Incubate Pictures präsentiert In Zusammenarbeit mit dem Post Carbon Institute There's No Tomorrow (Übersetzung von Thaddl, KAOS, Max und Moritz) Das ist die Erde, wie sie vor 90 Millionen Jahren aussah. Geologen nennen dieses Zeitalter "Oberkreide". Es war eine Zeit extremer globaler Erwärmung, in der noch die Dinosaurier die Erde beherrschten. Sie lebten ihr Leben, sicher dort oben an der Spitze der Nahrungskette, und waren sich der Veränderungen, die um sie herum vor sich gingen, nicht bewusst. Die Kontinente drifteten auseinander, und es entstanden riesige Brüche in der Erdkruste. Diese wurden, vom Wasser geflutet, zu Meeren. In der extremen Wärme gediehen Algen, die mit der Zeit das Wasser vergifteten. Sie starben und fielen zu Billionen zum Grunde der Gräben. Flüsse wuschen Sedimente in die Meere unter denen die organischen Überreste der Algen begraben wurden. Mit dem Druck der Sedimente stieg auch die Temperatur, bis schließlich eine chemische Reaktion das organische Material in kohlenwasserstoff-basierte fossile Brennstoffe verwandelte: Erdöl und Erdgas. Ein ähnlicher Prozess spielte sich auf dem Land ab und ließ dort Kohle entstehen. Die Natur brauchte etwa fünf Millionen Jahre, um die Menge an fossilem Brennstoff zu erzeugen, die die Welt in einem Jahr verbraucht. Der moderne Lebensstil ist abhängig von diesem zu Gas und Öl gewordenen Sonnenlicht, auch wenn eine erstaunlich hohe Zahl von Leuten es für selbstverständlich hält. Seit 1860 haben Geologen über 2 Billionen Barrel Öl entdeckt. Seitdem hat die Welt annähernd die Hälfte dieser Menge verbraucht. Bevor man Erdöl fördern kann, muss es erst einmal entdeckt werden. Anfangs war es einfach zu finden und billig in der Förderung. Das erste große amerikanische Ölfeld war Spindletop, das 1900 entdeckt wurde. Viele weitere folgten. Geologen durchforsteten die USA. Sie fanden enorme Vorkommen von Erdöl, Erdgas und Kohle. Die USA produzierten mehr Öl als jedes andere Land, und wurde mit seiner Hilfe zu einer industriellen Supermacht. Wenn eine Ölquelle beginnt, Öl zu fördern, ist es nur eine Frage der Zeit, bis die geförderte Menge abzunehmen beginnt. Verschiedene Ölquellen haben unterschiedliche Produktionsraten. Legt man den Durchschnitt vieler Quellen zugrunde ergibt sich ein Graph, der einer Glockenkurve ähnelt. Typischerweise dauert es 40 Jahre vom Höhepunkt der Entdeckung neuer Quellen bis ein Land seinen Produktionshöhepunkt erreicht - danach beginnt eine permanente Abnahme. In den 1950er-Jahren sagte der für Shell arbeitende Geophysiker M. King Hubbert voraus, dass Amerikas Ölproduktion um 1970 ihren Höhepunkt erreichen würde - 40 Jahre nach dem Höhepunkt der Entdeckungen US-amerikanischen Öls. Nur wenige glaubten ihm. Jedenfalls erreichte sie 1970 tatsächlich ihren Höhepunkt und fiel von da an stetig. Hubbert hatte Recht behalten. Von da an waren die USA zunehmend von importiertem Öl abhängig. Das machte sie anfällig für Versorgungsunterbrechungen und trug zur Wirtschaftskrise 1973 und zur Ölkrise 1979 bei. In den 1930ern gab es die höchste Rate an Ölfunden in der Geschichte der USA. Trotz fortgeschrittenener Technologie war der Rückgang in der Entdeckung neuer amerikanischer Ölfelder unaufhaltsam. Neuere Funde, wie z.B. ANWR, würden höchstens Öl für 17 Monate liefern. Sogar das neue "Jack 2" - Feld im Golf von Mexiko würde die Inlandsnachfrage nur für ein paar Monate bedienen. Trotz ihrer Größe kann keines dieser Felder den Energie-Bedarf der USA auch nur annähernd decken. Die Hinweise verdichten sich, dass die weltweite Ölproduktion ihren Höhepunkt erreicht hat oder kurz davor ist. Weltweit erreichte die Entdeckung neuer Ölfelder 1960 ihren Höhepunkt. Über 40 Jahre danach scheint der Rückgang in der Entdeckung neuer Felder unaufhaltsam. 