Mein Thema heute ist:
"Seid Künstler, jetzt!"
Wenn das Thema angesprochen wird,
werden die meisten Menschen angespannt
und wehren sich dagegen:
"Kunst ernährt mich nicht
und ich bin gerade zu beschäftigt.
Ich muss zur Schule gehen,
einen Job bekommen,
meine Kinder in den Unterricht schicken..."
Sie denken: "Ich bin zu beschäftigt.
Ich habe keine Zeit für Kunst."
Es gibt Hunderte von Gründen, warum wir
gerade jetzt kein Künstler sein können.
Fallen Ihnen nicht auch gerade einer ein?
Es gibt so viele Gründe,
warum wir es nicht sein können,
Wir sind uns noch nicht einmal nicht sicher,
warum wir es sein sollten.
Wir wissen nicht, warum
wir Künstler sein sollten,
aber wir haben viele Gründe,
warum wir es nicht sein können.
Warum wehren sich Menschen sofort gegen
die Idee, sich mit Kunst zu beschäftigen?
Vielleicht denken Sie, dass
Kunst für die Hochbegabten
oder für die gründlich und
professionell Ausgebildeten ist.
Und einige von Ihnen denken vielleicht,
dass Sie sich zu weit von der Kunst entfernt haben.
Naja, vielleicht haben Sie das ja,
aber ich glaube das nicht.
Das ist das Thema meiner Rede heute.
Wir sind alle als Künstler geboren.
Wenn Sie Kinder haben,
wissen Sie, was ich meine.
Fast alles, was Kinder tun, ist Kunst.
Sie malen mit Buntstiften auf die Wand.
Sie tanzen zu Son Dam Bis
Tanz im Fernsehen,
aber man kann es nicht einmal Son Dam Bis Tanz
nennen – er wird zum eigenen Tanz der Kinder.
Da tanzen sie also einen seltsamen Tanz
und nötigen allen ihren Gesang auf.
Ihre Kunst ist vielleicht etwas,
das nur ihre Eltern ertragen können,
und weil sie diese Kunst
den ganzen Tag lang üben,
werden die Erwachsenen um sie herum
ehrlicherweise ein wenig müde.
Kinder führen manchmal Monodramen auf –
House-Musik zu spielen ist in der Tat
ein Monodrama oder ein Theaterstück.
Und wenn sie etwas älter werden,
fangen einige Kinder an zu lügen.
In der Regel erinnern sich Eltern
an das erste Mal, wenn ihr Kind lügt.
Sie sind schockiert.
"Jetzt zeigst du dein wahres Gesicht," sagt Mama.
Sie denkt: "Warum kommt er so nach seinem Vater?"
Sie fragt ihn: "Was für ein Mensch wirst du werden?"
Aber Sie sollten sich keine Sorgen machen.
Der Moment, in dem Kinder mit dem Lügen beginnen,
ist der Moment, in dem die Geschichten beginnen.
Sie reden über Dinge, die sie nicht sehen.
Es ist erstaunlich.
Ein wunderbarer Moment.
Eltern sollten feiern.
"Hurra! Mein Junge beginnt endlich zu lügen!"
Alles klar! Das muss gefeiert werden.
Zum Beispiel sagt ein Kind: "Mama, weißt du was?
Ich hab auf dem Heimweg ein Alien getroffen."
Dann antwortet eine typische Mutter:
"Lass den Unsinn."
Nun, ideale Eltern würden
folgendermaßen antworten:
"Wirklich? Ein Alien? Wie sah es aus?
Hat es irgendwas gesagt?
Wo hast du es denn getroffen?"
"Äh, vor dem Supermarkt."
Wenn Sie so eine Unterhaltung haben,
muss das Kind sich die nächste Antwort einfallen lassen
um das zu verantworten, was es angefangen hat.
Bald entwickelt sich eine Geschichte.
Das ist natürlich eine infantile Geschichte,
aber sich einen Satz nach
dem anderen auszudenken
ist das Gleiche, was ein professioneller
Schriftsteller wie ich macht.
Im Wesentlichen ist das nichts anderes.
Roland Barthes hat einmal über
die Romane von Flaubert gesagt:
"Flaubert hat keinen Roman geschrieben.
Er hat lediglich einen Satz nach
dem anderen miteinander verbunden.
Der Eros zwischen den Sätzen,
das ist die Essenz von Flauberts Roman."
Das ist richtig – einen Roman zu schreiben,
bedeutet grundsätzlich einen Satz zu schreiben,
und dann, ohne die Bedeutung
des ersten zu gefährden,
den nächsten Satz zu schreiben.
