirklich keiner sieht, weil,
wie du sagst, wenn man auf einem Bauplan…
das sieht man doch eher schnell, also…
oder habe dich dann Leute angeschrieben,
die das vielleicht schon einmal gesehen
haben, oder die eben gesagt haben, hey,
mir ist das mal aufgefallen, Xerox hat
gesagt, ja, höhere Komprimierung, dann
haben sie Glück gehabt, und es hat funktioniert.
Daniel: Also es war… erst, zum einen ist
es schwer zu entdecken. Zum Zweiten
war es ja bekannt, für den Modus ‚Normal‘.
Da war das ja sogar gewollt, das wussten
die ja. Und deswegen war es halt schwer,
den wirklichen Bug zu erkennen, weil Xerox…
der Support der es wusste – meiner wusste
es nicht – der wird das immer auf die
‚Normal‘-Einstellung geschoben haben. Und
das ist ja auch plausibel, dann sage ich dir:
„Ja, du hast da die ‚Normal‘-Einstellung
genommen, nimm’ eine andere, dann
tritt der Fehler in der Tat seltener auf,
wahrscheinlich hast du Glück.“
Also, ich denke, das war in der Tat, dass
der Bug das erste Mal entdeckt wurde,…
Frage: Also dich hat keiner kontaktiert, mit
„He, ich habe das schon mal gesehen“ oder so?
Daniel: Nee, keiner.
In dem ganzen Sturm nicht.
Herald: Okay, als nächstes
bitte nochmal von der 2.
Frage: Jo. Moin. Danke für den Vortrag
auch von mir. War sehr cool.
Daniel: Gern.
Frage: Kurze Frage, du hast gesagt, du
hast das nicht für Geld gemacht, …
Daniel. Korrekt.
Frage: …und auch irgendwie… finde ich
sehr nobel, finde ich sehr cool. Aber
haben die von sich aus
dir mal was angeboten?
Daniel: Nein, haben sie nicht.
Da hat kein Mensch…
Frage: Oder mal ’nen Job, oder so?
Daniel: Also da kann ich in der Tat eine
Lanze für Xerox brechen. Sie haben mir
auch nichts angeboten. Ich hätte es
ohnehin nicht annehmen können
nach dieser Logik. Deswegen ist das total
okay. Es gab in dieser langen Nacht,
wo wir telefoniert haben, waren sie drauf
und dran, mich einzufliegen. Aber
ich habe ja auch keine Ahnung von
Kopierern. Ist nicht mein Hauptgeschäft.
Ich kann auf so einen Bug hinweisen,
aber ich kann ihn nicht reparieren. Also…
Frage: Ja gut, aber wenn die dich
eingeflogen hätten, warum nicht
mit denen zusammen das irgendwie
versuchen, zu lösen?
Daniel: Jo, hätte ich machen können. Aber
ich kann dazu im Grunde nichts beitragen.
Weil, die müssen den Bug in ihrem Code
selbst finden. Es war klar, dass was
passiert ist. Ich kann da nicht
bei helfen. Ich sitze da nur rum.
Also das habe ich auch so gesagt.
Frage: Ja, das macht Sinn.
Daniel: Ja, und dafür 2x Inter-kontinental
fliegen, und,… weiß nicht.
Frage: Ja wenn die das bezahlen,
würde ich das schon.
Daniel: Ich gebe zu, ich habe auch noch
mal drüber nachgedacht. Aber ich hatte
auch anderes zu tun beruflich. Also,
es wäre nicht so kurzfristig gegangen.
Herald: Gut, als nächstes bitte nochmal 3.
Frage: Naja, ich habe einen
Heimkopierer zuhause, und ich habe
auch ein ziemlich inniges Verhältnis
zu ihm. Gibt es denn irgendwie
Meldungen, dass da einige jetzt das mal
mit ihrem Heimkopierer probiert haben,
und dann auch gesagt haben: „Oh Sch…“?
Daniel: Mir ist keine Meldung bekannt. Das
betraf nur die Serien, die Sachen, die ich
gerade gezeigt habe. Workcentre, ColorCube (?).
Also das sind alles dicke Dinger,
im Grunde.
Frage: Okay.
Daniel: Also, so wie ich da… weil diese
JBig2 in Hardware, das ist auch,
glaube ich, teuer zu implementieren.
