34c3 intro Markus Beckedahl: Ja guten Morgen. Eigentlich wollte ich hier die Jamaika- Koalition kommentieren. Ja hat sich alles ein bisschen geändert. Der Wetterbericht bleibt. Wenn mir zwischendurch noch Wasser hochgebracht werden könnte, wäre das super, sonst habe ich irgendwann einen trockenen Mund. Und ja fängt jetzt schon ein bisschen an. Ansonsten bedanke ich mich bei Sebastian und Co., die das Ganze hier übersetzen und entschuldige mich von Vornherein, dass ich vielleicht wieder ein bisschen schneller sprechen werde, weil ich auch nur eine halbe Stund habe und tausende Themen, wobei ich die Hälfte schon rausgeschmissen habe. Kommen wir mal zu was positivem, bevor wir erst mal zum Sturm kommen. Ich fange mal mit dem schlechten Wetter an, weil nachher, sonst wird mir immer vorgehalten, dass ich nur schlechte Laune verbreite, ich versuche zum Schluss zum Sommer zu kommen, mal gucken, ob ich durchhalte. Wir leben in Zeiten, wo immer mehr Menschen, die genauso arbeiten, denken, agieren wie wir, weltweit ins Gefängnis kommen. Gestern kam raus, Wu Gan(???), chinesischer Blogger, wegen Terrorismusvorwürfen, also eigentlich wegen Verbreitung von demokratischen Gedanken zu 8 Jahren Haft verurteilt. In Ägypten sitzt Alaa Abd El-Fatah mit vielen anderen Bloggern, die sich für Demokratie und Menschenrechte einsetzen seit Jahren ohne Verfahren im Gefängnis. In der Türkei sitzt Deniz Yücel stellvertretend für viele andere wegen Terrorverdacht oder Terrorismusunterstüztung ohne Verfahren im Gefängnis. Und dieses Jahr kam raus, dass Bassel Khartabil, ein Hacker, ein Open- Source-Aktivist aus Syrien, der bei Creative Commons bei Wikipedia war, im Knast in Syrien verstorben ist, wahrscheinlich aufgrund von Folter. Wir leben in Zeiten, wo ein fernsehsüchtiger Narzisst und Soziopath der mächtigste Mann der Welt ist. Er guckt leider die falschen Fernsehsender. Wir leben in Zeiten, wo wir beinahe eine Jamaika-Koalition gehabt hätten. Ich muss zugeben, wir haben da einige Hoffnung drin gesetzt. Wir sind ein bisschen enttäuscht worden, als wir das Ergebnis der Sondierungsverhandlungen sahen. Auf der einen Seite hatten wir die Hoffnung, dass endlich mal zwei Parteien in einer Koalition sind, die sich zumindest auf dem Papier für Grundrechte einsetzen. Möglicherweise wären die Vorratsdatenspeicherung, das Netzwerkdurchsetzunggesetz weg gewesen, möglicherweise hätte man in den nächsten Jahren weiteren Grundrechtsabbau weitgehend verhindern können. Aber wenn man sich die netzpolitischen Positionen sonst anschaut, waren das eigentlich nur BitKom-Positionen, das kann die CDU auch alleine, dafür brauchte sie jetzt eigentlich auch nicht FDP und Grüne. Und es gibt noch die SPD, die macht da auch gerne mit. Und jetzt haben wir wahrscheinlich, wie es aussieht, bei der SPD weiß man eigentlich in der Regel, dass sie gerne umfällt, die Situation, dass wir demnächst eine große Koalition haben werden. Und wir haben eine neue Situation. Wir haben im Gegensatz zu vorher drei Oppositionsparteien, die sich zumindest auf dem Papier für Grundrechte einsetzen. Wenn auch nicht die ganzen Parteien, aber zumindest haben sowohl FDP, Linke und Grüne viele Engagierte in Parteien, - danke schön - und in den Fraktionen, die da das tun. Und wir haben eine neue Situation. Wir haben eine Oppositionspartei, die für mehr Überwachung ist. Und sollte es hier Menschen geben auf diesem Kongress, die AfD gewählt haben und das für vollkommen vereinbar mit den Werten dieses Kongresses sehen, das ist nicht so. Applaus Wenn ihr das nicht versteht, lest euch die Hackerthik durch. Wenn ihr es immer noch nicht verstanden habt, lest sie euch nochmal durch. Wenn