36c3 Vorspannmusik
Herald: Okay, dann fangen wir an. Melzai
wird jetzt den ersten Haecksen
Jahresrückblick seit über zehn Jahren auf
einem Kongress geben und wahrscheinlich
nicht nur ich bin sehr gespannt, was sie
uns alles erzählen wird, heißt sie
herzlich willkommen.
Applaus
Melzai: Wunderbar. Guten Morgen, schön,
dass ihr schon wach seid? lacht Gestern
Nacht die Party war vielleicht etwas
länger. Meine Stimme meint, sie war
länger, obwohl… ich hab’s nicht so wild
getrieben. Auf jeden Fall ist das hier der
erste Jahresrückblick seit über zehn
Jahren von den Haecksen, und das ist
wunderbar, weil wir werden dieses Jahr
auch 30, und deswegen steht hier eine
Torte, und ich muss jetzt neben dieser
Torte eine halbe Stunde ungefähr euch
durch das Jahr führen, durch die Themen,
die uns bewegt haben und immer noch
bewegen, durch die Dinge, die wir gemacht
haben, und darf nicht dabei an diese Torte
denken. Als Belohnung kriegen wir danach
alle Torte. Das ist gut. Ja, das ist gut!
lacht – Applaus – Also fangen wir einfach
mal an. Die Haecksen. Einige wissen das
vielleicht noch nicht. Andere haben
überhaupt gar keine Ahnung oder dachten,
sie wüssten seit zehn Jahren, was die
Haecksen sind. Aber vielleicht erklären
wir das nochmal von vorne. Die Haecksen
sind die Gruppe von Menschen, die sich im
Begriff Frau wiederfinden innerhalb
des CCC. Wir sind dezentral, wir haben
keinen lokalen Standort, und diese
Dezentralität drücke ich hier in diesen
gelben Punkten an den Folien auf. Das
heißt, wir sind überall quer durch
Deutschland, Österreich und in der
Schweiz. Manchmal gibt es so Cluster. Aber
unsere Aufgabe ist schlicht, sehr, sehr im
Internet zu sein. Wir sind momentan 300,
und ich glaube nach diesem Kongress sind
wir vielleicht bei 350. Wir haben letztes
Jahr über den letzten Kongress und Camp
100 Haecksen neu dazubekommen. Das ist ein
Wachstum um 70 Prozent. Zeig mir mal einen
Hackerspace, der das schafft! Und
dementsprechend sind wir hart am arbeiten.
Wir sind damit doppelt so groß wie
etablierte Erfas wie zum Beispiel Hamburg.
Und wir wachsen ja weiter. Also nächstes
Jahr noch mehr Leute, nicht wahr? Generell
sind die Haecksen so strukturiert, dass es so
ungefähr zwölf Aufgabenbereiche gibt. Und
die werden auf den Geekends entschieden,
wer das freiwillig machen möchte, um zum
Beispiel Assembly aufzubauen, um
Pressearbeit zu betreuen, etc. Dazu gibt’s
noch mehrere Menschen, die helfen. Die
haben eine entspannte Azubinen-Funktion.
Das sind Freiwillige, die sich melden,
aber auch Menschen, die wir neuerdings,
indem wir einfach mal zufällig auswählen,
wer auf unserer Mailingliste sitzt und die
dann einfach anfragen, sagen: „Könntest du
vielleicht hier helfen? Möchtest du das
machen?“, weil diese 300 Leute zu
aktivieren, dass tolle Dinge passieren ist
ja der nächste Schritt, nachdem sie
überhaupt auf die Mailingliste gekommen
sind. Da probieren wir neue Methoden aus,
und das sieht auch ganz gut aus. Wir haben
schon erste Erfolge. Das heißt, wir werden
versuchen, auch die Haecksen werden
versuchen, von Vitamin B für Tätigkeiten
wegzukommen. Und wir machen das einfach
nächstes Jahr weiter, damit noch mehr von
den Haecksen zu aktiven Haecksen werden.
Grundsätzlich sind die Interessen der
Haecksen sehr weit, die reichen sehr weit.
Von Politik zu Podcasting zu Capture the
Flag, Crypto Partys, Chaos macht Schule.
Wir haben alles dabei. Wir haben Menschen,
die Technik studiert haben. Wir haben
Menschen, die haben Geisteswissenschaften
studiert, finden Technik interessant
machen, gerne Technikfolgenabschätzung.
