Wie so viele hier gehöre ich zu den Glücklichen. In meiner Familie wurde Bildung großgeschrieben. Doktorin in der dritten Generation, Tochter zweier Akademiker. Als Kind spielte ich oft im Universitätslabor meines Vaters. Es war also selbstverständlich, dass ich einige der besten Universitäten besuchte, was mir wiederum eine Welt voller Möglichkeiten eröffnete. Leider haben die meisten Menschen auf der Welt nicht so viel Glück. In einigen Teilen der Welt, z. B. in Südafrika, ist Bildung nur schwer zugänglich. Das Bildungssystem in Südafrika wurde zu Zeiten der Apartheid für die weiße Minderheit entwickelt. Dadurch gibt es heutzutage einfach nicht genügend Plätze für die vielen Menschen, die eine hochwertige Ausbildung wollen und verdienen. Dieser Mangel führte im Januar diesen Jahres zu einer Krise an der University of Johannesburg. Es gab noch ein paar freie Studienplätze im Standardzulassungsverfahren, und in der Nacht, bevor die Registrierung für diese Plätze beginnen sollte, stellten sich Tausende von Menschen in einer kilometerlangen Schlange vor dem Tor an. Sie hofften, einen dieser Plätze zu ergattern. Als sich die Tore öffneten, kam es zu einer Massenpanik, bei der 20 Menschen verletzt wurden und eine Frau starb. Es war eine Mutter, die bei dem Versuch, ihrem Sohn ein besseres Leben zu ermöglichen, ihr Leben verlor. Aber selbst in Teilen der Welt wie den Vereinigten Staaten, wo Bildung vorhanden ist, ist sie nicht unbedingt erreichbar. In den letzten Jahren wurde viel über die steigenden Kosten im Gesundheitswesen diskutiert. Viele wissen vielleicht nicht, dass sich in der gleichen Zeit die Studiengebühren um fast das Zweifache erhöht haben, seit 1985 um insgesamt 559%. Dadurch wird Bildung für viele unbezahlbar. Selbst jenen mit einer Hochschulausbildung bietet sich nicht unbedingt die passende Gelegenheit. Nun knapp über die Hälfte der derzeitigen Hochschulabsolventen in den Vereinigten Staaten hat tatsächlich einen Job, der diese Qualifikation voraussetzt. Natürlich gilt dies nicht für Studierende, die an Top-Hochschulen abschließen, doch für viele andere zahlen sich die investierte Zeit und Mühe nicht aus. Tom Friedman brachte unsere Bemühung in seinem jüngsten Artikel in der New York Times unnachahmbar auf den Punkt: "Große Durchbrüche finden statt, wenn das plötzlich Mögliche auf das verzweifelt Benötigte trifft." Über das verzweifelt Benötigte habe ich bereits gesprochen. Kommen wir zu dem plötzlich Möglichen. Das plötzlich Mögliche wurde durch drei große Stanford-Kurse gezeigt, die alle jeweils mehr als 100.000 Teilnehmende hatten. Zur Verdeutlichung sehen Sie hier den Kurs "Maschinelles Lernen" meines Kollegen und Mitbegründers Andrew Ng. Andrew unterrichtet einen der größeren Stanford-Kurse. Er handelt von maschinellem Lernen und jedes Mal nehmen 400 Studierende teil. Als Andrew den Kurs Maschinelles Lernen öffentlich unterrichtete, registrierten sich 100.000 Menschen. Um Ihnen die Dimension zu verdeutlichen: Wenn Andrew die gleiche Zahl an Zuhörern mit seinem Stanford-Kurs erreichen wollte, würde dies 250 Jahre in Anspruch nehmen. Das wäre für ihn natürlich ziemlich langweilig. Als wir die Wirkung des Angebots sahen, entschieden Andrew und ich, dass wir es vergrößern mussten um so vielen Menschen wie möglich die bestmögliche Bildung anzubieten. Wir gründeten Coursera mit dem Ziel, die besten Kurse der besten Dozenten an den besten Universitäten Menschen rund um die Welt kostenlos anzubieten. Derzeit bieten wir auf der Plattform 43 Kurse von vier Universitäten aus den unterschiedlichsten Fachrichtungen