Heute betrachtete eine erstaunte Lady die Heimstatt meiner Seele und verkündete, ich sei "sprachgewandt". Das heißt, wenn es um Ausdruck geht und Sprachverstand, bin ich blitzschnell, denn ich bin "sprachgewandt". Wenn mein Professor eine Frage stellt und meine Antwort ist durch einen Hauch urbanen Untertons entstellt, dann ist das kein Versehen -- höre genau hin: Ich bin "sprachgewandt". Fragt mein Vater mich: "Was iss'n das?" schlägt meine "sprachgewandte" Antwort niemals fehl: "Vater, dies ist das Problem, dem wir gegenüberstehen." Und auf der Straße schalte ich um, weil ich es kann und wenn mein Kumpel meint: "Was'n los mit dir, Mann?", sage ich nur: "Hab' mich gezofft -- mir langt's!" Manchmal, im Unterricht, unterbreche ich den intellektuellen Fluss und frage: "Jo! Warum sin'n diese Bücher nie von meinen Leuten?" Ich habe beschlossen, dass meine drei Sprachen mir gleichviel bedeuten, denn ich bin "sprachgewandt". Doch wer bestimmt, was falsch ist und was richtig? Das Englische ist vielgesichtig und ein Ding stetigem Wandels. Wer meint, es sei ignorant, gebrochenes Englisch zu sprechen, dem sei gesagt, dass selbst "sprachgewandte" Amerikaner in den Augen der Briten nur radebrechen. Wenn mein Professor in mein Viertel kommt und sagt: "Hallo", unterbreche ich ihn und sage: "Doch nicht so ... Das ist nicht sprachgewandt. Richitg heißt es: 'Was geht?' " Wer meint, das ist zu ghetto, das ist nicht lässig, dem sei gesagt, dass auch unsere Sprache Regeln hat. Wenn meine Mutter mich ärgert und sagt: "Immer Ärger in Deshawn seinem Laden", sage ich: "Nein Mutter, dieser Satz ist regelwidrig. Das Progressivpronomen 'seinem' hat da nichts zu suchen. So ist eben das Prinzip dieser Sprache." Hätte ich das Stimmvolumen, würde ich es von jedem Gipfel, in jedem Vorort, jedem Häuserblock singen. Denn der einzige Gott der Sprache wird in der Schöpfungsgeschichte mit den Worten "es ist gut" zitiert. Auch wenn ich nicht immer die feinste Wortwahl treffe: Urteilen Sie nicht anhand meiner Sprache und meinen, ich hätte nichts zu erzählen, denn ich spreche drei Sprachen, für jedes Umfeld eine: Zuhause, Schule und Freunde. Ich bin eine dreisprachige Rednerin, rede manchmal konstant und schalte dann um -- so bleibt's interessant. Manchmal halte ich zwei im Zaum, spreche die Dritte im Klassenzimmer und wenn ich sie versehentlich mische, fühlt sich das verrückt an wie ... Kochen im Badezimmer. Ich musste mir Ihre Sprache leihen, weil meine mir gestohlen wurde; doch erwarten Sie nicht von mir, von Ihrer Geschichte vollendet zu sprechen, während meine in Scherben liegt. Das sagt eine, die von den eurozentrischen Idealen dieser Zeit einfach genug hat. Ich spreche eine Mischform Ihrer Sprache, weil meine mir mitsamt meiner Geschichte entrissen wurde. Ich spreche gebrochenes Englisch, damit die Wunden uns erinnern, dass unsere jetzige Lage kein Mysterium ist. Ich hab' die Vorurteile, die meine Leute verrückt machen, so satt! Also nennen Sie mein Haar nicht "böse" -- oder hat man es beim Bankraub ertappt? Ich bin diese unsinnige Rassenungleichheit so leid! Also nennen Sie Ihr Haar nicht "gut" oder ist es bekannt für eine Wohltätigkeit, die aufwiegt, was meinem Volk entrissen wurde? Wie können Sie von mir erwarten, seinem Einfluss auf das Englische weniger Achtung zu schenken? Doch lassen Sie sich nicht täuschen, seien Sie ohne Bedenken. Ich spreche nicht für die Ignoranz -- dies ist ein linguistischer Freudentanz! Darum habe ich auf meiner letzten Bewerbung "dreisprachig" angegeben. "Ich kann neue Zielgruppen für Sie erschließen" -- das wollte ich sie wissen lassen. Und beim Bewerbungsgespräch zeige ich denen mit Vergnügen, dass ich "Was geht?" "Wie geit?" und natürlich "Hallo" sagen kann. Denn ich bin "sprachgewandt". Vielen Dank! (Applaus)