Und Sie fahren fort, Verbindungen herzustellen.
Schauen Sie sich diesen Satz an:
"Als Gregor Samsa eines Morgens aus unruhigen Träumen
erwachte, fand er sich in seinem Bett zu einem
ungeheueren Ungeziefer verwandelt."
Ja, das ist der erste Satz aus Kafkas Buch
"Die Verwandlung."
Durch das Schreiben eines
so unvertretbaren Satzes
und das Weiterschreiben,
um ihn zu rechtfertigen,
wurde Kafkas Werk ein Meisterwerk
der zeitgenössischen Literatur.
Kafka zeigte seine Arbeit nicht seinem Vater.
Er verstand sich nicht gut mit seinem Vater.
Ganz allein schrieb er diese Sätze.
Hätte er das seinem Vater gezeigt, hätte der
sich gedacht: "Mein Junge ist verrückt geworden."
Und das ist richtig. In der Kunst geht es darum,
ein bisschen verrückt zu sein
und den nächsten Satz zu rechtfertigen,
was nicht so viel von dem
unterscheidet, was ein Kind tut.
Ein Kind, das gerade angefangen hat zu lügen,
macht die ersten Schritte als Geschichtenerzähler.
Kinder machen Kunst.
Sie werden nicht müde und haben Spaß dabei.
Ich war vor ein paar Tagen auf der Insel Jeju.
Wenn Kinder am Strand sind, lieben es
die meisten, im Wasser zu spielen.
Aber manche von ihnen
verbringen viel Zeit im Sand,
um Berge und Meere zu bauen –
naja, keine Meere,
aber verschiedene Dinge –
Menschen und Hunde, etc...
Aber ihre Eltern sagen ihnen:
"Es wird alles von den Wellen weggespült."
Mit anderen Worten, ist es nutzlos.
Es ist nicht notwendig.
Aber Kindern macht das nichts aus.
Sie haben Spaß in diesem Augenblick
und spielen weiter im Sand.
Kinder tun das nicht, weil es
ihnen jemand gesagt hat.
Es hat ihnen nicht ihr Chef gesagt
oder irgend jemand, sie tun es einfach.
Als Sie klein waren, wette ich, dass Sie Zeit damit verbracht
haben, die Freude der einfachen Kunst zu genießen.
Wenn ich meine Studenten bitte,
über ihren glücklichsten Moment zu schreiben,
schreiben viele über eine frühe
künstlerische Erfahrung als Kind.
Klavier spielen zu lernen und zum ersten Mal
vierhändig mit einem Freund zu spielen,
oder einen lächerlichen Sketch mit Freunden aufzuführen
und dabei wie Idioten auszusehen – solche Dinge.
Oder der Moment, als sie den ersten Film entwickelten,
den sie mit einer alten Kamera gemacht hatten.
Sie sprechen über diese Art von Erfahrungen.
Sie müssen auch einen solchen Moment gehabt haben.
In diesem Moment macht Kunst Sie glücklich,
weil es keine Arbeit ist.
Arbeit macht Sie nicht glücklich, oder?
Meistens ist sie schwer.
Vom französische Schriftsteller Michel Tournier
gibt es einen berühmten Spruch.
Er ist eigentlich ein wenig schelmisch.
"Arbeit ist gegen die Natur des Menschen.
Der Beweis ist, dass sie uns müde macht."
Richtig? Warum würde Arbeit uns ermüden,
wenn sie in unserer Natur läge?
Spielen ermüdet uns nicht.
Wir können die ganze Nacht lang spielen.
Wenn wir über Nacht arbeiten, sollten wir
Überstunden bezahlt bekommen.
Warum? Weil es anstrengend ist
und wir uns ermüdet fühlen.
Aber Kinder machen normalerweise
Kunst aus Spaß. Es ist Spielen.
Sie zeichnen nicht, um das Werk
an jemanden zu verkaufen,
oder spielen Klavier, um Geld
für die Familie zu verdienen.
Natürlich gab es Kinder, die das mussten.
Kennen Sie diesen Herrn?
Er musste durch Europa touren
um seine Familie zu unterstützen –
Wolfgang Amadeus Mozart –
aber ist Jahrhunderte her, also können wir
bei ihm eine Ausnahme machen.
Leider endet irgendwann unsere Kunst –
so ein freudiger Zeitvertreib.
Kinder müssen zum Unterricht,
zur Schule gehen, Hausaufgaben machen
und natürlich nehmen sie
Klavier- oder Ballett-Unterricht,
aber sie haben keinen Spaß mehr.
