36c3 Vorspannmusik
Herald: Und jetzt komme ich zu unserem
Speaker. Ich habe ihn dieses Jahr
tatsächlich nicht persönlich, aber zum
ersten Mal von ihm gehört, über seinen
Podcast Ressourcen.fm. Das war die
Episode über Seltene Erden, die haben
wahrscheinlich einige von euch auf Fefe
gesehen. Ich begrüße mit dem Thema
"Kritikalität von Rohstoffen. Wann platzt
die Bombe?" Martin Hillenbrand.
Applaus
Martin: So hallo, guten Abend erst mal.
Freut mich ja, dass doch so voll geworden
ist um 10. Dachte, dass das schon ein
bisschen leerer ist. Für die, die mich
nicht kennen und sich denken "Wer ist der
Typ da vorne eigentlich?" Mein Name ist
Martin Hillenbrand. Ich studiere aktuell
an der Universität Augsburg
Wirtschaftsingenieurwesen und hab im
Rahmen von meinem Studium dort in mehreren
Fällen das Konzept der
Rohstoffkritikalität kennenlernen dürfen.
Und darüber möchte ich heute dann auch
diesen Vortrag halten und euch das Thema
ein wenig näherbringen, dass ihr danach
eine Idee habt, wie man
Rohstoffkritikalität bewerten kann und was
das überhaupt bedeutet. Zu mir selbst. Ich
mache eben, wie schon gesagt, den Podcast
Ressourcen.fm, der sich um Material und
Energierohstoffe dreht. Heute wird es hier
nicht konkret um einzelne Rohstoffe gehen.
Ich werde das Ganze leicht anreißen. Aber
vor allen Dingen soll es hier um die
quantitative Methode gehen, wie man diese
bewerten kann. Ich habe den Vortrag in
vier Teile aufgeteilt, einmal eine kurze
Einführung in die Grundlagen, für den
Einen oder Anderen von euch ist das
vielleicht neu, für den anderen schon
bekannt. Dann werden wir die 3TG
Materialien besprechen, insbesondere,
wofür 3TG eigentlich steht. Wer von euch
weiß das denn mal, Handzeichen? Okay, dann
seid ihr hier richtig, danach wisst ihr
das alle. Der dritte Punkt ist dann die
Kritikalitätsanalyse und der vierte, wenn
wir denn noch Zeit haben und ich nicht von
der Bühne runter geschubst werde, dann
wollen wir noch ein bisschen über die
Zukunft reden, wie die Methodik
weiterentwickelt werden kann und wie es
hier weitergehen kann. Aber fangen wir
einfach direkt an. Ich habe hier ein sehr
buntes, sehr unübersichtliches, vielleicht
unübersichtliches Schaubild mitgebracht,
wie denn der Rohstoffabbau im Allgemeinen
stattfindet. Ihr seht, hier unten habe ich
eine kleine Legende gemacht, mit den drei
Hauptfarben. Wir haben einmal orange für
den materialbezogenen Teil, blau für den
produktbezogenen Teil und grün für den
prozessbezogenen Teil. Materialbezogen ist
hier einfach so zu verstehen: Hier weiß
man, was drin ist. Wir haben Abbau von
Erzen, Abbau von Vorkommen. Wir wissen,
das ist zum Beispiel Bauxiterz oder wir
wissen, das ist ein Erz, das Gold enthält.
Dieses Erz wird aufgereinigt, wir haben
eine Aufbereitung davon. Wir wissen immer
noch, da ist Gold drin oder da ist
Aluminium drin. Hier ist jetzt eine
Grenze, und zwar ab dem Punkt, wo wir ein
Produkt daraus machen, verschwindet
manchmal das Wissen darüber, was für ein
Rohstoff drin ist. Ich habe jetzt mal so
ein Produkt mitgebracht: Das ist Alufolie.
Gut, da ist es jetzt einfach. Da wissen
wahrscheinlich die meisten von euch, dass
da Aluminium drin ist. Aber ich habe auch
noch ein zweites Produkt mitgebracht, und
zwar ist das ein Feuerzeug. Hier ist ein
Reibrad dran und ich würde jetzt mal
annehme... Wer von euch weiß, aus was das
gemacht ist? Einer, okay, gut. Da sind
unter anderem Seltene Erden drin, in Form
von Cer. Das heißt, wenn ihr auf einer
Party angeben wollt und sagen wollt "Ich
bin reich", dann sagt "Ich habe Seltene
Erden in der Hosentasche." Vielleicht auch
nicht. Egal. Auf jeden Fall hier weiß man
ab diesem Zeitpunkt oftmals nicht mehr
"Was für Rohstoffe nutze ich eigentlich?"
Und wenn man sich das anschaut, kommt
hiernach noch einiges. Nach der Produktion
und Verarbeitung natürlich die Nutzung
eines Produkts, dann irgendwann auch das
Lebensende des Produkts, wenn ich es nicht
mehr weiter benutze und dann irgendwann
auch entsorge, also deponiere oder einfach
wegschmeiße. Wir haben hier aber auch noch
andere Punkte, die vielleicht weniger
bekannt sind. Einmal hier unten der Punkt
Dissipation. Dissipation bedeutet einfach
Feinstverteilung. Das passiert über alle
anderen Stationen hier oben. Das bedeutet
zum Beispiel bei einer Mine, wenn ich
irgendetwas abbaue, dann habe ich Staub.
Dann habe ich Austrag von diesem Rohstoff
in die Natur, in Gewässer. Ich habe
Abwasser, wo ich Verluste habe von meinem
Material. Das gleiche gilt hier für die
Gewinnung und Aufbereitung, wo ich auch
wieder Abfälle und Verluste habe, bis hin
sogar hier, bei Gebrauch und bei der
Nutzung, ganz klassisch wenn einem das
Telefon irgendwo in den See fällt ist es
auch weg, dann ist es nicht deponiert. Das
ist kein Abfall. Hoffentlich wisst ihr
das. Ich gehe mal davon aus. Auf jeden
Fall. Dann ist es eben dissipiert. Man
kann es nicht mehr zurückholen, man kann
es nicht mehr weiter nutzen. Beim end of
life gibt's aber nicht nur die
Deponierung, sondern es gibt auch noch
diese 6 sogenannten R-Phasen. 3 davon sind
hier in blau aufgezeichnet, und 3 davon
sind in grün. Da wäre einmal das
Recycling, das kennt wahrscheinlich jeder.
Hier geht es darum, ich shreddere zum
Beispiel das Handy, hol' die Rohstoffe
zurück, arbeite daraus ein neues Produkt.
Remanufacturing. Das wird meistens unter
Recycling gehängt, ist aber eigentlich
etwas anderes. Und zwar geht es hier
darum, ich nehme einzelne Komponenten aus
dem Produkt heraus, die noch gut sind, und
verwende diese weiter. Beispielsweise, ich
habe ein Elektroauto, da ist der Akku
nicht mehr ganz so gut. Ich baue den Akku
aus. Ich verwende den in einem
Notstromaggregat einfach als Speicher. Re-
use bedeutet, ich habe ein Produkt, das
ich eigentlich nicht mehr benutzen möchte,
zum Beispiel das Handy. Ich habe jetzt ein
relativ altes, aber da kommen ja immer
wieder neue raus und auch in sehr kurzen
Zyklen. Wir in Deutschland sagen dann
vielleicht mal "Okay, das ist noch gut,
das funktioniert. Aber ich schmeiße es
trotzdem weg. Ich will das Neue haben."
Was passiert mit diesem alten Handy?
Manche schmeißen es weg, andere sagen
"Okay, ich bastele daraus eine
Wetterstation" oder irgendwas anderes.
Also ich zweckentfremde es. Das sind alles
Formen von Re-use. Die anderen drei
Phasen, die ich hier in grün aufgezeichnet
habe, sind prozessbezogen. Das heißt, sie
wirken auf die ganzen Prozesse hier oben
ein, auf die gesamten Stationen. Das ist
einmal Reduce, also ganz klar, ich
versuche, den Materialeinsatz zu
reduzieren. Beispielsweise gibt es die
Permanentmagneten Neodym-, Eisen-,
Bormagnete. Da ist Neodym drin. Neodym ist
sehr, sehr teuer. Insbesondere im letzten
Jahr ist der Preis sehr stark angestiegen.
Deswegen versucht man, das hier zu
reduzieren. Klassisches Beispiel für
Reduce. Redesign. In einem Auto hat man
früher sehr schwere, sehr große Karossen
gebaut. Mittlerweile versucht man, das
alles ein bisschen abzuspecken auf der
einen Seite, um Gewicht zu sparen. Auf der
anderen Seite spart man damit auch
Rohstoffe. Und Re-fuse, das ist jetzt
vielleicht das, was nicht so ganz
eingängig ist: Man verbietet den Einsatz
von Rohstoffen. Zum Beispiel FCKW als
Kühlmittel wird heute nicht mehr
eingesetzt. Hier hat man einfach die
Entscheidung getroffen: "Das wollen wir
nicht." Aber auch wenn der Kunde sagt "Ich
möchte das nicht", dann ist es auch eine
Form von Re-fuse und wirkt auch auf diese
Prozesse ein. Das Zweite, das heute noch
für den Vortrag wichtig ist, ist das
sogenannte McKelvey-Diagramm. Keine Angst,
das ist vielleicht etwas unübersichtlich,
vielleicht auch noch nicht so ganz
intuitiv. Was ihr euch hiervon merken
solltet, sind einmal die Reserven und
einmal die Ressourcen. Die grobe
Unterteilung ist hier die Reserven. Also
immer, wenn von Reserven gesprochen wird,
geht es hier um Vorkommen, um Lagerstätten
im Boden, die rentabel abbaubar sind. Also
zum aktuellen Marktpreis des Rohstoffes
kann ich diese Lagerstätten erschließen
und abbauen. Und auf der anderen Seite
weiß ich auch, dass diese Lagerstätten nah
sind. Sie sind entdeckt worden. Man weiß
ganz genau, wie viel davon ist im Boden,
wo es im Boden drin? In welcher Qualität
ist es im Boden? Bei den Ressourcen sieht
das ein bisschen anders aus. Wir haben
hier zum Beispiel Lagerstätten, die sehr
tief liegen, die aktuell noch nicht
rentabel abgebaut werden können, oder aber
sie sind noch nicht entdeckt worden. Das
heißt, ich vermute sie... Also "vermuten"
steht jetzt bei dem Anderen, aber ich
schlussfolgere sie, dass hypothetisch hier
was sein müsste. Wenn ich rechts Rohstoffe
nachgewiesen habe oder Lagerstätten
nachgewiesenen habe und links Lagerstätten
nachgewiesen habe, dann kann ich auch in
der Mitte vermuten oder annehmen, dass
hier auch Lagerstätten sind. Aber ich weiß
es noch nicht sicher. Warum ist das jetzt
relevant? Das erfahrt ihr dann später. Die
Ressourcenbasis hier unten, das wären dann
eben Rohstoffe, wenn ich Sie zum Beispiel
aus dem Meerwasser raushole. Ist aber
nicht ganz so relevant, weil das doch sehr
weit in der Zukunft ist. Aber der
Vollständigkeit halber habe ich es jetzt
hier eben auch mal mit aufgeführt. So,
dann sind wir auch schon beim zweiten
Punkt, ging ganz schnell, will ja ein
bisschen voran kommen. Die 3TG-
Materialien. Ich führ' das jetzt ein
bisschen weiter aus, weil sich hier nur 3
Leute gemeldet haben. 3TG steht einfach
für diese 4 Rohstoffe hier oben Zinn,
Wolfram, Tantal und Gold. Und nachdem das,
auf Deutsch abgekürzt, nicht wirklich cool
klingt, wurde einfach entschieden, dass
die englischen Namen hier benutzt wurden.
