36c3 Vorspannmusik Herald: Okay, dann fangen wir an. Melzai wird jetzt den ersten Haecksen Jahresrückblick seit über zehn Jahren auf einem Kongress geben und wahrscheinlich nicht nur ich bin sehr gespannt, was sie uns alles erzählen wird, heißt sie herzlich willkommen. Applaus Melzai: Wunderbar. Guten Morgen, schön, dass ihr schon wach seid? lacht Gestern Nacht die Party war vielleicht etwas länger. Meine Stimme meint, sie war länger, obwohl… ich hab’s nicht so wild getrieben. Auf jeden Fall ist das hier der erste Jahresrückblick seit über zehn Jahren von den Haecksen, und das ist wunderbar, weil wir werden dieses Jahr auch 30, und deswegen steht hier eine Torte, und ich muss jetzt neben dieser Torte eine halbe Stunde ungefähr euch durch das Jahr führen, durch die Themen, die uns bewegt haben und immer noch bewegen, durch die Dinge, die wir gemacht haben, und darf nicht dabei an diese Torte denken. Als Belohnung kriegen wir danach alle Torte. Das ist gut. Ja, das ist gut! lachtApplaus – Also fangen wir einfach mal an. Die Haecksen. Einige wissen das vielleicht noch nicht. Andere haben überhaupt gar keine Ahnung oder dachten, sie wüssten seit zehn Jahren, was die Haecksen sind. Aber vielleicht erklären wir das nochmal von vorne. Die Haecksen sind die Gruppe von Menschen, die sich im Begriff Frau wiederfinden innerhalb des CCC. Wir sind dezentral, wir haben keinen lokalen Standort, und diese Dezentralität drücke ich hier in diesen gelben Punkten an den Folien auf. Das heißt, wir sind überall quer durch Deutschland, Österreich und in der Schweiz. Manchmal gibt es so Cluster. Aber unsere Aufgabe ist schlicht, sehr, sehr im Internet zu sein. Wir sind momentan 300, und ich glaube nach diesem Kongress sind wir vielleicht bei 350. Wir haben letztes Jahr über den letzten Kongress und Camp 100 Haecksen neu dazubekommen. Das ist ein Wachstum um 70 Prozent. Zeig mir mal einen Hackerspace, der das schafft! Und dementsprechend sind wir hart am arbeiten. Wir sind damit doppelt so groß wie etablierte Erfas wie zum Beispiel Hamburg. Und wir wachsen ja weiter. Also nächstes Jahr noch mehr Leute, nicht wahr? Generell sind die Haecksen so strukturiert, dass es so ungefähr zwölf Aufgabenbereiche gibt. Und die werden auf den Geekends entschieden, wer das freiwillig machen möchte, um zum Beispiel Assembly aufzubauen, um Pressearbeit zu betreuen, etc. Dazu gibt’s noch mehrere Menschen, die helfen. Die haben eine entspannte Azubinen-Funktion. Das sind Freiwillige, die sich melden, aber auch Menschen, die wir neuerdings, indem wir einfach mal zufällig auswählen, wer auf unserer Mailingliste sitzt und die dann einfach anfragen, sagen: „Könntest du vielleicht hier helfen? Möchtest du das machen?“, weil diese 300 Leute zu aktivieren, dass tolle Dinge passieren ist ja der nächste Schritt, nachdem sie überhaupt auf die Mailingliste gekommen sind. Da probieren wir neue Methoden aus, und das sieht auch ganz gut aus. Wir haben schon erste Erfolge. Das heißt, wir werden versuchen, auch die Haecksen werden versuchen, von Vitamin B für Tätigkeiten wegzukommen. Und wir machen das einfach nächstes Jahr weiter, damit noch mehr von den Haecksen zu aktiven Haecksen werden. Grundsätzlich sind die Interessen der Haecksen sehr weit, die reichen sehr weit. Von Politik zu Podcasting zu Capture the Flag, Crypto Partys, Chaos macht Schule. Wir haben alles dabei. Wir haben Menschen, die Technik studiert haben. Wir haben Menschen, die haben Geisteswissenschaften studiert, finden Technik interessant machen, gerne Technikfolgenabschätzung. Wir haben so ziemlich alles da, was ihr euch nur vorstellen könnt. Und grundsätzlich sind die Haecksen ein Chaos- Treff offiziell. Das heißt, wir sind kein Verein, kein offiziell angekündigter Erfa und unser Spendenkonto liegt bei Entropia, dem Karlsruher CCC, und der ist gemeinnützig. Das heißt, wenn ihr unsere Arbeit unterstützen wollt, dann könnt ihr da gerne hinschicken. Und dann kriegt ihr sogar was für eure Steuererklärung. Das finden wir gut, weil dadurch finanzieren wir unsere Assembly. Wir haben dieses Jahr zum Beispiel Mikrofone gekauft. Die haben nur bis Tag Zwei gehalten, deswegen ist meine Stimme hinüber. lacht Aber, wir haben uns dieses Jahr damit beschäftigt: „Warum heißen wir eigentlich Haecksen und was bedeutet das?