54 der 65 wichtigsten ölfördernden Länder haben ihren Förderhöhepunkt schon erreicht. Viele der anderen werden vermutlich in naher Zukunft folgen. Die Welt müsste als Ersatz alle 3 Jahre ein neues Saudi-Arabien finden, der existierenden Ölfelder auszugleichen. In den 1960ern wurden pro verwendetem Barrel Öl, sechs neue Barrel gefunden. 4 Jahrzehnte später verbraucht die Welt zwischen 3 und 6 Barrel Öl, während eines gefunden wird. Sobald das Fördermaximum der weltweiten Ölproduktion erreicht ist, wird die Nachfrage nach Öl das Angebot übersteigen, und der Benzinpreis wird stark schwanken, was Auswirkungen auf viel mehr als nur Tankrechnungen haben wird: Moderne Städte sind abhängig von fossilen Brennstoffen. Sogar Straßen werden mit Asphalt gebaut - einem Erdölprodukt - genau wie die Dächer vieler Häuser. Große Gebiete würden unbewohnbar werden. ohne Heizung im Winter oder Klimaanlagen im Sommer. Die Zersiedelung der Städte führt dazu, dass Menschen viele Kilometer zur Arbeit, zur Schule und zum Einkauf fahren. In Großstädte liegen Wohngebiete und Geschäftsbereiche weit von einander entfernt, so dass die Bewohner auf Autos angewiesen sind. Vorstädte und viele Gemeinden wurden in der Annahme gestaltet, dass Öl und Energie im Überfluss vorhanden sind. Chemikalien, die aus fossilen Brennstoffen gewonnen werden - sogenannte Petrochemikalien - sind unerlässlich für die Herstellung zahlloser Produkte. Die moderne Landwirtschaft ist stark abhängig von fossilen Energieträgern, genau wie Krankenhäuser, Luftverkehr, die Wasserversorgung und das U.S.-Militär, das allein schon 140 Millionen Barrel Öl pro Jahr verbraucht. Fossile Energieträger sind ebenso unerlässlich in der Herstellung von Kunststoffen und Polymeren, Hauptbestandteile in Computern, Unterhaltungsgeräten und Kleidung. Die Weltwirtschaft ist derzeit von einem endlosem Wachstum abhängig, welches immer mehr billige Energie erfordert. Wir sind sind so abhängig von Erdöl und anderen fossilen Energieträgern, dass schon eine kleine Unterbrechung der Versorgung weitreichende Auswirkungen auf jeden Bereich unseres Lebens haben könnte. ENERGIE Energie ist die Fähigkeit, Arbeit zu verrichten. Eine durchschnittliche Person in den USA kann heute über eine Energie verfügen, die 150 Sklaven aufbringen würden, die rund um die Uhr arbeiten. Materialien, die diese Energie für die Arbeit in sich speichern, nennt man Energieträger. Manche Energieträger enthalten mehr Energie als andere. Dies nennt man Energiedichte. Von diesen Energieträgern ist Erdöl der bedeutendste. Die Welt verbraucht 30 Milliarden Barrel im Jahr, das entspricht gut 4 km³ Öl (einer Kubikmeile), die so viel Enrgie enthalten, wie 52 Kernkraftwerke bei einer Laufzeit von 50 Jahren erzeugen würden. Mit Öl werden zwar nur 1,6% des Stromes der USA erzeugt, es treibt aber 96% des gesamten Transports an. 2008 importierten die USA zwei Drittel ihres Öls. (97% in Deutschland) Das meiste kam aus Kanada, Mexiko, Saudi Arabien, Venzuela, Nigeria, Irak und Angola. Verschiedene Eigenschaften machen Öl so einzigartig: es hat eine hohe Energiedichte. Ein Barrel Öl enthält soviel Energie wie fast drei Arbeitsjahre eines Menschen. Es ist bei Raumtemperatur flüssig, einfach zu transportieren, und in kleinen Motoren nutzbar. Um Energie zu bekommen, muss man Energie benutzen. Der Trick ist, wenig