Ihr seht hier oben auch Vertreter von den
Erzen dafür. Aber warum ist das jetzt
eigentlich wichtig, warum rede ich davon?
Die 3TG-Materialien werden oft auch
genannt die Konfliktrohstoffe.
Konfliktrohstoffe sind zwar klar
definiert, denkt man jetzt erstmal, aber
klar definiert für verschiedene Länder.
Jedes Land versteht darunter etwas
anderes. Und zwar haben wir einmal die
Definition von den Amerikanern über den
dort Frank Act. Die sagen
Konfliktrohstoffe sind Rohstoffe, die im
Kongo abgebaut werden, und in den
Anrainerstaaten vom Kongo. Warum ist das
so? Kongo und Anrainerstaaten sind nicht
dafür bekannt, dass sie besonders sicher
sind. Hier gab es jahrelang Bürgerkrieg,
gibt es heute noch Konflikte. Und diese
Rohstoffe, also die 3TG-Materialien stehen
im Verdacht, hier diese Konflikte
anzuheizen. Warlords oder lokale Gruppen
beuten diese Rohstoffe aus, verkaufen sie
und finanzieren davon dann ihren Krieg,
ihren Bürgerkrieg. Deswegen haben die
Amerikaner 2010 schon gesagt "Okay, wir
wollen das in irgendeiner Form
sanktionieren und überwachen." Sie haben
es eben eingeschränkt auf die 3TG-Erze,
auf den Kongo und Anrainerstaaten und auf
3TG-Derivate. Und außerdem, weil das sehr
eng gefasst ist, haben sie gesagt, alles,
was Minister Secretary of State sagt,
gehört auch noch dazu, haben sie sich so
ein Hintertürchen freigehalten. Die
Europäer auf der anderen Seite haben es
ein bisschen weiter gefasst. Sie haben
erstmal gesagt Weltweit und alles. Da
zählt auch mit rein: Diamanten. Wer von
euch den Film Black Diamond gesehen hat,
der weiß das. Wer ihn nicht gesehen hat,
schaut ihn euch nicht an, aber egal.
Diamanten waren früher sehr bekannt dafür,
dass sie Konflikte finanzieren und
unterstützen. Mittlerweile gibt es ja den
Kimberley-Prozess. Es wurde alles etwas
eingeschränkt. Das passiert heute nicht
mehr so sehr. Für die 3TG-Rohstoffe
mittlerweile auch nicht mehr, weil hier
sehr viel überwachung geschaffen wurde. Es
gibt aber eben auch andere Rohstoffe, wie
zum Beispiel Edelhölzer, wo man erst mal
nicht dran denkt, oder Drogen-Rohstoffe,
woran man jetzt vielleicht doch schon
denkt. Die unterstützen und finanzieren
Konflikte. Die Bundesrepublik Deutschland
hat sich das ein bisschen einfacher
gemacht, die haben zwar gesagt, weltweit,
aber nur die 3TG-Rohstoffe. Soviel jetzt
erstmal zu dem Juristischen. Ich habe ja
schon gesagt, ich möchte euch auch zeigen,
wofür die eigentlich eingesetzt werden und
warum sie für uns als Deutschland und
Europa relevant sind. Gold beispielsweise
hier oben in Form von Goldnuggets wird
eingesetzt für Goldkontakte, für Schmuck,
als Wertanlage, klar, aber insbesondere
als Goldkontakt ist es wichtig. Ich nehme an,
jeder von euch hat ein Handy in der
Hosentasche oder irgendwo dabei. Einfach
mal Handmeldung: Wer hat ein Handy dabei
oder ein irgendein anderes digitales
Gerät? Ja, genau. Dachte ich mir schon,
Hacker-Congress und so. Hier ist überall
Gold drin. Übrigens auch die anderen drei
Rohstoff in den meisten Fällen. Wolfram in
Form von Glückdraht haben wir heute nicht
mehr. Glühbirnen verwenden wir jetzt
seltener. Aber Wolfram ist auch drin, und
zwar in Vibrationsmotoren, und zwar wer
auf sein Handy schaut, ich habe hier unten
noch so einen Button, weil ich ein altes
Handy habe. Wer von euch ein bisschen
Neueres hat, der hat vielleicht ein
Touchdisplay, wo der Button jetzt zwar
angedeutet ist, aber eigentlich gar nicht
mehr da ist, sondern wenn ihr da drauf
drückt, dann vibriert im Hintergrund ein
Motor, der euch das Gefühl gibt, ihr
drückt gerade einen Knopf. Dieser Motor
hat ein Wolframgewicht. Einfach, weil
Wolfram eine hohe Dichte hat und hohen
Schmelzpunkt. Das ist da jetzt nicht so
relevant, aber das ist bei anderen Sachen
relevant, zum Beispiel bei Munition, zum
Beispiel bei Panzerungen, zum Beispiel bei
ganz vielen Legierungen wird Wolfram
eingesetzt. Tantal, als Tantalerz, auch
bekannt als Coltan, das ist Gleiche. Ich
habe jetzt ein Bild von einem Einkristall
mitgebracht. Tantal ist in ganz vielen
Technologie-Anwendungen relevant und
wichtig und eigentlich auch fast nicht
ersetzbar. Hier in dem Fall vor allen
Dingen in Form von Tantal-Kondensatoren,
die eingesetzt werden oder aber in
Legierungen wird es eingesetzt, für die
chemische Industrie beispielsweise. Und
hier gibt es noch ganz viele andere
Einsatzzwecke. Die will ich jetzt gar
nicht alle aufführen, sonst sitzen wir den
ganzen Abend noch hier. Bei Zinn ist es
so, klar, Lötzinn, wer vorhin unten war
und sich irgendwas zusammengelötet, hat,
hat mit Zinn gelötet. Aber auch in
Displays ist es drin. Indium-Zinnoxid-
Displays enthalten eben auch hier das
Zinn, und ihr seht schon, es ist relevant,
woher diese Rohstoffe kommen. Aber noch
relevanter ist es, dass wir diese
Rohstoffe überhaupt haben. Normalerweise
geht man davon aus, wie die Amerikaner:
Okay, diese Rohstoffe kommen aus diesem
Gebiet, nennt sich auch afghanische Region
der großen Seen. Ich hab jetzt mal die
Produktionsdaten, die die Amerikaner
veröffentlichen, rausgesucht, und zwar von
der USGS. Das ist die amerikanische
Geological Survey Behörde. Die machen so
Analysen und geben Zahlen raus zu allen
möglichen Rohstoffen. Und wenn wir hier
jetzt mal reinschauen, als erstes Mal
sehen wir als Europa haben wir jetzt nicht
so viel davon. Also 4 Prozent in
Österreich, weil Österreich da eine große
Mine hat. Das ist gut, könnte aber besser
sein. Nordamerika, sehen wir, hat jetzt
auch nicht so viel außer ein bisschen Gold
in Kanada. Südamerika, joa, die sehen ganz
gut aus. Aber wir sehen vor allen Dingen
Asien und Russland hat sehr viel Gold und
Zinn und Wolfram und Afrika Tantal. Das
ist ein bisschen komisch, weil wenn wir
auf die Folie davor schauen. Hier heißt es
ja noch, das kommt alles aus Afrika. Die
Daten geben nicht das her, was im
Allgemeinen darunter verstanden wird. Und
zwar Afrika hat sehr viel Tantal, dass es
abgebaut wird. Aber hier geht es eben auch
sehr viel, was aus Asien kommt, was die
Europäer jetzt zum Beispiel über ihre
Definition abdecken. Man muss ja auch dazu
sehen oder dazu sagen, es gibt den
Verdacht, dass hier aus Afrika Erze in die
asiatischen Regionen gebracht werden und
dort gewaschen werden. Den Verdacht gibt
es, dass eben hier so ein Umlabeling
stattfindet. Wenn wir uns jetzt aber mal
die Reserven anschauen und hier sind die
Reserven, die Definition, die ich vorne
gebracht habe, wieder wichtig. Hier sehen
wir, Asien und Russland haben auch
Reserven davon. Also irgendwie passt das
auch nicht so ganz zusammen. Ich muss hier
aber auch dazusagen, dass sind jetzt die
amerikanischen Daten. Und zwar seht ihr
das später in der Analyse auch nochmal.
Die Datengrundlage ist hier alles andere
als klar. Sollte man eigentlich meinen,
man weiß das, woher die Materialien
kommen, ist aber nicht so. Deswegen
genießt das hier mit Vorsicht. Man sieht
hier jetzt auch zum Beispiel Nordamerika
hat gar keine Daten angegeben. Obwohl es
eine amerikanische Behörde ist, wissen Sie
eigentlich nicht, wie viel Reserven sie in
Amerika haben oder aus politischen Gründen
bekannt geben. Gut, kommen wir zur
Kritikalitätsanalyse und dann kann ich
auch noch mal näher eingehen, was das für
Auswirkungen auf die quantitative
Bewertung von dem Versorgungsrisiko hat.
