(Applaus) Okay, heben Sie die Hand: Wer hat auf Facebook bereits jemanden entfreundet, weil er/sie sich ausfällig über Politik, Religion, Kinderbetreuung oder Essen äußerte? (Gelächter) Wer von Ihnen meidet jemanden im eigenen Umfeld, um einem Gespräch zu entgehen? (Gelächter) Früher hielt man sich für eine höfliche Konversation einfach an Henry Higgins' Rat aus "My Fair Lady": Sprich über das Wetter und die Gesundheit. Durch Klimawandel und Impfgegner sind diese Themen aber ... (Gelächter) auch nicht mehr sicher. Wir leben in einer Welt, in der jedes Gespräch zum Streit eskalieren kann, in der Politiker nicht miteinander reden können und in der sogar die einfachsten Themen leidenschaftliche Befürworter und Gegner haben -- das ist nicht normal. Laut einer Pew-Research-Studie an 10 000 Amerikanern sind wir momentan polarisierter und gespaltener als jemals zuvor. Wir gehen seltener Kompromisse ein. Das heißt, wir hören einander nicht zu. Wir wählen unseren Wohnort, unseren Ehepartner und unsere Freunde auf der Grundlage unserer bestehenden Überzeugungen. Auch das bedeutet, dass wir einander nicht zuhören. Bei einem Gespräch müssen sich Reden und Zuhören die Waage halten, was heute nicht mehr der Fall ist. Teils ist die Technik daran schuld. Etwa das Smartphone, das Sie alle in der Hand halten oder zumindest stets bei der Hand haben. Laut Pew Research verschickt rund ein Drittel der US-Teenager täglich über 100 Nachrichten. Die meisten schreiben ihren Freunden eher, als persönlich mit ihnen zu reden. In einem tollen Beitrag im "Atlantic" berichtet der Sekundarschullehrer Paul Barnwell von einem Kommunikationsprojekt mit seinen Schülern. Sie sollten lernen, ohne Notizen über ein bestimmtes Thema zu sprechen. Er sagte: "Ich erkannte ..." (Gelächter) "dass Kommunikationsfähigkeit neben allen anderen Fähigkeiten am seltensten vermittelt wird. Kinder befassen sich täglich stundenlang über den Bildschirm mit der Welt und miteinander, haben aber kaum die Möglichkeit, ihre zwischenmenschliche Kommunikationsfähigkeit zu verbessern. Es klingt vielleicht komisch, aber fragen Sie sich: Gibt es im 21. Jahrhundert eine wichtigere Fähigkeit als die, eine schlüssige, selbstsichere Unterhaltung zu führen?" Ich verdiene mein Geld damit, mit Menschen zu sprechen: mit Nobelpreisträgern, LKW-Fahrern, Milliardären, Kindergärtnerinnen, Staatsoberhäuptern, Klempnern. Ich spreche mit Menschen, die ich mag oder auch nicht mag. Ich spreche mit Menschen, deren Meinung ich ganz und gar nicht teile. Trotzdem unterhalte ich mich gut mit ihnen. In den nächsten zehn Minuten möchte ich Ihnen zeigen, wie man sich unterhält und zuhört. Sie haben sicher viele Ratschläge dazu gehört, wie etwa: Sehen Sie Ihrem Gegenüber in die Augen, überlegen Sie sich schon im Vorhinein interessante Gesprächsthemen, nicken und lächeln Sie, um Aufmerksamkeit zu signalisieren, wiederholen Sie das Gesagte oder fassen Sie es zusammen. Vergessen Sie das alles. Es ist Blödsinn. (Gelächter) Wenn man wirklich aufmerksam ist, muss man nicht lernen, wie man Aufmerksamkeit zeigt. (Gelächter) (Applaus) Ich nutze die selben Fähigkeiten in meinem Alltag wie im Beruf als Moderatorin. Ich möchte Ihnen daher zeigen, was einen guten Interviewer ausmacht, weil Sie dadurch auch zu einem besseren Gesprächspartner werden können. Wie unterhält man sich, ohne dabei Zeit zu verschwenden, sich zu langweilen und vor allem ohne jemanden zu beleidigen? Wir alle hatten bereits sehr gute Unterhaltungen. Wir hatten welche. Wir kennen das Gefühl. Die Art von Unterhaltung, die einen anregt und inspiriert, einem das Gefühl gibt, jemandem nähergekommen zu