Es wird Ihnen gesagt, das zu machen, und es
herrscht Wettbewerb. Wie kann das Spaß machen?
Wenn Sie in der Grundschule sind
und immer noch auf die Wand malen,
kriegen Sie sicher Ärger mit Ihrer Mutter.
Außerdem...
Wenn Sie sich, während Sie älter werden,
weiterhin wie ein Künstler aufführen,
wird der Druck zunehmen –
man wird Ihre Handlungen in Frage stellen
und Sie bitten, sich anständig zu benehmen.
Das ist meine Geschichte: Ich war ein Achtklässler
und nahm an einem Malwettbewerb in der Schule teil.
Ich versuchte mein Bestes, mein Lehrer kam zu mir
und fragte: "Was machst du?"
"Ich male fleißig," sagte ich.
"Warum verwendest du nur Schwarz?"
In der Tat war malte ich den Malblock
eifrig in Schwarz aus.
Und ich erklärte ihm:
"Es ist eine dunkle Nacht und
eine Krähe sitzt auf einem Zweig."
Da sagte mein Lehrer:
"Wirklich? Nun, Young-ha, du bist vielleicht nicht so gut im Zeichnen, aber du hast ein Talent zum Geschichtenerzählen."
Naja, die Antwort hätte ich gerne gehabt.
"Jetzt setzt es aber was, du Schlawiner!"
war die Antwort. (Gelächter)
"Jetzt setzt es was!", sagte er.
Wir sollten den Palast, das Gyeonghoeru zeichnen, usw...,
aber ich malte alles schwarz,
Also zerrte er mich aus der Gruppe.
Da gab es auch viele Mädchen,
also ich war völlig gedemütigt.
Meine Erklärungen oder Ausreden wurden nicht gehört,
und ich hab es wirklich gewaltig bekommen.
Wenn er ein idealer Lehrer gewesen wäre, hätte er
so reagiert, wie ich es gerade beschrieben habe,
"Young-ha hat vielleicht kein Talent fürs Zeichnen,
aber er hat eine Gabe zum Erfinden von Geschichten,"
und er hätte mich ermutigt.
Aber so einen Lehrer findet man selten.
Später wuchs ich auf und
besuchte die Museen Europas –
Ich war Student – und ich fand,
das war wirklich unfair.
Schauen Sie mal, was ich fand. (Gelächter)
Werke wie dieses hingen in Basel,
während ich bestraft wurde
und ich vorne stand
mit meiner Zeichnung des Palastes im Mund.
Sehen Sie sich das an.
Sieht nicht wie eine Tapete aus?
Zeitgenössische Kunst, wie ich später herausfand, lässt
sich nicht mit einer lahmen Geschichte wie meiner erklären.
Krähen werden nicht erwähnt.
Die meisten Werke haben keinen Titel: "Ohne Titel".
Auf jeden Fall geht es in der zeitgenössischen
Kunst des 20. Jahrhunderts darum,
etwas Merkwürdiges zu tun und die Leere
mit Erläuterung und Interpretation zu füllen –
im Wesentlichen das gleiche, was ich getan habe.
Natürlich war meine Arbeit sehr amateurhaft,
aber wenden wir uns berühmteren Beispielen zu.
Dies ist von Pablo Picasso.
Er steckte einen Lenker in einen Fahrrad-Sitz
und nannte es "Stierkopf". Klingt überzeugend, oder?
Als nächstes wurde ein Urinal auf die Seite
gelegt und "Fountain" genannt.
Das war Duchamp.
Also die Lücke zwischen der Erklärung und einer
seltsamen Handlung mit Geschichten zu füllen –
das ist es wirklich, worum es bei
zeitgenössischer Kunst überhaupt geht.
Picasso sagte sogar mal:
"Ich zeichne nicht das, was ich sehe,
sondern das, was ich denke."
Ja, das heißt, dass ich nicht
Gyeonghoeru zeichnen musste.
Ich wünschte, ich hätte damals das Zitat von Picasso gekannt.
Ich hätte besser mit meinem Lehrer argumentieren können.
Leider werden die kleinen Künstler in uns erstickt,
bevor wir gegen die Unterdrücker
der Kunst kämpfen können.
Sie werden eingesperrt.
Das ist unsere Tragödie.
Also was passiert, wenn die kleinen Künstler
eingeschlossen, verbannt oder sogar getötet werden?
Unser künstlerische Leidenschaft verschwindet nicht.