“ Das heißt, die nächsten Folien sind orange markiert, und das ist eine Triggerwarnung für so ziemlich alles Negative, was ihr euch vorstellen könnt, was manche Menschen anderen Menschen antun. Diejenigen, die da ein bisschen mit Probleme haben – und das kann ich voll nachvollziehen, weil das wird jetzt gleich nicht einfach –, sind die Folien so markiert, und vielleicht guckt ihr mal einen Moment nicht hin und haltet euch die Ohren zu, weil danach kommt, wird’s wieder besser. Ich versprech’s, ich hab die Folien gemacht. Auf jeden Fall Hexenverbrennung. Warum heißen wir Haecksen Haecksen? Das ist ein Wortspiel bezüglich Hexe, aber auch Hacker. Und die Kombination dazu führte zu diesem „ae“ in diesem Begriff. Das erinnert natürlich ganz stark an die sogenannten Hexenverbrennungen ungefähr 1450 bis 1550 nach Christus natürlich, die vor allem in Europa stattgefunden haben. Jetzt muss man sich überlegen, in welchem Kontext haben die stattgefunden? Zum einen gab es da den Kontext, dass bis ungefähr 1400, 1300 lebten die Menschen in diesen Dorfgemeinschaften zusammen und haben Teile der Ackerfläche geteilt. Das nennt man dann Allmende. Das heißt, Menschen, die nicht in ’nem großen Familienkomplex unterwegs waren, wie zum Beispiel Witwen oder ledige Frauen waren über die Allmende … hatten da noch ein gewisses Bauerngrundstück, konnten zumindest ihren Lebensunterhalt da irgendwie anbauen und sich selbst versorgen. Diese Allmende ist allerdings in den Jahren vor 1450 fast vollständig abgeschafft worden. Die wurde eingezäunt, sprichwörtlich eingezäunt, aufgeteilt und Menschen dann zugeordnet. Das bedeutet, dass dann die ledigen Frauen und Witwen, aber auch andere Menschen, die nicht, wie gesagt in einem starken Familienverband sind, keinen Zugriff mehr hatten auf eine Fläche, wo sie zumindest ihre Kartoffeln anbauen konnten und den schlimmsten Hunger vermeiden konnten. Das hat zu Aufständen geführt, zu sehr großen Aufständen, die sehr weitflächig waren, es wurde trotzdem gemacht. Aber die Aufstände waren sehr groß. Dazu muss man noch bemerken zu Zeiten, ungefähr 1450 war außerdem die Kleine Eiszeit. Das heißt, die Ernten gingen runter. Die generelle Menge des Essens wurde reduziert. Außerdem wurden die Löhne stark reduziert. Man sieht hier die Menge an Kilogramm in Getreide, die plötzlich sich fast halbieren und von ’nem normalen Arbeiter, von einer normalen Arbeiterin, und wenn die sich fast halbieren, dann heißt es, diese Menschen haben tatsächlich in diesen Jahren Hunger gelitten. Die wurden nicht mehr ausreichend für ihre Arbeit bezahlt. Das heißt, die Allmende wird abgeschafft, und die Menschen leiden Hunger. Die kleine Eiszeit ist da. Es kommen Pestrollen; Pestwellen rollen durch Europa, immer so alle 20 Jahre die nächste. Es wird behauptet, ein Drittel der Bevölkerung ist gestorben. Ich glaube neueste Forschungen sagen es war ein bisschen weniger, weil die Aufzeichnungen zu dem Zeitpunkt auch schwierig waren. Es gab zu wenig Menschen an sich. Die Bevölkerung war zu wenig, es gab sehr viel Arbeitbedarf, aber die Menschen waren einfach nicht da. Das heißt, es gab auch ein starkes Interesse daran, dass es Babys gibt, Kinder, dass sie aufwachsen, um die Arbeit zu machen, die, auch zum Beispiel die herrschende Gruppierung haben wollte. Die ganze Situation hat dazu