Guten Morgen! An der Hochschule war ich eine Läuferin. Eine Freundin und ich wollten zum Boston-Marathon. Wir fingen an zu trainieren und übernahmen uns. Ich bekam Knie- und Rückenprobleme. Ich ging zur Physiotherapie, man empfahl mir, mit dem Laufen aufzuhören und nur noch zu dehnen. Beim Verlassen der Physiotherapie-Praxis sah ich eine Werbung für einen Yogakurs, der nicht nur eine bessere Beweglichkeit versprach, sondern auch Kraft, Herz und Atmung fördern sollte. Ich dachte: "Oh, das ist ein guter Weg, um mich zu dehnen und fit zu bleiben und vielleicht doch noch den Boston-Marathon zu laufen." Also besuchte ich den Yogakurs, was ich sehr genoss, von verschiedenen Behauptungen der Lehrerin einmal abgesehen. Medizinische Behauptungen oder solche wie: "Es wird Ihnen helfen ... Sie werden Ihr Mitgefühl steigern und Ihr Herz öffnen." Ich habe meine Augen verdreht und dachte: "Ja, ja, ja, ich bin wegen der Dehnung hier." (Lachen) Interessanterweise bemerkte ich nach einigen Wochen Veränderungen. Ich wurde ruhiger und konnte leichter mit schwierigen Situationen umgehen. Ich spürte mehr Mitgefühl und war offener und konnte leichter die Perspektive wechseln. Ich fragte mich: "Hm, wie kann das sein, wie kann das sein?" Ich fragte mich, ob es eine Placebo-Reaktion war. Sie hatte es gesagt und deshalb empfand ich es so. Ich machte mich auf die Suche nach Forschungsarbeiten. Siehe da, es gab einiges dazu, das zeigte, dass Yoga und Meditation extrem wirksam Stress abbauen. Krankheitssymptome werden reduziert, eingeschlossen Depressionen, Angst, Schmerz und Schlafstörungen. Einige sehr gute Studien zeigen, dass es sogar die Aufmerksamkeit verbessert. Praktisch jede Studie wies nach, dass Menschen einfach glücklicher werden. Sie sind zufriedener mit ihrem Leben und ihre Lebensqualität steigt. Das war interessant für mich. Also machte ich selbst eine Untersuchung dieser Art. Als Neurowissenschaftlerin dachte ich: Wie kann das sein? Wie kann etwas so Albernes wie eine Yogahaltung oder sitzend den Atem zu beobachten zu solchen Änderungen führen? Wir wissen, dass wiederholtes Verhalten das Gehirn verändern kann. Das nennt sich Neuroplastizität. Das Gehirn ist also formbar und neuronale Verbindungen können sich durch Erfahrungen ändern. Studien zeigen das und man kann es sogar nachweisen, mit dem MRT zum Beispiel. Eine Studie untersuchte Jonglieren. Man scannte Menschen, die noch nie jongliert hatten, zeigte ihnen, wie das geht und sagte: "Üben Sie 3 Monate lang." Nach 3 Monaten wurden sie erneut gescannt. Mit dem MRT ließen sich Veränderungen bei der Menge grauer Zellen in Bereichen nachweisen, die für visuelle Bewegungswahrnehmung wichtig sind. Ich dachte: "Okay, also 3 Monate." Kann Meditation die Hirnstruktur auch verändern? Mit Jonglieren geht das. Was ist mit Meditation? Für unsere erste Studie fanden wir Leute aus der Region um Boston, weder Mönche noch Meditationslehrer. Ganz normale Leute mit einer Meditationspraxis von 30 bis 40 Minuten am Tag. Wir scannten und verglichen sie mit einer demografisch passenden Gruppe, die nicht meditierte. Wir fanden Folgendes heraus: Es gab einige Hirnregionen, wo Meditierende mehr graue Masse hatten als die Kontrollgruppe. Eine liegt im vorderen Gehirn, ist verantwortlich für das Arbeitsgedächtnis und steuert unsere Entscheidungen. Interessant wird es, wenn wir die Abhängigkeit zum Alter untersuchen. Die