Wir haben so ziemlich alles da, was ihr
euch nur vorstellen könnt. Und
grundsätzlich sind die Haecksen ein Chaos-
Treff offiziell. Das heißt, wir sind kein
Verein, kein offiziell angekündigter Erfa
und unser Spendenkonto liegt bei Entropia,
dem Karlsruher CCC, und der ist
gemeinnützig. Das heißt, wenn ihr unsere
Arbeit unterstützen wollt, dann könnt ihr
da gerne hinschicken. Und dann kriegt ihr
sogar was für eure Steuererklärung. Das
finden wir gut, weil dadurch finanzieren
wir unsere Assembly. Wir haben dieses Jahr
zum Beispiel Mikrofone gekauft. Die haben
nur bis Tag Zwei gehalten, deswegen ist
meine Stimme hinüber. lacht Aber, wir
haben uns dieses Jahr damit beschäftigt:
„Warum heißen wir eigentlich Haecksen und
was bedeutet das?“ Das heißt, die nächsten
Folien sind orange markiert, und das ist
eine Triggerwarnung für so ziemlich alles
Negative, was ihr euch vorstellen könnt,
was manche Menschen anderen Menschen
antun. Diejenigen, die da ein bisschen mit
Probleme haben – und das kann ich voll
nachvollziehen, weil das wird jetzt gleich
nicht einfach –, sind die Folien so
markiert, und vielleicht guckt ihr mal
einen Moment nicht hin und haltet euch die
Ohren zu, weil danach kommt, wird’s
wieder besser. Ich versprech’s, ich hab
die Folien gemacht. Auf jeden Fall
Hexenverbrennung. Warum heißen wir
Haecksen Haecksen? Das ist ein Wortspiel
bezüglich Hexe, aber auch Hacker. Und die
Kombination dazu führte zu diesem „ae“ in
diesem Begriff. Das erinnert natürlich
ganz stark an die sogenannten
Hexenverbrennungen ungefähr 1450 bis 1550
nach Christus natürlich, die vor allem in
Europa stattgefunden haben. Jetzt muss man
sich überlegen, in welchem Kontext haben
die stattgefunden? Zum einen gab es da
den Kontext, dass bis ungefähr 1400, 1300
lebten die Menschen in diesen
Dorfgemeinschaften zusammen und haben
Teile der Ackerfläche geteilt. Das nennt
man dann Allmende. Das heißt, Menschen,
die nicht in ’nem großen Familienkomplex
unterwegs waren, wie zum Beispiel Witwen
oder ledige Frauen waren über die
Allmende … hatten da noch ein
gewisses Bauerngrundstück, konnten
zumindest ihren Lebensunterhalt da
irgendwie anbauen und sich selbst
versorgen. Diese Allmende ist allerdings
in den Jahren vor 1450 fast vollständig
abgeschafft worden. Die wurde eingezäunt,
sprichwörtlich eingezäunt, aufgeteilt und
Menschen dann zugeordnet. Das bedeutet,
dass dann die ledigen Frauen und Witwen,
aber auch andere Menschen, die nicht, wie
gesagt in einem starken Familienverband
sind, keinen Zugriff mehr hatten auf eine
Fläche, wo sie zumindest ihre Kartoffeln
anbauen konnten und den schlimmsten Hunger
vermeiden konnten. Das hat zu Aufständen
geführt, zu sehr großen Aufständen, die
sehr weitflächig waren, es wurde trotzdem
gemacht. Aber die Aufstände waren sehr
groß. Dazu muss man noch bemerken zu
Zeiten, ungefähr 1450 war außerdem die
Kleine Eiszeit. Das heißt, die Ernten
gingen runter. Die generelle Menge des
Essens wurde reduziert. Außerdem wurden
die Löhne stark reduziert. Man sieht hier
die Menge an Kilogramm in Getreide, die
plötzlich sich fast halbieren und von
’nem normalen Arbeiter, von einer
normalen Arbeiterin, und wenn die sich
fast halbieren, dann heißt es, diese
Menschen haben tatsächlich in diesen
Jahren Hunger gelitten. Die wurden nicht
mehr ausreichend für ihre Arbeit bezahlt.
Das heißt, die Allmende wird abgeschafft,
und die Menschen leiden Hunger. Die kleine
Eiszeit ist da. Es kommen Pestrollen;
Pestwellen rollen durch Europa, immer so
alle 20 Jahre die nächste. Es wird
behauptet, ein Drittel der Bevölkerung ist
gestorben. Ich glaube neueste Forschungen
sagen es war ein bisschen weniger, weil
die Aufzeichnungen zu dem Zeitpunkt auch
schwierig waren. Es gab zu wenig Menschen an
sich. Die Bevölkerung war zu wenig, es gab
sehr viel Arbeitbedarf, aber die Menschen
waren einfach nicht da. Das heißt, es gab
auch ein starkes Interesse daran, dass es
Babys gibt, Kinder, dass sie aufwachsen,
um die Arbeit zu machen, die, auch zum
Beispiel die herrschende Gruppierung haben
wollte. Die ganze Situation hat dazu
geführt, dass sogenannte Bauernaufstände
stattgefunden haben. Wenn wir uns aber die
Historie genauer anschauen, dann sind das
nicht per se Bauernaufstände, sondern es
ist möglicherweise eine abwertende
Bezeichnung, sondern, dass es tatsächlich
zum Beispiel Frauenaufstände sind.