geführt, dass sogenannte Bauernaufstände stattgefunden haben. Wenn wir uns aber die Historie genauer anschauen, dann sind das nicht per se Bauernaufstände, sondern es ist möglicherweise eine abwertende Bezeichnung, sondern, dass es tatsächlich zum Beispiel Frauenaufstände sind. Generell Aufstände von fast allen, die diese Zustände absolut untragbar fanden, weil sie hatten Hunger, und sie hatten Probleme, und die Pest rollte durch, und niemand hat diese Krankheit verstanden. Und so weiter und so fort. In mindestens 6 von 21, nein 31 Aufständen in Frankreich die wurden rein von Frauen gemacht, und alle anderen wurden maßgeblich auch von Frauen mitgestaltet. Da waren aber auch die Bauern, die Arbeiter, die Handwerker und die Soldaten mit dran beteiligt. Das war eine gemeinschaftliche Aktion. Das als Bauernaufstände zu bezeichnen, ist möglicherweise nicht ganz korrekt. Außerdem fällt euch vielleicht auf, dass zu dem Zeitpunkt, als die Hexenverbrennung am höchsten war, ihr seht da oben die Menge an … jetzt fällt mir das englische Wort ein, an Prozessen und unten drunter die Menge der Tode, die tatsächlich stattfand, zu diesem Zeitpunkt war außerdem fing es an, dass Martin Luther die 95 Thesen an die Wand geschlagen hat. Und natürlich der Versuch, den Protestantismus und die Kritik an der Religion, an dem Katholizismus zurückzuschlagen, endete in dem Dreißigjährigen Krieg. Das heißt, es gab über 30 Jahre Pest, schlechte Ernten, Religionskriege an allem drum und dran, und zu diesem Zeitpunkt waren die Hexenverbrennungen, die sogenannten Hexenverbrennungen, am höchsten. Und sie waren nicht nur lokal beschränkt. Sie haben sich über fast ganz Europa gezogen, mit einem besonders großen Schwerpunkt rund um Straßburg, Baden-Württemberg. Insgesamt sind 40-60 000 Menschen höchstwahrscheinlich dabei gestorben, in protestantischen Gebieten 85% davon Frauen. Es wurden auch Menschen jüdischen Glaubens und Homosexuelle verfolgt, in katholischen Gebieten um die 75% Frauen. Aber das ist nicht das Einzige, was passiert ist. Weil man könnte jetzt glauben: „Naja, das waren halt Menschen, die waren halt unangenehm, die wurden verfolgt“. Da gab es vielleicht möglicherweise eine Hysterie und eine komische kausale Kette. Können wir natürlich jetzt nicht nachvollziehen. Wir sind ja alle so aufgeklärt. Aber was da auch passiert ist, ist, dass Horden junger Männer in Frankreich und Italien durch die Städte gezogen sind, bis in die Wohnung von jungen Frauen, als Dienstmägde etc. die Türen eingetreten haben und diese in Gruppen vergewaltigt haben. Und das war so groß, dass bis zu der Hälfte der Männer, die in diesen Orten gelebt haben, mindestens einmal daran teilgenommen haben. Und das ist wissenschaftlich geprüft. Das heißt, das ganze Klima da, war so frauenfeindlich in dieser Situation, dass eine Frau, die möglicherweise nicht verheiratet war, schlicht nichts wert war. Und dann kann man die auch verbrennen, weil damit kann man zum Beispiel den Bauern, sogenannten Bauernaufstand, auch niederschlagen. Weil da sind sehr viele Frauen mit dabei. Wenn man also die Wut umlenkt auf die Personen, die mithelfen, diese Aufstände anzuzetteln, indem man sie nach Gender selektiert und dann mal einfach mal weg guckt als Justizsystem. Weil zu dem Zeitpunkt waren die Justizsysteme schon gut genug, die wussten, was da passiert, und die haben nichts dagegen getan. Sie hätten sicherlich nachts dagegen was tun können, gegen diese Banden, und sie haben es nicht getan. Das ist also eine bewusste Entscheidung des Staates, teure Hexenprozesse zu finanzieren und diese Banden von Menschen, die andere Menschen vergewaltigen, durch die Städte ziehen zu lassen. Und so war das Klima zu dem Zeitpunkt. Deswegen denken wir nicht unbedingt, dass es eine Hexenverbrennung war, sondern dass es ’ne Frauenverfolgung war. Das Ergebnis von dieser Phase führte dazu, dass danach das Bild der Jungfrau, der Mutter oder der Hure etabliert wurde. Und mit diesem Bild kämpfen wir ja immer noch. Du bist entweder jungfräulich, friedlich, wunderbar, oder du bist Mutter, du kümmerst dich ums Kind. Es gab ja Bevölkerungsrückgang, das heißt die Geburten waren wirklich notwendig. 