sein oder völlig verstanden worden zu sein. Es gibt keinen Grund, warum nicht die meisten Gespräche so sein sollten. Ich habe 10 Grundregeln und werde sie alle durchgehen. Doch auch wenn Sie nur eine auswählen und beherrschen, werden sich Ihre Gespräche bereits verbessern. Nummer eins: Kein Multitasking. Das heißt nicht nur, dass Sie Handy, Tablet, Schlüssel oder Ähnliches weglegen sollten. Es heißt vor allem, präsent zu sein. In dem jeweiligen Moment voll da zu sein. Denken Sie nicht an den Streit mit Ihrem Chef. Denken Sie nicht an das Abendessen. Wenn Sie das Gespräch nicht führen wollen, beenden Sie es lieber, anstatt halbherzig dabei zu sein. Nummer zwei: Werden Sie nicht belehrend. Wollen Sie Ihre Meinung äußern, ohne Raum für Erwiderung, Diskussion, andere Meinungen oder Entwicklung zu lassen, dann schreiben Sie einen Blog. (Gelächter) Es gibt einen guten Grund, warum ich zu meiner Show keine Experten einlade: Sie sind langweilig. Sind Sie konservativ, hassen sie Obama, Essensmarken und Abtreibung. Sind sie liberal, hassen sie Großbanken, Ölkonzerne und Dick Cheney. Absolut vorhersehbar. So will ja niemand sein. Gehen Sie immer offen für Neues in ein Gespräch. Laut dem berühmten Therapeuten M. Scott Peck muss man sich selbst zurücknehmen, um richtig zuhören zu können. Manchmal bedeutet dies, die eigene Meinung für sich zu behalten. Laut ihm wird durch dieses Gefühl der Akzeptanz der Gesprächspartner immer weniger verwundbar und offenbart dem Zuhörer viel eher seine tiefsten Gedanken. Nochmal: Seien Sie offen für Neues. Bill Nye: "Jeder Mensch, dem Sie begegnen, weiß etwas, was Sie nicht wissen." Ich sage es mal so: Jeder Mensch ist ein Experte für etwas. Nummer drei: Stellen Sie offene Fragen. Verhalten Sie sich wie ein Journalist. Beginnen Sie Ihre Fragen mit wer, was, wann, wo, warum oder wie. Stellen Sie eine komplexe Frage, so werden Sie nur eine einfache Antwort erhalten. Würde ich Sie fragen: "Hatten Sie Angst?", würden Sie auf das stärkste Wort des Satzes reagieren, nämlich "Angst", und mit "Ja" oder "Nein" antworten. "Waren Sie wütend?" -- "Ja, sehr." Lassen Sie Ihr Gegenüber erzählen. Er weiß es am besten. Fragen Sie ihn zum Beispiel: "Wie war das für Sie?" "Wie fühlte sich das an?" Dann wird er vielleicht kurz nachdenken und Sie werden eine viel interessantere Antwort erhalten. Nummer vier: Folgen Sie dem Gesprächsfluss. Das heißt, lassen Sie eigene Gedanken, die Ihnen in den Sinn kommen, einfach wieder los. Wir haben schon oft Interviews gehört, in denen der Gast mehrere Minuten lang spricht und daraufhin der Moderator eine Frage stellt, die völlig unpassend scheint oder bereits beantwortet wurde. Dies zeigt, dass der Moderator wahrscheinlich schon länger nicht mehr zuhört, nachdem ihm eine kluge Frage eingefallen ist, die er unbedingt stellen will. Bei uns ist es genauso. Wir unterhalten uns gerade mit jemandem, dann erinnern wir uns an das eine Mal, als wir Hugh Jackman im Café sahen. (Gelächter) Wir hören nicht mehr zu. Wir warten nur darauf, unsere Hugh-Jackman-Geschichte anbringen zu können. Die Geschichten und Ideen, die Ihnen in den Sinn kommen, müssen Sie einfach wieder vergessen. Nummer fünf: Wenn Sie etwas nicht wissen, geben Sie das offen zu. Menschen im Radio, besonders bei NPR, wissen, dass sie auf Sendung gehen, und passen daher besser auf, wofür sie sich als Experten ausgeben und wann sie behaupten, etwas sicher zu wissen. Machen Sie das auch, gehen Sie auf Nummer sicher. Gespräche sollten nicht leeres Geschwätz sein. Nummer sechs: Setzen Sie die Erfahrungen des anderen nicht mit den eigenen gleich. Spricht jemand über den Verlust