[Man kann nicht gut denken, lieben und schlafen, wenn man nicht gut gegessen hat. Virginia Woolf] Auf dem ganzen Planeten essen Menschen durchschnittlich zwischen einem und 2,7 Kilogramm Nahrung pro Tag. Das sind pro Person mehr als 365 Kilogramm pro Jahr und mehr als 28.800 Kilogramm im Laufe eines Lebens. Jedes Stückchen durchläuft das Verdauungssystem. Es umfasst 10 Organe auf 9 Metern Länge und enthält mehr als 20 spezialisierte Zelltypen. Es ist eines der vielfältigsten und komplexesten Systeme im menschlichen Körper. Seine Teile arbeiten ständig zusammen, um eine einzige Aufgabe zu erfüllen: Das Rohmaterial deiner Nahrung in Nährstoffe und Energie zu verwandeln, die dich am Leben halten. Über die gesamte Länge deines Rumpfes erstreckt sich das Verdauungssystem und es hat vier Hauptkomponenten. Erstens: Der Magen-Darm-Trakt, ein verschlungener Kanal, der dein Essen transportiert und eine Innenoberfläche von 30 bis 40 Quadratmetern hat, so viel wie ein halber Badminton-Platz. Zweitens: Die Bauchspeicheldrüse, die Gallenblase und die Leber, ein Organ-Trio, das die Nahrung mit speziellen Flüssigkeiten aufspaltet. Drittens: Die Enzyme des Körpers, Hormone, Nerven und das Blut, die alle zusammenarbeiten, um die Nahrung zu zerkleinern, den Verdauungsprozess zu regeln und die Endprodukte zu liefern. Zum Schluss noch das Gekröse, ein weit ausgedehntes Gewebe, das deine ganzen Verdauungsorgane im Bauchraum an der richtigen Stelle hält, damit sie ihre Aufgaben erledigen können. Der Verdauungsprozess beginnt noch bevor das Essen die Zunge berührt. In Erwartung eines leckeren Bissens sondern Drüsen in deinem Mund Speichel ab. Wir produzieren täglich etwa 1,5 Liter dieser Flüssigkeit. Im Mund wird die Nahrung durch das Kauen und Vermischen mit dem Speichel in einen feuchten Klumpen, den Bolus, verwandelt. Enzyme im Speichel spalten Stärke auf. Dann ist deine Nahrung am Anfang einer 25 Zentimeter langen Röhre, der Speiseröhre. Hierdurch muss die Nahrung wandern, um in den Magen zu gelangen. Nerven im Spreiseröhrengewebe erkennen den Bolus und starten die Peristaltik, eine definierte Abfolge von Muskelkontraktionen. So wird die Nahrung in den Magen befördert, wo sie den Muskelwänden des Magens überlassen werden. Diese zerdrücken den Bolus und zerkleinern ihn in Stücke. Von Zellen der Innenwand ausgeschüttete Hormone bewirken die Abgabe von Säuren und enzymhaltigen Säften aus der Magenwand. Diese zersetzen die Nahrung und spalten die Proteine auf. Diese Hormone signalisieren auch der Bauchspeicheldrüse, der Leber und der Gallenblase, die Verdauungssäfte zu produzieren und Galle, eine gelbgrüne Flüssigkeit für die Fettverdauung, in Vorbereitung der nächsten Stufe zu transportieren. Nach drei Stunden im Magen ist der ehemals geformte Bolus nun ein schaumig-flüssiger Speisebrei und jetzt bereit für den Dünndarm. Die Leber sondert Gallenflüssigkeit an die Gallenblase ab, die diese in den ersten Teil des Dünndarms abgibt, den Zwölffingerdarm. Hier löst sie die Fette im flüssigen Speisebrei auf, damit sie von den hinzukommenden Säften der Bauchspeicheldrüse und des Darms einfach verdaut werden können. Diese enzymhaltigen Säfte spalten die Fettmoleküle in Fettsäuren und Glyzerin auf, damit sie vom Körper leichter aufgenommen werden. Diese Enzyme sorgen auch für den endgültigen Abbau von Proteinen in Aminosäuren und von Kohlenhydraten in Glukose. Das passiert in unteren Dünndarmregionen, dem Leerdarm und dem Krummdarm. Diese sind mit Millionen von winzigen Ausbuchtungen überzogen, den Darmzotten. Diese vergrößern die Oberfläche, um die Aufnahme von Molekülen und die Übertragung in den Blutkreislauf zu steigern. Das Blut nimmt sie mit zum letzten Schritt ihrer Reise: die Ernährung der Organe und des Gewebes. Aber es ist noch nicht ganz vorbei. Übrige Fasern, Wasser und tote Zellen aus der Verdauung kommen in den Dickdarm, das Kolon. Der Körper entzieht über die Darmwand fast die gesamte Flüssigkeit. Diese restliche weiche Masse heißt Stuhl. Der Dickdarm drückt dieses Abfallprodukt in einen kleinen Beutel, den Enddarm. Dort erkennen Nerven die Ausdehnung und sagen dem Körper, dass es Zeit ist, den Müll zu entsorgen. Die Abfallprodukte der Verdauung treten durch den Anus aus und die lange Reise der Nahrung, die normalerweise 30 bis 40 Stunden dauert, ist schließlich beendet.