Generell Aufstände von fast allen, die
diese Zustände absolut untragbar fanden,
weil sie hatten Hunger, und sie hatten
Probleme, und die Pest rollte durch, und
niemand hat diese Krankheit verstanden.
Und so weiter und so fort. In mindestens
6 von 21, nein 31 Aufständen in
Frankreich die wurden rein von Frauen
gemacht, und alle anderen wurden
maßgeblich auch von Frauen mitgestaltet.
Da waren aber auch die Bauern, die
Arbeiter, die Handwerker und die Soldaten
mit dran beteiligt. Das war eine
gemeinschaftliche Aktion. Das als
Bauernaufstände zu bezeichnen, ist
möglicherweise nicht ganz korrekt.
Außerdem fällt euch vielleicht auf, dass
zu dem Zeitpunkt, als die Hexenverbrennung
am höchsten war, ihr seht da oben die
Menge an … jetzt fällt mir das englische
Wort ein, an Prozessen und unten drunter
die Menge der Tode, die tatsächlich
stattfand, zu diesem Zeitpunkt war
außerdem fing es an, dass Martin Luther
die 95 Thesen an die Wand geschlagen hat.
Und natürlich der Versuch, den
Protestantismus und die Kritik an der
Religion, an dem Katholizismus
zurückzuschlagen, endete in dem
Dreißigjährigen Krieg. Das heißt, es gab
über 30 Jahre Pest, schlechte Ernten,
Religionskriege an allem drum und dran,
und zu diesem Zeitpunkt waren die
Hexenverbrennungen, die sogenannten
Hexenverbrennungen, am höchsten. Und sie
waren nicht nur lokal beschränkt. Sie
haben sich über fast ganz Europa gezogen,
mit einem besonders großen Schwerpunkt
rund um Straßburg, Baden-Württemberg.
Insgesamt sind 40-60 000 Menschen
höchstwahrscheinlich dabei gestorben, in
protestantischen Gebieten 85% davon
Frauen. Es wurden auch Menschen jüdischen
Glaubens und Homosexuelle verfolgt, in
katholischen Gebieten um die 75% Frauen.
Aber das ist nicht das Einzige,
was passiert ist. Weil man könnte jetzt
glauben: „Naja, das waren halt Menschen,
die waren halt unangenehm, die wurden
verfolgt“. Da gab es vielleicht
möglicherweise eine Hysterie und
eine komische kausale Kette. Können wir
natürlich jetzt nicht nachvollziehen. Wir
sind ja alle so aufgeklärt. Aber was da
auch passiert ist, ist, dass Horden junger
Männer in Frankreich und Italien durch die
Städte gezogen sind, bis in die Wohnung
von jungen Frauen, als Dienstmägde etc.
die Türen eingetreten haben und diese in
Gruppen vergewaltigt haben. Und das war so
groß, dass bis zu der Hälfte der Männer,
die in diesen Orten gelebt haben,
mindestens einmal daran teilgenommen
haben. Und das ist wissenschaftlich
geprüft. Das heißt, das ganze Klima da,
war so frauenfeindlich in dieser
Situation, dass eine Frau, die
möglicherweise nicht verheiratet war,
schlicht nichts wert war. Und dann kann
man die auch verbrennen, weil damit kann
man zum Beispiel den Bauern, sogenannten
Bauernaufstand, auch niederschlagen. Weil
da sind sehr viele Frauen mit dabei. Wenn
man also die Wut umlenkt auf die
Personen, die mithelfen, diese Aufstände
anzuzetteln, indem man sie nach Gender
selektiert und dann mal einfach mal weg
guckt als Justizsystem. Weil zu dem
Zeitpunkt waren die Justizsysteme schon
gut genug, die wussten, was da passiert,
und die haben nichts dagegen getan. Sie
hätten sicherlich nachts dagegen was tun
können, gegen diese Banden, und sie haben
es nicht getan. Das ist also eine bewusste
Entscheidung des Staates, teure
Hexenprozesse zu finanzieren und diese
Banden von Menschen, die andere Menschen
vergewaltigen, durch die Städte ziehen zu
lassen. Und so war das Klima zu dem
Zeitpunkt. Deswegen denken wir nicht
unbedingt, dass es eine Hexenverbrennung
war, sondern dass es ’ne Frauenverfolgung
war. Das Ergebnis von dieser Phase führte
dazu, dass danach das Bild der Jungfrau,
der Mutter oder der Hure etabliert wurde.