1650 hat Frankreich eingeführt, dass Schwangere sich melden mussten. Und wehe sie waren nicht verheiratet, da durfte man ihnen nicht helfen. Oder du bist Hure, weil alles andere kannst du nicht sein. Du kannst keine selbstbewusste, erfolgreiche Frau sein, die auch ein Kind hat, zum Beispiel, aber die vielleicht nicht mal mit ihrem Partner zusammenlebt, weil das nicht ganz so geklappt hat. Das Konzept ist nicht okay. Jetzt würden wir ja annehmen, dass wir das seit 30 Jahren vielleicht mal so überwunden haben. Madonna kennt hier jeder. Ich meine, das Thema müsste eigentlich durch sein. Aber wir sind damit leider noch nicht durch, offensichtlich. Was man auch so sagen kann, ist, eine Form der Bestrafung, die es damals gab ist es Frauen, die zu viel geredet haben, ein Metallgitter über den Kopf zu ziehen und sie dann alleine durchs Dorf zu führen und zur Schau zu stellen, weil sie ihre Zunge nicht im Zaum halten konnte. Eine gewisse Form ist – dieser Form von Pranger –, Art ist sehr ähnlich zu anderen Dingen, die gerne mal passieren. Und ich finde, die Assoziation mit diesem Bild macht vielleicht deutlich, warum Menschen ihre Meinung reden sollten, solange sie die Freiheit von anderen nicht übermäßig einschränken. So, das war die Historie. Natürlich ist alles jetzt viel besser. Wir haben ein unabhängiges Justizsystem, wir sind alle aufgeklärt, wir können alle lesen und schreiben – viele, nicht alle. Hoffentlich kriegen wir noch alle damit dazu. Aber wir machen das natürlich alles besser. Jetzt kommt der zweite Teil, jetzt wird es richtig eklig. Wichtig ist: die Statistiken, die ich jetzt habe, sind leider nur im rein binären Format. Das heißt, Transpersonen sind unsichtbar in diesen Statistiken, nicht-binäre Personen werden nicht erfasst. Personen mit Migrationshintergrund sind teilweise nicht erfasst. Da herrscht ein großes Dunkelfeld, und das ist nicht in Ordnung. Ich bringe euch das, was wir haben. Aber besser geht’s leider nicht. Fangen wir mal leicht an. Es gibt eine EU-Studie von 2014, die ist auf komplett Europa gemacht worden. Und da sieht man, dass 22% der Frauen in Deutschland berichten, dass sie schon einmal Gewalt in der Beziehung erlebt haben. Das ist jetzt ein Viertel, ein Drittel bis ein Viertel, das ist also in dem Fall ein Viertel. Ich habe gehört, die Zahlen geht teilweise hoch bis auf ein Drittel. Das ist so ein bisschen unangenehm. Jede vierte Frau erlebt Gewalt in der Beziehung. Das kann nicht sein. 5% berichten von Vergewaltigung. Fünf von Hundert Frauen wurden schon einmal in ihrem Leben vergewaltigt. Wir haben 300 Haecksen. Das könnt ihr jetzt mal umrechnen, was das bedeutet. Das ist aber nur statistisch. Das heißt nicht, dass ich weiß, dass da irgendwas wäre oder was auch immer und das heißt auch nicht, dass immer jede dritte Person das auch auf jeden Fall gemacht hat. Aber wenn man sich das statistisch so ein bisschen visualisiert, versteht man ja die Größe von diesen Zahlen. Dann steht da noch 53% der Frauen passen ihr Verhalten, wenn sie unterwegs sind oder im Leben oder in der Partnerschaft an, um nicht Opfer von solchen Sachen zu werden, um nicht Betroffene von solchen Sachen zu werden. 