Vor fünf Jahren zog ich in ein abgelegenes Dorf im Südwesten des indonesischen Java. Stellen Sie sich ein ruhiges Fischerdorf vor, umgeben von weitläufigen Reisfeldern und schwarzen Sandstränden. Stellen Sie sich einen Ort vor, der nach Salz riecht und nach Zucker schmeckt, einen Ort, an dem die Zeit langsamer vergeht und die Tage träge ineinander übergehen. Strom stand nicht immer zur Verfügung. Wir hatten keinen Fernseher, keine Klimaanlage, kein Warmwasser, keinen Ofen, keine Waschmaschine. Auf einem langen, schlammigen Weg ging ich immer zum Brunnen, wo ich von einheimischen Frauen Wäschewaschen lernte. Von denselben Frauen lernte ich, wie man Reis erntet. Wir standen Seite an Seite, unsere Füße versunken im dicken, schwarzen Schlamm, in den Händen hielten wir Sicheln. Ich arbeitete neben den Dorfbewohnern, schloss wunderbare Freundschaften und wurde von einer einheimischen Familie aufgenommen. Ich kam dort lange Zeit mit sehr wenig aus und vermisste trotzdem nichts. Zum ersten Mal in meinem Leben fühlte ich mich als Teil einer Gemeinschaft. Ich verliebte mich in einen Einheimischen und heiratete. Wir bekamen ein Baby und führten eine Zeitlang ein einfaches Dorfleben. Aber dann änderte sich alles. Mein letztes Jahr dort war sehr schwer für mich. Meine beste Freundin kam auf tragische Weise ums Leben, meine Ehe scheiterte. Ich kehrte nach Australien zurück. Das ist nun zwei Jahre her. Nach meiner Rückkehr wollte ich in Perth leben, wo ich aufgewachsen war. Doch das konnte ich mir nicht leisten. Also zog ich in eine abgelegene Stadt in der Region. In Indonesien war mein Alltag von intensiven Beziehungen geprägt, ich war mit wenig ausgekommen, aber ich hatte nichts vermisst. Jetzt war ich eine alleinstehende, einsame Mutter an einem unbekannten Ort. Mir stand alles offen, doch fehlte mir, was ich am meisten brauchte: Anschluss, Zugehörigkeit, Gemeinschaft. Also machte ich mich auf die Suche nach Menschen. Ich ging in Parks und Cafés, aber vor allem in Einkaufszentren. Denn dort findet man in Australien die meisten Menschen. Ich war nicht zum Einkaufen dort, sondern weil ich nicht allein sein wollte! Es geschah an Heiligabend, als ich gerade in einem großen, rappelvollen Kaufhaus einkaufte. Ich wurde unaufhörlich mit Werbesongs über Glück und Freude beschallt, aber egal, wohin ich schaute, irgendwie sahen alle unglücklich aus. Die Leute schoben Einkaufswagen randvoll mit Plastikramsch. Zwei von ihnen drängten sich aneinander vorbei, um das letzte bunte Knallbonbon zu ergattern. Ich war entsetzt. Ich sah mich selbst an, dann mein Baby und meinen Einkaufswagen und erkannte, dass ich irgendwie ein Teil von all dem geworden war. Ich widerte mich selbst an. Also trat ich aus der Warteschlange, bahnte mir durch das Labyrinth an Gängen einen Weg zurück und legte jeden einzelnen Artikel zurück an seinen Platz. Das war die Geburtsstunde des Projekts "Nichts Neues". Ich beschloss, mein Konsumverhalten zu ändern. Ich beschloss, 12 Monate lang bis auf das Lebensnotwendige nichts Neues mehr zu kaufen. War das überhaupt möglich? Ich war mir nicht sicher. Zunächst machte ich mein Projekt im Internet bekannt. Anfangs hatte auch jeder eine Meinung dazu. Einige waren ganz begeistert, obwohl sie sich selbst nicht dazu in der Lage sahen. Andere waren neugierig, viele waren skeptisch. Etliche sahen mein Projekt als einen persönlichen Angriff und verteidigten sofort ihre eigenen Ausgaben. Jeder hielt es für schwierig, ich auch! Aber das war es nicht. Zunächst musste ich akzeptieren, dass meine Kleidung ein paar Löcher bekam und ich die Sohlen meiner Sandalen ankleben musste. Aber danach erkannte ich, dass mein Wert als Mensch absolut nichts mit dem zu tun hat, was ich besitze oder was ich trage. Wenn wir weniger unnütze Dinge in unserem Leben haben, schaffen wir mehr Platz für die Dinge, die wir brauchen. Aber was brauchen wir überhaupt? Wir wissen alle, dass man auch ohne Designerklamotten und ständig neuen Sachen glücklich sein kann, dessen sind wir uns bewusst. Worauf wir aber nicht verzichten können, ist einander. Zu Beginn des Projekts war ich eine einsame, alleinstehende