Ich möchte mit einer Frage an jeden von Ihnen beginnen: Wie viele von Ihnen fühlen sich damit wohl, sich selbst einen Anführer zu nennen? Diese Frage habe ich bereits im ganzen Land gestellt. und egal, wo ich danach frage, hebt immer ein Großteil des Publikums nicht die Hand. So erkannte ich, dass wir Führungskraft zu etwas gemacht haben, das größer ist als wir selbst. Sie ist nicht länger in unserer Macht. Es geht nun darum, die Welt zu verändern. Und wir behandeln diesen Titel des "Anführers" so, als sei es etwas, das wir irgendwann verdienen werden, aber ihn uns jetzt zu verleihen, wäre ein Akt der Arroganz, mit dem wir uns nicht wohlfühlen. Und manchmal frage ich mich, ob wir zu oft erstaunliche Dinge feiern, die fast unerreichbar sind, sodass wir überzeugt sind, dass nur diese Dinge wertvoll sind, und so entwerten wir das alltäglich Machbare, und geben uns selbst keine Anerkennung für die Momente, in denen wir wahre Führungskraft beweisen, und lassen uns sie nicht genießen. Und ich habe das große Glück, in den letzten zehn Jahren mit Leuten gearbeitet zu haben, mit denen wir "Führung" so definieren konnten, dass ich zufriedener damit bin. Und in meiner kurzen Zeit heute möchte ich mit Ihnen die eine Geschichte teilen, die die meiste Verantwortung für dieses Umdenken trägt. Ich besuchte eine ziemlich kleine Uni namens Mount Allison University im kanadischen Sackville, New Brunswick, und an meinem letzten Tag kam ein Mädchen auf mich zu und sagte: "Ich erinnere mich an unser erstes Treffen." Und dann erzählte sie mir eine Geschichte, die sich vor vier Jahren ereignet hatte. Sie sagte: "Am Tag vor meinem ersten Tag hier war ich mit meinen Eltern im Hotelzimmer. Ich war so verängstigt und so überzeugt, dass ich das nicht schaffen würde, dass ich für die Universität nicht bereit war, dass ich einfach in Tränen ausbrach. Meine Eltern reagierten großartig. Sie sagten: 'Wir wissen, dass du Angst hast, aber lass uns einfach morgen hingehen. Wir gehen einfach hin und wenn du irgendwann sagst, du schaffst das nicht, dann ist das okay. Dann fahren wir alle nach Hause. Wir lieben dich, egal, was passiert.'" Und sie sagte: "Ich ging also am nächsten Tag hin, stand in der Reihe für die Anmeldung, schaute mich um und wusste, dass ich es nicht schaffe. Ich war einfach nicht bereit, ich musste aufgeben." Und sie sagte: "Ich traf diese Entscheidung und sofort überkam mich dieses unglaubliche Gefühl innerer Ruhe. Und ich drehte mich um, um meinen Eltern zu sagen, dass wir nach Hause fahren mussten, und just in diesem Moment kamst du aus dem AStA-Gebäude mit dem blödesten Hut, den ich je gesehen hatte." (Lachen) "Das war toll. Du trugst ein großes Schild für Shinerama, 'Studenten gegen Mukoviszidose'" – ich arbeitete jahrelang für diesen Verein – "und einen Eimer voller Lollis. Und du bist an der Schlange vorbeigelaufen und hast Lollis verteilt und über Shinerama gesprochen. Und plötzlich standest du vor mir und hieltest einfach an und hast mich nur angestarrt. Das war gruselig." (Lachen) Das Mädchen dort weiß genau, wovon ich rede. (Lachen) "Und dann hast du den Typen neben mir angeguckt, gelächelt, einen Lolli aus deinem Eimer gezogen, den hieltest du ihm hin und sagtest: 'Du musst der wunderschönen Frau neben dir einen Lolli geben.'" Und sie sagte: "Ich habe noch nie jemanden tiefer im Erdboden versinken wollen sehen. Er wurde dunkelrot und schaute mich nicht mal an. Er hielt einfach den Lolli so zu mir rüber." (Lachen) "Und der Typ tat mir so leid, dass ich den Lolli nahm, und dann setztest du eine unglaublich ernste Miene auf, schautest meine Eltern an und sagtest: "Sehen Sie sich das an. Sehen Sie nur. Der erste Tag weg von zu Hause und sie nimmt schon Süßigkeiten von Fremden an?!" (Lachen) Und sie sagte: "Dann drehten alle durch. Im ganzen Umkreis feixten alle los. Das ist total kitschig und ich weiß nicht, wieso ich das