(Musik) An einem durchschnittlichen Schultag werden viele Stunden damit verbracht, Antworten auf Fragen zu lernen, aber heute tun wir das Gegenteil. Auf diese Fragen hier könnt ihr keine Antwort lernen, da sie unbekannt sind. Als Junge habe ich über eine Menge Dinge gegrübelt, etwa: Wie wäre es wohl, ein Hund zu sein? Empfinden Fische Schmerz? Und Insekten? War der Urknall nur ein Unfall? Gibt es einen Gott? Und falls es so ist, könnte Gott nicht auch weiblich sein? Wieso leiden so viele unschuldige Menschen und Tiere so schrecklich? Gibt es einen Plan für mein Leben? Ist die Zukunft noch formbar oder steht sie bereits fest und wir können sie nur nicht sehen? Habe ich denn freien Willen? Wer bin ich überhaupt? Bin ich nur eine biologische Maschine? Aber wieso bin ich mir meiner bewusst? Was ist Bewusstsein? Werden Roboter sich eines Tages ihrer bewusst werden? Ich dachte immer, dass man mir eines Tages die Antworten auf all diese Fragen geben würde. Jemand muss es doch wissen, oder? Aber wisst ihr was? Niemand weiß es. Die meisten dieser Fragen bringen mich heute mehr ins Grübeln denn je. Aber das Eintauchen in diese Fragen bringt uns an die Grenzen des Wissens. Man weiß nie, was man dort findet. Also, zwei Fragen – die niemand auf der Erde beantworten kann. (Musik) "Wie viele Universen gibt es?" Manchmal auf einem Langstreckenflug schaue ich auf die Berge und Wüsten und versuche, die Größe unserer Erde zu begreifen. Und dann denke ich an etwas, das wir jeden Tag sehen und in das eine Million Erden passen würden: die Sonne. Eine unfassbare Größe. Aber im Gesamtbild ist sie nur ein kleiner Punkt einer von etwa 400 Milliarden Sternen in der Milchstraße, die wir in einer sternenklaren Nacht als blasses Nebelband am Himmel sehen. Aber schlimmer noch: 100 Milliarden Galaxien können unsere Teleskope entdecken. Wenn jeder Stern die Größe eines Sandkorns hätte, dann sind in der Milchstraße allein genug Sterne, um ein 10x10m großes Stück Strand einen Meter hoch mit Sand zu füllen. Und die gesamte Erde hat nicht genug Strände, um die Sterne im ganzen Universum darzustellen. So ein Strand wäre hunderte Millionen Meilen lang. Heiliger Stephen Hawking, das sind 'ne Menge Sterne. Aber er und andere Physiker glauben nun an eine noch unvorstellbar größere Realität. Die 100 Milliarden Galaxien in unseren Teleskopen sind wahrscheinlich nur ein winziger Teil davon. Das All selbst dehnt sich stetig beschleunigend aus. Die Mehrheit der Galaxien rasen so schnell von uns weg, dass ihr Licht uns nie erreichen könnte. Und doch ist unsere physische Existenz eng mit diesen entfernten, unsichtbaren Galaxien verbunden. Wir können sie als Teil unseres Universums betrachten. Zusammen ergeben sie eine gigantische Einheit, die denselben physikalischen Gesetzen folgt und aus den gleichen Atomen – Elektronen, Protonen, Quarks, Neutrinos – wie wir besteht. Doch deuten physikalische Theorien, wie die "String-Theorie", nun an, dass es noch unzählige weitere Universen gibt, die auf anderen Partikeltypen aufbauen, mit anderen Eigenschaften, anderen Gesetzen. In den meisten jener Universen wäre das Leben unmöglich, vielleicht existieren sie nur eine Nanosekunde lang. Dennoch: Die Kombination aller ergibt ein gewaltiges Multiversum möglicher Universen in bis zu 11 Dimensionen voller Wunder jenseits unserer wildesten Fantasien. Die führende String-Theorie vermutet ein Multiversum, das aus 10 hoch 500 Multiversen besteht. Das ist eine Eins mit 500 Nullen, eine gigantische