Als Unternehmen könnte man, würde man
jetzt eine Vulnerabilitätsanalyse machen,
also eine Verwundbarkeitsanalyse. Man
schaut sich an, welche Technologie-
Rohstoffe setzen wir ein und welche sind
strategisch wichtig? Also was passiert,
wenn der Rohstoff wegfällt? Kann ich da
noch überleben oder nicht? Bei der
Lieferkettenanalyse gehe ich die
Zulieferer durch, ist oftmals schwierig.
Ich habe früher in dem Fraunhofer-Institut
gearbeitet. Haben wir das mal versucht?
Ist in vielen Bereichen gar nicht möglich,
weil die Zulieferer ab einem gewissen
Punkt gar nicht mehr wissen, woher das
kommt. Wir hatten Tantal-Kondensatoren.
Die haben wir im Labor untersucht. Wir
wussten nicht, wie viel Tantal da
eigentlich drin ist, weil keiner weiß das.
Ist auch schwierig das irgendwie
herauszufinden. Hat mich ehrlich gesagt
überrascht, weil dachte ich weiß man, aber
weiß man nicht. Das wollen wir heute nicht
machen. Gut, dass ich darüber geredet
habe. Die Rohstoff Radikalität, das wollen
wir heute machen. Und zwar schauen wir uns
an eine ökonomische Bewertung. Die Aspekte
Ökologie und Soziales lasse ich bewusst
weg, weil ansonsten, wie gesagt, wenn wir
den ganzen Abend hier sitzen, dann sollte
man aber hier auch beachten. Ich rede
ausschließlich über die ökonomischen
Gründe. Und danach, wenn wir noch Zeit
haben, über die Handlungsempfehlung. Was
kann man denn eigentlich tun als
Unternehmen, als Land, als Region, um hier
gegenzusteuern. Das Vorgehen und die
Probleme habe ich so ein bisschen
durchgehen lassen. Wir hatten auf der
einen Seite ein Problem durch fehlende
Daten, auf der anderen Seite ein Problem
dadurch, dass die Datenqualität sehr
miserabel war und wir hier sehr weit
auseinander liegenden Daten manchen Fällen
hatten. Außerdem ist es so, dass wir Daten
haben, die eigentlich nicht miteinander
vergleichbar sind. Wenn ich
Produktionszahlen von einem Rohstoff hab
und einem anderen Rohstoff sind
unterschiedlich wie Tag und Nacht. Die
Aggregation danach auf eine Kennzahl ist
natürlich auch irgendwo relevant, weil ich
will nicht 10000 Kennzahlen haben. Blickt
keiner mehr durch. Ich möchte eigentlich
eine Zahl haben, die mir sagt, es ist
kritisch oder es ist nicht kritisch. Das
haben wir eben gemacht in der Form, dass
wir fehlende Daten geschätzt haben über
verteilungsfunktion und geometrische
Standardabweichung, wie wir über die
Pedegree Matrix geschätzt haben. Dann
haben wir für die Qualitäten Monte Carlo
Simulation pro Datenpunkte pro Land
gemacht. Mit 10000 simulierten Werten und
für die Variabilität der Normierungen auf
einen Wert zwischen 0 und 100. 0 ist in
dem Fall gut, 100 ist in dem Fall
schlecht. Und zu guter Letzt haben wir das
Ganze noch gewichtet durch einen
Analytical Hierarchie Process. Das ist im
Grunde eine Möglichkeit, um Gewichtung
Faktoren aus Expertenmeinungen heraus zu
extrahieren. Wer das jetzt nicht
verstanden hat, ist nicht schlimm. Ich
komme danach nochmal darauf zurück. Es ist
ein bisschen schwierig, ich weiß. Elf
Indikatoren haben herangezogen für vier
Kategorien. Übrigens, wenn ich sage "wir",
dann meine ich damit ich und zwei
Kommilitonen, die Marie und Ingrid, die
mich hierbei unterstützt haben und mit
denen ich das zusammen gemacht habe. Ich
habe hier jetzt elf Indikatoren, die zu
viel Risiko Kategorien zusammengefasst
werden. Und ich würde vorschlagen, wir
gehen einfach mal durch die gesamten
Indikatoren durch, besprechen, was wir da
so gemacht haben. Der erste
Risikoindikator über die
Angebotsreduktion, teilt sich auf. Die
erste Risikokategorie teilt sich auf in
drei Indikatoren: die statische Reserven
Reichweite, die statische
Ressourcenreichweite und die End of Life
Recycling Rate. Statische Reichweiten kann
man sich so vorstellen: Wir nehmen das
Vorkommen, die Lagerstätte, was dort an
Tonnen drin ist, was wir dort drin
vermuten oder nachgewiesen haben, und
teilen das durch die Produktionsmenge pro
Jahr. Also ich habe hier beispielsweise
100 Tonnen, die noch im Boden sind und
teile sie durch die 10 Tonnen pro Jahr
Abbau. Danach kommt eine Jahreszahl raus.
Also für zehn Jahre kann ich das Spiel so
theoretisch noch weitertreiben. Jetzt muss
man hier aber sehen, das ist statisch. Der
Club of Rome hat in den 70er Jahren einen
Bericht herausgebracht, wo sie gesagt
haben: "Bis 2000 sind alle Rohstoffe weg."
Haben sich alle gedacht: Okay. Bisschen
blöd. Wir müssen etwas tun. Keiner hat
etwas getan. Heute stehen wir immer noch
da, 2020. Wir leben immer noch, und wir
atmen noch und wirtschaften. Deswegen, so
ganz kann das nicht stimmen. So ganz
stimmt das auch hier nicht. Und zwar:
Reserven und Ressourcen sind nicht fix.
Klar, wenn der Marktpreis steigt, steigt
die Nachfrage. Steigt die Nachfrage,
gibt's auf der anderen Seite meistens auch
wieder mehr Leute, die Angebot schaffen.
Das heißt, wir haben mehr
Explorationstätigkeiten, mehr
Investitionen in irgendwelche
Bergbauprojekte. Wir holen einfach mehr
raus, wir erschließen mehr Lagerstätten.
Dadurch verändert sich das auch wieder
nach oben. Aber diese beiden Indikatoren
in diesem Fall sollen einfach eine Maßgabe
dafür sein: Okay. Wo stehen wir denn
aktuell? Bei der EoL Recyclingrate ist es
so: End of life, hier geht es um die
Produkte, nicht um die während dem Prozess
anfallenden Recyclingraten, was die
Bundesregierung manchmal ein bisschen
durcheinanderbringt, und wir deswegen sehr
gut dastehen. Hier geht es wirklich nur um
die Produkte, die am Ende recycelt werden.
Hierfür gibt es ja von verschiedenen
Quellen Literaturangaben, die wir einfach
verwendet und einbezogen haben. Wie schon
gesagt, wir mussten das Ganze normieren,
wir haben das wieder normiert auf einen
Wert zwischen 0 und 100, damit das auch
vergleichbar ist. Hier habe ich jetzt
einfach mal ein paar Daten mitgebracht.
Beispielsweise sieht man hier oben die
staatischen Reservenreichweite und
statische Ressourcenreichweite. Für Tantal
sieht das Ganze noch ganz gut aus. 103
Jahre, kann man sagen, ist okay. Wenn man
sich anschaut, Zinn mit 16,9 Jahren ist
ein bisschen weniger. Also je nachdem, wie
sich der Preis verändert. Je nachdem, wie
schnell wir auch so Bergbauprojekte
umsetzen können, kann das schon etwas
kritischer werden. Bei der Recyclingrate
sieht man hier auch noch Potenzial nach
oben. 40 Prozent im Fall von Zinn ist
schon ganz gut, aber jetzt auch noch nicht
perfekt. Ach ja, jetzt kommen wir dann
aber mal endlich zu den Kennzahlen, die
wir berechnet haben. Dafür mal eine kurze
Einführung. Wer von euch kennt Box-Plot-
Diagramme? Doch schon ein paar, dann mach'
ichs ganz kurz. Ein Box-Plot-Diagramm
bezeichnet einfach nur einen Mittelwert
mit einer gewissen Fehler Abweichung. Es
gibt hier eine Box außen rum, die das
Konfidenzintervall von 50% angibt, und die
beiden Antennen nach oben und nach unten
geben das 95%ige Konfidenzintervall an.
Damit kann man dann ungefähr abschätzen,
wie hoch ist denn hier der Fehler? Wie
viele Daten sind hier denn drüber oder
unter dem Mittelwert? Wir haben jetzt hier
für die 3 Indikatoren das mal
ausgerechnet. Man sieht hier: Die
Reichweiten sind für diese 3 sehr
schlecht, und hier drüben auch und Tantal
fällt irgendwie raus. Hier drüben mit dem
Fehler von 0 bis 70 ist es auch nicht so
gut. Liegt ganz einfach daran, dass hier
die Reserven-Daten einfach total Kraut und
Rüben sind. Hier waren wirklich Angaben
dabei von Ist überhaupt nicht kritisch,
ignoriert's, bis hin zu: Okay. Irgendwie
sterben wir die nächsten paar Jahrzehnte.
Aber deswegen fällt das ein bisschen raus,
mit Vorsicht genießen. Bei den anderen
kann man aber schon sagen: Okay, das ist
hier schon relativ kritisch, sehr nah am
100er-Bereich. Bei der Recyclingrate
sieht's jetzt auch nicht wirklich rosig
aus. Also nicht so wirklich toll. Kommen wir
zur 2. Kategorie und schauen, ob es hier
besser wird. Hier haben wir einmal die
Kuppelproduktion. Kuppelproduktion, ganz
kurz gesagt, ist einfach das Nebenprodukt.
Also ich habe eine Hauptproduktion, ich
habe eine Wolframmine, und in dieser Mine
werden andere Rohstoffe mit abgebaut.
Diese Wolframmine steuert ihre Produktion
jetzt aber danach, wie der Wolframpreis
ist, nicht danach, wie der Preis für Zinn
oder was auch immer ist. Dementsprechend
ist es schlecht, wenn ich nur meine
Gesamtproduktion über Kuppelprodukte
abbaue. Deswegen haben wir das hier
verrechnet und den Anteil davon
herausgerechnet. Warum ist das negativ?
Ganz einfach: Die Nachfrage kann nicht
bedient werden und steuert nicht das
Angebot. Deswegen hier auch
Nachfrageausweitungen, wenn die Nachfrage
ansteigt, kann das Angebot nicht
nachziehen, weil eben keiner in der Mine
da nachsteuert. Bedarf zukünftiger
Technologien ist hier eine Expertenmeinung
darüber, wie die Nachfrage für zukünftige
Technologien 2030 aussieht. Wie viel von
den Rohstoffen, den 3TG-Rohstoffen werden
wir 2030 mehr verbrauchen als heute?