Wir wollen uns ausdrücken, uns offenbaren,
aber mit dem Tod des Künstlers zeigt sich
das künstlerische Verlangen in dunkler Form.
In Karaoke-Bars gibt es immer Leute,
die "She's Gone" oder "Hotel California" singen
während sie Gitarren-Riffs imitieren.
In der Regel klingen sie wirklich schrecklich.
Manche Leute werden so zu Rockern.
Oder andere Leute tanzen in Clubs.
Menschen, die gerne Geschichten erzählt hätten,
trollen schließlich nächtelang im Internet.
So offenbart sich schriftstellerisches Talent
auf der dunklen Seite.
Manchmal sehen wir Väter,
die mit mehr Begeisterung als ihre Kinder
mit Lego spielen oder
Plastik-Roboter zusammenbauen.
Sie sagen: "Fass das nicht an.
Papa macht es für dich."
Das Kind hat bereits das Interesse verloren
und macht etwas anderes,
aber der Vater baut die Burgen allein weiter.
Dies zeigt, dass der künstlerische Impuls
in uns unterdrückt, aber nicht verschwunden ist.
Aber er kann sich oft auch negativ,
in Form von Eifersucht zeigen.
Es gibt ein Lied namens "Ich würde gern im Fernsehen sein". Warum hätten wir das gerne?
Im Fernsehen sehen wir viele Menschen,
die das tun, was wir gerne getan hätten,
aber wozu wir nie gekommen sind.
Sie tanzen, sie handeln – und je mehr sie tun,
desto mehr werden sie gelobt.
Also fangen wir an, sie zu beneiden.
Wir werden zu Diktatoren mit einer Fernbedienung
und fangen an, die Menschen im Fernsehen zu kritisieren.
"Er kann einfach nicht schauspielern."
"Das nennst du singen? Sie trifft die Töne nicht."
Wir sagen schnell solche Sachen.
Wir werden eifersüchtig,
nicht, weil wir böse sind,
aber weil wir die kleinen Künstler
in uns eingesperrt haben.
Das ist meine Meinung.
Was sollten wir also tun?
Ja, das ist richtig.
Wir müssen jetzt anfangen,
unsere eigene Kunst zu machen.
Genau in dieser Minute können
wir den Fernseher ausschalten.
Loggen Sie sich aus dem Internet aus,
stehen Sie auf und fangen Sie an, etwas zu tun.
Dort, wo ich Studenten in der
Schauspielschule unterrichte,
gibt es einen Kurs Theaterwissenschaft.
In diesem Kurs müssen alle Studenten
ein Theaterstück einstudieren.
Jedoch sollten Schauspiel-Studenten
nicht Theater spielen.
Sie können z.B. das Stück schreiben,
und die Autoren können an der Bühnenkunst arbeiten.
Ebenso können Bühnenkunst-Studenten Schauspieler werden, Akteure, und so kann man ein Stück inszenieren.
Zuerst fragen sich die Studenten,
ob sie das tatsächlich können,
aber später haben sie so viel Spaß. Ich sehe selten
jemanden, der während des Stückes unglücklich ist.
In der Schule, beim Militär oder sogar in einer psychiatrischen Anstalt: Sobald Sie Menschen dazu bringen, genießen sie es.
Ich habe das in der Armee gesehen –
viele Menschen hatten Spaß beim Schauspielern.
Ich habe noch eine andere Erfahrung gemacht:
In meiner Schreib-Klasse gebe ich
den Studenten eine besondere Aufgabe.
Ich habe die Schüler wie Sie in der Klasse –
viele, die keinen Abschluss im Schreiben haben
Manche haben einen Abschluss in Kunst oder Musik,
und glauben, dass sie nicht schreiben können.
Ich gebe ihnen leere Papierbögen und ein Thema.
Es kann ein einfaches Thema sein:
Schreiben Sie über die unglücklichste Erfahrung
in Ihrer Kindheit.
Es gibt eine Bedingung: Sie müssen
wie verrückt schreiben. Wie verrückt!
Ich laufe herum und ermutige sie,
"Los, los!" Sie müssen wie verrückt
ein oder zwei Stunden schreiben.
Sie dürfen nur in den ersten fünf Minuten nachdenken.
Der Grund, warum ich sie wie
verrückt schreiben lasse ist der:
Wenn Sie langsam schreiben und
viele Gedanken haben,
dann schleicht sich der künstlerische Teufel ein.
Dieser Teufel wird Ihnen Hunderte von Gründen geben
warum Sie nicht schreiben können:
"Menschen werden Sie auslachen.
