Ich werde Ihnen heute von einer
fantastischen Krankheit erzählen.
Ich nenne sie fantastisch, weil es
diesen Begriff nicht im Wörterbuch gibt.
Diese Krankheit heißt "Bronzemie",
und es heißt, dass die
daran leidenden Ärzte --
da Bronzemie von der sprachlichen Herkunft
die Menge an Bronze im Blut wäre --
also die Ärzte, die daran leiden, glauben,
sowie sie mit den Jahren beginnen,
sich mit Bronze zu füllen,
sie seien Volkshelden und
träumen davon, dass ihre Bronzestatue
eines Tages im Hof des Krankenhauses
oder der Klinik, wo sie arbeiteten, steht.
Diesen Begriff hörte ich
schon vor 30 Jahren
von Dr. Feijóo Osorio,
ein bekannter Cordobeser Arzt
einer chirurgischen Abteilung
im Krankenhaus hier in Córdoba,
in dem auch Assistenzprofessor
Narciso Hernández arbeitete;
denn viele sagen, dass Narciso Hernández
diesen Begriff "Bronzemie" geprägt hat;
aber seit ich auf ihn traf,
verwende ich ihn in der Lehre
und dieses Wort hat sich mir
für immer eingeprägt.
Narciso Hernández sagte, dass ein an
Bronzemie Erkrankter 2 Phasen durchläuft.
In der ersten Phase hat er Wichtigkitis,
in der er von sich glaubt,
wichtiger als alle anderen zu sein.
In der zweiten Phase ist es Immortalitis.
Wenn der Patient
in die letzte Phase eintritt
und die Bronze den ganzen
Körper durchströmt,
glaubt er wirklich, eine olympische
Statue und unsterblich zu sein.
Wo entwickelt sich diese Krankheit?
Im Allgemeinen an den Orten,
die mit einem hohen
intellektuellen Niveau prahlen,
und die ideale ökologische Umgebung
dafür ist zweifellos die Universität;
aber es wurden auch schon sehr
schwerere Fälle beschrieben,
vor Gerichten, in großen Sanatorien,
in Forschungsgemeinschaften
und Unternehmen sowie
in bekannten Sportorganisationen.
Und warum soll man es nicht erwähnen:
Beim gestrigen Mittagessen
nannte man mir auch die Politiker.
Eben bei dieser Art von Politikern
gibt es keine Vorgeschichte,
die auf Hochmut
und feierlichen Ernst, welche
der Bronzemie eigen sind, hinweist --
die Krankheit tritt
beim Politiker spontan auf.
Ebenso wichtig ist das Alter.
Allgemein tritt sie mit 45, 55 Jahren auf,
aber die schweren Fälle treten
zwischen 55 und 65 Jahren zutage;
wenn der Wunsch des Menschen,
über Dinge zu dozieren,
die er meistens nur sehr
oberflächlich gelesen hat,
im umgekehrten Verhältnis zu seinem Alter
und der Fähigkeit zu verstehen steht.
Das Geschlecht ist auch wichtig.
Man glaubte, dass es besonders
das männliche Geschlecht betraf;
aber ich glaube, dass wir mit dem
jetzigen Aufschwung des Feminismus --
wenn wir aktuelle, konkrete
Statistiken anfertigen würden --
auf eine große Anzahl von
Frauen mit Bronzemie kämen.
Und alle Autoren sind sich einig,
dass die Bronzemie bei Frauen
immer besonders schwerwiegend
und praktisch unheilbar war.
(Gelächter)
Die 3 häufigsten Symptome
der Bronzemiker sind:
der mentale Durchfall,
(Gelächter)
der temporärere Hörverlust
und das celophal-caudale Abbild.
Der mentale Durchfall zeichnet sich
durch übertriebene Geschwätzigkeit aus,
bei der der Bronzemiker über alles redet
und redet, was sein Gehirn hergibt.
In der Regel redet er hoch aufgerichtet
und so als spräche er
von einem Rednerpult.
Die temporäre Taubheit wird immer
von mentalem Durchfall begleitet.
Wenn der Bronzemiker redet und redet,
erfasst sein Gehör nichts.
Wenn der Bronzemiker spricht,
hört er niemandem zu.
