Die gute Nachricht über Familien:
In den letzten fünfzig Jahren
hat sich revolutionär geändert,
was es bedeutet, eine Familie zu sein.
Es gibt Patchworkfamilien,
Adoptivfamilien,
es gibt Kleinfamilien,
die in verschiedenen Häusern leben
und geschiedene Familien,
die im selben Haus leben.
Aber alles in allem ist
die Familie stärker geworden.
Acht von zehn Menschen sagen,
dass die Familie, die sie heute haben,
genauso stark oder sogar stärker ist
als die Familie, in der sie aufwuchsen.
Die schlechte Nachricht aber ist:
Praktisch jeder ist total überfordert
vom Chaos des Familienalltags.
Alle Eltern, die ich kenne, mich eingeschlossen,
fühlen sich wie in einem ständigen Abwehrkampf.
Kaum haben die Kinder endlich ihre Zähne,
beginnt die Trotzphase.
Kaum brauchen sie keine Hilfe mehr beim Baden,
brauchen sie Unterstützung gegen Mobbing
im Internet oder auf dem Schulhof.
Aber das Schlimmste ist:
Unsere Kinder merken,
dass wir den Laden nicht im Griff haben.
Ellen Galinsky vom "Families and Work Institute"
fragte 1000 Kinder:
"Was würdet ihr euch für eure Eltern
wünschen, wenn ihr einen Wunsch frei hättet?"
Die Eltern meinten, die Kinder würden wünschen,
dass sie mehr Zeit mit ihnen verbringen sollten.
Sie irrten sich. Der häufigste Wunsch der Kinder war,
dass ihre Eltern nicht so müde
und gestresst sein sollten.
Wie können wir diesen Teufelskreis durchbrechen?
Gibt es konkrete Dinge, die wir
tun können, um Stress zu reduzieren,
unsere Familie enger zusammenzuhalten
und ganz allgemein unsere Kinder
auf den Ernst des Lebens vorzubereiten?
Ich habe die letzten Jahre damit verbracht,
diese Frage zu beantworten,
ich bin gereist, habe Familien besucht
und Experten befragt –
hochkarätige Friedensvermittler,
Warren Buffets Bankexperten und schließlich
Spezialkampftruppen der US-Armee.
Ich wollte herausfinden,
was glückliche Familien richtig machen,
und was ich von ihnen lernen kann,
um meine eigene Familie glücklicher zu machen.
Ich erzähle Ihnen von einer Familie,
die ich besucht habe
und welche wichtigen Anhaltspunkte
sie mir gegeben hat.
Um sieben Uhr an einem Sonntagabend
in Hidden Springs, Idaho,
versammeln sich die sechs
Mitglieder der Familie Starr
zum Höhepunkt ihrer Woche:
der Familienbesprechung.
Die Starrs sind eine normale
amerikanische Familie
mit ihren ganz normalen
amerikanischen Familienproblemen.
David ist Softwareentwickler,
Eleanor kümmert sich
um die vier Kinder,
zehn bis fünfzehn Jahre alt.
Eines der Kinder gibt Mathe-Nachhilfe
am anderen Ende der Stadt.
Eins spielt Lacrosse ganz in der Nähe.
Eins hat das Asperger-Syndrom. Eins hat ADHS.
"Wir lebten im totalen Chaos", berichtete Eleanor.
Was die Starrs dann aber taten, war überraschend.
Anstatt sich an Freunde oder Verwandte zu wenden,
betrachteten sie Davids Arbeitsplatz.
Sie probierten ein innovatives Verfahren
namens "Agile Entwicklung" aus,
das sich gerade von Japan aus
zu den Start-up-Unternehmen
im Silicon Valley ausbreitete.
Bei der agilen Entwicklung sind die
Mitarbeiter in kleine Gruppen eingeteilt
und arbeiten in sehr kurzen Zeitabschnitten.
Anstatt dass Manager
großartige Anweisungen erlassen,
managt das Team sich im Endeffekt selbst.
Es gibt ständiges Feedback,
tägliche Kurzbesprechungen
und wöchentliche Sitzungen.
Alles verändert sich ständig.