Deswegen auch durch die
Produktionsrate vom heutigen Jahr
geteilt. Und zu guter Letzt die
Substituierbarkeit. Die Substituierbarkeit
bedeutet einfach die Einsetzbarkeit eines
Rohstoffs. Also ich habe einen Rohstoff
Wolfram und was kann ich machen, um ihn
durch irgendwas anderes zu ersetzen? Im
günstigsten Fall habe ich irgendwas, was
nicht radioaktiv ist, im schlechtesten
Fall nämlich Uran. Das hat auch eine hohe
Dichte und Munition, noch ein paar andere
nette Nebeneffekte für Kriegstreiber. Ich
kann Rohstoffe durch andere manchmal
ersetzen und substituieren, manchmal auch
nicht. Das ist jetzt ein bisschen
unübersichtliche Grafik, aber mit solchen
Grafiken haben wir hier schon gearbeitet,
das ist eine Angabe, die ursprünglich von
der UN kommt. Die haben sich mal
angeschaut: Okay, wo sind denn
Kuppelprodukte, zu welchen Hauptprodukten?
Hier oben sehen wir dann mal eine
Substituierungsaussage. Also Wolfram ist
jetzt z. B. nicht ganz so gut
substituierbar, die anderen sind eher im
Mittelfeld. Und hier unten sehen wir dann
mal Prozentzahlen, wie viel denn die
Nachfrage ansteigen wird durch zukünftige
Technologien. Hier sehen wir 231 Prozent
mehr als heute ist ein bisschen viel. 134
ist jetzt auch nicht wenig. Hier geht's
übrigens nur um zukünftige Technologien.
Also alles, was heute normal läuft, ist
noch dabei. Nachdem diese Zahlen
wahrscheinlich den wenigsten von euch was
sagen, haben wir wieder Indikatorwerte
gebildet. Hier für die Kuppelproduktion.
Da sieht es ganz gut aus, hab ihr hier auf
der Grafik ja auch gesehen. Alles ist
außen dran, im Rahmen von 10 Prozent,
sowas. Also nicht viel wird über die
Kuppelproduktion abgebaut. Beim Bedarf für
zukünftige Technologien sieht's wieder
besser aus. Außer bei Zinn schlechter aus.
entschuldigung. Rot ist schlecht, Grün ist
gut. Zinn, da sieht es ganz gut aus, bei
den anderen dreien eher wieder schlechter.
Die Substituierbarkeit ist hier im
Mittelfeld bis gut. Klar, Wolfram wird vor
allen Dingen eingesetzt wegen dem hohen
Gewicht, kann ich jetzt auch ein anderes
Element nehmen, das auch viel wiegt. Bei
Tantal beispielsweise, wenn ich das
einsetze, als Legierungesstoff, um die
chemische Korrosionsbeständigkeit zu
verbessern, wird es dann schon
schwieriger, einen Ersatz zu finden.
Kommen wir zur dritten Kategorie, das
Konzentrationsrisiko. Hier haben wir etwas
verwendet, das nennt sich Herfindahl-
Hirschmann-Index. Wer von euch irgendwie
mit BWL ein bisschen was zu tun hat, der
kennt das sowieso schon. Und zwar geht es
hier darum: Wie kann ich
Marktkonzentrationen messen? Dieser
Indikator, dieser Index nimmt einen Wert
von 0 bis 10.000 ein. Im Grunde ist es
einfach nur der quadrierte
Produktionsanteil pro Land und das
aufsummiert. Dadurch kriegt man so eine
Einordnung. Länder, die sehr viel
produzieren oder die... Ich zeige einfach
gleich die Graphik, dann wird's
verständlicher. Länder oder Rohstoffe, die
in wenigen Ländern abgebaut werden, wie
beispielsweise Wolfram, haben einen sehr
hohen Index und Länder, wo es besser ist,
Rohstoffe wo es in mehreren Ländern
abgebaut wird, da sieht der Indikator
etwas besser aus, wie beispielsweise bei
Gold. Die Amerikaner und die Europäer
haben hier wieder ein bisschen
unterschiedliche Interpretationen davon.
Die Amerikaner sagen: Ein Wert von über
2500 ist als kritisch zu bewerten. Die
Europäer sagen: Ein Wert von über 1800 ist
als kritisch zu bewerten. Wenn wir hier
mal reinschauen für die Unternehmens
Konzentration reißen alle Rohstoffe diesen
Wert. Für die Länderkonzentration außer
Gold alle Länder. Alle Rohstoffe, sorry,
Aufgetragen sieht man hier jetzt auch
wieder: Gut, Gold sieht ganz gut aus. Die
anderen 3 wieder etwas schlechter. Warum
ist hier die Unternehmenskonzentration
höher als die Länderkonzentration? Wir
haben einige Länder, in denen die
Rohstoffe abgebaut werden, aber wir haben
multinationale Bergbauunternehmen, die in
mehreren Ländern gleichzeitig arbeiten.
Dadurch beschränkt sich der Markt eben auf
wenige Unternehmen, die das abbauen.
Dadurch haben wir hier auch eine höhere
Konzentration und damit dann auch wieder
im Umkehrschluss ein hohes Risiko, weil,
klar, wenige Unternehmen... Wir sehen das
bei der Opec. Die können teilweise den
Preis sehr stark beeinflussen. Bei Tantal
beispielsweise ist es aber auch so, dass
die Unternehmensskonzentration hier nicht
bei dem Bergbauunternehmen oder beim
Bergbau selber liegt, sondern eher bei dem
aufschmelzen und weiterverarbeiten davon.
Weil der Bergbau vor allen Dingen im
kleinen Bergbau Betrieb gemacht hat, es
sind Minen, in denen die Arbeiter
teilweise unter sklavenähnlichen Zuständen
arbeiten müssen, meistens werden
Menschenreche und Völkerrechte hier
ignoriert. Also Bergbaugerät kann man da
nicht wirklich dazu sagen. Die haben im
Optimalfall eine Hacke und werden dann zur
Arbeit gezwungen. Ich hatte vorhin auch
mal ein Bild davon angeworfen. Man
versucht mittlerweile darauf einzuwirken,
das zu verbessern. Aber das spiegelt sich
hier eben leider nicht wider, weil hier
eben multinationale Konzerne danach das
Erz aufkaufen und weiterverarbeiten und
dadurch eben trotzdem dieses Bottleneck da
ist. Kommen wir vielleicht mal zu einem
etwas Sozialerem, hoffen wir es zumindest:
Das geopolitische Risiko. Hier geht es
darum: Wie sicher sind die Länder, in
denen der Bergbau betrieben wird? Auf der
einen Seite haben wir dafür die politische
Stabilität. Alle 3 Indikatoren werden nach
dem Produktionsanteil pro Land wieder
gewichtet. Aber wir haben hier den
Indikator WGI PV. Das ist der World
Governance Index und misst die Political
Stability und die Abwesenheit von
Terrorismus oder Gewalt in einem Land.
Dann haben wir hier das politische
Potenzial. Das ist eine Befragung von
Bergbauunternehmen in den Ländern, wie sie
denn das Potenzial im Land einschätzen, um
Bergbau zu betreiben. Also was sagen die
Bergbauunternehmen selbst? Ist es hier
möglich? Oder ist es hier sehr schwer,
neue Projekte anzulanden? Und zu guter
Letzt auf der Seite hier rechts ist das
Risiko der Regulierung. Das ist ein
bisschen asozial, muss ich dazusagen. Und
zwar nehme ich hier den Human Development
Index. Ein hoher Human Development Index
heißt: Das Land ist sehr entwickelt. Das
heißt aber meistens im Umkehrschluss auch
dieses Land hat sehr viel Regulierung.
Schauen wir auf Deutschland, Deutschland
ist sehr gut entwickelt, aber wir haben
unglaublich viel Regulierung, was die
Umwelt angeht. Eigentlich, was jeden
Bereich angeht. Und dadurch wird es hier
schwierig, neue Bergbauprojekte sehr
schnell umzusetzen. In Ländern, die jetzt
nicht so weit entwickelt sind, geht das
Ganze ein bisschen schneller. Deswegen
wird das hier als Risiko eingeschätzt und
nicht als negativ, wenn ein Land einen
niedrigen Human Development Index hat.
Deswegen habe ich auch vorhin gesagt, man
müsste hier eigentlich auch noch soziale
und ökologische Aspekte mit reinbringen,
weil rein nach ökonomischen
Gesichtspunkten argumentiert macht das
zwar Sinn, aber ist nicht so das Tolle.
Gut, schauen wir uns die Daten mal an.
Auch wieder bei der politischen Stabilität
sind diese 3 hier mäßig gut und Tantal
schlägt nach oben aus und ist relativ
schlecht. Beim politischen Potenzial sehen
wir wieder ein großes Spike was Tantal
angeht. Hier liegt es jetzt daran, dass
das Fraser Institute, das davor den
Indikator hier... die Befragung macht, die
versuchen das natürlich in möglichst
vielen Ländern zu tun, aber in einem Land,
wo gerade im Bürgerkrieg ist, ist es ein
bisschen schwierig, einen Bergbaukonzern
zu befragen, weil der meistens dann nicht
mehr existiert oder eben andere Probleme
hat. Hier ist es auch so, dass im
Kleinstbergbau diese Unternehmen, diese
Minen eben auch eher schwer befragt werden
können. Deswegen fehlen hier die Daten,
und wir mussten die schätzen, wieder über
Verteilungsfunktionen. Bei der Regulierung
sehen wir, dass hier auch diese 3 sehr
schlecht abschneiden. Tantal schneidet
hier wieder gut ab oder zumindest nicht
ganz so schlecht ab, was auch daran liegt,
dass der Human Development Index, dass die
HDI in den Ländern in Afrika, in denen
Bürgerkrieg herrscht und in denen
Konflikte herrschen, meistens nicht so gut
ist. Das heißt, da ist die Regulierung
auch nicht so stark. Laut diesem Indikator
könnte man hier eigentlich gut
Bergbauprojekte durchsetzen. Aber man muss
das eben auch wieder relativieren durch
diese anderen Indikatoren, die da ein
bisschen entgegenwirken. Ich habe ja
vorhin gesagt, wenn man so alle
Indikatoren auf einem Fleck sieht, dann
ist es sehr unübersichtlich. Und hier habt
ihr es, es ist relativ unübersichtlich.