an. Ich möchte Ihnen einen kurzen Überblick geben, wie das aussieht. (Video) Robert Ghrist: Willkommen bei "Analysis". Ezekiel Emanuel: Fünfzig Millionen Menschen sind nicht versichert. Scott Page: Anhand von Modellen können wir effizientere Institutionen und Richtlinien entwerfen. Wir erreichen unglaubliche Segregation. Scott Klemmer: Bush nahm also an, dass man zukünftig eine Kamera mitten auf der Stirn tragen würde. Mitchell Duneier: Mills möchte, dass Soziologie- studenten eine Qualität der Denkweise entwickeln. RG: Das hängende Kabel nimmt die Form eines hyperbolischen Kosinus an. Nick Parlante: Setzen Sie bei allen Pixeln des Bildes 'rot' auf Null. Paul Offit: ... Durch Impfungen konnte Polio ausgerottet werden. Dan Jurafsky: Bedient Lufthansa Frühstück und San Jose? Das klingt sehr komisch. Daphne Koller: Welche Münze wählen Sie also und wie werden Sie sie werfen? Andrew Ng: Beim maschinellen Lernen erstellen wir rechnerische ... (Applaus) DK: Es ist nicht überraschend, dass es Studierenden gefällt, die besten Inhalte von den besten Universitäten kostenlos zu erhalten. Seit dem Launch der Website im Februar hatten wir 640.000 Studierende aus 190 Ländern. Es gab 1.5 Millionen Anmeldungen, und in den 15 angebotenen Kursen wurden bisher 6 Millionen Quizze eingereicht und 14 Millionen Videos angeschaut. Aber es geht nicht nur um Zahlen, es geht auch um Menschen. So wie Akash, der aus einer kleinen indischen Stadt kommt und wohl nie Zugang zu einem hochwertigen Stanford-Kurs gehabt hätte und ihn wohl auch nie hätte bezahlen können. Oder die alleinerziehende zweifache Mutter Jenny, die ihre Kenntnisse aufbessern möchte, damit sie ihren Master-Studiengang abschließen kann. Das ist Ryan, der nicht zur Universität gehen kann, da seine Tochter an Immundefizienz litt und er nicht riskieren wollte, Bakterien ins Haus zu bringen. Deswegen konnte er das Haus nicht verlassen. Es freut mich sehr Ihnen mitzuteilen – wir haben vor kurzem mit Ryan korrespondiert – diese Geschichte hat ein Happyend. Seiner kleinen Tochter Shannon – hier links im Bild – geht es viel besser, und Ryan fand einen Job, nachdem er einige unserer Kurse belegt hatte. Was war das Besondere an diesen Kursen? Online-Kurse gibt es ja schließlich schon eine ganze Weile. Das Besondere war die Erfahrung, einen echten Kurs zu belegen. Er begann an einem festgelegten Tag, und ab da schauten die Studierenden wöchentlich Videos und machten Hausaufgaben. Diese Hausaufgaben waren echt, mit echten Noten und einem echten Abgabetermin. Hier sind die Abgabetermine und die Nutzungskurve. Die Spitzen zeigen, dass Prokrastination ein weltweites Phänomen ist. (Lachen) Nach Abschluss des Kurses erhielten die Studierenden ein Zertifikat. Sie konnten das Zertifikat einer Bewerbung beilegen und einen besseren Job bekommen, was viele unserer Studierenden gemacht haben. Einige Studierende legten ihr Zertifikat bei ihrer Bildungseinrichtung vor und ihnen wurden dafür echte Leistungspunkte angerechnet. Für diese Studierende zahlten sich die investierte Zeit und Mühe aus. Ich möchte nun ein wenig über die Merkmale der Kurse sprechen. Zum einen führt das Fehlen eines wirklichen Unterrichtsraums und die Nutzung von Material, das explizit für Online-Formate entworfen wird, beispielsweise zur Loslösung von der starren 60-minütigen Vorlesung. Das Material kann zum Beispiel in kleine, modulare Einheiten von 8 bis 12 Minuten aufgebrochen werden, die jeweils ein kohärentes Konzept aufweisen. Studierende können das Material entsprechend ihres Vorwissens, ihrer Fähigkeiten und ihres Interesses