1991 hatte ich wahrscheinlich die ergreifendste und transformativste Erfahrung meines Lebens. Ich war im dritten Jahr meines siebenjährigen Studiums. Ich hatte ein paar Ehrenrunden eingelegt. Ich war auf einer Chortournee in Nordkalifornien, und wir hatten nach einem ganzen Tag im Bus Halt gemacht und wir ruhten uns an diesem schönen idyllischen See in den Bergen aus. Da hörten wir Grillen und Vögel und Frösche, und als wir dort saßen, kamen über die Berge aus dem Norden diese Steven-Spielberg-Wolken auf uns zugewallt. Und als die Wolken ungefähr die Hälfte des Tales bedeckten, so wahr mir Gott helfe, hörte jedes einzelne Tier dort im selben Moment auf, Geräusche zu machen. (Zisch) Diese elektrisierende Stille, als ob sie spürten, was gleich passieren würde. Und dann waren die Wolken über uns und dann – Wumm! – ein heftiger Donnerschlag und strömender Regen. Es war einfach außerordentlich. Und als ich wieder nach Hause kam, fand ich ein Gedicht des mexikanischen Dichters Octavio Paz und beschloss es zu vertonen, ein Stück für Chor namens "Cloudburst" [Wolkenbruch]. Dieses werden wir gleich aufführen. Von dort nun zu vor drei Jahren. (Musik) Wir haben auf YouTube das Projekt "Virtueller Chor" ins Leben gerufen; 185 Sänger aus 12 verschiedenen Ländern. Hier sehen Sie mich im Video, wie ich diese Leute allein im Studentenwohnheim oder zu Hause im Wohnzimmer dirigiere. Vor zwei Jahren, auf genau dieser Bühne, haben wir "Virtueller Chor 2" erstaufgeführt; 2.052 Sänger aus 58 verschiedenen Ländern, diesmal mit einem Chorstück von mir namens "Sleep" [Schlaf]. Letzten Frühling haben wir "Virtueller Chor 3" herausgebracht, "Water Night" [Wassernacht], ein weiteres Stück von mir, diesmal fast 4.000 Sänger aus 73 verschiedenen Ländern. (Musik) Als ich mit Chris über die Zukunft des virtuellen Chors sprach und wie weit wir das noch bringen könnten, hat er mich dazu herausgefordert, die Technologie bis an die Grenzen zu drängen. Könnten wir dies alles in Echtzeit schaffen? Könnten Leute in Echtzeit zusammen singen? Und mit Hilfe von Skype werden wir genau das heute versuchen. Jetzt werden wir für Sie "Cloudburst" aufführen. Die erste Hälfte wird von den Sängern hier auf der Bühne aufgeführt. Mit mir sind Sänger von Cal State Long Beach, Cal State Fullerton und Riverside Community College, einige der besten Laienchöre im Land, und – (Applaus) in der zweiten Hälfte des Stücks wird der virtuelle Chor mitsingen, 30 verschiedene Sänger aus 30 verschiedenen Ländern. Wir haben die Technologie an ihre Grenzen gebracht, trotzdem gibt es noch einen Sekundenbruchteil Latenzzeit. Aber in der Musik ist das ist ein Leben. Wir arbeiten mit Millisekunden. Daher habe ich "Cloudburst" so bearbeitet, dass es die Latenzzeit miteinbezieht und die Sänger in die Latenzzeit hineinsingen, anstatt genau zusammen zu singen versuchen. Also, mit tiefer Bescheidenheit und zu Ihrer Billigung stellen wir "Cloudburst" vor. (Applaus) (Klavier) [Der Regen…] [Augen von Schatten-Wasser] [Augen von Brunnenwasser] [Augen von Traum-Wasser.] [Blaue Sonnen, grüne Wirbelstürme,] [Vogelschnäbel aus Licht picken] [Granatapfel-Sterne auf.] [Aber sag mir, verbrannte Erde, gibt es kein Wasser?] [Nur Blut, nur Staub,] [nur nackte Fußstapfen auf den Dornen?] [Der Regen weckt auf …] [Wir müssen mit offenen Augen schlafen,] [wir müssen mit unseren Händen träumen,] [wir müssen Träume träumen von einem Fluss, der seinen Lauf sucht,] [von der Sonne, die ihre Welten erträumt.] [Wir müssen laut träumen,] [wir müssen singen, bis das Lied Wurzeln schlägt,] [Stamm, Äste, Vögel, Sterne hervorbringt.] [Wir müssen das verschollene Wort finden,] [und uns daran erinnern, was das Blut,] [die Gezeiten, die Erde, und der Körper sagen,] [und zurückkehren zum Ausgangspunkt …] (Musik) (Applaus) ["Cloudburst" von Octavia Paz] [Übersetzung Lysander Kemp, Bearbeitung Eric Whitacre] Eric Whitacre: Beth. Annabelle, wo seid ihr? Jacob. (Applaus) Danke.