Das ist nicht gut geschrieben!
Was für ein Satz ist das?
Sehen Sie sich Ihre Handschrift an!"
Er wird viele Dinge sagen.
Sie müssen so schnell laufen,
dass der Teufel Sie nicht einholen kann.
Das wirklich gut Geschriebene aus meiner Klasse
kam nicht aus den Aufgaben mit langer Frist,
sondern aus den 40-60 Minuten
wilden Schreibens der Studenten
mit einem Bleistift direkt vor mir.
Die Studenten fallen in eine Art Trance.
Nach 30 bis 40 Minuten schreiben sie,
ohne zu wissen, was sie schreiben.
Und in diesem Moment verschwindet
der nagende Teufel.
So kann ich sagen:
Es geht nicht um die Hunderte von Gründen,
warum man kein Künstler sein kann,
sondern um den einen Grund,
warum man ein Künstler sein muss.
Warum wir etwas nicht sein können, ist nicht wichtig.
Die meisten Künstler wurden
aus diesem einem Grund Künstler.
Sobald wir den Teufel in unserem Herzen einschlafen
lassen und unsere eigene Kunst starten,
erscheinen unsere Feinde von außen.
Meistens haben sie die Gesichter
unserer Eltern. (Gelächter)
Manchmal sehen sie aus wie unsere Ehepartner,
aber sie sind nicht Ihre Eltern oder Ehepartner.
Sie sind Teufel. Teufel.
Sie kamen kurz verwandelt auf die Erde
um Sie davon abzuhalten, künstlerisch zu werden,
ein Künstler zu werden.
Und sie haben eine Zauberfrage.
Wenn wir sagen: "Ich versuche das Schauspielern mal.
Es gibt eine Schauspielschule im Gemeindezentrum,"
oder: "Ich würde gerne italienische Lieder lernen,"
fragen sie: "Ach ja? Ein Theaterstück? Wozu?"
Die magische Frage lautet: "Wozu?"
Aber Kunst ist nicht für irgendwas.
Kunst ist das höchste Ziel.
Sie rettet unsere Seelen und
lässt uns glücklich leben.
Sie hilft uns, uns auszudrücken und ohne die Hilfe
von Alkohol oder Drogen glücklich zu sein.
Also als Antwort auf so eine pragmatische Frage
müssen wir mutig sein.
"Naja, einfach zum Spaß.
Sorry, dass ich ohne dich Spaß habe",
das sollten Sie sagen. "Ich werde einfach
weitermachen und es trotzdem tun."
Die ideale Zukunft, die ich mir vorstelle,
ist eine, in der wir alle mehrere Identitäten haben,
zumindest eine davon ist ein Künstler.
Ich in war mal New York und stieg in ein Taxi.
Ich setzte mich auf den Rücksitz
und vor mir sah ich etwas,
das mit Theater zu tun hatte.
Also fragte ich den Fahrer: "Was ist das?"
Er sagte, es sei sein Profil. "Und was sind Sie?"
fragte ich. "Schauspieler", sagte er.
Er war ein Taxifahrer und ein Schauspieler.
Ich fragte: "Welche Rollen spielen Sie in der Regel?"
Er sagte stolz, dass er König Lear spielt.
König Lear.
"Wer ist es, der mir sagen kann, wer bin ich?"
– eine große Zeile von König Lear.
Das ist die Welt, von der ich träume.
Jemand ist tagsüber ein Golfer
und nachts ein Schriftsteller.
Oder ein Taxifahrer und ein Schauspieler,
ein Banker und ein Maler,
der heimlich oder öffentlich
seine eigene Kunst aufführt.
1990 kam Martha Graham, die Legende
des modernen Tanzes, nach Korea.
Die große Künstlerin, damals schon weit über 90,
kam am Flughafen Gimpo an
und ein Reporter stellte ihr eine typische Frage:
"Was muss man tun,
um eine große Tänzerin werden?
Haben Sie einen Rat für
angehende koreanische Tänzerinnen?"
Nun, sie war die Meisterin. Dieses Foto wurde 1948
aufgenommen und da sie war bereits eine gefeierte Künstlerin.
1990 wurde ihr diese Frage gestellt.
Sie sagte nur dies:
"Just do it." – "Tu es einfach."
Wow. Ich war gerührt.
Nur diese drei Worte und dann
verließ sie den Flughafen. Das war's.
Also was sollen wir jetzt tun?
Lasst uns jetzt Künstler sein. Sofort.
Wie?
Tut es einfach!
Vielen Dank.
(Beifall)