auf unterschiedliche Weise bearbeiten. So können manche Studierende von Vorbereitungsmaterialien, die andere Studierende schon besitzen, profitieren. Andere Studierende sind vielleicht an Zusatzmaterial interessiert, mit dem sie sich genauer befassen möchten. Dieses Format erlaubt es also, von dem Bildungsmodell abzukommen, bei dem jeder das Gleiche vorgesetzt bekommt. Es erlaubt Studierenden einen stark individualisierten Studienplan. Uns Ausbildern ist natürlich klar, dass Studierende nichts lernen, wenn sie bloß dasitzen und Videos anschauen. Das wichtigste Merkmal unserer Überlegungen ist daher vielleicht, dass wir Studierende anregen müssen, das Material anzuwenden, damit sie es wirklich verstehen. Eine Reihe von Studien belegt die Bedeutung von Übungen. Diese erschien letztes Jahr in "Science" und zeigt beispielsweise, dass schon einfache Abfragen, bei denen Studierende nur wiederholen müssen, was sie schon gelernt haben, zu auffällig verbesserten Ergebnissen bei späteren Leistungstests führt als viele andere Ausbildungsmaßnahmen. Daher haben wir versucht, Abfragen und viele andere Übungsformen auf der Plattform zu integrieren. So sind auch unsere Videos nicht nur bloß Videos. Das Video wird alle paar Minuten unterbrochen und den Studierenden wird eine Frage gestellt. (Video) SP: Diese vier Aspekte. Prospect Theory, hyperbolische Diskontierung, Tendenz zum Status quo, Prävalenzfehler. Alle sind gut dokumentiert. Alle sind gut dokumentierte Abweichungen des rationalen Verhaltens. DK: Hier unterbricht das Video und die Studierenden tippen die Antwort in die Box und senden sie ab. Es ist klar, sie haben nicht aufgepasst. (Lachen) Also versuchen sie es noch einmal, und dieses Mal stimmt die Antwort. Auf Wunsch gibt es eine optionale Erklärung. Dann geht das Video mit dem nächsten Teil weiter. Es mag eine recht einfache Frage sein, die ich als Dozentin im Kurs stelle, aber wenn ich so etwas im Kurs frage, sind 80% der Studierenden immer noch damit beschäftigt, meine letzten Worte zu notieren, 15% sind abgelenkt von Facebook und dann gibt es diesen Besserwisser in der ersten Reihe, der die Antwort heraus posaunt, bevor irgendjemand sonst die Möglichkeit hatte, darüber nachzudenken, und ich als Dozentin bin super glücklich, dass tatsächlich jemand die Antwort wusste. Und die Vorlesung geht weiter, bevor die meisten Studierenden überhaupt gemerkt haben, dass eine Frage gestellt worden ist. Hier muss sich jeder einzelne Studierende mit dem Material befassen. Diese einfachen Abfragen sind natürlich nicht das Ende vom Lied. Es müssen viel mehr sinnvolle Übungsaufgaben eingebaut werden, und die Studierenden müssen Feedback zu diesen Übungsaufgaben erhalten. Doch wie kann man die Übungen von 100.000 Studierenden bewerten, wenn nicht 10.000 Tutoren zur Verfügung stehen? Die Lösung – wir müssen Technologie benutzen, um dies zu bewerkstelligen. Glücklicherweise hat sich die Technologie weit entwickelt, und wir können heutzutage eine ganze Reihe von interessanten Aufgabentypen bewerten. Zusätzlich zu Multiple Choice und den kompakten Frage-Antwort-Aufgaben aus dem Video können wir auch Mathematik, mathematische Begriffe und auch mathematische Abweichungen bewerten. Wir können Modelle bewerten, egal ob Finanzmodelle in einem Wirtschaftskurs oder physikalische Modelle in einem natur- oder ingenieurwissenschaftlichen Kurs. Wir können ebenso einige sehr komplizierte Programmieraufgaben bewerten. Das hier ist wirklich ziemlich einfach und sehr anschaulich. Informatik-Studierende aus dem Stanford Kurs 101 sollen die Farben des