Und mit diesem Bild kämpfen wir ja immer
noch. Du bist entweder jungfräulich,
friedlich, wunderbar, oder du bist Mutter,
du kümmerst dich ums Kind. Es gab ja
Bevölkerungsrückgang, das heißt die
Geburten waren wirklich notwendig. 1650
hat Frankreich eingeführt, dass Schwangere
sich melden mussten. Und wehe sie waren
nicht verheiratet, da durfte man ihnen
nicht helfen. Oder du bist Hure, weil
alles andere kannst du nicht sein. Du
kannst keine selbstbewusste, erfolgreiche
Frau sein, die auch ein Kind hat, zum
Beispiel, aber die vielleicht nicht mal
mit ihrem Partner zusammenlebt, weil das
nicht ganz so geklappt hat. Das Konzept
ist nicht okay. Jetzt würden wir ja
annehmen, dass wir das seit 30 Jahren
vielleicht mal so überwunden haben.
Madonna kennt hier jeder. Ich meine, das
Thema müsste eigentlich durch sein. Aber
wir sind damit leider noch nicht durch,
offensichtlich. Was man auch so sagen
kann, ist, eine Form der Bestrafung, die es
damals gab ist es Frauen, die zu viel
geredet haben, ein Metallgitter über den
Kopf zu ziehen und sie dann alleine durchs
Dorf zu führen und zur Schau zu stellen,
weil sie ihre Zunge nicht im Zaum halten
konnte. Eine gewisse Form ist – dieser Form
von Pranger –, Art ist sehr ähnlich zu anderen
Dingen, die gerne mal passieren. Und ich
finde, die Assoziation mit diesem Bild
macht vielleicht deutlich, warum Menschen
ihre Meinung reden sollten, solange sie
die Freiheit von anderen nicht übermäßig
einschränken. So, das war die Historie.
Natürlich ist alles jetzt viel besser. Wir
haben ein unabhängiges Justizsystem, wir
sind alle aufgeklärt, wir können alle
lesen und schreiben – viele, nicht alle.
Hoffentlich kriegen wir noch alle damit
dazu. Aber wir machen das natürlich alles
besser. Jetzt kommt der zweite Teil, jetzt
wird es richtig eklig. Wichtig ist: die
Statistiken, die ich jetzt habe, sind
leider nur im rein binären Format. Das
heißt, Transpersonen sind unsichtbar in
diesen Statistiken, nicht-binäre Personen
werden nicht erfasst. Personen mit
Migrationshintergrund sind teilweise nicht
erfasst. Da herrscht ein großes
Dunkelfeld, und das ist nicht in Ordnung.
Ich bringe euch das, was wir haben. Aber
besser geht’s leider nicht. Fangen wir
mal leicht an. Es gibt eine EU-Studie von
2014, die ist auf komplett Europa gemacht
worden. Und da sieht man, dass 22% der
Frauen in Deutschland berichten, dass
sie schon einmal Gewalt in der Beziehung
erlebt haben. Das ist jetzt ein Viertel,
ein Drittel bis ein Viertel, das ist also
in dem Fall ein Viertel. Ich habe gehört,
die Zahlen geht teilweise hoch bis auf ein
Drittel. Das ist so ein bisschen
unangenehm. Jede vierte Frau erlebt Gewalt
in der Beziehung. Das kann nicht sein. 5%
berichten von Vergewaltigung. Fünf
von Hundert Frauen wurden schon einmal in
ihrem Leben vergewaltigt. Wir haben 300
Haecksen. Das könnt ihr jetzt mal
umrechnen, was das bedeutet. Das ist aber
nur statistisch. Das heißt nicht, dass ich
weiß, dass da irgendwas wäre oder was auch
immer und das heißt auch nicht, dass immer
jede dritte Person das auch auf jeden Fall
gemacht hat. Aber wenn man sich das
statistisch so ein bisschen visualisiert,
versteht man ja die Größe von diesen
Zahlen. Dann steht da noch 53% der
Frauen passen ihr Verhalten, wenn sie
unterwegs sind oder im Leben oder in der
Partnerschaft an, um nicht Opfer von
solchen Sachen zu werden, um nicht
Betroffene von solchen Sachen zu werden.