Frage: Alles klar, danke!
Daniel: Jo!
Herald: Und nochmal 3 bitte!
Frage: Eine vielleicht ganz coole
Crowd-Research-Aufgabe
ist vielleicht, diese Handbücher
durchzukucken.
Zu sammeln. Wer Zugriff drauf hat,
kucken, ab welchem Jahr
taucht denn in der Dokumentation
das überhaupt auf. Ist das schon
genauso alt, also acht Jahre, oder
ist es vielleicht erst vier Jahre alt?
Die haben vor vier Jahren das gemerkt, und
gedacht, hm, es ist billiger, wir drucken
neue Handbücher und lassen die Software,
wie sie ist. Weil es viel zu teuer ist,
eine neue Firmware auszurollen.
Daniel: Es gibt die Mutmaßung, dass hier
ein Bug zum Feature erklärt wurde.
Das kann ich bestätigen. Ich habe dafür
aber keine Beweise. Das möchte ich
ganz ausdrücklich sagen. Aber mal ganz im
Ernst, wer designt bitte einen Scanner,
der Zahlen verändert? Selbst wenn es nur
das Militär verwendet. lacht
Herald: Okay, ich denke, eine letzte Frage
geht noch. Dann nochmal die 2.
Frage: Nicht direkt eine Frage, aber
vielleicht ein Vorschlag für deinen Vortrag,
falls du ihn nochmal hältst.
Der ist wirklich großartig.
Du hast da diese Skala, mit den Zugriffen
auf deine Seite unten eingeblendet.
Ich habe mich gefragt, während des Vortrags,
kannst du das vielleicht auch mit dem
Aktienkurs von Xerox machen?
Daniel lacht meckernd
Daniel: Also so schlimm war es nicht. Also
die PR-Abteilung von denen hat das
trotz dieses immensen weltweiten Interesses
ganz gut gehandelt bekommen.
Ich meine, das ist wirklich ein Fehler, von
dem man denken könnte, der ist
unternehmensgefährdend. Weil das ist
deren Brot-und-Butter-Geschäft.
Aber das hat sich nicht so entpuppt. Wir
werden sehen, also, ich hätte ja so einen
Live-Aktienkurs jetzt bei dem Vortrag
einblenden können. Ich weiß nicht,
was gerade im Internet passiert.
Aber – guter Vorschlag, danke!
Herald: Okay, wir haben auch
noch Fragen aus dem Internet.
Dementsprechend würde ich
die auch noch mal…
Signal Angel: Ich habe nur eine Frage
aus dem Internet noch. Gibt es
mittlerweile irgendwie Statistiken
oder Kennzahlen darüber, wie hoch
die Wahrscheinlichkeit eines Fehlers ist?
Daniel: Naja, ihr habt ja die Seite gesehen,
die ich euch gesagt habe. Das war jetzt
wohlgemerkt genau der Fall mit Schriftgröße
7 oder 8. Ich weiß es nicht mehr, wo ich es
wirklich schön reproduziert bekommen habe.
Aber wenn…
Signal Angel: Aber… Zahlen, das
ist ja keine normale Seite, oder?
Daniel: Das waren alles Zahlen, aber es
geht natürlich auch mit ähnlichen
Buchstaben. Aber sowas kann passieren.
Ich habe da keine Statistiken.
Bei den Zahlen sind Sechs und Acht am
häufigsten betroffen. Aber so richtig
Fehlerwahrscheinlichkeiten habe ich nicht.
Aber ihr seht, was bei rauskommen kann.
Ich habe also… ich habe da jetzt nicht
stundenlang probiert, bis ich diese Seite
mit den vielen gelben Punkten hatte. Ich
habe EINE Seite gescannt, und dann
war die so. Ja? Also das ist nicht so,
dass ihr ewig suchen müsst.
Frage: Ja, danke!
Herald: Okay, dann wären wir,
glaube ich, soweit.
Dann würde ich noch mal um einen Applaus
für unseren Vortragenden bitten!
Beifall
Daniel: Dankeschön!
andauernder Beifall
31C3 Abspanntext ohne Ton
Untertitel erstellt von c3subtitles.de
im Jahr 2017. Unterstütze uns!