Auf langer mühevoller Suche im Wald
nach essbaren Körnern und Kräutern
erlitt der göttliche Bauer Shennong
versehentlich 72 Vergiftungen.
Doch bevor das Gift sein Leben beendete,
wehte ihm ein Blatt in den Mund.
Beim Kauen wurde er neu belebt;
und damit hatte er den Tee entdeckt.
So besagt es zumindest eine alte Legende.
In Wahrheit heilt er keine Vergiftgung,
aber die Geschichte Shennongs,
Chinas sagenumwobenem
Erfinder des Ackerbaus,
betont die Bedeutung des Tees
im alten China.
Archäologische Beweise legen nahe,
dass Tee dort schon
vor 6 000 Jahren kultiviert wurde,
oder 1 500 Jahre, bevor die Pharaonen
die Pyraminden von Gizeh erbauten.
Die erste Teepflanze Chinas
ist dieselbe Art,
die heute überall angepflanzt wird,
zunächst wurde sie aber
ganz anders konsumiert.
Sie wurde als Gemüse gegessen
oder mit Getreidebrei gekocht.
Erst vor 1 500 Jahren
wurde sie vom Essen zum Getränk,
als man bemerkte, dass die Kombination
von Hitze und Feuchtigkeit
aus dem Grünzeug viele
Geschmacksrichtungen erzeugen konnte.
Nach Jahrhunderten
wechselnder Vorbereitungsmethoden
wurde es üblich Tee zu erhitzen,
in tragbare Kuchen zu formen,
zu Pulver zu zermahlen,
mit heißen Wasser zu mischen
und ein Getränk namens
Muo Cha oder Matcha herzustellen.
Es war so beliebt, dass eine eigene
chinesische Teekultur entstand.
Tee wurde Gegenstand von Buch und Poesie,
zum Lieblingsgetränk von Kaisern
und Medium für Künstler.
Sie zeichneten erstaunliche Bilder
in den Teeschaum,
fast wie die Espressokunst,
die man heute in Cafés sehen kann.
Im 9. Jahrundert
während der Tang-Dynastie
brachte ein japanischer Mönch
die erste Teepflanze nach Japan.
Die Japaner entwickelten
schließlich ihre eigenen Teerituale,
woraus die japanische
Teezeremonie entstand.
Im 14. Jahrhundert
während der Ming-Dynastie
änderte der chinesische Kaiser die Norm
von in Kuchen gepresstem Tee
hin zum losen Blatt.
Damals hielt China praktisch
das Monopol über die Teepflanzen der Welt,
und Tee war neben Porzellan und Seide
eines der drei Hauptexportgüter Chinas.
Dies verlieh China große Macht
und wirtschaftlichen Einfluss,
als Teetrinken sich
in aller Welt verbreitete.
Ernsthaft begann diese Verbreitung
im frühen 16. Jahrhundert,
als niederländische Händler große Mengen
Tee nach Europa brachten.
Oft wird Katharina von Braganza,
einer Adligen aus Portugal, zugesprochen,
Tee bei der englischen Aristokratie
eingeführt zu haben,
als sie 1661 König Karl II heiratete.
Damals war Großbritannien dabei,
seinen kolonialen Einfluss zu vergrößern
und die neue führende Weltmacht zu werden.
Während Großbritannien wuchs,
stieg das Interesse an Tee in aller Welt.
1700 verkaufte sich Tee in Europa
für den zehnfachen Preis von Kaffee
und immer noch wurde die Pflanze
nur in China angebaut.
Der Teehandel war so lukrativ,
dass das schnellste Segelschiff
der Welt, der Klipper,
aus dem heftigen Wettstreit
der westlichen Händler hervorging,
die alle ihren Tee als erste
heimbringen wollten,
um ihre Gewinne zu steigern.
Zunächst bezahlte Britannien den
ganzen chinesischen Tee mit Silber.
Als das zu teuer wurde,
schlugen sie den Tausch von Tee
gegen eine andere Substanz vor, Opium.
In China begann damit
ein Gesundheitsproblem,
als Leute von der Droge abhängig wurden.
1839 befahl ein chinesischer Beamter
seinen Männern schließlich
die Vernichtung britischer Opiumladungen
um Britanniens Einfluss
auf China zu senken.
Dieser Akt löste den ersten Opiumkrieg
zwischen den beiden Nationen aus.
Bis 1842 wüteten Kämpfe
die chinesische Küste entlang,
bis die geschlagene Qing-Dynastie
den Hafen von Hong Kong den Briten übergab
und den für sie nachteiligen
Handel wiederaufnahm.
Der Krieg schwächte Chinas Weltstellung
länger als ein Jahrhundert.
Die britische East India Company
wollte auch selbst Tee anbauen können
und den Markt noch mehr beherrschen.
So beauftragten sie
den Botaniker Robert Fortune
in einer Geheimoperation
Tee aus China zu stehlen.
Verkleidet begab er sich
auf die gefahrvolle Reise
durch Chinas bergige Teeregionen,
um schließlich Teepflanzen
und erfahrene Arbeiter
nach Darjeeling in Indien zu schmuggeln.
Von dort verbreitete sich
die Pflanze weiter
und Tee wurde rasch zum Alltagsgut.
Als Getränk steht Tee heute nach Wasser
weltweit auf Platz zwei;
vom zuckrigen türkischen Reistee
bis zum salzigen Buttertee in Tibet
gibt es fast so viele Arten
der Zubereitung
wie Kulturen auf dem Erdball.