1
00:00:07,640 --> 00:00:12,140
[Katharina Grosse: Mit Farben malen]

2
00:00:12,800 --> 00:00:15,980
[Katharina Grosse Studio, Berlin, Deutschland]

3
00:00:16,240 --> 00:00:20,180
Ich muss das Gedicht hier auf
mein Handgelenk schreiben, --

4
00:00:20,180 --> 00:00:21,660
auf meinen Arm.

5
00:00:23,100 --> 00:00:24,660
Stilton cheese.

6
00:00:26,280 --> 00:00:29,760
Ich werde eine Weihnachtskarte machen,
für meine Freunde.

7
00:00:30,160 --> 00:00:35,960
Eine Seite der Karte wird das Foto von
einem Gedicht sein, das ich sehr mag.

8
00:00:36,800 --> 00:00:40,300
Ich habe es auf Papier geschrieben,

9
00:00:40,860 --> 00:00:43,860
und ich denke, vielleicht sieht es 
besser aus, auf meiner Haut.

10
00:00:46,380 --> 00:00:48,620
Als ich mit dem Malen angefangen habe, 
habe ich aufgehört zu lesen.

11
00:00:49,660 --> 00:00:52,820
In der Schule, liebte ich 
Sprachen und Lesen,

12
00:00:52,829 --> 00:00:56,000
und ich habe damit wirklich aufgehört,
als ich angefangen habe, zu malen.

13
00:00:56,000 --> 00:00:57,300
Und ich wusste nicht, warum.

14
00:00:57,300 --> 00:01:00,320
Es dauerte eine Weile, bis ich verstanden habe,
warum das gemacht habe.

15
00:01:01,760 --> 00:01:04,900
Es ist ein Gedicht von einem 
österreichischen Dichter,

16
00:01:04,900 --> 00:01:08,000
namens Ernst Jandl,

17
00:01:08,000 --> 00:01:13,980
und er machte viele wirklich fantastische
Gedichte, die rein aus Tönen bestehen...

18
00:01:14,000 --> 00:01:17,400
und, ja, die sind super faszinierend.

19
00:01:18,460 --> 00:01:24,180
Die linguistische Struktur zwingt 
zu einer gewissen Anordnung,

20
00:01:24,190 --> 00:01:26,890
wo die Sachen einander folgen, 
was sehr linear ist.

21
00:01:26,890 --> 00:01:30,950
Und mir wurde bewusst, dass Farbe
nicht so eine lineare Struktur hat;

22
00:01:31,310 --> 00:01:36,330
aber die Synchronizität beim Malen ist
super ansprechend für den Gedankengang.

23
00:01:36,330 --> 00:01:37,710
[Geräusch des Kamera-Handys]

24
00:01:41,700 --> 00:01:44,480
Okay, das müssen wir nochmal machen.

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00:01:48,900 --> 00:01:53,740
Es ist sehr selten, dass man etwas Tiefes
und Fundamentales über Farbe liest.

26
00:01:57,760 --> 00:02:01,240
Moderne Kritiker schreiben über das 
Konzept, und was sie sehen

27
00:02:01,250 --> 00:02:04,960
oder warum es geht, politisch oder sozial;

28
00:02:04,960 --> 00:02:10,260
aber, dass Malerei in Bezug auf Farbe
diskutiert wird, das passiert dann nicht.

29
00:02:13,180 --> 00:02:18,540
Interessanterweise ist Farbe als Element
immer mit beachtet worden, 


30
00:02:18,549 --> 00:02:22,900
was seit dem 17. Jahrhundert-- 
bis zu den großen Akademien in Paris als

31
00:02:22,900 --> 00:02:29,450
weibliches, weniger stabiles, weniger 
klares, und nicht so intelligentes Element

32
00:02:29,450 --> 00:02:32,650
diskutiert wurde, während das Konzept-- 
die Linie, die Zeichnung--

33
00:02:32,650 --> 00:02:39,210
männlicher, klarer, progressiver und 
intelligenterer Teil des Kunstwerkes war.

34
00:02:45,749 --> 00:02:50,769
Ich denke, dass ich mit diesem Erbe
interessant umgehe,

35
00:02:50,769 --> 00:02:55,849
weil Farbe so ein sehr, sehr wichtiges
räumliches Element ist in meinem Werk ist,

36
00:02:55,849 --> 00:03:00,219
in Bezug auf die kristallisierte, 
gebaute, materialisierte Welt,

37
00:03:00,219 --> 00:03:04,279
die Teil ist von dem, was ich mache, 
wenn ich mit Farbe im Raum arbeite.

38
00:03:05,269 --> 00:03:08,950
Ich mag dieses anarchische Potential
von Farbe.

39
00:03:08,950 --> 00:03:15,319
Ich sehe es sehr deutlich, dass die Farbe
die Grenzen des Objekts auflöst.

40
00:03:15,319 --> 00:03:18,359
Es gibt dann keine Subjekt-Objekt 
Beziehung mehr.

41
00:03:18,359 --> 00:03:22,980
Und ich denke, dass die Farbe das 
Potential hat, uns nachdenken zu lassen.

42
00:03:22,980 --> 00:03:26,920
[Johann König Gallery, Berlin, Germany]

43
00:03:27,560 --> 00:03:31,900
Es ist das erste Mal, dass ich Werke auf 
Papier zeige, in einer Show.

44
00:03:32,200 --> 00:03:33,200
Als ich von meinem jährlichen 
Surfurlaub zurück kam,

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00:03:33,200 --> 00:03:35,760
[LACHEN]

46
00:03:35,760 --> 00:03:39,900
Startete ich mit Arbeiten auf Papier und

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00:03:40,520 --> 00:03:41,859
habe dann daran weiter gearbeitet. Und
ich merkte, dass ich schnell weiter kam.

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00:03:41,859 --> 00:03:44,959
All die verschiedenen Handlungen 
begegnen sich auf der Oberfläche, so dass

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00:03:44,959 --> 00:03:47,629
es quasi ist, wie Gewalt in einem Film,

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00:03:47,629 --> 00:03:50,279
wo Zeit beschleunigt und komprimiert wird.

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00:03:50,279 --> 00:03:53,139
So, den Prozess des Denken und 
Handles verkürzend,

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00:03:53,139 --> 00:03:57,340
Also, ohne Widerstand an diesen 
kleinen Formaten zu arbeiten.

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00:03:58,240 --> 00:04:01,680
im Gegenteil zu den riesigen Werken, wo 
der Widerstand des Materials stark ist

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00:04:01,680 --> 00:04:05,520
und die Malerei weniger fließend 
und beweglich macht.

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00:04:05,520 --> 00:04:09,960
Was ich in meiner Arbeit mache, ist der 
Versuch ein paar dieser

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00:04:11,920 --> 00:04:15,159
schnellen Gedanken ein zu fange, 
die durch mein Gehirn schießen,

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00:04:15,159 --> 00:04:18,090
und vielleicht ist Malerei einer der
Wege, um diese dann

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00:04:18,090 --> 00:04:20,870
sichtbar und verständlich zu machen, 
für mich selbst.