ihr es dann noch nicht verstanden habt, lest euch das AfD- Wahlprogramm durch oder das was AfD in die Landtage eingebracht hat, wo sie bisher da ist. Die AfD steht wie keine andere Partei und da schlägt sie sogar CDU/CSU um Längen, für Grundrechtsabbau, für Geschlossenheit, gegen Offenheit, gegen Grundrechte generell und für mehr Überwachung. Und das ist einfach nicht vereinbar mit den Werten unserer Gesellschaft, mit unserer Gemeinschaft hier. Aber was machen wir jetzt, wenn die große Koalition kommt? Wir können auf der einen Seite natürlich die Oppositionsparteien stärken und hoffen, dass sie vielleicht auch mal mehr zusammenarbeiten, was ich nicht so ganz sehe. Weil Konkurrenzdenken da schon sehr groß ist. Wir können hoffen, dass die Oppositionsparteien sich zumindest so ein bisschen überbieten im Wettbewerb um die besseren Ideen, um die Regierung voranzutreiben. Wir können auch zusehen, ob wir auf die Regierungsparteien einwirken können. Bei der CDU/CSU habe ich wenig Hoffnung. Es gibt da Menschen, die unsere Werte teilen. Es gibt da Menschen, denen Grundrechte genauso wie uns am Herzen liegen. Aber es gibt auch sehr viele von diesen Menschen, die halt wissen, wenn sie das in der CDU/CSU offen sagen, können sie keine Karriere mehr machen und Karriere ist ihnen dann meistens wichtiger. In der SPD haben wir halt eine andere Situation. In der SPD haben wir wahrscheinlich immer noch so 40 zu 60, 40% Überwachungsgegner, Grundrechtsbefürworter, 60% innerer sicherheitsdenkende Opportunisten. Möglicherweise schaffen wir es mit einem Generationenwechsel in der SPD, dass mehr Menschen dort nach oben kommen, die sich auch für eine bessere digitale Gesellschaft einsetzen. Was erwarten wir die nächsten Jahre? Angela Merkel hat jetzt angekündigt, Digitalisierung zur Chefsache zu machen. Nach 12 Jahren Chaos, nach 12 Jahren verpatzte Netzpolitik, unter ihrer Regide ist das schon eine stolze Ankündigung. Immerhin 4 Jahre nach Neuland. Mit Angela Merkel verbunden ist auch das Versprechen der Bundesregierung, es gibt Internet irgendwann für alle. Das ist übrigens kein AddBusting, das ist Original. Das kleben die seit Jahren in Berlin. Durchhalteparolen. Also in Berlin haben wir ja auch fast überall mittlerweile Breitbandinternet. Also wenn man in jede Richtung 5 Kilometer rausfährt, halt nicht mehr, aber die haben halt Pech gehabt. Und wir haben die Diskussion darüber, ob wir vielleicht einen Internetminister bekommen. In der letzten Legislaturperiode wurde das ausprobiert, gleich 3 Internetminister zu haben, eigentlich hatten wir 5, aber egal, 3 Parteien waren halt da, das musste aufgeteilt werden. Ja das Ergebnis kennt ihr alle. Das war jetzt nicht wirklich überragend. Insofern ist jetzt die Diskussion da, gibt es einen Internetminister, nur noch einen, gibt es einen Staatsminister im Kanzleramt, weil Merkel das zur Chefsache machen will? Ich bin da so ein bisschen hin und her gerissen, auf der einen Seite wäre es gut, wenn es mal eine gute Koordinierung geben würde, gerne auch aus dem Kanzleramt. Auf der anderen Seite, nach 12 Jahren Merkel bin ich nicht wirklich überzeugt davon, dass wenn sie das jetzt zur Chefsache macht, alles besser wird. Auf der anderen Seite glaube ich nicht, dass wir ein starkes Internetministerium bekommen würden, was dann auch tatsächlich aus dem Wirtschaftsministerium, aus dem Innenministerium, aus dem Verkehrsministerium, aus dem BMJV, dem Verbraucher- und Justizministerium, die relevanten, die digitalrelevanten Ressorts bekommen würde, ansonsten wäre es vielleicht ein zahnloser Tiger, und auch das beste Internetministerium bringt nichts, wenn man die fittesten Leute da hinsetzt, die