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Wir befinden uns im St. Petersdom und betrachten einen sehr berühmten früh-christlichen Sarkophag.

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Es handelt sich um das Grab des Junius Bassus.

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Nun ist es ein wenig kompliziert, denn das, was die Leute üblicherweise sehen, ist eine Kopie, die der Vatikan

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in seinem Museum ausstellt - wir sind aber in der Schatzkammer und das hier ist der tatsächliche Sarkophag.

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Junius Baccus war ein römischer Präfekt in der Mitte des 4. Jahrhunderts.

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Okay, wir wissen, dass er seine Position im Jahr 359 inne hatte.

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So betrachten wir einen sehr frühen Moment, kurz nachdem Konstantin

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das Christentum im Römischen Reich legalisiert hat

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und Konstantin ist gerade dabei, das Christentum

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zur offiziellen Religion des Römischen Reiches hinzuführen - was so Ende des 4. Jahrhunderts geschah.

0:00:52.371,0:00:59.041
Somit ist das ein frühes Beispiel für ein Art von Offenheit und eine wirklich großartige Darstellung

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der Ikonographie der christlichen Tradition.

0:01:01.336,0:01:05.854
Und was wirklich interessant ist, dass es nicht so aussieht, wie wir es erwartet haben, und zwar deshalb, weil

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Christus hier im Zentrum mit wahrscheinlich Petrus und Paulus - den zwei Figuren auf jeder Seite - dargestellt wird.

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Ja, es ist wahrscheinlich, dass es sich um Petrus und Paulus handelt.

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Aber er sieht sehr jugendlich aus, wie ein junger Leher der Philosophie.

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Er hält sogar eine Schriftrolle in seiner Hand ...

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Und er sitzt und zwar frontal, jedoch nicht total frontal. So schätze ich, das ich damit sage: Dinge,

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die wir normalerweise mit Darstellungen von Christus assoziieren - wo er wie ein Herrscher aussieht, er älter ist

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und einen Bart trägt. Hier ist er sehr jugendlich dargestellt,

0:01:38.299,0:01:44.254
obwohl er sitzt und frontal dargestellt ist, hat er eine Art Natürlichkeit und Bewegung bezüglich seines Körpers,

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sein linkes Bein steht ein bisschen vor, sein Kopf ist leicht gewendet.

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Und er hält seinen Fuß über ein Abbild eines Flußgottes

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was interessant ist, da es zeigt, wie das Christentum die alten

0:01:54.787,0:01:57.093
polytheistischen Traditionen der antiken Römer überwindet --

0:01:57.093,0:02:05.354
Eine Verwendung der Ikonographie der antiken römischen, heidnischen Kunst im neuen christlichen Kontext.

0:02:05.354,0:02:12.177
Ich bin wirklich interessiert an dem, was du vorhin gesagt hast, darüber, dass Christus nicht physikalischen Eigenschaften erfüllt,

0:02:12.177,0:02:18.002
die wir erwartet hätten. Und das ist so früh, dass sich - in einer gewissen Weise - diese Traditionen noch nicht entwickelt hatten --

0:02:18.002,0:02:18.944
Genau.

0:02:18.944,0:02:23.887
-- sie wurden noch nicht vollständig konstruiert und akzeptiert, somit handelt es sich um einen flexiblen Moment.

0:02:23.887,0:02:28.269
Richtig, diese Ikonographie wurde erst entwickelt. Und hier sieht er in gewisser Weise wie eine heidnische Figur aus.

0:02:28.269,0:02:34.394
Das ist sicher richtig, denn er trägt auch ein klassisches Gewand. Und es ist stilistisch interessant

0:02:34.394,0:02:38.637
weil diese Skulptur einen ziemlich hohen Grad der Natürlichkeit aufweist

0:02:38.637,0:02:43.937
bezüglich der Darstellung der Körper, des Kontraposts, in dem die Figuren stehen,

0:02:43.937,0:02:47.323
und sogar in manchen emotionalen Eigenschaften der Figuren.

0:02:47.323,0:02:53.055
Hier ist eine gewisse Art von Natürlichkeit, obwohl wir die Anfänge einer Art des frühen christlichen Stils sehen.

0:02:53.055,0:02:59.837
Es gibt einige Hinweise, was daraus entstehen wird. Die Köpfe sind ein bisschen zu groß für die Körper.

0:02:59.837,0:03:04.560
Die Körper beginnen ein bisschen gedrungener zu werden.

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Somit ist es ein sehr interessanter Übergangsmoment.

0:03:06.821,0:03:11.056
Wir sehen andere Szenen aus der Bibel und wir sehen frühe Interpretationen davon

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hier, aber diese Art der Darstellung dieser Szenen wird uns sehr vertraut werden.

0:03:16.716,0:03:19.753
Wir haben Adam und Eva in einem tiefer gelegenen Darstellung

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und auch andere Szenen aus dem Alten Testament, die Ereignisse im Leben von Christus vorweggenommen hätten.

0:03:26.471,0:03:32.610
Somit die Idee, auszudrücken, dass Ereignisse aus dem Alten Testament, wie das Opfer von Isaac, vorweggenommen haben

0:03:32.610,0:03:40.336
das eigene Opfer von Christus zur Erlösung der Menschheit - somit ein Weg zu sagen, dass das Leben von Christus

0:03:40.336,0:03:45.134
die Erfüllung der Prophezeiung und der Ereignisse des Alten Testaments ist.

0:03:45.134,0:03:51.492
Wovon wir hier Zeuge sind, ist die Erfindung einer neuen Ikonographie, die Erfindung einer neuen visuellen Sprache

0:03:51.492,0:03:54.220
zur Erzählung dieser wichtigen Geschichten.

0:03:54.220,0:03:59.604
Was mir ebenfalls auffällt ist, wie tief sie eingemeisselt sind. Es ist im Prinzip eine Reliefskulptur

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aber die Figuren sind ein sehr, sehr hohes Relief. Manche scheinen sogar getrennt

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vom Hintergrund aus Marmor zu sein. Ich liebe diese Säulen mit den Kapitälen und das Zusammenspiel

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von Klassischem und den Anfängen des Christentums.