Und das cephalo-caudale Abbild
gibt ihm beim Gehen
diese charakteristische Form:
erhobener Kopf und starrer Hintern,
wegen der Imprägnierung mit Bronze.
Einige Autoren sagen,
dass die Bronze sich zuerst
in den Füßen ansammelt
und danach bis zum Gehirn hochsteigt.
Wenn dem so wäre,
könnte es die Tatsache rechtfertigen,
dass die Bronzemiker
von Krankheitsbeginn an nicht mehr gehen,
sondern sich majestätisch platzieren.
(Gelächter)
Die Bronzemie ist jedoch
keine aktuelle Erscheinung.
Ich erzähle es Ihnen:
1500 Jahre vor Christus,
als sich im antikem Indien
die Trennung der sozialen Kasten
in 5 Kasten vollzog,
war die fünfte Klasse
die der Unberührbaren.
Sie hatten keinerlei Rechte,
nicht einmal das Recht
auf medizinische Versorgung.
Die vierte Kaste
bestand aus den untergeordneten Arbeitern,
die dritte Kaste aus den Händlern
und die zweite Kaste
war die Kaste der Vaisyas,
zu der die Ärzte gehörten,
und die erste Kaste
bestand aus den Königen.
Diese beiden,
die erste und die zweite Kaste,
sollten von den Göttern abstammen.
Vielleicht glaubt einer
dieser bronzemischen Ärzte,
dass sie von den Göttern abstammen.
In der Geschichte der Medizin
redeten bald alle auch von Galenus.
Galenus von Pergamon war ein Arzt,
der im kaiserlichen Rom im Jahr 162
praktizierte und der ein Bronzemiker war,
ein unbelehrbarer Selbstdarsteller.
Er sprach andauernd von
seinen großen Verdiensten,
von seinem Ruhm und er schmückte
alle seine Heilungen auf
eine wundersame Weise aus,
um die Leute noch mehr zu beeindrucken.
Aber in der heutigen Zeit
bin ich mir sicher, dass jeder von uns
in dem Bereich, in dem wir aktiv sind,
welcher das auch immer ist,
sicherlich mit Bronzemikern leben muss.
Ich nenne Ihnen eine sicherlich
verfrühte, jedoch präzises Tatsache.
Viele Autoren sagen, dass eines
der ersten Symptome
eines Bronzemikers
der allmähliche Verlust
der Fähigkeit zu lächeln ist.
Ich werde nicht weiter von den Symptomen
des Bronzemikers sprechen,
aber es ist sicher wichtig,
in diesem Vortrag zu erwähnen,
was wir machen können,
damit unsere jungen Ärzte
oder die jungen Leute sich
nicht mit Bronzemie infizieren.
Wir können nur mit
vollem Einsatz versuchen,
in ihre Gehirne den Wunsch zu implantieren
und an ihren Verstand zu appellieren,
ihren Kollegen, ihren Mitarbeitern,
und Patienten zu helfen.
Es ihnen einzupflanzen,
damit der Geist des Dienstes
am Nächsten erblüht.
Ich möchte aber zwischen Dienst und
dem Dienst am Menschen unterscheiden.
Vor vielen Jahren,
als ich meine Doktorarbeit im OP
für experimentelle Chirurgie verfasste,
sah ich wie ein Kaninchen einem anderen
die Fäden aus dem Lendenbreich zog.
Wir hatten bei ihnen eine OP
an den Lenden vorgenommen.
Dass ein Tier dem anderen die Fäden zieht,
ist in der Tierwelt nicht selten.
Sogar Tiere verschiedener Spezien
entfernen sich gegenseitig Dornen
oder Fremdkörper.
Dieses Kaninchen erwies in diesem Moment
dem anderen einen Dienst.
Denn genau das ist der Dienst -- ein Akt,
der instinktiv sein kann und
nicht den Verstand benötigt.
Dagegen steht die Hilfsbereitschaft,
der tiefe Wunsch, denen zu dienen,
die uns brauchen.
Es ist kein Akt, sondern eine Haltung,
eine Lebensfunktion.
Wenn die jungen Ärzte
sich nicht dafür rüsten, sich intensiv
vom Geist der Hilfsbereitschaft zu nähren,
bereiten sie sich darauf vor,
sich mit Bronzemie anzustecken.