von der Digitalisierung aus der Zeitung gelesen haben. Auch das ist Angela Merkel. Also nicht auf dem Bild, aber sie war schuld daran, dass er unser europäischer Internetminister wurde. Und wenn man sich anschaut, was die letzte Bundesregierung gemacht hat, dann müssen wir vor allen Dingen im Bereich Überwachung - sie haben die Snowden-Enthüllungen als Machbarkeitsanalyse gesehen. Sie haben die Überwachung unserer Geheimdienste massiv ausgebaut, sie haben die Massenüberwachung, wo es ging, massiv ausgebaut, die Vorratsdatenspeicherung wieder eingeführt, obwohl es mittlerweile auf europäischer Ebene beim Europäischen Gerichtshof Urteile gibt, die klar sagen, Massenüberwachung, anlasslose Überwachung, Massenüberwachung ist illegal und grundrechtswidrig. Das hindert unsere Bundesregierung, das hindert eine große Koalition nicht daran, Massenüberwachung, anlasslose Massenüberwachung überall dort einzuführen, wo sie es können und sie können es leider ziemlich viel. Und eine Aufzählung habe ich dann noch vergessen, der Staatstrojaner. Auch das ist kein AddBusting, die CDU wollte einen Witz machen, als sie den Staatstrojaner beschlossen haben. Sie haben es wahrscheinlich überhaupt nicht verstanden, dass es ein blöder Witz war. So in Zeiten von wannacry und so weiter, wo andere Staatstrojaner in freie Laufbahn gekommen sind und einfach das halbe Internet mal kurz kaputt gemacht haben. Weil man zu blöd war, darauf aufzupassen. Und wir haben das Problem der heutigen Zeit, dass eine Politik gemacht wird im Namen der Sicherheit, die massive Unsicherheit schafft. Durch diese Staatstrojaner, durch eine neue Behörde namens ZITiS, wo sie zum Glück nicht genug Personal finden, weil wer möchte schon zu Beamtensaleren in München für eine Agentur oder eine Behörde arbeiten, die Unsicherheit in unserer Gesellschaft voranbringen soll, indem sie halt Sicherheitslücken findet, indem sie Sicherheitslücken wahrscheinlich auch auf Schwarzmärkten aufkauft, und damit ein System stabilisiert, was halt massive Unsicherheit bringt. Und diese massive Unsicherheit macht auch Sorgen, wenn man sich auf viele andere Debatten, die größer werden, mal draufschaut. Internet der Dinge. Wir stecken überall Geräte ins Netz. Das macht ja auch größtenteils Sinn. Also hier sitzen auch viele, die halt wissen, was sie da tun so. Aber wir haben ein großes Problem, dass unsere Eltern auch mittlerweile anfangen Geräte ins Netz zu stecken und die wissen dann nicht teilweise was sie da tun. Wir haben heutzutage die Situation, dass bei Saturn, Mediamarkt alte Android Telefone verkauft werden mit uralten Android-Versionen, die nicht mehr geupdatet werden, die schon beim Verkauf an unsere Eltern und an andere so viele Sicherheitslücken enthalten, dass es einfach ein riesiges Verbraucherrisiko, aber auch ein riesiges Risiko für eine sichere digitale Gesellschaft enthält. Und wir brauchen Wege, um quasi Verbraucherrechte durchzusetzen. Innovation gleichzeitig zu stärken und Sicherheit in die Netze reinzubringen. Das ist eine große Debatte rund um Produkthaftung. Also das ist eine Debatte, wo man genau nachschauen muss, wird hier OpenSource benachteiligt, werden hier kleine Makerprojekte benachteiligt, aber wo man genau nachschauen muss, wie kriegt man trotzdem mehr Sicherheit, mehr Verbraucherrechte hin? Und hier brauchen wir viel mehr Menschen mit Expertise, die in diese Debatten reingehen. Man fragt sich die ganze Zeit, ja warum eigentlich haben wir so eine schlechte Netzpolitik? Früher haben wir gesagt - das war ganz einfach -, Politiker haben keine Ahnung, die hatten auch früher keine Ahnung, heute haben sie sehr wohl Ahnung. Und wenn sie nicht