Ich habe es versucht, ein bisschen
einzufärben. Hier sieht man dann eben die
normierten Werte, wo sie gut, wo sie
schlecht sind. Wir haben dann diese
Gewichtungsfaktoren hier eingesetzt. Die
Gewichtungsfaktoren haben wir aus einer
anderen Studie, aus einem anderen Projekt
entnommen, das an der Universität Augsburg
gemacht wurde, die diese AHP-
Gewichtungsfaktoren schon mal ermittelt
haben. Wir haben danach die gesamten Werte
hier gewichtet und dann einfach hier unten
zusammen aufsummiert. Und wir sehen jetzt
hier, dass Wolfram hier schlecht
abschneidet. Liegt vor allem eben auch
daran, dass - wo isses - hier oben das
Risiko der Konzentration hoch bewertet
wird, weil es einfach einer der sichersten
Indikatoren ist. Wir sehen jetzt hier auch,
dass Gold relativ gut abschneiden, weil
Gold einfach in mehreren Ländern
gleichzeitig abgebaut wird. Aufgetragen
jetzt wieder als Diagramm, sieht man,
alles bewegt sich trotzdem noch irgendwo
im oberen Mittelfeld. Also eigentlich
besser, als man es aus den einzelnen
Indikatoren ursprünglich gesehen hätte
oder angenommen hätte. Und ich habe hier
noch eine Grafik mitgebracht von der
Europäischen Kommission. Die haben mal
eine ähnliche Analyse gemacht und haben
hier rausbekommen, dass Wolfram ein hohes
Supply-Risk hat, also ein hohes
Versorgungsrisiko. Und auf der anderen
Seite auch wirtschaftlich für die Eurozone
sehr wichtig ist. Interessanterweise wurde
hier Gold auf der Wichtigkeitsschiene
relativ weit unten angesiedelt. Ansonsten
decken sich aber eigentlich die Analysen.
Außer, dass wir sie hier ein bisschen
kritischer eingestuft haben. Man muss hier
aber auch dazu sagen: Ja, es ist nicht
ganz klar, was hier als Benchmark unten
angenommen wurde. Ich habe ja versprochen,
ich will auch noch mal ganz kurz auf
Handlungsempfehlungen eingehen. Also was
kann ein Unternehmen machen? Was kann
Deutschland machen, um sich abzusichern
und diese Versorgungs Risiken abzusichern?
Es gibt drei große Kategorien, die hier im
Zentrum stehen, eigentlich für alle vier
Materialien. Und zwar ist das einmal
Forschung und Entwicklung im Bereich
Recycling. Alles, was wir in Deutschland
recyceln, alles, was wir nicht importieren
müssen, ist gut, weil dadurch haben wir
den gesamten Konflikte außerhalb von
Deutschland auch nicht. Also wir
unterstützen sie nicht, sondern wir
befinden uns im Kreislauf. Ist aus ganz
vielen Gründen super, weil wir eben weder
politisch erpressbar sind, noch
irgendwelche Konflikte damit unterstützen.
Macht langfristig einfach am meisten Sinn.
Die Entwicklung von Substituten und von
Kreislauf-Wirtschaftssystemen macht unter
diesem Gesichtspunkt einfach auch Sinn.
Also umso mehr Substitute ich habe, umso
mehr ich reagieren kann, einen Rohstoff
durch einen anderen ersetzen kann, umso
flexibler bin ich hier auch in der
Versorgung und Kreislauf-
Wirtschaftssysteme gut, das ist natürlich
dann auch wieder für das Recycling
irgendwo die Grundvoraussetzung. Erst wenn
ich die Produkte zurückführen kann und
hier eben auch weiß, welche Produkte das
sind, kann ich hier auch sinnvollere
Rohstoffe raus gewinnen, insbesondere im
Technologiebereich ist ja gerade so ein
bisschen es schwierig. Eigentlich darf man
Technologieprodukte ja im Handel zurück,
also Elektronikprodukte im Handel
zurückgeben. Aber nicht jeder Händler
macht das mit. Man kann zwar auch auf dem
Wertstoffhof abgeben, aber so ganz was
damit passiert, weiß eigentlich auch
keiner. Es gibt hier ganz viel Export, zum
Beispiel wieder in die afrikanischen
Regionen von Elektroschrott. Das ist
natürlich suboptimal, weil wir dadurch
dann nicht nur unseren Schrott irgendwo
anders hinbringen, sondern eben auch die
Rohstoffe in diesem Schrott einfach
verlieren. Die beiden Punkte auf der
rechten Seite sind dann etwas spezieller,
insbesondere im Bereich bei Wolfram ist es
so, dadurch, dass Wolfram sehr stark
konzentriert ist auf wenige Länder und
Unternehmen. Macht es hier Sinn, eine
Rückwärtsintegrationen zu machen. Das
bedeutet, ich kauf ein Unternehmen auf,
die in der Wertschöpfungskette vor mir,
also vorgelagert sind, zum Beispiel Minen
oder Unternehmen, die Wolfram
aufschmelzen. Ich kann hier aber auch
einfach nur Investments in diese
Unternehmen tätigen oder aber langfristige
Verträge abschließen, einfach um mich hier
langfristig sicher aufzustellen, dass ich
eben die Versorgung habe, wenn ich sie
brauche und nicht abhängig bin von großen
Unternehmen. Einlagerungen in
Diversifikation, also Diversifikation der
Lieferkette, macht eigentlich auch nur
Sinn bei Tantal. Einfach weil man damit
ein bisschen die Zeit überbrücken will,
wenn ein politischer Konflikt irgendwo
ausbricht und man hier sich einfach Zeit
kauft, um sich umzustellen, also um seine
Versorgung auf ein anderes Land zu
konzentrieren. Oder aber wartet, bis der
Konflikt vorüber ist oder darauf hinwirkt,
dass der Konflikt vorüber ist.
Insbesondere bei den Konfliktrohstoffen
ist es so, dass die Europäer sich auch
dazu verpflichtet haben, eine
Sorgfaltspflicht einzuführen, um eben
hier darauf hinzuwirken, dass Rohstoffe
nicht mehr konfliktfördernd abgebaut
werden. Bis 2021 müssen zum Beispiel alle
europäischen Importunternehmen nachweisen,
woher sie die Rohstoffe bekommen und dass
sie sie eben aus konfliktfreien Minen
gekauft haben. Zur Zukunft der Methodik.
Ich habe die Methode jetzt etwas stärker
gewichtet in diesem Vortrag, das war auch
Absicht. Trotz allem sehe ich natürlich
auch die Probleme an der Methodik. Ich
habe ja schon gesagt, ökologische und
soziale Aspekte sollten hier definitiv
auch ein Gewicht bekommen. Es ist auch so,
dass die mangelnden Datengrundlagen
einfach manche Aussagen schwierig machen.
Ich persönlich bin der Meinung, die
Aussagen sind gut, weil sie eben erst mal
gemacht wurden und wir jetzt darauf
reagieren können. Wir können jetzt
anfangen auch herauszufinden, wo brauchen
wir eigentlich noch Daten? Wo müssen wir
tiefer bohren? Wo müssen wir mehr
analysieren? Die Sorgfaltspflicht habe ich
jetzt gerade eben auch schon genannt, das
kann man natürlich immer nochmal weiter
ausbauen, auch für andere Rohstoffe. Ich
habe ja auch schon gesagt, es gibt nicht
nur die 3TG Materialien, die
konfliktfördernd sind, sondern eben auch
nochmal andere Rohstoffe. Kobalt ist hier
zum Beispiel eins, wo man drüber redet.
Hier sollen wir das mit aufnehmen zu den
Konflikt Rohstoffen oder nicht? Und zu
guter Letzt: Die Methodik sollte eben auch
vereinheitlicht werden. Es gibt
verschiedene Ansätze, um eine
Kritikalitsanalyse zu machen. Ich habe
euch jetzt hier heute eine vorgestellt.
Ja, ihr habt es ja schon gesehen: Die
Europäische Kommission hat auch eine
gewählt, die auch funktioniert. Die
Aussagen sind auch ähnlich, aber gleich
sind sie nicht. Hier ist einfach noch
Forschung nötig, wie man das verbessern
kann und wie man hier auch genauer messen
kann, was für Auswirkungen der Abbau
überhaupt hat. Damit bin ich jetzt auch
schon am Ende angekommen von diesem
Vortrag. Aber zum Glück nicht am Ende der
Welt. Ich habe ja am Anfang gesagt Okay,
die Bombe platzt, und das Ende der Welt
ist es zum Glück nicht der Fall. Also ihr
könnt alle beruhigt nach Hause gehen und
schlafen. Die Rohstoffsituation insgesamt
ist angespannt, aber wir haben noch ein
paar Jahre Zeit, um uns darum zu kümmern
und hier die Zündschnur zu löschen, sage
ich einfach mal. Ich freue mich jetzt
natürlich auf eure Fragen und stehe euch
hier noch zur Verfügung. Außerdem suche
ich gerade jemand, der mich bei meinem
Podcast 'Ressourcen FM' unterstützt, weil
so ein Monolog auf Dauer dann irgendwo
langweilig wird und wahrscheinlich auch
für die Zuhörer etwas langweilig und
langatmig ist. Falls ihr euch berufen
dafür fühlt und auch schon ein bisschen
ein Grundwissen in dem Bereich mit
einbringt, dann meldet euch einfach bei
mir. Ihr könnt einfach auf meine Webseite
gehen und hier findet da nochmal mehr
Materialien zu den Regularien und eben
auch zu demThema Kritikalitätsanalyse im
Allgemeinen. Vielen Dank.
Applaus
Herald: Wir haben direkt eine Frage aus
dem Internet.
Singal-Angel: Der IRC möchte wissen, ob
wir überhaupt die Recyclingkapazitäten und
-technologien haben für z.B. Handys,
Laptops, IOT-Geräte und deren Komponenten.
Martin: Die Frage muss ich ja jetzt nicht
wiederholen. Jain. Also es gibt die
Technologie in manchen Bereichen bereits
jetzt. Es gibt verschiedene Unternehmen,
die damit experimentieren, zum Beispiel
Umicore. Beispielsweise für Elektroakkus.
