Wikipaka Vorspannmusik Jörg: Herzlich willkommen! Ich möchte euch heute eine App vorstellen, die wir adaptiert haben für Leipzig, in der es darum geht, dass Bürger der Stadt sich koordinieren, Bäume in ihrer Stadt zu gießen. Bevor wir direkt einsteigen. Noch schnell was zu mir selbst. Ich bin Jörg Reichert vom Open Knowledge Lab in Leipzig, auch Code for Leipzig genannt. Wir gehören zu Code for Germany, die wiederum zur Open Knowledge Foundation gehören. Wir treffen uns jetzt schon seit sechs Jahren regelmäßig, um an Open Source Projekten zu arbeiten und auch Vorträge und Workshops zu organisieren. Hauptsächlich geht es dabei um Civic Apps (?) und die Verwendung von Open Data. Genau. Warum braucht es eine Gieß-App? Wir haben jetzt schon seit drei Jahren das Problem, dass wir extreme Dürre haben. Bäume leiden besonders unter dieser Dürre. Sie haben direkt Trocken-Stress. Das sieht man zum Beispiel jetzt an dem Foto, das jetzt Anfang August aufgenommen worden ist und wo sich die Blätter schon verfärbt haben. Und diese Dürre ist langanhaltend, wie dieser Dürremonitor vom ufz zeigt. Die kriecht wirklich direkt in den Boden rein. Die Böden sind extrem trocken. Selbst wenn es mal regnet, kann diese Regenflüssigkeit kaum in den Boden eindringen. Deswegen hat man in Berlin sich gedacht, wir brauchen einen App, denn die Stadt selbst kann nicht allein die ganzen Bäume gießen. Es müssen auch die Bürger mithelfen. Mit dieser Web-App sollen sich die Bürger letztendlich für Bäume registrieren können und die dann entsprechend gießen und Leute, andere Leute sehen dann, okay, ein Baum wurde schon gegossen. Ich kümmere mich um den anderen Baum. Genau. In Berlin sind es 600.000 Bäume, die angezeigt werden müssen, bei uns in Leipzig deutlich weniger. Und ich zeig schnell noch mal die Features. Letztendlich geht es darum, möglichst schnell an seinem Baum zu springen. Deswegen gibt's hier ne Standortsuche. Man kann auch die Bäume eingrenzen nach dem Alter. Die Bäume, die letztendlich so 4 Jahre sind bis 10 Jahre, die sind am bedürftigsten. Die älteren Bäume, da macht es schon gar keinen Sinn mehr die zu gießen, weil die sind so groß und die müssen sich selber versorgen können. Genau. Ich muss mich selbst registrieren, um letztendlich auch meinen Gießerfolg mit eintragen zu können. Ich kann dann sagen: Okay, ich hab den Baum gegossen mit 5 Liter 10 Liter. Das ist dann auch für alle anderen sichtbar. Und ich sehe dann auch so die Historie. Genau. Die Bäume selber werden letztendlich eingefärbt, je nachdem, wie viel Niederschlag Menge sie in den letzten 30 Tagen bekommen haben. Genau. Wie kommt das jetzt nach Leipzig? Wir wurden angesprochen von einem Vertreter aus dem Stadtrat, der diese App in Berlin gesehen hat und meinte: Warum gibt's das nicht in Leipzig? Und aus einer anderen Quelle von der Stiftung Ecken wecken wurden wir auch kontaktiert. Die hatten schon ein laufendes Projekt mit der App Bäumefreundschaft Gießen im Quartier, wo sie sich schon organisiert haben, Bäume zu gießen, das aber sehr mühselig für sie war, weil sie das über ein Excel Sheet gemacht haben. So sind wir zueinander gekommen und ich hatte mir angeguckt Okay. Ist das schwierig, das für Leipzig zu adaptieren? Das Schöne war der Code war Open Source, das City Lab in Berlin, was ein Projekt hat Technologieförderung war, hatte das alles Open Source gestellt und wir konnten uns den Code angucken und gucken, wie wir das dann für uns in Leipzig adaptieren konnten. Mit dem schönen, schnellen Erfolg, dass wir das dann schnell für Leipzig auch an den Start bekommen haben. Wie sind wir an die Daten gekommen? Die Technik dazu hinter. Eine sehr interessante Architektur, letztendlich mit allen modernen Technologien, die es aktuell gibt. Das Ganze basiert auf