53%. Mehr als die Hälfte der Frauen
kontrollieren ihr Verhalten, um zu
schauen, was das für ein Effekt auf die
Gegenüber auf den Gegenüber hat, um solche
Situationen zu vermeiden, wenn ihr also
glaubt, eure Partnerin, die Person, die
ihr gerade trefft, eure Kollegin wäre
frei. Das ist sie nicht, denn nur ganz
wenige haben nicht den Reflex, noch zu
kurz zu kontrollieren, ob z. B. die Lounge
böse, dunkle Ecken hat, wo sie
vorsichtshalber nicht reingeht, bevor sie
sich den Drink holt. Dann sagt die FAZ
noch, die hat mit ’nem Kriminologen
geredet, der meinte „Na ja, von 100
Vergewaltigungen werden nur 15 angezeigt
und davon 5 bis 21 Prozent auch
erfolgreich in dem Prozess betreut.“ Das
heißt auch wenn ihr wisst, das war falsch
und es ist falsch, könnt ihr es nicht
beweisen. Der Prozess wird nicht
funktionieren und ihr geht nicht hin und
ihr werdet es nie melden. Das ist sehr
negativ für diese Aufarbeitung von der
Situation. Und das ist eigentlich eine
Unverschämtheit. Aber es ist halt gerade
so, wie es ist. Aber es gibt auch positive
Dinge. Gruppen / Themen, wo wir zusammen
rutschen, Fußball-Weltmeisterschaften,
Olympia, alles wunderbare Sportereignisse.
Da haben die Engländer mal eine Statistik
gemacht und festgestellt: Nur wenn die
englische Nationalmannschaft oder die
Mannschaft, von dem man ein Fan ist,
unentschieden oder gewinnt, dann steigt
die Partnerschaftsgewalt nur um 25%
Wenn Sie verlieren, um 36%. Doof.
Ich glaube nicht, dass die Zahlen
anders sind für Deutschland. Geht's
aber weiter, denn wir haben leider auch
noch Tote. Es gibt Tötungen. Ich versuche
jetzt, das Wort Tötung zu verwenden, weil
der Mordparagraph so ein bisschen speziell
ist. Und da gibt es noch ein paar
komplizierte Fälle dadrum und Begründungen,
da müsst ihr euch mal so eine Erklärung
vom Bundesgerichtshof von 2008 anschauen.
Warum es eine Tendenz zu Morden bei Frauen
gibt und bei Männern häufiger Tötungen
und so weiter … die Juristen sind an dem
Thema dran, die Juristen und Juristinnen.
Generell, wenn man sich z. B. die BKA
Statistik von 2017 anschaut, dann haben
wir da 113 000 Fälle, bei denen Frauen
Opfer von Partnerschaftsgewalt werden. Für
den Kontext habe ich auch noch die Zahlen
mitgebracht, bei denen Männer Opfer von
Partnerschaftsgewalt werden. Es findet
nämlich auch statt, und es ist auch nicht
okay. Es sind circa 20 000. Um jetzt noch
mehr Kontext zu geben, habe ich auch mal
in dieser BKA Statistik nachgeguckt, wie
viel Wohnungseinbrüche es gibt. Nun, über
Wohnungseinbrüche unterhält man sich ja
schon ab und zu mal, nicht wahr? 116 000,
mehr als Partnerschaftsgewalt, also von
Frauen bezüglich Männern und weniger als
Partnerschaftsgewalt im Allgemeinen.
Darüber redet aber kaum jemand, nicht
wahr? Und wenn man dann noch die
Femizidzahlen anschaut, die Zahlen bei den
Frauen von ihren Partnern oder Ex-Partnern
umgebracht werden über die Jahre – 2017
habe ich mir extra angeschaut, deswegen
ist da noch ein bisschen mehr dabei – dann
sieht man, dass die relativ konstant
bleiben, bei 150 bis 135 momentan. Die
Zahl von 2019 war vorläufig als ich die
Präsentation gemacht habe. Deswegen habe
ich da auch nicht die Zahl der Männer, die
von ihren Ex-Partnerinnen getötet worden
sind. Und generell kann man sagen: immer
dreimal so viel wurden versucht zu töten,
getötet zu werden. Wenn man jetzt genau
schaut – ich weiß nicht ob ihr das in der
Presse verfolgt – 350 ist so ungefähr die
Tage pro ein Jahr. 365 Tage im Jahr, nicht
wahr? Das heißt, statistisch gesehen wird
jeder Tag versucht, eine Frau von ihrem
Partner / Ex-Partner wird umgebracht zu
werden, umzubringen. Und allen dritten Tag
sind sie erfolgreich. Das ist ein bisschen
viel. Das ist wirklich viel zu viel,
ehrlich gesagt. Es wird aber noch
schlimmer. Denn „Die Zeit“ und „Vice
Österreich“ haben für 2018 die Einzelfälle
zusammengezogen und dann gehe ich jetzt
mal zu meinem Laptop, damit ich das besser
sehen kann. Da hätten wir den ersten Fall:
60 Jahre Ehe. Sie ist – glaube ich – 89,
und sie möchte in ein anderes Pflegeheim,
um endlich ihre Ruhe zu haben. Da schlägt
er sie einfach mal tot. Dann ist sie, aber
was macht er? Den hab ich rausgezogen,
weil das ein Onlinephänomen ist. Stalking
kommt da relativ häufig vor in diesen
Einzelfällen. Er baut sich ein Fake-
Profil, nähert sich an, besorgt sich einen