persönlich Ahnung haben, dann haben sie einen Mitarbeiterstab oder einen Beraterstab oder Lobbyisten, die ihnen dann mit der richtigen Ahnung was vorgeben. Und sie hören halt nur meistens den falschen Interessen zu. Anderes Beispiel für große Koalition, was wir jetzt weiter haben werden, gemeinsam gegen Hassbotschaften, das Netzwerkdurchsetzungsgesetz tritt - wann haben wir den 1.? Freitag oder Samstag? - in Kraft. Mal schauen, was dann kommen wird. Die Intention war gar nicht schlecht. Die Intention war ja, etwas gegen Facebook und Co. zu tun. Facebook und Co. stellen mittlerweile privatisierte Öffentlichkeiten dar, wo sich große Teile unserer digitalen Kommunikation drüber konstituieren, eine Öffentlichkeit drüber konstituiert, ob man da jetzt mitmacht oder nicht. Die meisten anderen machen da einfach mit. Und Facebook ist nicht nur Facebook, Facebook ist halt auch WhatsApp. Und da haben wir ein großes Problem. Die Bundesregierung dachte, naja lösen wir jetzt mal ganz einfach, indem man die derzeitige Situation nochmal ein bisschen verkompliziert. Die derzeitige Situation ist, Facebook hat sehr komplexe Communityregeln, die sind so das Gesetz. Die Communityregeln sind so komplex, dass wir ihre Logik auch nicht verstanden haben, aufgrund der geleakten Dokumente. Wir stellen uns immer so vor, dass irgendwo ein Community-Mensch so bei Facebook mit einem Würfel sitzt und halt würfelt, ob der Kommentar jetzt stehenbleibt oder nicht. Wahrscheinlich würfeln da irgendwelche Algorithmen. Aber es geht hier letztendlich um Fragen der Meinungsfreiheit, ob man es privaten Plattformen, die einfach zu groß sind, um sie einfach nur eine beliebige Plattform sein zu lassen, ob man denen rechtsstaatliche Aufgaben überträgt und einfach sagt, naja also zusätzlich zu euren Communityregeln müsst ihr jetzt noch 21 Straftatbestände wie Beleidigung bis hin zu landesverräterischer Fälschung - das kannte ich auch noch nicht - durchsetzen. Ihr habt da einen Tag Zeit für. Bei komplizierten Sachen habt ihr 7 Tage Zeit für. Aber hier wird eine rechtsstaatliche Aufgabe, die in unserer Gesellschaft Gerichte, Staatsanwaltschaften, Richter machen sollten, an private Akteure ausgesourct, die damit noch mächtiger werden. Und das ist eines der Probleme. Die Hoffnung war, da ist das Justizministerium ein bisschen naiv rangegangen, dass man mehr Facebook- Moderatoren bekommt, die das Problem schon lösen sollen. Ich glaube man wird sich da … diese Moder atoren sind nur eine Brückentechnologie auf dem Weg dahin, dass halt Algorithmen zukünftig dann halt massiv unsere digitalen Öffentlichkeiten regulieren. Das kann halt schiefgehen. Und das absurde an dieser ganzen Debatte war und ist immer noch, unsere Bundesregierung hat quasi die Durchsetzung von Recht an diese privaten Anbieter ausgelagert, outgesourct. Sie haben aber nicht mehr Rechte für uns Nutzer gegenüber diesen Plattformen durchgesetzt. Und ich glaube, es ist an der Zeit, dass man mehr Rechte erkämpft, mehr Rechte durchsetzt, weil die sind to big to fail. Die sind da, wir kriegen sie nicht mehr weg, wir können unsere Alternativen aufbauen, aber wenn wir Pech haben, sind unsere ganzen Familien immer noch bei WhatsApp, immer noch bei Facebook. Mit anderen Worten, wir müssen schauen, dass wir da endlich mal mehr Rechte bekommen. Warum gibt es nicht ein abgestuftes Note, das ist ein Takedown- Verfahren, in dem Sinne, dass halt wenn man bei Facebook gelöscht wird, ein Widerspruchsverfahren hat. Warum gibt es keine Garantie oder keinen Anspruch darauf, ähnlich wie im Universaldienst, dass man auch bei WhatsApp und bei Facebook sein darf und kann. Im Moment ist es ja so, dass man einfach