React, einem Web Frontend. Das Ganze läuft auf netlify gehostet. Und über vercel laufen die ganzen APIs, die dann auf die Datenbank zugreifen und auf die restlichen Stellen zugreifen. Authentifizierung läuft über Auth0, wo die ganzen Schnittstellen dann entsprechend angebunden sind und die Tokens ausgetauscht werden. Die Datenbank selber läuft im Amazon AWS. Dort läuft auch ein Cronjob, der täglich sich die Daten vom Wetterdienst holt und die Baumdaten entsprechend anreichert mit den Niederschlagswerten, die der letzten Nacht bis zur letzten Nacht gefallen sind. Genau. Die Daten werden dann in Amazon S3 gespeichert und zur Performanceoptimierung werden auch für diese einzelnen Web Darstellungs Dinger dann auch vector tiles generiert. Genau. Das ganze wird dann deployed mit terraform. Wo kommen die Daten her in Leipzig? Es gibt da dieses Straßenbaumkatasteramt, das auch auf dem Open Data Portal von Leipzig liegt. Leider sind da nicht alle Daten drin gewesen, die wir jetzt für die Anwendung gebraucht hatten, da hat z.B. die die Baumart gefehlt und die Daten waren auch erst vom letzten März gewesen. Dachte mir Okay, das muss doch aktueller gehen. Wir haben dann den Kontakt zum Geo-Informationsamt Leipzig gesucht und die haben uns nen Zugang zum LDrive, also ihrem eigenen Nextcloud Account gegeben, wo sie uns aktuelle Daten bereitgestellt haben. Es ist geplant, dass diese aktuellen Daten dann irgendwann auch im Open Data Portal verfügbar sind. Momentan ist das jedoch nicht der Fall. Und wie wir halt auch gesehen haben, die Deutschen Wetterdienst Daten gibt es über die radolan Daten zur Verfügung und die wurden dort jeden Tag gescraped. Die Stadt Leipzig selbst hat auch schon Anwendungen am Start, in der man die Bäume in Leipzig betrachten kann. Da gibt's einmal den Stadtplan Leipzig, wo man generell sich Geodaten zusammenklicken kann über einen Baum und da gibt's dann auch die Auswahl mit Park- und Straßenbäumen. Die Parkbäume sind halt wie gesagt noch nicht im Open Data Portal drin. Das soll aber noch kommen. Und dann gibt es noch eine extra Website für das Thema baumstarke Stadt, wo Menschen sich letztendlich über ein PDF Formular dann auch Baumpatenschaften organisieren können und sich dort eintragen können. Dass sie dann sagen: ok, ich kümmere mich um diesen Baum. Dafür gibt es auch nochmal extra eine Ansicht. Für uns war auch ganz wichtig, Kooperationen zu suchen. Wir haben quasi nicht nur die Anwendung genommen, sondern das auch zum Anlass genommen, die Anwendung auch mal zu hinterfragen, ob diese Anwendung, wie sie jetzt gerade umgesetzt ist, auch den Anforderungen der Nutzer überhaupt entspricht. Wir haben deswegen Kontakt gesucht zur Stiftung Ecken Wecken, wie schon gesagt, aber auch zu regionalen Umweltverbänden wie Ökolöwen, den GUD Regionalverband vom NABU und eben auch die Stadt, speziell dem Amt für Stadtgrün und Gewässer. Wir hatten auch Kontakt zum UFZ, speziell zum Projekt Leipziger Blaugrün, die sich halt auch mit Bewässerungskonzepten in Leipzig auseinandersetzen. Und zudem waren auch Parteien und Vertreter von Parteien im Stadtrat bei unseren Treffen zugegen. Anfangs haben wir die Treffen noch vor Ort gemacht, in persona, durch Corona haben wir das auch ins online, digitale verlagert. Haben da letztendlich unsere Ideen diskutiert und Lösungswege letztendlich dann identifiziert, wie wir jetzt weitergehen wollen. Wichtig ist auch, Gemeinschaften zu bilden. Es reicht nicht, nur eine Anwendung zu bauen, sondern man braucht auch, die ganze Community drum herum braucht das quasi, Marketing drumrum. Man muss das letztendlich den Bürgern nahebringen, dass diese App dann auch nutzen können als Hilfsmittel. Aber letztendlich nicht nur die App, sondern wirklich auch selber gießen gehen. Die App