Soweit wir wissen, gab es im mittelalterlichen England nie eine Invasion durch Eiszombies. Es wurde auch nie von Drachen terrorisiert, doch es wurde erschüttert von einem Machtkampf zwischen zwei Adelsfamilien, der Generationen überdauerte und in den zahlreiche Charaktere mit komplexen Motiven und wechselnden Loyalitäten verwickelt waren. Wenn das bekannt klingt, dann weil diese historischen Konflikte, auch bekannt als die Rosenkriege, als Grundlage für einen Großteil des Dramas in "Game of Thrones" dienten. In Wahrheit wurde die Kriegssaat gesät als König Eduard III. im Jahre 1377 starb. Eduards ältester Sohn war vor seinem Vater gestorben, doch Richard II., sein 10-jähriger Sohn, bestieg den Thron vor Eduards drei überlebenden Söhnen. Das Überspringen einer ganzen Generation führte zu anhaltenden Thronansprüchen unter ihren verschiedenen Nachkommen, vor allem den Lancasters, den Nachkommen von Eduards drittem Sohn, und den Yorks, die von Eduards viertem Sohn abstammten. Der Name der nachfolgenden Kriege kommt von den Symbolen, die mit beiden Familien verbunden waren: der weißen Rose von York und der roten Rose von Lancaster. Die Lancasters bestiegen erst den Thron als Richard II. im Jahre 1399 von seinem Cousin, Heinrich IV., abgesetzt wurde. Trotz vereinzelter Unruhen blieb ihre Herrschaft bis 1422 gesichert, als nach dem Tod von Heinrich V. auf dem Schlachtfeld Heinrich VI., ein Kleinkind, König wurde. Er war willensschwach und wurde von Beratern bevormundet, doch um sich Rückhalt in Frankreich zu sichern, gelang es schließlich, ihn zur Heirat mit Margarete von Anjou zu bewegen. Sie war schön, zielstrebig und verfolgte jede Bedrohung ihrer Macht. Am meisten misstraute sie Richard von York. York war enger Berater des Königs und sein treuer General. Jedoch wurde er zunehmend von der Königin verdrängt, die ihre eigenen Unterstützer bevorzugte: die Grafen von Suffolk und von Somerset. Yorks Kritik an ihrer ungeschickten Kriegsführung gegen Frankreich führte zu seiner Verbannung vom Königshof und seiner Abschiebung nach Irland. Inzwischen führten militärische Fehlschläge sowie die korrupte Herrschaft Margaretes und ihrer Verbündeten zu immer mehr Unzufriedenheit im Lande, und inmitten dieses Chaos kehrte Richard samt Armee zurück, nahm Somerset fest und reformierte den Hof. Zunächst erfolglos witterte er bald seine Chance, als er zum Protektor des Königreichs ernannt wurde, da Heinrich einen Nervenzusammenbruch erlitten hatte. Aber nach nicht mal einem Jahr erholte sich Heinrich plötzlich und die Königin überzeugte ihn davon, Yorks Reformen rückgängig zu machen. York floh und stellte erneut eine Armee auf. Obwohl er nicht sofort den Thron besteigen konnte, schaffte er es erneut, zum Protektor ernannt zu werden. und sich und seine Erben als Thronfolger Heinrichs ausrufen zu lassen. Doch statt unter einer Krone endete Yorks Kopf auf einem Spieß, nachdem er im Kampf mit den Getreuen der Königin getötet worden war. Sein junger Sohn übernahm das Zepter und wurde zu Eduard IV. gekrönt. Eduard war gegen die Lancasters militärisch sehr erfolgreich. Heinrich wurde eingesperrt, während Margaret mit Eduard von Westminster, ihrem angeblich grausamen Sohn ins Exil floh. Doch der neue König machte einen tragischen politischen Fehler, indem er die arrangierte Ehe mit einer französischen Prinzessin nicht einging, um heimlich die Witwe eines unbedeutenden Adeligen zu heiraten. Das entfremdete ihn von Graf von Warwick, seinem mächtigsten Verbündeten, Warwick verbündete sich mit den Lancasters, wiegelte Georg, Edwards eifersüchtigen jüngerer Bruder, gegen ihn auf und schaffte es sogar kurzzeitig, Heinrich als König wiedereinzusetzen. Doch es hielt nicht lange. Eduard bestieg erneut den Thron, der Prinz von Lancaster wurde in einer Schlacht getötet, und Heinrich selbst starb kurz darauf in Gefangenschaft. Von da an war die Herrschaft von Eduard IV. friedlich, doch nach seinem Tod 1483 ging das Blutvergießen weiter. Obwohl sein zwölfjähriger Sohn die Nachfolge antreten sollte, erklärte Eduards jüngerer Bruder, Richard III., seine Neffen für unehelich, weil ihr Vater heimlich geheiratet hatte. Er beanspruchte die Regentschaft für sich und steckte die Jungen ins Gefängnis. Obwohl niemand weiß, was zuletzt aus ihnen wurde, verschwanden die zwei Prinzen nach einer Weile und Richards Herrschaft schien sicher. Allerdings wurde er schon nach zwei Jahren gestürzt. Heinrich Tudor, der dafür die Meeresenge des Ärmelkanals überquerte, war ein direkter Nachfahre des ersten Herzogs von Lancaster. Nach dem Tod seines Vaters in einer Rebellion, wuchs er im Exil auf. Da die Machtergreifung Richards III. die Yorks gespalten hatte, gewann Heinrich Unterstützung für seinen Anspruch auf den Thron. Er stellte in Frankreich eine Armee auf, überquerte 1485 den Kanal und schlug rasch Richards Streitkräfte. Indem er Elisabeth von York heiratete, die ältere Schwester der verschwundenen Prinzen, vereinte der frischgekrönte Heinrich VII. die zwei Rosen und beendete damit einen Krieg, der beinahe ein Jahrhundert gedauert hatte. Oft denken wir, dass historische Kriege entscheidende Konflikte mit klar definierten Gewinnern und Verlierern waren. Aber die Rosenkriege sowie die durch sie inspirierte Literatur zeigen uns, dass Siege unsicher sein können, Bündnisse unbeständig, und selbst die Macht von Königen so flüchtig wie die Jahreszeiten.