verschwommenen roten Bilds korrigieren. Sie tippen ihre Antwort in den Browser, und sie sehen, die Antwort ist nicht ganz richtig, die Freiheitsstatue ist noch ein wenig seekrank. Also versuchen es die Studierenden noch einmal und nun klappt es. Sie bekommen grünes Licht und können die nächste Aufgabe beginnen. Die Möglichkeit, aktiv mit dem Material zu interagieren und zu wissen, ob man falsch oder richtig liegt, ist eine elementare Lernerfahrung. Es ist klar, dass wir noch nicht den gesamten Umfang an Aufgaben für alle Kurse bewerten können. Insbesondere fehlt es noch an kritischer Denkweise, die so elementar für Bereiche wie Geistes-, Sozialwissenschaften, Wirtschaft und so weiter ist. So wollten wir einige unserer Kollegen der Geisteswissenschaften überzeugen, dass Multiple Choice keine so schlechte Sache ist. Das hat nicht wirklich gut geklappt. Wir mussten alternative Lösungen finden. So kamen wir schlussendlich zur Peer-Bewertung. Frühere Untersuchungen wie die von Saddler und Good hatten festgestellt, dass Peer-Bewertung ein erstaunlich effektiver Weg ist, reproduzierbare Bewertungen zu erhalten. Es wurde nur in kleinen Kursen getestet, doch dort zeigte sich z. B., dass die Bewertung durch die Studierenden auf der y-Achse ziemlich genau denen der Dozenten auf der x-Achse entsprachen. Noch erstaunlicher ist, dass Selbstbewertung, wo Studierende also ihre eigenen Aufgaben kritisch prüfen – so lange Sie ihnen einen passenden Anreiz bieten, so dass sie sich selbst nicht die volle Punktzahl geben – noch genauer mit den Bewertungen des Dozenten übereinstimmen. Dies ist also ein wirkungsvoller Weg, um in diesem Umfang zu bewerten, und es ist eine sehr gute Lernstrategie für Studierende, denn sie lernen von dieser Erfahrung. Wir haben also die größte jemals erdachte Peer-Bewertung-Abfolge, in der abertausende Studierende gegenseitig die Aufgaben bewerten, und zwar – offen gesagt – sehr erfolgreich. Doch das alles dreht sich nicht nur um Studierende, die allein zu Hause hocken und sich durch Aufgaben arbeiten. Zu jedem Kurs haben sich Gruppen von Studierenden formiert, eine globale Menschengruppe versammelte sich um eine intellektuelle Herausforderung. Das hier ist eine selbst gestaltete Karte von Studierenden des Princeton-Kurses Soziologie 101, in dem sie sich auf einer Weltkarte markiert haben, und man kann wirklich die weltumspannende Reichweite dieser Sache sehen. In diesen Kursen haben Studierende auf verschiedenste Arten zusammen gearbeitet. Zuallererst gab es ein Frage-Antwort-Forum, in dem Studierende Fragen stellten, und andere Studierende beantworteten diese. Das wirkliche Tolle ist: Es gab so viele Studierende, und wenn ein Studierender eine Frage um drei Uhr morgens stellte, gab es irgendwo auf der Welt jemanden, der wach war und an der gleichen Aufgabe saß. So kam es in vielen unserer Kurse dazu, dass die durchschnittliche Reaktionszeit bei einer Frage in einem Frage-Antwort-Forum bei 22 Minuten lag. Ich konnte so einen Service meinen Studierenden bei Stanford nie bieten. (Lachen) Die Aussagen der Studierenden besagen folgendes: Sie sind der Meinung, dass sie sich aufgrund der großen Online-Gemeinschaft auf vielerlei Arten miteinander austauschen konnten, und das war intensiver als zu gleicher Gelegenheit im Kursraum. Studierende organisierten sich auch ohne unser Zutun in kleinen Studiengruppen. Einige waren reale Studiengruppen mit geographischen Beschränkungen, und sie trafen sich einmal pro Woche, um die Aufgaben durchzuarbeiten. Das ist die Studiengruppe in San Francisco, doch es gab sie überall auf