so rausgeschmissen werden kann und das ist ein ziemliches Problem. Andere Probleme, gerade auf europäischer Ebene, europäische Urheberrechtsreform, interssiert sich keiner für außer Urheberrechtslobbyisten, das ist ein kleines Problem. Auf der einen Seite wird es ein Leistungsschutzrecht geben, das ist das kleinere Problem. Auf der anderen Seite drohen Upload-Filter. Upload-Filter kommen dem einen oder anderen vielleicht bekannt vor, wir berichten auf netzpolitik.org häufig darüber, letztes Jahr habe ich einen Talk auf dem CCC-Congress gehalten zum Thema Privatisierung der Rechtsdurchsetzung anhand des Beispiels „Forum Internet“, wo Plattformen mit Sicherheitsbehörden der Europäischen Union, aber auch global, sich zusammensetzen und überlegen, wie kriegt man denn terroristische Inhalte raus. Also das was Deniz Yücel in der Welt schreibt gilt halt in der Türkei als terroristischer Inhalt. Möglicherweise einer der Gründe, warum kurdische Aktivisten immer mehr Fans bei Facebook verlieren, die möglicherweise alle Opfer von einer Terrorismusbekämpfung werden. Aber diese Upload-Filter werden halt mit der Urheberrechtsreform spätestens kommen. Die Hoffnung ist, dass halt dann die großen Anbieter Facebook und Co. bei jedem Upload überprüfen, ob eine Urheberrechtsverletzung vorliegt. Das große Problem an diesen Upload-Filtern ist, dass man diese Gesetze nicht nur für Facebook und Google und YouTube macht, sondern dass die Wikipedia dann zukünftig auch solche Technologien einsetzen muss. Und wenn man über Netzsperren früher sich aufgeregt hat, Upload-Filter sind fast noch gefährlich als die Netzsperren, die uns Zensursula damals bringen wollte. Aber kommen wir mal zu den bisschen positiveren Sachen. Heiter bis wolkig. Es gibt auch gute Nachrichten. Die Störerhaftung ist endlich weg. Applaus Markus: Also drei Anläufe hat die letzte Bundesregierung gebraucht, bis ein Gesetz endlich mal so rund war. Dass es jetzt nur noch möglicherweise Netzsperren mit sich bringt, aber hey die Störerhaftung ist weg, endlich gibt es WiFi. Das war wahrscheinlich auch allen Politikern zu peinlich, sich vorhalten zu lassen, dass es in Deutschland kein WiFI gibt. In Berlin haben wir jetzt auch mehr WiFi, das ist Publicwifi.de eine Karte mit allen Hotspots. Und hier sieht man sehr schön, das sind alle Hotspots in Berlin, die frei sind oder die offen sind. Und das sind davon nur die Freifunk Hotspots. Insofern vielen dank Freifunk, ihr macht eine großartige Arbeit, eine bessere Arbeit als das Land Berlin, als das Land Brandenburg es selbst hinbekommen könnte mit all den Steuergeldern, die wir ihnen schenken. Anderes Thema, dachten wir auch schon, wäre vorbei, Netzneutralität. Früher gingen halt diese Bilder rum, wie sähe eine Welt ohne Netzneutralität aus, alle waren sich so am Fürchten. Vor 2 Jahren haben wir uns dafür eingesetzt, dass wir gute Regeln auf EU-Ebene bekommen haben, die zumindest ein Drosseln und ein Blockieren für Provider verbieten. Das ist besser gewesen als wir gehofft haben, weil immerhin war Günther Öttinger dafür verantwortlich. Es ist auch gegen seinen Willen dann durchsetzt worden. Aber es gab leider ein Schlupfloch, vor dem wir damals schon gewarnt haben. Und während in den USA jetzt diese Gesetze, die sie auch hatten, alle mal kurz durch Republikaner abgeschafft wurden, werden in Deutschland diese Schlupflöcher des sogenannten Zero- Ratings genutzt. Zero-Rating bedeutet Drosseln und Blockieren ist verboten. Dann bevorzugen wir Partnerdienste, die halt dann vom Datenvolumen ausgenommen werden, was aber gleichzeitig bedeutet, alle anderen werden diskriminiert, weil sie werden halt nicht vom Datenvolumen