David sagte, als sie
das System zu Hause einführten,
waren es insbesondere
die Familienbesprechungen,
die die Kommunikation verbesserten,
den Stress reduzierten
und alle glücklicher machten,
ein Teil des Familien-Teams zu sein.
Als meine Frau und ich diese
Familienbesprechungen und andere Techniken
in das Leben unserer damals
fünf Jahre alten Zwillingstöchter brachten,
war das die größte Veränderung
seit der Geburt unserer Töchter.
Und diese Besprechungen
hatten denselben Effekt
und dauerten nicht einmal zwanzig Minuten.
Was ist also "agil" und warum hilft es bei etwas
anscheinend so Unterschiedlichem wie Familie?
Jeff Sutherland war 1983 Techniker
in einem Finanzunternehmen in New England.
Er war frustriert von der Art,
wie damals Software entwickelt wurde.
Die Firmen arbeiteten nach der Wasserfallmethode:
Das Management gab Anweisungen,
die langsam nach unten
zu den Programmierern durchsickerten –
aber die Programmierer wurden nicht gefragt.
83 Prozent der Projekte scheiterten.
Sie waren zu aufgebläht
oder bei ihrer Fertigstellung
längst überholt.
Sutherland wollte ein System
schaffen, bei dem Ideen
nicht nur nach unten durchsickern,
sondern auch von unten nach oben aufsteigen
und die Pläne in Echtzeit
angepasst werden können.
Er hatte dreißig Jahre des
"Harvard Business Review" gelesen,
bis er 1986 über einen Artikel stolperte, der
"Das Neue Neue Produktentwicklungsspiel" hieß.
Darin hieß es, dass sich das Tempo
in der Wirtschaft beschleunige –
übrigens: das war 1986 –
und dass die erfolgreichsten
Unternehmen flexibel seien.
Der Artikel verglich die anpassbaren,
eng verbundenen Teams von Toyota und Canon
mit einem Rugby-Gedränge, oder "Scrum".
Wie Sutherland mir erzählte, las er den Artikel
und sagte "Das ist es."
Bei Sutherlands System führen Unternehmen keine
Riesenprojekte durch, die zwei Jahre dauern.
Sie erledigen Aufgaben in kleinen Teilen.
Nichts dauert länger als zwei Wochen.
Anstatt zu sagen: "Ihr verzieht
euch in den Bunker dort
und kommt mit einem Handy
oder einem sozialen Netzwerk zurück",
sagt man: "Beschäftigt euch mit einem Element
und führt es vor. Wir sprechen
darüber und passen es an."
Erfolg oder Misserfolg
stellen sich unmittelbar ein.
Heute wird agile Entwicklung
in hundert Ländern angewandt
und reicht bis in die Chefetagen hinauf.
Es war nur eine Frage der Zeit,
bis Leute begannen, einige dieser Techniken
in ihren Familien anzuwenden.
Es gab Blogs zu dem Thema
und auch einige Leitfäden.
Und die Sutherlands erzählten mir sogar,
dass sie ein agiles Thanksgiving hatten,
wo eine Gruppe von Leuten
das Essen zubereitete,
eine den Tisch deckte und
eine Besucher an der Tür begrüßte.
Sutherland sagte, es sei
das beste Thanksgiving überhaupt gewesen.
Nehmen wir das Familienproblem
"Chaos am Morgen"
und überlegen, wie "agil"
dabei von Nutzen sein kann.
Eine Säule ist die Verantwortlichkeit,
deshalb benutzen Teams Informationsverteiler,
diese großen Tafeln mit allen Verantwortlichkeiten.
Die Starrs übernahmen das, indem sie eine
Morgen-Checkliste erstellten,
in der jedes Kind seine Aufgaben abhaken soll.
An dem Morgen, an dem ich zu Besuch war,
kam Eleanor die Treppe herunter,
schenkte sich einen Kaffee ein
und setzte sich in einen Sessel.
Und sie saß dort
und sprach aufmerksam mit jedem der Kinder,
die, eins nach dem anderen, herunterkamen.