53%. Mehr als die Hälfte der Frauen kontrollieren ihr Verhalten, um zu schauen, was das für ein Effekt auf die Gegenüber auf den Gegenüber hat, um solche Situationen zu vermeiden, wenn ihr also glaubt, eure Partnerin, die Person, die ihr gerade trefft, eure Kollegin wäre frei. Das ist sie nicht, denn nur ganz wenige haben nicht den Reflex, noch zu kurz zu kontrollieren, ob z. B. die Lounge böse, dunkle Ecken hat, wo sie vorsichtshalber nicht reingeht, bevor sie sich den Drink holt. Dann sagt die FAZ noch, die hat mit ’nem Kriminologen geredet, der meinte „Na ja, von 100 Vergewaltigungen werden nur 15 angezeigt und davon 5 bis 21 Prozent auch erfolgreich in dem Prozess betreut.“ Das heißt auch wenn ihr wisst, das war falsch und es ist falsch, könnt ihr es nicht beweisen. Der Prozess wird nicht funktionieren und ihr geht nicht hin und ihr werdet es nie melden. Das ist sehr negativ für diese Aufarbeitung von der Situation. Und das ist eigentlich eine Unverschämtheit. Aber es ist halt gerade so, wie es ist. Aber es gibt auch positive Dinge. Gruppen / Themen, wo wir zusammen rutschen, Fußball-Weltmeisterschaften, Olympia, alles wunderbare Sportereignisse. Da haben die Engländer mal eine Statistik gemacht und festgestellt: Nur wenn die englische Nationalmannschaft oder die Mannschaft, von dem man ein Fan ist, unentschieden oder gewinnt, dann steigt die Partnerschaftsgewalt nur um 25% Wenn Sie verlieren, um 36%. Doof. Ich glaube nicht, dass die Zahlen anders sind für Deutschland. Geht's aber weiter, denn wir haben leider auch noch Tote. Es gibt Tötungen. Ich versuche jetzt, das Wort Tötung zu verwenden, weil der Mordparagraph so ein bisschen speziell ist. Und da gibt es noch ein paar komplizierte Fälle dadrum und Begründungen, da müsst ihr euch mal so eine Erklärung vom Bundesgerichtshof von 2008 anschauen. Warum es eine Tendenz zu Morden bei Frauen gibt und bei Männern häufiger Tötungen und so weiter … die Juristen sind an dem Thema dran, die Juristen und Juristinnen. Generell, wenn man sich z. B. die BKA Statistik von 2017 anschaut, dann haben wir da 113 000 Fälle, bei denen Frauen Opfer von Partnerschaftsgewalt werden. Für den Kontext habe ich auch noch die Zahlen mitgebracht, bei denen Männer Opfer von Partnerschaftsgewalt werden. Es findet nämlich auch statt, und es ist auch nicht okay. Es sind circa 20 000. Um jetzt noch mehr Kontext zu geben, habe ich auch mal in dieser BKA Statistik nachgeguckt, wie viel Wohnungseinbrüche es gibt. Nun, über Wohnungseinbrüche unterhält man sich ja schon ab und zu mal, nicht wahr? 116 000, mehr als Partnerschaftsgewalt, also von Frauen bezüglich Männern und weniger als Partnerschaftsgewalt im Allgemeinen. Darüber redet aber kaum jemand, nicht wahr? Und wenn man dann noch die Femizidzahlen anschaut, die Zahlen bei den Frauen von ihren Partnern oder Ex-Partnern umgebracht werden über die Jahre – 2017 habe ich mir extra angeschaut, deswegen ist da noch ein bisschen mehr dabei – dann sieht man, dass die relativ konstant bleiben, bei 150 bis 135 momentan. Die Zahl von 2019 war vorläufig als ich die Präsentation gemacht habe. Deswegen habe ich da auch nicht die Zahl der Männer, die von ihren Ex-Partnerinnen getötet worden sind. Und generell kann man sagen: immer dreimal so viel wurden versucht zu töten, getötet zu werden. Wenn man jetzt genau schaut – ich weiß nicht ob ihr das in der Presse verfolgt – 350 ist so ungefähr die Tage pro ein Jahr. 365 Tage im Jahr, nicht wahr? Das heißt, statistisch gesehen wird jeder Tag versucht, eine Frau von ihrem Partner / Ex-Partner wird umgebracht zu werden, umzubringen. Und allen dritten Tag sind sie erfolgreich. Das ist ein bisschen viel. Das ist wirklich viel zu viel, ehrlich gesagt. Es wird aber noch schlimmer. Denn „Die Zeit“ und „Vice Österreich“ haben für 2018 die Einzelfälle zusammengezogen und dann gehe ich jetzt mal zu meinem Laptop, damit ich das besser sehen kann. Da hätten wir den ersten Fall: 60 Jahre Ehe. Sie ist – glaube ich – 89, und sie möchte in ein anderes Pflegeheim, um endlich ihre Ruhe zu haben. Da schlägt er sie einfach mal tot. Dann