Das ist ja so ein großes Problem, das
aktuell immer wieder gehypt, wo gesagt
wird, ja die kann man nicht recyceln, und
das ist total anstrengend, weil sie sind
alle nicht genormt. Es ist eigentlich
möglich. Es gibt ja auch schon eine
Pilotanlage dafür. Es lohnt sich einfach
noch nicht. Es ist aktuell immer noch
günstiger, die Rohstoffe zu importieren,
weil eben auch solche Sachen wie
Konfliktrohstoffe günstig sind, weil hier
externe Kosten auch noch nicht eingepreist
sind und wenn hier eben mehr Forschung
stattfindet, dann werden diese
Technologien hoffentlich auch günstiger.
Und was die Kapazitäten angeht: Heute sind
sie teilweise da, aber noch bei weitem
nicht so da, dass wir eine 100 Prozent
Abdeckung haben. Aber spricht eigentlich
nichts dagegen, diese Kapazitäten
aufzubauen. Zumindest meiner Meinung nach
nicht. Für den Gelben Sack oder sowas oder
für den grünen Punkt mussten wir das ja
auch tun und haben es ja auch geschafft.
Oder für Papier.
Herald: Die nächste Frage am Mikrofon
Drei, bitte.
Q: Substitution, der Faktor, ich glaub,
der ist komplett unterschätzt worden und
kann die ganzen Zahlen sofort zerstören,
die tolle Statistik und alles. Beispiel
ist der Elektromotor von Tesla. Da wurde
Neodym knapp. Die Ingenieure haben
innerhalb von einem Vierteljahr einen
Elektromotor entwickelt, mit derselben
Leistung ohne Neodym und das Patent sogar
freigegeben. Das heißt Neodym, der Preis
ist auch verfallen, relativ schnell. Das
heißt, es kann sehr, sehr schnell gehen,
dass dann Substitution einsetzt, sobald
die Preise teuer werden. Lithium, wie du
richtig gesagt hast, da gibt es, meines
Wissens wird jetzt eine Anlage gebaut, die
sogar einige 10 000 Tonnen komplett
recyceln kann, weil von unseren Laptops
und Handys so viel Lithium anfällt, dass
es sich tatsächlich schon rechnet, das
wieder zu recyceln. Trotz aller Unkenrufe
unserer Autoindustrie, die immer sagt,
geht nicht, geht nicht und Lithium wär so
ganz grässlich. Stimmt gar nicht.
Martin: Also vielleicht zur Substitution
noch ganz kurz. Ja, man kann ganz viele
Rohstoffe substituieren. Aber man hat ja
einen anderen Rohstoff, auf den man
angewiesen ist. Irgendwann hat man das
Periodensystem auch einmal durch, dann
wird es auch schwierig ja. Klar, es ist
ein wichtiger Faktor, keine Frage, und es
hat auch ein großes Potenzial.
Nichtsdestotrotz denke ich, dass auch
Kreislaufwirtschaft und Recycling hier
auch angebracht sind. Klar, vielleicht
fällt uns das dann nicht auf 50 Jahre auf
die Füße, aber dann halt auf hundert.
Warum nicht gleich heut richtig machen.
Herald: Dann bitte am Mikrofon zwei.
Q: Hi. Danke für den Vortrag. Welche Rolle
könnte Bergbau an Himmelskörpern wie
Asteroiden oder Mond spielen in der
Zukunft? Da ist ja ist ein riesiges
Potenzial da.
Martin: Klingt immer so abgespaced, aber
nee, da gibt's auch wirklich viele
Projekte. Danke für die Frage, finde ich
ein unglaublich spannendes Thema. Klar,
langfristig macht das auch wahrscheinlich
Sinn. Klar, wir haben ja Grenzen auf der
Erde. Irgendwann haben wir auf der Erde
auch alle Rohstoffe mal ausgeschöpft. Wir
sind noch sehr, sehr weit davon entfernt,
weil wir haben eine relativ dünne Kruste
und selbst die haben wir noch nicht
durchgebohrt. Und danach kommt ja auch
nochmal Material. Also ist jetzt dann die
Frage: Was ist einfacher? Nehmen wir
Meteoriten, bauen es dort ab oder bohren
wir in die Erde immer tiefer rein und
holen es da raus? Ich glaube, für manche
Rohstoffe wie jetzt die Seltenen Erden zum
Beispiel macht es definitiv auch Sinn,
darüber nachzudenken, auf langen und
langfristig eben Bergbau im All zu
betreiben. Aktuell ist es halt einfach
so'n Raketenstart verbraucht sehr viel
Treibstoff und auch sehr viel Geld und es
ist eine ökonomische Frage einfach. Aber
klar, langfristig, warum nicht.
Insbesondere, wenn wir mal über eine
Kolonisierung vom Mars reden, wie Elon
Musk oder so, dann werden wir die
Rohstoffe nicht alle von der Erde dahin
schaffen, dann müssen wir uns andere Wege
suchen.
Herald: Dann gab es noch eine Frage aus
dem Internet.
Q: Genau das IRC möchte noch wissen, wie
sieht das mit der CO2 oder Energiebilanz
beim Recycling aus, insbesondere im
Vergleich zur kompletten Neugewinnung,
wenn man auch mal Geld außer Acht lässt.
Und als Beispiel wird Alu genannt, was ja
schon als energieintensiv bekannt ist.
Martin: Ja, bei Alu ist es aber
interessanterweise so, dass die Bauxit
aufschmelzen viel mehr Energie verbraucht
und auch höhere Emissionen dadurch
produziert, weil einfach mehr Energie
verbraucht wird. Also normalerweise kann
man CO2-Emissionen und verbrauchte Energie
als gleichwertig ansehen, insbesondere in
Ländern, wo Energie noch nicht nachhaltig
gewonnen wird, also nicht über erneuerbare
Energien oder sowas. Bei Aluminium braucht
man sehr viel Strom, um das aus Bauxit
rauszugewinnen. Da ist das Recycling
einfach nur sinnvoll und heute ist
Aluminium auch einer der Werkstoffe, der
die höchste Recyclingrate hat, weil hier
einfach es günstiger ist, es sinnvoller
ist und auch einfach weniger CO2
emittiert. Es gibt jetzt z.B. bei Stahl
die überlegung von ThyssenKrupp bis 2050
CO2 neutral zu werden. Die wollen, das
über nachhaltig gewonnenen Wasserstoff
machen, hier in dem Bereich dann eben auch
das aufschmelzen von neuem Stahl. Aber
klar, was da geht - Warum nicht auch beim
Recycling? Ja, aktuell ist vielleicht noch
nicht so super, aber es macht einfach nur
Sinn, das zu tun, auf lange Sicht. Oder
mittelfristig auch.
Herald: Tschuldigung. Die nächste Frage
an Mikrophon zwei bitte.
Q: Was ist das Schlimmste, was passieren
kann für unsere Ressourcen? Also das zum
Beispiel Frieden einkehrt in Afrika und
die das teurer machen? Oder gibt es da
irgendwelche Ideen? Lachen
Martin: Ist akkustisch jetzt schlecht.
Herald: Er hat gefragt Was ist das
Schlimmste, was uns passieren kann mit den
Ressourcen? Als konkretes Beispiel: Wenn
wir jetzt Frieden haben in Afrika, wird es
dann alles viel teurer? Was wären da die
Auswirkungen? Lachen
Martin: Nee, eigentlich nicht. Klar, der
Krieg ist dort verantwortlich, dass es den
Menschen dort sehr, sehr schlecht geht.
Deswegen ist es eigentlich auch ein Thema,
über das man nicht lachen kann, wenn ich
das so sagen darf, weil da sehr viele
Dramen von den Menschen dranhängen und
wenn es den Menschen dort besser geht --
klar, werden die auch mehr Gehalt
verlangen als jemand, der zur Arbeit in
der Mine gezwungen wird, der kriegt
wahrscheinlich nicht das Top-Gehalt.
Dementsprechend - klar wird's teurer. Aber
erstens ist nicht absehbar, dass es
irgendwann mal Frieden gibt, weil - ja,
'is halt leider so. Wir haben seit sehr
vielen Jahrzehnten Krieg in verschiedenen
Teilen der Welt. Ich sehe jetzt nicht,
dass das von heute auf morgen gelöst wird.
Und auf der anderen Seite? So what?
Aktuell ist es immer noch so, dass der
Preis für viele Rohstoffe dort einfach
günstiger ist. Und wenn wir da drüber
reden, bis wir eine komplette Gleichheit
auf der Welt haben, wenn wir das denn
annehmen wollen, bis dahin würde ich jetzt
auch mal annehmen, dass wir entsprechend
gute Recyclingtechnologien haben. Wenn das
die Frage beantwortet hat, hoffe ich.
Herald: Dann gibt es eine Frage aus dem
Internet noch.
Q: Genau! Nochmal IRC: Kannst du was zu
politischen Konzepten sagen, um den Handel
mit Elektroschrott zu verhindern?
Vermutlich, um mehr dem Recycling
zuzuführen.
Martin: Ja, also es gibt ja -- Also: Was
ist das aktuelle Problem? Wir haben ja
Elektroschrott, der auf deutschen
Wertstoffhöfen oder auf europäischen
Wertstoffhof anfällt und der dort
eigentlich dann auch in irgendeiner Form
einer Verwertung zugeführt werden soll.
Wenn man Verwertung sagt, dann meine ich
damit auch jetzt verbrennen oder
deponieren. Recycling wär natürlich
besser. Was passiert aktuell? Was passiert
aktuell oft oder immer wieder, dass
Elektroschrott von den Höfen entnommen
wird. Er wird geklaut, er wird z.B. auch
von Menschen, die dort Arbeitenden
teilweise entnommen und weiterverkauft.
Eigentlich haben wir dafür Regelungen,
dass das nicht passieren soll, es ist aber
einfach das Verständnis noch nicht da,
wenn jemand kommt und sagt: Hey, ich will
das defekte Gerät kaufen, das dann eben
nicht so ganz verständlich ist, warum soll
ich das nicht tun? Dass das dann irgendwo
in Afrika landet und dort dann
irgendwelche Kinder, die Kabel verbrennen,
um das Kupfer herauszubekommen, das sehen
wir jetzt direkt nicht. Und klar,hier kann
man mehr tun, indem man z.B. Zoll
überwachung verstärkt, indem man eben mehr
kontrolliert, was in den Containern
eigentlich drin, aber eigentlich haben wir
hier schon die Mittel und auch die
gesetzlichen Grundlagen dafür. Vielleicht
mangelt es da ein bisschen an politischem
Willen, die auch durchzusetzen, weil es
natürlich auch eine Frage ist,
beispielsweise Plastikabfall, ja, irgendwo
muss da hin, und wenn wir ihn nach China
bringen können, dann ist das halt
günstiger. Wenn ich das jetzt als Stadt
machen kann oder als Land, dann ist
günstiger halt besser in dem Fall. Und
solange halt die Bevölkerung hier nicht
aktiv einwirkt und sich dafür einsetzt,
dann kommt das halt nicht in Fokus. Und
dann kümmern sich halt auch weniger
Politiker darum. Im Beispiel von
Elektroschrott gibts übrigens einen sehr
guten Film dazu. Welcome to Gomorra heißt
er.