Energie aufzubringen, um viel Energie zu finden und zu erhalten. Das nennt man Erntefaktor (EROEI): Energiegewinn pro Energieinvestition. Konventionelles Öl ist ein gutes Beispiel. Das einfach zu fördernde, hochwertige Rohöl wurde zuerst ausgepumpt. Ölfirmen investierten so viel Energie wie in einem Barrel Öl steckt, um 100 Barrel zu finden und zu fördern. Der EROEI von Öl war also 100. Weil das einfach zu findende Öl zuerst gefördert wurde, verlagerte sich die Exploration bald in tiefe Gewässer oder ferne Länder, wofür ein immer größerer Energieaufwand erforderlich war. Oft ist das Rohöl, das wir heute finden, schwer oder schwefelhaltig und teuer in der Verarbeitung. Der EROEI für Erdöl beträgt heute nur noch 10. Wenn man mehr Energie braucht, um an den Energieträger zu kommen, als darin eingelagert ist, ist das den Aufwand nicht wert. Es ist möglich, einen Energieträger in einen anderen umzuwandeln. Immer wenn man das tut, geht ein Teil der ursprünglich enthaltenen Energie verloren. Unkonventionelles Öl ist ein Beispiel: Teersande und Ölschiefer. Teersande werden hauptsächlich in Kanada abgebaut, zwei Drittel des weltweiten Ölschiefers in den USA. Beide Energieträger können in synthetisches Rohöl umgewandelt werden. Dazu benötigt man aber Hitze und Süßwasser in großen Mengen, was den EROEI vermindert, der zwischen 5 und nur 1,5 liegt. Öl-Schiefer ist ein besonders energiearm, der in jedem Pfund etwa ein Drittel der Energie enthält, die in einer Schachtel Cornflakes steckt. Kohle gibt es in enormen Mengen, und sie erzeugt fast die Hälfte der weltweiten Elektrizität. Die Welt verbraucht gut 8,3 km³ Kohle im Jahr (fast 2 Kubikmeilen). Aber auch die globale Kohle-Förderung könnte bis 2040 ihren Höhepunkt erreichen. Die Behauptung, die USA hätten noch Kohle für Jahrhunderte, ist irreführend, weil sie nicht auf steigende Nachfrage und abnehmende Qualität eingeht. Viel von der hochwertigen Anthrazitkohle ist alle, übrig bleibt minderwertigere Kohle mit niedrigerer Energiedichte. Nachdem die Kohle an der Oberfläche erschöpft ist, fangen die Förderprobleme an, und die Bergleute müssen tiefer und in schwerer zugänglichen Gebieten graben. Häufig wird Tagebergbau betrieben, um die Kohlelagerstätten zu erreichen - mit katastrophale Folgen für die Umwelt. Erdgas wird meist in der Nähe von Öl und Kohle gefunden. Die nordamerikanischen Erdgasfunde hatten ihren Höhepunkt in den 1950ern und der Abbau Anfang der 70er. Verschiebt man den Graphen der Erdgasfunde um 23 Jahre nach vorn, wird die mögliche Zukunft der nordamerikanischen Erdgasproduktion offenbar. Neueste Durchbrüche haben die Förderung von unkonventionellem Gas ermöglicht, wie z.B. Schiefergas, das helfen könnte, einen Rückgang in den kommenden Jahren abzufangen. Unkonventionelles Gas ist umstritten, weil es hohe Energiepreise benötigt, um rentabel zu sein. Auch mit unkonventionellem Gas könnte die globale Erdgasproduktion ihren Höhepunkt bis 2030 erreichen. Noch existieren große Uranreserven für die Kernspaltung. Um die 10 Terawatt zu ersetzen, die die Welt zur Zeit aus fossilen Brennstoffen generiert, wären 10.000 Kernkraftwerke nötig. Bei dieser Menge würden die bekannten Uranreserven nur 10 bis 20 Jahre reichen. Experimente mit plutoniumbetriebenen "Schnelle Brüter"-Reaktoren in Frankreich und Japan waren teure Fehlschläge. Die Kernfusion steht vor enormen technischen Hindernissen. Dann gibt es noch die Erneuerbaren Energien. Windkraft haft einen hohen EROEI, läuft aber nicht ununterbrochen. Wasserkraft ist zuverlässig, aber die meisten Flüße in