ist sie, aber was macht er? Den hab ich rausgezogen, weil das ein Onlinephänomen ist. Stalking kommt da relativ häufig vor in diesen Einzelfällen. Er baut sich ein Fake- Profil, nähert sich an, besorgt sich einen Schlüssel, kommt da rein, bringt sie um und ist auch noch der Meinung: Mord kann’s nicht gewesen sein. Dann haben wir das nächste. Diesmal hat sie sich mit einem studierten Informatiker getroffen. Er kommt in die Wohnung, nimmt sich einen Hammer, schlägt sie tot, greift sich die Schwester, misshandelt die so brutal, dass sie immer noch nicht aufgewacht ist. Und das wirklich das Allerletzte ist, dass im letzten Fall ist es die Gestorbene, die Getötete, erst 15 Jahre alt, und sie war schon bei der Polizei, und sie hat ihn angezeigt, wegen Bedrohung, Nötigung und Verletzung. Und das ist was, was mit 15 Jahren nun wirklich nicht machen muss. Das kann einfach nicht sein. Und wenn das nicht schon bedrückend genug ist und fürchterlich genug ist, dann müssen wir uns nur überlegen, dass Frauen in der IT in einer Entwicklungsgruppe von ca. 10 Personen im Schnitt arbeiten. Davon sind dann vielleicht 2 Frauen, da sind 5% möglicherweise Menschen, die homosexuell sind. Mal ab und an ist auch eine Transperson drin und statistisch gesehen sind von den cis-Männern jeder Dritte, jemand, der schon in irgendeiner Form, in irgendeiner Phase seines Lebens eine Variante von Übergriff auf eine Frau gemacht hat oder noch machen wird. Das ist kein Vorwurf an die Menschen, die da jetzt arbeiten, und das ist eine rein statistische Größe. Aber das ist in der Art und Weise, wie man vielleicht versteht, warum wir die ganze Zeit immer von Klima reden, was sich ändern muss. Das ist dieses ominöse Patriarchat, von dem viel geredet wird. Das ist das, was sich ändern muss. Und diese Zahlen und diese Einzelfälle geben vielleicht wirklich eine deutliche Erklärung, was wir meinen, wenn wir sagen, wir müssten da ran. Wir müssen was ändern, und alle müssen daran helfen, weil es wirklich fürchterlich ist. Aber, glücklicherweise gab es schon zu Zeiten der Hexenverbrennungen Lichtblick. Denn als die baskischen Fischer gehört haben, dass ihre Frauen und Töchter als Hexen abgeführt werden, sind sie von ihrem Fischfang zwei Monate zu früh zurückgekommen und haben den Konvoi überfallen und haben ihre Frauen und Töchter befreit. Was damals schon ging, geht heute auch. Wir haben schon viele Menschen getroffen, die mitmachen wollen, die da einfach dagegen sich stemmen. Und wir müssen einfach noch mehr zusammenarbeiten, uns noch mehr dagegen stemmen. Und was die Haecksen machen die ganze Zeit ist, wir wissen über diese Sachen. Wir klären uns selber auf über Femizid, wir beißen uns durch dieses harte Thema. Und währenddessen machen wir Frühstücke. Wir bauen unser Lagerfeuer, wir machen Hebocons. Wir reden über den Ort, den unsere Assembly sein soll. Ein positiver Versammlungsort, bei dem wir Menschen treffen, die ähnlich sind wie wir, über die wir mit solchen Themen reden können. Wir machen Memorials, um die teilweise vergessenen Personen, zum Beispiel Frauen in der IT und in der Technik und Naturwissenschaft, zu ehren. Damit wir erinnern, dass es Rollenvorbilder gibt, die schon immer dagegen gestanden haben. Und vielleicht ist eins von diesen Memorials der Grund für eine kleine Junghaeckse, die am Junghackertag da war, zu sagen „Ich mach das. Ich werde weiter in der Technik bleiben.“ Oder „Ich werde mich weiter aktiv mit Technik an sich beschäftigen und Digitalisierung beobachten. Ich werde das gestalten.