Ich bin Lexikografin. Ich verfasse Wörterbücher. Meine Aufgabe ist es, alle möglichen Wörter ins Wörterbuch aufzunehmen. Ich entscheide nicht, was ein Wort ist; das ist eure Aufgabe. Alle Englischsprechenden entscheiden gemeinsam, was ein Wort ist und was kein Wort ist. Jede Sprache ist nur eine Gruppe Menschen, die sich untereinander verstehen. Manchmal versuchen Leute zu entscheiden, ob ein Wort gut oder schlecht ist, aber sie finden keinen guten Grund. Dann sagen sie z. B.: "Wegen der Grammatik!" (Lachen) Ich mache mir nicht sehr viel aus Grammatik -- aber sagt es keinem. Eigentlich gibt es zwei Arten von Grammatik. Die eine Art Grammatik existiert in eurem Gehirn, und wenn es eure Muttersprache ist oder ihr die Sprache gut könnt, dann befolgt ihr die Regeln beim Sprechen unbewusst. So lernt man als Kind eine Sprache. Ein Beispiel: Das ist ein "Wug". Stimmt's? Es ist ein "Wug". Da ist noch einer. Jetzt sind es zwei. Es sind zwei ... Publikum: "Wugs". Erin McKean: Genau! Ihr könnt den Plural von "Wug" bilden. Diese Regel ist in eurem Kopf. Ihr musstet die Regel nicht lernen, ihr versteht sie einfach. Dieses Experiment [Wug-Test] wurde von Professor Jean Berko Gleason 1958 an der [Boston University] erfunden. Damit befassen wir uns also schon länger. Diese Art natürliche Regeln, die ihr im Kopf habt, sind nicht wie Verkehrsregeln, sondern eher wie Naturgesetze. Niemand muss euch daran erinnern, ein Naturgesetz zu beachten. Wenn ihr morgens das Haus verlasst, sagt eure Mutter nicht: "Liebling, ich glaube, es wird kalt, zieh eine Jacke an und vergiss nicht, auf die Schwerkraft zu achten." Das sagt doch niemand. Dann gibt es Regeln, bei denen es mehr um das Verhalten als um Eigenschaften geht. Stellt euch ein Wort wie einen Hut vor. Wenn ihr wisst, was man mit einem Hut macht, muss euch niemand sagen: "Trage den Hut nicht an den Füßen." Was man euch sagen muss, ist: "Kann man Hüte drinnen tragen? Wer kann Hüte tragen? Welche Art von Hüten kann man tragen?" Sie zählen eher zur zweiten Art Grammatik, die Sprachwissenschaftler oft als Sprachgebrauch bezeichnen. Manchmal benutzen Leute diese Art Grammatikregeln, um andere zu entmutigen, sich neue Wörter auszudenken. Ich denke, das ist wirklich dumm. Zum Beispiel sagen die Leute immer: "Sei kreativ, komponiere neue Musik, sei künstlerisch tätig, erfinde Dinge, Technologien und betreibe Wissenschaft." Aber was Wörter betrifft, da sagen sie: "Bloß nicht! Kreativität hört hier auf, ihr Grünschnäbel. Lasst es sein." (Lachen) Aber das ergibt für mich keinen Sinn. Wörter sind toll. Wir sollten mehr davon haben. Denkt euch so viele neue Wörter wie möglich aus. Ich nenne euch 6 Methoden, wie ihr neue englische Wörter erfinden könnt. Die erste Methode ist die einfachste. Stehlt sie einfach von anderen Sprachen. ["Bestehlt andere Leute"] (Lachen) Linguisten nennen das "Entlehnen". Aber wir geben die Wörter nie zurück, also bin ich ehrlich und sage "stehlen". Das sind normalerweise Wörter für Dinge, die wir mögen, wie leckeres Essen, wie "kumquat" aus dem Chinesischen oder "caramel" aus dem Französischen. Wir nehmen auch Wörter für coole Dinge wie "Ninja". Das kommt aus dem Japanischen. Das ist echt ein cooler Trick, weil man von Ninjas schwer etwas stehlen kann. (Lachen) Eine andere Methode ist das Zusammenquetschen zweier englischer Wörter. Das nennt man "Kompositum". Wörter sind wie Lego-Bausteine: Mit ausreichend Krafteinsatz könnt ihr zwei zusammensetzen. (Lachen) Wir machen das ständig im Englischen: Wörter wie "heartbroken", "bookworm" und "sandcastle" sind alle Komposita. Nur zu! Erfindet Wörter wie "duckface", macht nur kein Duckface. (Lachen) Eine andere Methode ist so ähnlich wie das Zusammensetzen. Dieses Mal quetscht ihr die Wörter so fest zusammen, dass Wortteile abfallen. Das sind sog. "Kofferwörter", z. B. "Brunch" ist eine Mischung aus "breakfast" und "lunch". "Motel" ist eine Mischung aus "motor" und "hotel". Wer von euch wusste, dass "motel" ein Kofferwort ist? Das ist ein so altes englisches Wort, dass viele Leute nicht wissen, dass da Teile fehlen. "Edutainment" ist eine Mischung aus "education" und "entertainment". Und "electrocute" ist eine Mischung aus "electric" und "execute". (Lachen) Ihr könnt auch Wörter erfinden, indem ihr die Wortart ändert. Das nennt man Konversion. Ihr nehmt ein Wort in einer Wortart und macht eine andere Wortart daraus. Okay. Wer von euch weiß, dass "friend" nicht immer ein Verb war? "Friend" war eigentlich ein Substantiv und dann machten wir ein Verb daraus. Man kann fast aus jedem englischen Wort ein Verb machen. Man kann auch Adjektive in Substantive verwandeln. "Commercial" war nur ein Adjektiv und jetzt ist es auch ein Substantiv. Aber auch "green" kann zum Verb werden. Eine weitere Methode ist die Rückbildung. Ihr nehmt ein Wort und drückt es etwas zusammen. Im Englischen gab es z. B. "editor", bevor es das Wort "edit" gab. "Edit" wurde von "editor" gebildet. Manchmal klingen diese Rückbildungen etwas albern: "Bulldozers" zu "bulldoze", "butlers" zu "butle" und "burglars" zu "burgle". (Lachen) Eine andere Methode ist es, nur die Anfangsbuchstaben zu nehmen und sie zusammenzusetzen. So wird "National Aeronautics and Space Administration" zu NASA. Das geht mit allen Wörtern. OMG! [Oh my god] Und es ist egal, wie albern diese Wörter sind. Sie können gute englische Wörter sein. "Absquatulate" ist ein einwandfreies englisches Wort. "Mugwump" ist ein großartiges englisches Wort. Die Wörter müssen sich nicht normal anhören, sie können albern klingen. Warum solltet ihr euch neue Wörter ausdenken? Weil ihr mit jedem neuen Wort die Möglichkeit habt, eure Gedanken auszudrücken und euch verständlich zu machen. Neue Wörter erregen die Aufmerksamkeit der Leute. Sie bringen Leute dazu, auf das zu achten, was ihr sagt. So habt ihr bessere Chancen, euch verständlich zu machen. Viele Leute auf dieser Bühne haben heute gesagt: "In Zukunft könnt ihr das machen, ihr könnt mit jenem helfen, ihr könnt uns beim Erforschen und Erfinden helfen." Ein neues Wort könnt ihr sofort erfinden. Es gibt keine Altersbeschränkung. Nur zu! Fangt noch heute mit dem Wörter-Erfinden an, schickt sie mir und ich trage sie in mein Online-Wörterbuch "Wordnik" ein. Vielen Dank. (Applaus)