Industriestaaten sind schon aufgestaut. Konventionelle Erdwärmekraftwerke nutzen vorhandene Hitzequellen kurz unter der Erdoberfläche. Sie sind auf diese Gebiete beschränkt. Im experimentellen HDR-Verfahren werden zwei 9 Kilometer tiefe Schächte gebohrt. Wasser wird den einen Schacht hinunter gepumpt, um sich in Gesteinsspalten zu erhitzen und dann im anderen aufzusteigen und Energie zu erzeugen. Laut einem neuen Bericht des Massachusetts Institute of Technology könnte diese Technologie bis 2050 etwa 10% der US-Elektrizität erzeugen. Wellenkraft ist an Küstengebiete gebunden. Die Energiedichte von Wellen ist in jeder Region unterschiedlich. Durch Wellen erzeugte Elektrizität ins Inland zu transportieren wäre schwierig. Außerdem zersetzt die salzige Umgebung die Turbinen. Biokraftstoffe sind landwirtschaftlichen Ursprungs. Holz hat eine niedrige Energiedichte und wächst langsam. Die Welt nutzt etwa 15 km³ Holz im Jahr. (3,7 Kubikmeilen) Biodiesel und Ethanol werden aus Pflanzen aus erdölabhängiger Landwirtschaft hergestellt. Der Energiegewinn dieser Kraftstoffe ist sehr gering. Manche Politiker wollen Mais in Ethanol umwandeln. Um mit Ethanol ein Zehntel des erwarteten US-Ölverbrauchs im Jahr 2020 zu decken, bräuchte man 3% der US-Landfläche. Um ein Drittel aufzubringen, bräuchte man dreimal so viel Fläche, wie jetzt zum Maisanbau genutzt wird. (Korrektur d.Ü.) Um den ganzen US-Ölverbrauch im Jahr 2020 abzudecken, wäre doppelt so viel Land nötig, wie dort jetzt für den Anbau von Nahrung genutzt wird. Wasserstoff muss aus Erdgas, Kohle oder Wasser extrahiert werden, was mehr Energie braucht, als wir aus Wasserstoff gewinnen. Das macht eine auf Wasserstoff basierende Wirtschaft unwahrscheinlich. Alle Solaranlagen der Welt erzeugen zusammen so viel Strom wie zwei Kohlekraftwerke. Das Energieäquivalent von 1 bis 4 Tonnen Kohle wird gebraucht, um ein einziges Solarpaneel herzustellen. Wir müssten etwa 360.000 km² mit Solarpaneelen bestücken, um die momentane globale Nachfrage zu bedienen. Im Jahr 2007 gab es erst rund 10 km². In konzentrierter Sonnenkraft, der solarthermischen Energie, steckt großes Potenzial, jedoch sind im Moment nur wenige Anlagen in Betrieb. Sie sind zudem auf sonnige Regionen begrenzt, sodass große Mengen an Elektrizität über lange Strecken weitergeleitet werden müssten. Alle Alternativen zum Erdöl sind abhängig von mit Erdöl betriebenen Maschinen oder benötigen Materialien wie Plastik, die aus Öl hergestellt werden. Wenn es um die Zukunftsperspektiven von umwerfenden neuen Energieträgern oder Erfindungen geht, sollte man sich fragen: Haben die Befürworter ein funktionierendes, profitables Modell dieser Erfindung? Wie groß ist die Energiedichte? Kann die Energie gespeichert oder leicht verteilt werden? Ist sie zuverlässig oder schwankend? Kann die Erfindung auch in großen Maßstäben eingesetzt werden? Gibt es versteckte technische Herausforderungen? Wie ist der EROEI? Welche Umweltauswirkungen gibt es? Denk daran, dass große Zahlen trügerisch sein können. Zum Beispiel: 1 Milliarde Barrel Öl würden die globale Nachfrage nur ungefähr für 12 Tage decken. Ein Übergang weg von fossilen Energieträgern wäre eine monumentale Herausforderung. Im jahr 2007 wurden 48,5% der US-Elektrizität aus Kohle erzeugt. 