Herald: To Sodom.
Martin: Ja, genau. Kann ich euch
empfehlen, den anzuschauen, fand ich sehr
gut. Der beleuchtet hier nochmal ein
bisschen den Status quo und was man hier
auch noch machen könnte.
Herald: Da kann ich hier nur unterstützen.
Der Film ist wirklich beeindruckend. Er
hat einen starken Eindruck hinterlassen,
auch bei mir. Die nächste Frage vom
Mikrofon 1 Bitte!
Q: Vielen Dank für den Vortrag. Ich habe
eine Frage: Die Höhe der Indikatoren ganz
am Ende sind ja zu großen Teilen abhängig
von der Höhe der Gewichtungsfaktoren mit
denen die einzelnen Teilindikatoren
dareinfließen. Könntest du vielleicht
einfach noch mal erklären, wie sich diese
Gewichtungen, wo die herkommen? Weil das
ist ja eigentlich höchstgradig relevant.
Martin: Ja, wir haben hier eine Arbeit,
die wir dazu geschrieben haben, auch
verschiedene Gewichtungsfaktoren mal
ausprobiert und uns dann hier für diese
AHP-Gewichtung entschieden. AHP ist
eigentlich Analytical Hierarchy Process
nennt sich das Ganze. Es geht einfach
darum, dass ich eine Befragung mache unter
Experten, unter Menschen deren Meinung ich
wichtig einschätze und ihnen ganz
vereinfacht die Wahl lasse: Willst du A,
willst du B, willst du B, willst du C und
so weiter und da drüber sagen kann, was
gewichtigst du höher. Und wenn ich das
ganz oft mache, dann kann ich danach ein
Gesamtbild daraus generieren. Und dann
kann ich danach eben auch diese
Gewichtungsfaktoren rausarbeiten und sehe
dann zum auch - also wenn sich jemand
hinsetzt und würde Gewichtung Faktoren für
diese elf Indikatoren einfach so
niederschreiben, der würde Pi mal Daumen
entscheiden, aber wenn man die einzeln
miteinander vergleicht, dann geht das
manchmal einfacher. Im Endeffekt ist das
die Synthese aus verschiedenen
Expertenwertungen, die wir eben mit rein
genommen haben. Wie schon gesagt, ich
selber habe diese Bewertung nicht gemacht,
sondern die wurde an dem Lehrstuhl
gemacht, an dem ich auch die Arbeit dazu
geschrieben hab. Oder wir die Arbeit dazu
geschrieben haben. Hat das die Frage
beantwortet?
Q: Jap!
Martin: Achso - vielleicht auch noch dazu:
Wir haben auch einfach mal eine Gewichtung
angenommen, die überall gleich verteilt
ist oder ein bisschen damit rumgespielt.
An den Ergebnissen hinten hat sich
erstaunlich wenig getan. Die sind alle
hier im oberen Mittelfeld geblieben, mal
um zehn nach oben, nach unten, aber um
ganz ehrlich zu sein, das sind alles
Indikatoren, die versuchen, alle etwas zu
messen, was aber auf einem sehr, sehr
hohem Level ist. Also, wenn mir auch über
Länder reden, haben wir eben zwar eine
Aussage, die auch wichtig und sinnvoll
ist, aber man könnte das noch viel genauer
nach unten schneiden und hier auch viel
detaillierter herangehen. Wenn man die
Daten hätte. Ihr habt ja gesehen, ich hab
ja gesagt, wir haben verschiedene Quellen
miteinander verglichen, teilweise sind sie
meilenweit auseinander.
Herald: Dann am Mikrofon 1 noch eine Frage
bitte!
Q: Wir haben jetzt ganz viel über die 3TG-
Rohstoffe gehört. Gibt es da auch noch
andere kritische Rohstoffe? Oder sind das
jetzt die kritischen Rohstoffe? Und kannst
du vielleicht noch etwas kurz zu Erdöl und
ähnlichem sagen?
Matrin: Also als ich die Arbeit
geschrieben hab mit den meinen
Kolleginnen, mit der Ingrid und der Marie,
haben wir uns die 3TG-Materialien
herausgepickt, weil wir einfach gesagt
haben, alle zu betrachten ist ein bisschen
aufwändig. Es gab andere Gruppen, die sich
dann auch andere Rohstoffe angeschaut
haben. Die 3TG-Rohstoffe haben hier ja
eigentlich relativ gut, also gut
abgeschnitten im Vergleich. Ich habe die
Grafik jetzt nicht dabei, aber es gibt nur
eine Grafik von der Europäischen
Kommission, die mal so -
Publikum: Die da rechts!
Martin: Ja, aber die haben nochmal eine
andere gemacht. Zwar gab es da so eine
Aufteilung in einem Kästchen hier oben, wo
Sie gesagt haben, dass hier oben alles
kritisch. Interessanterweise waren fast
alle Punkte in dem Kästchen drin. Es gab
irgendwie drei Rohstoffe, die dann nicht
als kritisch eingeschätzt wurden. Gut, die
haben sich wahrscheinlich auch die
Rohstoffe angeschaut, die sie für kritisch
halten. Deswegen kommt das wahrscheinlich
heraus. Das ist aber auch so ein bisschen
das Problem, denn wo zieh ich die Grenze?
Ist ein Wert über 50 kritisch? Ist ein
Wert, über 90 kritisch? Was bedeutet das?
Diese Methodik erleichtert es eben, wenn
ich jetzt in einem Unternehmen zum
Beispiel meine strategisch wichtigen
Rohstoffe bestimmt habe und davon zehn
Stück habe, dann kann ich für diese zehn
eine Analyse machen und kann dann sagen,
okay, vielleicht sollte ich eher auf
Wolfram schauen als auf Gold. Man kann es
ein bisschen abwägen. Insgesamt muss man
auf alle Rohstoffe gucken. Und um noch das
Thema Erdöl nochmal aufzugreifen. Erdöl
ist ein bisschen schwierig, weil es eben
auch ein Energierohstoff ist. Das heißt,
der Preis für Erdöl ist eigentlich nicht
daran gekoppelt, dass wir ihn materiell
irgendwo verwenden, in der chemischen
Industrie. Was eigentlich toll ist, weil
Erdöl ist, versteht mich nicht falsch, ein
super Material, aus dem kann man so viele
coole Produkte herstellen und wir
verbrennen's! Das ist eigentlich irre. In
100 Jahren werden wahrscheinlich unsere
Enkelkinder mal sagen: Was war los mit
euch damals? Es ist im Grunde ein tolles
Material, das einfach nicht richtig
nutzen. Es ist halt schwierig, hier eine
Analyse zu machen, weil hier auch ganz
viele andere Faktoren mitreinspielen. Es
ist aber auch so, dass Erdöl auch einen
Konfliktrohstoff sein kann, weil es eben
auch gewisse Konflikte unterstützt. Und
wenn man sich jetzt anguckt, wer die
erdölreichen Länder sind, haben wir oft
auch das Problem durch den
Ressourcenfluch, will ich jetzt aber nicht
mehr tiefer drauf eingehen, könnt ihr
gerne mal googeln. Es geht eben darum,
dass es in Ländern, die viele Rohstoffe
oder einen Rohstoff sehr intensiv und
exzessiv haben, das die oftmals keine
Demokratien sind, sondern eher
absolutistische Modelle oder despotische
Modelle haben in der Regierung. Hat das
die Frage beantwortet, hoffe ich?
Ansonsten danach nochmal vorkommen, dann
können wir gerne nochmal reden.
Herald: Und dann hatte ich am Mikrofon
drei noch jemanden.
Q: Ja, ich danke für den Vortrag erstmal.
Ich hab mich noch gefragt, was ist mit dem
Faktor, dass man Produkte effizienter
nutzt, zum Beispiel das selbstfahrende
Auto, dann braucht nicht jeder Mensch eine
Karre?
Martin: Ja, ist auch meiner Meinung nach
schwierig, weil erstens: Wie will ich
messen? Allein da ist es halt schon
schwierig. Und dann ist es so, hier hast
du halt oft auch einen Rebound Effekt.
Also du hast eine effizientere Nutzung,
also beispielsweise war es jetzt mit den
LEDs, wir haben hier überall LEDs hängen,
also alle nutzen LEDS. Warum? Weil sie
günstig sind, weil sie nicht viel Strom
verbrauchen und schön hell machen, ja!
Aber wenn man sich anguckt, als Glühbirnen
hatten, hatten wir halt eine. Jetzt haben
wir hier halt überall LEDs außenrum
hängen. Ob der Stromverbrauch deswegen
jetzt wirklich runtergegangen ist, das ist
halt oftmals schwierig, einmal zu
entscheiden, auf der anderen Seite ist es
oftmals auch einfach nicht so! Weil sobald
eine Technologie günstig wird und dadurch
auch der Energieeinsatz günstig wird,
setzen wir sie einfach nur mehr ein und
nicht weniger. Also Effizienzzugewinn
kommt oftmals auch damit, dass es mehr
nutzen. Und bei Elektroautos gibt es eben
auch hier den Verdacht, sobald ich also
umsonst fahren kann, werde ich es halt
auch tun. Also warum auch nicht? Aktuell
ist der Ölpreis dann doch ein bisschen zu
hoch, als dass ich jetzt einfach mal
überall hinfahr. Das ist meine Meinung.
Frage beantwortet, oder...? Gut.
Herald: Dann hatten wir noch eine Frage
aus dem Internet.
Q: Im IRC wird noch gefragt: Wie viele
kleine Firmen gibt es denn in den ärmeren
Ländern, also wo die Rohstoffe oft
abgebaut werden, bzw. wie groß muss eine
Firma sein, um in diesem Markt aktiv sein
zu können?
Martin: Also... in welchem Marktwert ist
dann die Frage, weil, im Bergbau selber,
würde ich sagen eine Person. Als eine
Person, kann ich schon anfangen, da
Bergbau zu betreiben, weil oftmals die
Rohstoffe auch nicht so tief liegen.