Schlüssel, kommt da rein, bringt sie um
und ist auch noch der Meinung: Mord kann’s
nicht gewesen sein. Dann haben wir das
nächste. Diesmal hat sie sich mit einem
studierten Informatiker getroffen. Er
kommt in die Wohnung, nimmt sich einen
Hammer, schlägt sie tot, greift sich die
Schwester, misshandelt die so brutal, dass
sie immer noch nicht aufgewacht ist. Und
das wirklich das Allerletzte ist, dass im
letzten Fall ist es die Gestorbene, die
Getötete, erst 15 Jahre alt, und sie war
schon bei der Polizei, und sie hat ihn
angezeigt, wegen Bedrohung, Nötigung und
Verletzung. Und das ist was, was mit 15
Jahren nun wirklich nicht machen muss. Das
kann einfach nicht sein. Und wenn das
nicht schon bedrückend genug ist und
fürchterlich genug ist, dann müssen wir
uns nur überlegen, dass Frauen in der IT
in einer Entwicklungsgruppe von ca. 10
Personen im Schnitt arbeiten. Davon sind
dann vielleicht 2 Frauen, da sind 5%
möglicherweise Menschen, die
homosexuell sind. Mal ab und an ist auch
eine Transperson drin und statistisch
gesehen sind von den cis-Männern jeder
Dritte, jemand, der schon in irgendeiner
Form, in irgendeiner Phase seines Lebens
eine Variante von Übergriff auf eine Frau
gemacht hat oder noch machen wird. Das ist
kein Vorwurf an die Menschen, die da
jetzt arbeiten, und das ist eine rein
statistische Größe. Aber das ist in der
Art und Weise, wie man vielleicht
versteht, warum wir die ganze Zeit immer
von Klima reden, was sich ändern muss. Das
ist dieses ominöse Patriarchat, von dem
viel geredet wird. Das ist das, was sich
ändern muss. Und diese Zahlen und diese
Einzelfälle geben vielleicht wirklich eine
deutliche Erklärung, was wir meinen, wenn
wir sagen, wir müssten da ran. Wir müssen
was ändern, und alle müssen daran
helfen, weil es wirklich fürchterlich ist.
Aber, glücklicherweise gab es schon zu
Zeiten der Hexenverbrennungen Lichtblick.
Denn als die baskischen Fischer gehört
haben, dass ihre Frauen und Töchter als
Hexen abgeführt werden, sind sie von ihrem
Fischfang zwei Monate zu früh
zurückgekommen und haben den Konvoi
überfallen und haben ihre Frauen und
Töchter befreit. Was damals schon ging,
geht heute auch. Wir haben schon viele
Menschen getroffen, die mitmachen wollen,
die da einfach dagegen sich stemmen. Und
wir müssen einfach noch mehr
zusammenarbeiten, uns noch mehr dagegen
stemmen. Und was die Haecksen machen die
ganze Zeit ist, wir wissen über diese
Sachen. Wir klären uns selber auf über
Femizid, wir beißen uns durch dieses harte
Thema. Und währenddessen machen wir
Frühstücke. Wir bauen unser Lagerfeuer,
wir machen Hebocons. Wir reden über den
Ort, den unsere Assembly sein soll. Ein
positiver Versammlungsort, bei dem wir
Menschen treffen, die ähnlich sind wie
wir, über die wir mit solchen Themen reden
können. Wir machen Memorials, um die
teilweise vergessenen Personen, zum
Beispiel Frauen in der IT und in der
Technik und Naturwissenschaft, zu ehren.
Damit wir erinnern, dass es
Rollenvorbilder gibt, die schon immer
dagegen gestanden haben. Und vielleicht
ist eins von diesen Memorials der Grund
für eine kleine Junghaeckse, die am
Junghackertag da war, zu sagen „Ich mach
das. Ich werde weiter in der Technik
bleiben.“ Oder „Ich werde mich weiter
aktiv mit Technik an sich beschäftigen und
Digitalisierung beobachten. Ich werde das
gestalten.“ Was wir auch machen, sind
Postkarten und Briefmarken und was andere
Menschen tun, die wie zum Beispiel
Elektrolad ist, ebenfalls Postkarten,
Briefmarken zu machen und sie einfach
ebenfalls mit unters Volk zu bringen. Das
machen die Hexen nicht alleine, da machen
auch viele andere Leute mit. Wir lesen
auch Bücher. Zum Beispiel, ich habe jetzt
mal drei mitgebracht, das ist unsere
feministische Bücherei, die wir auf dem
Camp gegründet haben. Jedes Mal bringen
Hexen andere Bücher mit und die ist dann …
sieht dann jedes Mal anders aus. Der
Workshop gestern war super, und wir machen
einfach noch mehr weiter. Wir haben jetzt
eine neue Homepage. Wir haben jetzt
endlich Mailinglisten, was uns
organisatorisch sehr viel helfen wird. Wir
haben jetzt eine eigene Nextcloud, und wer
NGO-Arbeit macht, der weiß, das ist sehr
hilfreich. Wir haben jetzt die Software
und die Technik da, um sehr viele Dinge
ganz toll zu machen. Wir haben unser
erstes Camp Village dieses Jahr gehabt.