21,6% kommen aus Erdgas, 1,6% aus Erdöl, 19,4% aus Kernenergie, 5,8% aus Wasserkraft. Andere Erneuerbare trugen nur 2,5% bei. Ist es möglich, ein auf fossilen Energieträgern basierendes System durch einen Mix aus alternativen Energien zu ersetzen? Große technologische Fortschritte sind nötig, sowie politischer Wille und Zusammenarbeit, massive Investitionen, internationaler Konsens, ein Umbau der $45 Billionen schweren Weltwirtschaft einschließlich Verkehr, verarbeitende Industrie und Landwirtschaft, sowie kompetente Funktionsträger, die den Übergang organisieren. Wenn all das erreicht wird, könnten wir dann unseren jetzigen Lebensstil weiterführen? WACHSTUM Diese Bakterien leben in einer Flasche Ihre Anzahl verdoppelt sich jede Minute. Um 11 Uhr gibt es ein Bakterium. Um 12 Uhr ist die Flasche voll. Sie ist um 11:59 Uhr halbvoll und lässt dabei nur noch für eine weitere Verdoppelung Platz. Die Bakterien erkennen die Gefahr. Sie suchen nach neuen Flaschen und finden drei. Sie nehmen an, dass ihr Problem nun gelöst ist. Um 12 Uhr ist die erste Flasche voll. Um 12:01 Uhr ist die zweite Flasche voll. Um 12:02 Uhr sind alle Flaschen voll. Das ist das Problem, dem wir uns aufgrund exponentiellen Wachstums gegenübersehen. Als die Menschheit begann, Kohle und Erdöl als Energiequellen zu nutzen, erlebte sie nie dagewesenes Wachstum. Selbst niedrige Wachstumsraten führen mit der Zeit zu großem Zuwachs. Bei einer Wachstumsrate von 1% verdoppelt sich die Wirtschaft innerhalb von 70 Jahren. Bei einer Rate von 2% in 35 Jahren. Bei einer zehnprozentigen Wachstumsrate verdoppelt sich die Wirtschaft in nur sieben Jahren. Wenn eine Wirtschaft mit dem aktuellen Durchschnitt von 3% wächst, verdoppelt sie sich alle 23 Jahre. Mit jeder Verdoppelung übersteigt der Bedarf an Energie und Rohstoffen die Summe aller bisherigen Verdoppelungen. Das Wirtschaftssystem beruht auf der Annahme von Wachstum - welches zu seiner Unterstützung ein wachsendes Energieangebot benötigt. Banken verleihen Geld, das sie nicht besitzen, und erschaffen es dadurch erst. Die Schulder nutzen das neu erschaffene Geld, um ihre Unternehmen zu vergrößern, und zahlen ihre Schulden zurück - mit Zinsen, die weiteres Wachstum erfordern. Durch diese Art der Erschaffung von Geld aus Schulden repräsentiert ein Großteil des Geldes auf der Welt einen Kredit, für den Zinsen gezahlt werden müssen. Ohne immer neue und immer mehr Schuldner, die Wachstum erzeugen und damit ihre Schulden zurückzahlen, wird die Weltwirtschaft kollabieren. Wie bei einem Schneeballsystem gibt es nur zwei Möglichkeiten: wachsen oder zugrunde gehen. Das wirtschaftliche Wachstum hat, teils hervorgerufen durch dieses Kreditsystem, eindrucksvolle Effekte: im Bruttosozialprodukt, beim Stauen von Flüssen, Wasserverbrauch, Verbrauch von Dünger, Stadtbevölkerung, Papierverbrauch, bei Kraftfahrzeugen, moderner Kommunikation und Tourismus. Die Weltbevölkerung ist auf 7 Milliarden Menschen angewachsen, und um 2050 rechnet man mit über 9 Milliarden. Auf einer flachen, unendlichen Erde wäre das kein Problem. Da die Erde aber rund und endlich ist, wird das Wachstum letztendlich an seine Grenzen stoßen. Die wirtschaftliche Expansion hat zu erhöhten Ausstößen von Stickoxiden und Methan geführt, zum Abbau der Ozonschicht, einer Häufung von Überschwemmungen, Schädigung von Ökosystemen im Meer einschließlich Überdüngung, zum Verlust von Wäldern und Regenwäldern, zur Vergrößerung der vom Menschen genutzten Landfläche und zum Aussterben von Arten. Wenn wir ein einziges Reiskorn auf das erste Feld eines Schachbretts legen, diese Zahl verdoppeln und 2 auf das zweite Feld legen, wieder verdoppeln und 4 auf das dritte legen, wiederum verdoppeln und 8 auf das vierte legen, und immer so weitermachen, indem wir auf jedes Feld die doppelte Zahl an Körnern legen, die sich auf dem vorherigen