eines Familienmitglieds, dann sprechen Sie nicht über Ihren eigenen Verlust. Spricht Ihr Gegenüber über Probleme in der Arbeit, erwidern Sie nicht, wie sehr Sie Ihre Arbeit hassen. Es ist nicht dasselbe. Nie. Jede Erfahrung ist individuell. Vor allem geht es nicht um Sie. In dem Moment müssen Sie nicht zeigen, wie großartig Sie sind oder wie sehr Sie gelitten haben. Auf die Frage, wie hoch sein IQ sei, antwortete Stephen Hawking einmal: "Weiß ich nicht. Mit ihrem IQ prahlen nur Versager." (Gelächter) Gespräche sind keine Verkaufsmöglichkeiten. [Eine Unterhaltung im 21. Jahrhundert] [Wie geht es dir heute? Lies meinen Blog!] Nummer sieben: Wiederholen Sie sich nicht. Das ist arrogant und sehr langweilig. Wir tun es aber sehr häufig. Vor allem in Gesprächen auf der Arbeit oder mit unseren Kindern wollen wir oft ein Argument anbringen und formulieren es immer wieder neu. Tun Sie das nicht. Nummer acht: Verzichten Sie auf Details. Ihr Gegenüber interessiert sich nicht für Jahreszahlen, Namen und Datumsangaben, die Sie mühsam aus Ihrem Gedächtnis hervorkramen. Diese Details sind ihm egal. SIE sind ihm wichtig. Ihm ist wichtig, wie Sie sind, was Sie mit ihm gemeinsam haben. Vergessen Sie daher die Details. Lassen Sie sie weg. Nummer neun: Das ist nicht die letzte, aber die wichtigste Regel. Hören Sie zu. Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie viele bedeutende Menschen Zuhören für die vielleicht wichtigste Fertigkeit schlechthin halten. Buddha sagte einst -- sinngemäß: "Mit offenem Mund lernst du nicht." Calvin Cooldige sagte: "Niemand wurde je durch Zuhören arbeitslos." (Gelächter) Warum hören wir einander nicht zu? Erstens: Wir reden lieber. Solange ich rede, habe ich die Führung. Ich muss nichts hören, was mich nicht interessiert. Ich stehe im Mittelpunkt. Ich stärke meine Identität. Es gibt aber noch einen Grund: Wir werden unaufmerksam. Die durchschnittliche Sprechgeschwindigkeit ist 225 Wörter pro Minute. Hören können wir hingegen bis zu 500 Wörter pro Minute. Daher füllt unser Gehirn diese fehlenden 275 Wörter auf. Ich weiß, es ist mühsam und anstrengend, jemandem wirklich aufmerksam zuzuhören, aber können Sie das nicht, so sind Sie nicht wirklich Teil des Gesprächs. Dann sind Sie nur zwei Menschen, die am selben Ort mit kaum zusammenhängenden Sätzen um sich werfen. (Gelächter) Sie müssen sich gegenseitig zuhören. Stephen Covey beschrieb das sehr schön: "Die meisten von uns hören nicht zu, um zu verstehen. Sondern wir hören zu, um zu antworten." Die letzte Regel -- Nummer zehn: Fassen Sie sich kurz. [Ein gutes Gespräch ist wie ein Minirock; kurz genug, um das Interesse zu erhalten, und lang genug, um alles abzudecken. -- Meine Schwester] (Gelächter) (Applaus) All das läuft auf dasselbe Grundkonzept hinaus: Interessieren Sie sich für Ihre Mitmenschen. Ich wuchs mit einem sehr berühmten Großvater auf und wir hatten zu Hause folgendes Ritual: Besucher kamen, um mit meinen Großeltern zu sprechen. Nach dem Gespräch kam unsere Mutter immer zu uns und fragte: "Wisst ihr, wer das war?" Sie war die Vize-Miss-America, er war Sacramentos Bürgermeister. Sie ist Pulitzer-Preisträgerin, er ist russischer Balletttänzer." So wuchs ich in der Annahme auf, dass in jedem Menschen etwas Erstaunliches steckt. Ehrlich gesagt, denke ich, macht mich das zu einer besseren Moderatorin. Ich halte mich zurück, sooft ich kann, ich bin offen für Neues und immer bereit zum Staunen -- und ich werde nie enttäuscht. Tun Sie dasselbe. Gehen Sie hinaus und sprechen Sie mit den Menschen, hören Sie ihnen zu und erhalten Sie sich vor allem eine Bereitschaft zum Staunen. Danke. (Applaus)