Deswegen ist es hier auch das Problem,
dass Kleinstbergbau oder Kleinbergbau
betrieben wird. Die Menschen können mit
einer Hacke mehr oder weniger oder mit
einer Schaufel das Material schon raus
befördern und verkaufen und damit Geld
verdienen. Ist eigentlich ja auch erstmal
nicht schlecht, weil man dadurch nicht
multinationale Bergbaukonzerne hat, die
hier das Land ausbeuten und die Leute dann
davon gar nichts bekommen. Aber ist
natürlich schlecht, wenn irgendwelche
Leute die Menschen ausbeuten und sie zur
Arbeit zwingen. Ich habe jetzt in
Erinnerung, dass es 30 bis 50 Millionen
Menschen insgesamt sind, die im
artisanalen und Kleinbergbau tätig sind.
Im AMS, nennt sich das. Wie viele
Unternehmen das sind, ist schwierig
abzugrenzen, weil die dort oftmals auch
nicht gelistet sind. Es gibt da
Schätzungen dazu. Ja, die hab ich jetzt
aber ehrlich gesagt nicht im Kopf. Die
kann ich nur mal recherchieren, wenn das
gewünscht ist. Und dann ist auch wieder
die Frage: Wo fängt das Unternehmen an,
woher das andere auf? Oftmals sind mehrere
Unternehmen in der gleichen Mine tätig,
und da ist aber auch so ein bisschen der
Anspruch aktuell, auch der EU und
verschiedener andere Länder, hier diese
Sorgfaltspflicht durchzuziehen und dafür
zu sorgen, dass die Menschen hier aus der
Sklaverei rausgeholt werden oder nicht
mehr dazu gezwungen werden, sondern
selbstbestimmt arbeiten können, das auch
mit einem gewissen Arbeitsschutz, sondern
auch die Früchte ihrer Arbeit genießen
können. Dadurch gibt es jetzt auch
Gemeinschaften, die dann im Unternehmen
sind oder unternehmensähnlich sind und die
sich dann auch zusammenschließen. Wie
viele multinationale Konzerne es gibt in
dem Bereich, ist auch wieder schwierig,
weil auf die 3TG bezogen - ich
müsste jetzt raten, ich weiß es nicht. Ich
weiß das jetzt auswenig nicht, das muss
ich ganz ehrlich sagen.
Herald: Dann bitte am Mikrofon 1.
Q: Du hast ja jetzt ziemlich cool
herausgestellt, dass sowas wie
Arbeitsschutz und Strahlenschutz und
Umweltschutz prinzipiell keine Rolle
spielen in der gesamten Abbaukaskade. Und
du hast auch gesagt, du möchtest gerne ein
bisschen einbauen, soziale und ökologische
Komponenten. Wie würdest du das machen und
würde, wenn man das alles betrachtet,
würde dann nicht der gesamte Preis
künstlich vollkommen in die Höhe getrieben
werden?
Martin: Achso, du meinst, jetzt in den
Preis eingepreist werden?
Q: Ja, also wenn man so sagen würde: Okay,
Tantal wird abgebaut, Tantal sind
Radionuklide der natürlichen
Zerfallsreihen drinnen. Das heißt, das
muss strahlenschutzrechtlich überbewacht
werden, der Arbeitsschutz, Kleidung, die
Ausbildung der Leute, Krankheitsursachen,
Aufenthaltszeiten, das muss ja mit
betrachtet werden. Wenn man das quasi
alles kompensieren würde auf unserem
Standard oder auch auf dem Standard der
Arbeiter, wie würde sich das preislich für
uns in unserer neuen Technologie
auswirken?
Martin: Es würde teurer werden, ja. Dann
ist halt auch wieder die Frage, wie viel
trägt dann Substitution und Recycling dazu
bei? Deswegen hab ich das ja auch gesagt,
dass es wichtig finde, dass wir diese
Technologien vorantreiben. Ein genaues
Preisschild kann ich dir da nicht liefern.
Es würde mich auch wundern, wenn das
irgendjemand kann.
Q: Wie würdest du meintest, in der Zukunft
mit einbauen?
Martin: Ach so! In den Kreislauf. Meintest
du das?
Q: Genau! Das finde ich interessant. Wie
würdest du das bewerten? Da stand ja diese
Glühbirne, die Glühbirne oder das.
Martin: Also, das gibts schon als Idee.
Und das wird auch schon gemacht. Das sind
jetzt ökologische Faktoren, und zwar gibt
es so etwas, das nennt sich Ecoinvent
Database oder Datenbank. Die erfassen
gewisse Umwelt Kennzahlen, und die könnte
man hier mit rein rechnen, also zum
Beispiel hier Human Toxikologie oder
Ökosystem Toxikologie. Das gleiche könnte
man dann auch nochmal für die soziale
Dimension machen und hier so Sachen wie
Kinderarbeit, Korruption und
Meinungsfreiheit mit rein ziehen. Wir
haben es jetzt aus zwei Gründen nicht
gemacht. Nr.1, könnt man sagen, weil wir
faul sind. Nein, Spaß. Nr. 1, wir haben es
nicht gemacht, weil es den Rahmen der
Arbeit in diesem Fall einfach gesprengt
hätte. Ich hatte in meiner Bachelorarbeit
zum Thema Aluminium eine
Kritikalitätsanalyse geschrieben. Da hab
ich das gemacht. Es ist teilweise sehr,
sehr schwierig, diese Faktoren als
verlässlich zu bezeichnen. Ecoinvent gibt
sich hier sehr viel Mühe, die sind super.
Teilweise sind die Daten aber einfach
veraltet, teilweise ist dann auch die
Frage: Worauf basieren sie die? Man hat
immer wieder das Problem. Wie werden diese
Daten gemessen? Wie zuverlässig sind diese
Daten? Bei manchen Sachen geht das jetzt
sehr leicht. Irgendwo hatten wir
CO2-Emissionen oder Emissionen von
klimaaktiven Gasen. Da gibt's Standards
dafür, das geht. Humantoxikologie, ja,
gut. Ich kann jetzt hier verschiedene
Tests machen. Aber das bildet niemals die
Realität voll und ganz ab. Bei den
sozialen Indikatoren, also das Risiko von
Kinderarbeit, kann ich jetzt auch mit rein
beziehen. Aber es ist auch wieder die
Frage: Wie kann ich das quantifizieren?
Kann ich das überhaupt quantifizieren?
Oder ist eigentlich nicht jedes Kind, das
zur Kinderarbeit gezwungen wird,
eigentlich schon ein No-Go-Bereich, wo wir
sagen müssen als Gesellschaft: Sind wir
denn bereit, auch überhaupt nur in Kauf zu
nehmen, dass ein einziges Kind für unsere
Handys und für unseren Spaß leiden muss?
Also das ist dann die Frage, wie man das
kann und klar, es wird teurer werden, wenn
man das alles umsetzt aber auf der anderen
Seite is auch die Frage: Können wir es
eigentlich moralisch vertreten, dass es
nicht teurer wird, dass wir es nicht
einpreisen?
Q: Danke für diesen Satz.
Herald: Tschuldigung, wir haben nicht mehr
viel Zeit. Deswegen würde ich gerne noch
die Frage, die vorhin aus dem Internet
angemeldet wurde, kurz stellen lassen.
Signal-Angel: Im IRC wird noch gefragt,
wie es mit der Suche nach Seltenen Erden
auf Mülldeponien und schon existierenden
Müllhalden aussieht.
Martin: Da haben wir in Augsburg ein paar
Untersuchungen dazu gemacht, ist aus
mehreren Gründen unglaublich schwierig,
weil Nr. 1... Ich habe da lustigerweise
auch zum Thema Abfall und Deponierung eine
Podcast-Episode aufgenommen, da könnt ihr
auch mal reinhören. Da geht es jetzt nicht
konkret da drum. Aber ja, es ist ein
spannendes Thema. Eines der Hauptprobleme
ist: Wir wissen teilweise gar nicht mehr,
wo die Mülldeponien sind, weil wer ein
bisschen in Geschichte aufgepasst hat,
leider haben das heutzutage in Deutschland
nicht mehr ganz so viele, wir hatten einen
großen Krieg, und der war sehr schlimm.
Damals wurden sehr viele Dinge gemacht,
die man heute teilweise nicht mehr
Bescheid weiß oder nicht mehr Bescheid
wissen will. Eines davon sind die
Abfalldeponien, die damals angelegt
wurden, die heißen auch
Bürgermeisterdeponien, wo einfach der
Abfall hinter den nächstbesten Hügel
gekippt wurde. Das sind Deponien, da
wissen wir weder, was drin ist, noch
wissen wir, wo sie sind. Teilweise werden
die nachgesorgt, aber wirklichen Überblick
hat da keiner. Das wirklich jetzt mal
getrackt wird, welche Materialien sind wo
drin, passiert sehr selten. Mittlerweile
passiert das, aber auch nicht speziell auf
die Seltenen Erden heruntergebrochen. Wir
haben jetzt halt ein Legacy-Problem, wie
in vielen Bereichen der IT auch. Wir haben
alte Systeme, die einfach nicht auf den
neuesten Standard sind. Deswegen geht es
einfach noch nicht. Wir haben jetzt auch
zum Beispiel das Problem bei Gebäuden. Wir
würden gerne die Rohstoffe zurückgewinnen,
aber wir wissen nicht, wo sie drin sind.
Und wenn, dann sind sie sehr fein
verteilt. Es gibt hier aber noch einen
Hauch von Hoffnung. Zwar gibt es eine
kleine Anekdote: Mülldeponie in der Nähe
von Frankfurt. Gab es einen Mordfall und
der Mann hat seine Frau zerstückelt und
über den Müll entsorgt. Die Kripo hat dann
angefangen, hier die gesamte Deponie
umpflügen. Allein, weil die so ein gutes
System hatten, wo welcher Lkw abgeladen
wurde konnten Sie damit den Mörder
identifizieren. Ich sage mal so, wenn die
das hinkriegen, unglaublich kleine
Knochensplitter nach der Verbrennung
überhaupt wieder rekonstruieren zu können,
dann können wir vielleicht auch irgendwann
mal Seltene Erden zurückgewinnen. Aber
aktuell ist der Aufwand ein bisschen groß.
Herald: Damit sind wir leider am Ende
unserer Zeit. Ich bitte noch einmal um
einen großen Applaus.
Applaus
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