befinden, dann brauchen wir für das letzte Feld eine astronomische Zahl an Reiskörnern: 9 Trillionen, 223 Billiarden, 372 Billionen, 36 Milliarden, 854 Millionen, 776 Tausend Körner. Mehr, als die gesamte Menschheit in den letzten 10.000 Jahren angebaut hat. Wie der Reis auf dem Schachbrett, so verdoppeln sich auch moderne Volkswirtschaften alle paar Jahrzehnte. Auf welchem Feld des Schachbretts befinden wir uns? Abgesehen von Energie braucht unsere Zivilisation viele weitere grundlegende Ressourcen: Wasser, Ackerfläche, Nahrung, Wälder und viele verschiedene Mineralien und Metalle. Das Wachstum wird durch die knappeste dieser wichtigen Ressourcen beschränkt. Ein Fass besteht aus Dauben, und das Wasser in einem Fass kann nie höher stehen als bis zur niedrigsten Daube, so wie die knappeste Ressource das Wachstum begrenzt Die Menschheit nutzt derzeit 40% der photosynthetischen Aktivität auf der Welt. Eventuell wäre es möglich, 80% zu nutzen, aber ganz sicher werden wir niemals 160% nutzen. NAHRUNG Die weltweite Lebensmittelproduktion hängt stark von fossilen Brennstoffen ab. Vor dem ersten Weltkrieg gab es nur "Bio"-Landwirtschaft. Infolge der Erfindung von Düngern und Pestiziden auf Erdölbasis gab es große Produktionssteigerungen, die ein Wachstum der Bevölkerung ermöglichten. Durch die Nutzung von Kunstdünger konnten viel mehr Menschen ernährt werden, als allein durch Bio-Landwirtschaft möglich gewesen wäre. Fossile Energieträger werden für landwirtschaftliche Maschinen benötigt, für den Transport von Lebensmitteln und ihre Kühlung, für Plastikverpackungen und zum Kochen. Moderne Landwirtschaft nutzt Land, um fossile Energie in Nahrung umzuwandeln - und Nahrung in Menschen. Man braucht etwa 7 Kalorien fossiler Energie, um eine Lebensmittelkalorie zu produzieren. In den USA legen Lebensmittel vom Produzenten zum Kunden etwa 2.400 km zurück. Neben der abnehmenden Ölförderung gibt es mehrere Bedrohungen für das momentane System der Lebensmittelversorgung: Billige Energie, fortgeschrittene Technologie und Subventionen haben enorme Fischfänge ermöglicht. Die globalen Fangmengen hatten ihren Höhepunkt Ende der 1980er. Das zwang zur Ausdehnung des Fischfangs in die Tiefsee. Überdüngung durch Kunstdünger auf Erdölbasis vergiftet Flüsse und Meere, und macht große Gebiete für Fische unbewohnbar. Wenn es so weiter geht, wird erwartet, dass alle Fischbestände bis 2048 aussterben. Saurer Regen aus Städten und Industriestandorten beraubt den Boden wichtiger Stoffe wie Kalium, Kalzium und Magnesium. Eine weitere Bedrohung ist Wassermangel. Viele Farmen nutzen Grundwasser aus Aquiferen zur Bewässerung. Diese Grundwasserspeicher brauchen tausende von Jahren, um sich zu füllen, können jedoch innerhalb weniger Jahrzehnte leer gepumpt werden, wie Ölquellen. Der Wasserspiegel des riesigen Ogallala-Aquifers in den USA ist schon so weit abgesunken, dass viele Bauern wieder die unproduktivere Trockenlandwirtschaft betreiben. Zudem kann Bewässerung und die Nutzung von Düngemitteln zur Versalzung führen, der Anreicherung von Salz im Boden. Dies ist eine der Hauptursachen für die Entstehung von Wüsten. Noch eine Bedrohung ist der Verlust von Mutterboden. Vor 200 Jahren hatte der Mutterboden auf den nordamerikanischen Prärien noch eine Stärke von 180 cm. Durch Ackerbau und Anwendung unzulänglicher Verfahren ist etwa die Hälfte davon verloren gegangen. Bewässerung begünstigt das Wachstum von Schwarzrostpilzen wie UG-99, der das Potenzial zur Zerstörung von 80% der weltweiten Weizenernte hat. Laut dem "Vater der grünen