Wie wurde Dracula so berühmt? Über 100 Jahre nachdem sein Schöpfer zur Ruhe gebettet wurde, lebt Dracula weiter als bekanntester Vampir aller Zeiten. Aber dieser transsilvanische Edelmann war weder der erste noch der populärste Vampir seiner Zeit und wäre ohne eine Laune des Schicksals auf ewig im Dunkeln vergraben geblieben. Dracula trat zuerst in Bram Stokers gleichnamigem Roman von 1897 auf. Aber das war bei weitem nicht der Beginn des Vampirmythos. Bereits seit etwa 800 Jahren gehörten blutsaugende Monster zur Folklore. Das Wort Vampir stammt aus dem slawischen Raum, vom altrussischen "Upir". Die ersten schriftlichen Aufzeichnungen stammen aus dem 11. Jahrhundert. Lokale Vampirgeschichten sind älter als die Ankunft des Christentums und überlebten trotz des Versuchs der Kirche, den heidnischen Glauben auszumerzen. Vampirgeschichten hatten ihren Ursprung im Unwissen über Krankheiten wie Tollwut, Pellagra und Verwesung. Bei letzterem lassen Gase den Körper anschwellen und Blut quillt aus dem Mund, Leichen konnten aussehen als wären sie noch am Leben und hätten gegessen. Vampire wurden als aufgedunsen beschrieben, mit übergewachsenen Zähnen und Nägeln. Das führte zu Ritualen, die die Toten daran hindern sollten, aufzuerstehen. So wurden Tote mit Knoblauch oder Mohnsamen begraben, sie wurden gepfählt, verbrannt oder verstümmelt. Vampirgeschichten blieben bis ins 18. Jahrhundert ein lokales Phänomen, bis Serbien in den Kampf zweier Großmächte verstrickt wurde, die Habsburger Monarchie und das Osmanische Reich. Österreichische Soldaten und Beamte beobachteten und dokumentierten seltsame, lokale Beerdigungsriten und ihre Berichte wurden weit verbreitet. Die daraus resultierende Vampirhysterie lief so aus dem Ruder, dass die österreichische Kaiserin 1775 ihren Leibarzt losschicken musste. Er untersuchte die Gerüchte und setzte ihnen ein Ende, indem er einen genauen, wissenschaftlichen Gegenbeweis schrieb. Die Panik klang ab, aber der Vampir war bereits tief in der westeuropäischen Vorstellung verwurzelt, was zu Werken führte wie "Der Vampyr" von 1819 und Joseph Sheridan Le Fanus "Carmilla" von 1872. Dieses Buch beeinflusste den jungen, irischen Theaterkritiker Bram Stoker. Stoker wurde 1847 in Dublin geboren und war durch eine unbekannte Krankheit ans Bett gefesselt, bis er sieben war. Während dieser Zeit erzählte seine Mutter ihm Märchen und echte Horrorgeschichten, wie ihre eigenen Erfahrungen während eines Choleraausbruchs 1832. Dabei beschrieb sie wie Opfer lebendig in Massengräbern vergraben wurden. Später schrieb Stoker dann Fantasie-, Romantik- und Abenteuergeschichten und 1897 "Dracula". Obwohl der Unhold und Namensgeber des Buches wohl auf der historischen Figur Vlad III. Dracula basiert, oder Vlad, der Pfähler, besteht ihre Verbindung doch nur dem Namen nach. Andere Elemente und Figuren wurden direkt und indirekt durch verschiedene Werke der Viktorianischen Ära beeinflusst, wie "Der geheimnisvolle Fremde". Der Roman war zu seiner Zeit nur ein mittelmäßiger Erfolg und es war bei weitem nicht Stokers bekanntestes Werk. Es wird nur kurz in einem Nachruf von 1912 genannt. Aber ein maßgeblicher Urheberrechtsstreit veränderte Draculas Schicksal völlig und verschaffte der Figur ihren literarischen Ruhm. Ein deutsches Studio verfilmte 1922 den Roman und schuf so den Stummfilmklassiker "Nosferatu", ohne Tantiemen zu zahlen. Obwohl Namen und kleine Handlungselemente geändert wurden, waren die Parallelen offensichtlich und das Studio ging an der Klage bankrott. Um mehr Plagiatsversuche zu verhindern, entschied sich Stokers Witwe dazu, das Urheberrecht für die Bühnenversion von "Dracula" zu schützen, indem sie einem Freund der Familie, Hamilton Deane, die Produktion erlaubte. Obwohl Deanes Version drastische Kürzungen in der Geschichte vornahm, wurde sie vor allem durch Bela Lugosis Darstellung am Broadway ein Klassiker. Lugosi spielte ebenfalls in der Verfilmung von Universal von 1931 mit und verlieh der Figur viele seiner charakteristischen Merkmale. Seitdem wurde Dracula unzählige Male wieder zum Leben erweckt und wurde jenseits der Seiten seiner Geburt unsterblich.