Zahl: Hätte jedes Atom im beobachtbaren Universum sein eigenes Universum und in diesen Universen hätte jedes Atom wieder sein eigenes Universum und man wiederholte das noch zweimal, hätten wir immer noch nur einen kleinen Bruchteil davon: ein Billion-Billion-Billion-Billion-Billion-Billion-Billion-Billion- Billion-Billion-Billion-Billion-Billion-Billion-Billionstel. Und selbst diese Zahl ist winzig verglichen zu einer anderen Zahl: Unendlichkeit. Einige Physiker halten das Raum-Zeit-Kontinuum für unendlich, mit einer unendlichen Zahl an "Hosentaschen-Universen" mit unterschiedlichen Eigenschaften. Wie geht es eurem Gehirn? Die Quantentheorie setzt dem noch einen auf. Die Theorie ist als unzweifelhaft wahr bewiesen worden, aber eine Interpretation kann verblüffen und einige Physiker halten die Verblüffung nur für vermeidbar, wenn man sich vorstellt, dass riesige Mengen Paralleluniversen zu jedem Zeitpunkt entstehen und viele von ihnen unserem eigenen sehr ähnlich sind, und mehrere Kopien von euch enthalten. In einem dieser Universen schließt ihr mit Auszeichnung ab und heiratet euren Traumpartner, in einem anderen eher weniger. Einige Wissenschaftler halten das für Quatsch. Die einzige bedeutende Antwort auf die Frage nach der Anzahl der Universen ist eins. Nur ein Universum. Und ein paar Philosophen und Mystiker halten selbst unser eigenes Universum für eine Täuschung. Wie ihr also seht, gibt es zur Zeit nicht einmal im Ansatz Einigkeit bei dieser Frage. Wir wissen nur, dass die Antwort irgendwo zwischen Null und Unendlich liegt. Na ja, und wir wissen auch noch eins. Heute Physik zu studieren ist ganz schön spannend. Vielleicht steht uns der größte Paradigmenwechsel in der Wissengeschichte der Menschheit bevor. (Musik) "Warum finden wir keine Beweise für außerirdisches Leben?" Sicherlich gibt es in diesem riesigen Universum unzählige weitere Planeten, die vor Leben nur so strotzen. Aber wo sind die Beweise dafür? Diese berühmte Frage stellte Enrico Fermi 1950: Wo sind denn alle? Verschwörungstheoretiker behaupten, UFOs kommen ständig vorbei und die Berichte werden verschleiert, aber sie sind ehrlich gesagt nicht sehr überzeugend. Was bleibt, ist ein Rätsel. Im letzten Jahr fand das Kepler-Observatorium hunderte von Planeten um ganz nahe gelegene Sterne. Wenn wir diese Daten hochrechnen, könnte es eine halbe Billion Planeten allein in unserer Galaxie geben. Wenn nur ein Planet aus 10.000 Leben unterstützt, dann gäbe es immer noch 50 Millionen Planeten, auf denen das Leben möglich wäre, hier in unserer Milchstraße. Hier kommt das Rätsel: Unsere Erde formte sich erst 9 Milliarden Jahre nach dem Urknall. Unzählige andere Planeten hätten sich früher ausbilden und dem Leben eine Chance geben können – Milliarden, oder zumindest viele Millionen Jahre vor dem Geschehen auf der Erde. Hätten nur wenige von ihnen intelligentes Leben hervorgebracht und Technologien entwickelt, hätten diese Technologien Millionen von Jahren Zeit gehabt um immer komplexer und stärker zu werden. Auf der Erde haben wir gesehen, wie sehr Technologie in nur 100 Jahren fortschreiten kann. In Millionen Jahren hätte eine intelligente Zivilisation sich leicht in der Galaxie ausbreiten und vielleicht riesige Energiekollektoren schaffen können, oder kolonisierende Raumflotten oder grandiose Kunstwerke am Nachthimmel. Würden sie uns nicht wenigstens ihre Anwesenheit verraten, ob nun absichtlich oder nicht, mittels irgendwelcher elektromagnetischer Signale? Trotzdem haben wir