"Meine Air Jordans kosten
hundert plus Steuer.
Auf meiner Wildleder-'Starters'-Jacke
stehen die 'Raiders'.
Ich hab Stil, lache,
seh' echt hart aus,
weil's nicht drum geht, gehört,
sondern geseh'n zu werden.
Meine lederne Adidas-
Baseballkappe passt
zum gefaketen Gucci-
Rucksack. (Lachen)
So gut wie ich sieht
niemand aus,
aber für lau gibt's das
nicht, das kostet was,
und ich hab keinen Job,
überhaupt kein Geld,
aber das kann ich alles aus
dem Kaufhaus klauen.
Die Eltern sagen, tu's nicht,
aber ich weiß, was sein muss.
Ich muss tun was ich kann,
um gut auszusehen
und der Grund, wenn
ich ehrlich bin, Mann,
ich hab keinen Plan. Fühle mich
wohl wie was Besonderes.
Mit einem schicken Outfit
muss ich mich nicht verstecken,
und ich muss mir echt
was Neues checken,
oder mein Ego zerplatzt
wie ein 10-Cent-Luftballon.
Aber die passen saugut auf in den
Läden. Jeden Tag mehr Bullen.
Meine Leute lachen mich aus,
weil ich altes Zeug trage.
Die Schule ist fast um.
Der Sommer ist nah.
Und meine Jordans
sind zerrissen.
Ich brauch was Neues.
Nur eins bleibt zu tun.
Freitag schwänz ich die Schule,
fahr mit der U-Bahn in die Stadt,
und check meine Opfer ab,
wie sie abhängen.
Vielleicht hab ich Glück
und mach leichte Beute.
Ich brauch neues Zeug.
Kein Weg dran vorbei.
Ich bin auf alles vorbereitet.
Ich pack meine Knarre ein.
Das ist 'ne ernste Sache.
Das ist kein Spaß.
Und es geht nicht, dass
meine Jungs mich auslachen.
Ich krieg schon was Cooles,
ihr werdet schon sehen.
Komm aus der Station,
West 4th gleich beim Park,
meine Brüder werfen
Körbe und jemand sagt,
"Hey Bruder, wo hast du
denn die Nikes her?"
Ich so zu mir:
"Ja, die mag ich, mag ich sehr."
Weiß wie Wattestäbchen,
hell, blenden sie meine Augen.
Michaels rotes Emblem
sieht aus, als könnt es fliegen.
Kein einziger Fleck.
Die Airs waren brandneu.
Ich hatte meine Pistole und
wusste, was zu tun war.
Ich wartete auf den richtigen
Moment, folgte ihm ganz nah.
Er biegt links nach Houston ab,
ich ziehe die Knarre,
und sage:
"Gib mir die Jordans!"
Und der Penner
will wegrennen.
Läuft weg, kommt nicht
weit. Ich feuer: "Peng!"
Der Narr fällt zwischen
zwei geparkte Autos.
Er hustet, er weint,
Blut fließt auf die Straße.
Und ich schnapp mir die
Air Jordans von seinen Füßen.
Da liegt er und stirbt,
und alles, was er sagt:
"Bitte, Mann, nimm mir
die Air Jordans nicht weg."
Man glaubt, er würde sich
ums Überleben sorgen.
Ich lauf mit seinen Sneakers weg
und ihm kommen die Tränen.
Am nächsten Tag
geh ich zur Schule
mit meinen brandneuen
Air Jordans, Mann, bin ich cool.
Ich hab für sie getötet,
aber ist mir doch egal,
denn jetzt brauch ich
eine neue Jacke dazu."
Danke. (Applaus)
In den letzten 15 Jahren
meiner Auftritte
wollte ich immer nur Poesie
in die Welt bringen.
Es hat mir nicht gereicht
ein Buch zu schreiben.
Es reichte nicht bei einem
Slam-Contest mitzumachen,
und während diese
Dinge auch wichtig sind,
waren das nicht die treibenden
Kräfte, die den Stift zu Papier führten.
Mich hungerte und dürstete,
und das tut es noch, nach einem:
Wie bekomme ich Leute,
die Poesie hassen, dazu,
mich zu lieben?
Denn ich bin eine
Erweiterung meiner Arbeit,
und wenn sie mich lieben,
lieben sie meine Arbeit,
und wenn sie meine Arbeit
lieben, lieben sie Poesie,
und wenn sie Poesie lieben,
habe ich mein Werk verrichtet,
dann habe ich sie in die Welt gebracht.
Und 1996 fand ich die
grundsätzliche Antwort
bei einem Meister des gesprochenen Wortes,
namens Reg E. Gaines,
der das berühmte Gedicht "Bitte, nimm mir die Air Jordans nicht weg" schrieb.
Und ich folgte diesem Typen überallhin,
bis wir im selben Raum waren
und ich ihm eines meiner Stücke vorlas,
und wisst ihr, was er mir sagte?
"Du spinnst.
Weißt du, was dein Problem ist, Kumpel?
Du liest nicht die Poesie anderer Leute
und du gibst klanglichen
Erwägungen keinen Vorzug
gegenüber dem Metrum."
(Lachen)
Und er brabbelte weiter
über Poesie, Stile und Freitagnächte
von puerto-ricanischen New Yorkern.
Ich hätte aufhören können.
Aufhören sollen.
Ich hielt Poesie nur für
Ausdruck des Selbst,
ich war mir nicht bewusst, dass man
die kreative Kontrolle haben könnte.