erzähle, aber in diesem Moment, als alle lachten, wusste ich, dass ich nicht aufhören sollte. Ich wusste, dass ich an meinem Ort war, dass ich zu Hause war, und ich habe in den vier Jahren seit diesem Tag kein einziges Mal mit dir gesprochen, aber ich hörte, dass du gehst, und musste einfach herkommen und dir sagen, dass du eine unglaublich wichtige Person in meinem Leben bist und dass du mir fehlen wirst. Viel Glück." Und sie geht weg, und ich bin hin und weg. Und als sie zwei Meter entfernt ist, dreht sie sich um, lächelt und sagt: "Das solltest du wohl auch wissen. Vier Jahre später, und ich bin noch mit dem Typ zusammen." (Lachen) Anderthalb Jahre nach meinem Umzug nach Toronto erhielt ich eine Einladung zu ihrer Hochzeit. Und jetzt die Pointe: Ich erinnere mich nicht daran. Ich weiß nichts von diesem Moment, ich habe meine Erinnerungen abgesucht, denn es ist lustig und ich sollte mich daran erinnern, aber ich tu's nicht. Und es war ein Augenöffner, als ich erkannte, dass vielleicht der größte Einfluss, den ich je auf jemanden gehabt hatte, ein Moment, wegen dem eine Frau vier Jahre später einen Fremden anspricht: "Du bist für mich eine unglaublich wichtige Person", ein Moment war, an den ich mich nicht mehr erinnerte. Wie viele von Ihnen haben so einen Lolli-Moment, in dem jemand etwas sagte oder tat, das euer Leben unglaublich verbessert hat? Okay. Wie viele haben der Person gesagt, dass sie das getan hat? Wieso nicht? Wir feiern Geburtstage, und für die muss man einfach nur 365 Tage nicht sterben – (Lachen) – aber wir lassen Menschen, die unsere Leben verbessert haben, ohne dieses Wissen herumlaufen. Und jeder einzelne von euch, jeder hat so einen Lolli-Moment hervorgerufen. Sie haben jemandes Leben verbessert, durch Ihre Worte oder Taten, und wenn Sie das nicht glauben, dann denken Sie an all die Hände, die gerade bei der Frage nicht gehoben wurden. Sie sind einfach eine der Personen, der das nicht gesagt wurde. Aber ist es so schlimm, uns für so einflussreich zu halten? Der Gedanke, dass wir für andere so wichtig sind, kann beängstigend sein, denn so lange wir Führungskraft mit solcher Ehrfurcht betrachten, als etwas außerhalb unserer Macht, so lange es uns dabei nur ums Weltverändern geht, dann geben wir uns eine Ausrede, sie nicht jeden Tag von uns selbst und voneinander zu erwarten. Marianne Williamson sagte: "Unsere größte Angst ist nicht, unzulänglich zu sein. Unsere größte Angst ist, grenzenlos mächtig zu sein. Es ist unser Licht, nicht unsere Dunkelheit, die uns ängstigt." Und mein Aufruf für heute geht darum, dies zu überwinden. Wir müssen unsere Angst überwinden, wie außerordentlich einflussreich wir in den Leben voneinander sein können. Wir müssen darüber hinweg kommen, so dass unsere kleinen Brüder und Schwestern und unsere Kinder eines Tages – oder heute – zuschauen können und den Einfluss, den wir auf unsere gegenseitigen Leben haben, wertschätzen, mehr als Geld und Macht und Titel und Einfluss. Wir müssen Führungsstärke als Lolli-Momente umdefinieren, wie viele wir davon erschaffen, wie vieler wir uns bewusst sind, wie viele davon wir anerkennen und für wie viele wir uns bedanken. Denn uns geht es bei Führungsstärke ums Weltverbessern, und diese "Welt" gibt es nicht. Es gibt nur sechs Milliarden Auffassungen von ihr und wenn man die Auffassung einer Person verändert, das Verständnis von einer Person, was sie erreichen kann, das Verständnis von einer Person, wie vielen Leuten sie wichtig ist, das Verständnis von einer Person, was für ein wichtiger Vertreter des Wandels sie auf dieser Welt sein können, dann habt ihr das ganze schon verändert. Und wenn wir Führungsstärke so verstehen können, wenn wir sie so umdefinieren können, dann können wir alles verändern. Es ist eine einfache Idee, aber keine kleine Idee, und ich möchte Ihnen allen dafür danken, dass ich sie hier heute mitteilen durfte.