Sie prüften die Liste,
machten sich selbst Frühstück,
prüften nochmals die Liste,
räumten das Geschirr in die Spülmaschine,
prüften wieder die Liste, fütterten die Tiere
oder erledigten ihre jeweiligen Aufgaben,
prüften die Liste noch einmal,
suchten ihre Sachen zusammen
und machten sich auf den Weg zum Bus.
Es war eines der erstaunlichsten Ereignisse,
das ich je in einer Familie beobachtet habe.
Als ich überzeugt einwarf, das würde
in unserer Familie niemals funktionieren,
da unsere Kinder viel zu viel Überwachung brauchten,
sah Eleanor mich an.
"Genau das dachte ich auch", sagte sie.
"Ich sagte zu David 'halte deine Arbeit
aus meiner Küche heraus.'
Aber ich habe mich geirrt."
Also fragte ich David:
"Warum funktioniert es?"
Er sagte: "Man kann die Kraft hiervon
gar nicht hoch genug einschätzen."
Und er machte einen Haken.
Er sagte: "Bei der Arbeit
lieben es die Erwachsenen.
Für Kinder ist es himmlisch."
In der Woche, in der wir die Morgen-Checkliste
bei uns zu Hause einführten,
halbierte sich das elterliche Schreien. (Gelächter)
Doch der eigentliche Wandel kam erst
mit den Familienbesprechungen.
Nach dem agilen Modell stellen wir drei Fragen:
Was klappte diese Woche gut in unserer Familie,
was nicht so gut und woran wollen wir
in der nächsten Woche arbeiten?
Jeder macht Vorschläge,
und wir wählen zwei davon,
auf die wir uns konzentrieren.
Und plötzlich hörten wir von
unseren Töchtern die erstaunlichsten Dinge.
Was hat diese Woche gut geklappt?
Die Angst vorm Radfahren verlieren. Betten machen.
Was hat nicht gut geklappt?
Unsere Matheaufgaben,
oder Besucher an der Tür begrüßen.
Wie für viele Eltern sind unsere Kinder
so etwas wie Bermuda-Dreiecke:
Gedanken und Vorstellungen gehen hinein,
aber nichts davon kommt jemals wieder heraus.
Zumindest zeigen sie es nicht.
Plötzlich hatten wir Zugang
zu ihren innersten Gedanken.
Doch das Überraschendste passierte,
als wir dahin kamen,
woran wir in der kommenden Woche arbeiten wollten.
Der Kerngedanke von "agil" ist, dass
Teams sich in erster Linie selbst führen.
Es funktioniert bei der Softwareentwicklung und
es zeigte sich, dass es auch mit Kindern funktioniert.
Unsere Kinder lieben diesen Prozess.
Also kommen sie mit all diesen Vorschlägen.
Zum Beispiel, fünf Besucher an der Tür begrüßen –
zehn Minuten länger lesen vor dem Schlafengehen.
Jemanden treten –
einen Monat lang keinen Nachtisch.
Es stellte sich nebenbei heraus,
dass unsere Mädchen kleine Stalins sind.
Wir müssen sie ständig zurückpfeifen.
Sehen Sie: Natürlich klafft eine Lücke zwischen
dem Verhalten in den Besprechungen
und dem Benehmen in der restlichen Woche,
aber die Wahrheit ist,
dass uns das nicht wirklich gekümmert hat.
Wir hatten das Gefühl,
die Verkabelung zu verlegen,
die erst viele Jahre später
ihre Welt erhellen würde.
Drei Jahre später
– unsere Mädchen sind jetzt fast acht –
machen wir immer noch diese Besprechungen.
Meine Frau zählt sie zu
ihren wertvollsten Momenten als Mutter.
Was haben wir also gelernt?
Der Begriff "agil" tauchte
2001 erstmals im Wörterbuch auf,
als sich Jeff Sutherland
und eine Gruppe von Entwicklern
in Utah trafen und ein
"Agil"-Manifest mit 12 Punkten schrieben.
Ich finde, die Zeit ist reif für
ein "Agil-Familien-Manifest".
Von den Starrs und vielen anderen Familien
habe ich einige Ideen übernommen.
Ich schlage drei Säulen vor.
Säule eins: ständige Anpassung.
Als ich Vater wurde, dachte ich – ahnen Sie es?
Wir stellen ein paar Regeln auf
und halten an ihnen fest.
