Wir befinden uns im St. Petersdom und betrachten einen sehr berühmten früh-christlichen Sarkophag.
Es handelt sich um das Grab des Junius Bassus.
Nun ist es ein wenig kompliziert, denn das, was die Leute üblicherweise sehen, ist eine Kopie, die der Vatikan
in seinem Museum ausstellt - wir sind aber in der Schatzkammer und das hier ist der tatsächliche Sarkophag.
Junius Baccus war ein römischer Präfekt in der Mitte des 4. Jahrhunderts.
Okay, wir wissen, dass er seine Position im Jahr 359 inne hatte.
So betrachten wir einen sehr frühen Moment, kurz nachdem Konstantin
das Christentum im Römischen Reich legalisiert hat
und Konstantin ist gerade dabei, das Christentum
zur offiziellen Religion des Römischen Reiches hinzuführen - was so Ende des 4. Jahrhunderts geschah.
Somit ist das ein frühes Beispiel für ein Art von Offenheit und eine wirklich großartige Darstellung
der Ikonographie der christlichen Tradition.
Und was wirklich interessant ist, dass es nicht so aussieht, wie wir es erwartet haben, und zwar deshalb, weil
Christus hier im Zentrum mit wahrscheinlich Petrus und Paulus - den zwei Figuren auf jeder Seite - dargestellt wird.
Ja, es ist wahrscheinlich, dass es sich um Petrus und Paulus handelt.
Aber er sieht sehr jugendlich aus, wie ein junger Leher der Philosophie.
Er hält sogar eine Schriftrolle in seiner Hand ...
Und er sitzt und zwar frontal, jedoch nicht total frontal. So schätze ich, das ich damit sage: Dinge,
die wir normalerweise mit Darstellungen von Christus assoziieren - wo er wie ein Herrscher aussieht, er älter ist
und einen Bart trägt. Hier ist er sehr jugendlich dargestellt,
obwohl er sitzt und frontal dargestellt ist, hat er eine Art Natürlichkeit und Bewegung bezüglich seines Körpers,
sein linkes Bein steht ein bisschen vor, sein Kopf ist leicht gewendet.
Und er hält seinen Fuß über ein Abbild eines Flußgottes
was interessant ist, da es zeigt, wie das Christentum die alten
polytheistischen Traditionen der antiken Römer überwindet --
Eine Verwendung der Ikonographie der antiken römischen, heidnischen Kunst im neuen christlichen Kontext.
Ich bin wirklich interessiert an dem, was du vorhin gesagt hast, darüber, dass Christus nicht physikalischen Eigenschaften erfüllt,
die wir erwartet hätten. Und das ist so früh, dass sich - in einer gewissen Weise - diese Traditionen noch nicht entwickelt hatten --
Genau.
-- sie wurden noch nicht vollständig konstruiert und akzeptiert, somit handelt es sich um einen flexiblen Moment.
Richtig, diese Ikonographie wurde erst entwickelt. Und hier sieht er in gewisser Weise wie eine heidnische Figur aus.
Das ist sicher richtig, denn er trägt auch ein klassisches Gewand. Und es ist stilistisch interessant
weil diese Skulptur einen ziemlich hohen Grad der Natürlichkeit aufweist
bezüglich der Darstellung der Körper, des Kontraposts, in dem die Figuren stehen,
und sogar in manchen emotionalen Eigenschaften der Figuren.
Hier ist eine gewisse Art von Natürlichkeit, obwohl wir die Anfänge einer Art des frühen christlichen Stils sehen.
Es gibt einige Hinweise, was daraus entstehen wird. Die Köpfe sind ein bisschen zu groß für die Körper.
Die Körper beginnen ein bisschen gedrungener zu werden.
Somit ist es ein sehr interessanter Übergangsmoment.
Wir sehen andere Szenen aus der Bibel und wir sehen frühe Interpretationen davon
hier, aber diese Art der Darstellung dieser Szenen wird uns sehr vertraut werden.
Wir haben Adam und Eva in einem tiefer gelegenen Darstellung
und auch andere Szenen aus dem Alten Testament, die Ereignisse im Leben von Christus vorweggenommen hätten.
Somit die Idee, auszudrücken, dass Ereignisse aus dem Alten Testament, wie das Opfer von Isaac, vorweggenommen haben
das eigene Opfer von Christus zur Erlösung der Menschheit - somit ein Weg zu sagen, dass das Leben von Christus
die Erfüllung der Prophezeiung und der Ereignisse des Alten Testaments ist.
Wovon wir hier Zeuge sind, ist die Erfindung einer neuen Ikonographie, die Erfindung einer neuen visuellen Sprache
zur Erzählung dieser wichtigen Geschichten.
Was mir ebenfalls auffällt ist, wie tief sie eingemeisselt sind. Es ist im Prinzip eine Reliefskulptur
aber die Figuren sind ein sehr, sehr hohes Relief. Manche scheinen sogar getrennt
vom Hintergrund aus Marmor zu sein. Ich liebe diese Säulen mit den Kapitälen und das Zusammenspiel
von Klassischem und den Anfängen des Christentums.