Revolution", Norman Borlaug, hat Schwarzrost "immenses Potenzial zur gesellschaftlichen und menschlichen Zerstörung". Die Nutzung von Biokraftstoffen bedeutet, dass weniger Land für Nahrungsmittelproduktion zur Verfügung steht. Jedes Gebiet verfügt über eine bestimmte "Tragfähigkeit". Diese bestimmt die Anzahl der Tiere und Menschen, die dort für unbegrenzte Zeit leben können Wenn eine Spezies die Tragfähigkeit des Gebiets übersteigt, wird ihre Population zurückgehen - bis zu ihren natürlichen Grenzen. Die Menschheit hat diesen Rückgang bisher durch Erschließung neuer Gebiete und durch Produktionserhöhungen vermeiden können, was größtenteils dem Erdöl zu verdanken war. Um weiter zu wachsen, sind mehr Ressourcen nötig als die Erde uns bietet, doch gibt es nun mal keine weiteren Planeten für uns. In Anbetracht all dieser Herausforderungen müsste die weltweite Nahrungsproduktion bis 2050 verdoppelt werden, um die wachsende Weltbevölkerung zu ernähren. Eine Milliarde Menschen sind schon jetzt unterernährt oder am verhungern. Es wird schwer werden, in den kommenden Jahren über neun Millarden Menschen zu ernähren, wenn sich die weltweite Öl- und Erdgasproduktion im Rückgang befinden. HAPPY END Die Weltwirtschaft wächst exponentiell, mit etwa 3% pro Jahr, und verbraucht wachsende Mengen nicht erneuerbarer Kraftstoffe, Mineralien und Metalle, sowie erneuerbare Rohstoffe wie Wasser, Wälder, Ackerland und Fisch, schneller als sie sich erneuern können. Sogar bei einem Wachstum von einem Prozent verdoppelt sich die Wirtschaft in 70 Jahren. Das Problem wird durch weitere Faktoren verstärkt: Die Globalisierung macht möglich, dass Menschen auf einem Kontinent Waren und Nahrung kaufen, die auf einem anderen hergestellt wurden. Die Versorgungsketten sind lang und belasten den begrenzten Rohstoff Öl. Für Waren des täglichen Bedarfs sind wir nun auf ferne Länder angewiesen. Moderne Städte sind von fossilem Brennstoff abhängig. Die meisten Banksysteme beruhen auf Schulden und zwingen Menschen in eine Spirale aus Schulden und Rückzahlungen - und erzeugen dabei Wachstum. Was kann im Angesicht dieser Probleme getan werden? Viele glauben, dass die Krise durch Energiesparen verhindert werden kann, durch neue Technik, intelligentes Wachstum, Recycling, elektrische und Hybridautos, Ersatzstoffe oder Wahlen. Durch Energieeinsparung kannst du Geld sparen, aber nur dadurch wirst du nicht die Welt retten. Wenn manche Leute weniger Öl verbrauchen, wird durch die geringere Nachfrage der Preis steigen, und andere können das Öl billiger bekommen. Auf dieselbe Weise wird ein effizienteres Gerät, das weniger Energie verbraucht, paradoxerweise zu höherem Energieverbrauch führen. Im 19. Jahrhundert erkannte der britische Ökonom William Stanley Jevons, dass bessere Dampfmaschinen Kohle kosteneffektiver nutzen, was zum Einsatz von mehr Dampfmaschinen führte, was wiederum den gesamten Kohleverbrauch erhöhte. Erweiterte Nutzung wird eingesparte Energie und eingesparte Rohstoffe aufbrauchen. Viele Menschen glauben, dass Wissenschaftler diese Probleme mit neuer Technik lösen werden. Doch Technik ist keine Energie. Sie kann Energie in Arbeit umwandeln, aber sie nicht ersetzen. Technik verbraucht selbst Ressourcen: beispielsweise werden Computer mit einem Zehntel der Energie produziert, die man zur Herstellung eines Autos braucht. Fortschrittlichere Technologien könnten die Situation noch verschlimmern, da sie oft Seltene Erden benötigen, die auch nur begrenzt vorkommen. Zum Beispiel werden 97% der Seltenen Erden in China gefördert, die