“ Was wir auch machen, sind Postkarten und Briefmarken und was andere Menschen tun, die wie zum Beispiel Elektrolad ist, ebenfalls Postkarten, Briefmarken zu machen und sie einfach ebenfalls mit unters Volk zu bringen. Das machen die Hexen nicht alleine, da machen auch viele andere Leute mit. Wir lesen auch Bücher. Zum Beispiel, ich habe jetzt mal drei mitgebracht, das ist unsere feministische Bücherei, die wir auf dem Camp gegründet haben. Jedes Mal bringen Hexen andere Bücher mit und die ist dann … sieht dann jedes Mal anders aus. Der Workshop gestern war super, und wir machen einfach noch mehr weiter. Wir haben jetzt eine neue Homepage. Wir haben jetzt endlich Mailinglisten, was uns organisatorisch sehr viel helfen wird. Wir haben jetzt eine eigene Nextcloud, und wer NGO-Arbeit macht, der weiß, das ist sehr hilfreich. Wir haben jetzt die Software und die Technik da, um sehr viele Dinge ganz toll zu machen. Wir haben unser erstes Camp Village dieses Jahr gehabt. Wir haben jetzt eine Erfa-Repräsentantin oder unsere Chaostreff-Represäntantin im Erfarat bekommen, also viel mehr mit aus dem ganzen Regio CCC Bereich. Wir haben thematische AGs angefangen zu gründen. Die Klima AG hat sich vor allem um den Klimastreik im November gekümmert, und es entsteht ein bisschen was Neues bezüglich Bias. Bias sind Datensätze im Machinelearning, das hat feministische, aber auch technische Aspekte, die wir sehr spannend finden. Wir haben dieses Jahr 2 Geekends gehabt, und es sieht so aus, als gäbbe es die bald wieder. Es gab noch mehr Memorials, und wir sind 30 geworden. Yuhuu! lacht Applaus Außerdem gibt es so viele neue lokale Gruppen, dass wir so langsam ein kleines Netzwerk haben. Die sind meistens in Hackspaces vom CCC mehr oder weniger gut integriert. Die machen Python, die lesen Bücher und gehen zum Girls’ Day und machen da Vorträge. Die treffen sich zum Frühstück, treffen sich unter der Woche abends nach der Arbeit. Die meisten von ihnen treffen sich bis zu drei Stunden exklusiv im Space. Und das klappt hervorragend. Und es hat einen sehr positiven Effekt auf die Spaces, von denen ich weiß, dass es funktioniert. Denn dann tröpfeln auch wieder mehr Menschen in den CCC zurück. Und dieses Jahr begrüßen wir Bamberg und Frankfurt und hoffen wir nächstes Jahr noch mehr. Bei 300 Haecksen geht da noch was. Daraus folgend haben wir im Camp beschlossen, zusammen mit den „Frauen und Computer Kram“-Gruppen und anderen freien Gruppen die Seite nifti.org zu gründen, wo alle Gruppen, egal zu welcher Kombination sie jetzt gehören, verzeichnet sind: alle FNIT-Gruppen, sodass man, wenn man in der Region wohnt, leicht diese finden kann, sich dort melden kann und mitmachen kann. Die findet ihr also dementsprechend jetzt im Internet. Und wir haben dieses Jahr auf dem Kongress so viel Programm gemacht, dass meine Stimme deswegen gestern Abend hinüber war. Ich finde, Tag drei allein ist schon der Hammer. Das ist zum größten Teil ist das Programm von den Haecksen. Aber da sind auch ein paar Sachen drin, von Menschen und Themen, die wir sehr wichtig fanden. Die sind da auch mit drin, und es reicht ehrlich gesagt über alles. Aus gesundheitlichen Gründen, so Konstellationen machen wir Yoga. Nicht alle von uns, aber viele. Es geht auch um Menstruation. Es geht auch um die feierliche Verlesung des Ärgers. Es geht um Datenschutz, es geht um Biodiversity. Es geht um alles, was wir machen wollen. Es geht ums Stricken zum Beispiel. Wir machen alles, nicht wahr? und wir sind schon fast durch. Dieses Jahr machen wir einfach doppelt so viel, ok? Also natürlich! Wir haben ein ganzes Jahr Zeit, kein Camp zwischendrin, das wird super. lacht Und damit sind wir jetzt bei 2020 angekommen. Und natürlich machen wir alles noch viel mehr, nicht wahr? Das Easterhegg ist In Hamburg, da haben wir eine sehr gut integrierte Haecksengruppe die sich Geekfem nennt. Dementsprechend werden die Haecksen definitiv auf dem Easterhegg sein. Möglicherweise gehen die Haecksen campen. Mal schauen, wer von den Haecksen da mitmachen will. Wir haben schon eine Wiese. Die Frage ist, hat