selber gießt nicht, sondern die Menschen gießen. Und das können sie am besten in einer Gemeinschaft, wenn sie das als Rahmen von einem Projekt machen. Ein Event letztendlich, wirklich regelmäßig als Community. Deswegen gibt es z.B. bei den Ökolöwen auch schon solche Projekte wie hier den Leipziger Gießsommer, wo das wirklich als Initiative, als Event organisiert wird. Die Berliner haben das auch schon so gemacht. Sie haben auch schon solche Gamification Elemente verwendet, z.B. mit Selfies knipsen und letztendlich dann Leute zu motivieren, dann wirklich auch regelmäßig zu gießen. Hilfreich dabei war auch ein gemeinsamer Slackchannel, kann auch ein beliebig anderer Kommunikationskanal sein. In Berlin hat man sich halt für Slack entschieden, um die Leute miteinander zu vernetzen, damit sie sich organisieren, wer sich treffen will, um da gemeinsam Bäume zu gießen. Besondere Herausforderung in Leipzig ist, dass wir noch nicht wissen, wo wir das Wasser herbekommen. Berlin hat den Vorteil, dass es dort noch funktionierende Wasserpumpen gibt. In Leipzig gibt es zwar auch Wasserpumpen, aber die sind historisch und nicht mehr in Betrieb. In anderen Städten wie in Münster ist man den Weg gegangen, dass man solche Wasercontainer als Aufsteller bereitstellt, wo Menschen dann ihre Gießkanne befüllen können oder auch Giessäcke. Weitere Möglichkeit wäre letztendlich, Regentonnen aufzustellen. Die Stadt selber hat sogenannte Giesfahrzeuge im Einsatz, die nachts unterwegs sind, um letztendlich die Bäume zu gießen. Das ist ein Kostenfaktor für die Stadt. Es wird gesagt, dass ein Giesvorgang für einen Baum bis zu 8 Euro kosten kann. Von daher ist die Stadt auch sehr stark interessiert, dass die Bürger da mit unterstützen und selber auch Bäume gießen. Wenn man ein bisschen weiter weg wohnt vom Baum, den man gießen möchte, hilft natürlich auch so ein Anhänger am Fahrrad, mit dem man dann die Kanister transportieren kann. Denn ein Baum in der Woche braucht mindestens 70 Liter und jeder kann sich denken, wie viel man selber an Wasser transportieren kann. Genau. Und damit das auch regelmäßig passiert, gibt's auch dieses Konzept von Giessäcken. Die werden zum Teil von der Stadt ausgegeben und sorgen dafür, dass eine größere Wassermenge verteilt über die Zeit in den Baum einsickert. Trotzdem, die Politik ist gefragt. Es gab direkt am Anfang sogar einen Aufruf im Stadtrat, im Informationssystem, dass die Stadt Leipzig selbst "Giess den Kiez" aus Berlin redeployen soll. Wir haben es aber schon vorher aufgegriffen, von daher ist die Forderung jetzt erst einmal auf Wartezustand. Es fehlt auch noch ein gewisses Bewässerungskonzept, was die Stadt erarbeiten soll. Das wird hoffentlich dann im Januar nachgereicht. Was sind unsere Pläne für diese Anwendung? Gemäß den Anforderungen, die an uns herangetragen worden sind, wäre das z.B. die Optimierung für Smartphones. Die meisten Nutzer sind mit mobilen Endgeräten unterwegs, nutzen das gar nicht von ihrem Dekstop-Rechner. Und aktuell ist die Anwendung so gestrickt, dass sie doch sehr langsam auf Smartphones funktioniert. Zweitens haben wir festgestellt, dass das mit dem Einfärben der Bäume nach der Regenmenge, die sie bekommen haben, gar nicht so sinnvoll ist, weil die Dürre ist ein dauerhaftes Problem. Deswegen sollten die Bäume eher danach eingefärbt werden, wie jung sie sind. Ein weiteres Feature wäre der Zoom auf den eigenen Standort, dass man jetzt gar nicht seine Adresse suchen muss, sondern einfach durch die Freigabe seines Standorts direkt das Umfeld sieht, wo die nächsten Bäume sind. Dann haben wir auch Feedback bekommen, was sinnvolle Giessstrategien sind. Und so ist es eigentlich gar nicht so sinnvoll, dass die Leute sich auf einzelne Bäume aufteilen, sondern dass ein Baum