der Welt. Andere waren virtuelle Studiengruppen, organisiert nach Sprachen oder Kulturen, und hier unten links sehen Sie unsere multikulturelle, universelle Studiengruppe mit Menschen, die explizit mit Menschen aus anderen Kulturen Kontakt aufnehmen wollten. Aus diesem Gefüge ergaben sich einige bedeutende Möglichkeiten. Zuallererst ermöglicht es uns, einen beispiellosen Einblick auf das menschliche Lernen zu bekommen. Die Daten, die wir hier gewinnen, sind nämlich einzigartig. Man kann jeden Klick, jede Einsendung von Hausaufgaben, jeden Foren-Beitrag von Tausenden von Studierenden sammeln. Man kann also bei der Untersuchung des menschlichen Lernens vom hypothetischen Modus zum datenbasierten Modus wechseln. Das ist eine Transformation, die zum Beispiel die Biologie revolutionierte. Man kann die Daten verwenden und solch fundamentale Fragen beantworten wie den Unterschied zwischen guten Lernstrategien und solchen, die nicht effektiv sind. Im Bezug auf bestimmte Kurse kann man sich fragen, welche die häufigsten Missverständnisse sind und wie man den Studierenden helfen kann, diese zu beheben. Hier ist ein Beispiel, das auch aus Andrews Kurs zum maschinellem Lernen stammt. Hier sehen wir die Verteilung der falschen Antworten bei einer von Andrews Aufgaben. Die Antwort sind ein paar Zahlen, also kann man sie in dieser zweidimensionalen Grafik eintragen. Jedes kleine Kreuz ist eine andere, falsche Antwort. Das große Kreuz oben links zeigt, dass 2000 Studierende die gleiche falsche Antwort gaben. Wenn zwei Studierende unter 100 die gleiche falsche Antwort gäben, würde man es niemals wahrnehmen. Aber wenn 2000 Studierende die gleiche falsche Antwort geben, ist es schwer zu übersehen. Andrew schaute sich also mit seinen Studierenden ein paar Aufgaben an. Sie erkannten den Grund für das Missverständnis und dann formulierten sie eine passgenaue Fehlermeldung, die alle Studierende erreichte, deren Antwort diesen Fehler aufwies. Das bedeutet, dass Studierende, die den gleichen Fehler machten, nun ein personalisiertes Feedback erhielten und viel exakter erfuhren, wie sie das Missverständnis beheben konnten. Diese Personalisierung ist etwas, das man durch große Zahlen aufbauen kann. Personalisierung ist dabei vielleicht eine der besten Gelegenheiten, denn sie ermöglicht uns, ein 30 Jahre altes Rätsel zu lösen. 1984 veröffentlichte der Bildungsforscher Benjamin Bloom etwas, das '2-Sigma-Problem' heißt. Er beobachtete dies bei drei Populationen. Die erste Population studierte vorlesungsbasiert. Die zweite Studierendenpopulation lernte vorlesungsbasiert, doch basierend auf dem Konzept des Könnens, sodass Studierende nur mit dem nächsten Thema beginnen konnten, wenn sie ihr Können beim vorherigen unter Beweis gestellt hatten. Schließlich gab es noch eine Studierendenpopulation, die persönlich durch einen Tutor betreut wurde. Die könnenbasierte Population wies die Standard-Abweichung, d. h. Sigma, auf, denn ihre Leistungen waren besser als im regulären, vorlesungsbasierten Kurs. Die individuelle Betreuung ergibt eine Verbesserung der Leistung von 2 Sigma. Um zu verstehen, was das bedeutet, schauen wir uns den vorlesungsbasierten Kurs an und nehmen die durchschnittliche Leistung als Schwellenwert. In dem vorlesungsbasiertem Kurs sind nun also die Hälfte der Studierenden über diesem Wert und die andere Hälfte darunter. Bei der individuellen Betreuung sind 98% der Studierenden über dem Schwellenwert. Stellen Sie sich vor, wir könnten so unterrichten, dass 98% der Studierenden überdurchschnittlich wären. Deswegen das 2-Sigma-Problem, denn