Das bedeutet, wir könnten als Eltern
jedes mögliche Problem vorhersehen.
Das können wir nicht.
Das Tolle am agilen System ist,
dass man ein Änderungssystem einbaut,
denn dann kann man auf das,
was einem passiert, in Echtzeit reagieren.
Wie man im Internet sagt:
Wenn du heute dasselbe tust
wie vor sechs Monaten,
tust du das Falsche.
Eltern können davon viel lernen.
Für mich bedeutet "ständige Anpassung"
aber noch mehr:
Wir müssen Eltern aus der Zwangsjacke befreien,
dass die einzigen Ideen,
die wir zu Hause ausprobieren können,
die von Psycho- oder Selbsthilfe-Gurus
oder von anderen Familienexperten sind.
Die Wahrheit ist: Ihre Ideen sind von gestern,
während in allen anderen Gebieten
diese neuen Ideen entstehen,
die Gruppen und Teams
effizient zusammenarbeiten lassen.
Nehmen wir nur ein paar Beispiele.
Nehmen wir das größte Thema überhaupt:
das gemeinsame Abendessen.
Jeder weiß, dass gemeinsame Abendessen
mit den Kindern gut für sie sind.
Aber bei so vielen von uns
funktioniert es in Wirklichkeit nicht.
Ein Promi-Koch in New Orleans erzählte mir:
"Kein Problem, ich verschiebe einfach
das gemeinsame Abendessen.
Ich bin nicht zu Hause und kann nicht kochen?
Dann machen wir eben ein Familienfrühstück
oder ein gemeinsames Nachtessen.
Wir nehmen die Sonntagsmahlzeiten wichtiger."
Und in der Tat wird er
von der neueren Forschung bestätigt.
Es hat sich herausgestellt, dass es nur
zehn Minuten sinnvoll verbrachte Zeit
bei jeder Familienmahlzeit gibt.
Der Rest wird mit "Nimm die Ellenbogen vom Tisch"
und "Reich mir mal das Ketchup" verbraucht.
Man kann diese zehn sinnvollen Minuten nehmen,
sie an jede beliebige Stelle des Tages setzen
und denselben Nutzen erzielen.
Verschieben Sie also das gemeinsame
Abendessen. Das ist Anpassungsfähigkeit.
Eine Umweltpsychologin erzählte mir:
"Wenn man auf einem harten Stuhl
mit einer starren Oberfläche sitzt,
ist man starrer.
Wenn man auf einem gepolsterten Stuhl sitzt,
ist man offener."
Sie sagte: "Wenn Sie Ihre
Kinder maßregeln müssen,
setzen Sie sich in einen geraden Stuhl
mit gepolstertem Sitz.
Das Gespräch wird besser laufen."
Meine Frau und ich haben daraufhin tatsächlich
unsere Plätze für schwierige Diskussionen geändert,
weil ich vorher erhöht in der Machtposition saß.
Verändern Sie Ihre Sitzposition.
Das ist Anpassungsfähigkeit.
Die Sache ist die, dass all diese
neuen Ideen schon da sind.
Wir müssen sie aber zu den Eltern bringen.
Säule Nummer eins ist also: ständige Anpassung.
Seien Sie flexibel, öffnen Sie Ihren Geist,
lassen Sie die besten Ideen gewinnen.
Säule Nummer zwei:
Lassen Sie die Kinder mitreden.
Unser Instinkt als Eltern ist,
unsere Kinder herumzukommandieren.
Es ist einfacher, und mal ehrlich:
Meistens haben wir recht.
Es gibt einen Grund, weshalb es
im Laufe der Zeit kaum Systeme gab,
die ein ausgeprägteres "Wasserfall"-Prinzip
hatten als die Familie.
Aber unsere größte Lektion ist die,
den Wasserfall so weit wie möglich umzukehren.
Nehmen Sie die Kinder
für die eigene Erziehung in die Pflicht.
Gerade gestern machten wir
unsere Familienbesprechung
und hatten vereinbart,
an Überreaktionen zu arbeiten.
Also sagten wir: "Wir brauchen
eine Belohnung und eine Strafe. Okay?"