keine überzeugenden Beweise. Wieso? Es gibt darauf viele mögliche Antworten, einige sind recht düster. Vielleicht hat eine einzige superintelligente Zivilisation die Galaxie übernommen und eine strikte Funkstille verordnet aus einer Paranoia vor möglichen Wettbewerbern. Sie wartet nur darauf, alles zu vernichten, das nach einer Bedrohung aussieht. Oder vielleicht sind sie nicht so intelligent. Vielleicht ist die Evolution einer Intelligenz, die fähig ist, eine fortschrittliche Technologie zu erschaffen, weitaus seltener als angenommen. Schließlich passierte es auf der Erde nur einmal in vier Milliarden Jahren. Und selbst das war vielleicht Zufall. Sind wir die erste einer solchen Zivilisation in unserer Galaxie? Oder trägt vielleicht jede Zivilisation die Samen ihrer eigenen Zerstörung mit sich, weil sie ihre eigenen Technologien nicht kontrollieren kann? Es gibt allerdings auch viele optimistischere Antworten. Erstens suchen wir nicht so sehr und geben kläglich wenig Geld dafür aus. Nur ein kleiner Teil der Sterne in unserer Galaxie ist gründlich auf interessante Signale untersucht worden. Oder vielleicht schauen wir nicht richtig hin. Vielleicht entdecken Zivilisationen bei ihrer Entwicklung schnell Kommunikationstechnologien, die viel fortschrittlicher und nützlicher als elektromagnetische Wellen sind? Vielleicht findet ja alles in der erst neulich entdeckten, mysteriösen dunklen Materie statt, der dunklen Energie, die die meiste Masse im Universum auszumachen scheint. Oder wir haben einfach den falschen Maßstab. Vielleicht haben intelligente Zivilisationen letztlich erkannt, dass Leben nur aus komplexen Informationsmustern besteht, die auf wunderbare Art miteinander interagieren, und dass dies im kleineren Rahmen effektiver vonstatten geht. So wie auf der Erde sperrige Stereoanlagen zu eleganten, winzigen iPods geschrumpft sind, hat vielleicht das intelligente Leben, um den ökologischen Fußabdruck zu verringern, sich mikroskopisch klein gemacht. Vielleicht wimmelt es im Sonnensystem vor Aliens und wir bemerken sie nicht. Vielleicht sind ja unsere Gedanken eine Form außerirdischen Lebens. OK, der Gedanke ist verrückt. Die Aliens sind daran schuld. Aber es ist toll, dass Ideen ein Eigenleben zu haben scheinen und ihre Schöpfer überleben. Vielleicht ist biologisches Leben nur ein Übergangszustand. In den nächsten 15 Jahren liegen uns vielleicht spektroskopische Daten von nahen Planeten vor, die uns zeigen, ob das Leben auf ihnen möglich ist. In der Zwischenzeit macht SETI, die Suche nach Extra-Terrestrischem Leben, ihre Daten öffentlich verfügbar. Millionen von Hobby-Wissenschaftlern, vielleicht sogar ihr, können so die Energie der Crowd in die Suche investieren. Und hier auf der Erde finden fantastische Experimente statt, die das Leben von Grund auf erschaffen wollen. Leben, das sich vielleicht sehr von uns bekannten DNA-Formen unterscheidet. Das alles hilft uns zu verstehen, ob das Universum vor Leben nur so übersprudelt oder ob es nur wir sind. Welche Antwort es auch ist, es wird atemberaubend sein, denn selbst wenn wir allein sind, dann wird der Fakt, dass wir denken, träumen und diese Fragen stellen, vielleicht zu einer der wichtigsten Tatsachen im Universum. Und ich habe noch eine gute Nachricht. Die Suche nach Wissen und Verständnis wird nie öde. Nie. Ganz im Gegenteil. Je mehr wir wissen, desto faszinierender scheint die Welt. Und all die Möglichkeiten, die unbeantworteten Fragen ziehen uns nach vorn. Also: Bleibt neugierig.