wir können es uns als Gesellschaft nicht leisten, jedem Studierenden einen menschlichen Tutor zur Seite zu stellen. Doch vielleicht können wir es uns leisten, jedem Studierenden einen Computer oder ein Smartphone zu verschaffen. Die Frage ist also, wie wir Technologie nutzen können, um von der linken Seite des Graphen, von der blauen Kurve, zur rechten Seite mit der grünen Kurve zu drängen? Können kann mithilfe eines Computers leicht erreicht werden, denn Computer ermüden nicht, wenn sie ein Video fünf Mal zeigen. Ebenso ermüden sie nicht, wenn sie eine Arbeit viele Male bewerten. Das haben wir bei etlichen Beispielen gesehen, die ich vorgestellt habe. Wir sehen sogar den Beginn von Personalisierung, entweder durch einen personalisierten Studienplan oder durch personalisiertes Feedback, dass wir Ihnen zeigten. Das Ziel ist dabei also zu versuchen und zu drängen, und zu sehen, wie weit wir in Richtung der grünen Kurve kommen können. Nun – wenn dies so grandios ist, sind Universitäten nun obsolet? Tja, Mark Twain dachte das jedenfalls. Er sagte: "Das College ist ein Ort, an dem die Vorlesungsnotizen des Professors direkt in die Vorlesungsnotizen der Studierenden gehen, ohne durch das Gehirn des einen oder anderen gegangen zu sein." (Lachen) Ich bin jedoch anderer Ansicht als Mark Twain. Denn meiner Meinung nach beschwert er sich nicht über Universitäten, sondern vielmehr über das vorlesungsbasierte Format, auf das viele Universitäten viel Zeit verwenden. Gehen wir noch weiter zurück zu Plutarch, der sagte: "Der Verstand ist kein Gefäß, das gefüllt werden muss, sondern Holz, das entfacht werden muss." Vielleicht sollten wir weniger Zeit an den Universitäten damit verbringen, den Verstand unserer Studierenden in Vorlesungen mit Inhalt zu füllen, sondern viel eher ihre Kreativität entfachen, ihre Vorstellungskraft und ihre Problemlösungsfähigkeiten, indem wir tatsächlich mit ihnen reden. Wie können wir das erreichen? Wir schaffen das, indem wir aktives Lernen im Kursraum fördern. Es gibt zahlreiche Studien, wie diese hier, die zeigen, dass die Anwendung von aktivem Lernen, von Interaktion mit Studierenden im Kursraum, die Leistung in jedem Bereich verbessert – Anwesenheit, Beteiligung und Lernen, wie durch einen standardisierten Test bewiesen. So kann man etwa sehen, wie der Wert für Leistung sich fast verdoppelt in diesem Experiment. Vielleicht sollten wir so unsere Zeit an den Universitäten verwenden. Zusammenfassend lässt sich fragen: Was würde passieren, wenn wir jedem auf der Welt hochwertige Bildung bieten könnten. Drei Dinge. Erstens würde Bildung als fundamentales Menschenrecht etabliert und jeder Mensch auf der Welt, der die Fähigkeit und die Motivation besitzt, könnte sich die Fertigkeiten aneignen, die man braucht, um ein besseres Leben zu erreichen, für sich selbst, die Familie und die Gemeinschaft. Zweitens würde es lebenslanges Lernen ermöglichen. Es ist eine Schande, dass so viele Menschen nicht mehr weiter lernen, wenn sie die Schule oder Hochschule abschliessen. Wenn diese großartigen Informationen zugängig wären, könnten wir immer dann etwas Neues lernen, wann immer wir wollten, sei es um den Verstand zu erweitern oder unser Leben zu verändern. Schließlich würden wir eine Innovationswelle auslösen, denn tolle Talente gibt es überall. Vielleicht lebt der nächste Albert Einstein oder der nächste Steve Jobs irgendwo in einem entlegenen afrikanischen Dorf. Wenn wir dieser Person Bildung bieten könnten, könnte sie die nächste große Idee haben und die Welt dadurch für uns alle verbessern. Vielen Dank. (Applaus)