diese Wiese Internet? Und es gibt ein oder zwei Geekends, das war jetzt gestern auf dem Plenum nicht ganz so klar, aber ich bin mir sicher, wir finden das raus. Das Schöne an diesen Geekends ist, sie sind im Schnitt vom CCC gefördert, weswegen wir die relativ kostenneutral für viele Menschen machen können. Wenn ihr eine neue lokale Gruppe seid, dann meld uns einfach unter info@haecksen.org und dann kommt ihr einfach ins Plaudermumble. Das ist einmal im Monat, neuerdings. Und da reden wir über Dinge. Und wenn ihr eine Haeckse werden wollt, dann redet bitte persönlich mit uns und hinterlasst eure E-Mail-Adresse. Sonst ist das nicht möglich. Ihr müsst ein persönliches Gespräch von circa 1-2 Minuten mit einer Haeckse haben, sonst klappt das nicht. Was wollte ich noch sagen? Ja, kleiner Tipp , wenn wir sagen Frühstück, dann ist das – oder Plaudermumble –, dann ist das eine sehr niedrig-barrierige Beschreibung, bei dem es um inhaltliche, aber um alles gehen kann. Wenn es Orgamumble heißt, dann ist es sehr langweilig und wir checken nur Projektziele ab. Das heißt, es lohnt sich, Plaudermumbles oder Frühstücks bei uns zu besuchen, weil da gehen dann die interessanten Themen, aber die schreiben wir vielleicht manchmal einfach nicht in den Abstract oder sowas. Und damit sind wir fertig. Ihr könnt gerne Fragen stellen, und sonst gibt's Kuchen. Den schneiden wir jetzt wirklich an! Applaus Herald: Also, gibt es Fragen? Oder wollt ihr alle Kuchen essen? Melzai: Der ist gut! Herald: Gibt es Internetfragen? Auch nicht? Melzai: Es ist schwierig. Herald: Alle haben Hunger. Ahh, eine Person, bitte Mikrofon zwei. Mik 2: Hallo, ich habe eine Frage, und zwar, ich bin einer von diesen Menschen, der überhaupt keine Ahnung von Technik hat und für mich wären die Haecksen so ein Ort, wo ich die Hoffnung hätte, niedrigschwellig lernen zu können, und meine Frage an euch wäre, ob ihr euch vorstellen könntet, so Einsteiger*innen Workshops und so noch mehr zu machen. Also wirklich so ganz, ganz, ganz basic für Menschen, die diese ganzen Abkürzungen noch nicht einmal verstehen, die so benutzt werden? Melzai: Überraschenderweise gab es dieses Jahr keine davon, und die letzten Jahre haben wir diverse davon gemacht. Also ich denke, nächstes Jahr, wir sind ja als Haecksen auf dem Kongress vor allem aktiv, nächstes Jahr gibt es ja dann vielleicht wieder welche. Das wäre sicherlich toll. Du kannst auch gerne einfach deinen Wunsch schreiben. Und dann findet sich jemand, weil Wünsche zu formulieren. Das ist für manche Menschen viel leichter zu realisieren. Da gibt’s einen Bedarf, und das machen wir gerne. Es gab z. B. schon einen Bedarf, herauszufinden, wie man ein Türschloss wechselt. Das hat expartnerschaftliche Gründe. Und dann hat die Lockpicking Assembly eine Tür gestellt, und es gab einen 30 Minuten Workshop, und es waren 30 bis 40 Personen da, die wirklich rausfinden wollten, welche Schraube sie jetzt drehen müssen, dieses Türschloss zu wechseln. Genau. Melde bitte gerne deine Wünsche an, und ich nehme, ich denke wir nehmen das in die Liste auf von Sachen, wo wir nächstes Jahr auf jeden Fall drauf achten und sonst generell in den lokalen Gruppen passiert das tatsächlich. Wenn du also in der Nähe von einer bist, kannst du dich da einfach im Laufe des Jahres bereits weiterbilden. Mik 2: Dankeschön. Herald: So, wie schaut’s aus? Melzai: Alle warten auf den Kuchen. Herald: Offensichtlich Melzai: Der ist auch toll, der kam zu spät zur Party, jetzt ist er übrig. Herald: Er schaut sehr gut aus. Melzai: Er muss jetzt leer werden. Das schafft ihr? Gut. Aber ich schneide den nicht an, das macht jemand anderes. Herald: Also ähm … Applaus und Kuchen! Melzai: Ihr wollt alle dasselbe lacht Applaus 36c3 Abspann Untertitel erstellt von c3subtitles.de im Jahr 2020. Mach mit und hilf uns!