Wir haben jetzt eine Erfa-Repräsentantin
oder unsere Chaostreff-Represäntantin im
Erfarat bekommen, also viel mehr mit aus
dem ganzen Regio CCC Bereich. Wir haben
thematische AGs angefangen zu gründen. Die
Klima AG hat sich vor allem um den
Klimastreik im November gekümmert, und es
entsteht ein bisschen was Neues bezüglich
Bias. Bias sind Datensätze im
Machinelearning, das hat feministische,
aber auch technische Aspekte, die wir sehr
spannend finden. Wir haben dieses Jahr 2
Geekends gehabt, und es sieht so aus, als
gäbbe es die bald wieder. Es gab noch mehr
Memorials, und wir sind 30 geworden.
Yuhuu! lacht
Applaus
Außerdem gibt es so viele neue lokale
Gruppen, dass wir so langsam ein kleines
Netzwerk haben. Die sind meistens in
Hackspaces vom CCC mehr oder weniger gut
integriert. Die machen Python, die lesen
Bücher und gehen zum Girls’ Day und machen
da Vorträge. Die treffen sich zum
Frühstück, treffen sich unter der Woche
abends nach der Arbeit. Die meisten von
ihnen treffen sich bis zu drei Stunden
exklusiv im Space. Und das klappt
hervorragend. Und es hat einen sehr
positiven Effekt auf die Spaces, von denen
ich weiß, dass es funktioniert. Denn dann
tröpfeln auch wieder mehr Menschen in den
CCC zurück. Und dieses Jahr begrüßen wir
Bamberg und Frankfurt und hoffen wir
nächstes Jahr noch mehr. Bei 300 Haecksen
geht da noch was. Daraus folgend haben wir
im Camp beschlossen, zusammen mit den
„Frauen und Computer Kram“-Gruppen und
anderen freien Gruppen die Seite nifti.org
zu gründen, wo alle Gruppen, egal zu
welcher Kombination sie jetzt gehören,
verzeichnet sind: alle FNIT-Gruppen, sodass
man, wenn man in der Region wohnt, leicht
diese finden kann, sich dort melden kann
und mitmachen kann. Die findet ihr also
dementsprechend jetzt im Internet. Und wir
haben dieses Jahr auf dem Kongress so viel
Programm gemacht, dass meine Stimme
deswegen gestern Abend hinüber war. Ich
finde, Tag drei allein ist schon der
Hammer. Das ist zum größten Teil ist das
Programm von den Haecksen. Aber da sind
auch ein paar Sachen drin, von Menschen
und Themen, die wir sehr wichtig fanden.
Die sind da auch mit drin, und es reicht
ehrlich gesagt über alles. Aus
gesundheitlichen Gründen, so
Konstellationen machen wir Yoga. Nicht
alle von uns, aber viele. Es geht auch um
Menstruation. Es geht auch um die
feierliche Verlesung des Ärgers. Es geht
um Datenschutz, es geht um Biodiversity.
Es geht um alles, was wir machen wollen.
Es geht ums Stricken zum Beispiel. Wir
machen alles, nicht wahr? und wir sind
schon fast durch. Dieses Jahr machen wir
einfach doppelt so viel, ok? Also natürlich!
Wir haben ein ganzes Jahr Zeit, kein Camp
zwischendrin, das wird super. lacht Und
damit sind wir jetzt bei 2020 angekommen.
Und natürlich machen wir alles noch viel
mehr, nicht wahr? Das Easterhegg ist In
Hamburg, da haben wir eine sehr gut
integrierte Haecksengruppe die sich Geekfem
nennt. Dementsprechend werden die Haecksen
definitiv auf dem Easterhegg sein.
Möglicherweise gehen die Haecksen campen.
Mal schauen, wer von den Haecksen da
mitmachen will. Wir haben schon eine Wiese.