ausgenommen. Telekom ist mit StreamOn vorgegangen. Vodafone ist eigentlich noch viel schlimmer, das ist halt genau eigentlich die Grafik, die wir vorher hatten, nur weniger bunt. Anderes großes Thema oder wahrscheinlich das große Thema, was die nächsten 3-4 Jahre kommen wird, ist die Frage, wie gehen wir mit künstlicher Intelligenz um? Wie gehen wir mit Algorithmen um? Die meisten Leute hier wissen, Algorithmen sind nichts neues. Algorithmische Systeme seit Jahrzehnten entwickelt. Schon Joseph Weizenbaum wusste, sind kaum hinter- durchschaubar. Aber es gibt eine neue Dimension, es gibt Durchbrüche im maschinellen Lernen, Daten- und Analysekapazitäten. Es gibt Plattformen, es gibt dynamischere komplexere Blackboxen. Und sie werden eingesetzt in sensiblen Bereichen, predictive Policing, Creditscoring, Regulierung der Öffentlichkeit, YouTube- und Facebook-Algorithmen. Und das ist ein ziemliches Problem. Wir brauchen Regularien. Wir brauchen Herangehensweisen, um zu schauen, wie kriegen wir eine Nachvollziehbarkeit hin? Wie kriegen wir eine demokratische Kontrolle von dem hin, wie Algorithmen eingesetzt werden? Schon nur noch 10 Minuten, eben hatten wir noch 15. Ja. Jetzt stellen wir uns mal vor, Gesundheit, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, wenn es möglich ist, datenbasierte Empfehlungssysteme zu entwickeln, welcher Patient sinnvollerweise eine bestimmte Therapie bekommt, stellen sich die Fragen, auf welchen Daten werden die Algorithmen trainiert. Gendaten, Gesundheitsindikatoren, SocialMeda-Daten, Bewegungsdaten, Fitness Apps? Welche Zusammenhänge zeigen sich, welche Zusammenhänge sollen in die Empfehlung mit einfließen? Erbkrankheiten? Wer kriegt denn dann eigentlich eine Operation zum Schluss und wer nicht? Wie ist das nachvollziehbar? Wird das dann berechnet mit Krankenhausauslastung? Wird dann der Arzt bestimmen oder das Renommee des Arztes bestimmen, ob man jetzt operierter werden darf oder nicht? Das ist nur einer von sehr vielen Aspekten. Was kann man halt machen? Ich glaube wir sollten nicht über Metaphern wie Algorithmen-TÜV lachen, die in die Debatte geworfen werden. Die aber eigentlich nur meinen, dass man irgendeine Kontrollinstanz dafür braucht. Und es ist ein weites Feld. Gesundheitsalgorithmen muss man anders regulieren als Facebook-Algorithmen. Es geht um Geschäftsgeheimnisse, die muss man auflockern können, damit man halt Unternehmen besser kontrollieren kann. Wir müssen Sicherheitsgesetzt und Urheberrechtsgesetze abändert, damit besser was überprüft werden kann. Und wir brauchen vollkommen möglicherweise neue Kontrollinstitutionen irgendwo zwischen Datenschutzbehörden und Kartellämtern, ob das eine Digitalagentur wird oder nicht, um halt mit ausreichend Personal Technologiefolgeabschätzung machen zu können. Und gegebenenfalls einzelne Unternehmen, Geschäftsmodelle auch kontrollieren zu können. Ich könnte da stundenlang noch drüber reden, aber geht leider nicht. Anderes Feld, wo wir großen Nachholbedarf haben, Digital- und Medienkompetenz. Wir sind wahrscheinlich alle, indem wir uns das selbst beigebracht haben, gegenseitig beigebracht haben, relativ digital kompetent. Aber Digitalkompetenz umfasst unfassbar viel. Und dann fragt euch mal, wer unterrichtet eigentlich unsere Eltern da drin? Wo werden die abgeholt? Ich glaube das ist eine der größten Herausforderungen, vor der wir stehen. An viele Teile der Gesellschaft unterschiedlich Digitalkompetenzen zu vermitteln auf allen möglichen Feldern, das kostet Geld. Wenn man sich bisher die Haushalte anschaut, wo Geld verwendet wird, um unsere Gesellschaft zum Laufen zu bringen, finden man für Medien- und Digitalkompetenz