roten Quadrate sind die Kontrollgruppe. Das können Sie sogar sehen. Die Großhirnrinde schrumpft, wenn wir älter werden. Im Alter ist es deshalb schwieriger, zu denken oder sich zu erinnern. Die 50-jährigen Meditierenden hatten die gleiche Menge Hirnrinde wie 25-Jährige. Meditieren reduziert oder verhindert also Alterungsprozesse im Gehirn. Viele Kritiker behaupten, dass Meditierende seltsame Leute sind. Waren sie schon vor dem Meditieren so? Viele leben vegetarisch, es liegt daran oder an dem besonderen Lebensstil. Es muss einen anderen Grund geben als Meditieren. Vielleicht stimmt das sogar. Die erste Studie konnte das nicht ausschließen. Also haben wir eine zweite Studie gemacht. Wir nahmen Leute ohne Meditationserfahrung. Wir scannten sie vor einem 8-wöchigen Meditationskurs zum Stressabbau. Sie sollten am Tag 30 bis 40 Minuten meditieren. Wir scannten sie nach den 8 Wochen erneut und fanden Folgendes heraus: Sie sehen hier, dass bestimmte Regionen größer wurden. Auf dieser Grafik sehen wir den Hippocampus. Die Kontrollgruppe ist blau und die Meditierenden sind rot. Wir sehen hier den Hippocampus, das ist die Region für Lernen, Erinnerung und Emotionskontrolle. Graue Masse ist geringer bei Depressionen oder posttraumatischer Belastungsstörung. Wir ermittelten außerdem den temporo-parietalen Übergang. Er befindet sich über dem Ohr. Er ist wichtig für Perspektivenwechsel, Empathie und Mitgefühl. Das sind beides Funktionen, die anders wahrgenommen werden, wenn Leute anfangen zu meditieren oder Yoga zu betreiben. Wir ermittelten die Amygdala, zuständig für Kampf oder Flucht. Hier stellten wir eine Reduzierung der grauen Masse fest. Die Veränderung der grauen Masse entsprach dem geänderten Stressempfinden. Je mehr Stressreduktion berichtet wurde, umso kleiner wurde die Amygdala. Tierversuche zeigten sowohl das Gegenteil als auch Parallelen. Chattarji und seine Kollegen untersuchten Nagetiere. Sie nahmen Nager, die glücklich waren, ganz normale Nager. Sie brachten sie in Käfige und maßen die Amygdala. Dann setzte man sie 10 Tage lang Stress aus. Danach wurde die Amygdala erneut gemessen und der entsprechende Hirnteil war gewachsen. Wir fanden eine Verringerung bei Stress, sie fanden eine Vergrößerung bei Stress. Anschließend ließ man die Tiere allein und testete sie drei Wochen später wieder. Drei Wochen später war der besagte Teil immer noch groß. Obwohl die Tiere in die Käfige zurückgebracht wurden, wo sie glücklich waren, verhielten sie sich immer noch gestresst. Sie hockten in der Ecke und erforschten den Platz nicht in gewohnter Weise. Dies ist das genaue Gegenteil, was wir bei Menschen gesehen haben. Bei den Menschen hat sich die Umgebung nicht geändert. Sie hatten immer noch ihre stressigen Jobs, Probleme waren unverändert schwierig und die Wirtschaft nervte immer noch. Doch deren Amygdala wurde kleiner und sie meldeten weniger Stress. Die Veränderung in der Amygdala hängt nicht von der Umgebung ab, sondern von der Reaktion der Leute auf die Umgebung oder ihrer Beziehung dazu. Die Studie zeigte auch, dass die Leute nicht nur gesagt haben: "Oh, ich fühle mich besser", es eine Placebo-Wirkung war oder sie uns einen Gefallen tun wollten. Es gab einen neurobiologischen Grund, warum sie angaben, sich weniger gestresst zu fühlen. Ich möchte Ihnen also heute mitgeben, dass Meditation tatsächlich das Gehirn verändert. Vielen Dank. (Applaus)