Wir reden vom Geist
der Hilfsbereitschaft,
von der Art ihn einzuimpfen,
aber diese Dinge kann ich meinen
jungen Ärzten nicht per Erlass befehlen.
Ich kann nicht befehlen,
ab morgen denkt ihr so.
Ab morgen beginnt ihr,
eure Patienten zu mögen.
Das funktioniert nicht,
aber wir können mit
unserem täglichen Beispiel vorausgehen,
damit wir es in ihren Herzen
verwurzeln können,
in ihren dringlichen Wünschen,
ihren Kollegen und Patienten zu helfen.
Hier eine Geschichte,
damit es präsent bleibt.
Es gibt einen berühmten Maler,
der eine Ausstellung präsentierte,
die sich "Die Pforten des Herzen" nannte.
Diese Türen hatten verschiedene Farben.
Die Ausstellung war ein Erfolg,
wunderschöne Türen, Farbkombinationen;
aber es gab eine Person im Saal,
die sich in jede Tür stellte,
sie anschaute und zur nächsten ging.
Plötzlich hält sie vor einer inne.
Genau neben ihm ist der Maler.
Darauf sagt er ihm demütig:
"Verzeihung, wissen Sie,
die Türen, die Sie malen, sind schön,
aber ich bin Schlosser und ich möchte
Ihnen meine bescheidene Meinung mitteilen.
Wie ich sehe, haben
Ihre Türen keine Klinken.
Wie lassen sie sich öffnen?"
Der Maler antwortete: "Ich habe
viele Jahre darüber nachgedacht,
aber die Türen des Herzens
haben außen keine Klinken,
denn sie öffnen sich nur von innen."
Ich bin sicher,
dass Sie schon mit bronzemischen
Ärzten zu tun hatten
und vermutlich kann jeder von Ihnen
hier hoch kommen und uns erzählen,
welche Erfahrungen Sie mit
einem Bronzemiker gemacht haben,
welchen Berufs auch immer.
Ich werde Ihnen erzählen,
worum Bernie,
da er ein Pionier
der ganzheitlichen Medizin war,
drei junge Todkranke baten,
die wenige Tagen darauf starben,
als Bernie sie fragte:
"Was soll ich den jungen Ärzten sagen,
denn ich muss jetzt
beim Abschlussakt sprechen?
Welche Botschaft soll ich ihnen mitgeben?"
Diese Patienten sagten ihm:
"Dass sie an anklopfen,
bevor sie das Zimmer betreten,
dass sie sich beim Gehen verabschieden,
und dass sie uns grüßen.
Und dass sie uns in die Augen sehen,
wenn sie mit uns reden."
Keiner von ihnen bat darum,
dass sie das Heilmittel
für deren Krankheiten fänden,
sie wollten nichts weiter als Respekt.
Ich beende diesen Vortrag
mit diesem typischen
Stillstand des Alters.
Ich erzähle Ihnen eine wahre Begebenheit.
Sie ereignet sich in einem OP-Saal,
bei einer langen Operation.
Bei einem langwierigen chirurgischen
Eingriff müssen sie plötzlich
eine Krankenschwester ersetzen,
und als diese sich zurückzieht,
geht sie hinter dem Chirurgen vorbei,
einem Mann, der für seinen Dienst
am Nächsten bekannt war.
Geht hinter ihm vorbei,
streichelt ihm den Rücken,
gibt ihm einen Kuss und geht hinaus.
Für diesen Arzt war das
ein wunderschönes Geschenk.
Ein schönes Geschenk, denn das
schließt den Schmerz und die Liebe ein,
die der Arzt und die Schwester
gemeinsam fühlten,
die sie im OP-Raum
miteinander geteilt hatten.
Das gab dem Arzt die Kraft weiterzumachen,
und wie ein befreundeter
Chirurg sagen würde:
"Das Herz dieses Chirurgen
füllte sich mit Musik."
Die Götter in Weiß,
diese Ärzte, die mit Gott frühstücken
und dann absteigen,
um ihre Patienten zu versorgen,
diese bronzemischen Ärzte
oder Bronzemiker jeder Art,
jeden sozio-kulturellen Niveaus,
können solche Geschenke nicht empfangen,
denn sie fühlen sich allen
um sich herum überlegen,
sie sind unfähig, irgendetwas zu teilen.
Danke.
(Beifall)