fast nichts. Obwohl seit 20 Jahren jeder Politiker verspricht, Medienkompetenz ist wichtig, sollte gefördert werden, findet man es kaum in den Haushalten, das ist ein Unding. Anderes Ding, was gerade läuft, immer noch heiter bis wolkig, ePrivacy- Direktive auf EU-Ebene. Ingo hat eben, Ingo Dachwitz von Netzpolitik.org hat da eben einen Vortag drüber gehalten. Da gibt es die einmalige Chance, mehr Verbraucherrechte noch zusätzlich gegenüber Tracking, gegenüber der Werbeindustrie durchzusetzen. Privacy by default in Browsern zum Beispiel durchzusetzen, Grenzen für Offline-Tracking zu machen, Recht auf Verschlüsselung durchzusetzen, dass halt alles auch Ende zu Ende verschlüsselt werden muss. Transparentberichte bei staatlichen Behörden durchzusetzen, das könnte alles mit der ePrivacy-Richtlinie kommen, aber es gibt auch sehr viel Widerstand. Das ist ein Angriff auf die Demokratie, ein Angriff auf den freien Journalismus, erzählen am liebsten irgendwie Zeitungsverleger. Also als jemand, der freien Journalismus im Netz macht, kann ich nur sagen, das ist kein Angriff auf den freien Journalismus, das ist ein Angriff auf schlechte Geschäftsmodelle, die uns überwachen, die dafür sind, dass wir überwacht werden mit intransparenter Überwachung und Tracking. Und man kann auch bessere Geschäftsmodelle entwickeln, um Journalismus zu finanzieren. Kommen wir zum Sonnenschein. Applaus Markus: Bevor ich euch noch mehr schlechte Laune bringe, es gibt auch super viele schöne Beispiele, die auch hier auf dem Kongress sind, die aus unseren Communities kommen. Jugend hackt zeigt, dass auch wir uns bei Teilen der Jugend keine Sorgen machen müssen, die werden später mal besser sein als wir. Der Prototype Fund ist eines der schönen Beispiele, wie man durch Lobbying einer digitalen Zivilgesellschaft aus dem Forschungsministerium Millionen Euro bekommen hat, um OpenSource-Projekte zu fördern. Es gab es früher nicht, dass man für coole OpenSource-Projekte in Deutschland 30-50.000 Euro bekommen konnte. Es ist heute immer noch einfacher, 1 Million Euro für ein Startup zu bekommen, was man gegen die Wand setzen kann - fragt mal Christian Lindner - als 10.000 Euro zu bekommen, um ein cooles OpenSource-Projekt, was die Welt verändern kann, zu programmieren. Und das ist ein Unding. Aber der Prototype Fund ist hier ein schönes Bespiel, der zeigt, es geht auch besser. Aber er ist auch nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Wir brauchen viel mehr. Wenn die Bundesregierung immer sagt, Wirtschaft fördern, digitale Wirtschaft fördern und da Milliarden reinsteckt, dann müssen wir sagen, wir wollen auch, dass die digitale Demokratie gefördert wird, dass da die wenigsten Millionen reingesteckt werden, da wird nämlich bisher noch nichts reingesteckt und das ist eigentlich ein Skandal, dass man als digitale Zivilgesellschaft bei Google und Co. mehr Geld bekommen kann als bei unserer Regierung, bei dem Staat, den wir aus unseren Steuergeldern bezahlen und dessen Aufgabe es eigentlich sein sollte. Applaus Markus: Es gibt viele andere schöne Beispiele, wo es aber auch ein bisschen Hoffnung gibt, dass es noch besser wird. Ich war total zuletzt verwundert, ich habe meiner 80-jährigen Tante Signal installiert und die hat das sofort verstanden. Ich dachte so, Zukunft ist da, toll. Jetzt schickt sie mir lustige Bilder, das ist der Nachteil, aber okay, besser als nichts. Ich kam drum herum, mir WhatsApp installieren zu müssen. Auf jeden Fall, Verschlüsselung wird immer einfacher, Verschlüsselung wird immer mehr eingebaut. Immer mehr Menschen verstehen sich für Verschlüsselung oder für datenschutzfreundliche E-Mail-Provider zum