auch durchaus von mehreren Leuten gegossen werden soll. Weil wir wissen ja, ein Baum braucht mindestens 70 Liter die Woche. Und auf diese Menge zu kommen macht es Sinn, dass dann mehrere Leute gießen. Damit zusammenhängend müssen wir auch feststellen, dass wir manche Bäume vielleicht gar nicht retten können und dass es sinnvoll ist, sich auf bestimmte Bäume zu konzentrieren, die auf die gewünschte Menge zu bringen, statt viele Bäume mit wenig zu gießen, was Ihnen aber nicht wirklich hilft. Auf längere Sicht überlegen wir noch, es den Nutzern zu ermöglichen, selber Bäume anlegen zu können. Momentan sind die Straßenbäume der Stadt angezeigt. Später kommen auch die Parkbäume dazu, aber letztendlich gibt es noch viel mehr Bäume in der Stadt, nämlich die Bäume, die auf Privatgrundstücken stehen, die Wohnungsbaugesellschaften gehören und die werden gar nicht erfasst. Brauchen aber natürlich trotzdem genauso viel Wasser. Deswegen soll es dann möglich sein, dass die Nutzer selbst eintragen können: Da steht ein Baum und den Baum gieße ich. Die Trockenheit hat ja auch Auswirkung auf den Baum selbst, auf seine Widerstandsfähigkeit. Und wir haben auch das Problem von Schädlingsbefall und durch die Trockenheit wird der Baum ja extra noch geschwächt, sodass er dann noch stärker anfällig ist für Schädlingsbefall. Deswegen soll es auch möglich sein, die Daten über den Zustand der Bäume mit einzubeziehen. Die Stadt selbst muss einmal, zweimal im Jahr jetzt endlich eine Baum Begehungen machen, um genau diese Daten zu erfassen. Die sind momentan nicht Open Data gestellt, auch aus bestimmten guten Gründen, weil endlich solche Bauminspektoren auch ins Gefängnis gehen können, wenn sie letztendlich nachgewiesen bekommen, dass sie letztendlich eine Beurteilung falsch abgegeben haben und dann der Baum einstürzt, weil er halt von innen verfault war und sie das eigentlich hätten sehen müssen. Genau. Aber vielleicht gibt's trotzdem Daten, die wir erfassen dürfen und anzeigen dürfen. Wie auch schon gesagt, geht es darum, noch mehr Bäume zu erfassen. Auch Bäume, die die Stadt selber im Datenbestand hat. Deswegen geht es darum, auch die Park- und Friedhofsbäume mit einzubeziehen. Wichtig neben dem ganzen Anzeigen von Bäumen und so weiter sind auch die Tipps und die Hinweise, wie man richtig gießt. Das soll entsprechend an der Anwendung auch mit hinterlegt werden, um den Leuten quasi eine Anleitung zu geben, wie sie gießen. Was dabei zu beachten ist. Was für Unterschiede es gibt pro Baum und Jahreszeit und so weiter. Und vielleicht auch ein bisschen Kooperation zu ermöglichen, soll es später vielleicht ein Baum Wiki gegeben, wo die Leute vielleicht auch selber ihre Beobachtungen hinterlegen können, dass sie selber Bilder von dem Baum hochladen können, Informationen. Aber das soll später erst kommen. Welche verwandten Projekte gibt es? Es gibt auch schon ein Dresden giesst, deren Ansatz eher so wirklich reine Informationskarte. Da kann jetzt keine Bäume abonnieren oder Patenschaften eingehen, sondern wirklich mehr Informationsmaterial, wie man Bäume richtig gießt. Und auch in Bezug zum "Giess den Kiez" hat man sich in Köln hingesetzt und eine eigene Anwendung gebaut, wo es schon möglich ist, Bäume anzulegen. Und um nochmal auf den Aspekt von OpenData zu kommen: Es gibt schon Webseiten wie BaumCloud oder Opentrees.org, wo Deutschland, letztendlich weltweit Baumdaten gesammelt werden. Nur braucht es Leute, die letztendlich diese Daten regelmäßig aktualisieren. Am besten die Städte selber, die das regelmäßig dorthin spielen. Und dann könnte man sich sogar noch überlegen, eine Anwendung zu bauen, die vielleicht deutschlandweit, weltweit agiert, wo wir jetzt nicht bloß die Daten zuliefern und alle eine gemeinsame Oberfläche haben. Vielen