Eine meiner Töchter warf ein, man sollte pro Woche
fünf Minuten Zeit zum Überreagieren bekommen.
Das gefiel uns.
Aber ihre Schwester wollte es genauer wissen.
Sie fragte: "Bekomme ich eine
Fünf-Minuten-Überreaktion
oder gehen auch zehn
30-Sekunden-Überreaktionen?"
Ich fand das großartig.
"Verteil die Zeit wie du möchtest."
Nun die Strafe. Okay.
Fünfzehn Minuten Überreaktion ist die Grenze.
Für jede Minute darüber müssen wir
einen Liegestütz machen.
Sie sehen – es funktioniert.
Schauen Sie: Das ist kein laxes System.
Es gibt jede Menge elterliche Autorität.
Aber unsere Kinder können Unabhängigkeit üben,
was natürlich unser höchstes Ziel ist.
Gerade als ich heute Abend losfuhr,
um hierher zu kommen,
begann eine meiner Töchter herumzuschreien.
Die andere sagte: "Überreaktion! Überreaktion!",
und begann zu zählen und innerhalb
von zehn Sekunden war alles zu Ende.
Für mich ist das der Beweis eines agilen Wunders.
(Gelächter) (Applaus)
Und übrigens – die Forschung stützt das ebenfalls.
Kinder, die ihre eigenen Ziele setzen
und Wochenpläne aufstellen,
beurteilen ihre eigene Leistung besser,
entwickeln ihren präfrontalen Cortex
und haben ihr Leben besser im Griff.
Wir müssen unseren Kindern unbedingt erlauben,
auf ihre eigene Art Erfolg zu haben,
und ja, gelegentlich auf ihre eigene Art zu scheitern.
Ich sprach mit Warren Buffets Bankier
und er schimpfte mit mir,
weil ich meinen Kindern nicht erlaubte,
mit ihrem Taschengeld Fehler zu machen.
Und ich sagte: "Aber was ist,
wenn sie gegen die Wand fahren?"
Er erwiderte: "Es ist besser,
mit sechs Dollar Taschengeld
vor die Wand zu fahren als
mit einem 60.000-Dollar-Jahresgehalt
oder einem 6-Millionen-Erbe."
Die Schlussfolgerung ist also:
Lassen Sie die Kinder mitreden.
Säule Nummer drei: Erzählen Sie Ihre Geschichte.
Anpassungsfähigkeit ist gut,
aber wir brauchen auch Grundmauern.
Jim Collins, der Autor von
"Der Weg zu den Besten",
erzählte mir, dass erfolgreiche
Organisationen aller Art
zwei Dinge gemeinsam haben:
Sie bewahren den Kern, sie fördern den Fortschritt.
"Agil" ist großartig, um den Fortschritt zu fördern,
aber ich hörte immer wieder,
dass man den Kern bewahren solle.
Wie erreicht man das?
Collins lehrte uns, etwas zu tun,
das Firmen tun, nämlich
ihren Zweck oder ihr Ziel zu definieren
und die Grundwerte zu benennen.
Er führte uns durch den Prozess,
ein Familienleitbild zu entwickeln.
Die familiäre Entsprechung
einer Klausurtagung
war eine Pyjama-Party.
Ich machte Popcorn. Genau genommen
brannte eine Portion an, also machte ich zwei.
Meine Frau kaufte ein Flipchart.
Und wir hatten eine tolle Unterhaltung
à la: "Was ist uns wichtig?"
"Was sind unsere höchsten Werte?"
Und wir entwickelten zehn Aussagen.
Wir sind Reisende, keine Touristen.
Wir mögen keine Dilemmas. Wir mögen Lösungen.
Wiederum zeigt die Forschung, dass Eltern
sich weniger Gedanken darüber machen sollten,
was sie falsch machen,
und sich mehr darauf konzentrieren,
was sie richtig machen,
sich weniger über schlechte Zeiten sorgen,
sondern auf gute Zeiten hinarbeiten.
Ein Familienleitbild ist
eine gute Gelegenheit festzuhalten,
was man richtig macht.
Ein paar Wochen später erhielten wir
einen Anruf von der Schule.
Eine unserer Töchter war in einen Streit geraten.
