Ich habe das große Vergnügen, Joscha
anzukündigen, der uns den großartigen
Vortrag "The Ghost in
the Machine" geben wird und er wird über
unser Bewusstsein und das von Computern
sprechen und uns auch sagen wie wir
von K.I.-Systemen etwas über unsere
eigenen Gehirne lernen können.
Also bitte Applaus für Joscha.
Applaus
Joscha: Guten Abend. Das ist der fünfte in
einer Reihe von Vorträgen darüber, wie
man von Berechnung zum Bewusstsein kommt
und unser Dasein im Universum versteht
basierend auf Konzepten, die ich vor allem
gelernt habe indem ich künstliche
Intelligenz und Berechnung angeschaut habe
und geht vor allem die großen philosophischen
Fragen an: Was kann ich wissen? Was ist
wahr? Was ist Wahrheit? Wer bin ich? Also
die Frage der Epistemologie, der Ontologie
der Metaphysik und Philosophie des Geistes
und Ethik.
Und um einige Begriffe zu klären:
Was ist Intelligenz? Was ist ein Geist?
Was ist ein Selbst? Was ist Bewusstsein?
Wie sind Geist und Bewusstsein im
Universum gegenwärtig?
Ich denke Intelligenz ist die
Fähigkeit Modelle zu machen.
Es ist nicht dasselbe wie klug sein -
das ist die Fähigkeit
Ziele zu erreichen, oder wie weise sein -
das ist die Fähigkeit die richtigen Ziele
zu wählen. Nein, es ist einfach die
Fähigkeit Modelle von Dingen zu machen.
Und man kann sie später mithilfe der
Modelle regeln, aber man muss nicht.
Und der Geist ist dieses Ding, das das
Universum selbst beobachtet
als eine Identifikation mit Eigenschaften
und Zielen.
Was ein Ding denkt, dass es ist. Und dann
hat man Bewusstsein,
was die Erfahrung ist
wie es ist ein Ding zu sein.
Und wie unser Geist des Bewusstseins
im Universum gegenwärtig ist
das nennt man üblicherweise
Mind-Body-Problem und es fordert
Philosoph:innen und Menschen aller
Neigungen seit tausenden von Jahren heraus.
Also was ist los? Wie kann es sein dass ich
mich in einem Universum befinde und mich
anscheinend in diesem Universum selbst
erfahre? Wie passt das zusammen und wie
ist das, was passiert hier? Die
traditionelle Antwort heißt Dualismus
zumindest in unserer Kultur. Die
Vorstellung, die dualistische Idee, ist:
Man hat eine physische und eine geistige
Welt, sie koexistieren irgendwie und mein
Geist erfährt die geistige Welt, mein
Körper kann Dinge in der physischen tun.
Die Schwierigkeit dieser dualistischen
Vorstellung ist, wie interagieren die zwei
Ebenen der Existenz? Denn Physik ist als
kausal geschlossen definiert. Alles was
Dinge in der physischen Welt beeinflusst
ist selbst ein Element der Physik. Eine
Alternative ist Idealismus. Er besagt: Es
gibt nur eine geistige Welt. Wir existieren
nur in einem Traum und dieser Traum wird
geträumt von einem Geist auf einer höheren
Existenzebene. Die Schwierigkeit: Es ist
sehr schwer diesen Geist auf einer höheren
Ebene zu erklären. Warum macht er das?
Und in unserer Kultur ist die dominante
Theorie der Materialismus, im Prinzip: Es
gibt nur eine physische Welt, sonst nichts
Und die physische Welt ist irgendwie
verantwortlich für die Erzeugung der
geistigen Welt. Es ist nicht ganz klar wie
das passiert. Die Antwort die ich vorschlage
ist Funktionalismus, das heißt wir
existieren tatsächlich nur in einem Traum.
Also diese Ideen von Materialismus und
Idealismus sind keine Gegensätze. Sie
sind komplementär, denn dieser Traum wird
von einem Geist auf einer höheren Ebene
geträumt, aber diese höhere Existenzebene
ist die physische Welt. Also werden wir
im Neokortex eines Primaten geträumt, der
in einem physikalischen Universum lebt und
die Welt die wir erfahren ist nicht die
physikalische. Es ist ein Traum, erzeugt
vom Neokortex - die selben Schaltkreise
die nachts Träume erschaffen, machen sie
am Tag. Man kann das zeigen und du lebst
in dieser Virtuellen Realität die da drin
generiert wird und das Selbst als ein
Charakter in diesem Traum. Und es scheint
alles einzubeziehen. Es scheint zu erklären
was passiert. Es erklärt warum ein Wunder
möglich scheint und warum ich in die
Zukunft schauen kann aber nicht in eine Bank
einbrechen. Obwohl diese Theorie das
erklärt, sollte ich nicht agnostischer sein?
Gibt es nicht Alternativen die ich
berücksichtigen sollte? Vielleicht die
Narrative unserer großen Religionen und so.
Ich denke wir sollten agnostisch sein. Die
Epistemologie sagt: Die Überzeugung muss
gleich der Beweislast sein.
Wenn wir erst über diese Regel stolpern,
kann man alle Alternativen testen und
schauen ob eine besser ist. Und ich denke
was das heißt ist man muss alle möglichen
Vorstellungen haben, man sollte sie alle
aufrechterhalten. Aber man sollte
nicht davon überzeugt sein. Man sollte die
Überzeugung herumschieben, je nach
Beweislast.