Also hörte ich nicht auf
und folgte ihm überall hin.
Wenn er an einer Broadway-Show
schrieb, war ich vor der Tür.
Ich weckte ihn 6:30
in der Frühe auf
um ihn nach dem
besten Poeten zu fragen.
Ich weiß noch, wie ich die Augen
eines Fisches direkt aus dem Meer aß,
weil er mir gesagt hatte,
es sei Nahrung fürs Gehirn.
Dann sagte ich ihm eines Tages:
"Reg E., was meinst du mit klanglichen
Erwägungen und dem Metrum?" (Lachen)
Und er reichte mir einen Schwarzweiß-
Ausdruck einer Abhandlung
über einen Poeten
namens Etheridge Knight
und die mündliche Natur der Poesie
und von diesem Punkt an
war Reggie nicht mehr der Beste für mich,
denn Etheridge Knight lehrte mich,
dass ich meine Worte wie
Musik klingen lassen könnte,
selbst die kleinen,
die einsilbigen,
die Wenns, Unds, Abers, Wies,
der Gangster in meinen Worten
konnte direkt ins Ohr dringen,
und von diesem Punkt an jagte
ich Etheridge Knight hinterher.
Ich wollte wissen,
welche Poeten er las
und landete bei einem Gedicht namens
["Dark Prophecy: I Sing of Shine"],
ein Trinkspruch, der mich
auf die größte Bühne
für einen Poeten brachte:
Broadway, Baby.
Und von diesem Punkt an lernte
ich, das Mikro wegzuschieben
und die Poesie mit dem
ganzen Körper zu attackieren.
Aber das war nicht die größte
Lektion, die ich je lernte.
Die größte Lektion kam
Jahre später, als ich nach
Beverly Hills kam und auf
einen Künstleragenten traf,
der mich von oben bis unten taxierte
und sagte, ich sehe nicht aus,
als hätte ich irgendwelche
Erfahrungen in diesem Geschäft.
Und ich sagte zu ihm:
"Hör mal, du blöder Penner,
du bist ein gescheiterter,
Agent-gewordener Schauspieler,
und weißt du, wieso
du gescheitert bist?
Weil Leute wie ich
deinen Job bekamen.
Ich bin den ganzen Weg
von Cleveland und Essex
im New Yorker Osten hergereist, hab die Linie 6
bis zu den Nutten bei Hunt's Point genommen,
die mir im Weg standen, als ich die
Kunst des Raumes meistern wollte
und die von Eins bis Unendlich reichende
Menge von Männern, Frauen und Kindern,
die dort hineinpassen,
nur damit ich sie
mit meiner Erfahrung an
die Wand schieben kann.
Leute haben Tickets zu
meiner Erfahrung gekauft
und sie als Kühlschrankmagneten
benutzt, damit sie wussten:
Die Revolution ist nahe:
Legt Vorräte an.
Ich bin so erfahren,
dass ich, als du auf
einer Etepetete-Schule
Shakespeares Sonnette lerntest,
diese Beats in mich hineingetreten
und -geschubst bekam.
Ich kann mit dem Schock aus
"The Crying Game" mithalten
mit der Ehrfurcht eines Kindes, das
von einem Schulrüpel "AIDS-Opfer"
genannt wird, nicht wissend, dass
sein Vater es meiner Mutter gab,
und das ist doppeldeutig.
Ich bin so erfahren, als du
an die Fell School gingst
und all die reichen kleinen Goldjungen
ein Kind sponsern wollten,
das war ich, aber sie schmissen
mich raus, als ich
den Goldjungen beibrachte, wie man
die Flecken von einer Lee-Jeans stiehlt,
und sie zu VIM brachte.
Das soll Tschechov erstmal fertigbringen.
Sanford Meisner war mein Onkel Artie,
der sich still zurief:
"Etwas läuft immer falsch,
wenn nie was richtig läuft."
Method Acting ist nur
ein Mischmasch
aus multiplen Persönlichkeiten, man
hält seine eigenen Lügen für wahr,
wie als in der Schule der coole Kenny
mir sagte, er wird mal Polizist.
Mann, du bist in einer
Gefängnisschule.
David Mamet würde meine
Angriffe auf Dialog
psychoanalysieren,
Stanislavski täte so,
als wäre er Bruce Lee,
der deine ganzen talentlosen
Schüler durch Crenshaw trat.
Ist mir doch egal, wenn deine Schauspieler
Guerrilla-Theater an der London Rep studiert haben.
Hier ist ein uraltes chinesisches
Samstagnachmittag-
Kung-Fu-Geheimnis.
Bretter schlagen nicht zurück.
Ihr denkt, schwarze Entertainer
haben es schon schwer
in diesem Geschäft zu arbeiten?
Ich bin ein verdächtiger Mulatte,
ich bin also zu schwarz, um weiß zu sein,
und zu weiß, um es richtig zu tun.
Vergessen wir das amerikanische Ghetto.
Ich hab Bühnen in Soweto erschüttert,
Abtreibungsbabies in Sammelgräbern vergraben
und hab immer noch ein Lächeln im Gesicht,
also wie du mich auch verfluchst
vor deinem golfballsuchenden,
Bring-mir-dies-bring-mir-das-Assistenten,
wenn ich zur Tür rausgehe,
welchen Rufmord du mir
auch hinterherschleuderst:
deine Mutter.
Danke. (Beifall)