Wir waren besorgt. Zogen wir
etwa eine fiese Zicke heran?
Und wir wussten nicht, was wir tun sollten.
Also riefen wir sie in mein Büro.
Das Familienleitbild hing an der Wand
und meine Frau fragte:
"Ist irgendetwas Passendes dabei?"
Und sie blickte die Liste entlang und sagte:
"Menschen zusammenbringen?"
Und schon hatten wir
einen Aufhänger für das Gespräch.
Eine weitere Möglichkeit,
die Geschichte zu erzählen, ist,
den Kindern zu erzählen, woher sie stammen.
Forscher der Emory-Universität führten mit Kindern
einen einfachen Wissenstest durch.
Weißt du, wo deine Großeltern geboren wurden?
Weißt du, wo deine Eltern zur Schule gegangen sind?
Kennst du jemanden in deiner Familie,
der in eine schwierige Lage geraten war,
z. B. eine Krankheit, und sie überwunden hat?
Die Kinder, die auf dieser Wissensskala
am besten abschnitten,
hatten die höchste Selbstachtung und
ein besseres Gefühl, ihr Leben kontrollieren zu könnten.
Der Wissenstest war das beste Anzeichen
für seelische Gesundheit und Glück.
Der Autor der Studie sagte mir,
dass Kinder, die ein Gefühl dafür haben,
dass sie Teil einer größeren Geschichte sind,
ein höheres Selbstbewusstsein haben.
Meine letzte Säule ist also:
Erzählen Sie Ihre Geschichte.
Nehmen Sie sich Zeit, die schönen Ereignisse
Ihrer Familiengeschichte zu erzählen,
und wie Sie die schlimmen überwunden haben.
Wenn Sie Kindern diese Geschichte
vom Glück erzählen,
versetzen Sie sie in die Lage,
sich selbst glücklicher zu machen.
Ich war ein Teenager,
als ich zum ersten Mal "Anna Karenina"
und den berühmten ersten Satz las:
"Alle glücklichen Familien gleichen einander,
jede unglückliche Familie ist
auf ihre eigene Weise unglücklich."
Als ich das las, dachte ich: "Dieser Satz ist albern.
Natürlich gleichen sich
nicht alle glücklichen Familien."
Aber als ich begann, an diesem Projekt zu arbeiten,
fing ich an, meine Meinung zu ändern.
Die neueste Wissenschaft hat erstmalig
die Bausteine glücklicher
Familien identifiziert.
Heute habe ich nur drei davon erwähnt:
Ständige Anpassung, die Kinder
mitreden lassen, Erzählen der Geschichte.
Kann man nach so vielen Jahren sagen,
dass Tolstoi recht hatte?
Ich glaube, die Antwort ist ja.
Als Leo Tolstoi fünf Jahre alt war,
kam sein Bruder Nikolai zu ihm
und sagte, er habe das Geheimnis
des absoluten Glücks
in einen kleinen grünen Zweig
eingeritzt, den er in einer
Schlucht auf dem Familienanwesen
in Russland versteckt habe.
Wenn der Zweig jemals gefunden würde,
wäre die Menschheit glücklich.
Tolstoi verzehrte sich nach diesem Zweig,
aber er konnte ihn nicht finden.
Tatsächlich verlangte er, in der Schlucht,
wo er ihn vermutete, begraben zu werden.
Dort liegt er noch heute unter dem grünen Gras.
Diese Geschichte verkörpert für mich
die abschließende Lektion, die ich gelernt habe:
Glück ist nicht etwas, das wir finden,
es ist etwas, das wir machen.
Fast jeder, der gutgeführte Organisationen betrachtet,
kommt zu ziemlich demselben Schluss.
Größe ist keine Frage der Umstände.
Sie ist eine Frage der Wahl.
Man braucht keinen grandiosen Plan.
Man braucht keinen Wasserfall.
Man muss nur kleine Schritte gehen,
kleine Erfolge aneinanderreihen,
immer nach dem grünen Zweig greifen.
Schließlich könnte das
die wichtigste Lektion überhaupt sein.
Was ist das Geheimnis
einer glücklichen Familie? Versuchen.
(Applaus)