meisten davon in einer einzigen Mine in der Inneren Mongolei. Diese Elemente werden in Fahrzeugkatalysatoren genutzt, in Flugzeugmotoren, in Dauermagneten und Festplatten, in Batterien von Hybridfahrzeugen, in Lasern, mobilen Röntgengeräten, in der Abschirmung von Atomkraftreaktoren, in CDs, Motoren von Hybridfahrzeugen, Energiesparlampen, Lichtleitern, und in Flachbildschirmen. China denkt nun darüber nach, den Export der Seltenen Erden zu beschränken, da die Nachfrage rasant steigt. Das sogenannte Nachhaltige oder Intelligente Wachstum hilft auch nicht weiter, denn auch dafür werden nicht erneuerbare Metalle und Mineralien in immer größeren Mengen gebraucht, Seltene Erden eingeschlossen. Recycling wird das Problem nicht lösen, denn es benötigt Energie, und ist nicht 100%ig effizient. Nur ein Bruchteil der Materialien kann wiedergewonnen werden, ein großer Teil ist endgültig verlorgen. Elektroautos fahren mit Strom. Da Strom zum größten Teil aus fossilen Energiequellen gewonnen wird, ist dies keine Lösung. (in Deutschland: 57% aus fossilen Quellen lt. Wikipedia) Des Weiteren verbraucht die Produktion aller Arten von Autos Erdöl. Allein jeder Reifen erfordert 26,5 Liter Erdöl. 2010 gab es auf der Welt 800 Millionen Autos. Mit der momentanen Wachstumsrate wären es 2 Milliarden im Jahr 2025. Es ist unwahrscheinlich, dass die Erde so viele Fahrzeuge auf die Dauer unterhalten kann, unabhängig von der genutzten Energiequelle. Viele Ökonomen glauben, dass der freie Markt mittels technischer Innovation eine Energiequelle durch eine andere ersetzen wird. Jedoch nehmen auch die Hauptersatzstoffe für Öl mit der Zeit ab. Diese Idee berücksichtigt auch nicht die Zeit, die für die Vorbereitung auf eine Veränderung gebraucht wird. Der Hirsch Report des US-Energieministeriums schätzt, dass mindestens 2 Jahrzehnte gebraucht werden, um sie auf die Auswirkungen von Peak Oil vorzubereiten. Die Problematik der Energieknappheit, Rohstoffmangel, Verlust von Mutterboden und Umweltverschmutzung sind nur Symptome eines einzelnen, größeren Problems: Wachstum. Solange unser Finanzsystem unendlichen Wachstum verlangt, wird eine Reform wohl keinen Erfolg haben. Wie wird die Zukunft also aussehen? Optimisten glauben, dass das Wachstum ewig weitergehen kann, ohne Grenzen. Pessimisten glauben, dass wir eine neue Steinzeit erleben werden, oder aussterben. Die Wahrheit könnte irgendwo zwischen diesen Extremen liegen. Es ist möglich, dass die Zivilisation auf eine einfachere Stufe zurückkehren wird, in der viel weniger Energie verbraucht wird. Dies würde das Leben für die meisten härter machen. Mehr körperliche Arbeit, mehr Landwirtschaft und regionale Produktion von Waren, Nahrung und Dienstleistungen. Was kann man tun, um sich auf diese mögliche Zukunft vorzubereiten? Rechne mit einer Abnahme von Nahrung und Waren, die weit weg produziert werden. Fahr Fahrrad oder geh zu Fuß. Gewöhne dich daran, weniger Strom zu verbrauchen. Werde deine Schulden los. Versuche, Banken zu meiden. Anstatt in großen Supermärkten einzukaufen, unterstütze lokale Unternehmen. Kauf Essen aus regionalem Anbau, auf Bauernmärkten. Denk darüber nach, anstelle eines Rasens dein eigenes Essen anzubauen. Lerne, wie man es einmacht. Überlege, ob du regionale Währungen nutzen kannst, wenn die nationale Wirtschaft nicht mehr funktioniert, und werde unabhängiger. Keiner dieser Schritte wird den Zusammenbruch verhindern, aber sie könnten deine Chancen in einer Niedrig-Energie-Zukunft verbessern, in der wir selbständiger sein müssen, als es unsere Vorfahren waren.