Die Frage ist, hat diese Wiese Internet? Und
es gibt ein oder zwei Geekends, das war
jetzt gestern auf dem Plenum nicht ganz so
klar, aber ich bin mir sicher, wir finden
das raus. Das Schöne an diesen Geekends
ist, sie sind im Schnitt vom CCC
gefördert, weswegen wir die relativ
kostenneutral für viele Menschen machen
können. Wenn ihr eine neue lokale Gruppe
seid, dann meld uns einfach unter
info@haecksen.org und dann kommt ihr
einfach ins Plaudermumble. Das ist einmal
im Monat, neuerdings. Und da reden wir
über Dinge. Und wenn ihr eine Haeckse
werden wollt, dann redet bitte persönlich
mit uns und hinterlasst eure E-Mail-Adresse.
Sonst ist das nicht möglich. Ihr müsst ein
persönliches Gespräch von circa 1-2
Minuten mit einer Haeckse haben, sonst
klappt das nicht. Was wollte ich noch
sagen? Ja, kleiner Tipp , wenn wir sagen
Frühstück, dann ist das – oder
Plaudermumble –, dann ist das eine sehr
niedrig-barrierige Beschreibung, bei dem
es um inhaltliche, aber um alles gehen
kann. Wenn es Orgamumble heißt, dann ist
es sehr langweilig und wir checken nur
Projektziele ab. Das heißt, es lohnt sich,
Plaudermumbles oder Frühstücks bei uns zu
besuchen, weil da gehen dann die
interessanten Themen, aber die schreiben
wir vielleicht manchmal einfach nicht in
den Abstract oder sowas. Und damit sind
wir fertig. Ihr könnt gerne Fragen
stellen, und sonst gibt's Kuchen. Den
schneiden wir jetzt wirklich an!
Applaus
Herald: Also, gibt es Fragen? Oder wollt
ihr alle Kuchen essen?
Melzai: Der ist gut!
Herald: Gibt es Internetfragen? Auch
nicht?
Melzai: Es ist schwierig.
Herald: Alle haben Hunger. Ahh, eine
Person, bitte Mikrofon zwei.
Mik 2: Hallo, ich habe eine Frage, und
zwar, ich bin einer von diesen Menschen,
der überhaupt keine Ahnung von Technik hat
und für mich wären die Haecksen so ein
Ort, wo ich die Hoffnung hätte,
niedrigschwellig lernen zu können, und
meine Frage an euch wäre, ob ihr euch
vorstellen könntet, so Einsteiger*innen
Workshops und so noch mehr zu machen. Also
wirklich so ganz, ganz, ganz basic für
Menschen, die diese ganzen Abkürzungen
noch nicht einmal verstehen, die so
benutzt werden?
Melzai: Überraschenderweise gab es dieses
Jahr keine davon, und die letzten Jahre
haben wir diverse davon gemacht. Also ich
denke, nächstes Jahr, wir sind ja als Haecksen
auf dem Kongress vor allem aktiv, nächstes
Jahr gibt es ja dann vielleicht wieder
welche. Das wäre sicherlich toll. Du
kannst auch gerne einfach deinen Wunsch
schreiben. Und dann findet sich jemand,
weil Wünsche zu formulieren. Das ist für
manche Menschen viel leichter zu
realisieren. Da gibt’s einen Bedarf, und
das machen wir gerne. Es gab z. B. schon
einen Bedarf, herauszufinden, wie man ein
Türschloss wechselt. Das hat
expartnerschaftliche Gründe. Und dann hat
die Lockpicking Assembly eine Tür
gestellt, und es gab einen 30 Minuten
Workshop, und es waren 30 bis 40 Personen
da, die wirklich rausfinden wollten,
welche Schraube sie jetzt drehen müssen,
dieses Türschloss zu wechseln. Genau.
Melde bitte gerne deine Wünsche an, und
ich nehme, ich denke wir nehmen das in die
Liste auf von Sachen, wo wir nächstes Jahr
auf jeden Fall drauf achten und sonst
generell in den lokalen Gruppen passiert
das tatsächlich. Wenn du also in der Nähe
von einer bist, kannst du dich da einfach
im Laufe des Jahres bereits weiterbilden.
Mik 2: Dankeschön.
Herald: So, wie schaut’s aus?
Melzai: Alle warten auf den Kuchen.
Herald: Offensichtlich
Melzai: Der ist auch toll, der kam zu spät
zur Party, jetzt ist er übrig.
Herald: Er schaut sehr gut aus.
Melzai: Er muss jetzt leer werden. Das
schafft ihr? Gut. Aber ich schneide den
nicht an, das macht jemand anderes.
Herald: Also ähm … Applaus und Kuchen!
Melzai: Ihr wollt alle dasselbe lacht
Applaus
36c3 Abspann
Untertitel erstellt von c3subtitles.de
im Jahr 2020. Mach mit und hilf uns!