Dank. Herald: Ja, danke für deinen Talk, Jörg. Wir sind jetzt live mit dir für die Q&A. Leipzig gießt war der Talk, ich sage noch mal kurz ins Publikum: Ihr habt jetzt noch die Chance uns live Fragen zu stellen im IRC Chat, der unter diesem Video verlinkt ist und mit rC3Wikipaka auf sozialen Medien. Jörg, zum Einstieg, ich wohne in Berlin in einem Altbauviertel. Ich kenne natürlich Gieß den Kiez. Hat mich auch sehr gefreut, als ich das gesehen habe. Hab mich sozusagen, weil ich ja auch gerade letzten Sommer gesehen hab, wie die Platanen hier vor meinem Haus, man sieht sie sogar im Hintergrund, immer trockener geworden sind und dann auch immer Leute gesehen habe, die da gegossen haben. Es gibt hier auch so eine alte Pumpe, die zum Glück noch manchmal funktioniert und fand es aber auch extrem spannend zu sehen: Was sind das eigentlich für Bäume? Wie alt sind sie? Das waren die Daten aus dem Berliner Baum Kataster. Das hat mich so als Bürger irgendwie nochmal einen neuen Blick gegeben. Eine Sache, die ich hier seit Jahren aus dem Fenster sehe, einfach sozusagen mit diesen Zusatzdaten aufgefüllt. Und dann hab ich auch gesehen, da gibt's direkt Leute, die bei uns gießen. Also das war so ein bisschen das Vorbild. Ich freue mich sehr, dass das in Leipzig passiert. Jörg: Ist ja nicht nur Leipzig, sind ja mehrere Städte, wo das jetzt passiert. Herald: Ich guck grad nochmal in den Chat. Ja, da kam jetzt gerade noch keine Frage. Du hast ein bisschen von diesen ganzen Partnern erzählt, die man alle an einen Tisch bringen musste, um das umzusetzen. Hast du da manchmal zwischendurch das Gefühl, das wird zu viel? Alle wollen irgendwie, alle müssen gefragt werden. War das so eine Sache, die die ganze Sache schwierig gemacht hat? Jörg: Nö, nicht wirklich, es war eher hilfreich, dass man dann so sieht verschiedene Sichten, es gibt da durchaus unterschiedliche Meinungen, wie gegossen werden muss, wie was da wichtig ist. Zum Beispiel in dem Baumscheiben gibt es auch ganz große Diskussionsen, deshalb hat sich der NABU bei uns ein bisschen rausgezogen, weil es da zum Beispiel mit der Stadt eine unterschiedliche Meinung gibt wie die Baumscheibe bepflanzt werden soll oder nicht. Und am Ende ist es wirklich so ein Input zu kriegen. Wie wollen die Leute das wirklich benutzen? Und was ist wichtig? Was ist auch fachlich gesehen wichtig? Genau. Herald: Hast du auch den Eindruck, dass da manchmal die Bürgerinnen und Bürger so ein bisschen mit ihren eigenen Sachen vorangehen müssen, um den Rest dann mitzuziehen? Jörg: Ja, so ein bisschen genau. Also die Stadt macht ja auch was, aber letztendlich auch so bis zum vierten Lebensjahr kriegen sie es halt bezahlt und dann müssen die Bürger es halt selber machen. Herald: Ich erzähle kurz aus Erfahrung: Ich bin hier in einer Gruppe, die hier im Kiez eine Blumenwiese angelegt hat, und das ging so ein bisschen über zivilen Ungehorsam im Sinne von: Da ist eine Brache. Die wollen wir jetzt einfach bespielen und dann hat das für viel Freude gesorgt. Und dann kam irgendwann das Grünflächenamt und sagt: Eigentlich finden wir das gut. Wir finden diese Kleinigkeit hier nicht gut. Wir bauen euch das anders hin. Aber jetzt sind wir auf einmal Partner:innen oder so. Und das war, fand ich, eine interessante Idee, sozusagen auch eine Verwaltung in so einer Art Partnerschaft ein bisschen zu drängen, indem man sagt: Hier sind Leute, die Verantwortung übernehmen. Wie machen Sie... Jörg: Die Stadt weiß ja gar nicht, ob das die Bedürfnisse gibt. Von daher müssen sie aber von Bürgern erst mal kommen. Genau. Herald: Und wie ist es passiert, dass das OK Lab da sozusagen an so ein, ich sag mal Bio Projekt gekommen ist? Jörg: Wir haben einfach eine Anfrage bekommen. Es gab einen linken Stadtrat, der hat