Beispiel zu interessieren, die auch zu nutzen. Das ist eine bewusste Konsumentscheidung. Diesen Gedanken müssen wir weitertragen. Sich für datenschutzfreundliche Lösungen einzusetzen, sie zu nutzen, ist ähnlich vergleichbar mit Müll trennen und Bioprodukte kaufen. Und das ist ein, ja zumindest gibt es ein bisschen Hoffnung für die Zukunft. Calliope ist ein schönes Projekt, was hinten im KinderSpace viel ausprobiert wird, wo man auf Basis von OpenHardware mit viel OpenEducationalRessources einen kleinen Schulcomputer gebaut hat, der ja quasi Kindern ab 8 Jahren - die sollten schon am besten schreiben können - ermöglicht mit Computern rumzuspielen, die Technik dahinter zu erlernen. Und schön ist, dass die ganzen Communities drumherum ja mit offenen Bildungsmaterialien gefüttert werden. Es gibt viele Beispiele auf lokaler Ebene, das Verschwörhaus in Ulm ist so ein Beispiel, wo sich auf einmal Communities treffen können. Und das schöne am Verschwörhaus ist, das wird von der Stadt Ulm finanziert. Und das ist ein schönes Leuchtturmprojekt, um zu zeigen, ja das könnt ihr in eurer Stadt auch erreichen. Und Freifunk hatten wir eben schon, nochmal großen tausend dank an Freifunk, die es einfach in Deutschland als Community geschafft haben, mehr offene Hotspots zu schaffen als die meisten Kommunen und der Staat zusammen in den letzten Jahren es verteilt haben. Applaus Markus: Weiteres schönes Projekt „Luftdateninfo“. Gibt es hier auch, hinten ist ein Feinstsaubsensor auch am KinderSpace installiert. Es gibt mittlerweile fast 3.000 Orte, wo Feinstaub gemessen wird, und zwar kann man sich das selbst bauen, ans Netz anschließen und fertig ist es. Von diesen 3.000 sind 2.000 alleine in Deutschland installiert. Es ist ein deutsches OpenData-Projekt und es gab keine Feinstaubmessung bisher. Spannend wird sein, wenn Silvester in Echtzeit - all 2-3 Minuten werden die Daten ermittelt - irgendwie die Karte auf einmal ganz rot wird, um zu zeigen, dass wir da eigentlich alle in einer verpesteten Luft gerade stehen, während alle um uns herum Böller ballern. Das letzte was wir noch haben Wikimedia. All die OpenSource-Projekte. Also im Endeffekt, es gibt nicht nur Grund depressiv zu sein. Es gibt viel Hoffnung darauf, dass eine andere digitale Gesellschaft möglich ist. Und viele OpenSource-Projekte, viele Projekte, die hier präsentiert werden, viele Projekte, die ihr mitmacht, sind diese positive Vision, die wir haben, die wir größer machen müssen, die wir in den Rest der Gesellschaft reintragen müssen. Gut das war so ein bisschen der Überblick. Wer nochmal sich für netzpolitische Debatten, für teilweise diese Debatten im Detail interessiert, die Rights and Freedom Stage von Edri und EFF auf hinten Ebene 3, Saal 1, keine Ahnung bietet da noch ein Extraprogramm, was sich so nicht findet. Ansonsten freue ich mich über das Motto „Tu wat“. Eine lebenswerte digitale Gesellschaft ist möglich, wenn wir dafür kämpfen. Wir sagen immer, Fight for your digital rights, es ist unser Netz, es ist dein Netz, wir können unser Netz verteidigen, wir können es ausbauen, wir können eine positive Vision dagegensetzen. Wir sagen auch immer, nicht aufgeben, das ist ein langer Kampf, das ist ein langer Krieg, das ist ein Kulturkampf, in dem wir drinstecken, wahrscheinlich mehrere Kulturkämpfe, analog, digital, offen, geschlossen, liberal, rassistisch, wir müssen ihn kämpfen. Wir müssen aufstehen, wir müssen immer weitermachen. Und wenn ihr es nicht schafft, unterstützt die, die das für euch machen. Wir können immer Spenden gebrauchen, insofern Dankeschön. Applaus 34c3 outro Untertitel erstellt von c3subtitles.de im Jahr 2018. Mach mit und hilf uns!