Mutter an einem unbekannten Ort mit sehr wenigen Freunden. Und jetzt? Jetzt bin ich Teil einer Gemeinschaft. Da ich nichts mehr kaufen durfte, musste ich Neues wagen. Ich musste mir Dinge ausleihen und begann gleichzeitig selbst zu verleihen. Ich tauschte meine Fähigkeiten und meinen Besitz gegen das, was ich brauchte. Ich sammelte zu Hause alles ein, was ich nicht mehr brauchte, und gab es jemandem, der es brauchen konnte. Ich tauschte mein Können als Fotografin gegen frische Bio-Lebensmittel ein. Ein einfacher Garagenflohmarkt, bei dem jeder so viel zahlt, wie er will, wurde zu einer fantastischen Gelegenheit, Menschen kennenzulernen. Leute, die ich kaum kannte, kamen mit Kaffee vorbei. Kinder kamen und spielten. Jeder blieb länger als notwendig. Ich sah zu, wie fremde Leute in meinem Vorgarten saßen und bei einer Tasse Kaffee miteinander redeten. Etwa sechs Monate nach Beginn des Projekts wollte ich mich einer weiteren Herausforderung stellen. Meine Tochter und ich zogen aus unserer Mietwohnung aus und probierten Übergangslösungen als Haushüter oder Farmarbeiter gegen Kost und Logis aus. Wie lebten eine Zeitlang auf einem wunderschönen Bio-Bauernhof. Dort halfen wir bei der Mandarinenernte, strichen Wände, backten und fütterten die Hühner. Durch diesen sehr einfachen Tauschhandel kamen wir mit einigen der wunderbarsten Menschen in Kontakt, die ich jemals kennenlernen durfte. Anfangs betrachtete ich das Projekt "Nichts Neues" als eine Art persönlichen Aktivismus, als einen Protest gegen unsere Konsum- und Verschwendungskultur, aber es stellte sich heraus, dass es um etwas viel Größeres ging, etwas sehr viel Größeres. Ich weiß, dass dieses Projekt, dieser Lebensstil nicht für jeden geeignet ist. Aber ich habe dabei etwas gelernt, das für uns alle wertvoll ist, unabhängig von unserem Lebensstil. Ich habe menschliche Beziehungen wertschätzen gelernt. Ich habe gelernt, dass die Gelegenheit, jeden Tag echte menschliche Beziehungen zu knüpfen, sehr viel wertvoller ist als alles, das wir kaufen können. In Indonesien war mein Leben von Beziehungen geprägt. Gemeinschaft konnte man auf dem Markt erfahren, wo jeder Kauf die Gelegenheit zu einem Gespräch bot. Hier in Australien sind unsere Marktplätze riesige, sterile Einkaufszentren, wo eine Vielzahl an Käufen getätigt wird, aber keine Gemeinschaft besteht. Durch dieses Projekt habe ich gelernt, dass wir jeden Tag die Wahl haben: Wir können uns aussuchen, in welcher Art von Welt wir leben wollen, ob uns Produkte oder Menschen wichtiger sind. Wenn wir weiterhin den Produkten den Vorzug geben, werden wir das soziale Geflecht unserer Gemeinden sicherlich zerstören. Wir sind uns alle bewusst, dass unser jetziger Weg keine Zukunft hat. Wir wissen, dass wir eine Alternative brauchen. Mein Vorschlag einer Alternative nennt sich "die Wirtschaft menschlicher Beziehungen", in der der Mensch an erster Stelle steht, in der Gemeinschaft vor Gewinn kommt, in der unser menschliches Konsumbedürfnis im Dienst unseres größeren Bedürfnisses nach Gemeinschaft und Beziehungen steht. Aber wie können Sie anfangen? Beginnen Sie mit dem Einfachsten: Lernen Sie Ihre Nachbarn kennen, nehmen Sie jemanden im Auto mit zur Arbeit, widmen Sie einen Teil Ihrer Zeit einem sozialen Projekt, einer örtlichen Schule oder einem Altersheim, organisieren Sie eine Straßenfest, kochen Sie für jemanden, vertrauen Sie einander. Wenn Sie ohne Zweifel an das Gute in den Menschen glauben, bringen Sie das Gute in ihnen zum Vorschein. Kaufen Sie nach Möglichkeit immer regionale Produkte, nehmen Sie sich fünf Minuten Zeit, um mit den Leuten zu sprechen, die Ihr Essen anbauen oder das herstellen, was Sie kaufen. Nutzen Sie jeden Einkauf als Gelegenheit, um Beziehungen zu knüpfen. Wenn wir uns öffnen, wenn wir uns für das Wohl des anderen einsetzen, wenn wir teilen, was wir haben, schaffen wir Gemeinschaft. Gemeinsam haben wir die Kraft für große und dauerhafte soziale Veränderungen. Gemeinsam sind wir stark genug, um eine menschlichere Wirtschaft zu fordern, die von Menschen für Menschen betrieben wird, die Wirtschaft menschlicher Beziehungen. Dankeschön. (Applaus)