das Berlin gesehen und hatte dann auch eine Eingabe in Stadtrat gemacht und ist dann auch auf uns zugekommen. Könnt ihr das nicht für Leipzig redeployen? Einfach so Zufall gewesen, der gut funktioniert, da hatten wir dann sogar mit Verzögerung aus einer anderen Ecke, der Stiftung Ecken Wecken, Input bekommen, die haben auch schon angefangen zu gießen, aber haben sich halt mit so einem Google Sheet beholfen und da hat man halt gesehen: okay, der Bedarf ist da und deswegen haben wir es dann gemacht. Herald: Ich erlebe das hier oft, dass es Leute gibt, die ein Bedürfnis haben, sozusagen in ihrer eigenen Straße oder in ihrer eigenen Umgebung etwas zu gestalten, denen aber genau diese technischen Skills fehlen, solche Plattformen aufzusetzen oder so.. Also ihr macht ja im wesentlichen Dienst, den ja eigentlich die Verwaltung selber machen könnte, wenn sie denn fit wäre. Jörg: Sie wollte genau. Sie hat ja schon. Die hat ja auch eine Seite, wo sie die Bäume anzeigt, wo man auch schon Patenschaften abschließen kann. Wenn man da ein PDF ausdruckt und das denen hinschickt. Aber so interaktiv ist es halt nicht. Herald: Das heißt, ihr zerrt im Wesentlichen alle auch sozusagen in die Möglichkeiten, die mit Digitalität, mit Open Source und natürlich aber auch mit dem Internet möglich sind. Genau. Ja, ich frage nochmal gerade: Gibt es Fragen an Jörg? Vielleicht kennt ihr das ja auch schon aus eurer Stadt. Vielleicht interessiert euch, wie man das deployen, sozusagen umsetzen kann bei euch in der Stadt. Da wäre vielleicht bei euch auch eine gute Ansprechstelle oder? Jörg: Definitiv, klar. Herald: Okay. Ja, lass mich schauen. Fragen. Fragen. Wir können ein bisschen plaudern, noch, weil wir keine Eingaben haben und darauf warten, dass uns Leute noch Fragen stellen. Kannst du vielleicht erzählen, was ihr noch kurz für Projekte habt, die sozusagen, wo ihr helft, sozusagen die Gesellschaft ein bisschen digitaler zu machen. Jörg: Ja, wir hatten so ein Telegram-Bot geschrieben, wo man ÖPNV Daten abfragen kann. Also letztendlich gibt man einfach ein: Okay, ich bin jetzt hier und gib mir jetzt mal die Haltestelle und die Abfahrtszeit. Das war ein Projekt gewesen, sonst hatten wir auch klimabezogenes, KlimaWatch unseren Beitrag geleistet. Um da zu zeigen, wie Leipzig gerade so steht in Erreichen von Klimazielen. Genau. Herald: Super. Ich will es nicht in die Länge ziehen, ich will aber auch allen die Chance geben wird, ihre Frage noch loszuwerden. Ja. Nee, tut mir leid, ich habe gerade nichts, aber ich danke dir sehr, dass du diesen Vortrag eingereicht hast. Es hat mich auf jeden Fall nochmal begeistert, weil tatsächlich mein Informationsstand ging: Da gibt es giesst den Kiez und es freut mich halt immer sehr, wenn solche Sachen nicht immer wieder von Null angefangen werden, sondern wenn genau diese Möglichkeit von Open Source und sozusagen der Kommunikation im Internet und natürlich auch, das Code For Netzwerk es ermöglicht, dass Dinge nachgenutzt werden. Das ist ja diese Nachhaltigkeit, von denen eigentlich immer alle reden und das finde ich relativ gut, wie das hier in dem Fall gelungen ist. Jörg: Danke! Herald: Okay, Jörg, dann danke ich dir für deinen Input und wünsche dir schon mal ein guten Rutsch! Wir kommen jetzt, ich sage es nochmal kurz an, zum letzten Talk unseres diesjährigen Programms. Da geht's auch um Daten fürs Gemeinwohl. Es geht um Drohnenflüge für Wikimedia Projekte. Da werden Holger und Raimond euch gleich noch ein bisschen was dazu erzählen, wie sie mit ganz tollen Bildmaterial Wikimedia aushelfen und für uns alle ein bisschen schöner machen. Das geht gleich weiter um 16.10. Also bleibt dran, tschüss. Jörg: Tschüss. Abspannmusik Untertitel erstellt von c3subtitles.de im Jahr 2021. Mach mit und hilf uns!